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Forschungen und Berichte
zur Archäologie
in Baden-Württemberg
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Forschungen und Berichte
zur Archäologie
in Baden-Württemberg
Band 2
Landesamt für Denkmalpflege
im Regierungspräsidium Stuttgart
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2016
Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden
Ludwig Wamser
MAUENHEIM UND
BARGEN
Zwei Grabhügelfelder der Hallstatt- und Frühlatènezeit
aus dem nördlichen Hegau
mit Beiträgen von Wolfgang Löhlein, Corina Knipper,
Marcus Stecher, Elisabeth Stephan und Joachim Wahl
zusammengestellt von Andrea Bräuning
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Herausgeber Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgar t
Berliner Straße 12, 73728 Esslingen am Neckar
Die Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei der Deutschen Nationalbibliothek erhältlich.
Für den Inhalt sind die Autoren verantwortlich.
Schriftleitung Dr. Andrea Bräuning
Fachredaktion und Lektorat Dr. Thomas Link
Redaktion Wolfgang Löhlein M. A., Dr. Sebastian Ristow
Layout und Satz Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden
Herstellung Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden
Designkonzeption HUND B. communication, München
Druck Memminger MedienCentrum, Memmingen
Umschlag HUND B. communication, München
U1: Immendingen-Mauenheim. Hügel M während der Ausgrabung (Foto LAD Dienst-
sitz Freiburg); U4: Immendingen-Mauenheim. Tonnenarmbänder aus Hügel W, Grab 3
(Hegau-Museum Singen, Foto Ben Wiesenfarth)
© Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stut tgart, Esslingen 2016
Alle Rechte vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung einschließlich fotomechanischer
Wiedergabe nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege
im Regierungspräsidium Stuttgart.
Printed in Germany
ISBN 978-3-954 90-2 16 -3
Gefördert vom Ministerium für Wirtschaf t, Arbeit und Wohnungsbau
– Oberste Denkmalschut zbehörde
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In Erinnerung an Prof. Dr. Edward Sangmeister
(1916–2016)
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Die beiden benachbarten hallstattzeitlichen Grabhügelgruppen von Mauenheim und
Bargen wurden in mehreren Kampagnen zwischen 1957 und 1970 vollständig aus-
gegraben. Die Ausgrabungen wurden von Prof. Dr. Edward Sangmeister und Dr.
Rolf Dehn initiiert und geleitet. Insgesamt 12 Hügel des Friedhofes Mauenheim, die
1957/58 freigelegt worden sind, publizierte Jörg Aufdermauer 1963 im Sonderheft 3
der Badischen Fundberichte. Auf Anregung seines akademischen Lehrers, Edward
Sangmeister, widmete sich Ludwig Wamser in seiner 1972 in Freiburg angenommenen
Dissertation der Gesamtauswertung beider Grabhügelgruppen, wobei er die Funde
und Befunde der Grabungskampagnen 1967–69 in Mauenheim und der archäologi-
schen Untersuchungen 1969 in Bargen vorlegte.
Angesichts der Qualität des Fundkomplexes und der wissenschaftlichen Güte der
Auswertung Wamsers, der ausführlich und richtungsweisend u. a. auch auf Fragen der
Bestattungssitten und zur Chronologie einging, ist es verwunderlich, dass diese Dis-
sertation niemals gedruckt wurde. Dennoch arbeiteten viele Forscher mit der Kopie
des Werkes, Teile des Fundmaterials wurden auch separat vorgelegt. Bargen-Mau-
enheim gilt nach wie vor als wichtiger Fundkomplex für die Eisenzeitforschung. Es
war deshalb ein Anliegen von Andrea Bräuning, die zwölf Jahre die archäologische
Denkmalpflege in Freiburg leitete, dieses Werk als Ganzes der Fachwelt zugänglich
zu machen. Da die Arbeit bereits 1972 abgeschlossen wurde, waren für ihre Publi-
kation sowohl der Fortschritt naturwissenschaftlicher Analysemöglichkeiten als auch
der Wissensfortschritt innerhalb der archäologischen Wissenschaften angemessen zu
berücksichtigen und neuen Fragestellungen nachzugehen. Neben dem Autor Prof. Dr.
Wamser konnte Sie Wolfgang Löhlein M. A. gewinnen, im Rahmen eines Werkver-
trags den Text in den Jahren 2014–2015 zu überarbeiten. Ferner gelang es ihr, für die
naturwissenschaftlichen Untersuchungen die Kollegen Dr. Corina Knipper, Markus
Stecher M. A., Dr. Elisabeth Stepan und Prof. Dr. Joachim Wahl einzubeziehen. Be-
sonderes Augenmerk lag neben der anthropologischen Untersuchung des Skelettma-
terials, der Analyse von Tierresten und dem Einsatz von Isotopenanalysen zur Rekon-
struktion von Mobilität und Ernährungsweise auf zwei Wagengräbern, wovon eines
das Grab einer Frau darstellt, die mit diesem für die gesellschaftliche Elite charakte-
ristischen Statusgegenstand ausgestattet wurde. Die Rolle der Frauen in der hallstatt-
zeitlichen Gesellschaft steht nicht zuletzt durch den Fund des reichen Frauengrabes
vom Bettelbühl nahe der Heuneburg im Fokus der wissenschaftlichen Diskussion. Das
andere, ebenfalls späthallstattzeitliche Wagengrab enthielt die Beigaben eines Man-
nes, der als Schwertträger ebenfalls zur örtlichen Elite zählte.
Wie schon in den frühen 1970er Jahren stehen auch heute Überlegungen zur Sozi-
alstruktur, zum Grab- und Bestattungsbrauch sowie Gedanken zur religiösen Praxis
im Blickfeld, wie die ergänzenden Untersuchungen verdeutlichen.
Zum Gelingen des Publikationsprojektes trugen zahlreiche Mitwirkende bei. Dr.
Andrea Bräuning danke ich für ihr Engagement und ihre Ausdauer, durch die dieses
Projekt überhaupt erst realisiert werden konnte. Unser Dank gilt Prof. Dr. Ludwig
Wamser, München, der sich auf dieses Projekt einließ und es nach Kräften unter-
stützte. Wolfgang Löhlein M. A. verdanken wir, dass das Projekt fristgerecht abge-
schlossen werden konnte. Ergänzende naturwissenschaftliche Untersuchungen ver-
danken wir Dr. Corina Knipper (Isotopenanalysen), Dr. Elisabeth Stephan (Osteolo-
logie), Marcus Stecher M. A. und Prof. Dr. Joachim Wahl (Anthropologie).
Für technische Unterstützung bei der Probenvorbereitung und Analyse der Stron-
tium- und Sauersto-Isotopenproben sowie für die 14C-Datierungen am Curt-Engel-
horn-Zentrum Archäometrie gGmbH Mannheim sind wir Gerlinde Borngässer, Sigrid
Klaus, Dipl.-Chem. Bernd Höppner, Susanne Lindauer MSc., Robin van Gyseghem,
Dr. Bernd Kromer und Dr. Ronny Friedrich zu Dank verpflichtet. Außerdem danken
wir Patricia Schlemper M. A., ALM Rastatt für Fund-Recherche, Andreas Hanöner
M. A., Freiburg für Zeichenarbeiten, Dr. Harald von der Osten für geophysikalische
VORWORT
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MAUENHEIM UND BARGEN
Untersuchungen und Armin Höfler, Ehrenamtlicher Beauftragter, Konstanz für Ge-
ländebegehungen in Bargen, M. Eng. Sabine Klingelstein, FEM Schwäbisch Gmünd
für computertomografische Untersuchungen an Metallfunden, dem Hegaumuseum
Singen mit Museumsleiter Ralph Stephan M. A. für die Ausleihe von Funden zu Un-
tersuchungszwecken sowie Ben Wiesenfarth für die neuen Fundaufnahmen. Die Auf-
bereitung und Herstellung der grafischen Vorlagen lag in den Händen von Thomas
Pabst M. A., Freiburg, Wolfgang Löhlein M. A. übernahm die Redaktion und Priv.-
Doz. Dr. Sebastian Ristow, Köln, das Textlektorat. Die Endredaktion lag in den be-
währten Händen von Dr. Thomas Link und Dr. Andrea Bräuning im Hause.
