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Negative Beanspruchung von Schweizer Lehrpersonen. Trends von 2006 bis 2014

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In diesem Beitrag wird untersucht, ob und inwieweit sich das Ausmass der negativen Beanspruchung bei Lehrpersonen in der Schweiz der 5. – 9. Schulstufe (7. – 11. HarmoS) in den letzten zehn Jahren verändert hat. Auf der Grundlage einer nationalen sequentiellen Querschnittsanalyse können erstmals Aussagen zu Trends zwischen 2006 und 2014 gemacht werden: Das Ausmass der negativen Beanspruchung bleibt bei regionalen Unterschieden insgesamt relativ stabil und die Lehrkräfte sind trotz anhaltend hohen Anforderungen mit ihrem Beruf zufrieden. Die Befunde werden vor dem Hintergrund der national bedeutsamen Bildungsreformen in diesem Zeitraum diskutiert.
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2017 Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften 39 (1), 75-94 75
ISSN 1424-3946
In diesem Beitrag wird untersucht, ob und inwieweit sich das Ausmass der negativen
Beanspruchung bei Lehrpersonen in der Schweiz der 5. – 9. Schulstufe (7. – 11.
HarmoS) in den letzten zehn Jahren verändert hat. Auf der Grundlage einer
nationalen sequentiellen Querschnittsanalyse können erstmals Aussagen zu Trends
zwischen 2006 und 2014 gemacht werden: Das Ausmass der negativen Beanspru-
chung bleibt bei regionalen Unterschieden insgesamt relativ stabil und die Lehrkräfte
sind trotz anhaltend hohen Anforderungen mit ihrem Beruf zufrieden. Die Befunde
werden vor dem Hintergrund der national bedeutsamen Bildungsreformen in diesem
Zeitraum diskutiert.
Einleitung
Die Forschung zu Belastung und Beanspruchung im Lehrberuf ist seit der
Jahrtausendwende ein Schwerpunkt der empirischen Lehrerforschung (Rothland,
2013). Auch in der Schweiz gibt es eine Vielzahl von kantonalen Studien,
die grundlegende Erkenntnisse generiert haben (u.a. Albisser, Kirchhoff &
Albisser, 2009; Bieri, 2006; Herzog, 2007; Keller-Schneider, 2010; Nido, 2012;
Trachsler et al., 2006). Da die Studien in Abhängigkeit von der Ausrichtung der
Forschungsgruppe unterschiedliche theoretische Fundierungen und empirische
Zugänge haben, war bislang ein Vergleich der Befunde über die Regionen
hinweg und Aussagen zu Trends der Beanspruchung der Schweizer Lehrper-
sonen kaum möglich. Im Rahmen der nationalen Studie «Health Behavior in
School-Aged Children» [HBSC]2 wurde über mehrere Erhebungszeitpunkte
dasselbe Erhebungsinstrument in sprachregional übergreifenden Stichproben
eingesetzt, was erstmals die Gelegenheit bietet, die negative Beanspruchung von
Lehrpersonen in der ganzen Schweiz über mehrere Jahre hinweg vergleichend zu
analysieren und regionale Entwicklungen zu betrachten. Als Ausgangspunkt der
Erwartungen und Grundlage für die Interpretation der Ergebnisse werden die
bildungspolitischen Reformen in der Schweiz herangezogen.
Varia
Negative Beanspruchung von
Schweizer Lehrpersonen.
Trends von 2006 bis 2014
Anita Sandmeier1, Doris Kunz Heim, Béat Windlin
und Andreas Krause
Theoretischer Hintergrund und Forschungsstand
Die der RBSL-Studie zugrundeliegenden theoretischen Annahmen basieren auf
dem Rahmenmodell der Belastung und Beanspruchung, das äussere Einfluss-
faktoren (Belastungen) von Reaktionen der arbeitenden Person (psychische
Beanspruchung) unterscheidet (Ulich & Wülser, 2015). Rudow (2000) formu-
liert dies für das Arbeitsfeld Schule folgendermassen: «Unter Belastung sind alle
diejenigen körperlichen, geistigen und sozialen Anforderungen in der pädago-
gischen Tätigkeit zu verstehen, die unabhängig vom Individuum existieren
und potentiell Beanspruchungen hervorrufen» (ebd., S. 36). Dabei sind Belas-
tungen neutral konnotiert, d.h. sie sind nicht per se negativ, sondern führen
zu einer Reaktion der Person (Beanspruchung), die sowohl positiv als auch
negativ sein kann. Die Rahmenkonzeption von Rudow (1994) geht davon aus,
dass die objektiven Belastungsfaktoren (Merkmale der Arbeitsaufgabe und die
Arbeitsbedingungen) durch subjektive Prozesse wie Wahrnehmung, Bewertung
und kognitive Verarbeitung in subjektive Belastung münden. Dabei sind die
subjektiven Prozesse abhängig von den Handlungsvoraussetzungen des Indivi-
duums. Aus der Belastung resultieren kurzfristig Beanspruchungsreaktionen, die
zeitlich begrenzt, zielbezogen und im Handlungskontext auftreten (positiv z.B.
als kognitive Aktivierung, Glück oder Flow-Erleben, negativ z.B. als psychische
Ermüdung, Monotonie oder Stress). Von dieser kurzfristigen, reversiblen
Beanspruchungsreaktion wird die langfristige Beanspruchungsfolge unter-
schieden, welche ein unabhängig vom Handlungskontext überdauerndes, motiv-
bezogenes, bedingt reversibles Phänomen ist (positiv als Gefühl der Kompetenz,
des Engagements und der Arbeitszufriedenheit, negativ als Überforderungsge-
fühle, Beeinträchtigung der Gesundheit und Burnout). Neben diesem grund-
legenden Rahmenmodell werden in der Lehrerforschung zunehmend Modelle
der Arbeits- und Organisationspsychologie herangezogen, um den Prozess der
Beanspruchung zu analysieren. Das Effort-Reward-Imbalance Modell (Siegrist,
1996), das davon ausgeht, dass negative Beanspruchung durch Gratifikations-
krisen entsteht, wurde u.a. von Lehr, Hillert und Keller (2013) an einer Lehrer-
stichprobe getestet. Das Job-Demands-Resources Modell (Hakanen, Bakker &
Schaufeli, 2006) postuliert, dass negative Beanspruchung dann entsteht, wenn
das Individuum zu wenig Ressourcen hat, um die beruflichen Anforderungen
zu bewältigen. Der im theoretischen Modell aufgezeigte Erschöpfungsprozess
wurde von Baeriswyl, Krause und Kunz Heim (2014) für Lehrpersonen bestätigt.
Obwohl Belastung und Beanspruchung seit längerer Zeit ein Schwerpunkt
der deutschsprachigen empirischen Lehrerforschung ist, stellt sich die Befundlage
widersprüchlich und unbefriedigend dar und es besteht ein Missverhältnis
zwischen der grossen Zahl an Studien und dem geringen Erkenntnisfortschritt
(Rothland, 2013). Als relativ gesichert kann gelten, dass Disziplinprobleme,
Heterogenität der Schulklasse, bzw. unterschiedliche Lernvoraussetzungen der
Schülerinnen und Schüler, Zeitdruck und der Umgang mit Reformen und
Varia
76 Anita Sandmeier et al.
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Varia
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Neuerungen im Schulsystem von vielen Lehrkräften als Belastungen wahrge-
nommen werden (Krause, Dorsemagen & Baeriswyl, 2013). Ebenfalls stabil ist
der Befund, dass Lehrpersonen zwar hohen Belastungen ausgesetzt sind, jedoch
eine hohe Arbeitszufriedenheit aufweisen (Bieri, 2006; Schult, Münzer-Schro-
bildgen & Sparfeldt, 2015). Der Zusammenhang mit beruflichen Bewältigungs-
mustern wurde von Schaarschmidt & Fischer (2001) erstmals aufgezeigt und
wiederholt repliziert (u.a. Albisser, Kirchhoff, & Albisser, 2009; Klusmann,
Kunter, Trautwein, & Baumert, 2006; Nido, 2012). Will man jedoch die
Beanspruchung von Lehrkräften über eine längere Zeit hinweg im Sinne eines
Monitorings überblicken, ist die Datenlage im deutschsprachigen Raum relativ
dünn. Schaarschmidt und Kieschke (2013) konstatieren in ihrem Überblicks-
artikel jedoch dezidiert: «(…) unbestritten dürfte sein, dass sich in den letzten
Jahren noch eine weitere Zuspitzung der Belastungssituation abzeichnet» (S. 82).
Den Grund dafür sehen sie in der stetigen Zunahme der beruflichen Aufgaben
bei gleichzeitiger Verschlechterung der Bedingungen (ebd.).
