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Kompetenzentwicklung durch Forschendes Lernen

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Abstract

Unser Beitrag zu diesem Sammelband beschäftigt sich mit dem Konstrukt der Forschungskompetenz und der Frage, welche Aspekte von Forschungskompetenz im Forschenden Lernen (theoretisch) wie gefördert werden können. // Our chapter in this volume examines the construct of 'research competence' and looks at which particular aspects of research competence can (theoretically) be fostered through research-based learning. Der Band beginnt mit theoretischen und methodischen Einführungen zum Forschenden Lernen, bietet im Hauptteil eine umfangreiche Sammlung von Fallstudien aus den Lebenswissenschaften, den MINT-Fächern und verschiedenen Einzelfächern und schliesst mit fünf thematischen Beiträgen. // The volume begins with several thematically focussed theoretical and methodological introductions to research-based learning, offers a comprehensive collection of case studies from the life scienes, the natural sciences and various other subjects and concludes with five thematic chapters. Klappentext Sammelband: Viele Entscheidungen in Politik und Wirtschaft hängen heute von Statistiken, Prüfberichten oder Marktforschung ab. Doch wie verlässlich sind Forschungsergebnisse? Das können wir am besten beurteilen, wenn wir selber geforscht haben. In diesem Sinne soll Forschendes Lernen die Lehre in Universitäten und Fachhochschulen revolutionieren: Lernen durch eigenständige Forschung. Darauf müssen sich nicht nur die Studierenden, sondern auch die Hochschulen einrichten. Das Buch bietet eine erste Gesamtschau zum Forschenden Lernen in Deutschland. Many decisions in politics and economics today depend on statistics, reports or market research. But how reliable are the results presented here? This we can only really assess if we have been actively engaged in research ourselves. In this sense, research-based learning is poised to revolutionise teaching in Higher Education: learning through independent research. Both students and the Higher Education institutions need to be prepared and adapt to this new way of learning. This volume offers a first complete overview of recent developments and endeavours in the field of research-based education in Germany.
Kompetenzentwicklung durch
Forschendes Lernen
Christopher Gess, Wolfgang Deicke und Insa Wessels
Ein grundlegendes, aber bislang zu wenig reektiertes Grundprinzip Forschenden
Lernens ist dessen Potenzial für eine Ausrichtung auf Kompetenzziele statt auf
fach- oder veranstaltungsspezische Bildungsinhalte (zum Beispiel Fachwissen).
Zwar wird dem Forschenden Lernen allenthalben ein breites Potenzial zur För-
derung unterschiedlichster Kompetenzen zugeschrieben– systematisch erforscht
und nachgewiesen sind diese Zusammenhänge bislang jedoch noch nicht. Dieses
Kapitel legt dar, welche Kompetenzen das Forschende Lernen fördern kann und
was unter diesen Kompetenzen zu verstehen ist. Bislang werden die Kompetenz-
ziele von Forschendem Lernen nur abstrakt benannt. Dies ist für die kompetenz-
orientierte Lehre unzureichend, da bei abstrakt formulierten Kompetenzzielen
unklar bleibt, welche Teilkompetenzen angestrebt werden und wie die Kom-
petenzen gefördert werden können. In diesem Kapitel werden Konzepte und Er-
kenntnisse aus aktuellen Forschungsprojekten herangezogen, um die abstrakten
Kompetenzziele zu operationalisieren.
Kompetenzziele
Betrachtet man Modulkataloge oder Lehrveranstaltungsbeschreibungen zum For-
schenden Lernen (Rueß et al., ), verbinden Lehrende mit diesen Formaten
vor allem wichtige fach- und sogar themengebietsspezische Ziele. Häug dient
Forschendes Lernen dazu, dass sich Studierende ein emengebiet vertieft und
selbstständig erschließen. Solche inhaltlichen Ziele müssen notwendigerweise für
jedes einzelne Vorhaben des Forschenden Lernens ausdierenziert werden und
können an dieser Stelle nicht aus fächerübergreifender Perspektive beleuchtet
werden. In diesem Kapitel soll der Fokus vielmehr auf fächerübergreifende Kom-
petenzziele gelegt werden. Diese lassen sich auf drei Ebenen anordnen: die För-
derung von Forschungskompetenz, die Entwicklung einer forschenden Haltung
und die Förderung sogenannter metakognitiver Kompetenzen.
80 C G/W D/I W
Verweise auf die Förderung von Forschungskompetenz der Studierenden finden
sich in der Literatur am häufigsten. So empfiehlt der Wissenschaftsrat ()
Forschendes Lernen, damit die Studierenden lernen können, Fragen zu ent-
wickeln, Probleme systematisch zu lösen, methodisch gestützt Erkenntnisse zu
gewinnen und Grundsatzfragen kritisch zu reflektieren.
Zweitens wird mit Forschendem Lernen das Ziel verbunden, den Studieren-
den eine forschende Haltung zu vermitteln. Diese soll es ihnen ermöglichen,
nicht nur ihr im Studium angeeignetes und meist theoretisches Wissen für
die Analyse des Berufsfeldes einzusetzen, sondern auch ihre eigene Berufs-
ausübung fragend-entwickelnd und kritisch-reflexiv zu begleiten. Dieses Ziel
wird besonders häufig für das Lehramtsstudium formuliert (Fichten, ;
Wildt, ; Wissenschaftsrat, ).
Schließlich soll Forschendes Lernen die metakognitiven Kompetenzen fördern
(Huber, ). Hierunter werden jene Prozesse und Erfahrungen gefasst, die
mit dem Wissen und der Kontrolle über die eigenen kognitiven Funktionen
zu tun haben (Hasselhorn, ). Die metakognitiven Kompetenzen gelten
als übergeordnete Kompetenzen, die im gesamten Studium, aber nicht in ein-
zelnen Veranstaltungen erworben werden.
