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Passiv, Possession und Belebtheit

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Abstract

Full-Text: DOI: <dx.doi.org/10.17192/es2017.0003> URL: <http://archiv.ub.uni-marburg.de/es/2017/0003/pdf/syhd-atlas_2017.pdf> Die Vorschau scheint fehlerhaft, die Dokumentdatei ist in Ordnung. In Bezug auf die Kategorie der Diathese können Ereignisse im Deutschen anhand von Aktiv- und Passivsätzen ausgedrückt werden. Für den Ausdruck von Transferrelationen im weitesten Sinne stellt die aktivische, ditransitive Konstruktion, wie sie beispielhaft in (1) dargestellt ist, eine gängige Ausdrucksstrategie dar. Diesem Aktivsatz korrespondieren dabei zwei mögliche Passivkonstruktionen: das werden-Passiv in (2) und das „Dativpassiv” in (3) (vgl. Zifonun/Hoffmann/Strecker 1997: 1788–1858). (1) Der Beamte schickt dem Kunden den Vertrag. (2) Der Vertrag wird dem Kunden (von dem Beamten) geschickt. (3) Der Kunde kriegt den Vertrag (von dem Beamten) geschickt. Zwischen den Referenten der Aktiv-Objekte wird zudem im Verlauf des Transfers ein Possessivverhältnis hergestellt, das adnominal etwa mit den Konstruktionen in (4) bis (6) ausgedrückt werden kann, wobei der possessive „Dativ” in (5) als nicht standardsprachlich gilt (vgl. Duden-Grammatik 2016: 732–733, 837–844). (4) der Vertrag des Kunden (5) dem Kunden sein Vertrag (6) der Vertrag vom Kunden Die Aktivkonstruktion in (1) und die Genitivkonstruktion in (4) sind dabei sprachgeschichtlich älter als die jeweils anderen Konstruktionen. Bei der Herausbildung der Letzteren und ihrer geographischen Verbreitung lassen sich Korrelationen mit der Belebtheits- oder Empathiehierarchie feststellen.
SyHD-atlas
SyHD-atlas: PDF-Version (Zitierversion):
Fleischer, Jürg/Alexandra N. Lenz/Helmut Weiß (2017): SyHD-atlas. Konzipiert von Ludwig M. Breuer.
Unter Mitarbeit von Katrin Kuhmichel, Stephanie Leser-Cronau, Johanna Schwalm und Thomas Strobel.
Marburg/Wien/Frankfurt am Main: dx.doi.org/10.17192/es2017.0003.
••
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
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www.syhd.info
SIMONKASPER
7.3Passiv,PossessionundBelebtheit
KURZ B E S C H R E I B U N G
InBezugaufdieKategoriederDiathesekö nnenEreignisseimDeutschenanhandvonAktiv‑und
Passivsä tzenausgedrü cktwerden.Fü rdenAusdruckvonTransferrelationenimweitestenSinne
stelltdieaktivische,ditransitiveKonstruktion,wiesiebeispielhaftin(1)dargestelltist,einegängige
Ausdrucksstrategiedar.DiesemAktivsatzkorrespondierendabeizweimögliche
Passivkonstruktionen:daswerden‑Passivin(2)unddas„Dativpassiv”in(3)(vgl.
Zifonun/Hoffmann/Strecker1997:1788–1858).
(1) DerBeamteschicktdemKundendenVertrag.
(2) DerVertragwirddemKunden(vondemBeamten)geschickt.
(3) DerKundekriegtdenVertrag(vondemBeamten)geschickt.
ZwischendenReferentenderAktiv‑ObjektewirdzudemimVerlaufdesTransfersein
Possessivverhältnishergestellt,dasadnominaletwamitdenKonstruktionenin(4)bis(6)
ausgedrü cktwerdenkann,wobeiderpossessive„Dativ”in(5)alsnichtstandardsprachlichgilt(vgl.
Duden‑Grammatik2016:732–733,837–844).
(4) derVertragdesKunden
(5) demKundenseinVertrag
(6) derVertragvomKunden
DieAktivkonstruktionin(1)unddieGenitivkonstruktionin(4)sinddabeisprachgeschichtlichälter
alsdiejeweilsanderenKonstruktionen.BeiderHerausbildungderLetzterenundihrer
geographischenVerbreitunglassensichKorrelationenmitderBelebtheits‑oder
Empathiehierarchiefeststellen.
DasEreignisenthä ltein„echtes”Agens,d.h.einenTeilnehmer,demzweckgerichtetesHandeln
zugeschriebenwird.