Esslingen im Oktober 2016 Prof. Dr. Dirk Krausse
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EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN
2016 hätte Edward Sangmeister (1916–2016) seinen hundertsten Geburtstag gefeiert.
Ihm, der dieses Jubiläum leider nicht mehr erleben durfte, sei das vorliegende Werk
gewidmet. Die enge Verzahnung von Freiburger Institut und Amt in Baden reicht bis
zu den Anfängen des Faches zurück. Es verwundert nicht, dass beide Institutionen
ähnliche Forschungsschwerpunkte hatten, erforderte der stetige Veränderungsdruck
der Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit doch eine enge Zusammenarbeit. So sah der
1947 ernannte „Landespfleger für Ur- und Frühgeschichte“ August Eckerle (1906–
1985) einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit im Hegau. Dazu zählen die Grabungen auf
der Singener Nordstadtterrasse, der Ausbau des Hegaumuseums zu einem archäolo-
gischen Schwerpunktmuseum in Singen mit umfangreichen Fundmagazinen und die
Einrichtung einer Kreisarchäologenstelle 1967. Auch Sangmeister, der Denkmalpflege
verbunden, begann mit seinen systematischen Untersuchungen im Hegau und auf der
Baar, darunter sowohl reine Forschungsprojekte als auch Notbergungen. Zu nennen
sind hier die Grabungen 1958 im Grabhügelfeld „Untere Lehr“ in Mauenheim, aber
auch die im Zuge der Ortsumfahrung der B 33 Allensbach bedrohten acht Grabhü-
gel in Reichenau „Ochsenbergle“, die das Freiburger Institut unter der örtlichen Lei-
tung von Jörg Aufdermauer (1935–2015) 1960/61 freilegte. Es folgten ab 1968 weitere
Ausgrabungen im Mauenheimer Gräberfeld im Zuge des geplanten Autobahnbaus der
A 81, und im selben Jahr grub der damalige Kreisarchäologe Rolf Dehn (1939–2015)
zwei weitere Hügel in Bargen „Zimmerplatz“ aus, bevor Ludwig Wamser die übrigen
oberirdisch sichtbaren Grabhügel dieses Gräberfeldes im Frühjahr 1970 archäologisch
untersuchte. In das Jahr 1970 fiel auch der Beginn der Ausgrabung des monumentalen
Großgrabhügels „Magdalenenberg“ bei Villingen unter Konrad Spindler (1939–2005).
Die frühen eisenzeitlichen Feldforschungen des Freiburger Institutes mündeten in ei-
ner Reihe von Promotionsschriften, von denen viele unveröentlicht blieben. Ausge-
hend von den ersten Ausgrabungen im Gräberfeld Mauenheim unterschied Sangmeis-
ter 1964 in einem richtungsweisenden Aufsatz hinsichtlich einer vertikalen und einer
horizontalen Schicht ung der hallstattzeitlichen Gesellschaf t. Diese Ausführungen zur
Sozialstruktur der Hallstattzeit sind für das Verständnis der Arbeiten seiner Schüler
von entscheidender Bedeutung. In den Nekropolen im Hegau wie Mauenheim, Bar-
gen und Reichenau war in den aufgedeckten Gräbern die oberste gesellschaftliche
Spitze, die sogenannten hallstattzeitlichen „Fürsten“, nicht repräsentiert. Aus diesem
Grunde widmeten sich die Arbeiten der Freiburger Forscher in erster Linie der Inter-
pretation des im Hegau und auf der Baar vorgefundenen Spektrums an Bestattungen,
also des „Normalfalls“ und nicht den reichsten Gräbern der Elite der frühen Eisen-
zeit, die es im Hegau nach bisherigen Erkenntnissen nicht gab. Nach und nach führte
das Ausbleiben einer Publikation sämtlicher Ergebnisse dieser Grabungen im nörd-
lichen Hegau dazu, dass zahlreiche Forscher mit der Fotokopie der Dissertation von
Wamser arbeiteten bzw. Teile des Fundmaterials in separaten Studien vorlegten. So
war es mir ein Anliegen, die vor über 40 Jahren abgeschlossene Dissertation über die
beiden Gräberfelder, die nach wie vor als wichtige Fundkomplexe für die Eisenzeitfor-
schung gelten, als Ganzes der Öentlichkeit vorzustellen. Damit verbunden wurden
neue Fragestellungen, haben doch die Vorgeschichtsforschung und die Bioarchäologie
während der letzten Jahrzehnte in vielerlei Hinsicht große Fortschritte gemacht: In
der Gesamtschau bilden die Grabfunde neben der zeitlichen Tiefe von nahezu vier
Jahrhunderten auch eine bemerkenswerte Bandbreite sozialer Phänomene ab. Und für
Mauenheim gilt die selten anzutreende Situation, dass der gesamte Friedhof mitsamt
weiter Teile der Zwischenflächen ausgegraben wurde.
Über vier Jahrzehnte nach Erstellung der Dissertation von Ludwig Wamser stellte
sich die Frage, wie bei der Veröentlichung des Manuskripts vorgegangen werden
sollte. Die Lektüre der als Dissertation angelegten Arbeit hatte gezeigt, dass die de-
skriptiven oder sich mit dem Befund auseinandersetzenden Textstellen unverändert
übernommen werden konnten. Als problematisch erwiesen sich vor allem Datierungs-
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MAUENHEIM UND BARGEN
und Interpretationsfragen. Während erstere möglichst dem Forschungsstand gemäß
aktualisiert werden sollten, wurde versucht, die Aussagen und Deutungsversuche der
Originalfassung so weit wie möglich zu bewahren. Allerdings mussten bisweilen auf-
grund abweichender chronologischer Einordnungen auch an Textabbildungen und
stellenweise der Interpretation Veränderungen vorgenommen werden. Diese wurden
mit dem Autor abgestimmt. Als besonders schwierig stellte sich das Bemühen des Ver-
fassers heraus, eine möglichst hohe zeitliche Auflösung v. a. bei der Einordnungen der
Funde zu erlangen. Die dabei verwendeten Methoden wie das Verfahren, für einzelne
Fundgruppen Herstellungszentren zu postulieren und davon ausgehend Objekte mit
zunehmender Distanz vom Herstellungsort jünger zu datieren, wurde nicht nachvoll-
zogen. Die Bezugnahme auf die Schichtenabfolge der Heuneburg bei der Datierung
der Gräber erwies sich auch als problematisch, da zur Zeit der Fertigstellung der Dis-
sertation viele Fundgruppen noch nicht abschließend behandelt waren und sich spä-
ter hinsichtlich ihrer Laufzeiten noch erhebliche Veränderungen ergaben, sodass die
Heuneburgstratigraphie für die Grabfunde nicht generell eine feinere chronologische
Zuweisung erlaubte, die wesentlich über eine Generation, d. h. die Stufeneinteilung
von Paul Reinecke hinausreichte. Um einen gewissen Anschluss an aktuelle Diskus-
sionen zu ermöglichen, wurden zudem neuere Publikationen insoweit berücksichtigt,
als dies für das Verständnis bestimmter Fragestellungen förderlich erschien. Von einer
generellen Aktualisierung der Literatur im Textteil Wamsers wurde jedoch abgese-
hen – zumal der Fließtext darauf über weite Strecken keinerlei Bezug nehmen würde
und solche Art Subtext unpassend erschien. Auch mit großem zeitlichem Abstand
zum Entstehungszeitpunkt beeindruckt die Arbeit noch heute in ihrem Bemühen, die
Befundsituation so weit wie möglich analytisch auszureizen und für weitergehende
Fragestellungen nutzbar zu machen. Zahlreiche Stellen des Textes führen zudem vor
Augen, dass auch die interpretierenden Passagen eine Vielzahl von originellen Gedan-
ken beinhalten, die für aktuelle Forschungsfragen durchaus Anknüpfungspunkte bie-
ten. Wie schon bei Wamser stehen auch heute Überlegungen zur Sozialstruktur, zum
Grab- und Bestattungsbrauch sowie Gedanken zur religiösen Praxis im Blickfeld, wie
die ergänzenden Untersuchungen verdeutlichen. Unser Dank gilt Ludwig Wamser,
München, der dieses Projekt nach konstruktiven Gesprächen in München nach Kräf-
ten unterstützte und alle bei ihm verbliebenen Unterlagen bereitwillig zur Verfügung
stellte. Zum Gelingen des Publikationsprojektes trugen zahlreiche Mitwirkende bei.