Abbildung 1: Übersicht über die potenziellen Kompetenzziele beim Forschenden Lernen
Quelle: eigene Darstellung
K  F L 81
Diese schnelle Betrachtung der Kompetenzziele fasst die Literatur zum Forschen-
den Lernen zusammen. Die Beschreibungen der Kompetenzziele gehen auch in
der Literatur kaum über eine bloße Benennung der Ziele hinaus. Doch solch all-
gemeine Zielformulierungen eignen sich weder zur empirischen Analyse noch zur
kompetenzorientierten Gestaltung der Lehre. Bei einer reinen Benennung der
Ziele bleibt oen, was unter den Kompetenzen zu verstehen ist. Im Folgenden
soll daher ein Versuch unternommen werden, die ersten beiden Kompetenzzie-
le, nämlich den Erwerb von Forschungskompetenz (Abschnitt ) und die Aneig-
nung einer forschenden Haltung (Abschnitt ), auszudierenzieren und damit
sowohl für die Forschung als auch für die Lehre anwendbar zu machen. In Ab-
bildung  werden die unterschiedlichen Modi der ersten beiden Kompetenzziele
konkretisiert, die wir im Folgenden näher erläutern.
Forschungskompetenz
Die Beschreibung der Forschungskompetenz kann auf Ergebnisse aktueller For-
schungsprojekte, unter anderem aus dem wissenschaftlichen Transferprojekt
»Kompetenzmodellierung und Kompetenzerfassung im Hochschulsektor« zu-
rückgreifen, das seit  nationale und internationale Forschungsvorhaben in
diesem Bereich koordiniert. In Anlehnung an den Kompetenzbegri von Klieme
und Leutner () werden in diesen Projekten Kompetenzen als kontextspe-
zische kognitive Leistungsdispositionen verstanden und somit der Schwerpunkt
überwiegend auf die Kognition gelegt (Blömeke/Zlatkin-Troitschanskaia, ).
Zudem muss zwischen zwei Ansätzen zur Modellierung von Forschungskom-
petenz rezeptive Forschungskompetenz und aktiv generierende Forschungskom-
petenz dierenziert werden. Der Unterschied der beiden Ansätze liegt in ihrem
Verständnis von Forschungskompetenz begründet. Erstens kann Forschungs-
kompetenz rezeptiv auf das Verständnis und die Anwendung von vorliegenden
Forschungsergebnissen bezogen werden. Borg () beschreibt dies als »Engage-
ment with Research«. Zweitens kann der Begri der Forschungskompetenz auch
auf die aktive Generierung von Forschungsergebnissen bezogen und somit in Ab-
grenzung zur Rezeption von Forschungsergebnissen als »Engagement in Research«
(Borg, ) verstanden werden. Dieses Verständnis von Forschungskompetenz
kommt eher aus der Lehrpraxis und wird über die in den Studienordnungen for-
mulierten Ziele transportiert: Die Studierenden sollen zum eigenständigen For-
schen befähigt werden.
82 C G/W D/I W
Kognitive Facette der rezeptiven Forschungskompetenz
Einen exemplarischen Ansatz zur Operationalisierung von Forschungskompetenz
im Verständnis »Engagement with Research« liefert das Projekt »Learning the
Science of Education« (Groß Opho et al., ). In dem Projekt wird die bil-
dungswissenschaftliche Forschungskompetenz literaturgestützt konzeptualisiert.
Demnach müssen Studierende zunächst in der Lage sein, geeignete Fragen zu
stellen und dann gezielt Informationen– in der Regel Forschungsliteratur– zu
diesen Fragen nden und beurteilen können. Dafür bedarf es der Informations-
kompetenz (»Information Literacy«). Die anschließende Interpretation dieser In-
formationen erfordert den kompetenten Umgang mit Datenmaterial (»Statistical
Literacy«). Schließlich müssen die identizierten Evidenzen beurteilt werden und
aus den interpretierten Informationen Schlussfolgerungen gezogen werden. Dies
setzt dem konzeptuellen Rahmenmodell in diesem Projekt zufolge wiederum kri-
tisches Denken voraus (»Critical inking«). Eine kompetenzorientierte Gestal-
tung von Forschendem Lernen würde gemäß dieses Modells bedeuten, weniger
eigene Erhebungen durchzuführen als vielmehr eine anwendungsorientierte For-
schungsfrage anhand vorliegender Literatur zu bearbeiten.
Kognitive Facette der generierenden Forschungskompetenz
In dem Verständnis »Engagement in Research« lässt sich Forschungskompetenz
nicht als ein generisches, das heißt vollständig fächerübergreifendes Konstrukt
verstehen. Aufgrund der forschungsmethodischen Unterschiede zwischen Fä-
chern muss davon ausgegangen werden, dass sich die erforderlichen Leistungs-
dispositionen zwischen den größeren Fächertraditionen unterscheiden. Entspre-
chend liegen zur Operationalisierung dieser Kompetenz fachgruppenspezische
Modelle für die Sozial- und die Naturwissenschaften vor.
Sozialwissenschaften
Für die Forschungskompetenz in Studienfächern mit sozialwissenschaftlichen
Forschungsmethoden liegt ein empirisch fundiertes Modell vor (Gess/Rueß/Blö-
meke, im Review). Das Modell wurde auf Basis von Expert/innen-Interviews und
-befragungen entwickelt. Es besteht aus der Verknüpfung von drei Kompetenz-
dimensionen und drei Forschungstätigkeiten. Als Kompetenzdimensionen berück-
sichtigt das Modell () Forschungsprozesswissen; () Methodenwissen und ()
methodologisches Wissen, das die Kenntnis der methodologischen Grundbegrif-
fe und Prinzipien umfasst. Als Forschungstätigkeiten werden (a) die Problemher-
K  F L 83
leitung, (b) die Forschungsplanung und (c) die Datenauswertung berücksichtigt.
Eine kompetenzorientierte Gestaltung von Forschendem Lernen würde gemäß
dieses Modells bedeuten, den Fokus auf die Durchführung einer empirischen
Studie zu legen, die Erwerb und Anwendung von forschungsmethodischem Wis-
sen bedingt. Dies entspricht einem Typ Forschenden Lernens, bei dem die Stu-
dierenden den Forschungsprozess komplett durchlaufen (Rueß et al., ).
Naturwissenschaften
Die naturwissenschaftliche Forschungskompetenz wurde im hochschulübergrei-
fenden Projekt »Kompetenzmodellierung und -erfassung zum Wissenschaftsver-
ständnis über naturwissenschaftliche Arbeits- und Denkweisen bei Studierenden
(Lehramt) in den drei naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und
Physik« (–) untersucht. Im Kompetenzmodell werden in Anlehnung an
Mayer () die Teilkompetenzen »Forschungsfragen formulieren«, »Hypothe-
sen entwickeln«, »Untersuchungen planen« und »Daten analysieren und interpre-
tieren« unterschieden (Hartmann, Upmeier zu Belzen, Krüger/Pant, ). Eine
kompetenzorientierte Gestaltung von Forschendem Lernen würde gemäß dieses
Modells bedeuten, die Studierenden Experimente mit oenem Ausgang durch-
führen zu lassen und den Erkenntnisprozess zu reektieren. Dies entspricht dem
Typ Forschenden Lernens, bei dem Forschungsfragen zum Zweck des Erlernens
von Forschungsmethoden verfolgt werden (Rueß et al., ).
