Content uploaded by Martin Ebner
Author content
All content in this area was uploaded by Martin Ebner on Mar 24, 2017
Content may be subject to copyright.
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
Learning Analytics in Hochschulen
Philipp Leitner, Martin Ebner
Unter dem Schlagwort “Big Data” hat sich in den letzten Jahren ein neues
Forschungsfeld etabliert. Es handelt sich dabei um Datenmengen, die wegen
ihrer Größe, hohen Komplexität, schnellen Vergänglichkeit oder schwachen
Strukturierung mit klassischen Methoden der Datenverarbeitung nicht
ausgewertet werden können. Das Ziel von Learning Analytics besteht darin
solche Datenmengen im Kontext von Lehren und Lernen zu sammeln, zu
analysieren und zu interpretieren um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Ein
wesentlicher Punkt dabei ist die Rückführung des gewonnen Wissens an die
Lehrenden und Lernenden, um das Lehr- und Lernverhalten individueller
und optimierter zu gestalten und die Entwicklung von Kompetenzen in dem
Bereich zu fördern.
In diesem Kapitel werden die Möglichkeiten von Learning Analytics
genauer erläutert, um dann den Schwerpunkt Learning Analytics in
Hochschulen näher zu beleuchten. Eine Auswahl von Tools, Frameworks
und Systeme gibt Aufschluss über den momentanen Stand der Technik. Im
letzten Kapitel werden zukünftige Trends und Innovationen von Learning
Analytics an Hochschulen aufgezeigt und wie daraus Kompetenzen
gewonnen werden können.
1 Learning Analytics
Learning Analytics gewinnt seit seiner Erwähnung im Horizon Report von
2012 (Johnson et al. 2012) immer weiter an Relevanz. Obwohl es bisher
noch keine allgemein anerkannte Definition von Learning Analytics gibt, ist
eine weit verbreitete Definition “the measurement, collection, analysis and
reporting of data about learners and their contexts, for purposes of
understanding and optimizing learning and the environments in which it
occurs” (Elias 2011), was so viel bedeutet wie “die Messung, Erfassung,
Auswertung und Übermittlung von Daten über Lernende und ihre
Zusammenhänge, um das Lernen und das Umfeld des Lernens zu verstehen
und zu optimieren”. Der Horizon Report von 2013 identifizierte Learning
Analytics sogar als einen der wichtigsten Trends im Bereich
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
technologiegestütztes Lernen und Lehren (Johnson et al. 2013). Es ist daher
nicht verwunderlich, dass sich viele wissenschaftliche Arbeiten diesem
Thema gewidmet haben. (Khalil/Ebner 2016, S. 294-304)
Die Forschung und Verbesserung von Learning Analytics beinhaltet dabei
die Weiterentwicklung, die Verwendung und die Integration von neuen
Prozessen und Hilfsmitteln, um die Ausübung von Lernen und Lehren der
individuellen Studentinnen und Studenten sowie von Lehrenden zu
verbessern. Learning Analytics konzentriert sich dabei speziell auf den
Prozess des Lernen (Siemens/Long 2011, S. 31-40).
Alle Interaktionen der Lernenden und Lehrenden werden dabei in
unterschiedlichen Systemen erfasst. Die dabei anfallenden immensen
unstrukturierten Datenmengen, die unter dem Schlagwort 'Big Data' bekannt
sind, werden bis zum Level der Individuen sowie deren besuchten Kursen
untersucht und dienen dann der Vorhersage von Verhalten der verschiedenen
Zielgruppen (Elias 2011). Diese wichtige Erkenntnisse sind relevant für die
Entscheidungsfindung und Evaluierung (Arnold/Pistilli 2012),
(Siemens/Long 2011, S. 31-40), (van Barneveld et al. 2012, S. 1-11). Unter
Einsatz von hoch-entwickelten Analysetechniken und -tools kann die
Leistung sowie der Lernerfolg von Studierenden verbessert und gezielte
Unterstützung angeboten werden (van Barneveld et al. 2012, S. 1-11).
