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Monitoring von „Hop-overs“ als Querungshilfen
für Fledermäuse an 2-spurigen Straßen
Dipl.-Ing. Dr. Jochen Lüttmann
M. Sc. Umweltbiowiss. Clara Neu
FÖA Landschaftsplanung GmbH –54296 Trier –Auf der Redoute 12 –info@foea.de Stud. Umweltbiowiss. Julia Trauschke
Untersuchungsmethoden
Im Zeitraum 2006 –2016 wurden 16 Straßenabschnitte an zweispurigen
Bundesstraßen in Wäldern in verschiedenen Räumen in West- und
Ostdeutschland mit unterschiedlichem Baumkronenschluss über den
Fahrbahnen sowie zwei Abschnitte mit 4 m hohen Schutzzäunen
beiderseits der Straße untersucht.
Die untersuchten Probestellen unterscheiden sich hinsichtlich Baumkronenschluss (Abb. 1 und 2).
Die Struktur/Habitatausstattung auf beiden Seiten der untersuchten Straßenabschnitte war
weitgehend homogen. An allen Standorten wurde während der Wochenstubenzeit in mind. 2-3
Blöcken von 3-5 Nächten untersucht. Synchron zu Videoaufnahmen des Flugverhaltens (Methodik
in ARGE Fledermäuse u. Verkehr 2010) wurde die Fledermausaktivität mittels Detektoren
(Petterson D240x + Recorder, ab 2009 Batcorder) dokumentiert. Abb. 2 zeigt den generellen
Aufbau an jeder Untersuchungsstelle. Kronenschluss ca. 5 m
Abb. 8: Signifikant* höhere
Flughöhe beim Queren über
eine Bundesstraße in einem
Waldgebiet bei geringer
Breite der Lücke im
Kronenschluss (3
benachbarte Abschnitte,
2016).
*Statistik: Kruskal-Wallis-Test
(Chi-Quadrat = 9.6478, df = 2, p =
.001, α = 5%); Post-hoc (Dunn-
Bonferroni-Tests): nur Standorte
1 und 3 signifikant unterschieden
(p = 0,014).
Ergebnisse
QUELLEN
•ARGE Fledermäuse und Verkehr (2010/2014): Fledermäuse und Verkehr - Zerschneidungswirkungen von Straßen und
Schienenverkehr auf Fledermäuse. Quantifizierung und Bewältigung verkehrsbedingter Trennwirkungen auf
Fledermauspopulationen. Schlussbericht März 2010 - FuE des BMVBS Nr. 02.0256/2004/LR. www.foea.de
•Berthinussen A., Altringham J. (2012b): Do bat gantries and underpasses help bats cross roads safely? PLoS ONE, 7,
e38775.
•Christensen M. et al. (2016): Over or under the road? Effectiveness of bat road crossing mitigation measures.
•CEDR Wildlife & Roads Programme; Danish Road Directorate; Aarhus University.
http://bios.au.dk/fileadmin/bioscience/Forskning/Kaloe/safebatpaths/IENE_2016_Bats_over_and_under_roads_poste
r.pdf
•Russell A.L. et al. (2009): Road-killed bats, highway design, and the commuting ecology of bats. Endangered Species
Research, 8, 49–60.
•Bach L. (2008): Fledermäuse und Querungshilfen. Vortrag. „Eingriffsplanungen und Managementpläne für
Fledermäuse" Österreichische Akademie für Umwelt und Natur. 31.01. - 01.02.2008. Schloß Hagenberg
•Limpens H. et al. (2005): Bats and road construction.
http://www.verkeerenwaterstaat.nl/kennisplein/uploaded/DWW/2006-02/273409/DWW-2005-
033%20Bats%20and%20road%20construction%20.pdf
Posterbeitrag im Rahmen der Landschaftstagung der FGSV 2017 –
Veitshöchheim (18./19. Mai)
Möglichkeiten und Grenzen
Zielsetzung des Monitoring
Alle heimischen Fledermausarten sind in der Lage, Freiflächen von der Breite einer mehrspurigen Autobahn zu
queren. Zugleich laufen sie Gefahr, mit dem Verkehr zu kollidieren, wenn sie hierzu relativ bodennahe Flugwege
wählen. Stellenweise dienen hohe Bäume oder Gehölzgalerien am Straßenrand, deren Astwerk über den
Verkehrsraum weit in Richtung der gegenüberliegenden Seite reicht, als natürliche Brücken (hop-overs) (vgl.