Und/oderdasEreignisenthä lteinephysischeodermetaphorischeKraftü bertragung(„force”)von
einemTeilnehmeraufeinenanderen,derdavonauchtatsächlichbetroffenist.
IstnurBedingung(7)erfu
̈ llt,habenwiresmiteinemProto‑Agenszutun,dasverantwortlich
handeltundalleMerkmaleaufweist,dieAgentiainderRegelzugeschriebenwerden(z.B.diejenigen
inDowty1991,Primus1999,2002sowieKasper2015b).Bedingung(7)istauchdiemaßgebliche
fü runpersö nlichePassive.IstnurBedingung(8)erfü llt,habenwiresmiteinemProto‑Agenszutun,
das„bloß”Verursacherist.Diesesgenü gtfü rdieBildungeinespersönlichenPassivs.Sindbeide
Bedingungenerfü llt,istdasProto‑AgenseinverantwortlicherVerursacher.
ObwohldieseRestriktionenfü rdaswerden‑Passivformuliertwurdenundprimä rdieDemovierung
desAktiv‑Subjektsbetreffen,scheinensieebenfallsaufdas„Dativpassiv”zuzutreffen.Dieses
unterliegtdanebenaberzusä tzlichenRestriktionen,dienunnichtmehrprimärdieMö glichkeit
betreffen,dasProto‑Agenszudemovieren,sonderndie,denProto‑RezipientenzumSubjektdes
„Dativpassiv”zupromovieren.Diewichtigstedavonistin(9)aufgefü hrt.
(7)
(8)
Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
Eine prototypische Transferrelation besteht zwischen einem Proto-Agens (jemand, der
transferiert), einem Proto-Rezipienten (jemand, (zu) dem transferiert wird) und einem Proto-
Patiens (etwas, das transferiert wird). In der ditransitiven Konstruktion in (1) werden diese
Teilnehmer als Subjekt, indirektes Objekt im Dativ (selten im Akkusativ, wie mit lehren) und als
direktes Objekt im Akkusativ realisiert. Beim werden- oder Patienspassiv in (2) wird das Proto-
Patiens (das Akkusativobjekt des Aktivsatzes) zum Subjekt „promoviert”, während der Kasus des
Proto-Rezipienten im Vergleich zum Aktivsatz gleichbleibt. Beim „Dativ-” oder Rezipientenpassiv
in (3) wird der Proto-Rezipient des Aktivsatzes (das Dativobjekt) zum Passiv-Subjekt provomiert,
während der Kasus des Proto-Patiens gleichbleibt. Das Auxiliar ist kriegen, bekommen oder
erhalten. Das Subjekt des Aktivsatzes kann implizit bleiben oder durch eine Präpositionalfügung
ausgedrückt werden. In beiden Fällen wird das Aktiv-Subjekt „demoviert”.
Welche Aktiv- und damit auch ditransitiven Konstruktionen in ein werden-Passiv umgeformt
werden können, unterliegt dabei bestimmten semantischen Restriktionen, die bereits vielfach
diskutiert worden sind (vgl. Kasper 2008 für einen Überblick und Kasper 2015b: 404–411, 420–
424 für einen Alternativvorschlag). Die Konversion eines Aktivsatzes in ein „Dativpassiv” unterliegt
dabei strengeren Restriktionen als seine Konversion in ein werden-Passiv, wobei es keinen
Aktivsatz geben sollte, von dem ein „Dativpassiv”, aber kein werden-Passiv gebildet werden kann.
Die Konversion von einem Passivsatz mit ausgedrücktem Proto-Agens zu einem Aktivsatz ist
dagegen immer möglich.
Als Annäherung an die Bedingungen, denen die Konversion eines Aktivsatzes zu einem werden-
Passiv unterliegt, genügt es, darauf hinzuweisen, dass folgende Bedingungen für ein werden-Passiv
erfüllt sein müssen, und das heißt primär, für die Demovierung des Aktiv-Subjekts:
SyHD-atlas
– 650 –
DETAILBESCHREIBUNG
Beide Passivkonstruktionen sind im Vergleich zum aktivischen Ausdruck jünger und das
„Dativpassiv” ist wiederum jünger als das werden-Passiv (vgl. Fleischer & Schallert 2011: 133–136,
Lenz 2013: 330–333). Für die Herausbildung beider Konstruktionen können jeweils
Grammatikalisierungsprozesse in Anschlag gebracht werden, die bekanntlich die Ausweitung einer
Konstruktion auf neue Kontexte bzw. die Erweiterung der mit ihr ausdrückbaren Bedeutung
beinhaltet (vgl. Heine & Kuteva 2008). In diesem Zusammenhang sind für beide
Passivkonstruktionen Wandelphänomene zu beobachten, die sich auch auf den Raum abbilden
lassen.
