Für nahezu alle deutschen Unternehmen sind Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung ein zentrales Ziel ihrer Organisationsentwicklung (OE). Gefragt nach dem Mitteleinsatz für Personalentwicklung (PE) stellt jedoch die Sozialwirtschaft branchenübergreifend das Schlusslicht dar. Im Vergleich zu profit-orientierten Wirtschaftsbereichen fehlt es der mitunter kleinteiligen Trägerstruktur dieses Wirtschaftssektors an gewachsenen Rahmenbedingungen und maßgeschneiderten Konzepten für ein strategisches Personalmanagement. Das Tätigkeitsfeld in der Sozialwirtschaft erfordert aber hochkompetente Fachkräfte, die im Zuge des bevorstehenden demografischen Wandels und Fachkräftemangels künftig möglichst lange, gesund und motiviert im Job bleiben.
Wir stellen einen multi-modalen Ansatz vor, um evidenzbasierte und maßgeschneiderte PE- und OE-Maßnahmen für die Sozialwirtschaft zu etablieren. Am Beispiel von drei freien Trägern des Sozial- und Gesundheitswesens im Raum Westsachsen verdeutlichen wir die theoriegeleitete Konstruktion von bedarfsgerechten Kompetenzentwicklungsmaßnahmen. Die Bedarfe ergeben sich dabei einerseits aus der Perspektive der Mitarbeiter(innen), abgeleitet aus qualitativen Analysen im Rahmen von Fokusgruppen. Andererseits fließen Ergebnisse aus der Kategorisierung von Anforderungsanalysen mit der Leitungsebene der Praxisunternehmen ein. Wir stellen aus beiden Bereichen der Bedarfsanalysen ein erstes Kompetenzmodell für einzelne Bereiche der Sozialwirtschaft vor und veranschaulichen den Entwicklungsprozess der konkreten Kompetenzentwicklungsmaßnahmen.
Erste Ergebnisse zu den abgeleiteten und exemplarisch durchgeführten Kompetenzentwicklungsmaßnahmen zeigen, wie wichtig eine strukturierte Bedarfsanalyse sowie konkrete Kompetenzmodelle sind. Zudem wird deutlich, wie die Inhalte von den Mitarbeiter(innen) wahrgenommen und bewertet werden. Wir geben Hinweise für einen gelungenen Transfer und präsentieren Möglichkeiten zur strukturierten Erfassung von Veränderungen mittels ökonomischer Wirksamkeitsanalysen.