Museen haben sich seit ihrer Entstehung entlang der sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen als Hinterbandkontrolle der gesellschaftlichen Phänomenologie entwickelt. In den vergangenen Jahrzehnten transformierten sich die Museen – begleitet durch eine starke Diversifizierung – zu regelrechten Massenmedien der Freizeitindustrie. Die symbolische Kraft des Museums als Bedeutungsbeschleuniger hat dazu geführt, dass das Vokabular und die Grammatik der öffentlichen Museen auch von anderen Institutionen für die Erreichung von zum Teil völlig anderen Zielsetzungen (Imagebildung, Umsatzoptimierung, Markenentwicklung) eingesetzt werden. Dies geschieht mitunter höchst professionell und effizient – meist ohne einen Kick-Back auf die angestammte Museumscommunity. Im Zeitalter fluider Mediengesellschaften und der identitätsbasierten, erlebnisorientierten Markenführung dürfen wir davon ausgehen, dass die öffentliche Wahrnehmung das Bewusstsein der Institution Museum bestimmt. Bei der Betrachtung dieses Feldes ist zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung zu unterscheiden. Marken – Institutionen, Produkte, Dienstleistungen, Personen etc. – werden nach aktuellem Verständnis im Marketing als Marken Persönlichkeiten betrachtet, analysiert und strategisch entwickelt.
In diesem Beitrag geht es nicht um die Dokumentation von Museumsentwicklungsgeschichte, sondern um die Arbeit am strategischen Bewusstsein für die Zukunft des Museums als einer gesellschaftlich relevanten und produktiven Institution. Eine Analyse der Wirkkraft von Museen kommt daher einer Medienwirkungsanalyse gleich. Dazu werden die Felder Museum, MINT und Marke in einem dialektischen Dreieck miteinander in Beziehung gesetzt.
Museologisches Engineering: Ein Blick auf die Schnittstelle zwischen Museum, MINT und Marke ist aus zwei Gründen aufschlussreich: Zum einen mit dem Ziel einer Standortbestimmung und zum anderen zur Gewinnung von Erkenntnis, an welchen Stellschrauben ein modernes museologisches Engineering einsetzen kann, um eine konzeptionelle Fortentwicklung des Museums erfolgreich zu gestalten. Ein solcher Ansatz erscheint auf den ersten Blick progressiv, findet jedoch seine fachgeschichtlichen Wurzeln bereits in den Falkensteiner Protokollen aus dem Jahr 1971: „Volkskunde analysiert die Vermittlung (die sie bedingenden Ursachen und die sie begleitenden Prozesse) von kulturalen Werten und Objektivationen (Güter und Normen) und Subjektivationen (Attributen und Meinungen). Ziel ist es, an der Lösung sozio-kultureller Probleme mitzuwirken“. Erkenntnisleitend wird dieser Horizont der Betrachtung durch die Konzepte von Ray Oldenburg und Nina Simon erweitert.