Aektiv-motivationale Facette der generierenden Forschungskompetenz
Die bislang dargestellten Modelle von Forschungskompetenz beschränken sich
alle auf die kognitive Facette. Dies ist allgemein bei den meisten aktuellen Pro-
jekten in der Kompetenzmessung der Fall und ist unter anderem in den Schwer-
punkten der Forschungsförderprogramme begründet. Andere Facetten, wie die
aektiv-motivationale, werden aus forschungspragmatischen Gründen oft gar
nicht berücksichtigt (Fleischer et al., ). Wenn sie berücksichtigt werden, blei-
ben die Bemühungen zur Denition und Modellierung dieser Facetten weit hin-
ter den Bemühungen zur kognitiven Facette zurück. In Anlehnung an Baumert
und Kunter () zur professionellen Kompetenz von Lehrkräften werden im
Folgenden () forschungsbezogene Selbstwirksamkeitserwartungen, () intrinsi-
sche Motivation bzw. Forschungsinteresse und () die Ungewissheitstoleranz im
Forschungsprozess betrachtet.
84 C G/W D/I W
Forschungsbezogene Selbstwirksamkeit
Selbstwirksamkeitserwartungen sind subjektive Überzeugungen einer Person von
der eigenen Fähigkeit, bestimmte Aufgaben– auch unter schwierigen Bedingun-
gen– erfolgreich bewältigen zu können. Forschungsbezogene Selbstwirksamkeits-
erwartungen beziehen sich auf herausfordernde Forschungsaufgaben. Sie wurden
bereits mehrfach untersucht und analog zu den Schritten im Forschungspro-
zess operationalisiert (Forester et al., ; Gess, Rueß/Deicke, im Review), wo-
bei sich vier Bereiche der Selbstwirksamkeit identizieren lassen (Forester et al.,
): Selbstwirksamkeit bei der Datenerhebung, Selbstwirksamkeit bei der Da-
tenanalyse, Selbstwirksamkeit bei der Analyse des Forschungsstandes und Zusam-
menführung von Ergebnissen mit dem Forschungsstand und Selbstwirksamkeit
bei der Erstellung schriftlicher Forschungsberichte. Die Selbstwirksamkeitserwar-
tungen können laut eorie gefördert werden, wenn Personen Erfolgserlebnisse
haben, am Vorbild lernen können, verbal ermutigt werden oder emotionale Er-
regung erfahren (Bandura, ).
Forschungsinteresse
Beim Forschungsinteresse kann zwischen zwei Arten unterschieden werden: the-
matisches Forschungsinteresse, das sich auf konkrete Objekte oder thematische
Bereiche bezieht, und tätigkeitsbezogenes Forschungsinteresse, das sich auf Klas-
sen von Tätigkeiten bezieht. Das thematische Forschungsinteresse ist oft der Aus-
löser für besonders ambitionierte studentische Forschungsvorhaben. Allerdings
ist der praktische Nutzen einer Förderung des thematischen Forschungsinteresses
fraglich, da dieses Interesse nicht ohne weiteres auf andere emen übertragbar
sein dürfte. Für die praktische Anwendung scheint daher das tätigkeitsbezogene
Forschungsinteresse besser geeignet zu sein. Hier wird das Forschungsinteres-
se über das Interesse an den Schritten des Forschungsprozesses operationalisiert
(Bishop/Bieschke, ; Gess et al., ). Forschungsinteressierte Personen for-
schen aus Freude an der Tätigkeit selbst und empnden sie als subjektiv. Em-
pirisch zeigen sich zwei Faktoren des tätigkeitsbezogenen Forschungsinteresses:
erstens Interesse an der Bearbeitung von Literatur und der Kommunikation von
Ergebnissen und zweitens Interesse an der Erhebung und Auswertung von Daten
(Gess et al., im Review). Das Forschungsinteresse wird umso stärker gefördert, je
mehr Forschungsschritte die Studierenden beim Forschenden Lernen durchlau-
fen (Gess et al., ).
K  F L 85
Ungewissheitstoleranz im Forschungsprozess
Der per se bei Forschung ergebnisoene Prozess führt nicht selten zu wider-
sprüchlichen und komplizierten Ergebnissen oder Entscheidungssituationen, bei
denen es keine »richtige« oder »falsche« Entscheidung gibt. Dies kann abschre-
ckend und demotivierend wirken, wenn Studierende nicht positiv selbstregulativ
mit diesen Ungewissheiten umgehen können. Eine wichtige Rolle müsste dem-
nach die Ungewissheitstoleranz im Forschungsprozess spielen. Sie ist die Tendenz
einer Person, unklare Entscheidungssituationen und widersprüchliche Befun-
de im Forschungsprozess als eine positive Herausforderung anzusehen und so-
mit einen positiven Umgang mit diesen Situationen auszuüben. Fehlende Unge-
wissheitstoleranz im Forschungsprozess müsste sich in Ängsten oder Unbehagen
äußern. Von erfahrenden Lehrenden wurden insbesondere Entscheidungsängste
in kritischen Forschungssituationen benannt, die häug dazu führen, dass Studie-
rende eigentlich notwendige Entscheidungen nicht oder nicht persistent treen.
Soziale Facette der generierenden Forschungskompetenz
Ähnlich wie die aektiv-motivationale Facette wird auch die soziale Facette von
Kompetenzen selten betrachtet. Deshalb kann hier nur literaturgestützt und auf
Basis von Interviews mit erfahrenen Lehrenden eine erste, vorläuge Auistung
sozialer Teilkompetenzen von Forschungskompetenz erfolgen. Im Zentrum steht
dabei die Kommunikationsfähigkeit der Studierenden, die aus drei Perspektiven
zu betrachten ist: () Studierende müssen nach innen, das heißt mit dem For-
schungsteam und mit dem/der Betreuer/in kommunizieren können, () sie müs-
sen sich nach außen im Forschungsfeld adäquat verhalten können und () sie
müssen in der wissenschaftlichen Öentlichkeit kommunizieren können.
