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Didaktisches Re-Design von Open Educational Resources: Vom MOOC zum offenen Unterrichtssetting für den Schulkontext

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Dieser Beitrag beschreibt den Remix und die Adaption von vorhandenen Lern-und Lehrmaterialien für ein anderes Lernsetting. Grundlage dafür sind offen lizenzierte Materialien, also Open Educational Resources (OER). Ein vorhandener MOOC der Plattform imoox.at, wurde für ein anderes Lernsetting adaptiert. Dabei geht es konkret um die Anpassung und Übertragung in ein offenes Unterrichtssetting im Schulkontext. Im Fokus der Arbeit steht das didaktische Design eines offenen Unterrichtssettings auf Grundlage von existierenden Materialien eines MOOC (für " massive open online course " , also Online-Kurs für sehr Viele), also das didaktische ReDesign bzw. die Re-Didaktisierung von vorhandenen Open Educational Resources in ein anderes Lehr-Setting und die anschließende Veröffentlichung der neuen Open Educational Resources. Dies wird anhand eines ReDesign -Modells vorgestellt und umgesetzt.
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Original veröffentlicht in: Höllerbauer, B., Ebner, M., Schön, S., Haas, M. (2017) Didaktisches Re-Design von Open
Educational Resources: Vom MOOC zum offenen Unterrichtssetting für den Schulkontext. In: Bildungsräume, Igel, C.
(Hrsg.), Proceedings der 25. Jahrestagung der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft, Waxmann, S. 177-189
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Bettina Höllerbauer, Martin Ebner, Sandra Schön, Maria Haas
Didaktisches Re-Design von Open Educational Resources: Vom
MOOC zum offenen Unterrichtssetting für den Schulkontext
Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschreibt den Remix und die Adaption von vorhandenen Lern- und
Lehrmaterialien für ein anderes Lernsetting. Grundlage dafür sind offen lizenzierte
Materialien, also Open Educational Resources (OER). Ein vorhandener MOOC der
Plattform imoox.at, wurde für ein anderes Lernsetting adaptiert. Dabei geht es
konkret um die Anpassung und Übertragung in ein offenes Unterrichtssetting im
Schulkontext. Im Fokus der Arbeit steht das didaktische Design eines offenen
Unterrichtssettings auf Grundlage von existierenden Materialien eines MOOC (für
„massive open online course“, also Online-Kurs für sehr Viele), also das
didaktische Re-Design bzw. die Re-Didaktisierung von vorhandenen Open
Educational Resources in ein anderes Lehr-Setting und die anschließende
Veröffentlichung der neuen Open Educational Resources. Dies wird anhand eines
Re-Design-Modells vorgestellt und umgesetzt.
1 Einleitung
Herkömmliche, durch die strengen Regeln des Urheberrechts geschützte
Materialien, beispielsweise Schulbücher, dürfen i.d.R. nicht für die Bedürfnisse des
Unterrichts angepasst bzw. modifiziert werden, auch wenn z.B. die Anfertigung
von Arbeitsblättern auf Grundlage eines Schulbuchs zur alltäglichen Praxis für
Lehrer/innen im deutschsprachigen Europa zählt. Offene Bildungsressourcen, also
offen lizenzierte Bildungsmaterialien (kurz OER für Open Educational Resources)
erlauben jedoch Modifikationen (Ebner & Schön, 2011) sofern die
Lizenzbedingungen eingehalten werden (z.B. Nennung der Urheber/innen). Offene
Bildungsressourcen werden explizit für den Remix und zur Überarbeitung zur
Verfügung gestellt ob (aufgrund der jeweiligen Lizenzierungen) und wie ein
solches didaktisches Re-Design („Re-Didaktisierung) von existierenden OER für
ein anderes Lern-/Lehrsetting gelingt, beschreibt die vorliegende Arbeit.
Dazu wird zuerst überblicksmäßig die verwendete Vorgehensweise beschrieben,
um danach genauer auf die einzelnen Schritte einzugehen. Ein Hauptaugenmerk
Didaktisches Re-Design von Open Educational Resources
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liegt auf der Veränderung der vier Charakteristika des MOOC, der als
Ausgangsmaterial dient.