In der Schweiz besteht eine Vielzahl an kantonalen Untersuchungen zu
Belastung und Beanspruchung mit unterschiedlichen Forschungszugängen:
Studien mit einem qualitativen Ansatz betrachten Belastung und Beanspruchung
in einem berufsbiographischen Zusammenhang, z.B. die Erfahrungen von
Lehrpersonen, welche wegen Erschöpfungssymptomen längere Zeit vom Unter-
richt dispensiert waren (Hangartner, Hofer & Freisler, 2012) oder die Beanspru-
chungs- und Bewältigungsprozesse von Lehrpersonen, die im Beruf bleiben im
Vergleich zu Lehrpersonen, welche den Beruf ganz oder zeitweise verlassen
(Herzog, 2007). Hangartner et al. (2012) stellten dabei fest, dass ein Grossteil
der Lehrpersonen, die erschöpfungsbedingt krankgeschrieben wurden, Reformen
und damit zusammenhängende Veränderungen der Bedingungen ihres Unter-
richts als Belastung wahrgenommen hatten. Am häufigsten sind quantitative
schriftliche Befragungen, welche verschiedenste Aspekte von selbstreferentiellen
Auskünften zu Belastung und Beanspruchung im Querschnitt in regionalen
Stichproben untersuchen. Die Frage, wie sich die negative Beanspruchung der
berufstätigen Schweizer Lehrpersonen über die Jahre im Trend entwickelt, ist
dabei schwierig zu beantworten, da die Studien auf verschiedenen Stichproben
beruhen (unterschiedliche untersuchte Schulstufen, unterschiedliche Regionen)
und unterschiedliche Instrumente einsetzen, um negative Beanspruchung zu
messen. Diese reichen von der auf einer Clusteranalyse basierenden Erfassung von
Arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster von Schaarschmidt und Fischer
(1997), eingesetzt u.a. von Nido (2012) und Albisser, Kirchhoff und Albisser
(2009), über das Beanspruchungsscreening (Hacker & Reinhold, 1999), einge-
setzt u.a. von Trachsler et al. (2006) und Ulich, Inversini und Wülser (2002),
der Skala zu beruflicher Belastung von Enzmann und Kleiber (1989), einge-
setzt u.a. von Windlin, Kuntsche und Delgrande (2011), Delgrande, Kuntsche
und Sidler (2005) und Forneck und Schriever (2001), bis hin zu klassischen
Burnout-Inventaren wie dem Maslach Burnout-Inventory (Maslach & Jackson,
Varia
1981), eingesetzt u.a. von Grunder und Bieri (1995) und Forneck und Schriever
(2001) und dem Copenhagen Burnout-Inventory (Kristensen, Borritz, Villadsen
& Christensen, 2005), eingesetzt u.a. von Kunz Heim, Sandmeier und Krause
(2014a) und Baeriswyl, Krause und Kunz Heim (2014).
Längsschnittliche Studien zu Beanspruchungsfolgen sind selten und zeitlich
beschränkt. Albisser et al. (2009) stellten im Kanton Zürich eine hohe interin-
dividuelle Stabilität über zwei Jahre fest. Erhöhungen der negativen Beanspru-
chung hingen mit fehlender Zielkontrolle zusammen, d.h. wenn die Erreichung
von beruflichen Zielen aufgrund äusserer Umstände und ungenügender eigenen
Ressourcen nicht mehr realisierbar erschienen. Trachsler et al. (2006) haben im
Kanton Thurgau die Umsetzung von Reformen und deren Auswirkung auf die
Beanspruchung während zwei Jahren längsschnittlich evaluativ begleitet. Die
Lehrkräfte gaben in den Interviews an, dass das Reformtempo und die Menge
an Entwicklungsprojekten sie an die Grenze ihrer Belastbarkeit bringen. In den
quantitativen Daten konnte jedoch keine Zunahme der negativen Beanspru-
chung festgestellt werden.
So vielfältig die Forschung in diesem Bereich in der Schweiz ist, so schwer
fällt es, hinter den vielen punktuellen Befunden ein Gesamtbild zur Beanspru-
chungssituation des Lehrpersonals zu erkennen. Die kantonalen Resultate
können aufgrund der unterschiedlich zusammengesetzten Stichproben und der
divergierenden Erhebungsinstrumente nicht miteinander verglichen werden,
weshalb es bis dato nur beschränkt möglich war Aussagen zu machen zu regio-
nalen Unterschieden in der Beanspruchung oder zu Trends über die Zeit.
Belastung und Beanspruchung über einen
längeren Zeitraum auf nationaler Ebene
Eine Quelle für Aussagen zur Beanspruchungssituation der Lehrerinnen und
Lehrer sind die Mitgliederbefragungen des Dachverbands Schweizer Lehre-
rinnen und Lehrer [LCH], die alle vier Jahre durchgeführt werden. Diese zeigen,
dass die zeitliche Belastung und die geleisteten Überstunden zugenommen
haben zwischen 1999 und 2009 (Landert & Brägger, 2009). Die berufliche
Zufriedenheit andererseits hat sich zwischen 2001 und 2014 «unübersehbar»
verbessert (Landert, 2014). Neben den erwähnten Befragungen des LCH, deren
Aussagen rein deskriptiv sind und sich auf die Deutschschweiz beschränken,
haben Delgrande, Kuntsche und Sidler (2005) erstmals eine regional übergrei-
fende Stichprobe von Schweizer Lehrkräften des 5. bis 9. Schuljahres unter-
sucht. Sie konnten die Skalen der Arbeitsüberforderung und -unzufriedenheit von
Enzmann und Kleiber (1989) validieren und als je separate Dimension identi-
fizieren. Die Autoren fanden positive Zusammenhänge zwischen diesen beiden
Skalen und depressiven und somatischen Beschwerden. Ausserdem zeigte sich,
dass bei den Westschweizer Lehrpersonen Arbeitsüberforderung und depressive
78 Anita Sandmeier et al.
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Varia
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Beschwerden weiterverbreitet sind als in der Deutschschweiz (Delgrande et
al., 2005). In den Jahren 20063, 2010 und 2014 wurden dieselben Skalen
erneut in einer gesamtschweizerischen Stichprobe eingesetzt. Diese replikativen
Querschnittstudien bilden die Grundlage für die hier präsentierten Analysen.
Aufgrund dieser Daten ist es erstmals möglich, Trends bezüglich negativer
Beanspruchungsfolgen von Schweizer Lehrpersonen zu untersuchen. Entspre-
chende Studien zu Trends in der negativen Beanspruchung des Lehrpersonals
gibt es im deutschen Sprachraum zu anderen nationalen Bildungssystemen nach
unserem Kenntnisstand keine.
Fragestellung und Hypothesen
Der vorliegende Beitrag fragt danach, ob sich die Ausprägung der negativen
Beanspruchungsfolgen der Schweizer Lehrpersonen der 5. – 9. Schulstufe
zwischen den Erhebungsjahren 2006, 2010 und 2014 und zwischen verschie-
denen Regionen voneinander unterscheidet und ob sich bestimmte Trends der
Veränderung beobachten lassen.
Hypothesen zu Trends zu formulieren, die für die gesamte Gruppe von
Schweizer Volksschullehrkräften gelten, ist anspruchsvoll, da Beanspruchungs-
prozesse abhängig von zahlreichen individuell und kontextuell ausprägten
Faktoren sind. Die dezentrale Steuerung des Schweizer Bildungssystems führt
dazu, dass sich die kontextuellen Bedingungen lokal stark unterscheiden. Die
Tatsache, dass Reformen von Lehrpersonen in zahlreichen Studien als Belas-
tungsfaktor genannt werden (Albisser et al., 2009; Nido, 2012; Trachsler et al.,
2006), lenkt den Blick auf zwei national bedeutsame bildungspolitische Entwick-
lungen zwischen 2006 und 2014: Seit der Annahme des Bildungsrahmenartikels
im Jahr 2006 wurden schweizweit bildungspolitische Reformen angestossen,
die alle Kantone betreffen, u.a. die Vereinheitlichung der Dauer der Bildungs-
stufen, die Festlegung von nationalen Bildungsstandards und die Einführung
von zwei Fremdsprachen auf der Primarstufe (Criblez, Müller & Oelkers, 2011).
Diese Reformen wurden in den meisten Kantonen zwischen 2006 und 2015
umgesetzt (EDK, 2015). Die ebenfalls im Bildungsrahmenartikel vorgesehene
sprachregionale Harmonisierung der Lehrpläne wurde mit der Implementation
des «Plan d’études romand» in allen Westschweizer Kantonen von 2010 bis
2014 umgesetzt (CIIP, 2015). Die Einführung des Deutschschweizer Pendants
ist weniger weit fortgeschritten, der «Lehrplan 21» liegt seit 2014 vor und dessen
Implementierung wird in aktuell zehn Kantonen vorbereitet (D-EDK, 2015).
Zusätzlich zu den Massnahmen rund um den Bildungsrahmenartikel führte
auf nationaler Ebene ab 2004 das Behindertengleichstellungsgesetz und die
Neugestaltung der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen [NFA] zu
tiefgreifenden Reformen im sonderpädagogischen Bereich (EDK, 2007; Moser
Opitz, 2011). Die verstärkte integrative Schulung von Kindern mit besonderem
Varia
Bildungsbedarf führte zu einer höheren Heterogenität innerhalb der Schulklasse,
die als zentraler Belastungsfaktor von Lehrkräften identifiziert wurde (u.a.
Trachsler et al., 2006).
Vor dem Hintergrund dieser national bedeutsamen Bildungsreformen mit
teilweise weitreichenden Auswirkungen auf den Unterrichtsalltag erwarten wir,
dass das Ausmass der negativen Beanspruchung im Trend zwischen 2006 und
2014 steigt.