Neben dem Hauptautor Ludwig Wamser sind vor allem Wolfgang Löhlein, Corina
Knipper, Elisabeth Stephan, Markus Stecher und Joachim Wahl zu nennen. Im Team
haben wir das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss geführt. Dank gilt nicht zu-
letzt unserem Hause, das von der Realisierung dieses Projekts überzeugt war und die
für das Projekt erforderlichen Mittel bereitstellte.
Wir würden uns freuen, wenn diese Arbeit, selbst Jahrzehnte nach ihrer Fertigstel-
lung, in der archäologischen Fachwelt wohlwollende Aufnahme fände.
Andrea Bräuning
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EINFÜHRENDE BEMERKUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
I EINLEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
II MAUENHEIM: GRABSITTEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Hügel-Primärbestattungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Brandgräber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
Körpergräber. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Gräber mit ungesichertem Bestattungsritus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Erläuterungen zum Hügelbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Hügel-Nachbestattungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Brandgräber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Körpergräber. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
Nachbestattungen mit ungesichertem Ritus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Flachgräber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
III BARGEN: GRABSITTEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Hügel-Primärbestattungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
Hügel-Nachbestattungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Tragweise und Funktion der Beigaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53
IV MAUENHEIM: CHRONOLOGIE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Stratigraphische Aussagen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Die Funde und ihre Zeitstellung – Erste zeitliche Gliederung der Bestattungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Allgemeines und Methodisches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
Gräber der beiden ersten Belegungsphasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Übrige Gräber. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87
Ablauf der Belegung im Grabhügelfeld Mauenheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
V BARGEN: CHRONOLOGIE, KULTURVERBINDUNGEN
UND DER VERSUCH IHRER DEUTUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
VI MAUENHEIM UND BARGEN: SOZIALE UND ÖKONOMISCHE ASPEKTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122
KATALOG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
Vorbemerkungen zum Katalog. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
Abkürzungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
Grabfunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
I. Engen-Bargen, Kr. Konstanz, „Zimmerholz“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
II. Immendingen-Mauenheim, Kr. Tuttlingen, „Untere Lehr“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171
Siedlungsfunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
I. Engen-Bargen, Kr. Konstanz, „Zimmerholz“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
II. Immendingen-Mauenheim, Kr. Tuttlingen, südöstlicher Ortsausgang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
III. Immendingen-Mauenheim, Kr. Tuttlingen, Autobahnpunkt 129 000–129 300. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229
INHALT
FBA_Mauenheim_Teil1_Lauf_6.indd 11 25.11.16 09:03
MAUENHEIM UND BARGEN
I
ANHANG I:
ZUR HERKUNFT DER BERNSTEINFUNDE BARGEN, GRÄBER E,
UND E, SOWIE MAUENHEIM, GRABA, C.W.Beck, C.Kuhbach und J.Ives) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230
FUNDLISTEN. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
KARTEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
TAFELN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243
SPINNEN, WEBEN, SCHWEINE ZÜCHTEN. SOZIALE UND ÖKONOMISCHE ASPEKTE
HALLSTATTZEITLICHER GRABFUNDE AUS MAUENHEIM „UNTERE LEHR“
Wolfgang Löhlein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
LITERATUR UND BILDNACHWEIS ARCHÄOLOGISCHE BEITRÄGE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329
ANTHROPOLOGISCHE UNTERSUCHUNG DER HALLSTATTZEITLICHEN
SKELETTRESTE AUS MAUENHEIM „UNTERE LEHR“ KR. TUTTLINGEN
UND BARGEN „ZIMMERHOLZ“ KR. KONSTANZ Marcus Stecher und Joachim Wahl). . . . . . . . . . . . . 333
TIERRESTE AUS DEN GRÄBERN DER NEKROPOLE MAUENHEIM „UNTERE LEHR“
Elisabeth Stephan. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448
ISOTOPENANALYSEN ZUR REKONSTRUKTION VON MOBILITÄT
UND ERNÄHRUNGSWEISE DER BESTATTETEN DER HALLSTATTZEITLICHEN
NEKROPOLE VON MAUENHEIM Corina Knipper und Michael Maus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 461
LITERATUR UND BILDNACHWEIS NATURWISSENSCHAFTLICHE BEITRÄGE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487
ZUSAMMENFASSUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497
FBA_Mauenheim_Teil1_Lauf_6.indd 12 28.11.16 13:22
461
ISOTOPENANALYSEN ZUR REKONSTRUKTION
VON MOBILITÄT UND ERNÄHRUNGSWEISE
DER BESTATTETEN DER HALLSTATTZEITLICHEN
NEKROPOLE VON MAUENHEIM
Corina Knipper und Michael Maus
EINLEITUNG UND ZIELSETZUNG
DER UNTERSUCHUNG
Isotopenanalysen an Skelettresten sind seit
einigen Jahren zentraler Bestandteil interdis-
ziplinärer archäologisch-anthropologischer
Forschung (Meller/Alt 2010). Sie nutzen das
menschliche Skelettmaterial als Speicher von
Informationen zu Residenzwechseln und den
Ernährungsgrundlagen zu Lebzeiten. Im Rah-
men der archäologischen Neubearbeitung der
hallstattzeitlichen Bestattungen von Immen-
dingen-Mauenheim (Ldkr. Tuttlingen, Ba-
den-Württemberg) kamen Strontium- und
Sauersto-Isotopenanalysen an Zahnschmelz
sowie Sticksto- und Kohlensto-Isotopen-
analysen an Knochen zum Einsatz. Das Grä-
berfeld von Mauenheim wurde in den Stufen
Ha C und Ha D (ca. 800–450 v. Chr.) belegt.
Die Proben stammen von späthallstattzeit-
lichen Nachbestattungen der Stufe Ha D
(ca. 620–450 v. Chr.). Ziel war die Identifika-
tion von Individuen, die ihre Kindheitsjahre
nicht in der näheren Umgebung der Fundstelle
verbrachten und erst später im Leben in die Re-
gion kamen. Im Zusammenhang mit Informa-
tionen zum Sterbealter und Geschlecht zielen
die Untersuchungen auf die Rolle der Mobilität
in der frühen Eisenzeit und suchen nach Hin-
weisen auf die damals vorherrschenden Resi-
denzregeln. Außerdem galt es, Individuen mit
isotopengeochemischen Anhaltspunkten für
deren Ortsfremdheit hinsichtlich ihrer Aus-
stattungsparameter zu untersuchen und Rück-
schlüsse auf ihre Integration in die örtliche
Siedlungsgemeinschaft oder bewusste Abgren-
zung zu ziehen.
Analysen der leichten stabilen Isotopenver-
hältnisse von Kohlensto und Sticksto galten
der Ernährungsrekonstruktion. Ziele waren
eine generelle Charakterisierung hinsichtlich
pflanzlicher und tierischer Nahrungskompo-
nenten sowie die Erschließung von Unterschie-
den innerhalb der Bestattungsgemeinschaft in
Abhängigkeit von Alter, Geschlecht und Grab-
ausstattungen, die auf eine soziale Dierenzie-
rung hindeuten könnten (Knipper u. a. 2015).
Der vorliegende Beitrag widmet sich der Aus-
wertung der an den Bestattungen von Mau-
enheim vorgenommenen Isotopenanalysen im
Vergleich zu Proben von Faunenresten aus den
Grabhügeln. Ihre Zusammenführung mit der
archäologischen Überlieferung, erfolgt in der
gemeinsamen Zusammenfassung (Löhlein u. a.
dieser Band).