Kommunikation im Forschungsteam und mit der betreuenden Lehrperson
Forschendes Lernen wird oft in Teams durchgeführt. Die Studierenden sollen
unter anderem lernen, sich gemeinsame Ziele zu setzen, Aufgaben untereinander
aufzuteilen und sich Feedback zu geben. Dies fällt hier unter die interne Kom-
munikationsfähigkeit. Hinzu kommt die Kommunikation mit dem/der Betreuer/
in. Die Studierenden sollen die Fähigkeit erwerben, Hilfe zu suchen, Hilfestellun-
gen und Kritik anzunehmen, aber auch die betreuende Lehrperson von den eige-
nen Ideen zu überzeugen. Um Forschendes Lernen auf dieses Kompetenzziel aus-
zurichten, sollten diese Kommunikationsprozesse explizit thematisiert werden.
Betreuer/innen könnten beispielsweise über die fachliche Rückmeldung hinaus
86 C G/W D/I W
während des Forschungsprozesses auch Vorschläge zur Verbesserung der Kom-
munikation geben.
Kommunikation im Forschungsfeld
Die Kommunikation im Forschungsfeld ist besonders bei qualitativer Sozialfor-
schung notwendig, da hier viel Zeit im Forschungsfeld verbracht wird. In den
Naturwissenschaften ist die Kommunikation mit anderen Personen im For-
schungslabor, zum Beispiel mit technischen Assistent/innen, erforderlich. Um
Forschendes Lernen auf dieses Kompetenzziel auszurichten, könnte die Kom-
munikation im Feld selbst zum Gegenstand der Forschung gemacht werden. In
Interviews könnten die Gesprächspartner/innen um Rückmeldung zur Kom-
munikation gebeten werden, in Forschungstagebüchern könnten die Studieren-
den die Kommunikation im Feld reektieren. Selbst in Laborsituationen ließen
sich die Kontakte mit Kolleg/innen und technischem Personal protokollieren und
reektieren.
Kommunikation mit der wissenschaftlichen Öentlichkeit
Bei der Kommunikation mit der wissenschaftlichen Öentlichkeit ist es wich-
tig, dass sich die Studierenden in die Perspektive der Rezipient/innen hineinver-
setzen können, um ihre Forschungsvorhaben und -ergebnisse angemessen zu be-
schreiben. Erfahrene Lehrende betonen, dass diese Fähigkeit auch im Gespräch
mit anderen Forschenden erforderlich ist, um Schnittmengen und Kooperations-
möglichkeiten zu identizieren. Um Forschendes Lernen auf dieses Kompetenz-
ziel auszurichten, sollten Elemente des Austauschs mit externen Personen inte-
griert werden. Dies könnte typischerweise die Form von Abschlusssymposien
annehmen.
Forschende Haltung
Besonders für Lehramtsstudierende wird oft das Ziel formuliert, durch Forschen-
des Lernen eine »Haltung forschenden Lernens« (Wissenschaftsrat, ), eine
»forschende Grundhaltung« (Fichten, ) oder einen »forschenden Habitus«
(Reitinger, ) zu fördern. Hiermit ist oft eine reektierende Herangehenswei-
se an die eigene Berufspraxis gemeint. Auch in anderen Berufen als dem Lehramt
sollte eine solche Haltung erforderlich sein, da nahezu überall die eigene Praxis
reektiert werden muss. Im Folgenden werden die Konstrukte () reexive Dis-
K  F L 87
tanz, () epistemische Neugier und () epistemologische Überzeugungen als Be-
standteile einer forschenden Haltung postuliert.
Reexive Distanz
Eine objektive, unvoreingenommene Grundhaltung der Praxis gegenüber ist die
Basis für die Verbesserung der Praxis. Eine reexive Distanz (Meyer, ) ein-
zunehmen, ermöglicht das kritische Hinterfragen und die empirisch begründete
Veränderung der eigenen beruichen Praxis. In der englischsprachigen Literatur
wird dieses Ideal vom kritisch-reexiven Berufstätigen als »Reective Practitioner«
(Schön, ) bezeichnet und »Reective inking« empirisch betrachtet (Kem-
ber et al., ). Eine kompetenzorientierte Gestaltung von Forschendem Lernen
zur Förderung einer reexiven Distanz würde bedeuten, primär praxisrelevante
Forschungsthemen zu verfolgen. Besonders geeignet wären Praxisprobleme, die
Studierende bei der Beobachtung ihres zukünftigen beruichen Handlungsfeldes
identizieren. Die reexive Distanz kann dann erprobt werden, indem bewusst
eigene Vorannahmen und Überzeugungen der Studierenden empirisch überprüft
und im Seminar hinterfragt werden.
Epistemische Neugier
Neben der Distanz zum Berufsfeld scheint zudem Neugier wichtig, die Personen
dazu anregt, mehr über einen Sachverhalt herauszunden. In der Literatur wird
dies als epistemische Neugier (engl. »Epistemic Curiosity«) bezeichnet. Unter-
schieden werden zwei Dimensionen dieser Neugier (Litman/Mussel, ): Ers-
tens die interessen- oder spaßgetriebene Suche nach Informationen (»I-Type«)
und zweitens die durch eher negative Gefühle von fehlendem Wissen ausgelöste
Suche nach Informationen (»D-Type«). Zur Förderung der epistemischen Neu-
gier ist noch nicht viel bekannt. Eine kompetenzorientierte Gestaltung von For-
schendem Lernen zur Förderung des I-Type der epistemischen Neugier setzt
wahrscheinlich voraus, dass die Studierenden dazu angehalten werden, For-
schungsfragen entsprechend des eigenen Interesses auszuwählen und sollte daher
eine lange Phase für die emenndung vorsehen. Zur Förderung des D-Type
sollten Lehrende auf die Konsequenzen fehlenden Wissens für den Forschungs-
prozess verweisen, gleichzeitig aber als Beratende zum Schließen der Wissens-
lücken bereitstehen, so sie um Informationen gebeten werden.