Die Ergebnisse von Primus (2011) zum unpersönlichen Passiv und die Diagnosen von Eroms
(1978) sind so interpretierbar, dass das Kriterium in (7) entlang der Empathiehierarchie, die auch
eine Hierarchie der abnehmenden Agentivität ist (vgl. Kasper 2015b: 364–374), zunehmend
aufgeweicht wird: Das Aktiv-Subjekt muss nicht mehr alle Agens-Eigenschaften, und das heißt:
Eigenschaften von Personen, aufweisen.
Hinsichtlich Bedingung (8) ist beim (persönlichen) werden-Passiv nicht auszuschließen, dass die
Möglichkeit, es mit unbelebten Proto-Agentia zu bilden, älter als die schriftlichen Zeugnisse sind,
die uns für das Deutsche zur Verfügung stehen. Die Herausbildung des „Dativpassivs” ist eng an die
Semantik des Verbs kriegen und dessen historischen Wandel gebunden (vgl. dazu grundlegend Lenz
2013, daneben Teuber 2005: 84–100). Die historischen Belege für dieses Verb weisen darauf hin,
dass es als intransitives Verb anfangs „echte” Agentia selegiert hat und dass die agenskorrelierten
Eigenschaften des selegierten Teilnehmers in der Sprachgeschichte des Deutschen kontinuierlich
abgenommen haben, so dass aus einem selegierten Proto-Agens ein Proto-Rezipient geworden ist,
der sich beispielsweise nach Primus (1999, 2002) durch reduzierte Agentivität auszeichnet,
während Proto-Patiens-Teilnehmer keine Eigenschaften eines Proto-Agens aufzuweisen brauchen.
Eines der „Grenzkriterien”, nicht nur für mögliche Agentivität, sondern auch für Proto-
„Rezeptivität”, stellt dabei die Kapazität zur Wahrnehmung dar, bzw. die Kapazität, ein wie immer
geartetes Interesse („Pertinenzdativ”) an einem Ereignis zu haben („sentience” bei Dowty 1991 und
Primus 1999, 2002; „internal actional involvement” in Kasper 2015b). Dieses Kriterium findet sich
auch oben in Bedingung (9) wieder.
Die Kennzeichen der drei oben genannten Passivrestriktionen sind Agenspotenzial in (7),
Verursachungspotenzial in (8) und ein „mentales Potenzial” in (9). Der gemeinsame Nenner dieser
Potenziale könnte die Belebtheits- oder Empathiehierarchie in (10) sein, die von rechts nach links
jeweils einen Potenzialanstieg darstellt (zur Hierarchie vgl. Kasper 2015a).
Selbst>Du>kin>menschlich>belebt>unbelebt(anthropomorph)>unbelebt>Menge/Masse>
abstrakt
EineDesemantisierungdeswerden‑Passivskö nntealsoentlangdieserHierarchieerfolgen,sodass
(unpersö nliche)werden‑PassiveauchmitProto‑Agentenunterhalbdermenschlich‑oderbelebt‑
(10)
Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
SyHD-atlas
– 651 –
Das Ereignis enthält einen mental involvierten Proto-Rezipienten.
(9)
Einheitoder(persö nlichewerden‑Passive)bereitsmitabstraktenVerursachernmöglichsind.Eine
Desemantisierungdes„Dativpassivs”wü rdeebenfallsdasKriteriumeinesmindestensbelebten
Proto‑Rezipientenaufweichen.
Esistalsozufragen,obkriegenimRezipientenpassivsoweitgrammatikalisiertist,dassauchProto‑
RezipientenzumSubjektinTransferrelationenpromoviertwerdenkö nnen,diedas
Belebtheitsmerkmalnichtmehraufweisen.
HinsichtlichdieserFrageergebensichinteressanteQuerbezü gezumPhä nomenderadnominalen
Possession.DortexistiertdieGenitiv‑Konstruktion,diedurch(4)repräsentiertwird,schonseit
voralthochdeutscherZeit,währendderpossessive„Dativ”unddievon‑Konstruktionjü nger(und
relativgleichalt)sind(vgl.Behaghel1932:177–194,Kasper2015c).