UNTERSUCHUNGEN ZUR
MOBILITÄT
Zentrale Methoden zur Erschließung mensch-
licher Mobilität bzw. von Residenzwechseln
sind Strontium- und Sauersto-Isotopenana-
lysen. Beide Elemente werden beim Wachs-
tum der Zahnkronen während der Kindheit in
spezifischen isotopischen Zusammensetzungen
in den Zahnschmelz eingelagert. Dabei steht
Strontium im Zusammenhang mit den geolo-
gischen Bedingungen, während Sauersto-Iso-
topenverhältnisse temperatur- und höhenab-
hängige Unterschiede des Niederschlagswas-
sers und der daraus gespeisten Trinkwasser-
quellen anzeigen. Vorausgesetzt, dass Nah-
rung und Trinkwasser aus der Umgebung des
Wohnortes während der Kindheit bezogen
wurden, sind beide Isotopensysteme voneinan-
der unabhängige Indikatoren für die Region, in
der ein Mensch aufgewachsen ist.
Methodische Grundlagen von
Strontium- und Sauersto-
sotopenanalysen
Strontium ist als Spurenelement in Gestei-
nen weit verbreitet. Von seinen vier stabilen
Isotopen (
84
Sr,
86
Sr,
87
Sr und
88
Sr) betrachtet
die Strontium-Isotopenanalyse vor allem das
Verhältnis des radiogenen Isotops
87
Sr zu
86
Sr
(Bent ley 2006; Knipper 2004).
87
Sr entsteht
FBA_Mauenheim_Teil2_Lauf_6.indd 461 25.11.16 10:17
MAUENHEIM UND BARGEN
462
Rozanski u. a. 1993; Stephan 2008). Der räum.-
lich dierenzierende, in Knochen und Zähne
eingelagerte Sauersto geht auf das Trinkwas-
ser und die Nahrung zurück und findet sich
entweder in der Phosphatgruppe (PO4) oder im
strukturellen Karbonat (CO3) des Hydroxyla-
patits (Pellegrini u. a.2011). Im Gegensatz zur
Sr-Isotopie, spielt die Isotopenfraktionierung
von Sauersto bei Stowechselprozessen eine
wichtige Rolle. Da sie jedoch im menschlichen
Körper bei konstanten Temperaturen ablau-
fen, können die δ
18
O-Werte des aufgenom-
menen Wassers über Regressionsgleichungen
erschlossen werden (Chenery u. a. 2010; Daux
u. a. 2008; Knipper 2011). Ortstypische Werte
sind am besten über den Vergleich mit Daten
anderer Bestattungsgemeinschaften oder aber
mit aus Datenbanken abfragbaren oder publi-
zierten Isotopenverhältnissen rezenten Nie-
derschlagswassers zu erschließen (IAEA 2006).
Bei der Interpretation von Analysedaten des
menschlichen Zahnschmelzes sind langfristige
Klimavariationen, saisonale Unterschiede der
Sauersto-Isotopie und tatsächlich ortsspezifi-
sche Signale gegeneinander abzuwägen.
Probenmaterial
Nach Einschätzung Ludwig Wamsers (vgl.
Beitrag Wamser Anm. 391 in diesem Band)
umfasste das Gräberfeld von Mauenheim ur-
sprünglich höchstens ca. 130 hallstattzeitliche
Grablegen, die als Primärbestattungen über-
hügelt, als Nachbestattungen in bereits beste-
hende Grabhügel eingebracht oder als kleine
Brandgräber außerhalb der Hügel bzw. als
„Flachgräber“ angelegt wurden. Da ein erheb-
licher Teil der Individuen als Brandbestattung
überliefert war und die Knochenerhaltung in
zahlreichen Körpergräbern keine Beprobung
erlaubte, stand lediglich von 17 Individuen
jeweils ein Zahn für Strontium- und Sauer-
sto-Isotopenanalysen zur Verfügung
1
. Da-
runter waren sechs männliche und sieben weib-
liche Erwachsene, zwei erwachsene Personen
unbestimmten Geschlechts sowie zwei Kinder
der Altersstufe infans I (2–4 und 3–4 Jahre).
Die beiden Individuen in Hügel J, Grab 2
(männlich 40–50 Jahre und weiblich 40–50
Jahre) unterschieden sich durch ihre Hock-
lage von den in der Hallstattzeit üblichen Nie-
derlegungssitten. Sie wurden deshalb einer
14
C-Datierung zugeführt, (vgl. Beitrag Wam-
ser Anm. 25), die eine jüngere Zeitstellung,
nämlich ins 5./6. bzw. 6. nachchristliche Jahr-
hundert belegte. Da die Skelette dieser beiden
durch radioaktiven Zerfall von
87
Rb (Rubi-
dium), sodass geologisch alte, rubidiumreiche
Gesteine höhere
87
Sr/
86
Sr-Werte zeigen als
junge, rubidiumarme geologische Einheiten.
Durch die Verwitterung gelangt Sr in den Bo-
den und ins Grundwasser, wird von Pflanzen
aufgenommen und über die Nahrungskette
an Tiere und Menschen weitergegeben. Da-
bei erfolgt keine nennenswerte fraktionie-
rungsbedingte Veränderung der isotopischen
Zusammensetzung (Capo u. a. 1998). Die Isoe-
topenverhältnisse in Nahrungsmitteln reflek-
tieren daher die geologischen Einheiten ih-
rer Anbaustandorte. In Menschen und Tieren
wird Strontium, das vorrangig auf die pflanzli-
chen Nahrungsmittel zurückgeht, anstelle des
Hauptelements Calcium vor allem in die anor-
ganischen Anteile von Knochen und Zähnen
(Hydroxylapatit) eingelagert. Das wichtigste
Probenmaterial ist der Schmelz der Zahnkro-
nen. Während das Milchgebiss teilweise bereits
im Mutterleib angelegt wird, mineralisieren
die Zahnkronen der Dauerzähne zwischen der
Geburt und dem Jugendalter (AlQahtani u. a.
2010). Da nach der vollständigen Mineralie-
sation keine Umbildung des Zahnschmelzes
mehr erfolgt und dieses Material auch während
der Bodenlagerung sehr beständig gegenüber
diagenetischen Veränderungen ist, gelten die
Zähne als „Archiv der Kindheit“ (Montgol-
mer y 2010), das auch über den Tod hinaus noch
Auskunft über eine ortsfremde Herkunft eines
Individuums geben kann. Ortsfremde Perso-
nen in einer Bestattungsgemeinschaft werden
erkennbar, wenn die Sr-Isotopenverhältnisse
ihres Zahnschmelzes von denjenigen der orts-
typischen Isotopenverhältnisse abweichen. Zur
Bestimmung dieses Wertebereichs können
Zähne möglichst ortskonstant lebender Tiere
aus archäologischem Kontext oder auch re-
zente Vergleichsproben herangezogen werden
(Evans/Tatham 2004; Maurer u. a. 2012). Dan-
rüber hinaus geben auch Brüche in der Daten-
verteilung der Zahnschmelzwerte einer Bestat-
tungsgemeinschaft oder die Identifikation von
Ausreißern Hinweise auf gruppenfremde Per-
sonen (Burton/Price 2013).
Sauersto-Isotopendaten (δ
18
O) bieten von
den geologischen Verhältnissen unabhängige
Indikatoren für ortsfremde Individuen. Aus-
gangspunkt ist hier die isotopische Zusammen-
setzung im Niederschlags-, Oberflächen- und
Grundwasser, die durch die Temperatur, die
Höhenlage und die Entfernung von der Mee-
resküste geprägt ist (Bowen/Wilkinson 2002;
1 Bei den ursprünglich mit N, 4 und N, 11 bezeichne-
ten Skelettresten wurde die Zuordnung zum selben
Individuum erst während der Auswertung bemerkt,
sodass hier eine Doppelbeprobung erfolgte (vgl.
Tab. 1). Es handelt sich beide Male um Proben von
Ind. N, 11.
FBA_Mauenheim_Teil2_Lauf_6.indd 462 25.11.16 10:17
463
Isotopenanalysen zur Rekonstruktion von Mobilität und Ernährungsweise
horn-Zentrum für Archäometrie in Mann-
heim bestimmt und die Isotopendaten gemäß
dem exponentiellen Massenfraktionierungs-
gesetz auf
88
Sr/
86
Sr = 8,375209 korrigiert. Die
mit den Proben gemessenen Standards ergaben
folgende Werte: Eimer & Amend: 0,70803 ±
0,00001 (2 σ) (laborübergreifender Mittelwert:
0,708027 ± 0,000035 (1 σ) (Müller-Sohnius
2007); NBS 987: 0,71025 ± 0,00002 (2 σ). La-
borübergreifender Mittelwert: 0.710251 ± 4
(1 σ). Der Blindwert lag für alle Arbeitsschritte
im Reinraum unter 10 pg Sr.