Eine weitere Motivation für den Einsatz von Learning Analytics in
Hochschulen ist die Verbesserung der übergreifenden institutionellen
Zusammenarbeit, sowie der Aufbau einer Agenda für die große
Gemeinschaft der Lernenden und Lehrenden (Atif et al. 2013). Obwohl die
Forschung im Bereich von Learning Analytics in den letzten Jahren
Hochkonjunktur feiert, steht Learning Analytics noch in den Anfängen
seiner Entwicklung.
2 Learning Analytics in Hochschulen
Das Hochschulwesen sieht einer Zukunft der Ungewissheit und Veränderung
entgegen. Neben den nationalen wie globalen politischen und sozialen
Veränderungen, nimmt der Wettbewerb auch auf der Hochschulebene immer
weiter zu. Die Institute stellen sich dabei den gleichen Herausforderungen
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
wie Unternehmen. Sie müssen ihre finanzielle und betriebswirtschaftliche
Effizienz erhöhen, den lokalen und globalen Einfluss erweitern, neue
Finanzierungsmodelle während sich eines im ständigen Umschwung
befindenden wirtschaftlichen Klimas schaffen und auf Forderungen nach
größerer Transparenz und Übernahme von Verantwortung reagieren, um
organisatorischen Erfolg zu gewährleisten (van Barnefeld et al. 2012, S. 1-
11). Das Hochschulwesen muss diese Fülle an externen Belastungen in einer
effizienten und dynamischen Weise bewältigen, aber auch die Bedürfnisse
der Studentenschaft verstehen, die ebenso Mitwirkender als auch Geldgeber
darstellen (Shacklock 2016, S. 1).
Neben der starken Konkurrenz haben Hochschulen auch mit den sich rasch
verändernden Technologien zu kämpfen, die mit dem Eintritt des digitalen
Zeitalters aufgekommen sind. Die Institutionen sind dabei auch in die Ära
der großen Daten ('Big Data') eingetreten und sammeln quasi als
Nebenprodukt enorme Mengen an relevanten Daten, wenn Studierende einen
Online-Kurs besuchen, ein intelligentes Tutoren-System verwenden,
Lernspiele spielen oder auch einfach eine Online-Lernplattform benutzen.
In den letzten Jahren haben daher immer mehr Hochschulen die Methoden
von Learning Analytics in Anspruch genommen, um aus den Datenmengen
Erkenntnisse über den akademischen Fortschritt der Studierenden zu
erhalten, Vorhersagen über zukünftiges Verhalten zu treffen sowie
potentielle Probleme frühzeitig zu erkennen.
Die Systeme zur Analyse der Daten soll in Zusammenarbeit mit den
Studierenden und in Abstimmung auf die besonderen Bedürfnisse der
Institutionen entwickelt, sowie in die strategische Planung der Institute
integriert werden. Ein besonderes Augenmerk sollte auch auf das
Datenmanagement der Hochschule und die ethischen Rahmenbedingungen
gelegt werden.
Die nächsten Kapitel behandeln bereits durchgeführte Projekte von
verschiedenen Hochschulen zum Thema Learning Analytics.
3 Frameworks, Tools und Systeme
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
Aufbauend auf den durchgeführten Analysen in Learning Analytics in
Higher Education: A Summary of Tools and Approaches (Atif et al. 2013)
und Development of the Learning Analytics Dashboard to Support Students’
Learning Performance (Park/Jo 2015, S. 110-133) werden in diesem
Abschnitt verschiedene Frameworks, Tools und Systeme genauer betrachtet.