Eshatsichgezeigt,dassderpossessiveDativvomTypderGertrudihreBrilleeine
Ausdrucksmö glichkeitfü rBesitzimengerenSinneist,dieeinenmindestensbelebtenPossessor
erfordert,dassdieKonstruktionaberzunehmendentlangderin(10)genannten
Empathiehierarchiegrammatikalisiert–unddasheißt,imgleichenSinnewiedas
„Dativpassiv”desemantisiert–wird.Wä hrenddieKonstruktionmitmenschlichemPossessorim
gesamtenErhebungsgebietverbreitetist,könnenineinigenRegionen(bereits)unbelebte,aber
anthropomorphePossessoreneingesetztwerden,wä hrendunbelebteundgleichzeitignicht
anthropomorphePossessorennichtindieserKonstruktionauftreten.
Esgiltalsozuklä ren,
obindenDialektenHessensdieBelebtheits‑bzw.Empathiehierarchieverschiedenen
KonstruktionennichtnurdenGrammatikalisierungspfadvorgibt,sondernauchzudemgleichen
GrammatikalisierungsgradbeimPassivundderadnominalenPossessionfü hren,oder
obdieGrammatikalisierungsgradedieserKonstruktionensichjeweilszwarunterscheiden,abersich
derBelebtheits‑/EmpathiehierarchiegewissermaßenalsGrammatikalisierungspfad„bedienen”.
WenngleichderersteFallaufdenerstenBlickunwahrscheinlicherscheinenmag,soistdochauf
denä ußerstengenZusammenhangderbeidenPhä nomenezuverweisen.ImkonzeptuellenKern
sindadnominalausgedrü cktePossessivrelationenstatischeBeziehungenzwischeneinem
PossessorundeinemPossessum,wiedieBeispiele(4)bis(6)zeigen.DieKonzeptstrukturvon(1)
bis(3)lä sstsichalsverursachterBesitzwechselbeschreiben(vgl.z.B.vanValin2005)unddie
Konzeptstrukturvon(4)bis(6)entsprichtdemstatischenletztenTeilereignisinder
Konzeptstrukturvon(1)bis(3),indemderProto‑RezipientnunderPossessorunddasProto‑
PatiensdasPossessumdarstellt.DadieGebrauchsbedingungenderPossessivkonstruktionen
nachweislichinengemZusammenhangmitBelebtheit/Empathiestehen,erscheintdieErwartung
ä hnlicherBedingungenfü rdas„Dativpassiv”,unddamitdieErwartungä hnlicher
GrammatikalisierungsgradeundGrammatikalisierungspfade,nichtunplausibel.
(11)
(12)
Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
SyHD-atlas
– 652 –
Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
SyHD-atlas
– 653 –
SPRACHGEOGRAPHISCHE VERTEILUNG
Leitet man aus den alternativen Hypothesen in (11) und (12) Vorhersagen für die
sprachgeographische Verteilung des „Dativpassivs” ab, so würde man im Falle der Hypothese in
(11) eine areale Verteilung für das „Dativpassiv” erwarten, die derjenigen für possessive „Dative” in
etwa gleicht. Trifft der in (12) geschilderte Fall zu, würde man erwarten, dass die
Passivkonstruktionen und die Possessivkonstruktionen jeweils unterschiedliche
Grammatikalisierungsgrade aufweisen, sich aber beide an der Belebtheits-/Empathieskala
„abarbeiten”. Das werden-Passiv sollte durch die Bedingung in (8) lizenziert sein und damit ohnehin
zur Verfügung stehen.
Was die bekannte areale Verbreitung der genannten Konstruktionen angeht, so ist ohne
anderslautende Evidenz von dem Vorhandensein des werden-Passivs in den Nonstandardvarietäten
des Deutschen auszugehen, auch wenn werden nicht in allen davon das gängige Auxiliar darstellt
(vgl. dazu die Literaturhinweise in Lenz 2007: 58, Fn. 16).
Die sprachgeographische Verteilung des „Dativpassivs” mit kriegen unter verschiedenen
Gebrauchsbedingungen ist für die Dialekte Hessens bereits bekannt (vgl. 2.3). Zur Panchronie von
kriegen vgl. Lenz (2013).
In Bezug auf die sprachgeographische Verteilung der adnominalen Possessivkonstruktionen in den
Dialekten Hessens liegen die Ergebnisse aus SyHD (vgl. 3.5) vor (vgl. außerdem Kasper 2015a sowie
für die panchronische Perspektive Kasper 2015c).
Ein eventueller Zusammenhang zwischen den Grammatikalisierungspfaden und -graden der Passiv-
und Possessivkonstruktionen und damit Korrelationen zwischen ihren jeweiligen
sprachgeographischen Verteilungen ist bisher nicht bekannt.