Die Sauersto-Isotopenanalysen erfolgten
für die phosphatische Komponente des Hy-
droxylapatits (PO4). Ausgangsmaterial war je-
weils ein Aliquot der für die Sr-Isotopenana-
lysen entnommenen Zahnschmelzproben. Die
Aufbereitung umfasste die Entfernung organi-
scher Bestandteile mit Hilfe von Natriumhy-
pochloridlösung (NaOCl) mit anschließen-
dem dreimaligem Waschen, den Aufschluss
mit Flusssäure (HF), die Neutralisierung der
Lösung mit Ammoniak sowie die Fällung von
Silberphosphat-Kristallen (Ag3PO4) durch
die Zugabe von Silbernitratlösung. Die δ
18
O-
Werte der getrockneten Proben wurden in
Dreifachbestimmungen ermittelt. Das Ag3PO4
wurde mit einem TC-EA (High-Temperature
Conversion-Elemental Analyzer) über glasar-
tigem Kohlensto zu CO reduziert und mit
einem Helium-Gasstrom durch eine gaschro-
matographische Säule in ein Gasmassenspekt-
rometer (Isoprime) geleitet, in dem die O-Iso-
topenverhältnisse bestimmt wurden. Zur Ka-
libration auf den internationalen Standard
VSMOW (Vienna Standard Mean Ocean Wa-
ter) diente IVA-Silberphosphat mit einem zer-
tifizierten δ
18
O-Wert von 21,7 ‰ (VSMOW ).
Die mit dem Probenmaterial aufbereiteten und
analysierten laborinternen Standards ergaben:
NBS 120c: 22,3 ± 0,3 ‰ und 22,1 ± 0,1 ‰ HA:
17,6 ± 0,2 ‰ und 17,9 ± 0,3 ‰ sowie SU-DAN:
14,6 ± 0,1 ‰ und 14,5 ± 0,2 ‰.
Ergebnisse und Diskussion
Strontium-Isotopendaten
Die
87
Sr/
86
Sr-Verhältnisse der menschlichen
Zahnschmelzproben aus Mauenheim liegen
zwischen 0,70802 und 0,71227 und lassen drei
Gruppen unterscheiden (Tab. 1, Abb. 1).
Dabei finden sich für die Mehrzahl der In-
dividuen Sr-Isotopenverhältnisse zwischen
0,70802 und 0,70909. In diese Gruppe gehö-
ren vier Männer (W, 4; L, 2b; N, 8; N, 10),
fünf Frauen (M, 7; W, 1; H, 1; N, 11; N, 6)
2
,
die beiden erwachsenen Individuen unbe-
Individuen von derselben Fundstelle stammen,
sind die für sie erhobenen Daten als Vergleichs-
werte anzusehen.
Die Proben von 15 Individuen stammen aus
den Zahnkronen der zweiten Dauermolaren,
die zwischen dem dritten und dem siebten Le-
bensjahr mineralisiert werden (AlQahtani u. a.
2010). Einen ähnlichen Zeitraum repräsentiert
ein erster Prämolar (Ind. H, 1), während ein
dritter Molar (Ind. N, 8) Isotopenverhältnisse
aus der späteren Kindheit und den Jugendjah-
ren dokumentiert. Für alle diese Proben ist
eine Beeinflussung der δ
18
O-Werte durch den
Konsum von Muttermilch auszuschließen. Die
Proben der beiden Kinder stammen von ers-
ten Dauermolaren, deren Kronen zwischen
der Geburt und dem dritten Lebensjahr ausge-
bildet wurden (AlQahtani u. a. 2010). Hier ist
eine durch das Stillen bedingte Erhöhung der
δ
18
O-Werte um durchschnittlich 0,5 bis 1,0 ‰
zu erwarten (Britton u. a. 2015; Knipper u. a. in
Vorbereitung).
Zur Charakterisierung der ortstypischen
Isotopenverhältnisse des biologisch verfügba-
ren Strontiums dienten ein Hundezahn sowie
sechs Zähne von Hausschweinen. Diese tie-
rischen Reste stammen ebenfalls aus der Hü-
gelnekropole bzw. gehören zu tierischen Bei-
gaben, die in einzelnen Gräbern vorgefunden
wurden. Ihre Untersuchung erfolgte unter der
Prämisse, dass es sich um Tiere mit einem ver-
gleichsweise geringen Mobilitätsradius han-
delt, die somit für das nähere Umfeld charak-
teristische Isotopenverhältnisse widerspiegeln
(Bentley u. a. 2004). Andere Vergleichsproben,
wie z. B. Zähne von Wildtieren oder auch Re-
zentmaterial standen nicht zur Verfügung.
Auereitung und Analyse
Die Probenentnahme, Aufbereitung und Ana-
lyse für die Sr- und O-Isotopenbestimmungen
erfolgten nach den in Knipper u. a. (2012a;
2012b; 2014) beschriebenen Methoden. Zahnt-
schmelzfragmente wurden mit einer Diamant-
trennscheibe von den Zähnen getrennt und mit
einem Dentalbohrer mit Fräsaufsatz von allen
oberflächlichen Verunreinigungen und anhaf-
tendem Dentin befreit. Die anschließenden
Arbeitsschritte umfassten das Pulverisieren im
Achatmörser, die Aufreinigung mit gepuerter
Essigsäure, das Veraschen sowie die Abtren-
nung des Strontiums mit Ionenaustauscherharz
unter Reinraumbedingungen. Die Sr-Konzen-
tration in der Lösung wurde mit einem Qua-
drupole ICP-MS und
87
Sr/
86
Sr-Verhältnisse mit
einem HR-ICP-MS (Neptune) im Curt-Engel-
2 Mit einem
87
Sr/
86
Sr-Verhältnis von 0,70909 ±
0,00001 ist die ins frühe Mittelalter datierende Frau
J,2-2 ebenfalls dieser Gruppe zuzurechnen.
FBA_Mauenheim_Teil2_Lauf_6.indd 463 28.11.16 13:27
MAUENHEIM UND BARGEN
464
dividuen W, 4; L, 2b und N, 8, der weiblichen
Individuen M, 7; W, 1 und H, 1, der beiden be-
züglich ihres Geschlechts unbestimmten Er-
wachsenen E, 2–1 und N, 3 sowie des Kindes
M, 10 (Abb. 1). Diese Individuen konsumierten
während der Kindheit Nahrung aus einem geo-
logisch ähnlichen Einzugsgebiet wie die zum
Vergleich herangezogenen Schweine und der
Hund. Dies macht eine Herkunft aus der nä-
heren Umgebung von Mauenheim wahrschein-
lich, wobei allerdings für jeden Einzelfall eine
Herkunft von einem Ort, dessen Wirtschafts-
land von geologisch ähnlichen Gesteinen ge-
prägt ist, nicht auszuschließen ist.
Die
87
Sr/
86
Sr-Verhält n isse des Mannes N, 10,
der Frauen N, 11 und N, 6–1 sowie des Kin-
des A, 10 liegen etwas oberhalb des anhand
der Schweinezähne ermittelten Wertebereichs.
Dabei zeigt die Datenverteilung keinen Bruch
zu den Isotopenverhältnissen innerhalb dieser
Spanne. Das nähere Umland der Fundstelle ist
von den tertiären Ablagerungen der Jurana-
gelfluh, verschiedenen Molassesedimenten,
risseiszeitlichen Moränen sowie den Kalken
stimmten Geschlechts (E, 2–1, N, 3 [Schwert-
träger, archäologisch ein Mann]) sowie die
beiden Kinder (M, 10; A, 10). Davon set-
zen sich die zwei erwachsenen Männer T, 2
(0,70996) und A, 3 (0,70997) ab.
