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Qualität im Journalismus. Mit der Neun-Felder-Matrix relevante Qualitätsdimensionen erfassen

Authors:
Thomas Becker
Qualität im Journalismus
Mit der Neun-Felder-Matrix relevante
Qualitätsdimensionen erfassen
Berlin, 2017
Working Papers on Journalism & Business Communication (No. 3)
Business and Information Technology School (Laureate International Universities)
2
Thomas Becker
Qualität im Journalismus. Mit der Neun-Felder-Matrix relevante Qualitätsdimensionen erfassen.
Working Papers on Journalism & Business Communication No. 3
Business and Information Technology School Berlin, Februar 2017
Bildnachweis: NASA via unsplash.com (https://unsplash.com/@nasa)
3
Der Job eines Journalisten ist es, journalistische Werke herzustellen. Nur dafür werden Journalisten
bezahlt. Da ein Journalist in der Regel seine Werke nicht direkt an ein Publikum gibt, sondern seine
Arbeiten in ein größeres redaktionelles Angebot einfließen, gibt es Personen und Instanzen, die die
journalistischen Werke prüfen und bewerten müssen. Und allein aus der Schlichtheit dieser
Einführung ergibt sich ein recht klares Argument: Im operativen Tagesgeschäft wird journalistische
Qualität beurteilt. Vielleicht nicht sehr stringent und valide, sondern eher heuristisch. Aber es
werden tagtäglich Tausende von impliziten Qualitätsentscheidungen in Redaktionen getroffen.
Nehmen wir dies als Ausgangspunkt, lässt sich das viel zitierte Bonmot, Qualität im Journalismus
definieren zu wollen, käme dem Versuch gleich, einen Pudding an die Wand zu nageln
1
, schlicht
gordisch lösen: Indem wir den Pudding in einen Topf geben, diesen verschließen und ihn dann an
einem Nagel aufhängen. Der Topf steht in diesem Bild für die Fokussierung auf das, wo Qualität
letztlich verortet werden muss, nämlich nicht im System – weder verstanden als soziales
Funktionssystem noch als mediales System im Sinne einer Branche – oder in den Akteuren (seien es
Personen oder Organisationen) oder gar in der Gesellschaft, wenn man normative Wunschkataloge
aufstellt, was denn Journalismus für Politik, Demokratie, Bewusstsein, Kultur etc. leisten solle
2
.
Qualität ist zu allererst etwas, was auf Ebene des Werks (des Produkts im Sinne des Resultats eines
journalistischen Erstellungsprozesses) diskutiert werden muss – und tatsächlich auch tagtäglich
implizit oder explizit diskutiert wird.
Die Schwierigkeit, Qualität im Journalismus zu bestimmen, hängt eng mit dem Problem zusammen,
dass man sich schwer tut, Journalismus selbst klar zu definieren. Journalistisches Handeln leistet
einen Beitrag zur Reproduktion moderner Gesellschaften, speziell im Hinblick auf Funktionssysteme
wie Politik (die Verteilung und Ausübung von Macht) und Wirtschaft (der Umgang mit knappen
Ressourcen). Aber ist Journalismus deshalb ein eigenes soziales Funktionssystem, leistet also etwas,
ohne dass die Gesellschaft in ihrer jetzigen Form nicht funktionieren würde?
Um sich diesen Fragen zu nähern, sollte man zunächst klären, womit sich Journalismus beschäftigt.
Journalismus geht mit Nachrichten um. Als Nachricht kann man jede Art von Ereignis definieren, über
das gesprochen wird, das sich also nicht sofort verflüchtigt, sondern als Erlebnis erinnert wird und als
ein Thema in der Lage ist, Kommunikationszusammenhänge zu strukturieren. In dieser sehr breiten
Perspektive ist es wichtig, festzuhalten, dass Nachrichten keine spezifische Errungenschaft der
Massenmedien – Buch, Zeitung, Zeitschrift, Rundfunk, World Wide Web – sind. Ein großer Teil der
Ereignisse, über die wir sprechen, passieren im engen Umfeld unseres eigenen Lebens und unserer
direkten Kontakte. Wenn die Waschmaschine kaputtgeht, eine Verspätung der S-Bahn unsere
Ankunft verzögert, ein Freund einen Unfall hat oder es heute beim Bäcker keine Mohnbrötchen gab,
sind das Erlebnisse (erinnerte Ereignisse), über die wir mit anderen Leuten sprechen, sie
„moodifiziert“ posten oder anderweitig als Nachricht kundtun.
Auch Journalismus beschäftigt sich mit Ereignissen, indem man ihnen – so das klassische Verständnis
– beiwohnt, sie beobachtet und für andere darüber Bericht erstattet. Gerne als Anfänge des
Journalismus beschrieben sind die von Julius Cäsar im Jahr 59 vor Christus eingeführten Acta diurna:
Notizen des Tagesgeschehens, die kopiert wurden und so oft zeitlich lange verzögert in den
verschiedenen Provinzen des Römischen Reichs verfügbar gemacht wurden. Neben den selbst
erlebten Ereignissen kommen so schon frühzeitig fremd erlebte Ereignisse mit in das Reservoir, aus
dem wir Themen für die eigene Kommunikation im direkten Umfeld schöpfen.
