Das Aufzeichnen der Internetaktivität ist mit der Verknüpfung persönlicher Daten zu einer Schlüsselressource für viele kostenpflichtige und kostenfreie Dienste im Web geworden. Diese Dienste sind zum einen Webanwendungen, wie beispielsweise die von Google bereitgestellten Karten/Navigation oder Websuche, die täglich kostenlos verwendet werden. Zum anderen sind es alle Webseiten, die meist kostenlos Nachrichten oder allgemeine Informationen zu verschiedenen Themen bereitstellen. Durch das Aufrufen und die Nutzung dieser Webdienste werden alle Informationen, die im Webdienst verarbeitet werden, an den Dienstanbieter weitergeben. Dies umfasst nicht nur die im Benutzerkonto des Webdienstes gespeicherte Profildaten wie Name oder Adresse, sondern auch die Aktivität mit dem Webdienst wie das anklicken von Links oder die Verweildauer. Darüber hinaus gibt es jedoch auch unzählige Drittparteien, welche zumeist im Hintergrund in die Webdienste eingebunden sind und das Benutzerverhalten der kompletten Webaktivität - Webseiten übergreifend - mitspeichern sowie auswerten. Der Einsatz verschiedener, in der Regel für den Benutzer verborgener Techniken, dient dazu das Online-Verhalten der Benutzer genau zu verfolgen und viele sensible Daten zu sammeln. Dieses Verhalten wird als Web-Tracking bezeichnet und wird hauptsächlich von Werbeunternehmen genutzt. Die gesammelten Daten sind oft personenbezogen und eine wertvolle Ressourcen der Unternehmen, um Beispielsweise passend zum Benutzerprofil personalisierte Werbung schalten zu können. Mit der Nutzung dieser personenbezogenen Daten entstehen aber auch weitreichendere Auswirkungen, welche sich unter anderem in Preisanpassungen für Benutzer mit speziellen Profilattributen, wie der Nutzung von teuren Endgeräten, widerspiegeln. Ziel dieser Arbeit ist es die Privatsphäre der Nutzer im Internet zu steigern und die Nutzerverfolgung von Web-Tracking signifikant zu reduzieren. Dabei stellen sich vier Herausforderungen, die jeweils einen Forschungsschwerpunkt dieser Arbeit bilden: (1) Systematische Analyse und Einordnung eingesetzter Tracking-Techniken, (2) Untersuchung vorhandener Schutzmechanismen und deren Schwachstellen,(3) Konzeption einer Referenzarchitektur zum Schutz vor Web-Tracking und (4) Entwurf einer automatisierten Testumgebungen unter Realbedingungen, um die Reduzierung von Web-Tracking in den entwickelten Schutzmaßnahmen zu untersuchen. Jeder dieser Forschungsschwerpunkte stellt neue Beiträge bereit, um einheitlich das übergeordnete Ziel zu erreichen: der Entwicklung von Schutzmaßnahmen gegen die Preisgabe sensibler Benutzerdaten im Internet. Der erste wissenschaftliche Beitrag dieser Dissertation ist eine umfassende Evaluation eingesetzter Web-Tracking Techniken und Methoden, sowie deren Gefahren, Risiken und Implikationen für die Privatsphäre der Internetnutzer. Die Evaluation beinhaltet zusätzlich die Untersuchung vorhandener Tracking-Schutzmechanismen und deren Schwachstellen. Die gewonnenen Erkenntnisse sind maßgeblich für die in dieser Arbeit neu entwickelten Ansätze und verbessern den bisherigen nicht hinreichend gewährleisteten Schutz vor Web-Tracking. Der zweite wissenschaftliche Beitrag ist die Entwicklung einer robusten Klassifizierung von Web-Tracking, der Entwurf einer effizienten Architektur zur Langzeituntersuchung von Web-Tracking sowie einer interaktiven Visualisierung des Auftreten von Web-Tracking im Internet. Dabei basiert der neue