BookPDF Available

Musiker unter sich. Kohäsion und Leistung in semiprofessionellen Musikgruppen

Authors:
  • Stadt Weimar

Abstract

Die Dissertation beschreibt aus der Perspektive der Sozialpsychologie die soziale Interaktion in kleinen selbstorganisierten Musikgruppen. Die Konzepte Expertise, Persönlichkeit, Kohäsion und Leistung werden für den Kontext Gruppenprozesse in Bands aufgearbeitet. Expertise unterteilt sich dabei in akkumulierte Expertise über die gesamte Lebenszeit und in das aktuelle musikbezogene Aktivitätsniveau. Der Ausdruck „musikbezogen“ macht deutlich, dass Expertise zusätzlich zum Meistern des Instruments weitere Aspekte wie z.B. Tontechnik, Grafik, Marketing, etc. umfasst. Das psychologische Konstrukt der Persönlichkeit wird allgemein betrachtet und zusätzlich um das Konstrukt der Empathie erweitert. Das ebenfalls psychologische Konzept der sozialen Kohäsion wird erweitert auf eine musikalische, eine organisatorische und eine soziale Dimension. Eine sozialpsychologische Perspektive auf den Leistungsbegriff führt erstens zum Konzept der Co‐Performer‐Kommunikation und zweitens zur Kommunikation mit den angestrebten Zielgruppen. Daraus ergeben sich eine interne und eine externe Kommunikationsleistung von Bands. Diese theoretisch abgeleiteten Konzepte werden an fünf Bands mit Hilfe von Fragebögen, Tagebüchern, Interviews und Videographien getestet. Die Relationen der Ergebnisse zueinander resultieren in ein Modell sozialer Interaktion kleiner selbst‐organisierter Musikgruppen. Höhere interne und externe Leistung hängen zusammen mit mittleren musikalischen Expertise‐Niveaus, auf Unterschiedlichkeit der Musiker basierenden Persönlichkeitskonstellationen und hoher sozialer Kohäsion, welche durch organisatorische Kohäsion moderiert ist. Infolgedessen muss die Definition von Expertise erweitert werden, insofern organisatorische Kohäsion und nonverbale Kommunikation ebenso notwendig sind wie akkumulierte Übestunden am Instrument. Dies mag ebenso auf den Bereich der Kunstmusik zutreffen, jedenfalls aber gilt es für die populäre Musik. Langfristig sollten Ergebnisse der Sozialpsychologie von der Musikpsychologie aufgegriffen werden, denn Musizieren ist eine soziale Aktivität. Vor musikalischen Fertigkeiten kommen Interesse und Motivation, die meist in sozialen Kontexten angeregt werden, und daraus ergibt sich auch das übergeordnete Ziel des Musizierens: Musik machen in und für soziale Kontexte. Die Forschung hat sich ausgiebig mit Motorik, Üben, Exzellenz, etc. beschäftigt und sicherlich ist es ein langer Weg bis zum professionellen Musizieren. Da aber vor allem für die vielen Amateurmusiker der Weg das Ziel ist, lässt sich der Lernprozess nicht von der Aktivität des Musizierens selbst trennen. Daher sollte sich die Musikpsychologie der sozialen Dimension des Musizierens als ihre eigentliche Funktion zuwenden. Letztlich stellt dieses Buch mehr Fragen, als es Antworten gibt und folgt dem Ansatz einer Sozialpsychologie des Musizierens. Die Kernaussage lautet, dass bisher in der musikpsychologischen Definition von Professionalisierung die Entwicklung der notwendigen sozialen Kompetenzen für das gemeinsame Musizieren fehlte. Der praktische Bezug des Buches besteht in konkreten Hinweisen zu Interaktionen in Bands. Musikstudenten können anstreben, diese zusammen mit Dozenten in die Praxis umzusetzen und selbst‐organisierte Musiker können versuchen, ihre Gruppenleistungen zu steigern. Erfahrene Musiker mögen sagen: „Das ist ja alles schön, aber das wussten wir schon.“ Ein Ziel der Musikpsychologie sollte aber sein, relevantes Wissen für Musiker auf allen Niveaus bereitzustellen.