3
Die radio-
gensten (höchsten)
87
Sr/
86
Sr-Verhält n isse fin-
den sich im Zahnschmelz der 14–17-jährigen
weiblichen Jugendlichen N, 9 (0,71227) und
des erwachsenen weiblichen Individuums W, 3
(0,7116 4). Die im Vergleich zu den menschli-
chen Proben analysierten Schweinezähne zei-
gen
87
Sr/
86
Sr-Isotopenverhältnisse zwischen
0,70774 und 0,70848. Innerhalb dieses Spek-
trums liegt auch der Messwert eines Hunde-
zahns (0,70817).
Als Anhaltspunkt für die Variationsbreite
der ortstypischen Sr-Isotopenverhältnisse wird
in der Regel die Spanne aus den Vergleichspro-
ben plus und minus zwei Standardabweichun-
gen herangezogen. Legt man hier die tierischen
Vergleichsproben zugrunde, so ergibt sich da-
raus ein Wertebereich zwischen 0,70749 und
0,70873. Innerhalb dieser Spannweite liegen
die
87
Sr/
86
Sr-Verhält n isse der männlichen In-
42–81
91–81
55–54
55–54
05–04
55–54
54–53
71-41
04–03
05–04
54–53
55–04
54–53
05–04
52-81
04–03
06–05
4–3
4–2
0,707
0,708
0,709
0,710
0,711
0,712
0,713
W, 4
L, 2b
N, 8
N, 10
T, 2
A, 3-1
N, 9
M, 7
W, 1
H, 1
N, 11
N, 6-1
W, 3
E, 2-1
N, 3
M, 10
A, 10
Hund
T M, 2
Schwein
87
/rS
86
rS
Männlich Sub-
adult
Tierzähne FMA
Weiblich Unbest.
T M, 1
T N, 1
T N, 3
T A, 1
T B, 1
T W, 1
J, 2-2
J, 2-1
1
87
Sr/
86
Sr-Verhältnisse von Zahnschmelz der hallstattzeitlichen Bestattungen aus der Hügelnekropole von Mauenheim sowie Tierzähnen aus
den Gräbern. Der grau hinterlegte Bereich kennzeichnet die ortstypischen Sr-Isotopenverhältnisse basierend auf dem Mittelwert ± zwei
Standardabweichungen der Tierzähne. Die gestrichelte Linie orientiert sich an den Brüchen in der Werteverteilung der Isotopenverhältnisse
der Menschenzähne. Individuen mit radiogeneren (höheren)
87
Sr/
86
Sr-Verhältnissen werden als ortsfremd gewertet (FMA = Frühmittelalter).
3 Der ins Frühmittelalter datierende Mann J,2-1
ist mit einem
87
Sr/
86
Sr-Verhältnis von 0,70974 ±
0,00001 diesen beiden Individuen sehr ähnlich.
FBA_Mauenheim_Teil2_Lauf_6.indd 464 28.11.16 13:27
465
Isotopenanalysen zur Rekonstruktion von Mobilität und Ernährungsweise
Probe Spezies Hügel/
Grab
Zahn Geschlecht Alter 87Sr/86Sr ± 2 SD δ18Op (‰ vs.
V-SMOW)
± 1 SD Bemerkung
MAUE A, 3-1.2 Mensch A, 3 Zahn 37 Männlich? 35-45 0,70997 0,00001 16,65 0,16
MAUE A, 10.2 Mensch A, 10 Zahn 36 n.b. 2-4 0,70885 0,00001 17,35 0,11
MAUE E, 2-1.2 Mensch E, 2-1 Zahn 27 n.b. 30-40 0,70825 0,00001 15,46 0,04
MAUE H, 1.2 Mensch H, 1 Zahn 44 Weiblich 35-45 0,70871 0,00001 16,10 0,47
MAUE L, 2b.2 Mensch L, 2b Zahn 47 Männlich 18-19 0,70831 0,00001 16,67 0,29
MAUE M, 7.2 Mensch M, 7 Zahn 27 Weiblich 30-40 0,70805 0,00001 15,83 0,20
MAUE M, 10.2 Mensch M, 10 Zahn 36 n.b. 3-4 0,70849 0,00001 15,66 0,05
MAUE N, 3.2 Mensch N, 3 Zahn 37 n.b. 50-60 0,70826 0,00001 16,10 0,01
MAUE N, 11.2 Mensch N, 11 Zahn 47 Weiblich 40-55 0,70897 0,00001 16,44 0,25 Proben MAUE N,
11.2 und N, 4.2
stammen vom
selben Indivi-
duum
MAUE N, 4.2 Mensch N, 11 Zahn 27 Weiblich 40-55 0,70899 0,00001 15,98 0,25 Proben MAUE N,
11.2 und N, 4.2
stammen vom
selben Indivi-
duum
MAUE N, 6-1.2 Mensch N, 6-1 Zahn 37 Weiblich 35–45 0,70905 0,00001 15,11 0,26
MAUE N, 8.2 Mensch N, 8 Zahn 18 Männlich 45-55 0,70853 0,00001 15,59 0,17
MAUE N, 9.2 Mensch N, 9 Zahn37 Weiblich 14-17 0,71227 0,00001 16,72 0,31
MAUE N, 10.2 Mensch N, 10 Zahn 47 Männlich 45-55 0,70908 0,00001 15,98 0,10
MAUE T, 2.2 Mensch T, 2 Zahn 17 Männlich 45-55 0,70996 0,00001 16,75 0,24
MAUE W, 1.2 Mensch W, 1 Zahn 47 Weiblich 40-50 0,70863 0,00001 16,85 0,26
MAUE W, 3.2 Mensch W, 3 Zahn 37 Weiblich 18-25 0,71164 0,00001 15,56 0,24
MAUE W, 4.2 Mensch W, 4 Zahn 27 Männlich 18 -24 0,70802 0,00001 16,23 0,29
Frühmittelalter
MAUE J, 2-1.2 Mensch J, 2-1 Zahn 37 Männlich 40 -50 0,70 974 0,00001 17, 2 2 0,15 Datierung:
555–600 cal AD
1 SD
MAUE J, 2-2.2 Mensch J, 2-2 Zahn 27 Weiblich 40-50 0,70909 0,00001 16,42 0,17 Datierung:
438–561 cal AD
1 SD
Tiere
MAUE T A 1.2 Hausschwein A, 1 M1 oder M2
oben
(Zahnanlage)
0,70825 0,00001
MAUE T B 1.2 Hausschwein B, 1 M1 unten links
(Zahnanlage)
0,70837 0,00001
MAUE T M 1.2 Hausschwein M, 1 M3 unten
rechts
0,707 74 0,00001
MAUE T M 2.2 Haushund M, 2 M1 unten
rechts
0,70817 0,00001
MAUE T N 1.2 Hausschwein N, 1 M3 unten
rechts
0,70777 0,00001
MAUE T N 3.2 Hausschwein N, 3 M2 unten
rechts
0,7080 4 0,00001
MAUE T W 1.2 Hausschwein W, 1 M1 unten links 0,70848 0,00002
Tabelle 1 Ergebnisse der Sr- und Sauersto-Isotopenanalysen an menschlichem Zahnschmelz sowie an Schweinezähnen und einem Hun-
dezahn aus der Hügelnekropole von Mauenheim. Die Bezeichnung der Zähne folgt dem Zahnschema der Fédération Dentaire Internationale
(FDI).
FBA_Mauenheim_Teil2_Lauf_6.indd 465 28.11.16 13:27
MAUENHEIM UND BARGEN
466
in ca. 20 km Entfernung im Hegau (Knipper
2011) (Abb. 2).
Die
87
Sr/
86
Sr-Verhält n isse der Zähne der bei-
den in die Hallstattzeit datierenden Männer
T, 2 und A, 3 und der männlichen Bestattung
aus dem Frühmittelalter J, 2–1, sind radiogener
als die Isotopenverhältnisse der menschlichen
Zähne aus Singen, der Tierzähne aus Hilzingen
sowie rezenter Vegetationsproben von Stand-
orten auf Molassesedimenten und Kalksteinen
(Oelze u. a. 2012b), wie sie auch im Umland von
Mauenheim vorkommen. Lediglich ein ige Pro-
ben von Standorten auf Fluss- und Moränen-
sedimenten aus dem weiteren Umland weisen
zum Tei l radiogenere
87
Sr/
86
Sr-Werte auf. Da
diese Daten allerdings nicht zwingend auch re-
präsentativ für das unmittelbare Wirtschafts-
land der Lebendgemeinschaft von Mauenheim
sind, erweist sich eine Einschätzung der drei
Individuen als ortsfremd durchaus als plausi-
bel. Relativ sicher trit dies für die weiblichen
Individuen N, 9 und W, 3 zu, deren
87
Sr/
86
Sr-
des weißen Jura geprägt (http://maps.lgrb-bw.
de/ Layer GÜK 300: Geologische Einheiten.