Danach wird noch konkreter auf das neu erstellte Unterrichtssetting eingegangen
und die Schritte hin zu neuen OER beschrieben. Das Vorhaben orientiert sich dabei
methodisch an den Ideen zu Design Based Research. Dieser Ansatz „versucht die
zielgerichtete Gestaltung von Lehr-/Lern-Umgebungen mit der systematischen
Untersuchung der Lernprozesse in diesen Lernumgebungen zu integrieren“ (Allert
& Richter, 2013, S. 3).
2 Vor geh ens w eis e und Methode
Zu den Vorzügen von OER gehören neben der kostenlosen Nutzung, die Erlaubnis
zur Anpassung der Materialien (vgl. Geser, 2007; Wiley, 2014; Ebner & Schön,
2016). Die einzelnen Schritte des Re-Design-Modells umfassen die Festlegung von
Zielsetzung und Rahmenbedingungen des (neuen) Lern-/Lehrsettings, die Auswahl
der Ausgangsressource(n), die Analyse dieser Materialien, das didaktische (Re-
)Design mit der Anpassung und Aufbereitung der Materialien für ein anderes
Setting, sowie schließlich die Veröffentlichung der modifizierten OER. Einen
Überblick über das Re-Design liefert Abbildung 1.
Abb. 1: Prozesse des didaktischen Designs eines Lern/Lehr-Settings mit existierenden
OER (Re-Design-Modell)
3 Zielsetzung und Rahmenbedingung des zu gestaltenden
Lern/Lehrsettings
Geplant ist die Entwicklung eines offenen Lern-/Lehrsettings zur Einführung in die
Programmierung für Schüler/innen von etwa 10 bis 14 Jahren. Die Gestaltung eines
offenen Lern-/Lehrsettings, d.h. in diesem Fall eines Unterrichts, bei dem sich die
Schüler/innen im eigenem Tempo während der Unterrichtszeit, in Freiarbeitszeiten
oder auch zu Hause mit den zur Verfügung gestellten Materialien beschäftigten
können, ist im Bereich der Programmierung besonders sinnvoll, da hier von einem
sehr heterogenen Vorwissen und damit Lerntempi auszugehen ist. Das Lern-/Lehr-
Setting soll folgende Charakteristika aufweisen:
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Die zur Verfügung gestellten Lernressourcen sollten von allen Schüler/innen
unabhängig und im eigenen Lerntempo genutzt werden. Zudem sollten
Schüler/innen die Möglichkeit haben, die Reihenfolge des Lernens selbst zu
wählen und auch von Zuhause mit den Materialien arbeiten können.
Im Regelfall nutzen die Schüler/innen einer Schulklasse die Materialien
während der Unterrichtszeit.
Lehrer/innen können und sollen den Lernfortschritt im Auge behalten
können und begleiten, um auch individuelle Fördermaßnahmen und
Hilfestellungen einzusetzen.
Die Aktivitäten der Schüler/innen im offenen Lern-/Lehrsetting können
durch geeignete Maßnahmen, z.B. durch Punktevergabe bei Lernerfolgen,
unterstützt werden.
4 Auswahl und Analyse der Ausgangsressource ein offen
lizenzierter MOOC zum Programmieren für Schüler/innen
Die Wahl der Ausgangsressource fiel auf einen MOOC aufgrund der gelungenen
Umsetzung und der guten Erfahrungen mit einem Online-Kurs zum Programmieren
mit Schüler/innen. Darüberhinaus sind die Inhalte mit einer Lizenz versehen, die
die Modifikation ermöglicht (CC BY-NC): Der MOOC „Learning to Code:
Programmieren mit Pocket Code“ von Stefan Janisch, Wolfgang Slany und Martin
Ebner (Janisch et al., 2016) ist auf der österreichischen MOOC Plattform iMooX1
(Kopp & Ebner, 2015) zu finden und richtet sich an die Altersgruppe der 10-14-
Jährigen. Diese sollen sich zwei bis drei Stunden in der Woche mit Pocket Code2
auseinandersetzen und erste Erfahrungen mit dem Programmieren sammeln. Der
Hauptinhalt des Kurses ist (...) das Erstellen eigener Spiele, interaktiver
Animationen sowie eigner Apps mithilfe von Pocket Code. Primär werden dabei
Struktur und Funktionsweise der App vorgestellt, im Hintergrund werden
„Computational Thinking”-Konzepte erarbeitet wie zum Beispiel: Konditionale,
Variablen, Events oder Parellelismus.“ (Janisch 2016).