Methode
Studien- und Stichprobenbeschreibung
Im Rahmen der internationalen, unter der Ägide der WHO durchgeführten
Studie «Health Behaviour in School-Aged Children» [HBSC] führte Sucht
Schweiz (ehemals Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenpro-
bleme) in den Jahren 2002, 2006, 2010 und 2014 neben der Schülerbefragung
auch eine standardisierte schriftliche Befragung der Lehrpersonen durch4. Die
Befragungen fanden jeweils zwischen Januar und April statt. In den ersten
beiden Befragungen (2002, 2006) wurden Arbeitsüberforderung, Arbeitsunzu-
friedenheit, sowie depressive und somatische Beschwerden als Indikatoren von
negativen Beanspruchungsfolgen von Lehrkräften erhoben. Ab 2010 wurden
zusätzlich mehrere Skalen zu Belastungen, personalen und sozialen Ressourcen
und weitere Indikatoren für negative und positive Beanspruchungsfolgen
erhoben, um Belastungs- und Beanspruchungsprozesse detaillierter analysieren
zu können (Baeriswyl, Krause & Kunz Heim, 2014; Kunz Heim, Sandmeier &
Krause, 2014a, 2014b).
Im Rahmen dieses Beitrags werden die Daten zu Arbeitsüberforderung, Arbeit-
sunzufriedenheit, depressive und somatische Beschwerden in den Erhebungs-
jahren 2006, 2010 und 2014 verglichen. Die Daten der ersten Erhebung (2002)
werden nicht mit einbezogen, da die Lehrkräfte des Kantons Waadt in diesem
Erhebungsjahr nicht zu diesem Thema befragt werden konnten.
Die Klassen und Lehrpersonen wurden durch eine nationale Zufallsstich-
probe ausgewählt auf der Grundlage des Verzeichnisses aller Klassen des 5. bis 9.
Schuljahres der öffentlichen Schulen des Bundesamtes für Statistik (siehe auch
Windlin, Kuntsche & Delgrande, 2011). Durch dieses Vorgehen wurde eine für
die Schweiz repräsentative Stichprobe von Schulklassen gewonnen. Die Stich-
probe der Lehrpersonen ist eingeschränkt repräsentativ, da pro ausgewählter
Klasse nur jene Lehrkraft befragt wurde, die die Klassenbefragung durchführte.
Dies waren in der Regel Klassenlehrpersonen. Fachlehrkräfte sind deutlich unter-
vertreten, ebenso Lehrkräfte, die kleine Pensen unterrichten. Bei den einzelnen
Befragungen handelt es sich jeweils um Querschnittstudien, die Zufallsstich-
probe wurde für jede Studie neu gezogen, d.h. die Lehrpersonen nahmen im
Normalfall nur einmal an der Studie teil.
80 Anita Sandmeier et al.
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Varia
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Um eine Konfundierung aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung
der Kohorten zu kontrollieren, werden diese in einem ersten Schritt bezüglich
relevanter Merkmale miteinander verglichen (vgl. Tabelle 1).
Tabelle 1: Fallzahlen nach Erhebungszeitpunkt, Analysegruppen und weiteren
relevanten Faktoren
Erhebungszeitpunkt
Teilnahme-
quote
2006 2010 2014 Total Unterschiede der
Faktoren nach
Erhebungsjahr
82.6% 82.1% 78.5% Chi2 (df,N)
N%N%N%N%
Gesamtstich-
probe 566 100 585 100 567 100 1718 100
Region
Chi2
(4,1718)=3.77
p=.439
D407 71.9 420 71.8 400 70.5 1227 71.4
F126 22.3 141 24.1 144 25.4 411 23.9
I33 5.8 24 4.1 23 4.1 80 4.7
Geschlecht Chi2
(2,1718)=5.83
p=.054
männlich 340 60.1 324 55.4 301 53.1 965 56.2
weiblich 226 39.9 261 44.6 266 46.9 753 43.8
Klassenstufe
Chi2
(4,1718)=3.95
p=.412
5./6. Jahr 223 39.4 210 35.9 196 34.6 629 36.6
7./8. Jahr 220 38.9 242 41.4 228 40.2 690 40.2
9. Jahr 123 21.7 133 22.6 143 25.2 399 23.2
Berufs-
erfahrung Chi2
(4,1718)=1.12
p=.892
5 Jahre 109 19.3 120 20.5 113 19.9 342 19.9
6 - 25 Jahre 285 50.4 294 50.3 296 52.2 875 50.9
>25 Jahre 172 30.4 171 29.2 158 27.9 501 29.2
Pensum
Chi2
(2,1151)=3.78
p=.1515
10 Lek/W 158 28.1 91.5 11 1.9 178 10.4
11-20 Lek/W 193 34.3 85 14.5 105 18.5 383 22.3
> 20 Lek/W 212 37.7 491 83.9 450 79.4 1153 67.1
In den für die Analyse relevanten drei Erhebungsjahren wurden jene Lehrper-
sonen ausgeschlossen, zu denen Angaben zu Geschlecht, Klassenstufe und
Berufserfahrung fehlen. Aufgrund dieser Ausschlüsse können die Ergebnisse
dieser Analyse vereinzelt leicht abweichen von weiteren publizierten Ergeb-
Varia
nissen aus Daten der erwähnten Erhebungsjahre. Nach diesen Bereinigungen
resultiert eine Stichprobe von 1718 Lehrpersonen (vgl. Tabelle 1). Bezüglich
der Zusammensetzung nach Region, Klassenstufe, Berufserfahrung, Geschlecht
und Pensum5 unterscheiden sich die Stichproben der drei Erhebungsjahre nicht
signifikant.
Operationalisierung
Die Westschweiz und das Tessin wurden aufgrund statistischer Rahmenbedin-
gungen (zu geringe Stichprobengrösse im Tessin) in einer Kategorie zusam-
mengefasst. Dadurch resultiert die Variable «Region» (1=Deutschschweiz, 2=
Westschweiz und Tessin)
Die Skalen Arbeitsüberforderung und Arbeitsunzufriedenheit von Enzmann
und Kleiber (1989) erfassen die negative Beanspruchung in der konkreten
beruflichen Tätigkeit6. Die Dimension Arbeitsüberforderung enthält Aussagen zu
Gefühlen der allgemeinen Überforderung, des Nicht-Abschalten-Könnens und
der Beanspruchung durch die Verantwortung für die Schülerinnen und Schüler.
Die Skala verfügt zu allen drei Messzeitpunkten und in beiden Regionen über
eine gute Reliabilität (Cronbach‘s a = .768 bis .80). Arbeitsunzufriedenheit wird
erhoben als generalisierte Einstellung zum Arbeitsverhältnis. Eine Eigenschaft
dieser Skala besteht darin, dass einzelne Items invertiert formuliert sind, z.B.
«Mein Beruf macht mir Spass». Die Skala misst die allgemeine Bewertung des
Berufes, das Befinden am Arbeitsplatz und die Möglichkeit zur Selbstentfaltung.
Beide Skalen wurden mit einem fünfstufigen Antwortformat erhoben und
verfügen zu allen drei Messzeitpunkten und in beiden Regionen über eine gute
Reliabilität (Cronbach‘s a = .718 bis .789). Gesundheitliche Beanspruchung
wurde als Index depressiver und somatischer Beschwerden (Delgrande Jordan et
al., 2005) erhoben. Der Abschnitt wird eingeleitet mit der Frage «Wie oft hatten
Sie in den vergangenen 6 Monaten die folgenden Beschwerden?» gefolgt von
folgenden Beschwerden: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen,
Schwindelanfälle (somatische Beschwerden) und traurig/bedrückt, gereizt/
schlecht gelaunt, nervös, müde und ängstlich/besorgt (depressive Beschwerden)7.
Analysen
Für den aktuellsten Messzeitpunkt (2014) werden deskriptive Werte berichtet,
differenziert nach Geschlecht und Region. Die Frage der Veränderung zwischen
den Jahren 2006, 2010 und 2014 wird mit einer mehrfaktoriellen Varian-
zanalyse beantwortet, in welche neben dem Erhebungszeitpunkt das Geschlecht
und die Region und deren paarweise Interaktionsterme als Faktoren in die
Analyse eingehen.
82 Anita Sandmeier et al.
Negative Beanspruchung von Schweizer Lehrpersonen. Trends von 2006 bis 2014
Varia
2017 Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften 39 (1) 83
Ergebnisse
Negative Beanspruchung im Jahr 2014: Arbeitsüberfor-
derung, Arbeitsunzufriedenheit und gesundheitliche
Beschwerden
Die Arbeitsüberforderung im Jahr 2014 weist im Durchschnitt ein mittleres
Niveau auf (M=2.31, SD=.68). Wenn man die Antworten auf die einzelnen
Items der Skala betrachtet, bekommt man einen klareren Eindruck: 21.4%
der Befragten finden, dass man im Lehrberuf ständig überfordert wird,
26.7% haben selten das Gefühl, einmal richtig abschalten zu können und
20.5% finden den Zeitdruck zu gross, unter dem sie arbeiten8. Die Arbeits-
unzufriedenheit ist leicht tiefer (M=2.03, SD=.59): 93.3% der Lehrkräfte
macht der Beruf Spass und 73.7% sind mit ihrer Arbeit «eigentlich rundum
zufrieden». Depressive Beschwerden (M= 2.10, SD= .71) kommen häufiger
vor als somatische Beschwerden (M=1.65, SD= .57). Die häufigste depressive
Beschwerde ist Müdigkeit, 67.4% der Lehrkräfte fühlen sich mindestens einmal
pro Woche9 müde, jede vierte hat mindestens einmal pro Woche Schlafpro-
bleme. Die häufigste somatische Beschwerde sind Rückenschmerzen, fast jede
dritte Lehrperson leidet mindestens einmal pro Woche darunter.