www.tobiasmarx.org
Dr.TobiasMarx
Musikeruntersich.KohäsionundLeistunginsemi‐professionellenMusikgruppen
ZusammenfassungderDissertationanderUniversitätKassel,Disputation:29.06.2016
Die Dissertation beschreibt aus der Perspektive der Sozialpsychologie die soziale Interaktion in kleinen
selbstorganisiertenMusikgruppen.DieKonzepteExpertise,Persönlichkeit,KohäsionundLeistungwerden
fürden Kontext Gruppenprozessein Bands aufgearbeitet.Expertise unterteiltsichdabei in akkumulierte
Expertiseüberdiegesamte LebenszeitundindasaktuellemusikbezogeneAktivitätsniveau.DerAusdruck
„musikbezogen“machtdeutlich, dassExpertisezusätzlichzumMeisterndesInstruments weitereAspekte
wiez.B.Tontechnik,Grafik,Marketing,etc.umfasst.DaspsychologischeKonstruktderPersönlichkeitwird
allgemeinbetrachtetundzusätzlichumdasKonstruktderEmpathieerweitert.Dasebenfallspsychologische
KonzeptdersozialenKohäsionwirderweitertaufeinemusikalische,eineorganisatorischeundeinesoziale
Dimension.EinesozialpsychologischePerspektiveaufdenLeistungsbegriffführterstenszumKonzeptder
Co‐Performer‐KommunikationundzweitenszurKommunikationmitdenangestrebtenZielgruppen.Daraus
ergeben sich eine interne und eine externe Kommunikationsleistung von Bands. Diese theoretisch
abgeleiteten Konzepte werden an fünf Bands mit Hilfe von Fragebögen, Tagebüchern, Interviews und
Videographien getestet. Die Relationen der Ergebnisse zueinander
resultieren in ein Modell sozialer Interaktion kleiner selbst‐organisierter
Musikgruppen.Höhere interne und externe Leistung hängen zusammen
mitmittlerenmusikalischenExpertise‐Niveaus,aufUnterschiedlichkeitder
Musiker basierenden Persönlichkeitskonstellationen und hoher sozialer
Kohäsion, welche durch organisatorische Kohäsion moderiert ist.
Infolgedessen muss die Definition von Expertise erweitert werden,
insofern organisatorische Kohäsion und nonverbale Kommunikation
ebensonotwendigsindwieakkumulierteÜbestundenamInstrument.Dies
magebensoaufdenBereichderKunstmusikzutreffen,jedenfallsabergilt
esfürdiepopuläreMusik.LangfristigsolltenErgebnisseder
Sozialpsychologie von der Musikpsychologie aufgegriffen werden, denn
Musizieren ist eine soziale Aktivität. Vor musikalischen Fertigkeiten
kommenInteresseundMotivation,diemeistinsozialenKontexten
angeregtwerden,unddarausergibtsichauchdasübergeordneteZieldesMusizierens:Musikmacheninund
fürsoziale Kontexte. DieForschung hat sichausgiebig mit Motorik,Üben, Exzellenz, etc.beschäftigt und
sicherlichisteseinlangerWegbiszumprofessionellenMusizieren. Da aber vor allem r die vielen
AmateurmusikerderWegdasZielist,lässtsichderLernprozessnichtvonderAktivitdesMusizierensselbst
trennen.DahersolltesichdieMusikpsychologiedersozialenDimensiondesMusizierensalsihreeigentliche
Funktionzuwenden.Letztlichstellt diesesBuchmehrFragen,alsesAntwortengibtundfolgtdemAnsatz
einerSozialpsychologiedesMusizierens.DieKernaussagelautet,dassbisherindermusikpsychologischen
Definition von Professionalisierung die Entwicklung der notwendigen sozialen Kompetenzen für das
gemeinsame Musizieren fehlte. Der praktische Bezug des Buches besteht in konkreten Hinweisen zu
Interaktionen in Bands. Musikstudenten können anstreben, diese zusammen mit Dozenten in die Praxis
umzusetzen und selbst‐organisierte Musiker können versuchen, ihre Gruppenleistungen zu steigern.
Erfahrene Musiker mögen sagen: „Das ist ja alles schön, aber daswusstenwirschon.EinZielder
Musikpsychologiesollteabersein,relevantesWissenfürMusikeraufallenNiveausbereitzustellen.
https://link.springer.com/book/10.1007/978‐3‐658‐18484‐1
... Results of this study cannot be viewed singularly -they are part of a complex network of interrelations. In small working groups, some of them are expertise, personality and cohesion, which have been studied and set into perspective by Marx (2017) together with internal and external collaboration to get closer to the bigger picture of the real life and working flow of popular music bands. There are for sure even more variables interacting. ...
Chapter
Full-text available
The importance of (sub)cultures presence in specific territories or contexts is well known, and has merited relevant research. This paper focuses on the metropolitan light rail system – the subway – in their lines, entries-exit zones, and vehicles as they were appropriated by the punk movement. We will first and foremost analyze the city of São Paulo, between 1975 and 1985, key moments when both the first punk bands and the first subway lines were beginning to develop, as well as drawing parallels with the situation in Lisbon at the same time.