4.1 Beschreibung des MOOC
Der MOOC ist in fünf Einheiten unterteilt, welche alle ähnlich aufgebaut sind. So
besteht jede Einheit wiederum aus vier Abschnitten. Im ersten Abschnitt eignen
sich Kinder und Jugendliche, über Lernvideos oder die zugehörigen Unterlagen,
selbst Inhalte an. Diese Teile bestehen aus einer kurzen Erklärung, einem oder
1 Zu finden unter www.imoox.at (letzter Abruf März 2017)
2 Von der TU Graz entwickelte App um Kindern und Jugendlichen das Programmieren näher zu bringen. Zu finden unter www.catrobat.org
(letzter Abruf März 2017)
Didaktisches Re-Design von Open Educational Resources
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mehreren thematisch zusammenhängenden Lernvideos und sofern vorhanden, den
zugehörigen Unterlagen. Ein Beispiel dazu ist in Abbildung 2 zu finden.
Abb. 2: Beispielhafter inhaltlicher Abschnitt
Der zweite Abschnitt stellt die Kinder und Jugendlichen vor eine Problemstellung,
die sie mittels des zuvor erworbenen Wissens lösen müssen. Dieser Teil besteht
wiederum aus einem Video, welches die Problemstellung genauer erklärt und den
dazugehörigen Unterlagen, die immer ähnlich aufgebaut sind. Sie liefern eine
zusätzliche textuelle Beschreibung der Problemstellung, zusammen mit einem
Hinweis zur Lösung und letztendlich einen möglichen Lösungsweg. Ein
beispielhafter Aufbau dieses Abschnitts ist in Abbildung 3 zu sehen. Inhaltliche
Abschnitte und Problemstellungen kommen im MOOC innerhalb eines Kapitels
auch öfter vor.
Abb. 3: Beispielhafte Problemstellung
Der dritte Abschnitt bietet eine Übersicht, über die in dieser Einheit behandelten
Bausteine und liefert deren textuell und graphisch aufbereiteten Erklärungen und
Beschreibungen. Ein Beispiel dafür ist in Abbildung 4 zu sehen, in der jeder
Baustein auf seine zugehörigen Unterlagen verweist.
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Abb. 4: Bausteine des MOOC
Der vierte und letzte Abschnitt ist jeweils ein Quiz, mithilfe dessen die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihren Lernfortschritt überprüfen können. Für die
Kinder und Jugendlichen, dient es hauptsächlich zur Selbstkontrolle und zeigt
ihnen ob sie die in diesem Kapitel behandelten Inhalte auch verstanden haben. Die
Quizze sind nach dem Multiple-Choice-Prinzip aufgebaut und bestehen aus jeweils
fünf Fragen zu den Inhalten des jeweiligen Kapitels. Selbstverständlich wurden
sämtliche Lerninhalte inhaltlich überprüft und als sehr geeignet eingestuft.
4.2 Analyse des MOOC hinsichtlich der Eignung für das Lern-
/Lehrsetting
Ein MOOC oder das Material eines MOOC ist nicht ohne weiteres für ein offenes
Lern-/Lehrsetting im Schulunterricht übertragbar: Die vier wichtigsten
Charakteristika lassen sich aus der Bezeichnung „massive open online course“
ableiten und sind folgende (vgl. Treeck, Himpsl-Gutermann, Robes 2013, S. 291;
Wedekind, 2013): Die Zahl der Teilnehmenden an einem MOOC ist unbegrenzt
und kann von einigen hundert bis zu mehreren zehntausend reichen (massive), die
Teilnahme an einem MOOC ist kostenlos und unterliegt keinen
Zugangsbeschränkungen (open), der Kurs findet ausschließlich im Internet statt
(online) und ist als mehrwöchiger Kurs konzipiert (course), die einen festen Start-
und Endtermin haben; das schließt nicht aus, dass die Kursinhalte auch über das
Kursende hinaus frei zugänglich sind.