1
Vgl. Ruß-Mohl 1992: 85.
2
Einen guten Überblick über im deutschen Sprachraum vorgelegte Ansätze geben Beck et al. (2010), für die US-amerikanische Perspektive
vgl. etwa Lacy und Rosenstiel (2015).
4
Man kann solche fremd erlebten Ereignisse als das Kernprodukt journalistischen Handelns verstehen.
Zu den Ereignissen aus dem direkten Lebensumfeld kommen weitere Ereignisse, die es uns
ermöglichen, über Dinge zu sprechen, die wir nicht selbst erlebt haben. Man erfuhr von fahrenden
Sängern Heldentaten und Mördergeschichten. Die Fugger, im Mittelalter wohl das größte
Wirtschaftsunternehmen, ließen sich per eigener „Nachrichtenagentur“ mit fremd erlebten
Ereignissen beschicken und sicherten sich so einen zeitlichen Vorsprung hinsichtlich ihrer
geschäftlichen Entscheidungen. Und entlang der sich entwickelten festen Reiserouten der
Postkutschen entwickelte sich parallel eine Nachrichteninfrastruktur, die fremd erlebte Ereignisse
breitflächig verfügbar machte und neue Themen der Kommunikation ermöglichte. In den ersten
knapp zweitausend Jahren Journalismus ging es also vor allem um eins: Die Überwindung von
örtlichen und zeitlichen Distanzen. Journalismus ist in diesem geschichtlichen Kontext nichts anderes,
als die Infrastruktur, auf deren Basis fremd erlebte Ereignisse transportiert wurden. Ihren
konzeptionellen Höhepunkt findet diese Perspektive in der Entwicklung von Nachrichtenagenturen,
die strukturiert, aber auch quasi-monopolisiert über Ereignisse aus aller Welt berichten.
Mit dem Aufkommen von Tageszeitungen (im nennenswerten Umfang etwa ab dem 19. Jahrhundert)
wird die Infrastruktur als Leitgröße um einen neuen Aspekt erweitert. Es geht nicht mehr nur um die
Bereitstellung von Ereignissen jenseits der eigenen Lebenswelt, sondern auch um die Art und Weise,
wie diese Ereignisse dargestellt werden. Verlage „wildern“ in der Kunstszene und heuern Autoren an,
die Ereignisse nicht nur schildern, sondern quasi durch ihren eigenen Stil auf Basis von Ereignissen
neue Ereignisse schaffen. Schriftsteller wie Charles Dickens, Mark Twain, Ernest Hemingway, Truman
Capote oder Gabriel García Márquez schreiben über Erlebnisse und lassen in der Beschreibung ihre
eigene künstlerische Sichtweise einfließen. Die Texte – Kritiken, Reise- oder Kriegsberichte – werden
über das berichtete Ereignis hinaus zu eigenen Nachrichten. Ein anderer Entwicklungsstrang entsteht
im späten 19. Jahrhundert, als „Detektive“ beginnen, Skandale aufzudecken und über Ereignisse, die
unter Ausschluss der Öffentlichkeit laufen, öffentlich zu berichten. Und als Antwort auf dieses
Muckraking genannte Phänomen entwickelt sich rasch die als Public Relations beschriebene
Gegenstrategie, dass nämlich Autoren im Interesse ihrer Auftraggeber aus Wirtschaft, Politik etc.
Beiträge für die journalistischen Produkte beisteuern.
Beide Entwicklungsstränge – Journalismus als Nachrichteninfrastruktur und Journalismus als Quelle
eigener Nachrichten im Sinne der Veröffentlichung investigativer, ästhetischer oder durch Dritte
beigestellter Erlebnisse – verbinden sich erst im 20. Jahrhundert zu dem, was wir vielleicht am Besten
massenmedialen Journalismus nennen können. Einige wenige Organisationen haben den Zugriff auf
die produktionsrelevanten Ressourcen, nämlich Druckerpressen, Frequenzen und Lizenzen
3
. Diese
Organisationen sind entweder privatwirtschaftlich, staatlich oder öffentlich-rechtlich strukturiert und
liefern in einem regulierten Markt Nachrichten an ein Massenpublikum. Zunächst durch die
Kolonialisierung und die Industrialisierung, speziell nach dem Zweiten Weltkrieg noch verstärkt durch
die neu entstandenen logistischen Infrastrukturen (internationaler Handel, Touristik etc.) und die
geopolitische Disposition zweier großer Blöcke mit jeweils globalem Führungsanspruch steigt die
Nachfrage nach Nachrichten aus aller Welt. Nachrichten werden ein knappes Gut. Dieses knappe Gut
erhält man von einer relativ kleinen Anzahl von Anbietern, da der Aufwand, diese Nachrichten an die
einzelnen Haushalte zu liefern, hoch ist.
Aus diesem vergleichsweise kurzen Abschnitt der Geschichte – noch keine hundert Jahre – leitet man
heute ein Verständnis von Journalismus ab, der Journalismus eine quasi demokratiekonstituierende
4
,
3
In dem Zusammenhang liefern Kovach und Rosenstiel einen interessanten Blick auf die Art und Weise, wie wir Journalismus realiter
vielfach definieren: „If you owned a printing press or a broadcasting licence, journalism was whatever you said it was“ (Kovach und
Rosenstiel 2014: 15).
