Das Nachdenken über Gott, Götter und Göttliches gehört zu den großen, konstanten Themenkreisen in G.s Oeuvre und durchdringt sowohl die Selbstzeugnisse und autobiographischen Schriften als auch die naturwissenschaftlichen und dichterischen Werke. Seine früh sich herausbildende Überzeugung von der Vollkommenheit und Göttlichkeit des Daseins bekräftigte eine Anschauungsweise, die ihn »Gott in der Natur, die Natur in Gott zu sehen unverbrüchlich gelehrt hatte« (Tag- und Jahreshefte 1811) und die ihn in der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen das Urbildliche, Göttliche einer schöpferisch-wirkenden Kraft erkennen ließ. Diese unerschütterliche Seinsfrömmigkeit entfremdete G. zwar einerseits dem biblischen Inspirations- und Offenbarungsglauben und trug ihm den Beinamen des »großen Heiden« (vgl. Heine, Die Nordsee III; HSA 5, S. 65) ein, ermöglichte ihm aber andrerseits eine von dogmatischen Begrenzungen befreite Weltsicht, der sich das Göttliche in Natur und Kunst, im Wirken einzelner, providentieller Individuen wie in den großen Kulturkreisen aller Zeiten und Völker oder im ethischen Kern der Weltreligionen erschließen konnte.