Letzter Zugri 03.04.2016; Wepfer 1962). Au-
ßerdem finden sich kleinere Vorkommen von
Basalten bzw. Basalttu. Aus dieser geologi-
schen Variabilität ergibt sich die Möglichkeit,
leicht unterschiedliche Standorte für den An-
bau der menschlichen Nahrungspflanzen und
die Futtergewinnung für die Hausschweine
zu nutzen. Vor dem Hintergrund dieses land-
schaftlichen Kontexts sind die leicht oberhalb
der Datenspanne der Schweinezähne liegenden
87
Sr/
86
Sr-Daten der Menschen nicht zwingend
als Indikatoren einer Ortsfremdheit zu werten.
Unterstrichen wird dies durch die gute Ver-
gleichbarkeit der Daten mit Proben menschli-
cher Individuen aus dem frühbronzezeitlichen
Gräberfeld von Singen/Hohentwiel „Nord-
stadtterrasse“ (Oelze u. a. 2012b) und Rinr-
derzähnen der linearbandkeramischen Sied-
lung von Hilzingen „Forsterbahnried“ beide
Landkreis Konstanz, Baden-Württemberg
Vergleichskartierung (Oelze et al. 2012a)
Moräne, Molasse,
Kalkstein
0 704,
0 705,
0 706,
0 707,
0 708,
0 709,
0 710,
0 711,
0 712,
0 713,
Männlich
Weiblich
Unbest.
Subadult
Hund
Schwein
Männlich
Weiblich
Unbestimmt
Subadult
Rind
Schwein
Laub Moräne
Laub Vulkanite/Mischung
Schnecke
Laub
Schnecke
Laub
Schnecke
Laub
Schnecke
Laub
Schnecke
Laub
Mauenheim Singen
(Oelze et al. 2012a)
Hilzingen
(Knipper 2011)
Alluvium Vulkanit Moräne Molasse Kalkstein
87
Sr/
86
Sr
FMA
2
87
Sr/
86
Sr-Verhältnisse von Zahnschmelz der hallstattzeitlichen Bestattungen aus der Hügelnekropole von Mauenheim sowie Tierzähnen
aus den Gräbern im Vergleich zu Analysedaten frühbronzezeitlicher Bestattungen aus Singen, von Tierzähnen aus der bandkeramischen
Siedlung von Hilzingen sowie rezenten Laubproben und Molluskenschalen aus dem Hegau und Oberschwaben. Der grau hinterlegte Bereich
kennzeichnet die für Standorte auf Moräne, Molasse und Kalkstein gefundene Datenstreuung. Die gestrichelte Linie markiert die Ober-
grenze der im näheren Umland von Mauenheim zu erwartenden Werte (FMA = Frühmittelalter).
FBA_Mauenheim_Teil2_Lauf_6.indd 466 28.11.16 13:27
467
Isotopenanalysen zur Rekonstruktion von Mobilität und Ernährungsweise
des menschlichen Organismus dominiert. Im
Vergleich zu später mineralisierten Zahnkro-
nen leicht erhöhte δ
18
O-Wer te sind daher in
ersten Dauermolaren zu erwarten und nicht
zwingend als Indikatoren einer ortsfremden
Herkunft aus einer wärmeren oder küstennä-
her gelegenen Region zu werten.
Für eine Einschätzung der Sauersto-Iso-
topenverhältnisse im Zahnschmelz bezüglich
einer möglicherweise regionsfremden Her-
kunft wird an dieser Stelle die isotopische Zu-
sammensetzung von Niederschlagswasser so-
wie Wasser aus Fließgewässern, Quellen und
Grundwasser aus der Region zum Vergleich
herangezogen (Abb. 3). Die δ
18
O-Wer te von
Niederschlagswasser werden bereits seit eini-
gen Jahrzehnten regelmäßig für ein weltwei-
tes Netz von Klimastationen bestimmt (IAEA
2006). Die Mauenheim am nächsten liegenden
Stationen befinden sich in Konstanz, Weil am
Rhein und Stuttgart. Außerdem stehen eine
Reihe von Daten für Fließgewässer, Quellen
und oberflächennahes Grundwasser zur Ver-
fügung (Bertle 1986; Köhler 1992; Pawellek
1995), wovon wir hier jeweils die Jahresmitteli-
Werte über sämtlichen aus dem Hegau be-
kannten Vergleichsdaten liegen.
Von den 17 untersuchten Individuen der spä-
ten Hallstattzeit konnten anhand der Sr-Iso-
topenanalysen insgesamt vier Individuen, also
23,5 %, als ortsfremd herausgestellt werden.
Sauersto-Isotopendaten
Die Ergebnisse der Sauersto-Isotopenanaly-
sen unterstreichen diejenigen der Sr-Isotopen-
daten. Die Messwerte variieren zwischen 15,1
und 17,4 ‰ vs. VSMOW ( Tab. 1, Abb. 3).
Die Wertebereiche von männlichen, weib-
lichen und bezüglich ihres Geschlechts unbe-
stimmten Individuen überlappen weitgehend
und zeigen keine deutlichen Ausreißer. Den
höchsten δ
18
O-Wer t (17,4 ‰) erbrachte der
erste Dauermolar des Kindes A, 10. Allerdings
ist hier aufgrund des Mineralisationszeitraums
der beprobten Zahnkrone zwischen der Ge-
burt und dem dritten Lebensjahr (AlQahtani
u. a. 2010) mit einer Erhöhung des δ
18
O-Wer-
tes um ca. 0,5 bis 1,0 ‰ durch den Einfluss
von Muttermilch zu rechnen, die während der
ersten Lebensphase die Flüssigkeitsversorgung
N, 8
N, 11
Konstanz
Weil am Rhein
Stuttgart
Konstanz
Weil am Rhein
Stuttgart
Konstanz
Weil am Rhein
Stuttgart
Konstanz
Weil am Rhein
Stuttgart
δ
18
Op (‰ vs. VSMOW)
Fließgewässer
Fließgewässer
Fleißgewässer
Fließgewässer
Quellen, Grundwasser
Quellen, Grundwasser
Quellen, Grundwasser
Quellen, Grundwasser
Männlich Weiblich
Unbest.
Subadult
(Pollard et al. 2011)
Equation 6
(Daux et al. 2008)
Equation 4
(Daux et al. 2008)
Levinson
(Levinson et al. 1987;
Chenery et al. 2010)
19,0
Nieder-
schlag
Nieder-
schlag
Nieder-
schlag
Nieder-
schlag
ressaW setnezeRmiehneuaM
Mittelwert
+ 1 SD
+ 2 SD
- 1 SD
- 2 SD
FMA
18,0
17,5
17,0
16,5
16,0
15,5
15,0
14,5
14,0
N, 10
W, 4
A, 3-1
L, 2b
T, 2
N, 6-1
W, 3
M, 7
H, 1
N, 9
W, 1
E, 2-1
N, 3
M, 10
A, 10
J, 2-2
J, 2-1
„Superset“
3 Sauersto-Isotopenverhältnisse von Zahnschmelz der hallstattzeitlichen Bestattungen aus der Hügelnekropole von Mauenheim und Ver-
gleichsdaten aus dem Umland. Zum Vergleich wurden δ
18
O-Werte aus Fließgewässern, Quellen und oberflächennahem Grundwasser (Pa-
wellek 1995; Bertle 1986; Köhler 1992) sowie die gewichteten Jahresmittelwerte des Niederschlagswassers aus Konstanz, Stuttgart und Weil
am Rhein (IAEA 2006) mit Hilfe von vier Regressionsgleichungen in potenzielle δ
18
O-Werte von Zahnschmelz umgerechnet. Die gestrichelte
Linie kennzeichnet die maximal daraus abzuleitende Variationsbreite für die Umgebung der Fundstelle (FMA = Frühmittelalter).