4
Vgl. Voßkuhle (2013).
5
sinnstiftende und kulturprägende Funktion zuschreibt. Doch man kann die Situation auch anders
interpretieren, nämlich das Journalismus in dieser uns bekannten Form schlicht eine Notlösung ist,
um mit der Situation umzugehen, dass Nachrichten (öffentlich thematisierte Ereignisse) knapp und
daher wertvoll sind: „what seems like a fixed and abiding category like ‚journalist‘ turns out to be tied
to an accidental scarcity created by the expense of publishing apparatus“ (Shirky 2008: 76). Die
digitale Transformation überführt die als gegeben akzeptierte Knappheit an Nachrichten in einen
Überfluss an Nachrichten, da die Kosten für die Nachrichtenreproduktion und -verbreitung gegen
Null tendieren. Es geht nur noch um die first copy costs, was man auch das erste Gebot der
Medienökonomie nennen könnte: „information is costly to produce but cheap to reproduce“
(Shapiro und Varian 1999: 21).
Knappheit und Überfluss sind zwei Seiten einer Medaille. Herbert A. Simon beschrieb das mit einem
schönen Bild: Wo viele Hasen sind, gibt’s wenig Salat. Überfluss bedingt Knappheit und so stellt
Simon fest: „Information (…) consumes the attention of its recipients. Hence a wealth of information
creates a poverty of attention“ (Simon 1971: 40f.). Nachrichten verlieren ihren Wert und werden zur
austauschbaren Ware, für die der Nutzer immer seltener bereit ist zu zahlen – es sei denn, er wird
gezwungen, wie im gebührenfinanzierten Modell, in dem Journalismus als Public Service verstanden
wird. Die Nachrichtenmacher sind gefangen in der sogenannten commodity trap
5
.
Wenn Nachrichten – Ereignisse, über die wir mit anderen sprechen – im Überfluss vorhanden sind,
die Aufmerksamkeit für die Rezeption von Nachrichten dagegen knapp ist, führt das zu einer
tektonischen Verschiebung. War vormals die technische Verbreitung (Infrastruktur) die kritische und
kapitalintensive Ressource, ist es heute die soziale Zugänglichkeit. Die Reputation, verstanden als
Vertrauen in zukünftige Leistungen
6
, wird im Publikum umgeschichtet von Medienmarken
(Organisationen) hin zu Medienmachern (Personen). Man vertraut Freunden und Menschen, die als
Experten (influentials) oder Ratgeber (influencees) für bestimmte Themen eingeschätzt werden
7
.
Man vertraut der Kraft schnell verständlicher und leicht mitteilbarer Kernbotschaften, die in sozialen
Netzwerken die Zuordnung zu einer Meinungsgruppe ermöglichen: Ich bin dafür oder ich bin
dagegen. Das ist soziologisch gesehen ein vielversprechendes Verfahren, weil dadurch Komplexität
verarbeitet werden kann. Wir sprechen oder texten mehr als je zuvor über Ereignisse, die wir selbst
erlebt haben oder die uns fremd erlebt berichtet worden sind und wir bilden uns daraus unsere
Meinungen über die Welt, in der wir leben. Bloß hängen wir dazu nicht mehr vom Wohl und Wehe
der Medienorganisationen als institutionellen Türstehern ab.
In diesem Kontext erscheint es verständlich, dass man Journalismus mit guten Gründen nicht als
System definieren sollte. Das, worüber wir reden, wird immer wenig vom systemischen Journalismus
– sprich von der Nachrichtenproduktion öffentlich-rechtlicher Rundfunkanbieter oder
privatwirtschaftlicher Verlage – beeinflusst. Das Überangebot an Nachrichten, die wir zum Anlass von
Kommunikation nehmen, ist Folge des Falls produktionstechnischer Hürden, ist Folge der Auflösung
der infrastrukturell bedingten Zugangswege. Here comes everybody: Der Buchtitel von Clay Shirkys
Analyse
8
beschreibt die Folgen der Digitalisierung in der Versorgung mit Nachrichten sehr treffend.
Becker und Krass (2016: 241ff.) leiten daraus ab, Journalismus nicht als System oder Berufsstand zu
skizzieren, sondern Journalismus als Sozialtechnik zu konzeptualisieren. Der Begriff Sozialtechnik ist
nicht einheitlich genutzt
9
, weshalb eine Präzisierung notwendig ist. Als Sozialtechnik soll hier der
strukturierte Umgang mit Methoden und Fähigkeiten verstanden werden, mit denen man Einfluss
5
Vgl. dazu etwa Chesbrough (2007).
6
Vgl. Becker (2016).
7
Vgl. grundlegend Lazarsfeld et al. 1944.
8
Vgl. Shirky 2008.
9
Vgl. Etzemüller 2010.