Wenn diese Punkte im Kontext des Schulunterrichts betrachten werden, wird klar,
dass dies für ein traditionelles Unterrichtssetting nur bedingt geeignet ist. Auch
müssen Lehrer/innen die Erlaubnis der Eltern einholen, wenn sich minderjährige
Schüler/innen auf einer externen Plattform registrieren und haben nur
eingeschränkte Möglichkeiten, die Aktivitäten auf der Plattform nachzuvollziehen.
Nicht zuletzt ist ein MOOC so gestaltet, dass man sich im Diskussionsforum
austauschen kann nach Ablauf der Kurslaufzeit ist dieses Angebot in der Regel
nicht vorhanden. Auch wenn ein MOOC für Schüler/innen konzipiert wurde, ist er
nicht ohne weiteres im Schulunterricht einsetzbar.
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5 Didaktisches (Re-)Design
Das didaktische (Re-)Design umfasst die Gestaltung des Lern-/Lehrsetting-
Konzepts, die Entwicklung eines passenden Anreiz- bzw. Feedback-Systems sowie
die Überarbeitung bzw. Gestaltung der Materialien. Diese Prozesse sind in der
Umsetzung jedoch nicht immer so klar voneinander abzugrenzen, da sie sich z.T.
auch wechselseitig bedingen (s. Abb. 5).
Abb. 5: Prozesse des didaktischen (Re-)Design im Detail
5.1 Gestaltung des Lern-/Lehrsetting-Konzepts: Der Arbeitsplan
Als Grundlage r das offene Lern-/Lehrsetting im Präsenzunterricht wurde ein
Arbeitsplan für die Schüler/innen erstellt, mit dessen Hilfe sie während des
Unterrichts ihr Lernen koordinieren können (vgl. Abbildung 6). Wie in der
Abbildung erkennbar, ist der Arbeitsplan in sechs Bereiche eingeteilt, welche den
Schüler/innen einen thematischen Überblick über die zu lernenden Inhalte geben
sollen.
Abb. 6: Arbeitsplan
Diese Bereiche entsprechen grob den im MOOC vorgegebenen Kapiteln und fügen
zusätzlich, den selbst konzipierten Bereich „Rover“ hinzu in dem die Schüler/innen
mithilfe der App Pocket Code einen kleinen Roboter programmieren können. Dabei
steht jedes Feld (z.B. Z1 oder R3) für ein Arbeitsblatt, dass die Schüler/innen
selbstständig und eigenverantwortlich bearbeiten sollen.
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Die Auswahl, welche Bereiche die Schüler/innen dabei bearbeiten, wird ihnen
überwiegend selbst überlassen, lediglich ein Startpunkt und ein Endpunkt wird
durch den Arbeitsplan vorgegeben. Weiters müssen nicht alle Bereiche und
Aufgabenblätter von den Schülerinnen und Schülern bearbeitet werden. Die
Auswahl, was und wie viel sie bearbeiten, liegt dabei in der Eigenverantwortung
der Schüler/innen.
Für die Präsenzphase wurde auch ein „Ideen-Tisch“ eingeführt. Dieser ist auf dem
Arbeitsplan in Abbildung 6 zu erkennen. Er stellt in der offenen Lernumgebung,
einen realen Ort da, welcher den Schüler/innen dazu dient, Ideen zu sammeln und
mit den Lehrpersonen in Kontakt zu treten. Dabei können sie sich auch mit anderen
Schüler/innen aus anderen Schüler/innen-Gruppen austauschen. Der Ideen-Tisch ist
Anlaufstelle für jegliche Fragen der Schüler/innen und dient als Orientierungshilfe
und Inspiration für weitere Lernprozesse.