... Results of this study cannot be viewed singularly -they are part of a complex network of interrelations. In small working groups, some of them are expertise, personality and cohesion, which have been studied and set into perspective by Marx (2017) together with internal and external collaboration to get closer to the bigger picture of the real life and working flow of popular music bands. There are for sure even more variables interacting. ...
Chapter
Full-text available
In this paper we seek to understand the emergence of youth culture in Portugal. We will focus on punk, which is particularly symbolic of the openness, cosmopolitanism, modernity and aesthetics which have continued to mark Portuguese society. Moreover, we will narrow our scope to the female experience, trying to give an adequate development of the gender differences and similarities in punk.
Thesis
In der vorliegenden Arbeit wurden verschiedene Verstärkungsvarianten in den Keyboardklassenunterricht implementiert und auf deren Wirksamkeit getestet. In einem videogestützten Lehr-Lern-Setting wurde bei 10 bis 13-Jährigen (Jgst. 5-7) überprüft, ob bzw. inwieweit sich bei diesen mittels gewählter Regulatoren die time on task (Übeaktivität) ausweiten und infolgedessen das Übeergebnis verbessern lässt. Verbales und nonverbales Feedback erwies sich als äußerst übeaktivierend, während sich externale und ausbleibende Bekräftigung vergleichsweise schwach auswirkte. Eindrücklich zeigte sich, dass die Kollektivübung im Keyboardklassenunterricht zu signifikanter Leistungssteigerung führt, bereits wenige Minuten zeigten eine merkliche Instrumentalspielverbesserung. Auch geschlechtsspezifische Unterschiede wurden hinsichtlich Übeaktivität und -ergebnis festgestellt.
Thesis
Full-text available
Die vorliegende Rahmenschrift der kumulativen Dissertation umfasst zunächst einen einleitenden Teil, der die zentralen Begriffe „prosoziales Verhalten“ und „prosoziale Musik“ definiert. Anschließend werden der Stand der Forschung zu den Inhalten populärer Musik und zur Wirkung prosozialer Musik aufgezeigt. Im darauffolgenden Abschnitt werden die theoretischen Grundlagen für die Wirkungsstudien dieser Arbeit dargestellt und diskutiert. Das theoretische Gerüst bilden das General Learning Model sowie das Reciprocal Feedback Model of Musical Response. Aspekte dieser theoretischen Ansätze werden schließlich kombiniert, um sie in ein eigenes Musikwirkungsmodell zu überführen. Das übergeordnete Forschungsvorhaben wird in zwei zentrale Vorhaben aufgeteilt – die Analyse der Repräsentation und die Untersuchung der Wirkung prosozialer Musik – und im anschließenden Kapitel dargestellt. Im Zentrum des Dissertationsprojekts stehen die vier empirischen Arbeiten, mit denen die Forschungsvorhaben realisiert wurden. Um die Repräsentation pro-sozialen Verhaltens in populärer Musik zu untersuchen, wurde eine Inhaltsanalyse durchgeführt (erschienen bei Musicae Scientiae). Zur Überprüfung der Wirkung prosozialer Musik wurden eine experimentelle Feldstudie (erschienen bei Psychology of Music), zwei aufeinander aufbau-ende Online-Experimente (erschienen bei Musicae Scientiae) und schließlich ein mehrfaktorielles Online-Experiment (erschienen bei Psychology of Music) realisiert. Diese Studien werden in der anschließenden Synopse kurz dargestellt und zueinander in Bezug gesetzt. Den Schluss der Rahmenschrift bilden eine Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse sowie ein Fazit mit Ausblick auf mögliche weitere Untersuchungen.
Chapter
Mit der Einführung methodischer Verfahren sowohl theoretischer als auch empirischer Ausprägung ist nun der Grundstein gelegt für eine Beschäftigung mit den soziokulturellen Kontexten populärer Musik. In der Forschungsgeschichte wurde populäre Musik in der Tat häufig zunächst aus soziologischer Perspektive betrachtet bzw. wurde eine derartige Betrachtung eingefordert, weil man die textuellen Qualitäten populärer Musik der Musikwissenschaft nicht für würdig erachtete. Demgegenüber wurden in den bisherigen Kapiteln zahlreiche Möglichkeiten einer vielversprechenden textuellen Analyse aufgezeigt.
ResearchGate has not been able to resolve any references for this publication.