6
auf andere nehmen möchte. Einfluss ist wertfrei gemeint und darf nicht mit Manipulation
verwechselt werden. Kommunikation selbst ist im Sinne des Auslösens koordinierten Verhaltens
10
immer der Versuch, Einfluss zu nehmen. Entscheidend für den Begriff Sozialtechnik ist es vielmehr,
dass wir diese Einflussnahme methodisch angehen, also aufgrund belastbarer wissenschaftlicher
Aussagen oder best practices vorgehen. In diesem Sinne kann man z.B. Marketing als Sozialtechnik
beschreiben, die sich darum bemüht, durch die Anwendung klar umrissener Instrumente Wert zu
schaffen
11
. Public Relations lässt sich als Sozialtechnik beschreiben, die durch den Aufbau und die
Pflege von Beziehungen zu Anspruchsgruppen die öffentliche Meinung beeinflussen soll
12
.
Journalismus kann in diesem Kontext als Sozialtechnik verstanden werden, die auf Basis von Fakten
(belastbare und nachweisliche Aussagen über erlebte Ereignisse) Aufmerksamkeit im öffentlichen
Raum schaffen soll.
Im Sinne einer solchen Sozialtechnik greift Journalismus auf einige grundlegende Methoden zurück.
Die fünf entscheidenden Dimensionen sind dabei das (1) Sammeln, (2) Aufbereiten und (3)
Verbreiten von (4) Nachrichten für ein (5) Publikum
13
. Journalismus ist damit eine Technik, mit der
Personen wie Organisationen versuchen, Ereignisse zu Nachrichten zu machen und sich im Regelfall
zu diesen Nachrichten zu positionieren.
Will man in diesem Umfeld Aussagen zur Qualität von Journalismus treffen, kann man diese nur am
Publikum ansetzen, das die Zielgröße im journalistischen Prozess ist. Branchenübergreifend
beschreibt die American Society for Quality (ASQ) Qualität als „a subjective term for which each
person or sector has its own definition. In technical usage, quality can have two meanings: 1. the
characteristics of a product or service that bear on its ability to satisfy stated or implied needs; 2. a
product or service free of deficiencies“
14
. Fehlerfreiheit und Bedarfsbefriedigung zeigen an, dass
Qualität nur als Kombination aus den Anforderungen der Kunden und den Leistungen des Lieferanten
zu verstehen ist. „Qualität gibt es nicht ohne Nutzer, d.h. wenn wir über Qualität im Journalismus
sprechen, sprechen wir über den Anspruch, den die Nutzer an die journalistischen Angebote stellen“
(Becker und Krass 2016: 244f.). Dies steht in klarer Opposition zu der häufig diagnostizierten
Problematik, dass Journalismus mehr sei als die bloße Bereitstellung von Nachrichten. „Difficulties in
defining quality are especially problematic because the issue of the quality of journalism is not
merely a question of increasing the value of a product to consumers. Rather, quality is a central
element in achieving the social, political, and cultural goals asserted for journalism in democratic
societies“ (Picard 2000: 97). Ähnlich kann man auch die Literaturdurchsicht von Bucher (2003: 12f.)
interpretieren, der die Behandlung journalistischer Qualität in fünf Diskurse zusammenfasst:
Diskurs der Repräsentanten des Rechtssystems
Diskurs der Medienpraktiker
Diskurs der medienexternen Repräsentanten
Diskurs der medienexternen Experten
Diskurs des Medienpublikums
Schaltet man um auf die Sichtweise, dass Journalismus eine Sozialtechnik ist, lässt sich klar
feststellen, dass journalistische Qualität nicht diskursiv, sondern reaktiv zu ermitteln ist. Nur wenn
10
Vgl. Becker 2014: 13; 346ff.
11
Vgl. Kotler 1972.
12
Vgl. Becker 2016.
13
Diese Definition entspricht, wenngleich anders hergeleitet, im Kern auch der Selbstbeschreibung, die das American Press Institute als
Forschungs- und Bildungseinrichtung der US-amerikanischen Zeitungsverleger verwendet: „Journalism is the activity of gathering,
assessing, creating, and presenting news and information“, vgl. https://www.americanpressinstitute.org/journalism-essentials/what-is-
journalism/
14
http://asq.org/glossary/q.html
7
das Publikum das journalistische Werk als Thema eigener Kommunikation nutzt – und damit auch
durch die Kopplung über Sinn als Einflussfaktor auf die eigene Kognition –, nur dann macht es Sinn,
über Qualität zu sprechen. Wenn das journalistische Werk dagegen nicht wahrgenommen oder direkt
wieder vergessen wird, hat es keinen Einfluss auf kognitive und soziale Prozesse und damit auch
keine Qualität.
Um ein Modell für die Erfassung journalistischer Qualität zu entwickeln, lässt sich an zwei
Dimensionen ansetzen: An der Fehlerfreiheit des Resultats (freedom from deficiencies) und an der
Passgenauigkeit zu den Erwartungen des Publikums (satisfaction of implied needs). Diese zweite
Perspektive lässt sich nochmals in zwei Teilaspekte aufgliedern. Dabei folgen wir dem Vorschlag, den
Noriaki Kano et al. (1984) mit Differenzierung in unterschiedliche Qualitätsdimensionen einführten
15
und sich dabei an der Zweifaktoren-Theorie Herzbergs
16
orientierten, der Arbeitszufriedenheit über
zwei voneinander unabhängige Größen erklärte, nämlich Größen, die die Zufriedenheit beeinflussen
(Motivatoren) und solche, die die Unzufriedenheit beeinflussen (Hygienefaktoren).