Klassifizierungsansatz, um Tracking zu identifizieren, auf der Entropie Messung des Informationsgehalts von Cookies. Die Resultate der Web-Tracking Langzeitstudien sind unter anderem 1.209 identifizierte Tracking-Domains auf den meistbesuchten Webseiten in Deutschland. Hierbei wurden innerhalb der Top 25 Webseiten im Durchschnitt 45 Tracking-Elemente pro Webseite gefunden. Der Tracker mit dem höchsten Potenzial zum Erstellen eines Benutzerprofils war doubleclick.com, da er 90% der Webseiten überwacht. Die Auswertung des untersuchten Tracking-Netzwerks ergab weiterhin einen detaillierten Einblick in die Tracking-Technik mithilfe von Weiterleitungslinks. Dabei haben wir 1,2 Millionen HTTP-Traces von monatelangen Crawls der 50.000 international meistbesuchten Webseiten analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass 11,6% dieser Webseiten HTTP-Redirects, verborgen in Webseiten-Links, zum Tracken verwenden. Dies wird eingesetzt, um den Webseitenverlauf des Benutzers nach dem Klick durch eine Kette von (Tracking-)Servern umzuleiten, welche in der Regel nicht sichtbar sind, bevor das beabsichtigte Link-Ziel geladen wird. In diesem Szenario erfasst der Tracker wertvolle Verbindungs-Metadaten zu Inhalt, Thema oder Benutzerinteressen der Website. Die Visualisierung des Tracking Ökosystem stellen wir in einem interaktiven Open-Source Web-Tool bereit. Der dritte wissenschaftliche Beitrag dieser Dissertation ist die Konzeption von zwei neuartigen Schutzmechanismen gegen Web-Tracking und der Aufbau einer automatisierten Simulationsumgebung unter Realbedingungen, um die Effektivität der Umsetzungen zu verifizieren. Der Fokus liegt auf den beiden meist verwendeten Tracking-Verfahren: Cookies (hierbei wird eine eindeutigen ID auf dem Gerät des Benutzers gespeichert), sowie Browser-Fingerprinting. Letzteres beschreibt eine Methode zum Sammeln einer Vielzahl an Geräteeigenschaften, um den Benutzer eindeutig zu (re- )identifizieren, ohne eine eindeutige ID auf dem Gerät zu speichern. Um die Effektivität der in dieser Arbeit entwickelten Schutzmechanismen vor Web-Tracking zu untersuchen, implementierten und evaluierten wir die Schutzkonzepte direkt im Chromium Browser. Das Ergebnis zeigt eine erfolgreiche Reduzierung von Web-Tracking um 44%. Zusätzlich verbessert das in dieser Arbeit entwickelte Konzept “Site Isolation” den Datenschutz des privaten Browsing-Modus, ermöglicht das Setzen eines manuellen Speicher-Zeitlimits von Cookies und schützt den Browser gegen verschiedene Bedrohungen wie CSRF (Cross-Site Request Forgery) oder CORS (Cross-Origin Ressource Sharing). Site Isolation speichert dabei den Status der lokalen Website in separaten Containern und kann dadurch diverse Tracking-Methoden wie Cookies, lokalStorage oder redirect tracking verhindern. Bei der Auswertung von 1,6 Millionen Webseiten haben wir gezeigt, dass der Tracker doubleclick.com das höchste Potenzial besitzt, den Nutzer zu verfolgen und auf 25% der 40.000 international meistbesuchten Webseiten vertreten ist. Schließlich demonstrieren wir in unserem erweiterten Chromium-Browser einen robusten Browser-Fingerprinting-Schutz. Der Test unseres Prototyps mittels 70.000 Browsersitzungen zeigt, dass unser Browser den Nutzer vor sogenanntem Browser-Fingerprinting Tracking schützt. Im Vergleich zu fünf anderen Browser-Fingerprint-Tools erzielte unser Prototyp die besten Ergebnisse und ist der erste Schutzmechanismus gegen Flash sowie Canvas Fingerprinting.