Wenn somit die Philosophie keine spezifische Erkenntnisweise vor den Fachwissenschaften voraus hat, dann ist sie auf dieselbe Art der Erkenntnis angewiesen, wie sie in den Fachwissenschaften herrscht. Daß diese Erkenntnis leistungsfähig genug ist, beweisen die großen Erfolge, welche die Fachwissenschaften mit ihr erzielt haben. Worin besteht nun diese Erkenntnisweise? Was ist für sie wesentlich?
... [Show full abstract] Eine Weltansicht soll Grundsätzliches über die Welt, also über die Wirklichkeit aussagen. Es handelt sich daher um die Bedingungen der Wirklichkeits-Erkenntnis. Von Wirklichem erhalten wir nur dadurch Kunde, daß uns etwas im Erleben vorliegt. Wir müssen etwas sehen oder hören oder fühlen oder dergleichen, kurz, wir müssen etwas wahrnehmen, um eines Wirklichen gewahr zu werden. Von dem Wahrgenommenen aus, und nur von solchem, können wir dann weitergehen zu anderem, nicht mehr Wahrgenommenen infolge der Naturgeselle, welche Zusammenhänge zwischen bestimmten Arten von Vorgängen oder Zuständen festlegen. Was uns ein Bild im Mikroskop zeigt, können wir deshalb als die Zellen-Struktur eines Gewebes betrachten, die in einem Pflanzenoder Körperteil wirklich vorhanden ist, obwohl sie mit bloßem Auge nicht zu sehen ist. Aber wir kennen die Konstruktion des Mikroskops und die Gesetze der optischen Vergrößerung. Und wir wissen, daß der vergrößerte Schnitt aus dem und dem Gewebe entnommen ist. Was „wirklich“ ist, kann man darum definieren als das, was mit Wahrnehmung nach Erfahrungsgesehen zusammenhängt. Wirklichkeitser-kenntnis muß also Wahrnehmung zur Grundlage haben und kann nur auf Erfahrung über die geset3mäßigen Zusammenhänge der Erscheinungen beruhen. Eine Welt ansicht, die auf wissenschaftliche Erkenntnis gegründet sein soll, kann nur durch Erfahrungserkenntnis aufgebaut werden. Sie ist an diese gebunden und kann darum nicht über den Bereich der Erfahrung hinausgehen.