Kano et al. unterscheiden in diesem Verständnis die Basisqualität (must-be quality) und die
Begeisterungsqualität (attractive quality). Die Basisqualität wird vom Nutzer als selbstverständlich
angesehen und ist eine implizite Erwartung. Wird diese nicht erfüllt, entsteht Unzufriedenheit. Wird
sie erfüllt, erzeugt das aber nicht direkt Zufriedenheit. Daneben gibt es Eigenschaften, die über das
Erwartete (den eigentlichen Soll-Zustand) hinausgehen. Diese Begeisterungsfaktoren steigern die
Zufriedenheit, führen bei Fehlen aber nicht zu Unzufriedenheit. Wir haben also letztlich drei Ebenen,
auf denen wir journalistische Qualität untersuchen können:
Erste Qualitätsebene: Fehlerfreiheit (freedom from deficiencies)
Zweite Qualitätsebene: Basisqualität (must-be quality, meet the needs)
Dritte Qualitätsebene: Begeisterungsqualität (attractive quality, better than expected)
Auf der ersten Qualitätsebene richten wir den Blick auf das Ziel der Mängelfreiheit des Werks. Echte
Fehler sind feststellbar, man muss nur entscheiden, wie hoch man die Fehlervermeidung gewichtet.
Eine solche grundlegende Fehlerkontrolle geschieht üblicherweise im Zusammenspiel von
Korrektorat, Lektorat und Redaktion und lässt sich grob auf vier Dimensionen verdichten
Formale Aspekte: Stimmen Orthografie, Grammatik und Interpunktion?
Klassifikatorische Aspekte: Verwendet das Produkt die gängigen Qualitätsmaßstäbe des
gewählten Formats (z.B. Bericht, Reportage, Storytelling) und der eingesetzten
Medientechnologie (Text, visuell, auditiv, audiovisuell oder multimedial)
Fakten: Stimmen die genannten Fakten oder gibt es Zahlendreher, Schreibfehler im Namen
etc. Passen getroffene Aussagen zu nachvollziehbaren Daten?
Quellen: Welche Quellen wurden für die Argumente herangezogen? Sind es genug und sind
sie verlässlich? Wurden keine wichtigen Quellen ausgelassen?
Fehlerfreiheit lässt sich im formalen Verständnis durch Prozesse sicherstellen, wenn man in
entsprechende Ressourcen investiert. Damit kann Fehlerfreiheit als erste Qualitätsebene
organisationsintern durch entsprechende Routinen erreicht werden.
Schwieriger ist das Erreichen der Basisqualität. Was ist der Bedarf, den das Publikum hat und der
durch die Nutzung journalistischer Produkte befriedigt werden soll? Aussagen zur Basisqualität lassen
15
Vgl. auch Wittel et al. (2013).
16
Vgl. Herzberg et al. (1959).
8
sich jeweils auf Ebene der journalistischen Kernprozesse – Sammeln, Bearbeiten und Verbreiten –
konkretisieren.
Wenn es um die Recherche geht, erwartet das Publikum vor allem, dass die öffentlich
bereitgestellten Nachrichten den Fakten entsprechen und umfassend sind. „Americans rate accuracy
as the most important general principle related to trust. Eighty-five percent describe getting the facts
right as an extremely or very important factor of a trustworthy source. That is followed by
completeness (providing all the important news and information), which 77 percent describe as very
important“ (The Media Insight Project 2016: 6). Genauigkeit und Vollständigkeit sind die beiden
Faktoren, die sich in der discipline of verification als Kern journalistischer Tätigkeit widerspiegeln
17
.
Auf Ebene der Verarbeitung kann man direkt an diesen Vertrauensanspruch anschließen: „Journalism
is primarily concerned with verifiable reports of what's going on, and explanations which bring clarity
to public audiences“ (Rosen 2012). Dieser „Welterklärungsanspruch“ basiert auf der Autorität, die
das Publikum den Journalisten zurechnet und diese Autorität beruht auf dem Prinzip der
Augenzeugenschaft und der Aufgabe, dass Journalisten, komplexe Sachlagen für die Nutzer
durchdringen, alles Unwesentliche zu entfernen und die für die Zielgruppe relevanten Dinge (Nähe,
Nutzen, Neuigkeit) in einer nachvollziehbaren Form aufzubereiten.
Schauen wir uns die Verbreitung an, also die vom Journalisten genutzten Wege zum Publikum, lässt
sich die Erwartungshalten auf einem allgemeinen Level wohl am besten als media fit umreißen.
Damit ist nicht die Intermedialität (also der stilistisch richtige Umgang mit Sprache, Ton, Bild oder
Bewegtbild), sondern die Intramedialität gemeint, also dass das journalistische Werk stilistisch zum
gewählten Umfeld, in dem das Werk veröffentlicht wird, passt. „Stilistik als ein markenprägendes
Element im Journalismus bedeutet nicht mehr Stilsicherheit im Sinne von Formatsicherheit, also dem
Einsatz unterschiedlicher Darstellungsformen von Bericht bis Reportage. Stilistik bedeutet heute
mehr denn je Zielgruppensicherheit, also das Verständnis, wem ich wann über welches Medium was
wie berichte“ (Becker und Krass 2016: 254).