3.1 Automated Wellness Engine (AWE)
Die AWE ist ein Frühwarnsystem der Universität von New England,
Australien und wurde entwickelt um das Engagement von Lernenden zu
erhöhen sowie die Absprungrate zu verringern. In vielen Bereichen der
Universität ist die sogenannte e-Motions Software integriert und bietet den
Studierenden die Möglichkeit ihre Stimmungslage in Bezug auf ihre Studien
auszudrücken. Die dabei erfassten Daten werden jede Nacht in eine
gemeinsame Datenbank übertragen, die als Grundlage für das AWE-
Frühwarnsystem dient. Daraus generiert das System tägliche und
wöchentliche Berichte, die das Wohlbefinden innerhalb der einzelnen Kurse
widerspiegelt. (Leece/Hale 2009)
Ziele der Analyse:
• Identifizierung und Unterstützung von Risikostudierenden
Art der Analyse:
• Case Study
• Wahrgenommene Nützlichkeit
Kompetenzerwerb für:
• Lehrende und Studierende
3.2 Connect 4 Success (C4S)
Connect 4 Success ist ein universitätsweites Frühwarnsystem der Edith
Cowan Universität, Australien. Es wertet Inskriptionsdaten, Semesternoten,
demografische Daten, Verhaltensdaten, sowie Daten von
Studierendenbefragungen aus und ergänzt diese um Daten aus weiteren
Quellen wie der kommerziellen Lernplattform Blackboard. Das
Zusammenführen der verschiedenen Kompetenzbereiche ermöglicht es
automatisch Studierende aufzuzeigen, die unter Umständen weitere
Unterstützung bei ihrem Studium benötigen. Die Studierenden werden dann
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
vom C4S-Team auf passende Service der Universität verwiesen.
(Jackson/Read 2012, S. 1-5)
Ziele der Analyse:
• Identifizierung und Unterstützung von Risikostudierenden
Art der Analyse:
• Summativ
Kompetenzerwerb für:
• Hochschule
3.3 Course Signals (CS)
Das System Course Signals von der Purdue Universität aus den USA liefert
Feedback für Studierende auf Basis von Vorhersagemodellen. Diese Modelle
werden durch Echtzeitanalyse von großen Datensätzen, die an den Instituten
gesammelt werden, erstellt und bestimmen welche Kompetenzen die
Studierenden aufweisen und welche gefährdet sind. Diese werden mittels
Ampelsignalen über ihren Status informiert, beraten über angemessene
Hilfestellungen und vermeiden so das Ausscheiden aus der Universität.
(Arnold/Pistilli 2012)
Ziele der Analyse:
• Verbesserung von Retention und Leistung
Art der Analyse:
• Summativ
• Effektivität
Kompetenzerwerb für:
• Studierende
3.4 Gradient's Learning Analytics System (GLASS)
GLASS wurde mit dem Hintergrund entwickelt eine große Anzahl von
modularen Visualisierungsmöglichkeiten aus verschiedenen Ressourcen wie
z.B. Log-Dateien zu unterstützen. Dabei wurde auf die Auswertung von
großen Datenmengen besonderes Augenmerk gelegt. Die generierten
Visualisierungen werden in einem Webinterface angeboten. Standardmäßig
werden hier die häufigsten Lehrveranstaltungen mit den aktivsten Lernenden
in einem geeigneten Kontext angezeigt. (Leony et al. 2012, S. 162-163)
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
[Beginn Grafik]
Abb. 1: Interface von GLASS (nach Leony et al. 2012, S. 162-163)
Kap03_Abb01_GLASS.jpg
[Ende Grafik]
Ziele der Analyse:
• Visualisierung der Lernleistung mit einer Vergleichsgruppe
Art der Analyse:
• Nicht vorhanden
Kompetenzerwerb für:
• Hochschule
3.5 LOCO-Analyst
LOCO-Analyst ist eine Erweiterung des bestehenden Systems LOCO,
welches den Lernkontext und das Zusammenspiel von Lernaktivitäten und
Lerninhalte von Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Vordergrund stellt.
