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Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 132 (2003)
Ulrich Demmer
Für eine Medienkompetenz der Macher
0. Einleitung
Ich halte die Medienwissenschaften in Lehre und Forschung für einen zurecht
wachsenden eigenständigen Wissenschaftsbereich an unseren Universitäten.
Ich meine durchaus Wissenschaft in Abgrenzung zu den vielfältigen sonsti-
gen Bildungswegen der Medien.
Medienwissenschaft ist allerdings keine Rahmenwissenschaft, deren The-
orie- und Methoden-Vokabular zu Abgrenzung und Legitimation gegenüber
anderen Wissenschaftszweigen dient. Sie hat ständig Transferleistungen zu
erbringen und mit ihrem eigenen gewachsenen heterogenen Schatz an Theori-
en und Methoden in Einklang zu bringen. Sie ist im Vergleich zu anderen
verwandten Disziplinen dazu besser in der Lage. Diese Chance sollte sie
nutzen.
Meine Annahme leitet sich aus der Erkenntnis ab, dass Medien in kom-
plexen Prozessen beeinflussen und selbst in komplexen Prozessen Beeinflus-
sungen ausgesetzt sind. Sie sind als Subjekte und Objekte ein maßgeblicher
Teil unseres Alltagsgeschehens. Wir nehmen die Inhalte auf, erzählen in der
Familie und am Arbeitsplatz darüber, hören zu oder nicht, verhalten uns dazu,
werden in unserem Medien-Verhalten, in unseren Einstellungen dazu wiederum
in der Regel nach einem Mehrheitsprinzip wahrgenommen, nehmen vielleicht
auch nur das Medium selber ohne weitere kognitive Leistungen auf, wobei
sich im schlimmsten Fall der mediale Tastsinn auf das Bedienen der Fernbe-
dienung erstreckt. Vielleicht sind wir an einer Stelle, die das jeweilige Medi-
um direkter beeinflusst, verkaufen Datenbanken an Medienunternehmen oder
berechnen cash-flows, stellen time to market-Analysen an, oder wir machen
Programmplanung, sind Einkäufer. Vielleicht sind wir Mitglieder in einem
Landtag und verabschieden Mediengesetze, noch dazu Aufsichtsrat einer
Kreditbank, sind gar Insolvenzverwalter. Oder wir sind spin-doctoren, betrei-
ben nebenbei noch Agenturen für Text und Bild. Und und und ...
Wie soll eine diese Komplexität erfassende Medienwissenschaft konzi-
piert, entwickelt und weiterentwickelt werden? Um das Thema ein wenig zu
vertiefen, möchte ich vier unterschiedliche Anhaltspunkte geben, die mich
während meiner Tätigkeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk beschäftigt
haben bzw. beschäftigen: Kulturelle Nachhaltigkeit, Öffentlichkeit, Medien-
Organisation, Digitalisierung.
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