5.2 Entwicklung eines passenden Anreiz- und Feedback-Systems
Im Unterschied zum Online-Phase wird in der Präsenzphase nicht räumlich isoliert,
sondern wenn auch zu unterschiedlichen Themen - auch gemeinsam gelernt. Um
Schüler/innen zusätzlich zu motivieren, wurde ein Punktesystem entwickelt, das
zum einen dazu dient den Lernfortschritt zurückzumelden. Zum anderen werden
die Schüler/innen in Gruppen aufgeteilt in denen sie, durch Bearbeitung der
Arbeitsblätter, für ihre Gruppe Punkte sammeln können, was zusätzlich für
Motivation sorgen soll. Dazu wurde bestimmt, dass es für die später vorgestellten
Arbeitsblätter eine festgelegte Anzahl an Punkten zu verdienen gibt, die auf dem
Blatt links unten vermerkt ist (siehe Abbildung 8 unten).
5.3 Entwicklung der Materialien
Ein Großteil der Lernvideos konnte unverändert übernommen werden. Lediglich
der Bezug zum MOOC und die damit verbundene Nennung des Kursnamens
musste gelegentlich aus den Videos geschnitten werden, um die Schüler/innen nicht
zu verwirren. Auch die Abschnitte mit den Problemstellungen konnten, wie in
Abbildung 7 erkennbar, zu einem großen Teil übernommen werden. So blieb der
Inhalt unverändert und es musste lediglich die Formatierung dem allgemeinen
Erscheinungsbild des neuen Lern/-Lehrsettings angepasst werden.
Didaktisches Re-Design von Open Educational Resources
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Abb. 7: Veränderung der Formatierung
Ein Vorteil des Präsenzsettings ist, dass es nicht auf automatisiertes Feedback eines
Systems angewiesen ist, sondern dass Lehrer/innen eben diese notwendigen
Rückmeldungen für offene Aufgabenstellungen geben können. Dies wurde bei der
Entwicklung der Arbeitsblätter berücksichtigt, die teilweise auf den Quizzes des
MOOC beruhen, jedoch häufig das Antwortformat auf offene Fragen verändert
wurde (vgl. Abbildung 8).
Abb. 8: Arbeitsblatt
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6 Vor bere itu ng fü r den Sc hu lei nsa tz : I mpl em ent ier ung i m
schulischen Lernmanagementsystem
Um die Lernvideos und Materialien für die Schüler/innen strukturiert zugänglich zu
machen, wird auf das schulische Lernmanagementsystem, in diesem Fall die
Plattform Moodle, zurückgegriffen. Die Arbeitsmaterialien sind jedoch so
geschaffen, dass sie auch in anderer Form, also anderen Plattformen oder
Systemen, einsetzbar sind. Die übernommenen bzw. überarbeiteten und neuen
Arbeitsmaterialien bestehen aus den in Tabelle 1 dargestellten Materialien.
Tab. 1: Übersicht Arbeitsmaterial
Material
Anzahl
Arbeitsplan
1
Übungsblätter
22
Lernvideos
41
Zugehörige Unterlagen
33
Beschreibungen der Bausteine
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Die Materialien haben einen abschnittsweisen Aufbau und müssen den
Schüler/innen auch in dieser Form präsentiert werden, da sie nur so einen guten
Überblick über die einzelnen Bereiche und die darin enthaltenen Arbeitsblätter und
Materialien haben. In diesem Fall wurde ein Moodle-Kurs im Themenformat mit
sieben Abschnitten erstellt. Die sieben Abschnitte repräsentieren den Arbeitsplan
und sowie die sechs Bereiche: „Zoo“, „Unendlichkeit“, „Rover“, „Kollisionen und
Schwerkraft“, „Sensoren“ und „Dein eigenes Spiel“ (siehe Arbeitsplan Abb. 6).
Jeder der sechs Bereiche ist wiederum in einzelne Abschnitte unterteilt. So besteht
der Bereich Zoo zum Beispiel aus den Abschnitten Z1 bis Z6. Jeder dieser
Abschnitte steht für ein Arbeitsblatt und die zu dessen Bearbeitung notwendigen
Materialien, also den Lernvideos und Unterlagen. Die Materialien für die Station
Z1, sind also im Themenbereich Zoo, im Abschnitt Z1 zu finden (siehe Abb. 9).