Dadurch wird eine sinnvolle Verknüpfung zwischen Lernkontextdaten von
verschiedenen Lernumgebungen oder Services (wie Chatrooms) ermöglicht.
Das System offeriert Lehrenden eine Übersicht über Interaktionen im
Lernkontext, Diskussionen in Foren, Chaträume sowie die Leistungen in
bereitgestellten Quiz und gibt eine Übersicht der individuellen Kompetenzen
der Studierenden. (Ali et al. 2012, S. 470-489)
[Beginn Grafik]
Abb. 2: Interface von LOCO (nach Jovanović et al. 2007, S. 112-126)
Kap03_Abb02_LOCO.jpg
[Ende Grafik]
Ziele der Analyse:
• Liefert Feedback zu den Lernaktivitäten und der Lernperformance
von Studierenden
Art der Analyse:
• Formativ (2 Iterationen)
• Wahrgenommene Nützlichkeit
Kompetenzerwerb für:
• Lehrende
3.6 Narcissus
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
Das Narcissus Model wurde entwickelt um eine bessere Zusammenarbeit in
Gruppen zu fördern. Es ermöglicht die Tätigkeiten einer jeden Person der
Gruppe detailliert visuell darzustellen. Dadurch kann die Gruppe ihren
Fortschritt in den einzelnen Tätigkeitsbereichen überwachen, ihre Gruppen-
und Individualkompetenzen ausbauen um zukünftige Schritte besser zu
planen. Moderatorinnen und Moderatoren der Gruppe erhalten einen
Überblick über die Performance aller und können so leichter potentielle
Probleme erkennen um diese frühzeitig zu adressieren. Narcissus bietet
überdies eine integrierte Testbarkeit und Kontrolle der Modelle an.
(Upton/Kay 2009, S. 54-65)
Ziele der Analyse:
• Studenten wird ihre Mitwirkung innerhalb der Gruppe aufgezeigt
und damit die Arbeit in der Gruppe verbessert
Art der Analyse:
• Summativ
• Bedien- und Nützlichkeit
Kompetenzerwerb für:
• Studierende
3.7 Personalised Adaptive Study Success (PASS)
PASS ist ein Frühwarnsystem für eine Online-Lernplattform, die das Ziel hat
das Engagement von Lernenden zu verbessern und die Absprungrate zu
reduzieren. Erstmals vorgestellt wurde es am 27. Juni 2013 im Rahmen der
Criterion Conference on Improving Student Retention and Success. Das
System vernetzt, verarbeitet und analysiert die individuellen Eigenschaften,
das Social Web, die Curricula und Daten aus einer Anzahl von anderen
Systemen aus der Online-Lernumgebung. Mit den gewonnen Informationen
können die vorhandenen Kompetenzen eingeschätzt und potentielle
Hochrisikostudierende identifiziert werden. Auf Basis unterschiedlicher
Indikatoren erstellt PASS visuelle Signale, Informationen zu Performance,
Selbsteinschätzung und Vorhersagen zum weiteren Kursverlauf, hebt die
soziale Interaktion hervor, empfiehlt Inhalte sowie Aktivitäten und bietet
eine personenbezogene Plattform an. (Atif 2013)
Ziele der Analyse:
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
• Liefert Feedback zu den Lernaktivitäten und der Lernperformance,
Identifikation von Hochrisikopersonen
Art der Analyse:
• Nicht vorhanden
Kompetenzerwerb für:
• Studierende
3.8 Social Networks Adapting Pedagogical Practice
(SNAPP)
SNAPP ist ein Tool der Universität von Wollongong, Australien. Es
generiert visuelle Repräsentationen von Interaktionen und Aktivitäten von
Benutzerinnen und Benutzern, sowie Verhaltensmuster von Diskussionen in
Foren. Die Visualisierungen geben dabei Aufschluss über das Niveau des
Engagements, Aktivitäten und Kompetenzen der Lernenden und dadurch
Erkenntnisse über Lernende die hinter den Erwartungen zurückbleiben. Das
Tool erhält dabei seine Daten aus kommerziellen (Blackboard) sowie Open-
Source-Lernplattformen wie Moodle. (Bakharia/Dawson 2011, S. 168-173)
[Beginn Grafik]
Abb. 3: Interface von SNAPP (nach Bakharia et al. 2009, S. 50)
Kap03_Abb03_SNAPP.jpg
[Ende Grafik]
Ziele der Analyse:
• Visualisierung der Entwicklung von Teilnehmerbeziehungen
innerhalb eines Diskussionsforums
Art der Analyse:
• Nicht vorhanden
Kompetenzerwerb für:
• Lehrende
3.9 StepUp!
Das Tool StepUp! bietet Studierenden die Möglichkeit über ihre eigenen
Aktivitäten und die Aktivitäten der Kollegen zu reflektieren. Dazu
visualisiert StepUp! Lernspuren von Studierenden wie die verwendete Zeit
während eines Kurses, die eingesetzten Ressourcen und den Einsatz von
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
Social Media um die individuellen Kompetenzbereiche zu erkennen. (Santos
et al. 2012, S. 73-86), (Santos et al. 2013, S. 14-22)
Ziele der Analyse:
• Förderung von Reflexion und Bewusstsein der eigenen Aktivitäten
Art der Analyse:
• Summativ
• Wahrgenommene Nützlichkeit und Auswirkung auf das Lernen
Kompetenzerwerb für:
• Studierende
3.10 Student Activity Meter (SAM)
SAM ist eine Anwendung zur Visualisierung von Aktionen wie Feedback
von und an Studierende, Kommunikation und Zusammenarbeit
untereinander, Nutzung von bereitgestellten Ressourcen wie Dokumenten,
verwendete Zeit in den einzelnen Bereichen, Nutzung von externen
Ressourcen, Früherkennung von Problemkandidatinnen und -kandidaten,
usw. Durchgeführte Untersuchungen ergaben, dass dadurch ein Bewusstsein
über die verwendete Zeit als auch die genutzten Ressourcen sowie die
Kompetenzen in den einzelnen Bereichen, auf Seiten der Lehrenden als auch
Lernenden geschaffen werden konnte. Diese Anwendung hat sich als
besonders wertvoll im Bereich des selbst-regulierenden Lernens gezeigt.
(Govaerts et al. 2012, S. 869-884)
Ziele der Analyse:
• Selbsteinschätzung und Bewusstsein von Studenten und ihren
Aktivitäten schaffen
Art der Analyse:
• Bedien- und Nützlichkeit
Kompetenzerwerb für:
• Lehrende und Studierende
3.11 Student Inspector
Student Inspector ermöglicht es die Interaktion von Studierenden in einem
E-Learning System mitzuverfolgen und diese Informationen dem Lehrenden
in übersichtlicher Form zur Verfügung zu stellen. Es ermöglicht die
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
individuellen Lernwege der Studierenden zu erfassen und mögliche
„Sackgassen“ sowie das bereits gelernte Wissen, angeeignete bzw. nicht
angeeignete Kompetenzen und im Lernprozess entstandene Probleme
aufzuzeigen. Für die Auswertung greift die Anwendung auf Log-Daten
zurück welche AI-basierend ausgewertet werden (Scheuer/Zinn 2007, S.
487-494).