Negative Beanspruchung 2006 bis 2014: Trends für
Arbeitsüberforderung, Arbeitsunzufriedenheit und
gesundheitliche Beschwerden
Was die Unterschiede zwischen den Erhebungsjahren betrifft, sind die Ergeb-
nisse der mehrfaktoriellen Varianzanalyse in Tabelle 2 enthalten. Zur Verdeut-
lichung der Unterschiede sind in den Abbildungen 1 bis 4 die Mittelwerte nach
Erhebungsjahr und Region grafisch dargestellt.
Die Arbeitsüberforderung der Lehrpersonen in der Gesamtgruppe unter-
scheidet sich nicht zwischen den drei Erhebungsjahren (vgl. Tabelle 2). Es
zeigen sich jedoch regionale Unterschiede: Während in der Deutschschweiz die
Arbeitsüberforderung von 2006 bis 2014 gleich hoch bleibt, sinkt sie in der
Westschweiz und im Tessin zwischen 2006 und 2010 und steigt zwischen 2010
und 2014 erneut an (vgl. Abbildung 1). Zusätzlich berichten in der Westschweiz
und im Tessin die Frauen eine höhere Arbeitsüberforderung als die Männer,
während sich in der Deutschschweiz die Geschlechter nicht voneinander unter-
scheiden.
Varia
Tabelle 2: Varianzanalysen
Varianzanalyse
2006
(N=545
- 564)
2010
(N=567
- 572)
2014
(N=553
-559) Jahr
Region Ge-
schlecht
Interaktionsterme Ge-
samt
Jahr*
Region
Jahr*
Ge-
schlecht
Region*
Ge-
schlecht
M (SD) M (SD) M (SD)
F
p
eta2
F
p
eta2
F
p
eta2
F
p
eta2
F
p
eta2
F
p
eta2
F
p
R2
Arbeitsüber-
forderung
2.29
(.71)
2.29
(.66)
2.31
(.68) ns
49.29
***
.029
7.82
**
.005
14.43
***
.017
ns
11.28
**
.007
10.43
***
.053
Arbeitsunzu-
friedenheit
2.32
(.45) a 2.17
(.60) b 2.03
(.59) c
20.98
***
.024
10.55
***
.006
ns
6.11
**
.007
ns ns
12.29
***
.062
Depressive
Beschwerden
2.11
(.68)
2.20
(.77)
2.10
(.71) ns
24.61
***
.015
13.91
***
.008
ns ns ns
6.03
***
0.032
Somatische
Beschwerden
1.49
(.52) a 1.57
(.57) a 1.65
(.57) b
8.55
***
.010
8.28
**
.005
41.76
***
.024
ns ns ns
9.81
***
.050
Anmerkungen:
M= Mittelwert, SD= Standardabweichung, N= Anzahl Lehrpersonen, F= F-Wert der Varianzanalyse,
p=Signifikanz (*p<.05, **p<.01, ***p<.001), eta2= partielles Eta-Quadrat, R2= aufgeklärte Varianz
Die Jahre mit unterschiedlichen Kennbuchstaben(a,b c) unterscheiden sich signifikant auf dem 5%-Niveau
(Post-Hoc-Test: Scheffé).
Die Arbeitsunzufriedenheit ist in der Deutschschweiz in jedem Erhebungsjahr
signifikant tiefer als in den vorherigen Jahren, d.h. sie nimmt zwischen 2006
und 2014 kontinuierlich ab. In der Westschweiz und im Tessin gibt es keine
signifikanten Unterschiede zwischen den Erhebungsjahren (vgl. Tabelle 2 und
Abbildung 2).
Die depressiven Beschwerden unterscheiden sich insgesamt nicht zwischen
2006, 2010 und 2014, jedoch zwischen den Regionen (vgl. Abbildung 3) und
den Geschlechtern (vgl. Tabelle 2): Deutlich am häufigsten leiden weibliche
Lehrkräfte aus der Westschweiz und dem Tessin unter diesen Beschwerden. Das
Ausmass der somatischen Beschwerden ist 2014 in der Gesamtgruppe höher
als in den beiden vorherigen Erhebungsjahren. In der Westschweiz und im
Tessin sind die Beschwerden häufiger als in der Deutschschweiz (vgl. Abbildung
4), Frauen in der ganzen Schweiz berichten mehr somatische Beschwerden als
Männer.
84 Anita Sandmeier et al.
Negative Beanspruchung von Schweizer Lehrpersonen. Trends von 2006 bis 2014
Varia
2017 Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften 39 (1) 85
Abbildung 1: Trend Arbeitsüberforderung nach Region
Abbildung 2: Trend Arbeitsunzufriedenheit nach Region
Varia
Abbildung 3: Trend depressive Beschwerden nach Region
Abbildung 4: Trend somatische Beschwerden nach Region
86 Anita Sandmeier et al.
Negative Beanspruchung von Schweizer Lehrpersonen. Trends von 2006 bis 2014
Varia
2017 Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften 39 (1) 87
Zusammenfassung, Diskussion und
Schlussfolgerungen
Das Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, die Verbreitung der negativen Beans-
pruchungsfolgen von Schweizer Lehrpersonen erstmals in einem nationalen
Vergleich und zwischen drei Erhebungsjahren zu beschreiben.
In der Erhebung 2014 ist die negative Beanspruchung in Form der Arbeits-
überforderung im Durchschnitt auf mittlerem Niveau angesiedelt. Immerhin
jede fünfte Lehrperson findet, dass man im Lehrberuf ständig überfordert wird
und der Zeitdruck zu gross ist. Rund zwei Drittel der befragten Personen leiden
unter Müdigkeit, ein Viertel berichtet von regelmässigen Schlafstörungen. Die
Arbeitsunzufriedenheit ist trotzdem vergleichsweise tief, über 90% der Lehrkräfte
macht der Beruf Spass, lediglich 13.6% haben sich schon mal ernsthaft überlegt,
aus dem Beruf auszusteigen. Grundsätzlich lässt sich deshalb festhalten, dass
die Schweizer Lehrkräfte der 5. – 9. Schulstufe trotz hoher Beanspruchung
zufrieden sind in ihrem Beruf. Dies bestätigt Befunde aus anderen Studien (u.a.
Bieri, 2006; Schult et al., 2015). Dass Lehrpersonen negativ beansprucht, aber
trotzdem zufrieden sind, lässt sich mit den Merkmalen des Berufes erklären: Die
hohe Autonomie, Flexibilität und Verantwortung führen einerseits zu Zufrie-
denheit (vgl. van Dick & Stegmann, 2013), andererseits führt diese Konstel-
lation zur Gefahr, dass die eigene Gesundheit vernachlässigt wird (vgl. Baeriswyl,
Krause & Kunz Heim, 2014).
In allen untersuchten Dimensionen findet sich ein regionaler Effekt, die
Westschweizer und Tessiner Lehrkräfte sind stärker negativ beansprucht als die
Deutschschweizer Lehrpersonen. Dieser Effekt wurde bereits im Erhebungsjahr
2002 festgestellt (Delgrande Jordan et al., 2005). Zusätzlich zeigen sich in der
Westschweiz und dem Tessin mehr geschlechtstypische Unterschiede: Die
Frauen fühlen sich stärker überfordert von der Arbeit als die Männer. In der
Deutschschweiz findet sich dieser Unterschied nicht, was die Befunde von
Keller-Schneider (2010) bestätigt. Bezüglich depressiven und somatischen
Beschwerden findet sich in der ganzen Schweiz ein deutlicher Geschlechtsun-
terschied zuungunsten der Frauen. Dies bestätigt Befunde zu Erschöpfung und
Burnout (Nübling et al., 2012; Schaufeli & Enzmann, 1998).
Die Erwartung, dass sich die national bedeutsamen Schulreformen seit 2006
negativ auf das Befinden aller Schweizer Lehrkräfte der 5. – 9. Schulstufe ausge-
wirkt haben, bestätigt sich nur beschränkt in dieser Trendanalyse. Diese Trends
müssen regional betrachtet werden:
In der Deutschschweiz bleibt das Ausmass der Arbeitsüberforderung und der
depressiven Beschwerden stabil, die Arbeitsunzufriedenheit sinkt, die somati-
schen Beschwerden nehmen leicht zu. Die Trendanalyse ergibt diesbezüglich ein
widersprüchliches Bild, insgesamt kann man aber sagen, dass sich die Anforde-
rungen trotz der zahlreichen eingangs beschriebenen Reformen in der Deutsch-
schweiz nicht verschärfend auf die negative Beanspruchung der Lehrkräfte
Varia
ausgewirkt haben – dies obwohl Reformen in zahlreichen Studien als ein Haupt-
belastungsfaktor genannt werden (Albisser et al., 2009; Nido, 2012; Trachsler et
al., 2007). Dies bestätigt den Befund von Trachsler et al. (2007), die im Kanton
Thurgau ebenfalls keine Zunahme der negativen Beanspruchung während einer
Reform nachweisen konnten. Für die französisch- und italienischsprachige
Schweiz zeigt sich ein leicht anderes Bild: Die Arbeitsüberforderung sinkt im
Trend zwischen 2006 und 2010, nimmt danach jedoch deutlich zu, die somati-
schen Beschwerden steigen kontinuierlich. Die Arbeitsunzufriedenheit und
die depressiven Beschwerden sind bei allen drei Erhebungsjahren stabil hoch.