ERLÄUTERUNGENZURERHEBUNGINSYHD
Der Frage nach dem Grammatikalisierungsgrad des „Dativpassivs” wurden zwei Aufgaben
gewidmet. Als Aufgabentyp wurde die Ankreuzaufgabe gewählt, bei der ein werden-Passiv und ein
„Dativpassiv” mit kriegen zur Auswahl standen. Die Aufgaben wurden methodisch eng an diejenigen
zum „Dativpassiv” und zur adnominalen Possession angelehnt. Wie bei Ersteren wurde der
einleitende lebensweltliche Kontext so konstruiert, dass der Proto-Rezipient in den angebotenen
Antworten als Topik fungieren kann und das Proto-Agens durch geringe Referentialitäts- und
Individuiertheitswerte präferiert demoviert und weggelassen wird. Wie bei Letzteren wurden
referentiell-semantische Parameter für die involvierten Teilnehmer gewählt, die denjenigen von
Aufgabe E2_14 und E3_13 nachempfunden sind. In diesen Aufgaben sollte eine
Possessivkonstruktion für einen humanen Possessor (dort: Gertrud) und ein unbelebtes Possessum
(dort: Brille) bzw. für einen unbelebten, aber anthropomorphen Possessor (dort: Puppe) und ein
unbelebtes Possessum (dort: Fuß) produziert werden. Diese Parameter finden sich in den beiden
AufgabenhierzumPassivwieder.EshandeltsichumeineRelationzwischeneinerFraualseinem
Proto‑RezipientenundihrerFingerkuppealseinemProto‑PatienssowieumeineRelationzwischen
einerPuppealsProto‑RezipientundihremBeinalsProto‑Patiens.DamitsinddieParameter,die
nachweislichdenGebrauchbestimmterPossessivkonstruktionenlizenzieren,auchalsmögliche
FaktorenimGebrauchvonPassivkonstruktionenüberprüfbar.
ERGEBNISSE
Wie die Karten in (13) illustrieren, ist das „Dativpassiv” die am häufigsten angekreuzte Variante in
beiden Aufgaben. Bei Aufgabe E1_04 (Tochter, Fingerkuppe) entfallen 40,8% der Kreuze auf das
werden-Passiv, 53,5% auf das „Dativpassiv” und in 5,6% der Fälle ergänzten die Gewährspersonen
eine Aktivstruktur. Bei Aufgabe E1_24 (Puppe, Bein) entfallen 43,7% der Kreuze auf das werden-
Passiv, 52,5% auf das „Dativpassiv” und 3,8% der Gewährspersonen gaben eine eigene
Aktivstruktur an.
Die Zahlen für die präferierte Varianten sind nahezu die gleichen. Die Abweichungen zu den als
möglich angekreuzten Varianten liegen bei höchstens 1,2% pro Wert.
(13) ERG E B N I S S E Z U M PASSIVMITMENSCHLICHEMREZIPIENTEN(E1_04)UNDMIT
UNBELEBTEM,ANTHRO P O M O R P H E M R E Z I P I E N T E N ( E 1 _ 2 4 )
DieErgebnissezubeidenAufgabenähnelnsichnichtnurhinsichtlichderrelativenAnteileder
mö glichenAntworteninerstaunlicherWeise,sondernauchindergeographischenVerteilungder
mö glichenVarianten.Soistdas„Dativpassiv”nurinwenigenRegionennichtdievorherrschende
Variante,nämlichimnö rdlichstenHessen,ineinembegrenztenosthessischenGebietundam
WestzipfelvonMittelhessen.Dortwurdedaswerden‑Passivhä uigergenannt.MitAusnahmedes
©GeoBasisDE/BGK<www.bkg.bund .de>2016
Baden
Wü rt
tembe rg
Rh einlan d
Pfalz B aye rn
Th üri ngen
Ni edersa chsen
No rdrhei nWestfal en
Dat ivpas siv:
Rezi
pie nt Fingerkuppe annähen (B;E1_04 )
Anteil„mö glicher“Va r ianten(n=10 5 9)
Dativpassiv(567)
werdenPassiv(432)
AktivKonstruktionen(59)
sonstige(1)
©DFGPr o jekt"Syntaxhessisch e r Dialekte "
©GeoBasisDE/BGK<www.bkg.bund .de>2016
Baden
Wü rt
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pie nt Puppenbeinannähen (B;E1 _2 4)
Anteil„mö glicher“Va r ianten(n=10 7 2)
Dativpassiv(563)
werdenPassiv(468)
AktivKonstruktionen(41)
sonstige(0)
©DFGPr o jekt"Syntaxhessisch e r Dialekte "
Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
SyHD-atlas
– 654 –
Winter.
Dowty,David(1991):ThematicProto‑RolesandArgumentSelection.In:Language67:547–619.