FBA_Mauenheim_Teil2_Lauf_6.indd 467 28.11.16 13:27
MAUENHEIM UND BARGEN
468
nery u. a. (2010) ermittelten Wert (17,1 ‰) in
Betracht. Höhere δ
18
O-Werte außerhalb der
genannten Spanne zeigt lediglich das Klein-
kind A, 10.
4
Dasselbe Ergebnis liefert der aus-
schließliche Vergleich mit den nach den Glei-
chungen 4 und 6 nach Daux u. a. (2008) umgeu-
rechneten Isotopenverhältnissen des Wassers.
Legt man dagegen die Umrechnung nach der
Gleichung für das „Superset“ nach Pollard u. a.
(2011) zugrunde, so liegen außer den genann-
nten Individuen die Zahnschmelzdaten sieben
weiterer Personen (A, 3; A, 10; L, 2b; N, 3; N,
11 [mit einem von zwei Analysewerten]; T, 2;
W, 1) oberhalb der abgeschätzten regionsty-
pischen Spanne. Die Verwendung der Glei-
chung nach Levinson u. a. (1987) und Che-
nery (2010) oenbart hingegen vier Individuen
(E, 2–1; N, 8; N, 6 –1; W, 3) mit δ
18
O-Wer ten
des Zahnschmelzes unterhalb der regionstypi-
schen Spanne.
Da es sich insgesamt um ein Datenkonti-
nuum handelt und die meisten der angewand-
ten Gleichungen zu diesem Ergebnis führen,
sind die Individuen der späten Hallstattzeit als
regionstypisch einzuschätzen. Wie oben aus-
geführt, ist der leicht erhöhte δ
18
O-Wer t des
ersten Molaren des Kleinkinds A, 10 eher auf
das frühkindliche Stillen mit Muttermilch als
auf einen Ortswechsel zurückzuführen. Die
Kohlensto- und Sticksto-Isotopenverhält-
nisse des untersuchten Knochens lassen aller-
dings zum Todeszeitpunkt mit zwei bis vier
Jahren kein sog. „Stillsignal“ mehr erkennen (s.
unten).
Verbindung von Strontium- und Sauer-
sto-Isotopendaten
Weitere Informationen über die orts- bzw.
regionsfremden Individuen erbringt die ge-
meinsame Betrachtung der
87
Sr/
86
Sr- und δ
18
O-
Werte. Die beiden Individuen mit den radio-
gensten
87
Sr/
86
Sr-Verhält n issen (N, 9 und W, 3)
sind bezüglich ihrer δ
18
O-Werte unauällig.
Dies spricht für ein Aufwachsen in derselben
klimatischen Region. Die beiden Individuen
mit ähnlichen, leicht erhöhten
87
Sr/
86
Sr-Wer-
ten (A, 3 und T, 2) zeigen auch zueinander sehr
ähnliche δ
18
O-Werte, die innerhalb der regi-
onstypischen Variationsbreite liegen. Mögli-
cherweise deutet dies auf eine gemeinsame
Herkunft hin. Das
87
Sr/
86
Sr-Verhältnis des
Kindes A, 10, das den höchsten δ
18
O-Wert er-
brachte, liegt innerhalb der ortstypischen Vari-
werte betrachten. Diese beruhen oftmals auf
über mehrere Jahre hinweg durchgeführten
monatlichen Analysen. Aufgrund von Frakti-
onierungsprozessen im menschlichen Körper
sind die Sauersto-Isotopenverhältnisse des
Wassers allerdings erst nach einem Umrech-
nungsschritt mit denjenigen des Zahnschmel-
zes vergleichbar. Dazu wurden mehrere lineare
Regressionsgleichungen entwickelt, die auf-
grund ihrer unterschiedlichen Steigungen zu
unterschiedlichen Ergebnissen führen können.
Für eine Einschätzung der Daten aus Mauen-
heim wird an dieser Stelle auf die Gleichungen
4 und 6 nach Daux u. a. 2008, die Gleichung für
das „Superset“ nach Pollard u. a. 2011 und die
Gleichung von Levinson u. a. 1987 mit einer
Modifikation nach Chenery u. a. 2010 zurückt-
gegrien. Die Datenpunkte bzw. Wertespan-
nen auf der rechten Seite in Abb. 3 verdeutli-
chen die Variationsbreite der δ
18
Op-Werte, die
jeweils im Zahnschmelz von Menschen zu er-
warten ist, die das entsprechende Wasser wäh-
rend der Zahnbildung als Trinkwasser nutzten.
Da alle vier Regressionsgleichungen auf einer
fundierten Datengrundlage basieren, sollen sie
hier gleichermaßen zur Auswertung herange-
zogen werden. Generell hat das Niederschlags-
wasser aus Konstanz (-9,6 ± 0,8 ‰; betrachtet
werden bezüglich der Niederschlagsmenge ge-
wichtete Jahresmittelwerte) niedrigere δ
18
O-
Werte als dasjenige in Weil am Rhein (-8,4 ±
0,6 ‰) und in Stuttgart (-8,1 ± 0,8 ‰). Dies
entspricht den überregionalen Trends räumli-
cher Unterschiede in Mitteleuropa. Die δ
18
O-
Werte des Grund-, Quell- und Oberflächen-
wassers aus dem Hegau und aus Oberschwaben
(Bertle 1986; Köhler 1992; Pawellek 1995)
sind entgegen den Erwartungen jeweils nied-
riger als das langjährige gewichtete Mittel der
Isotopenverhältnisse des Konstanzer Nieder-
schlagswassers. Der Grund für diese Beobach-
tung ist an dieser Stelle nicht genauer zu be-
nennen.
Als konservatives Kriterium für die Identifi-
kation gebietsfremder Individuen soll hier das
Niederschlagswasser der Messstation von Kon-
stanz herangezogen und die regionstypische
Variationsbreite als zwei Standardabweichun-
gen vom Mittelwert betrachtet werden. Dabei
ziehen wir für die Untergrenze den nach der
Gleichung von Pollard u. a. 2011 ermittelten
Wert (14,6 ‰) und als Obergrenze den nach
der Gleichung von Levison (1987) und Che-
4 Auch der δ
18
O-Wert von 17,2 ‰ der Zahnprobe des
ins Frühmittelalter datierten Mannes J,2-1 liegt
leicht oberhalb der genannten regionstypischen
Spanne. Möglicherweise zeugt dies von einer
Herkunft aus einer wärmeren oder küstennäheren
Region. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass
die Abweichung sehr gering ist und bestimmte For-
men der Nahrungs- und Getränkezubereitung zur
Aufnahme von Wasser mit erhöhten δ
18
O-Werten
führen können, ohne dass dieses Wasser direkt aus
dem Trinkwasser verfügbar ist (Brettell u.a. 2012).
Das für den Zahn ermittelte, im Vergleich zu den
ortstypischen Werten radiogenere
87
Sr/
86
Sr-Ver-
hältnis verdichtet allerdings die Hinweise auf ein
ortsfremdes Individuum.
FBA_Mauenheim_Teil2_Lauf_6.indd 468 28.11.16 13:27
469
Isotopenanalysen zur Rekonstruktion von Mobilität und Ernährungsweise
sätzen aus dem frühbronzezeitlichen Gräber-
feld von Singen (Oelze u. a. 2012b) und den
hallstattzeitlichen Gräbern vom Magdalenen-
berg bei Villingen-Schwenningen, Schwarz-
wald-Baar-Kreis, Baden-Württemberg (Oelze
u. a. 2012a) an. Abb. 4 zeigt eine weitgehende
ationsbreite. Dies unterstreicht den möglichen
Einfluss der Aufnahme von Muttermilch auf
den δ
18
O-Wer t des Kindes.
Im regionalen Kontext bietet sich ein Ver-
gleich der Analysewerte für die hallstattzeitli-
chen Gräber von Mauenheim mit den Daten-
W 4,
L 2b,
N 8,
N 10,
T 2,A 3,
N 9,
M 7,
W 1,
H 1,
N 11