Für diese Regionen kann zwischen 2010 und 2014 eine Verschlechterung der
Beanspruchungssituation festgestellt werden. Ob und wie dies zusammenhängt
mit der flächendeckenden Implementation des «plan d’études romand» in der
Westschweiz in diesem Zeitraum, kann mit den vorliegenden Analysen nicht
abschliessend geklärt werden.
Reformen führen insbesondere dann zu Stresssymptomen, wenn «die Reform
ungeliebt ist oder von vornherein als aussichtslos gilt» (Oelkers, 2000, S. 7),
oder wenn die Umsetzung der Reform in der Praxis schwierig ist und nicht
genügend Abwehrmechanismen bei den Lehrkräften vorhanden sind, mit
diesem Ungenügen umzugehen (ebd.). Damit sind zwei wichtige Faktoren
angesprochen, welche den Belastungs-Beanspruchungsprozess beeinflussen:
Einerseits die organisatorischen Rahmenbedingungen und andererseits die
individuellen Dispositionen der einzelnen Lehrkräfte. Nido (2012) wies nach,
dass ein verkraftbares Mass an Reformprojekten, von deren Nutzen Lehrkräfte
überzeugt sind, positiv mit dem Engagement von Lehrkräften zusammenhängt.
Innovationen können eine positive Herausforderung sein und eine Chance für
die professionelle Entwicklung, wenn die Umsetzung von Reformprojekten mit
Hilfe von nachvollziehbaren Priorisierungen geordnet erfolgt (Oelkers, 2000).
Das Sinken der Arbeitsunzufriedenheit in der Deutschschweiz könnte als Hinweis
gedeutet werden, dass die Reformen der vergangenen Jahre positive Effekte auf
das Lehrpersonal hatten. Welche Faktoren in der französisch- und italienisch-
sprachigen Schweiz zur Verschlechterung der Situation geführt haben, kann
zum jetzigen Zeitpunkt nicht festgestellt werden. Weiterführende Analysen zu
den wahrgenommenen sozialen und personalen Ressourcen zwischen 2010 und
2014 und deren Zusammenhang mit der negativen und positiven Beanspru-
chung sind in Planung.
Die vorliegenden Daten erlauben einen Überblick über die Entwicklung
der Beanspruchungssituation von Schweizer Lehrpersonen über einen längeren
Zeitraum. Der Nachteil der Daten ist, dass Kohorten- und soziohistorische
Unterschiede in den Stichproben nicht ausgeschlossen werden können. Eine
längsschnittliche Untersuchung von verschiedenen Kohorten über den gleichen
Zeitraum hätte sicherlich mehr Aussagekraft. Eine weitere Einschränkung ergibt
sich durch den Abstand von vier Jahren zwischen den Erhebungen, wodurch
kurzfristige Entwicklungen nicht erfasst werden. Die Querschnittstruktur
88 Anita Sandmeier et al.
Negative Beanspruchung von Schweizer Lehrpersonen. Trends von 2006 bis 2014
Varia
2017 Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften 39 (1) 89
verhinderte zudem die Kontrolle von Ausfällen – es wäre denkbar, dass stark
beanspruchte Lehrkräfte den Beruf verlassen haben (Herzog, Herzog, Brunner
& Müller, 2007). Die beschränkte Anzahl vorhandener Einflussfaktoren auf der
personalen und organisationalen Ebene haben zudem differenzierende Analysen
in dieser Trendanalyse limitiert. Die vier Skalen und Indizes, die seit 2002 einge-
setzt wurden und die Grundlage für diese Trendanalyse darstellen, sind nicht
alle gleich geeignet, um negative Beanspruchung zu messen. Insbesondere für
die Messung von depressiven Symptomen hätte es etabliertere Skalen gegeben.
In unserer Stichprobe sind Lehrpersonen mit einem Teilzeitpensum unter-
vertreten. Verschiedene Studien zeigten, dass Lehrpersonen mit einem Teilzeit-
pensum höhere Beanspruchungen berichten, einerseits, weil sie stärker belastet
sind durch Reformen, weniger Erholungsmöglichkeiten während der Pausen
haben und Konferenzen und Sitzungen eher als Belastungen wahrnehmen (Kunz
Heim, Sandmeier & Krause, 2014a), andererseits weil sie weniger Unterstützung
durch Schülerschaft und Eltern wahrnehmen und oft unter einer Mehrfachbe-
lastung durch Erwerbs- und Familienarbeit leiden (Herzog, 2007). Inwiefern der
Befund, dass die nationalen Bildungsreformen der vergangenen Jahre insgesamt
nicht zu einer Zunahme in der negativen Beanspruchung geführt haben, auch
auf die Teilzeitkräfte zutrifft, kann mit den vorliegenden Daten nicht beant-
wortet werden.
Um die Auswirkungen von Schulreformen auf die Belastung und Beanspru-
chung der Lehrkräfte detaillierter untersuchen zu können, sollten systematischer
Daten erhoben werden, die Einflussfaktoren auf der personalen und organisatio-
nalen Ebene wenn möglich längsschnittlich feststellen, um individuelle Verände-
rungen und kausale Zusammenhänge erfassen zu können (Albisser et al., 2009).
Die anstehende Implementation des Lehrplans 21 in verschiedenen Deutsch-
schweizer Kantonen bietet die Gelegenheit, nicht nur die Umsetzung und die
Effektivität der Reform zu evaluieren, sondern auch deren Auswirkungen auf die
positive und negative Beanspruchung von Lehrpersonen zu erfassen. Dies könnte
wichtige Hinweise liefern zur Frage, welche Faktoren auf der kontextuellen und
der individuellen Ebene es den Lehrkräften erleichtert, die Massnahmen erfolg-
reich im Schulalltag umzusetzen, ohne dass ihre Gesundheit beeinträchtig wird
(siehe auch Krause, Dorsemagen, & Baeriswyl, 2013; Krause & Dorsemagen,
2011).
Anmerkungen
1 Wir danken Dr. Marina Delgrande und M. Sc. Yvonne Eichenberger, Sucht Schweiz,
und Prof. Dr. Silvio Herzog, Pädagogische Hochschule Schwyz, für die differenzierten
Rückmeldungen zu diesem Beitrag.
2 Health Behaviour in School-Aged Children [HBSC], internationale Studie der Weltge-
sundheitsorganisation WHO zum Gesundheitsverhalten von Schülerinnen und Schülern
zwischen 11 und 15 Jahren.
3 Windlin, Kuntsche et Delgrande Jordan (2011).
Varia
4 Für die Untersuchungsjahre 2010 und 2014 wurde eine Kooperation zwischen Sucht
Schweiz, der Pädagogischen Hochschule FHNW und der Hochschule für Angewandte
Psychologie FHNW eingegangen für die Fragebogenentwicklung und die Auswertung
der Daten der Lehrerbefragung. Die Analysen wurden vom Schweizer Nationalfonds
(Projektnr. 13DPD3_126807) finanziert.
5 Der Vergleich basiert auf den Daten von 2010 und 2014, in denen das gesamte unter-
richtete Pensum erhoben worden ist. 2006 wurde lediglich das unterrichtete Pensum in
der Klasse der HBSC-Erhebung erfragt.
6 Das Instrument von Enzmann und Kleiber enthält eine dritte Dimension (Kontrol-
lerleben), die im Rahmen der vorliegenden Studie nicht zur Anwendung kam.
7 Das Antwortformat umfasst fünf Stufen (5 = etwa täglich, 4 = mehrmals pro Woche, 3
= ungefähr einmal pro Woche, 2 = ungefähr einmal pro Monat und 1 = selten oder nie).
Für die Analysen wurden die 5 Items zur Depressivität und die 4 Items zu somatischen
Beschwerden summiert und durch die Anzahl einbezogener Items dividiert.
8 Antwortkategorie «trifft überwiegend zu», bzw. «trifft völlig zu».
9 Antwortkategorien «ungefähr einmal pro Woche», «mehrmals pro Woche» oder «etwa
täglich».
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90 Anita Sandmeier et al.
Negative Beanspruchung von Schweizer Lehrpersonen. Trends von 2006 bis 2014
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Schlagworte: Gesundheit von Lehrpersonen, Belastung, Bildungsreformen
92 Anita Sandmeier et al.
Negative Beanspruchung von Schweizer Lehrpersonen. Trends von 2006 bis 2014
Varia
2017 Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften 39 (1) 93
Sollicitations à l’égard des enseignant-es en Suisse.
Tendances de 2006 à 2014
Résumé
Cet article examine si et dans quelle mesure l’ampleur des sollicitations à l’égard
des enseignant-es suisses de 5e à 9e année scolaire (7e à 11e HarmoS) a évolué
au cours des dix dernières années en Suisse. Sur la base des données d’études
transversales répétées au plan national, l’évolution entre 2006 et 2014 a pu être
décrite pour la première fois: globalement, l’ampleur des sollicitations est restée
relativement stable entre les années, mais on observe des évolutions différentes
selon les régions. L’enquête montre également que les enseignant-es restent
satisfait-es de leur profession malgré des exigences de plus en plus élevées. Les
résultats sont discutés en relation avec les réformes scolaires significatives qui ont
eu lieu en Suisse durant cette période.
Mots-clés: Enseignants, satisfaction professionnelle, charge de travail, réforme
scolaire
Sollecitazioni e stress degli insegnanti in Svizzera.