Welche Faktoren führen schließlich in den journalistischen Kernprozessen des Sammelns,
Verarbeitens und Verbreitens zur Begeisterung beim Publikum? Wie die Basisqualität hängt die
Begeisterungsqualität zentral am Verständnis seines Publikums.
Auf der Ebene der Recherche lässt sich das relativ leicht zeigen. Begeisterung entsteht weniger durch
den Neuigkeitswert einer Nachricht, sondern durch den Nutzwert für die angesprochene Zielgruppe.
Der Journalist steigt in der Recherche tiefer in ein Thema ein, als sein Publikum. Der entscheidende
Punkt, um daraus Nutzen zu ziehen, liegt aber nicht in der Darstellung aller Rechercheergebnisse, wie
man dies etwa in der Wissenschaft erwarten würde, sondern in dem Prozess, aus vielen
Informationen die für das adressierte Publikum relevanten Punkte herauszufiltern und in einen
stringenten Ablauf zu überführen. Diese Anforderung ist nicht neu. Man kennt ihn in der Praxis etwa
durch die von Henri Nannen populär gemachte Forderung, dass man ein journalistisches Werk auf
einen sogenannten Küchenzuruf kondensieren können solle
18
. Dieser Küchenzuruf ist die Essenz des
Berichts und dient als roter Faden, mit der die recherchierten Fakten präsentiert und
Nebensächlichkeiten ausgelassen werden. Was der Küchenzuruf faktisch macht, ist dem berichteten
Ereignis einen Dreh (spin) zu geben, nämlich aus den vielen Möglichkeiten, über ein Ereignis zu
berichten, genau die eine Sichtweise einzunehmen, von der man glaubt, dass es am besten zu den
Interessen seines Publikums passt. Damit ist nicht der Forderung eines Klienteljournalismus die Lanze
17
Vgl. Kovach und Rosenstiel 2014: 5.
18
Vgl. Müller (2016).
9
gebrochen. Es geht vielmehr darum, sein Publikum zu verstehen und darauf zu reagieren, dass
verschiedene Nutzergruppen unterschiedliches Vorwissen, Interesse und Geduld mitbringen.
Auf der Ebene der Verarbeitung entsteht Begeisterung dann, wenn das journalistische Produkt in
seiner Darstellung positiv überrascht. Wir haben es hier mit dem Bereich der Innovation zu tun.
Listicles, Card Stacks, interaktive Visualisierung großer Datenbestände, multimediales Scrollytelling
oder Mashups erweitern erheblich den bekannten Stand der informierenden (Meldung, Bericht,
Interview und Reportage) und kommentierenden Formate (Kommentar, Glosse, Kritik und Essay).
Neuerungen ergeben sich auch technologiegetrieben im Feld augmentierter und virtueller Realitäten.
Neue Darstellungsformen des immersive journalism befinden sich derzeit im frühen Stadium. „The
power of VR transforms the news viewer’s experience from just learning about events to being in
them. It has the potential to attract young viewers to the news as never before“ (Kent 2015). So
werden fremd erlebte Ereignisse tendenziell zu miterlebten Ereignissen: „In doing so, they stop being
a mere viewer, and much more of a witness“ (Malmo 2014). Aber es geht weniger um Innovation der
Innovation wegen, sondern um das in der konkreten Situation perfekt auf die Zielgruppe eingesetzte
Format oder um eine neuartige Mischung bekannter Formen.
Neben der Verarbeitung ist es aber insbesondere der Prozess der Verbreitung, mit dem sich heute
Begeisterungsqualität erzielen lässt. Ein Grund dafür ist die durch die Digitalisierung forcierte
Dekomposition des redaktionellen Verlagsprodukts (z.B. einer Tageszeitung in ihrer festen
Gliederung) in die journalistischen Einzelteile. „There is a significant change in how content is
arranged (by search engines) when we move from print to online. The bundle that is known as the
general newspaper doesn’t work online“ (Vehkoo 2010: 70). Gleiches gilt für die fertig produzierte
Sendung, die Zeitschrift und selbst Bücher. Früher entschied sich der Nutzer für ein Verlagsprodukt,
also eine Marke, die er durch Nutzung mit Werten verband. Heute entscheiden sich Nutzer für
einzelne Nachrichten, denen sie Aufmerksamkeit schenken und ggf. mit anderen teilen. Neue
Nachrichten kommen per push oder pull zum Nutzer. Bei pull entscheidet der Algorithmus der
verwendeten Suchmaschine darüber, welche Angebote durch die Sortierung der Ergebnisseiten die
höchste Nutzungswahrscheinlichkeit haben. Noch spannender ist aber sicherlich die automatische
Lieferung von Nachrichten als push. Die verlegerische Wertschöpfungsstufe des Zusammenführens
einzelner Beiträge zu einem Produkt bewegt sich in der Tendenz weg vom Mensch (der Redaktion)
hin zur Maschine (dem Algorithmus). Hier geht es zum einen um Nachrichten-Aggregatoren, die
Nachrichten aus unterschiedlichen Quellen durch softwarebasierte Entscheidungen zusammenstellen
und gewichten
19
. Noch stärker allerdings „kuratiert“ der Facebook-Algorithmus, welche Nachrichten
im Newsfeed seiner Nutzer erscheinen, was in Deutschland immerhin 28 Millionen Personen betrifft,
21 Millionen davon sind täglich bei Facebook aktiv
20
. Facebook selbst gibt an, für die Auswahl auf drei
Faktoren zu achten
21
:
1. Wer ist Absender des Beitrags?
2. Wie stark lösen die Beiträge Interaktionen aus?
3. Welche Art von Beitrag löst beim Empfänger am wahrscheinlichsten Interaktion aus?
Als zentraler Nachrichtenwert wird demnach die kommunikative Anschlussfähigkeit von Beiträgen
herangezogen, weshalb sich die in sozialen Netzwerken genutzten Nachrichten von der „normalen“
Agenda unterscheiden
22
. Die zunehmend mobile Nutzung von Inhalten
23
begegnen Google und
19
Nachrichtenaggregatoren müssen nicht zwingend per Algorithmus entscheiden, sondern können genauso redaktionell ausgewählt
werden wie bei Upday, dem von Axel Springer Verlag betriebenen Nachrichtenseite für Samsung Smartphones (vgl.
http://www.axelspringer.de/presse/Axel-Springer-und-Samsung-Electronics-vereinbaren-strategische-Partnerschaft_24346198.html).
20
Vgl. http://allfacebook.de/zahlen_fakten/erstmals-ganz-offiziell-facebook-nutzerzahlen-fuer-deutschland
21
https://newsfeed.fb.com/#!/three-main-ranking-factors
22
Vgl. https://blog.crowdtangle.com/the-10-biggest-facebook-posts-of-2015-4f76bab5c2d5#
10
Facebook mit neuen Filterfunktionen. Googles AMP-Initiative
24
und Facebooks Instant Articles
25
versprechen, über diese Angebote Inhalte deutlich performanter auszuliefern und damit den Grad
der Interaktion massiv zu erhöhen. Im Gegenzug aber verlieren Verlage wie Autoren den direkten
Zugang zu ihrem Publikum.
Wir erleben derzeit die „transition from an Internet of websites to an Internet of mobile apps and
social platforms“ (Herrman 2016). Die Reichweite war im 20. Jahrhundert das wichtigste Asset der
Verlage und Rundfunkbetreiber. Nur sie konnten massenhaft Menschen erreichen und ließen sich
diese Leistung durch Werbung profitabel bezahlen. Mit der Entwicklung des World Wide Web
erlebten wie eine Phase der „Sozialisierung“ der Medien: Jeder konnte nun selbst Beiträge
veröffentlichen und Teil der öffentlichen Meinungsbildung sein. Nachrichten wurden quasi als
gemeinfrei interpretiert. „Was derzeit passiert ist dagegen eine Art Reprivatisierung der Reichweiten,
weg von den nationalen Verlagen und Rundfunkbetreibern hin zu den globalen Serviceanbietern wie
Google, Facebook und Apple. Algorithmen und Regularien übernehmen die Rolle des Gatekeepers im
Überangebot der Nachrichten“ (Becker und Krass 2016: 264). Und diese Entwicklung wird sich
vermutlich noch beschleunigen, wenn Sprachdienste wie prognostiziert an Reichweite und
Nutzungsintensität gewinnen. Man vermutet, dass Apps, aber selbst Browser oder klassische
Suchmaschinen in den nächsten Jahren durch neue Plattformen und darauf optimierte Chatbots
ersetzt werden könnten
26
.
Aus der Kombination dieser drei Qualitätsebenen (Mängelfreiheit, Basisqualität und
Begeisterungsqualität) mit den drei journalistischen Kernprozessen (Recherche, Produktion und
Veröffentlichung) ergibt sich eine Neun-Felder-Matrix, die man als Grundmodell für die Erfassung
journalistischer Qualität heranziehen kann.
Journalistischer
Kernprozess
Erste Qualitätsebene:
Mängelfreiheit
Zweite Qualitätsebene:
Basisqualität
Dritte Qualitätsebene:
Begeisterungsqualität
Sammeln
(Recherche)
Faktencheck und Güte der
Quellen
Discipline of verification
(Verlässlichkeit der
Nachricht)
Audience fit (Hat die
Nachricht eine klare
Aussage, die sich am Bedarf
des Zielpublikums orientiert
und wird die Aussage
anhand eines roten Fadens
klar strukturiert
präsentiert?)
Verarbeiten
(Produktion, Redaktion)
Formale Aspekte
Save the time of your
reader (komplexe Dinge
einfach machen)
Format fit (Wahl der besten
Darstellungsform oder
Kombination verschiedener
Formate)
Verbreiten
(Publishing)
Klassifikatorische Aspekte
Media fit (Einpassung des
journalistischen Produkts in
die Markenwerte des
Multiplikators und in die
Spezifika des Kanals)
Technology fit: „transition
from an Internet of
websites to an Internet of
mobile apps and social
platforms”
Tabelle 1: Die Neun-Felder-Matrix zur Erfassung der relevanten Qualitätsaspekte im Journalismus
23
Vgl. http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=524
24
Vgl. https://www.ampproject.org/
25
Vgl. https://instantarticles.fb.com/
26
Vgl. Kühl (2016).