Ziele der Analyse:
• Überblick über die Interaktionen von Lernenden innerhalb eines
eLearning-Systems behalten
Art der Analyse:
• Summativ
• Bedien- und Nützlichkeit
Kompetenzerwerb für:
• Lehrende und Studierende
3.12 Student Success System (S3)
Das Student Success System geht den Weg eines holistischen Ansatzes und
führt dazu den Begriff „Success Index“ (Erfolgsindex) ein, welcher sich in 5
Bereiche aufschlüsselt: Vorbereitung, Anwesenheit, Mitarbeit, Abschlussrate
und Social Learning. Daten von Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in
diesen Bereichen ausgewertet und die Ergebnisse visuell dargestellt. Zudem
können Vorhersagen über erwartete Leistungen und mögliche Risiken
getroffen und den Lehrenden als auch den Lernenden zur Verfügung gestellt
werden. (Essa/Ayad 2012, S. 158-161)
Ziele der Analyse:
• Identifizierung und Unterstützung von Risikostudierenden
Art der Analyse:
• Nicht vorhanden
Kompetenzerwerb für:
• Lehrende
3.13 Übersichtstabelle
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
Zusammenfassend werden hier nochmals alle Frameworks, Tools und
Systeme in einer Übersichtstabelle mit der Zielgruppe des
Kompetenzerwerbs dargestellt:
[Beginn Tabelle]
Übersichtstabelle Kompetenzerwerb
Name
Hochschule
Lehrende
Studierende
Automated Wellness Engine
X
X
Connect 4 Success
X
Course Signals
X
GLASS
X
LOCO-Analyst
X
Narcissus
X
PASS
X
SNAPP
X
StepUp!
X
Student Activity Meter
X
X
Student Inspector
X
X
Student Success System
X
> Übersichtstabelle Kompetenzerwerb <
[Ende Tabelle]
4 Zukünftige Trends, Innovationen und
Kompetenzentwicklungen
Die zukünftige Entwicklung im Bereich Learning Analytics im
Hochschulwesen lässt sich in kurzfristige (1-2 Jahre) und langfristige (3-5
Jahre) Trends unterteilen. In den nächsten 1 bis 2 Jahren müssen
Universitäten den sozialen und ökonomischen Faktoren gerecht werden, die
einen Wandel in den Fähigkeiten der Studierenden fordern (Johnson et al
2016). Die Abstimmung der Systeme in den Bereichen der Analyse, der
Beratung, der Prüfung von individuellen Lernerfolgen und die
Visualisierung von durchgehend-verfügbaren, aggregierten Informationen in
Dashboards rücken in den Vordergrund. Studierende erwarten sich Echtzeit-
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
Feedback während des Lernens, wodurch eine kritische Selbstreflektion über
den Lernfortschritt und das Lernziel möglich wird und die Kompetenz im
Bereich Selbstorganisation stärkt. Stehen ausreichende Datenmengen von
Studierenden zur Verfügung kann in weiterer Folge auch prädiktive
Analysen durchgeführt werden. (Johnson et al 2016)
Die Relevanz von Learning Analytics im Hochschulwesen wird sich in den
nächsten 3 bis 5 Jahren noch stärker ausprägen. Gefördert wird dieser Trend
durch das rege Interesse von Studierenden für individuelle Auswertungen
und Betreuung. Um diesen Markt bedienen zu können werden sich
Dashboards und Analyseanwendungen, die speziell auf die Bedürfnisse eines
jeden Kunden eingehen, stärker entwickeln. Dieser Ansatz biete viele
Vorteile: Da die Studierenden Zugriff auf die eigenen Daten in passender
Form haben ermöglicht dies ihnen eine bessere Selbstreflektion zu
entwickeln sowie ein gesundes Konkurrenzdenken unter den Kommilitonen.
Den Lehrenden wird ermöglicht die große Menge an Studierenden zu
Überblicken und genau jene zu erkennen, die ihre Hilfe benötigen.
Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher können durch entsprechende
Analysen besser erkannt und mittels gezielter Intervention zum Verbleib im
Hochschulsystem bewogen werden. (Shacklock 2016)
Um die damit einhergehenden Probleme Herr zu werden wird sich der Markt
für Learning Analytics zunehmend verändern müssen. Derzeit kommen viele
verschiedene Systeme und Analyseansätze zum Einsatz. Falls die
Fragmentierung des Marktes in Zukunft noch weiter zunimmt, wird es den
interuniversitären Vergleich sehr erschweren oder sogar unmöglich machen.