Dies bietet eine übersichtliche und klare Struktur, in der sich die Schüler/innen
einfach zurechtfinden. Den Überblick über die Materialien behalten sie dabei mit
dem Arbeitsplan.
Didaktisches Re-Design von Open Educational Resources
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Abb. 9: Aufbau des Moodle-Kurses
7 (Wieder-) Veröffentlichung der neuen Ressourcen
Als letzter Schritt folgt nun die Lizenzierung und Veröffentlichung der adaptierten
Materialien. Die Ausgangsmaterialien wurden unter einer CC-BY-NC-Lizenz
veröffentlicht, diese Lizenz zählt nicht zu den offenen Lizenzen im engeren Sinn,
da sie eine kommerzielle Nutzung ausschließen, was im Bildungsalltag häufig ein
Hindernis der Nutzung darstellt (wenn z.B. wie in der Nachhilfe eine
Honorarvergütung vorliegt). Für die unveränderten Materialien ist diese Lizenz und
die ursprüngliche Attribution beizubehalten. So wurde bei allen Lernvideos und
den übernommenen Inhalten auf den Autor Stefan Janisch des MOOC „Learning to
Code: Programmieren mit Pocket Code“ verwiesen. Um es zukünftigen
Nutzer/innen nicht zu kompliziert zu machen, wurden auch alle neuen Materialien,
ggf. unter der Urheberin der neuen Materialien, unter der CC-BY-NC-Lizenz
veröffentlicht, so wurde z.B. in den Fußzeilen der Arbeitsblätter der Name der
Autorin und die Lizenz platziert. Am Ende wurde der E-Learning Kurs, von der
Plattform Moodle exportiert und online veröffentlicht, um ihn anderen Personen
zugänglich zu machen3.
3 Moodle-Kurs: https://tc.tugraz.at/main/course/view.php?id=1415 (letzter Abruf März 2017)
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8 Erfahrungen beim Re-Design im Überblick
In diesem Beitrag stand die Transformation bzw. der Remix von OER mit der
Frage, ob und wie dies möglich ist, im Vordergrund. Insbesondere wurde der
Übertrag von einem Lehrsetting in ein anderes in Betracht gezogen. Dabei wurden
nicht zahlreiche unterschiedliche Ressourcen kombiniert, sondern die Materialien
eines vorhandenen, gut gelungenen MOOC für ein offenes Lernsetting in der
Schule ausgewählt, verwendet und ergänzt.
Wie die Umsetzung zeigt, gelang die Übertragung in eine neues Lern-/Lehr-Design
und die Schaffung modifizierter OER. Abschließend möchten wir didaktische,
praktische und rechtliche Erfahrungen zusammenfassen.
Die didaktischen Herausforderungen bei der Umgestaltung lagen vor allem darin,
die gelungenen MOOC-Materialien bestmöglich in das neue Lern-/Lehr-Setting zu
integrieren bzw. mit neuen Materialien zu einem gut vorbereiteten offenen
Lernsetting zu ergänzen. Maßgeblich dabei waren Überlegungen dazu, die
Aufgabenstellungen offen und herausfordernd zu gestalten, auch weil Lehrer/innen
dazu Rückmeldungen geben können; das gemeinsame Arbeiten der Schüler/innen
(in Gruppen bzw. am Ideen-Tisch) zu unterstützen sowie auch haptische
Materialien (Arbeitsblätter) zur Verfügung zu stellen. Unverändert im Einsatz sind
die Lernvideos des MOOC.
Praktisch stellt sich vor allem die Frage, mit welchem Aufwand die Überarbeitung
und Neuentwicklung verbunden ist. Offene Lern-/Lehrsettings sind im Vergleich
zum lehrerzentrierten Unterricht, in der Regel mit einem sehr hohen
Vorbereitungsaufwand verbunden, da i.d.R. mehr Materialien ausgewählt und
vorbereitet werden müssen. Eine Realisierung ohne die zahlreichen vorhandenen
Lernvideos erscheint jedoch für eine einzelne Durchführung unrealistisch. Hier
zeigt sich eine weitere Stärke von OER: Der Mehraufwand bei der Erstellung lohnt
sich bzw. relativiert sich, weil viel mehr auf die entwickelten Ressourcen
zurückgreifen können.