LIMPENS et al. 2005, BACH 2008, RUSSEL et al. 2009, BERTHINUSSEN & ALTRINGHAM 2012). Ein Monitoring
sollte aufklären, ob und unter welchen Bedingungen Fledermäuse den Straßenraum an hop-overs tatsächlich
höher queren und ob „technische hop-overs“ mit einem Zaun auf beiden Seiten der Straße abweichende
Resultate ergeben. Abb. 1: Von Straßenrandvegetation geprägtes „Hop-over“ (aus BACH 2008)
< 7 m
- An zweispurigen Straßen ermöglichen hohe Bäume/Gehölze am Straßenrand, deren Astwerk
weit über den Verkehrsraum reicht, natürliche Brücken (hop-overs) für Fledermäuse.
-Hop-overs erreichen einen hohen Wirkungsgrad, wenn die verbleibende strukturfreie Lücke
7 m nicht wesentlich überschreitet. Bei Rückschnitten sollten entsprechende Strukturen
gezielt erhalten bleiben.
- Von natürlichen hop-overs profitieren alle Fledermausarten, jedoch stark strukturgebundene
Arten (Hufeisennasen, Langohren, Bechsteinfledermaus) vermutlich graduell weniger (s.
auch CHRISTENSEN et al. 2017). (Eigene artspezifische Daten nur für wenige Arten
ausreichend).
- Ein dichter Waldrand an der Straße trägt dazu bei, dass Fledermäuse eher im Kronenraum
queren (Daten hier nicht präsentiert).
- Zäune können die Funktion vermutlich partiell übernehmen (nur geringe Datenbasis von
2 Probeflächen), erreichen aber nicht denselben insgesamt hohen Wirkungsgrad (Anteil
Überflüge in > 4m Höhe) der natürlichen hop-overs.
-Hop-overs können keine anderen Querungshilfen (Grün-/Fledermausbrücken) ersetzen.
Abb. 2: Schema der
Gerätekonfiguration
0
2
4
6
8
10
12
14
16
wh1 wh2 wh3 wh4 wh5 wX1 wX2 wX3 wX4 wX5 wX6 wX7 wX8 wX9 wX10 wX11 wZ1 wZ2
Flughöhe an 18 Querungsstellen über 2-spurige Straßen
wh2 wh3 wX4
N=87 N=67 N=71
Abb. 3-6: Waldranddichte und Baumkronenschluss wurden als wichtige Umweltvariablen mit Luxmeter und fotographisch ermittelt.
- In Gruppe 1 (Abb. 7) mit hop-overs
< 7m ist die Flughöhe aller Arten
(berücksichtigt: Myotis, Barbastella,
Pipistrellus, Plecotus) höher als an Stand-
orten mit schwachen (Lücke 7 –13 m)
oder ohne hop-overs (Gruppe 2 in Abb. 7).
- An gezäunten Abschnitten (Gruppe 3 in Abb.
7) war die Wirksamkeit (beobachtete
Flughöhe, Anteil der Individuen, die in den
Verkehrsraum < 4 m einfliegen) höher als in
Gruppe 2, jedoch deutlich geringer als bei
den natürlichen hop-overs.
- Gruppe 3 (mit Zaun) war nur anhand von
zwei Probeflächen dokumentierbar.
Abb. 1
Abb. 4
Abb. 2
Abb. 5 Abb. 6
Abb. 8
Abb. 7
Abb. 9
Abb. 3
Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3
mit
hop-over
mit Zaun
ohne hop-over