88 C G/W D/I W
Epistemologische Überzeugungen
Epistemologischen Überzeugungen sind die Überzeugungen zur Struktur und
Genese wissenschaftlichen Wissens in einer Domäne (Stahl/Bromme, ). Es
ist anzunehmen, dass Personen, die Wissen als exibel, veränderbar und nützlich
für die Praxis ansehen, eher dazu neigen, neues Wissen generieren zu wollen bzw.
die Praxis verändern zu wollen als andere Personen. Im Forschenden Lernen kön-
nen Studierende Erfahrungen mit der Genese von Wissen sammeln und erhalten
so Impulse, die zu einer Veränderung der eigenen Überzeugungen führen kön-
nen. Epistemologische Überzeugungen können im Studium gefördert werden,
indem sie explizit thematisiert und durch die Studierenden reektiert werden
(Elby, ), indem die verschiedenen Wege der Wissenskonstruktion und die
Qualität wissenschaftlicher Erkenntnisse diskutiert werden (Lahtinen/Pehkonen,
) und indem die Studierenden mit kontrovers diskutierten wissenschaftli-
chen emen konfrontiert werden, bei denen sich widersprechende Studien epis-
temische Zweifel auslösen (Ferguson, Bråten/Strømsø, ).
Ausblick
Mit Forschendem Lernen sind unterschiedliche Kompetenzziele verbunden. Ne-
ben der Vermittlung von Fachwissen, lassen sich die Kompetenzziele auf drei Ebe-
nen anordnen: die Förderung von Forschungskompetenz, die Vermittlung einer
forschenden Haltung und die Entwicklung allgemeiner metakognitiver Kom-
petenzen. Während die allgemeinen metakognitiven Kompetenzen bereits an an-
derer Stelle umfassend deniert werden und sich aufgrund ihrer Breite auch nur
bedingt als Kompetenzziele einzelner Veranstaltungen eignen, müssen die For-
schungskompetenz und die forschende Haltung eingehend operationalisiert wer-
den, um für die kompetenzorientierte Gestaltung von Veranstaltungen und kom-
petenzorientierte Lehrevaluation verwendbar zu sein.
Lehrende können sich bei der Gestaltung ihrer Lehrveranstaltung an diesen
Kompetenzzielen orientieren. Es ist dabei unerlässlich, eine bewusste Auswahl aus
den hier vorgestellten Kompetenzzielen zu treen, da es nicht möglich sein wird,
alle Ziele in einer Veranstaltung zu verfolgen. Je nach Kompetenzziel sollten an-
dere Schwerpunkte gelegt werden: Ist das Ziel beispielsweise, eine rezeptive For-
schungskompetenz und reexive Distanz bei den Studierenden zu fördern, soll-
ten praxisrelevante Forschungsfragen verfolgt werden, zu denen die Studierenden
bereits emotional besetzte Vorannahmen aufweisen (bspw. zum ema Hausauf-
gabenvergabe im Lehramtsstudium). Ist das Ziel hingegen beispielsweise gene-
K  F L 89
rierende Forschungskompetenz, muss die Veranstaltung von Grund auf anders
aufgebaut werden. Im Zentrum sollte dann der Forschungsprozess stehen, den
die Studierenden möglichst komplett durchlaufen und immer wieder reektieren
sollen.
Für die Studienganggestaltung würde dies bedeuten, mehrere Formen von
Forschendem Lernen im Studium zu ermöglichen, um den Studierenden entwe-
der die Wahl zu lassen, welche Kompetenzen sie selbst ausbilden möchten oder
um eine möglichst breite Kompetenzförderung im Studium zu ermöglichen. Die-
se Ziele wären natürlich jeweils mit fach- und themenspezischen Kompetenzzie-
len zu kombinieren, die in diesem Kapitel nicht näher betrachtet wurden.
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... "engagement with research"; Borg, 2010, S. 391) verstanden werden. Forschungs kompetenz ist jedoch auch häufig nicht eindeutig definiert, was darauf zurückgeführt werden kann, dass Fähigkeiten und Fertigkeiten im Forschen fachspezifischer Natur sind (Gess et al., 2017;Thiel & Böttcher, 2014). Während Klieme und Leutner (2006) Kompetenz als eine erlernbare Verhaltensdisposition (ko gnitiver Bereich) verstehen, bezieht Weinert (2001) Kompetenz auch auf Fähigkeiten im affektiv-moti vationalen Bereich. ...
... Gleichzeitig schätzen die angehenden Lehrkräfte ihre Fähigkeiten in Bezug auf den kognitiven Bereich höher ein. Das Format des Forschenden Lernens wird in den verschiedenen Fachdidaktiken und Fachwis senschaften unterschiedlich implementiert, sodass auch die fachliche Ausgestaltung je nach Fach disziplin variiert (Gess et al., 2017;Saunders et al., 2021). Dies könnte zur Folge haben, dass die an gehenden Lehrkräfte vor einer besonderen Herausforderung stehen, da in den jeweiligen Fächern unterschiedliche Anforderungen an den durchzuführenden Forschungsprozess gestellt werden (Saunders et al., 2021). ...
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Forschungskompetenz als Teil der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräften dient unter anderem der Unterrichtsreflexion sowie der Interpretation von Literatur und Studien. Es wird angenommen, dass Forschungskompetenz, bestehend aus Fähigkeiten im affektiv-motivationalen und kognitiven Bereich, durch Forschendes Lernen gefördert wird. Jedoch kann Forschendes Lernen auf Lernende überfordernd wirken und ein gesteigertes Stresserleben herbeiführen. Diese Interventionsstudie untersucht in einer Lehrveranstaltung, die dem Konzept des Forschenden Lernens folgt, die Veränderung im affektiv-motivationalen und kognitiven Bereich von N = 186 angehenden Lehrkräften mit dem Unterrichtsfach Biologie. Zu Beginn und Ende des Semesters wurden der affektiv-motivationale und kognitive Bereich (Selbsteinschätzungen) sowie in einer Zwischenerhebung das Stresserleben erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass die Selbsteinschätzung des affektiv-motivationalen Bereichs im Semesterverlauf abnahm, während sie im kognitiven Bereich zunahm. Zwischen einzelnen Subskalen des kognitiven Bereichs (Methoden-, Kommunikationskompetenz und fachliches Wissen) und dem Stresserleben ergaben sich negative Korrelationen. Die Ergebnisse sowie Implikationen der Untersuchung für die Lehramtsbildung und Forschung werden diskutiert.