Duden(2016):Duden.DieGrammatik.Unentbehrlichfü rrichtigesDeutsch.Herausgegebenvon
derDudenredaktion.9.,vollstä ndigü berarbeiteteundaktualisierteAulage.Berlin:
Dudenverlag.
Eroms,Hans‑Werner(1978):ZurKonversionderDativphrasen.In:Sprachwissenschaft3:357–
405.
Fleischer,Jürg/OliverSchallert(2011):HistorischeSyntaxdesDeutschen:eineEinfü hrung.
Tü bingen:Narr.
Heine,Bernd/TaniaKuteva(2007):Thegenesisofgrammar:areconstruction.(Studiesinthe
EvolutionofLanguage.)Oxford:OxfordUniversityPress.
Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
SyHD-atlas
– 655 –
Westzipfels stimmt diese Verbreitung des „Dativpassivs” gut mit denen überein, die im Rahmen von
SyHD erhoben worden sind (vgl. 2.3). Das gilt tendenziell auch für die außerhessischen Orte.
Gehäufte Anteile an Aktivvarianten sind am ehesten ganz im Norden auszumachen, also dort, wo
auch relativ wenige Nennungen des „Dativpassivs” zu verzeichnen sind.
Was die Beziehung der beiden Passivvarianten zueinander betrifft, so lässt sich konstatieren, dass
die Gewährspersonen bei einem topikalisierten Proto-Rezipienten und einem Proto-Agens mit
niedriger Referentialität eher dazu neigen, das Komplement zuerst zu realisieren, das auch den
Subjektskasus trägt, und damit das Rezipientenpassiv bevorzugen.
Schließlich kann eine tentative Antwort auf die beiden Fragen in (11) und (12) gegeben werden, in
denen es darum ging, ob in den Dialekten Hessens die Belebtheits- bzw. Empathiehierarchie zu den
gleichen Grammatikalisierungspfaden und -graden verschiedener Konstruktionen führt oder ob die
Grammatikalisierungsgrade verschiedener Konstruktionen sich jeweils zwar unterscheiden, sich
aber dennoch an der Belebtheits-/Empathiehierarchie gewissermaßen „abarbeiten”. Hier zeigen die
Resultate recht eindeutig, dass Letzteres der Fall ist. Während wir bei der adnominalen Possession
gegenwärtig Zeuge werden, wie entlang der Belebtheits-/Empathiehierarchie Grammatikalisierung
vonstattengeht, scheinen ganz ähnliche semantische Relationen im Rezipientenpassiv schon weiter
in der Grammatikalisierung – und das heißt, auf ihrer Wanderung entlang der Belebtheits-/
Empathiehierarchie – fortgeschritten zu sein: Der anthropomorphe Possessor lizenziert nur im
Süden Hessens auch den possessiven „Dativ”, aber der anthropomorphe Rezipient lizenziert das
Rezipientenpassiv – in verschiedenem Maße zwar, aber dennoch – im gesamten hessischen Raum.
So wie die possessive Konstruktion mit von die im Gebrauch kaum restringierte „Default”-Variante
für die adnominale Possession darstellt und der possessive „Dativ” nur unter speziellen, aber sich
verbreiternden Bedingungen die präferierte Variante ist, so scheint analog dazu Ähnliches für die
Beziehung von werden- und „Dativpassiv” zu gelten.
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Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
SyHD-atlas
– 656 –
Anhang:Einzelkarten
©GeoBasisDE/BGK<www.bkg.bund.de>2016
Baden
Württem
berg
Rheinland
Pfalz Bayern
Thüringen
Niedersachsen
NordrheinWestfalen
Dativpassiv:
Rezipie
nt Fingerkuppeannähen (B;E1_04)
Anteil„möglicherVarianten(n=1059)
Da tivpassiv(567)
we rdenPassiv(432)
AktivKon struktionen(59)
so nstige(1)
©DFGProjekt"SyntaxhessischerDialekte"
Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
SyHD-atlas
– 657 –
EINZELKART E N KOMMENTA R : E 1 _ 0 4
DieKartezeigtdierelativeVerbreitungfü rdas„Dativpassiv”,daswerden‑Passivund
Aktivkonstruktionen.Das„Dativpassiv”wurdedabei567mal(53,5%),daswerden‑Passiv432mal
(40,8%)undeineAktivkonstruktion59mal(5,6%)gewä hlt.Fü rdiemeisteninnerhessischen
Regionenzeigtsicheinestä rkereVerbreitungdes„Dativpassivs”.Besondersstarkvertretenistesim
Zentralhessischenundmittlerenbisö stlichenRheinfränkischen.Inetwasostarkverbreitetwiedas
werden‑PassivistesimzentralenNordhessischenundimOsthessischen.Daswerden‑Passiv
ü berwiegtimä ußerstenNorden,ineinigenosthessischenOrtensowieamWestzipfeldes
Zentralhessischen.ImhessischenNordenindensichauchdiemeistenBelegevonAktivvarianten.
