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Hängt ›Kultur‹ von Medien ab?

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Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 132 (2003)
Hartmut Böhme
Hängt ›Kultur‹ von Medien ab?
1. Einleitung
Der Beitrag weist drei Teile auf: zuerst entwickle ich, durchaus spekulativ,
Grundzüge des ›Medialen‹ für die Jungsteinzeit, in der Annahme, dass hier –
neben dem ersten technischen Paradigma – zugleich eine erste symbolische
Ordnung von Kultur entstand. Der zweite Teil behandelt eine Phänomenolo-
gie der natürlichen Medien – das sind die menschlichen Sinne und Medien
wie Luft oder Licht. In beiden Teilen stehen Prozesse der Verkörperung und
der Performativität im Vordergrund, das also, was André Leroi-Gourhan
»physiologische Ästhetik« nennt oder was man auch als anthropologisches
Apriori der Mediengeschichte bezeichnen kann. Der dritte Teil springt in die
Gegenwart der Medien: ich will zeigen, dass auch die hochtechnischen Medi-
en zwischen magischer Immersion und Reflexivität ausgespannt bleiben.
Dieser Befund wird verbunden mit Beobachtungen zur Moderne, die im
Widerstreit zwischen Archaismen und Reflexivitätsanforderungen steht.
Nebenher soll deutlich werden, dass man keine Kulturtheorie ohne Rücksicht
auf ihre medialen Voraussetzungen entwickeln kann. Das sind große Sprün-
ge; und man sollte nicht erwarten, dass auch nur die angesprochenen Proble-
me erschöpfend behandelt würden.
Wissen über Medien ist ein Wissen von kulturellen Praktiken. Ich begin-
ne deswegen mit einem kleinen Tableau zum Status kulturellen Wissens, aus
dem sich die (Medien-) Kulturwissenschaft entwickelt. Innerhalb der Kultur-
geschichte gibt es ›mediale Stufen‹, die epochale Einschnitte in jenem Pro-
zess darstellen, in welchem Kulturen sich selbst auffällig werden. Immer
dann, wenn eine Kultur von sich selbst ›als Kultur‹ Wissen und Bewusstsein
entwickelt, liegt nach Niklas Luhmann eine Beobachtung der Beobachtung
vor. Ich will dies an einem Beispiel erläutern: Kulturen entwickeln Praktiken,
die stets Wissen einschließen – so verfügt im antiken Athen ein Schuster über
Erfahrungswissen und praktisches Vermögen der ›Schuh-Macherei‹; dieses
Wissen muss nicht eigens von der jeweiligen Herstellung des Schuhs abgelöst
sein. Der Schuster ist ein Beobachter erster Stufe: er tut etwas und beobachtet
dabei das, was er tut. Er hat damit techné.1 Dadurch entsteht zweierlei: die
1Castoriadis, Cornelius: »Technik«, in: Ders.: Durchs Labyrinth: Seele. Vernunft,
Gesellschaft, Frankfurt a. M. 1981, S. 195–219. – Landels, John Gray: Die Technik
in der antiken Welt, München 1979. – Schneider, Helmuth: Einführung in die
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