11
Der theoretische Unterbau für diese Qualitätsmatrix erfolgt durch die Definition von Journalismus als
Sozialtechnik: also als eine Art Toolbox von Arbeitsweisen, um Ereignisse in Nachrichten zu
transformieren. Diese Arbeitsweisen lassen sich mit einem generischen Verständnis von Qualität in
Bezug setzen, wobei Qualität dann meint, dass das Resultat journalistischer Arbeit frei von Mängeln
ist und die Erwartungen seines Publikums erfüllt oder übererfüllt. Aus diesem Ansatz ergibt sich, dass
Qualität im Kern durch die Nutzer bestimmt wird. Ein und derselbe Artikel kann in einem Publikum
gut funktionieren, in einem anderen gar nicht. Der Artikel – das Produkt – ist in diesem Sinne
qualitätsfrei. Die Qualität wird erst durch den Nutzer attribuiert. Journalismus ist eine Technik, mit
der man erlebte Ereignisse als Nachrichten („zur öffentlichen Verwendung“) ausschreibt und nur
wenn diese wahrgenommen und als „Prämisse eigenen Verhaltens“ angenommen werden, kann man
von Kommunikationserfolg sprechen. „Annehmen kann bedeuten: Handeln nach entsprechenden
Direktiven, aber auch Erleben, Denken, weitere Informationen verarbeiten unter der Voraussetzung,
daß eine bestimmte Information zutrifft. Kommunikativer Erfolg ist: gelungene Kopplung von
Selektionen“ (Luhmann 1993: 218).
Das vorgelegte Modell zur Erfassung journalistischer Qualität beschreibt, was die relevanten
Qualitätsaspekte sind. Es schließt sich die Frage an, wie man diese Qualität messen kann. Dazu wird
man belastbare Aussagen nur dann treffen können, wenn man in empirische Forschung investiert. In
der Praxis gebraucht werden nachvollziehbare und dynamische Scoring-Modelle, die es ermöglichen,
Qualität auf Basis eines gewichteten Kriterienkatalogs real-time zu messen
27
. Wenn wir Qualität nicht
messen, können wir sie nicht kontrollieren. Wer sich Qualitätsjournalismus auf die Fahnen schreibt,
sollte wissen, wie es um die Qualität seiner journalistischen Werke bestellt ist. Measure what you
preach.
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Ein praktischer und viel beachteter Ansatz ist z.B. das Scoring-Verfahren, dass bei der Welt eingesetzt wird, vgl. Wang 2016
12
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Alle im Dokument zitierten Webseiten wurden per 7. Dezember 2016 abgerufen und gemäß diesen Stands verwendet.
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Der Professionalisierungsgrad im Journalismus ist derzeit eher gering. Best practices werden als Erfahrung weitergegeben, unabhängig von einer Reflektion, ob diese Erfahrungen heute noch hilfreich, neutral oder sogar kontraproduktiv sind. Dies entspricht dem Entwicklungsstand der Medizin im 19. Jahrhundert. Erst durch die enge Verzahnung mit Theorie (im Hörsaal), Forschung (im Labor) und Praxis (im Lehrkrankenhaus) gelang die Professionalisierung des medizinischen Berufsstands. Journalismus als eine Technik, mit der sich die Gesellschaft durch die öffentliche Meinung selbst ein Bild von sich macht, sollte eine ähnliche Professionalisierung durchlaufen, was sich durch die Struktur der Ausbildung erreichen lässt.
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The theory of attractive quality and the Kano methodology were introduced about 30 years ago. Since then, research and practitioner communities have adopted both the theory and the methodology, as they help to explain the roles different quality attributes play for customers. This paper reviews 147 research papers published between 1984 and 2012 and identifies three distinct phases in the development of the research field; Emergence, Exploration, and Explosion. In addition to the review of existing literature, the present paper sets the scene for the next phase of the research – Explanation – to further develop the field.
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The proposal that marketing is relevant to all organizations having customer groups was advanced in the January, 1969 issue of this journal. It is now stated that the original broadening proposal should be broadened still further to include the transactions between an organization and all of its publics. The author sees marketing as the disciplined task of creating and offering values to others for the purpose of achieving a desired response. The generic view of marketing is defined by a set of four axioms and leads to new marketing typologies and views of the tasks of marketing management.
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Purpose To innovate the company business model, executives must first understand what it is, and then examine what paths exist for them to improve on it. This article aims to examine this issue. Design/methodology/approach The article provides a practical definition of business models and offers a Business Model Framework (BMF) that illuminates the opportunities for business model innovation. Findings The article finds that BMF sequences possible business models from very basic (and not very valuable) models to far more advanced (and very valuable) models. Using the BMF, companies can assess where their current business model stands in relation to its potential and then define appropriate next steps for the further advancement of it. Practical implications An organization must give a senior manager the resources and authority to define and launch business‐model experiments. Originality/value The article provides a cogent model for assessing the potential for new business model innovation, a framework for carrying it out and a management plan for decision making.