Daher ist die Schaffung von Normen von essentieller Bedeutung. (Shacklock
2016)
Des Weiteren ist eine Änderung in der Art der Analyse absehbar. Wurden
bisher meist aktuelle und vergangene Daten verwendet um den Erfolg eines
Studierenden zu messen, rückt nun Predictive Analytics (vorhersagende
Analyse) in den Vordergrund. Mit Hilfe der Auswertung von bestehenden
Datensätzen vieler Studierenden können Vorhersagemodelle entwickelt und
damit Studierende frühzeitig vor einer möglichen Gefährdung ihres
Lernerfolges gewarnt werden. (Shacklock 2016)
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
Abschließend sollte erwähnt werden, dass der Aufbau und die Entwicklung
von Kompetenzen nicht nur individuell betrachtet werden kann. Wie aus der
Übersichtstabelle (siehe Tabelle 1) ersichtlich, sollte zwischen den
unterschiedlichen Ebenen der Hochschule, des Lehrenden und des
Studierenden unterschieden werden, um letztendlich die Zielgruppe des
Kompetenzerwerbs festlegen zu können. Zukünftig werden auch noch
weitere Ebenen relevant werden, wie die des Bildungsträger oder der
Unternehmen.
5 Literaturverzeichnis
Ali, L./Hatala, M./Gašević, D./Jovanović, J. (2012): A qualitative evaluation
of evolution of a learning analytics tool. In: Computers & Education, 58, 1,
S. 470-489.
Arnold, K. E./Pistilli, M. D. (2012): Course signals at Purdue: using learning
analytics to increase student success. In: Proceedings of the 2nd international
conference on learning analytics and knowledge, ACM.
Atif, A./Richards, D./Bilgin, A./Marrone, M. (2013): Learning analytics in
higher education: a summary of tools and approaches. In: 30th Australasian
Society for Computers in Learning in Tertiary Education Conference,
Sydney.
Bakharia, A./Heathcote, E./Dawson, S. (2009): Social networks adapting
pedagogical practice: SNAPP. In: Diss. University of Auckland, Auckland
University of Technology, and Australasian Society for Computers in
Learning in Tertiary Education.
Bakharia, A./Dawson, S. (2011): SNAPP: A Bird’s-Eye View of Temporal
Participant Interaction. In: Proceedings of the 1st International Conference
on Learning Analytics and Knowledge, ACM, S. 168-173.
Elias, T. (2011): Learning Analytics: Definitions, Processes and Potential.
http://learninganalytics.net/LearningAnalyticsDefinitionsProcessesPotential.
pdf Abrufdatum: 10.02.2012.
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
Essa, A./Ayad, H. (2012): Student success system: risk analytics and data
visualization using ensembles of predictive models. In: Proceedings of the
2nd International Conference on Learning Analytics and Knowledge, S. 158-
161.
Govaerts, S./Verbert, K./Duval, E./Pardo, A. (2012): The student activity
meter for awareness and self-reflection. In: Proc. CHI'12 Extended Abstracts
on Human Factors in Computing Systems, S. 869-884.
Jackson, G./Read, M. (2012): Connect 4 Success: A Proactive Student
Identification and Support Program.
http://fyhe.com.au/past_papers/papers12/Papers/9B.pdf Abrufdatum:
23.03.2016. S. 1-5.
Johnson, L./Adams, S./Cummins, M. (2012): The NMC Horizon Report:
2012 Higher Education Edition. In: The New Media Consortium, Austin,
Texas. http://www.nmc.org/pdf/2012-horizon-report-HE.pdf Abrufdatum:
23.03.2016.
Johnson, L./Adams, S./Cummins, M./Estrada, V./Freeman, A./Ludgate, H.