Evoluzione dal 2006 al 2014
Riassunto
Questo articolo esamina se, e in quale misura, le sollecitazioni degli insegnanti
svizzeri di 5° a 9° anno scolastico (7° a 11° HarmoS) sono evolute nel corso
degli ultimi 10 anni. Sulla base dei risultati di studi trasversali ripetuti a livello
nazionale, l›evoluzione tra 2006 e 2014 ha potuto essere descritta per la prima
volta. Globalmente, il livello delle sollecitazioni è rimasto relativamente stabile
negli anni, anche se si osservano delle evoluzioni differenti secondo la regione
linguistica, e gli insegnanti sono soddisfatti della loro professione nonostante le
esigenze in costante aumento. I risultati vengono discussi in relazione alle signi-
ficative riforme scolastiche avvenute in Svizzera durante il periodo analizzato.
Parole chiave: Insegnanti, soddisfazione professionale, carico professionale,
riforma scolastica
Varia
Subjective Stress and Strain of Swiss Teachers. Trends from
2006 to 2014
Summary
This paper discusses the subjective stress and strain of Swiss teachers of 5th to 9th
grade(rs) on three representative random samples in the years 2006, 2010 and
2014. The assumptions of increasing subjective strain and health complaints and
decreasing job satisfaction were not supported: These dimensions remain stable
over time or improve even slightly. At the same time the results indicate differ-
ences between men and women and between the different language regions. The
results are discussed against the background of the educational reforms on the
national level.
Keywords: Teachers, professional satisfaction, work stress, school reform
94 Anita Sandmeier et al.
Negative Beanspruchung von Schweizer Lehrpersonen. Trends von 2006 bis 2014
... As in other countries around the world (for a review, see García-Carmona et al., 2019), teachers in Switzerland had been found to be vulnerable to high levels of stress even before the COVID-19 pandemic (Sandmeier et al., 2017). Nevertheless, the majority of teachers report a high level of job satisfaction (Sandmeier et al., 2017). ...
... As in other countries around the world (for a review, see García-Carmona et al., 2019), teachers in Switzerland had been found to be vulnerable to high levels of stress even before the COVID-19 pandemic (Sandmeier et al., 2017). Nevertheless, the majority of teachers report a high level of job satisfaction (Sandmeier et al., 2017). Stress can result in positive or negative stress reactions (e. g., cognitive activation, joy, monotony, strain), depending on whether the requirements for coping with it exceed an individual's adaptability (Lazarus & Launier, 1981;Rudow, 1994). ...
... Despite the high stresses and demands, most teachers are very satisfied with their profession (Schult et al., 2014). Job satisfaction can be primarily attributed to aspects of work content (Sandmeier et al., 2017). Furthermore, not only job resources, including positive social relations with colleagues and supervisory support, but also the experience of congruence of the prevailing goals and values of the school with the personal values of the teachers, have a positive impact on job satisfaction (Skaalvik & Skaalvik, 2011a, 2011b. ...
Book
Full-text available
The worldwide imposed lockdowns forced schools and universities to digitise conventional teaching in a very short time and to convert teaching and learning formats partially or completely to Distance Learning. The changes in everyday teaching brought by Distance Learning were felt worldwide. With 22 double blind peerreviewed articles of researchers reporting on 17 different countries, the editors of this book want to shed light on the effects of Distance Learning in different regions of the world. This will allow for a value-free comparison of how the COVID-19 pandemic has been addressed in education in different parts of the world and what impacts it has had, is having or may have in the future. The book is fully available here: https://doi.org/10.56560/isbn.978-3-7011-0496-3
... As in other countries around the world (for a review, see García-Carmona et al., 2018), teachers in Switzerland had been found to be vulnerable to high levels of stress even before the COVID-19 pandemic (Sandmeier et al., 2017). Nevertheless, the majority of teachers report a high level of job satisfaction (Sandmeier et al., 2017). ...
... As in other countries around the world (for a review, see García-Carmona et al., 2018), teachers in Switzerland had been found to be vulnerable to high levels of stress even before the COVID-19 pandemic (Sandmeier et al., 2017). Nevertheless, the majority of teachers report a high level of job satisfaction (Sandmeier et al., 2017). Stress can result in positive or negative stress reactions (e.g., cognitive activation, joy, monotony, strain), depending on whether the requirements for coping with it exceed an individual's adaptability (Lazarus & Launier, 1981;Rudow, 1994). ...
... Despite the high stresses and demands, most teachers are very satisfied with their profession (Schult et al., 2014). Job satisfaction can be primarily attributed to aspects of work content (Sandmeier et al., 2017). Furthermore, not only job resources, including positive social relations with colleagues and supervisory support, but also the experience of congruence of the prevailing goals and values of the school with the personal values of the teachers, have a positive impact on job satisfaction (Skaalvik & Skaalvik, 2011a, 2011b). ...
Chapter
Full-text available
At the peak of the COVID-19 pandemic nearly 1.6 billion learners (94% of the world’s student population) were affected by the closure of educational institutions. The imposed lockdowns forced schools and universities to digitise conventional teaching in a very short time and to convert teaching and learning formats partially or completely to Distance Learning. The changes in everyday teaching brought by Distance Learning were felt worldwide. With 28 double blind peer-reviewed articles of researchers reporting on 17 different countries, the editors of this book want to shed light on the effects of Distance Learning in different regions of the world. This will allow for a value-free comparison of how the COVID-19 pandemic has been addressed in education in different parts of the world and what impacts – positive and/or negative – it has had, is having or may have in the future.
... As in other countries around the world (for a review, see García-Carmona et al., 2019), teachers in Switzerland had been found to be vulnerable to high levels of stress even before the COVID-19 pandemic (Sandmeier et al., 2017). Nevertheless, the majority of teachers report a high level of job satisfaction (Sandmeier et al., 2017). ...
... As in other countries around the world (for a review, see García-Carmona et al., 2019), teachers in Switzerland had been found to be vulnerable to high levels of stress even before the COVID-19 pandemic (Sandmeier et al., 2017). Nevertheless, the majority of teachers report a high level of job satisfaction (Sandmeier et al., 2017). Stress can result in positive or negative stress reactions (e. g., cognitive activation, joy, monotony, strain), depending on whether the requirements for coping with it exceed an individual's adaptability (Lazarus & Launier, 1981;Rudow, 1994). ...
... Despite the high stresses and demands, most teachers are very satisfied with their profession (Schult et al., 2014). Job satisfaction can be primarily attributed to aspects of work content (Sandmeier et al., 2017). Furthermore, not only job resources, including positive social relations with colleagues and supervisory support, but also the experience of congruence of the prevailing goals and values of the school with the personal values of the teachers, have a positive impact on job satisfaction (Skaalvik & Skaalvik, 2011a, 2011b. ...
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At the peak of the COVID-19 pandemic nearly 1.6 billion learners (94% of the world’s student population) were affected by the closure of educational institutions. The imposed lockdowns forced schools and universities to digitise conventional teaching in a very short time and to convert teaching and learning formats partially or completely to Distance Learning. The changes in everyday teaching brought by Distance Learning were felt worldwide. With 28 double blind peer-reviewed articles of researchers reporting on 17 different countries, the editors of this book want to shed light on the effects of Distance Learning in different regions of the world. This will allow for a value-free comparison of how the COVID-19 pandemic has been addressed in education in different parts of the world and what impacts – positive and/or negative – it has had, is having or may have in the future.
... As in other countries around the world (for a review, see García-Carmona et al., 2019), teachers in Switzerland had been found to be vulnerable to high levels of stress even before the COVID-19 pandemic (Sandmeier et al., 2017). Nevertheless, the majority of teachers report a high level of job satisfaction (Sandmeier et al., 2017). ...
... As in other countries around the world (for a review, see García-Carmona et al., 2019), teachers in Switzerland had been found to be vulnerable to high levels of stress even before the COVID-19 pandemic (Sandmeier et al., 2017). Nevertheless, the majority of teachers report a high level of job satisfaction (Sandmeier et al., 2017). Stress can result in positive or negative stress reactions (e. g., cognitive activation, joy, monotony, strain), depending on whether the requirements for coping with it exceed an individual's adaptability (Lazarus & Launier, 1981;Rudow, 1994). ...
... Despite the high stresses and demands, most teachers are very satisfied with their profession (Schult et al., 2014). Job satisfaction can be primarily attributed to aspects of work content (Sandmeier et al., 2017). Furthermore, not only job resources, including positive social relations with colleagues and supervisory support, but also the experience of congruence of the prevailing goals and values of the school with the personal values of the teachers, have a positive impact on job satisfaction (Skaalvik & Skaalvik, 2011a, 2011b. ...
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At the peak of the COVID-19 pandemic nearly 1.6 billion learners (94% of the world’s student population) were affected by the closure of educational institutions. The imposed lockdowns forced schools and universities to digitise conventional teaching in a very short time and to convert teaching and learning formats partially or completely to Distance Learning. The changes in everyday teaching brought by Distance Learning were felt worldwide. With 28 double blind peer-reviewed articles of researchers reporting on 17 different countries, the editors of this book want to shed light on the effects of Distance Learning in different regions of the world. This will allow for a value-free comparison of how the COVID-19 pandemic has been addressed in education in different parts of the world and what impacts – positive and/or negative – it has had, is having or may have in the future.
... As in other countries around the world (for a review, see García-Carmona et al., 2019), teachers in Switzerland had been found to be vulnerable to high levels of stress even before the COVID-19 pandemic (Sandmeier et al., 2017). Nevertheless, the majority of teachers report a high level of job satisfaction (Sandmeier et al., 2017). ...
