Chapter

Der politische Prozess

Authors:
To read the full-text of this research, you can request a copy directly from the author.

Abstract

Politik ist Handwerk, vielleicht, Kunst, aber gewiss keine Wissenschaft. Dieses Vorurteil ist ebenso alt wie zählebig. Alle Versuche, Politik wissenschaftlich zu deuten, stoßen seit langem auf eine tiefverwurzelte Skepsis. „Alle Politik ist Kunst. Sie bewegt sich in der Welt der historischen Taten, verwandelt sich und treibt neue Bildungen hervor, während wir reden. Daher muss jede Theorie mangelhaft bleiben.“ Diese grundsätzliche, aus dem vorletzten Jahrhundert stammende Absage des Historikers Heinrich von Treitschke 1 an eine wissenschaftliche Beschäftigung mit der Politik fordert die Politik wissenschaft dazu heraus, die Instrumente und Ergebnisse ihrer Bemühungen um die Entzauberung des Staates und die Erklärung, der Politik offenzulegen. 2Dabei kann sich diese Disziplin auf eine lange, ehrwürdige Tradition berufen. Schon Aristoteles hat es als eine „Aufgabe des politischen Denkens und Forschens“ bezeichnet der Frage nachzugehen, „…welche Staatsform nun und welcher Zustand des Staates der beste sei, mag nun die Beteiligung am Staate für alle wünschbar sein oder doch für die Mehrzahl“3

No full-text available

Request Full-text Paper PDF

To read the full-text of this research,
you can request a copy directly from the author.