(2013): The NMC Horizon Report: 2013 Higher Education Edition. In: The
New Media Consortium, Austin, Texas. http://www.nmc.org/pdf/2013-
horizon-report-HE.pdf Abrufdatum: 23.03.2016.
Johnson, L./Adams, S./Cummins, M./Estrada, V./Freeman, A./Hall, C.
(2016): NMC Horizon Report: 2016 Higher Education Edition. In: The New
Media Consortium, Austin, Texas. http://cdn.nmc.org/media/2016-nmc-
horizon-report-he-EN.pdf Abrufdatum: 27.04.2016.
Jovanović, J./Gašević, D./Brooks, C./Devedžić, V./Hatala, M. (2007):
LOCO-analyst: A tool for raising teachers’ awareness in online learning
environments. In: Creating New Learning Experiences on a Global Scale,
Springer Berlin Heidelberg, S. 112-126.
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
Khalil, M./Ebner, M. (2016): What is Learning Analytics about? A Survey
of Different Methods Used in 2013-2015. In: Proceedings of the 8th e-
Learning Excellence Conference, Dubai, United Arab Emirates, S. 294-304.
Leece, R./Hale, R. (2009): Student Engagement and Retention through e-
Motional Intelligence. In: UNE: Australia.
http://www.educationalpolicy.org/events/R09/PDF/Leece_E-Motion.pdf
Abrufdatum: 23.03.2016.
Leony, D./Pardo, A./de la Fuente Valentín, L./de Castro, D. S./Kloos, C. D.
(2012): GLASS: a learning analytics visualization tool. In: Proceedings of
the 2nd International Conference on Learning Analytics and Knowledge, S.
162-163.
Long, P./Siemens, G. (2011): Penetrating the Fog: Analytics in Learning and
Education. In: EDUCAUSE Review Magazine. Volume 46. 5, S. 31-40.
Park, Y./Jo, I. (2015): Development of the Learning Analytics Dashboard to
Support Students' Learning Performance. In: Journal of Universal Computer
Science, vol. 21, no. 1, S. 110-133.
Santos, J./Verbert, K./Govaerts, S./Duval, E. (2012): Empowering students
to reflect on their activity with StepUp!: Two case studies with engineering
students. In: Proceedings of ARETL'12 2nd workshop on Awareness and
Reflection in Technology-Enhanced Learning, CEUR Workshop, S. 73-86.
Santos, J./Verbert, K./Govaerts, S./Duval, E. (2013): Addressing learner
issues with StepUp!: an Evaluation. In: Proceedings of the Third
International Conference on Learning Analytics and Knowledge, S. 14-22.
Scheuer, O./Zinn, C. (2007): How did the e-learning session go? The Student
Inspector. In: Proceeding of the 2007 conference on artificial intelligence in
education: building technology rich learning contexts that work. S. 487-494.
Entwurf – Original veröffentlicht unter: Leitner, P., Ebner, M. (2017) Learning Analytics in Hochschulen.
Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz. Erpenbeck, J., Sauter, W. (Hrsg.). Schäffer-Poeschel Verlag.
Stuttgart. S. 371-384
Shacklock, X. (2016): From Bricks to Clicks: the potential of data and
analytics in Higher Education. In: The Higher Education Commission’s
(HEC) report.
Upton, K./Kay, J. (2009). Narcissus: group and individual models to support
small group work. In: Houben, G./McCalla, G./Pianesi, F./Zancanaro, M.
(Hrsg.): User Modeling, Adaptation, and Personalization: 17th International
Conference, UMAP 2009, formerly UM and AH, Trento, Italy, June 22-26,
2009. Proceedings. Springer Berlin Heidelberg. S. 54-65.
van Barneveld, A./ Arnold, K. E./Campbell, J. P. (2012): Analytics in higher
education: establishing a common language. In: EDUCAUSE Learning
Initiative 1, S. 1-11.