Vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen, (infra-)strukturellen, landwirtschaftlichen und demografischen Wandels entstehen für die ländlichen Räume neue Herausforderungen. Besonders kleinere Gemeinden, ohne leistungsfähige Infrastruktur, sind vom demografischen Wandel betroffen (IREUS 2011, S. 64 f.). Eine zentrale Herausforderung, die sämtliche (Lebens-)Bereiche betrifft stellt dabei die flächendeckende Daseinsvorsorge dar. Ausgehend von den Herausforderungen der flächendeckenden Daseinsvorsorge wurde ein bereits stellenweise praktizierter Lösungsansatz analysiert und weiterentwickelt. Aus dem vergangenen Jahrzehnt liegen Beobachtungen, Hinweise und statistische Aufzeichnungen vor, die davon zeugen, dass die vielfältigen Aufgaben der Daseinsvorsorge partiell von Genossenschaften übernommen werden (vgl. BLOME-DREES et al. 2015; DOLUSCHITZ et al. 2013a; GOESCHEL 2012, S. 51; KLEMISCH und BODDENBERG 2012, S. 570; KLUTH 2017; MARTENS 2012, S. 145; MÜNKNER 2012, S. 332; STAPPEL 2016, S. 66), mit dem Ziel, spezifische lokale Probleme zu lösen (HAUNSTEIN und THÜRLING 2017, S. 2). Aufgrund mangelnder Grundlage spezifisch notwendiger Sekundärdaten wurde ein umfassender Datensatz deutschlandweit erhoben, mithilfe dessen die Spezifika sowie die Hintergründe der Entstehung der neu gegründeten Genossenschaften der Daseinsvorsorge analysiert werden konnten. Die gewonnenen Ergebnisse bekräftigen die in der Literatur genannten Hintergründe der Gründungen wie der Wunsch nach einer angemessenen Infrastruktur, regionale Defizite (BLOME-DREES et al. 2015, S. 134), Bedrohung der Infrastruktur, gesellschaftliche Herausforderungen (vgl. WIEG 2016, S. 78) und spezifische lokale bzw. regionale Probleme (HAUNSTEIN und THÜRLING, 2017, S. 2). Die Analyse der Intentionen, welche hinter den Gründungen von Genossenschaften stehen und zu diesen geführt haben, liefert darüber hinaus jedoch ergänzende und neue Befunde. Weitere Intentionen sind zum einen karitative Gründe wie zum Beispiel die Schaffung von sozialen Anknüpfungspunkten und zum anderen die Gründung aufgrund des Wunsches/der Initiative von Gleichgesinnten zur Organisation von z. B. Fortbildungen. Rund zwei Drittel der antwortenden Genossenschaften der Daseinsvorsorge, speziell in den ländlichen Räumen, schaffen ein neues Angebot für ihre Mitglieder sowie für Nicht-Mitglieder. Rund ein Drittel der analysierten Genossenschaften soll bestehende Einrichtungen und Leistungen erhalten oder wieder aktivieren, die aufgrund unterschiedlicher Herausforderungen wegzubrechen drohen oder bereits weggebrochen sind. Ausgehend von der unzureichenden Versorgungssituation in den ländlichen Räumen sowie den Herausforderungen bestehender Genossenschaften der Daseinsvorsorge wurde ein Modell entwickelt, welches die Kooperation mehrerer Primärorganisationen unterschiedlicher Sparten beinhaltet. Das Modell ist als eine genossenschaftliche ,Second-Level-Kooperation, ähnlich einer Holdingstruktur zu verstehen. Da im Kern mehrere Primärorganisationen unter einem gemeinsamen Dach zusammenarbeiten, wird das Modell ,Geno-Haus genannt. Das gemeinsame Dach des Geno-Hauses kann sinnbildlich aber auch ausdrücklich z. B. in Form eines gemeinschaftlich genutzten Gebäudes oder Räumlichkeiten verstanden werden. Ein zweiter mit der Daseinsvorsorge verbundener Aspekt dieser Dissertation liegt auf der Digitalisierung des Agrar- und Ernährungssektors. Insgesamt zeichnet sich hinsichtlich der Digitalisierung entlang der Wertschöpfungskette ein heterogenes Bild ab. Im Ergebnis gliedern sich die analysierten Unternehmen in Pioniere, Einsteiger und Folger. Im Zuge einer Befragung von praktizierenden Landwirten hinsichtlich der Nutzung von E-Commerce Strukturen beim Bezug von landwirtschaftlichen Betriebsmitteln wurden Nutzerstrukturen analysiert. Diese erwiesen sich als alters-, betriebsgrößen-, ortsunabhängig und losgelöst von der Betriebsausrichtung. Als Hauptmotiv für die Beschaffung von Betriebsmitteln über E-Commerce-Kanäle wurden auf Basis der Befragungen Zeitvorteile ermittelt, was im Widerspruch zu den in der Literatur genannten Kostenvorteilen steht (vgl. CLASEN 2005, S. 54 f.).