ResearchGate has not been able to resolve any citations for this publication.
Article
Full-text available
One condition for the stability of democratic systems is the development of a political culture that is congruent with the implemented structure. As the presented data shows, in unified Germany this kind of congruence exists only in West Germany. In East Germany a majority of citizens is supporting democracy as well, but have a rather skeptical attitude toward the liberal democracy of Germany. This skepticism results partly from socialization and experiences in the state socialist system of the GDR. These lead to the preference of another normative model of democracy than the liberal democracy institutionalized in Germany. Considering the acceptance of the liberal democracy of Germany and the values underlying this model of democracy, the inner unity of the community of Germans remains still to be seen. -- Eine der Stabilitätsbedingungen demokratischer Systeme ist die Herausbildung einer politischen Kultur, die zu der implementierten Struktur kongruent ist. Wie die präsentierten Daten zeigen, liegt eine derartige Kongruenz im vereinigten Deutschland nur in Westdeutschland vor. In Ostdeutschland befürwortet zwar ebenfalls eine Mehrheit der Bürger eine Demokratie, aber sie stehen der liberalen Demokratie Deutschlands eher skeptisch gegenüber. Diese Skepsis ist u.a. auf die Sozialisation und die Erfahrungen im staatssozialistischen System der DDR zurückzuführen. Diese führten zu der Präferenz eines anderen normativen Modells der Demokratie, als dem der liberalen Demokratie, die in Deutschland institutionalisiert ist. Hinsichtlich der Akzeptanz der liberalen Demokratie Deutschlands und der Wertorientierungen, die diesem Demokratiemodell zugrundeliegen, steht die „innere Einheit“ der Gemeinschaft der Deutschen also noch aus.
Chapter
Es liegt nicht in der Kompetenz der Politikwissenschaft, die institutionentheoretische Fragestellung für Platon und Aristoteles in ihrer spezifisch philosophischen Dimension zu diskutieren; allerdings sollte der Vertreter einer historisch orientierten und mit Geschichte argumentierenden Politikwissenschaft hier einen Beitrag zu einem spezifisch politikwissenschaftlichen Zugang zur Institutionentheorie leistenl. Vielleicht kann es dabei generell hilfreich sein, sich stärker die Funktionen der Institutionen im historischen Kontext ihrer Entstehung und immerwährenden Neuentdeckung bzw. Neubewertung zu verdeutlichen.
Chapter
Bekanntlich haben Marx und Engels die kurrenten Utopien ihrer Zeit als spekulativ und „unwissenschaftlich“ abgelehnt1, andererseits wird dieses Verdikt des öfteren auch gegen den von ihnen (mit)begründeten „wissenschaftlichen Sozialismus“ erhoben, der seinerseits nicht gänzlich frei ist von utopischen Zügen, wenngleich die Frage der bestimmten Antizipation bis heute als ziemlich ambivalent (Tendenz/Latenz des Weltprozesses) zu beurteilen ist. Das erkenntnistheoretische Dilemma eines „objektiven Gangs der Dinge“ bzw. eines womöglichen Geschichtsdeterminismus soll hier nicht näher diskutiert werden, vielmehr möchte ich mich auf Utopien als solche (spätestens seit Thomas Morus und bis hin zu B.F. Skinner oder Ernest Callenbach) konzentrieren und sie analytisch mit modernen sozialwissenschaftlichen Denkanstrengungen und Modellvorstellungen unter institutionentheoretischen Gesichtspunkten in Beziehung setzen. Um Mißverständnisse zu vermeiden, sei noch eine Vorbemerkung erlaubt: Ich habe als demokratischer Sozialist große Sympathien für „konkrete Utopien“ in Richtung auf „neue“ (bessere) Gesellschaften, für das „Prinzip Hoffnung“. Aber hier fangen sowohl institutionentheoretisch als auch politikwissenschaftlich die eigentlichen Probleme erst an; denn Utopien sind ins Gelingen verliebt, sie sind soziopolitische Konstrukte, die à tout prix als wirkmächtig in beschworener neuer Qualität eingerichtet werden sollen — und sei es bloß im instituierenden „Gedankenexperiment“2. Sie haben daher gerade im Blick auf den erhofften „Wandel des Ganzen“ stets politische Implikationen und dürfen, wie ich meine, auf gar keinen Fall als holistische „Ewigkeitskonstruktionen“ aufgefaßt werden, wollen sie nicht dem „totalitären Kitsch“3 anheimfallen. Die überschießende soziale und politische Phantasie allerdings muß, zum Thema gesprochen, in eine weithin noch unterkomplexe Theorie politischer Instityjionen (nicht nur ideengeschichtlich) „re-investiert“ warden.
Chapter
Worum geht es in der Politikwissenschaft? Dem Tun der Politikwissenschaftler nach zu urteilen, stehen drei Bereiche im Vordergrund. Da ist zum einen das Studium von ideengeschichtlichen und institutionellen Grundlagen nationaler und internationaler politischer Ordnungen zu nennen. Hier stehen Fragen der “Polity” im Vordergrund. Zweitens richtet sich das Forschungsinteresse auf politisch wichtige Einstellungen und Verhaltensweisen und auf Konflikts-, Konsensbildungs- und Machterwerbsprozesse. Hier handelt es sich um Analysen von “Politics”. Drittens beschäftigt sich die Politikwissenschaft mit den Determinanten, der Substanz und den Auswirkungen von verbindlichen Entscheidungen über Verfahrensregeln und die Verteilung begehrter Güter und Werte. Hiervon handelt die “Policy”-Forschung.
Chapter
Alle Zukunft gibt Anlaß zu Besorgnis. Das ist ihr Sinn, und das gilt natürlich auch für die Zukunft der Demokratie. Je mehr in der Zukunft möglich ist, desto größer wird die Besorgnis; und das gilt nun in besonderem Maße für Demokratie, denn Demokratie ist, wenn irgend etwas Besonderes, ein ungewöhnliches Offenhalten von Möglichkeiten zukünftiger Wahl.