... Arieska Putri et al. [54] could even show a direct effect of IBL on scientific literacy. This is not very surprising in that science literacy (and, more context-specifically, also the initially described climate literacy) is very strongly related to the desired key competences, which are usually addressed especially by close-to-science IBL formats (for a detailed distinction of different IBL formats see for example [55]); Gess et al. [56] (p. 79) describe the intended "research competence" as a combination of receptive research skills (i.e., information literacy, statistical literacy, and critical thinking) and productive research skills, which include cognitive competences (e.g., knowledge about research processes and methods, generation of hypotheses, or data analysis), affective-motivational competences (e.g., research-related self-efficacy or tolerance of uncertainty and ambiguity), and the social competence of cooperation in a learning community. ...
... Applying them allows us to realise close-to-science IBL in upper secondary schools and similar educational contexts. As these principles provide a design framework, which was so far missing outside of the higher education context, they can form the basis for targeted science-propaedeutics at schools addressed to the acquisition of science literacy and other science-related competences (see [6,56]). Referring to RQ1b, we provide design principles on the most concrete level of target-group-specific operationalisation that simultaneously represent detailed context-specific how-to-guidelines for designing close-to-science IBL environments on the topic of climate change. ...
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Education is of great importance in the context of climate change, as it can promote pro-environmental behaviour. However, climate change education is accompanied by didactic and pedagogical challenges because, among other reasons, climate change is a complex phenomenon and many people have a psychological distance to the topic. A promising approach to face these challenges is inquiry-based learning (IBL), as several studies show. To date, however, there are barely any empirically tested instructional designs, especially for close-to-science IBL, focusing on climate change. The study presented here therefore addresses the question of how a science propaedeutic seminar for upper secondary schools on the regional implications of climate change should be designed to ensure successful learning processes. Based on the design-based research approach, qualitative research methods (focus group discussions, semi-standardised written teacher surveys, and participant observations) were used to identify target-oriented design guidelines and implementation principles for such seminars. In the seminars, 769 students have so far researched different aspects of climate change in their own regions. The identified design guidelines and implementation principles were further operationalised for teaching practice, so that the research generated both a contribution to theory building and an applicable concept for schools.
... Dies stellt einen signifikanten Unterschied dar, der auf die unterschiedlichen Exkursionstypen zurückzuführen ist. Ebenso förderte die Wolga-Exkursion das Wissen der Studierenden in diesem Themengebiet aus Sicht von 62,5% sehr stark, während dies bei der Sibirien-Exkursion nur von 53,3% der Teilnehmer*innen angegeben wird.Grundsätzlich ist eine, nach den Prinzipien forschungsorientierter Lehre(Gess et al., 2017) konzipierte Exkursion, auf verschiedene Lehrinhalte und Lehrsituationen übertragbar. Besonders Fragestellungen der Sustainable Development Goals (United Nations, 2015) sind gut geeignet, um diese in einem interkulturellen Kontext zu bearbeiten. ...
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Der Beitrag thematisiert, wie wir zwei Auslandsexkursionen i. S. v. „Forschendem Lernen in der Natur“ konzipiert haben, bei denen Masterstudierende verschiedene Kompetenzen kombinieren und anwenden sollen. In diesen Lehrveranstaltungen sollen die Studierenden einen vollständigen Forschungszyklus durchlaufen (eigenständige Wissens- und Erkenntnisbildung). Es geht um das Formulieren von Hypothesen, das Erstellen eines Forschungskonzeptes, die Durchführung der Beprobungen, die Datenanalyse und die Interpretation. Die limnologische Exkursion an die Wolga (mit Studierenden der Universität für Bodenkultur Wien; BOKU) als auch die Wasserbauexkursion nach Sibirien (mit Studierenden der Technischen Universität München; TUM) waren hinsichtlich der Outputs höchst erfolgreich. In unserem SoTL-Projekt geht es um die Evaluation, die Reflexion und die Effekte der Exkursionen in Hinblick auf das forschende Lernen der Studierenden, wobei eine Brücke zwischen Überblicks- und Arbeitsexkursion geschlagen wurde. Für die Analysen wurden die Lernziele, offizielle Lehrveranstaltungsevaluierung(en) und „Ein-Jahr-danach-Fragebögen“ an die Studierenden, sowie Interviews mit Studierenden und Co-Lehrenden ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Exkursion unterschiedliche Kompetenzen fördert. Aus studentischer Sicht wurden bezugnehmend auf die Vorbereitung (Phase 1) insbesondere Quellenarbeit, Präsentation und Planung als Kompetenzfelder genannt. Während der Exkursion (Phase 2) sind es Feldarbeit, Auswertung und Analyse und in der Nachbereitung (Phase 3) stellen Analyse, Statistik und Schreiben wesentliche Aspekte dar. Auf Basis unserer Erkenntnisse empfehlen wir die dargestellten Phasen und einhergehenden Kompetenzfelder als allgemeines Framework für forschungsorientierte Exkursionen.
... RBL is regarded as a good opportunity to foster student teachers' RKS (Gess, Deicke, and Wessels 2017). At the same time, student teachers need a certain degree of RKS to cope with the demands of RBL. ...
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Promoting research knowledge and skills (RKS) is an important task of teacher training programmes. One way of fostering RKS is through research-based learning (RBL). However, student teachers often struggle with the acquisition of RKS and do not benefit from RBL like students of other study programmes. This paper suggests e-learning as one part of the solution to support the design of courses that prepare students for conducting research projects. We present an interactive e-learning module designed to develop student teachers’ RKS and analyse the effectiveness of (1) the e-learning module, (2) its combination with online instruction and (3) online instruction only. Unlike previous research, we assessed the development of student teachers’ RKS (n = 402) using a standardised test. Findings revealed that both e-learning formats were effective in developing students’ RKS. Moreover, the study provided evidence of the sustainability of learning gains obtained through the e-learning module. Both e-learning formats proved superior to online instruction only, which in turn did not promote students’ RKS significantly, regardless of whether the course taught research methods explicitly or dealt with the contents of research. Thus, the development of further e-learning opportunities in the context of RBL should receive more attention in the future.
... Fichten & Meyer, 2006;Schneider, 2009). Im Bereich der affektivmotivationalen Aspekte können Selbstwirksamkeit, Forschungsinteresse und die forschendreflexive Haltung als elementare Ziele von Forschendem Lernen untersucht werden (Gess, Deicke & Wessels, 2017 (Rueß, Gess & Deicke, 2016, S. 35) Abb. 4 zeigt die idealtypische zyklische Anordnung der Phasen des Forschenden Lernens (Sonntag et al., 2017). Allerdings gestaltet sich der Forschungsprozess manchmal eher wie in Abb. 5 dargestellt. ...