Aus rechtlicher Perspektive zeigt sich allgemein, dass die Lizenz der
ursprünglichen Materialien die Weiternutzung stark beeinflusst, in diesem Fall
wurde wieder auf eine einschränkende CC-BY-NC-Lizenz zurückgegriffen.
Durch die weitere Wiederveröffentlichung als Moodle-Kurs konnte die Stärke von
freien Bildungsressourcen anschaulich demonstriert werden und als Modell dienen,
OER umzusetzen und zu fördern. Es muss nur darauf hingewiesen werden, dass ein
wesentlicher Schritt im gezeigten Modell das didaktische Re-Design (die Re-
Didaktisierung) darstellt.
Didaktisches Re-Design von Open Educational Resources
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Literatur
Allert, H. & Richter, C. (2011). Designentwicklung - Anregungen aus Designtheorie und
Designforschung. In: M. Ebner & S. Schön (Hrsg.), Lehrbuch für Lernen und Lehren mit
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Ebner, M., Schön, S. (2016). Die Öffnung der Bildungsmaterialien als digitale soziale
Innovation für die Wissensgesellschaft von morgen. In: Digitale Bildungslandschaften.
Scheer, A.-W., Wachter, C. (Hrsg.) IMC AG, Saarbrücken. S. 202-213.
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Schule Aktiv, Sonderheft Oktober 2016, CDA-Verlag, S. 43-46.
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Kopp, M., Ebner, M. (2015). iMooX - Publikationen rund um das Pionierprojekt. Verlag
Mayer. Weinitzen
Treeck, T. van, Himpsl-Gutermann, K. & Robes, J. (2013). Offene und partizipative
Lernkonzepte. E-Portfolios, MOOCs und Flipped Classrooms, in: Ebner, M. & Schön, S.
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Wedekind, J. (2013). MOOCs - eine Herausforderung für die Hochschulen? (G. Reinmann,
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Wiley, D. (2014). The Access Compromise and the 5th R.
http://opencontent.org/blog/archives/3221, Zugriff: 03.03.2017
Article
Full-text available
„Learning to Code – Programmieren mit Pocket Code“ ist ein MOOC der entwickelt wurde um vor allem Kindern und Jugendlichen erste Programmiererfahrungen zu ermöglichen. Dieser Kurs wurde auf der MOOC-Plattform iMooX angeboten und auf zwei verschiedene Arten durchgeführt: Im ersten Setting wurde der Kurs von den TeilnehmerInnen rein online bearbeitet (öffentlich). Im anderen Setting wurde der MOOC mit einer Schulklasse während des Unterrichts durchgeführt (geschlossen). Obwohl es im Online-Setting einen für MOOC typischen Rückgang der Aktivität gab, zeigte eine nähere Analyse der Quizbearbeitungen, Videos, Feedbacks und abgegebenen Programme eine starke Auseinandersetzung der aktiven TeilnehmerInnen mit den Kursinhalten. Auch im Schul-Setting ergab die Analyse eine intensive Beschäftigung der SchülerInnen mit dem Thema Programmieren. Die Abschlussprogramme sowie die Auswertung eines Post-Tests verdeutlichen eine Steigerung der Programmierfähigkeiten. Es zeigte sich, dass MOOCs mit entsprechender Aufbereitung und Durchführung eine Abwechslung und Alternative sein können, um informatische Lerninhalte anzubieten und zu vermitteln.