ImaußerhessichenNordenundNordostentrittdas„Dativpassiv”nichtauf.Dortü berwiegtdas
werden‑Passiv.
Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
SyHD-atlasSyHD-atlas
– 658 –
©GeoBasisDE/BGK<www.bkg.bund.de>2016
Baden
Württemb
erg
Rheinland
Pfalz Bayern
Thüringen
Niedersachsen
NordrheinWestfalen
Dativpassiv:
Rezipien
tPuppenbeinannähen (B;E1_24)
Anteil„möglicherVarianten(n=1072)
Da tivpassiv(563)
we rdenPassiv(468)
AktivKon struktionen(41)
so nstige(0)
©DFGProjekt"SyntaxhessischerDialekte"
Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
SyHD-atlasSyHD-atlas
– 659 –
EINZELKART E N KOMMENTA R : E 1 _ 2 4
DieKartezeigtdierelativeVerbreitungfü rdas„Dativpassiv”,daswerden‑Passivund
Aktivkonstruktionen.Mit563weistdas„Dativpassiv”diemeistenNennungenauf(52,5%),gefolgt
vomwerden‑Passivmit468(43,7%)unddenAktivkonstruktionenmit41(3,8%)Nennungen.Es
zeigtsichein„Ballungsgebiet”des„Dativpassivs”,dassichü berdasZentralhessischeinsmittlerebis
ö stlicheRheinfrä nkischeerstreckt.DeraußerhessischeWestenunddasmittlereNordhessensind
ebenfallsvondieserVariantegeprägt.Daswerden‑Passivistbesondersstarkimä ußersten
Nordhessen,ineinigenosthessischenOrten,demaußerhessischenNordostenundamWestzipfel
desZentralhessischenvertreten.DiewenigenAktivbelegeindensichvermehrtganzimNorden
Hessens.
Simon Kasper
7.3 Passiv, Possession und Belebtheit
SyHD-atlasSyHD-atlas
– 660 –
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Chapter
Full-text available
You can find the published text version here: <https://www.uni-marburg.de/de/fb09/dsa/einrichtung/personen/wissenschaftler/kasper/publikationen-und-vortraege>The present article is an attempt towards a unified picture about some central syntactic and semantic changes within complex (possessive) noun phrases in German. Firstly, the expressive adnominal strategies for possessive relations in German are presented and the semantic concept of possession characterized. After that major changes in the syntax–semantics linking within German adnominal (possessive) constructions throughout different historical periods are traced as well as changes that are of a purely structural kind. In what follows these changes are modeled using the Role and Reference Grammar framework and a unification of the observed data is attempted. The main components of this unification are: 1) The prenominal position in complex German noun phrases becomes successively reanalyzed as a position for article expressions, i.e., Role and Reference Grammar operators. 2) This development competes with the tendency to have the more referential/definite/agentive entity in the relation to be expressed before the less referential/definite/agentive expression in the noun phrase. 3) Changes in the syntax–semantics linking of adnominal possession in the periods of German can partially be explained as a result of this competition.