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Der Leitfaden bietet einen Überblick über die Umsetzung des Forschenden Lernens in der Lehrkräftebildung auf Seminarebene. Hochschuldidaktische Überlegungen – allgemein und entlang der Forschungs-phasen – und eine umfangreiche Methoden- und Materialsammlung geben eine Einführung in das Praxisfeld. Das Buch kann von erfahrenen Dozierenden auch als Nachschlagewerk genutzt werden. Der Leitfaden lädt zur Planung, zum Ausprobieren und zum Reflektieren der eigenen Lehre ein.
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Im Rahmen der Lehramtsausbildung für das Fach Biologie an der Europa-Universität Flensburg (EUF) sind freilandbiologische Aktivitäten modular integriert. Neben der Vermittlung fachlicher Inhalte, praktischer Arbeitsweisen und Freude am Fach wird hierbei auch den forschungsbezogenen Inhalten und Aktivitäten eine große Bedeutung zugeschrieben. Forschungsbezogene Lehre lässt sich nach Rueß et al. (2016) zum einen nach inhaltlichen Schwerpunkten (Forschungsergebnisse, -methoden, -prozesse) und zum anderen nach dem Aktivitätsniveau der Studierenden strukturieren (rezeptiv, anwendend, forschend). Das Forschende Lernen wird in dieser Klassifizierungsmatrix dem forschenden Aktivitätsniveau in den drei besagten inhaltlichen Schwerpunkten zugeordnet (ebd.). In diesem Beitrag werden in Anlehnung an die Klassifizierungsmatrix zur forschungsbezogenen Lehre nach Ruess et al. (2016) konzeptionelle Realisierungen für zwei Ökologie Seminare, in denen sich die Studierenden noch am Anfang des Studiums befinden, beschrieben. Es wird erläutert, wie Lehramtsstudierende des Faches Biologie schrittweise an das Forschende Lernen im 2. Semester, und darauf aufbauend im 4. Semester, herangeführt werden.
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Zusammenfassung Forschendes Lernen hat sich als hochschuldidaktisches Konzept nicht nur in Deutschland als eine Möglichkeit etabliert, um der Forderung nach mehr Forschungsorientierung in der Lehrer*innenbildung nachzukommen. Die hohen Erwartungen werden jedoch nur teilweise durch Forschungsbefunde gestützt. Die vorliegende Studie fragt daher danach, ob sich durch Forschendes Lernen Forschungskompetenz und Forschungsinteresse fördern lassen. Dazu wurden Items bzw. Skalen entwickelt und in einer quantitativen Längsschnittstudie an einer deutschen Universität im Rahmen von neun Forschungswerkstätten für Lehramtsstudierende ( n = 144) getestet. In den Forschungswerkstätten wird ein Konzept von Forschendem Lernen umgesetzt, das das Durchlaufen eines vollständigen Forschungsprozesses von ersten Forschungsfragen über Datenerhebung, Datenauswertung bis zur Präsentation an den beteiligten Schulen beinhaltet. Die Ergebnisse zeigen, dass in der Selbsteinschätzung der befragten Studierenden deren Forschungskompetenz angestiegen, gleichzeitig jedoch das Interesse an Forschung gesunken ist. Ursachen und Konsequenzen werden diskutiert.
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Zweifellos ist auch das Lehren und Lernen am außerschulischen Lernort so zu gestalten, dass alle Schüler_innen bestmöglich teilhaben können. In der Forschungswerkstatt an der Universität Hamburg haben sich angehende Lehrer_innen in eigenen Forschungsprojekten mit der Zugänglichkeit der LI-Zooschule wissenschaftstheoretisch und praxisnah auseinandergesetzt. Insbesondere die spezifischen Bedarfe von Schüler_innen mit Behinderung und Schüler_innen mit Schwächen im bildungssprachlichen Bereich wurden fokussiert. Entstanden sind fünf Forschungsprojekte, deren Zielstellung, Vorgehen und Resultat im vorliegenden Band vorgestellt werden. Zusätzlich werden praxisnahe Tipps für die Gestaltung zugänglicher Lehr- und Lernszenarien am außerschulischen Lernort bereitgestellt. Dieses Buch entstand unter Mitwirkung von: Vivienne-Christine Ahrens - Melina Bernbom - Steven Bittner - Judith Drexler - Phillip Euler - Cornelia Fritz - Katharina Gräfenstein - Melissa Hanke - Malin Johannsen - Melanie Krich - Nicole Liesner - Nadine Lorsch - Lara Lücken - Claudia Michailidis - Laura Nietner - Tom Robinson - Julia Robrecht - Yannik Rother - Mona Schimmöller - Mareile Schulz - Meike Stappert - Berenike Tietjen
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Deutsch: Wissenschaftliche Schreib- und Forschungskompetenz soll durch Forschendes Lernen gefördert werden. In der Literatur wird diese Lehr-Lernform jedoch uneinheitlich definiert und häufig werden unterschiedliche curriculare Elemente darunter verstanden. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, konzeptionelle Unschärfen aufzuklären, indem Forschendes Lernen im weiter gefassten Rahmen forschungsbezogener Lehre verortet wird. Auf Basis einer Curriculum-Analyse konnten zwölf Gruppen forschungsbezogener Lehre identifiziert und Forschendes Lernen empirisch gestützt präzisiert werden. English: ‘Research-based learning’ is supposed to develop students’ academic writing and research skills. However, no widely shared definition of research-based learning exists, and the concept is frequently used synonymously with other types of research-related teaching. This study aims to systematize this conceptual diversity by redefining research-based learning in the wider context of the research-teaching nexus. Based on a qualitative curriculum analysis, we identified twelve groups of research-related teaching, which allowed us to delimit research-based learning on an empirical basis.