... As in other countries around the world (for a review, see García-Carmona et al., 2019), teachers in Switzerland had been found to be vulnerable to high levels of stress even before the COVID-19 pandemic (Sandmeier et al., 2017). Nevertheless, the majority of teachers report a high level of job satisfaction (Sandmeier et al., 2017). Stress can result in positive or negative stress reactions (e. g., cognitive activation, joy, monotony, strain), depending on whether the requirements for coping with it exceed an individual's adaptability (Lazarus & Launier, 1981;Rudow, 1994). ...
... Despite the high stresses and demands, most teachers are very satisfied with their profession (Schult et al., 2014). Job satisfaction can be primarily attributed to aspects of work content (Sandmeier et al., 2017). Furthermore, not only job resources, including positive social relations with colleagues and supervisory support, but also the experience of congruence of the prevailing goals and values of the school with the personal values of the teachers, have a positive impact on job satisfaction (Skaalvik & Skaalvik, 2011a, 2011b. ...
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With the rapid transition to remote teaching during the pandemic, higher education instructors have been confronted with unprecedented challenges, particularly the management of interpersonal relationships in online formats. To date, little research investigated instructors’ work experiences during the pandemic. This paper provides insights into a) aspects that instructors found stressful and aspects they reported as resources, b) instructors’ levels of stress and stressors, and c) the extent to which instructors perceived personal and social resources to cope with stress. In two studies, we analyzed the data of a two-wave survey with independent samples of 157 (W1, Spring 2020) and 128 (W2, Fall/Winter 2020/2021) instructors, respectively. In Study 1 (qualitative), we identified specific stressors and resources reported by instructors finding that they most frequently mentioned interpersonal aspects as stressors and resources. In Study 2 (quantitative) we compared stress levels, stressors, and available resources at both waves considering instructors’ gender and professional status. Unexpectedly, we found no gender differences in experienced stress levels. Yet, there were significant differences in perceived personal and social resources. At both times, female compared to male instructors reported a more positive social teaching self-concept and higher institutional support. At W1 and W2, mid-level staff perceived higher levels of stress compared to lecturers. After 9 months in the pandemic, mid-level staff reported higher online self-efficacy compared to professors. We discuss our findings in terms of their implications as the global digital transformation of teaching in higher education continues to unfold.
... The OECD summarized this situation by stating that "teaching is a demanding profession with high levels of occupational stress" [21]. Sadly, the situation seems to be getting worse [22]. It is also evident that the COVID-19 pandemic has led to additional stress for teachers worldwide (e.g., [23][24][25][26][27]). ...
Article
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To improve the health status of teachers, there is a need for good and reliable instruments to continuously assess their mental health. The current study proposed the GHQ-12 questionnaire as an appropriate instrument for measuring the mental health of teachers. The GHQ-12 is a well-established screening instrument that has mostly been applied in non-teaching samples. In the current study, the psychometric properties of the questionnaire were analyzed using a large sample of German teachers (N = 3996). The data was collected yearly over an extended period of time (2012–2020). Results showed good to very good reliability, as well as high correspondence to burnout and life satisfaction scales. Principal axis factor analysis supported a two-factor structure: Factor 1 represents “depression/stress” and Factor 2 represents “loss of confidence”. However, the mental health of the investigated teachers was worse than that of a representative sample in Germany. Consequently, this study highlighted the fact that the teaching profession is vulnerable to mental strain and underlined the importance of promoting prevention programs that could help to sustain and foster the mental health of teachers. In this context, the GHQ-12 could be proposed as a good and economic tool to assess and analyze mental health in German teachers. The presented norm could help practitioners and teachers to compare individual scores within a larger peer group.
... The postulated relationships are also shown graphically as a conditional effects model in Fig. 1 The study is located within the research context of teacher shortage, which is an increasing challenge in Switzerland, as in most OECD countries (OECD, 2018; SCRE (Swiss Coordination Centre for Research in Education), 2018). Multiple studies have shown that level of exhaustion is fairly high among teaching staff (Baeriswyl et al., 2014;Kunz Heim et al., 2014;Sandmeier et al., 2017), and a survey of the teachers' union showed that many teachers decrease their teaching load in order to reduce their workload and prevent exhaustion (Br€ agger, 2019). Therefore, the teacher shortage seems to be caused not only by turnover but also by the large number of teachers with low teaching loads. ...
Article
Based on a longitudinal survey of K-12 teachers in Switzerland (N = 533), a conditional effects model was used to analyze the relationships between teachers' work overload, prolonging working hours as a coping strategy, autonomy, and exhaustion. The findings showed that the effect of work overload on exhaustion was fully mediated by prolonging working hours. Autonomy moderated the longitudinal effects of work overload on exhaustion. Simple slope analyses demonstrated that autonomy buffered the negative effects of work overload on exhaustion.
... Other stakeholders in the project include teachers and special education and/or school social work professionals. Due to school inclusion, teachers are increasingly confronted with heterogeneous performance prerequisites, which is often enough experienced as a burden (Sandmeier et al., 2017). It is known that not enough succeeds in supporting all learners according to their prerequisites (Prenzel et al., 2004). ...
Article
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For youth with special needs, where cognitive difficulties, behavioral and psychosocial issues are more common, career choice is particularly challenging. The Positive Peer Culture (PPC) approach uses the resource of peer support to systematically build social–emotional competence. Important key elements are that adolescents feel safe to share their own problems and challenges with others, to overcome difficulties and challenges, to take responsibility for their lives, and to help each other. The Empower Peers 4 Careers Project aims to apply the PPC approach to the context of career choice to promote the development of important competences for the transition from school to work. The pedagogical background of the PPC approach in the setting of career choice, as well as the required learning environments for the peers are presented. The peer group meetings are organized following a defined process through which learning forms social–emotional competence, as well as the class climate can be strengthened. In addition, the role of the moderators of the peer groups – such as class teachers or special education teachers – is examined in more detail and the concept is presented of how they are trained on topics such as resilience promotion and strengths orientation in the context of career choice preparation. The project “Empower Peers 4 Careers” will be cientifically monitored over 2 years using a quasi-experimental control group design, which includes quantitative and qualitative methods. A total of 15 classes of the 8th grade (age group: 14-year-olds) of regular and special schools as well as 10 classes as control classes are participating. The results of the evaluation will not be available until 2023. The article presents the concept with the long-term goals, the implementation and didactics, as well as the hypotheses and the procedure for the evaluation.
... Daher sind gesundheitsfördernde Maßnahmen und Präventionen genauso wichtig wie Weiterbildungsangebote hinsichtlich der professionellen Handlungskompetenz (Rupprecht, 2014, S. 13). Jede fünfte Schweizer Lehrperson gab beispielsweise an, ständig überfordert zu sein und an depressiven Verstimmungen zu leiden (Sandmeier et al. 2017). Es steht außer Frage, dass es von zentraler Bedeutung für nachhaltiges Lehrer*innenwirken ist, im umfassenden Sinne "gesund" zu bleiben. ...
Article
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Professionelles Lehrerinnen*innenhandeln inkludiert seit langer Zeit den verantwortungsvollen Umgang mit (humanen) Ressourcen, sowohl auf inter-, als auch auf intrapersoneller Ebene. Eine mögliche Theorie, diese Nachhaltigkeit im schulischen Alltag zu sichern ist die Praxis der Achtsamkeit,, welche bereits seit über zwei Jahrtausenden Teil der buddhistischen Traditionen Asiens bekannt ist. In den vergangenen Jahren haben Achtsamkeitskonzepte nun auch Einzug in die institutionellen pflichtschulischen Einrichtungen gefunden. Das projektierte Forschungsprojektvorhaben im Kontext des Forschungsschwerpunktes der KPH Wien/Krems zu den SDGS soll erheben, welche Konzepte und Erfahrungen Primarstufenstudierende von dieser Theorie haben und wie Sie gedenken, diese in ihren zukünftigen Unterricht einfließen zu lassen.
Thesis
Forschungsfrage: Im Zentrum der Forschungsbemühungen steht die Lehrerpersönlichkeit, welche durch die Selbstwirksamkeit als Eigenschaft beschrieben werden soll. Methodik: Als Methode wird die qualitative Analyse der Hermeneutik verwendet. Dabei werden Begriffe und Modelle zur Lehrerpersönlichkeit und Selbstwirksamkeit erläutert und in ihrer Bedeutung für das pädagogische Handeln erschlossen. Ergebnis: Selbstwirksamkeit ist eine unbedingt notwendige persönliche Ressource, die regulierend auf kognitive, emotionale, motivationale und selektive Prozesse einwirkt und Entwicklungsprozesse unterstützt. Dennoch sind der Selbstwirksamkeit Grenzen gesetzt, so dass diese nicht als hinreichend für die Beschreibung der gesamten Lehrerpersönlichkeit angesehen werden kann. Wie die zunehmende Beanspruchung auf die Lehrerpersönlichkeit wirkt, wird durch die Belastungsforschung dargelegt. Abgesehen von begrifflichen Kontroversen ist die berufliche Selbstwirksamkeit entscheidend für die Bewältigung schwieriger Situationen. Auch in der Lehrerbildung wird die Bedeutung der Lehrerselbstwirksamkeit hervorgehoben. Neben Einflussmöglichkeiten im schulischen Rahmen stehen Ansatzpunkte im Mittelpunkt, die bei der Lehrerpersönlichkeit ansetzen und durch sie aktiv unterstützt werden können. Zudem wird versucht, aus dem Erkenntnisgewinn Konsequenzen für die Rekrutierung und Ausbildung der Lehramtsstudenten abzuleiten und bildungspolitische Ansprüche zu formulieren, da ein gewisses Maß an Selbstwirksamkeit zu den Mindestvoraussetzungen für den beruflichen Erfolgt gehört.