Chapter
„Vergleichende Regierungslehre“ und „vergleichende politische Systemforschung“ bezeichnen zwei Zugänge zur vergleichenden Politikwissenschaft, die sich an die im angelsächsischen Sprachgebrauch üblichen Begriffe des „comparative government“ und der „comparative politics“ anlehnen. Konventionen über das deutsche Äquivalent der „comparative politics“ haben sich noch nicht herausgebildet, gebräuchlich sind auch die Termini „Vergleichende Analyse politischer Systeme“ (Nohlen 1985) oder „Systemvergleich“. Dieser Beitrag schildert knapp die wichtigsten Eigenheiten der vergleichenden Regierungslehre, um sich anschlieüend ausführlicher einigen Konzepten der vergleichenden politischen Systemforschung zuzuwenden. Exemplarisch für die Vielfalt der theoretischen Entwürfe umfassender Systemvergleiche werden die Systemkonzepte Gabriel A. Almonds, Samuel P. Huntingtons und eines Autorenteams näher vorgestellt, die jeweils besondere, prinzipiell fär alle Varianten des politikwissenschaftlichen Systemvergleichs wichtige Akzente setzen. Abschließend wird versucht, stark gerafft zu verdeutlichen, in welche Richtung sich die vergleichende politische Systemforschung bewegt, nachdem die universalistischen Systemkonzepte ihre Anziehungskraft für die aktuelle Theoriediskussion verloren haben.
Article
Political scientists want to do good. They want to expand knowledge about political life, but also they wish to use knowledge for political reform. Usually this means desiring to promote “democratization.” Historically democracy and political science have tended to develop together. In modest ways political science can contribute to the emergence of democracy. Political reform succeeds best if it occurs incrementally, in the spirit of “one soul at a time.” © 1988, American Political Science Association. All rights reserved.
Article
The concept of power remains elusive despite the recent and prolific outpourings of case studies on community power. Its elusiveness is dramatically demonstrated by the regularity of disagreement as to the locus of community power between the sociologists and the political scientists. Sociologically oriented researchers have consistently found that power is highly centralized, while scholars trained in political science have just as regularly concluded that in “their” communities power is widely diffused. Presumably, this explains why the latter group styles itself “pluralist,” its counterpart “elitist.” There seems no room for doubt that the sharply divergent findings of the two groups are the product, not of sheer coincidence, but of fundamental differences in both their underlying assumptions and research methodology. The political scientists have contended that these differences in findings can be explained by the faulty approach and presuppositions of the sociologists. We contend in this paper that the pluralists themselves have not grasped the whole truth of the matter; that while their criticisms of the elitists are sound, they, like the elitists, utilize an approach and assumptions which predetermine their conclusions. Our argument is cast within the frame of our central thesis: that there are two faces of power, neither of which the sociologists see and only one of which the political scientists see.
Vorlesungen gehalten an der Universität zu Berlin, hrsg
  • Politik Heinrich Von Treitschke
Die politische Analyse München a
  • Robert A Dahl
The Federalist Catharina von Oppen-Rundstedt, Die Interpretation der amerikanischen Verfassung im Federalist „That politics may be reduced to science“: David Hume
  • G Douglas
  • Adair
Einführung in die Politikwissenschaft, 4. unveränd
  • Lehmbruch
Die Lehre von den politischen Systemen. Ein Studienbuch in Frage und Antwort
  • Gerhard Vgl
  • Wuthe
Orientierungskurs: Einführung in die Politikwissenschaft
  • Reinhard Vgl
  • Meyers
Introduction: A Functional Approach to (Hrsg.) ders. The Politics of the Developing Areas Princeton
  • Vgl
  • A Gabriel
  • Almond
Einführung in die Gesellschaftstheorie
  • Vgl
  • Michael Veit
  • Bader
Policy-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland. Ihr Selbstverständnis und ihr Verhältnis zu den Grundfragen der Politikwissenschaft
  • Vgl
  • G Manfred
  • Politikwissenschaft Schmidt
Zwei Abhandlungen über die Regierung, Hrsg. und eingeleitet von Walter Euchner
  • John Vgl
  • Locke
Demokratie im technischen Zeitalter
  • Maurice Duverger
Zur Bedeutung der Staatsformen-und Verfassungslehre des Aristoteles für das politische Denken der Gegenwart siehe u.a. Peter Weber-Schäfer, Aristoteles
  • Vgl
  • Zu Platon
  • Griech Politeia
Heidenheimer u.a., Comparative Public Policy. 3. Aufl
  • Vgl
  • J Arnold
Europa und Globalisierung
  • Vgl
  • Politisches Wichard Woyke
  • System
Die industrielle Gesellschaft, Frankfurt 1964 Reinhard Bendix, Modernisierung in internationaler Perspektive
  • Raymond Vgl
  • Aron
The Tragedy of Political Science. Polities. Scholarship and Democracy
  • David M Vgl
  • Ricci
Band 1: Systemtheorie I: Grundlagen, Stuttgart/New York 1996 ders., ebd., S. 57, 60, 163; D. Dunpky, The Primary Group
  • Vgl
hierzu POLIS-Politikwissenschaftliches Lern-und Informationssystem der Pädagogischen Hochschule Heidelberg vom 14
  • Vgl
Einführung in die Politikwissenschaft. Grundriß des Faches und studiumbegleitende Orientierung, 5. erg
  • Vgl
  • J Werner
  • Patzelt
Die Modernisierung moderner Gesellschaften, Verhandlungen des 25 Deutschen Soziologentages in Frankfurt am Main
  • Einführung Zapf