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Die systematische Weiterentwicklung der Lehre gewinnt im deutschen Hochschulraum zunehmend an Bedeutung. Dies stellt die Hochschulen vor eine vielschichtige Frage: Wie kann die Qualität von Lehre verbessert werden? Um diese Frage zu beantworten, wird in der Regel auf Lehrveranstaltungsevaluation zurückgegriffen, die jedoch wirkungslos bleibt, wenn keine Anschlussmaßnahmen folgen. Ein Verfahren, das Lehrende zu Verbesserungsmaßnahmen motivieren kann und gleichzeitig die Evaluierung dieser Maßnahmen einplant, ist der aus der erziehungswissenschaftlichen Forschung stammende Design-based Research Ansatz.1 Dieser Ansatz bedeutet einen Paradigmenwechsel für die Evaluation, denn der Evaluator tritt hier nicht nur als „Bewerter”, sondern auch als Initiator und Designer von Interventionen auf. Der vorliegende Beitrag führt in Design-based Research ein und schildert ein Praxisbeispiel für dessen Anwendung.
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„Im Vertrauen darauf, dass der Mensch dahingehend ausgestattet ist, das Denken nicht prinzipiell anderen überlassen zu wollen, und mit dem Bestreben, jeden Einzelnen auf Basis dieser Disposition professionell, reflektiert und würdevoll in seiner personalisierten Entwicklung zu unterstützen, könnte uns das soziale Paradigma vom neugierigen, selbstbestimmten und forschenden Menschen in eine vielversprechende Zukunft führen,“ (Johannes Reitinger). Hinsichtlich einer solchen Perspektive erscheint dem Autor das pädagogische Konstrukt des selbstbestimmungsorientierten Forschenden Lernens als ein vielversprechender Ansatz. Anhand seiner Theorie Forschender Lernarrangements konkretisiert er diesen Ansatz nach den Prinzipien der Handlungsfeldorientierung und Evidenzbasierung. Der Praxistransfer erfolgt über personalisierte Konzepte Forschenden Lernens, die in diesem Band ausführlich dargestellt werden. In einem eigenen Kapitel zeigen Ergebnisse der Konzeptevaluierung zusätzlich verschiedene Dimensionen der Wirksamkeit dieser Konzepte auf. Anhand etlicher Beispiele – sowohl aus dem naturwissenschaftlichen Unterricht der Sekundarstufe I als auch der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung – wird exemplarisch veranschaulicht, wie Selbstbestimmung, Reflexion und authentische Exploration den Unterricht bereichern können. Im Download-PDF stehen aus der Publikation die Seiten 3-13, 83, 159, 185-189 und 201-220 zur Verfügung.
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The aim of this study was to develop a standardized test addressed to measure preservice science teachers’ scientific reasoning skills, and to initially evaluate its psychometric properties. We constructed 123 multiple-choice items, using 259 students’ conceptions to generate highly attractive multiple-choice response options. In an item response theory-based validation study (N = 2,247), we applied multiple regression analyses to test hypotheses based on groups with known attributes. As predicted, graduate students performed better than undergraduate students, and students who studied two natural science disciplines performed better than students who studied only one natural science discipline. In contrast to our initial hypothesis, preservice science teachers performed less well than a control group of natural sciences students. Remarkably, an interaction effect of the degree program (bachelor vs. master) and the qualification (natural sciences student vs. preservice teacher) was found, suggesting that preservice science teachers’ learning opportunities to explicitly discuss and reflect on the inquiry process have a positive effect on the development of their scientific reasoning skills. We conclude that the evidence provides support for the criterion-based validity of our interpretation of the test scores as measures of scientific reasoning competencies.
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Die Messung und Modellierung von Kompetenzen stellt eine zentrale Voraussetzung für die Optimierung von Bildungsprozessen sowie für die Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung im Bildungswesen dar. Das 2007 eingerichtete DFG-Schwerpunktprogramm „Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen“ verfolgt das Ziel, die wissenschaftlichen Anstrengungen in diesem Bereich – über Fachdisziplinen hinweg – voranzutreiben und zu koordinieren. Der vorliegende Beitrag beschreibt die Struktur, Konzepte und Forschungszugänge und skizziert den aktuellen Forschungsstand des DFG-Schwerpunktprogramms. Abstract The assessment and modeling of competencies plays a key role in optimizing educational processes and improving educational systems. The DFG priority program “Competence Models for Assessing Individual Learning Outcomes and Evaluating Educational Processes” which was founded in 2007, aims at promoting and coordinating the scientific efforts in this field across disciplines. The present article describes the structure, concepts and research approaches and sketches the current state of research of the priority program.
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Das Sonderheft umfasst elf Beiträge aus dem DFG-Schwerpunktprogramm "Kompetenzmodelle zur Erfassung individueller Lernergebnisse und zur Bilanzierung von Bildungsprozessen". Ziel des Sonderhefts ist es, den Diskussionsstand des Schwerpunktprogramms hinsichtlich grundlegender Konzepte und Fragestellungen im Zusammenhang mit der Modellierung von Kompetenzen aufzuzeigen. Im ersten Beitrag werden die Struktur und die Forschungsbereiche des Schwerpunktprogramms vorgestellt sowie der aktuelle Forschungsstand skizziert. In den Beiträgen zwei bis elf werden in Form von Kurzbeiträgen Fragen und Problemstellungen diskutiert, die sich im Laufe der inhaltlichen Arbeit des Schwerpunktprogramms der letzten Jahre als besonders relevant erwiesen haben. Diese Beiträge stellen das Arbeitsergebnis eines Workshops der am Schwerpunktprogramm beteiligten Wissenschaftler/innen im Sinne von Positionspapieren dar. This special issue comprises eleven articles from the DFG priority program "Competence Models for Assessing Individual Learning Outcomes and Evaluating Educational Processes". The special issue aims at showing the priority program's present state of discussion concerning essential concepts and questions related to the modeling of competencies. The first article describes the structure and research areas of the program and gives an overview on the current state of research. The short articles two to eleven discuss questions and problems which proved to be of particular importance during the work of the priority program in the last years. These articles constitute the result of a workshop of the participating scientists of the priority program in terms of position papers.
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This study used think-aloud methodology to investigate 51 Norwegian undergraduates’ topic-specific epistemic cognition while working with six documents presenting conflicting views on the issue of cell phones and potential health risks. Results showed that students’ epistemic cognition was represented by one dimension concerning the certainty and simplicity of knowledge and three dimensions concerning the justification for knowing by different sources. Moreover, components of a mechanism of change, in particular epistemic doubt and resolution strategies, were identified in the think-aloud protocols. Finally, these mechanism of change components seemed to operate within distinct dimensions of epistemic cognition. Three case studies were used to elaborate on and illustrate how epistemic cognition may be differently involved in the reading of multiple conflicting documents over the course of reading.