Chapter
Full-text available
Bildungsinhalte, die einerseits im Internet frei zugänglich sind und darüber hinaus über eine Lizenz zu ihrer Wiederverwendung und Bearbeitung verfügen, werden als freie Bildungsressourcen (Open Educational Resources, kurz OER) bezeichnet. Damit sind nicht nur urheberrechtliche Beschränkungen kein Problem mehr, sondern es werden auch weitere innovative Möglichkeiten der Verbreitung von Bildungsmaterialien möglich und umsetzbar. In diesem Beitrag soll das Thema der freien Bildungsressourcen näher betrachtet und aufgezeigt werden, wie sie als digitale soziale Innovation wirken können. Dabei werden konkrete OER-Projekte beschrieben und benannt und insbesondere auch die neue Form von Online-Kursen, sogenannte Massive Open Online Courses (kurz MOOCs) aufgegriffen. Darüber hinaus beleuchten wir auch, warum OER und offen lizenzierte MOOCs für eine Wissensgesellschaft von morgen notwendig sind. Bei der fortschreitenden digitalen Durchdringung des Bildungsmarktes und einem restriktiven Urheberrecht ist es unerlässlich, dass entsprechend offen lizenzierte Inhalte vorhanden sind, damit die Gesellschaft aktiv partizipieren kann.
Article
Full-text available
Da dies mit Hilfe leichter geht, wird dazu im Herbst 2016 eine kostenloser Online- Kurs zum Thema „Learning to code – Programmieren mit Pocket Code“ angeboten, dessen Zielgruppe Kinder im Alter von 10-14 Jahren sind. Dieser Kurs wird auf der MOOC-Plattform iMooX (http://imoox.at) zur Verfügung gestellt (Kopp & Ebner, 2015) und soll Kindern die Möglichkeit geben, erste kleine Apps selber zu gestalten. Darüber hinaus kann der Kurs auch von Lehrerinnen und Lehrern als Material für den Informatik bzw. Programmierunterricht herangezogen werden
Book
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Seit März 2014 bietet iMooX als erste und bislang einzige MOOC-Plattform unter dem Motto "Bildung für alle" Online-Kurse an. Im Rahmen des Kooperationsprojektes der Universität Graz und der Technischen Universität Graz entstand eine Vielzahl von wissenschaftlichen Beiträgen rund um das Thema "Massive Open Online Courses". In der vorliegenden Publikation findet sich eine Auswahl dieser Beiträge
Article
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In the last few years, Open Educational Resources (OER) have gained much attention. From January 2006 to December 2007 the Open e-Learning Content Observatory Services (OLCOS), a project co-funded by the European Commission under the eLearning Programme, explored how OER can make a difference in teaching and learning. The project aimed at promoting OER through different activities and products such as a European OER roadmap and OER tutorials. In this paper we present some results of the roadmap which provides an overview of the OER landscape and describes possible pathways towards a higher level of production, sharing and usage of OER. Moreover, the roadmap provides recommendations on required measures and actions to support decision making at the level of educational policy and institutions. The roadmap emphasises that the knowledge soci ety demands competencies and skills that require innovative educational practices based on open sharing and the evaluation of ideas, fostering creativity and teamwork among the learners. Collaborative creation and sharing among learning communities of OER is regarded as an important catalyst of such educational innovations. The OLCOS project also developed free online tutorials for practitioners. The objective of these tutorials is supporting students and teachers in the creation, re-use and sharing of OER. To promote hands-on work, the tutorials advise on questions such as the following: How to search for OER? Which materials may be re-used and modified? How to produce and license own OER? The tutorials will be accessible and, potentially, will evolve beyond the end of the OLCOS project, because they are published on an open and successful Wiki based platform (Wikieducator.org) and can be updated by anybody.
Lernressourcen: Frei zugänglich und einsetzbar
  • M Ebner
  • S Schön
Ebner, M., Schön, S. (2011). Lernressourcen: Frei zugänglich und einsetzbar. -in: Handbuch E-Learning -Expertenwissen aus Wissenschaft und Praxis -Strategie, Instrumente, Fallstudien. (2011), S. 1-14.
Kursbeschreibung in: Learning to Code. Programmieren mit Pocket Code
  • S Janisch
Janisch, S. (2016). Kursbeschreibung in: Learning to Code. Programmieren mit Pocket Code. URL: http://imoox.at/wbtmaster/startseite/pcode2016.html
Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien, 2. Aufl., epubli
  • . E-Portfolios Lernkonzepte
Lernkonzepte. E-Portfolios, MOOCs und Flipped Classrooms, in: Ebner, M. & Schön, S. (Hrsg.). Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien, 2. Aufl., epubli, Berlin, S. 287-300.