Article
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Lehrpersonen üben äusserst anspruchsvolle Aufgaben aus und ihre Tätigkeit wird immer wieder mit ‚Burnout’ und anderen Fehlbeanspruchungen in Verbindung gebracht. Die Lehrtätigkeit beinhaltet aber auch viel Potential für Engagement und Arbeitsfreude. Daher richtet die vorliegende Arbeit ihren Fokus auf die Bedingungen für ein ‚gesundes Engagement‘ von Lehrpersonen: wie können Lehrpersonen auch in Zeiten vielfältiger Veränderungen ein gesundes Engagement beibehalten oder aufbauen, ohne sich zu überfordern, zu überengagieren oder auszubrennen? Die Arbeit beruht auf Daten zu Arbeitsbedingungen, Belastungen und Ressourcen von Lehrpersonen in einem Schweizerischen Kanton aus 40 nach repräsentativen Kriterien ausgewählten Schulen mit 746 Lehrpersonen (Rücklauf 49%). Ziel dieser Arbeit ist es, verschiedene Engagement-Typen aufgrund ausgewählter Dimensionen zu eruieren, welche im Zusammenhang mit einem ‚gesunden Engagement’ eine zentrale Rolle spielen. Diese Engagement-Typen werden anhand verschiedener Kriterien validiert und verglichen. Zusätzlich zu Arbeitsbedingungen werden auch personen- und schulbezogene Merkmale einbezogen. Nebst einer hierarchischen Clusteranalyse, einer Diskriminanzanalyse, Varianz- und Kovarianzanalysen, werden Korrelationsanalysen sowie Pfadanalysen durchgeführt. Aufgrund der sechs Dimensionen Verausgabungsbereitschaft, Distanzierungsfähigkeit, individuelle Selbstwirksamkeit, Erholung, Emotionale Erschöpfung und Arbeitsfreude können vier Engagement-Typen gebildet werden, welche sich inhaltlich mit den von Schaarschmidt und Fischer (1996) eruierten Typen vergleichen lassen. Die Typen unterscheiden sich bezüglich ihres Engagements in alltäglichen sowie in reformbezogenen Aufgaben, welches mittels verschiedener Engagement-Indices (z.B. selbsterfasste Arbeitszeiten) erhoben wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrpersonen mit einer Schonhaltung aus einer Gesundheitsperspektive den günstigsten Typ darstellen. Eine Schonhaltung birgt aber auch Gefahren. Unter Einbezug des Wohls der ganzen Schule ist eine höhere Verausgabungsbereitschaft und ein mittleres Engagement nötig. Das Ziel von Schulen muss sein, das Engagement möglichst gleichmässig auf alle Lehrpersonen zu verteilen. Um eine bessere Balance zwischen Disengagement und Überengagement zu finden und längerfristig zu erhalten, werden verschiedene Rahmenbedingungen benötigt, wobei Ansatzpunkte für die Förderung eines ‚gesunden Engagements‘ aus den aufgeführten Ergebnissen abgeleitet werden können. School teachers perform a very demanding task and their occupation is often linked to negative work-related outcomes such as burnout. However, teaching also has a great potential for positive work-related outcomes such as committment and enjoyment of work (‘Arbeitsfreude’). Therefore, this study focuses on the conditions of a healthy teacher committment: How can school teachers in these times of wide-scale changes stay or get healthy and committed without being overstrained, over committed or burnt out? This study is based on data of working conditions, job demands and resources of school teachers in a swiss canton with 40 participating schools and a total of 746 school teachers (response rate 49%) and aims at finding different types of committment out of a subset of variables, which play an important role concerning health and committment. Those types of committment are being validated and compared with eachother. Working conditions, individual and school related criteria are included. Hierarchical cluster analysis, discriminant analysis, variance analysis, covariance analysis, correlation analysis and path analysis are conducted. Based on six criteria (tendency to exert, emotional distancing, self-efficacy, recovery, emotional exhaustion and enjoyment of work) four types of committment (clusters) could be identified which can be compared to the types found by Schaarschmidt and Fischer (1996). The four types vary in their committment in day-to-day tasks as well as in educational reform related tasks measured with different engagement indices (e.g. self reported working time). The results show that teachers with low committment (disengagement) mark the most favorable type from a health perspective. But regarding the well-being of schools a higher readiness to exert and an average committment is necessary. Schools have to reduce the percentage of teachers with low committment, exhaustion and over committment and divide committment equally amongst all teachers. To find a healthy balance between low committment and over committment a variety of conditions are required. Starting points for the promotion of a healthy committment can be derived from the results.
Book
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In the course of social changes a crisis of helping professions becomes visible that is reflected individually in stress and burnout. The book offers a comprehensive analysis of concepts of burnout known so far. After screening relevant research on stress and burnout in the helping professions and based on concepts of clinical as well as occupational psychology the authors suggest an integration of previously known burnout models into an action theoretical approach.
Article
Die Arbeit beschreibt erstmalig anhand einer repräsentativen Stichprobe von Lehrpersonen der 5. bis 9. Klassen in der Schweiz die psychometrischen Qualitäten der Skalen Arbeitsüberforderung und -unzufriedenheit von Enzmann und Kleiber (1989) sowie Zusammenhänge mit Depressivität und somatischen Beschwerden. Mit Hilfe von Hauptkomponentenanalysen und multiplen Regressionsanalysen wurden die Antworten von 485 Lehrpersonen untersucht. In Übereinstimmung mit vorangegangener Forschung konnten Arbeitsüberforderung und -unzufriedenheit als separate Dimensionen identifiziert werden. Arbeitsüberforderung und Depressivität sind in der Romandie weiter verbreitet als in der Deutschschweiz. In Bezug auf Arbeitsunzufriedenheit und somatische Beschwerden konnten keine Unterschiede zwischen den Sprachregionen festgestellt werden. Über ein Drittel der Gesamtvarianz von Depressivität konnte allein durch Arbeitsüberforderung und Arbeitsunzufriedenheit erklärt werden. Darüber hinaus gingen diese beiden Aspekte mit somatischen Beschwerden einher. Je überforderter und unzufriedener Lehrpersonen waren, desto mehr Beschwerden gaben sie an. Dies ist insofern Besorgnis erregend, als somatische oder psychische Beschwerden bei überforderten Lehrpersonen ein Indikator für erlebte Beanspruchungsfolgen wie z.B. chronischen Stress oder Burnout sein können. Die beschriebenen präventiven Massnahmen können dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen der Lehrpersonen und das Arbeitsumfeld an den Schulen zu verbessern.
Article
Anhand einer national-repräsentativen Stichprobe der Schweiz werden Zusammen- hänge zwischen subjektiv wahrgenommener Arbeitsüberforderung bzw. -unzufrie- denheit und demografischen, klassen- sowie schulbezogenen Faktoren untersucht, und Angaben von 534 Lehrpersonen der 5. bis 9. Schulstufe und deren Klassen mit multiplen linearen Regressionsmodellen analysiert. Es zeigt sich, dass Variablen, die sich auf problematisches Verhalten der unterrichteten Schulkinder beziehen, weder mit subjektiver Arbeitsüberforderung noch -unzufriedenheit der Lehrperson in Ver- bindung stehen. Dagegen scheinen neben demografischen Variablen die Unterstüt- zung der Schule und der Eltern sowie weitere strukturelle Faktoren der Schule und der Klasse zur Erklärung von subjektiver Arbeitsüberforderung bzw. -unzufrieden- heit von Lehrpersonen bedeutsam zu sein.
Book
Keller-Schneider, M. (2020). Entwicklungsaufgaben im Berufseinstieg von Lehrpersonen. Bearbeitung von beruflichen Herausforderungen im Zusammenhang mit Kontext- und Persönlichkeitsmerkmalen und in berufsphasendifferenten Vergleichen, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Münster: Waxmann.
Article
Der Lehrerberuf wird mit viel Freizeit, aber auch mit einer hohen Stressbelastung assoziiert. Bisherige Befunde zu Belastungen im Lehrerberuf sind widersprüchlich und weisen Interpretationsgrenzen auf. Basierend auf den repräsentativen Daten des Sozio-Ökonomischen Panels (SOEP) kontrastierten wir Arbeitszufriedenheit und -belastung von 425 Lehrkräften mit Vergleichsgruppen anderer Berufe (u.a. Erzieher, Ärzte) im Querschnitt (2006) und Längsschnitt (bis 2011). Querschnittlich war die Arbeitszufriedenheit in keiner Gruppe höher als bei den Lehrkräften; ihre berufliche Anerkennung differierte kaum von den Vergleichsgruppen. Über die Hälfte der Lehrkräfte bekundete Belastung durch Zeitdruck. Arbeitszufriedenheit, fehlende Anerkennung und empfundener Zeitdruck der Lehrkräfte veränderten sich im Längsschnitt nicht signifikant. Die längsschnittliche Veränderung dieser Variablen korrelierte nicht bedeutsam mit Persönlichkeitseigenschaften (Big Five), Geschlecht, Alter und Berufserfahrung. Die hohe Arbeitszufriedenheit spricht zusammen mit der überwiegend ausreichenden Anerkennung gegen eine massive Gratifikationskrise im Lehrerberuf.