Thesis
Full-text available
Update 2020: This thesis was my first attempt to write in English about a linguistic topic and I am really glad to see how many people are interested in it. At the same time I am well aware that it contains many grammatical mistakes and a clumsy writing style. If I find the time someday, I will provide a revised version. Best regards, SK
Book
Bringing together evidence from natural and social sciences, the work introduces the non-reductionist Instruction Grammar programme. Viewed from within the practicalities of the lifeworld, utterances are described as instructions to simulate perceptions and attributions for action. The approach provides solutions to long-standing philosophical problems of cognitive grammar theories and traditionally puzzling syntactic phenomena. http://www.degruyter.com/view/product/458273?format=G
Chapter
Die publizierte Version des Textes findet sich auf meiner Homepage unter <https://www.uni-marburg.de/de/fb09/dsa/einrichtung/personen/wissenschaftler/kasper/publikationen-und-vortraege> In den Varietäten unterhalb der deutschen Standardsprache gibt es diverse Möglichkeiten, Zugehörigkeitsrelationen zu kodieren, zu denen u.a. Besitz-, Teil-Ganzes-, Verfügungs- und Verwandtschaftsrelationen zählen. Die wichtigsten Strategien zum Ausdruck (ad)nominalen Zugehörigkeitsrelationen sind die Präpositionalkonstruktion (das Auto von Harald), das Kompositum (die Haustür) und der sogenannte „adnominale possessive Dativ“ (meinem Vater sein Hut, vgl. Behagel 1923: 638, Weise 1898, Mironow 1957, Schirmunski 1962), der allerdings in Abhängigkeit vom Dialektraum auch die Form eines Akkusativs haben kann (den Vater sein Haus) (vgl. Schirmunski 1962: 432ff.). Dafür fehlt in diesen Sprechlagen weitgehend der standarddeutsche adnominale Genitiv (Karls Haus, das Haus des Vaters). Die genannten Konstruktionen sind dabei nicht verschiedene Ausdrucksmittel für gleichartige Relationen, sondern die Art der Zugehörigkeitsrelation korreliert mit der Akzeptabilität der Konstruktion als Kodierungsmittel dieser Relation (vgl. Seiler 1983). Als zentrale semantische Faktoren, die diese Variabilität steuern, werden unter anderem Kontrolle, Alienabilität, Empathie, Inhärenz, Belebtheit und Subjektivität bzw. Objektivität diskutiert (vgl. Seiler 1983, Lehmann 1996, Stolz et al. 2008, McGregor 2009). Im Vortrag soll die Spannbreite der Possessivkonstruktionen in den hessischen Dialekten beschrieben werden, wie sie im Rahmen des Projekts „Syntax hessischer Dialekte (SyHD)“ derzeit erhoben werden. In SyHD wird dieses Phänomen nicht nur erstmals systematisch für einen Raum erhoben, um den tatsächlichen Bestand an Ausdrucksvarianten zu dokumen-tieren, sondern auch Semantik soll in den Blick rücken, indem die Zugehörigkeitsrelationen zwischen Possessor und Possessum so variiert werden, dass dies Rückschlüsse auf die Ausdrucksvarianten in Abhängigkeit von semantischen Faktoren zulässt. Dabei zeigt sich, dass Präpositionalkonstruktion und possessiver Dativ keine gleichwertigen Konstruktionen sind und dass die steuernden Prinzipien den in der Literatur postulierten möglicherweise zuwiderlaufen. Zitierte Literatur: Lehmann, Christian (1996): Possession in Yucatec Maya. Newcastle: Lincom. McGregor, William (Hrst.) (2009): The expression of possession. Berlin/New York: de Gruyter. Mironow, S. A. (1957): Zur vergleichenden Formenlehre der deutschen Mundarten. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 79. Sonderband. S. 388– 414. Schirmunski, Viktor M. (1962): Deutsche Mundartkunde. Berlin: Akademie. Seiler, Hansjakob (1983): Possession as an operational dimension of language. Tübingen: Narr. Stolz, Thomas/Kettler, Sonja/Stroh, Cornelia/Urdze, Aina (2008): Split possession. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins. Weise, Otto (1898): Dem Vater sein Haus. In: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 12. S. 287–291.
Article
While all languages can achieve the same basic communicative ends, they each use different means to achieve them, particularly in the divergent ways that syntax, semantics and pragmatics interact across languages. Written within the framework of Role and Reference Grammar, which proposes a set of rules to link semantic and syntactic relations to each other, this book discusses in detail how structure, meaning, and communicative function interact in human languages. Clearly written and comprehensive, it will be welcomed by all those working on the interface between syntax, semantics and pragmatics.
Article
This paper discusses the semantic constraints on impersonal passives in several languages, including German and Dutch. Corpus data support earlier assumptions that the situation denoted by impersonal passives is a homogeneous (e.g. atelic) event. Telic (or unaccusative) verb lexemes can be used in the impersonal passive if they are forced into event-structural homogeneity. I will attempt to derive this event-structural restriction from the referential demotion of the subject argument. In this view, the telicity restriction is not a strict independent constraint but rather an epiphenomenon of the referential non-individuation of the argument undergoing a change of state. Another widely acknowledged claim is that impersonal passives in some languages including German, Dutch, and Icelandic are restricted to human (or animate) agents. I will show that this condition turns out to be too restrictive for Dutch and German, once real discourse data are considered. In order to capture the cross-linguistic variation, I will draw upon notions related to proto-agentivity instead of animacy. In my analysis, both constraints on impersonal passives are tied to the meaning of the demoted argument. The event-structural telicity restriction is a consequence of its demoted referential properties, animacy is an effect of its proto-agent properties.
  • Alexandra N Lenz
Lenz, Alexandra N. (2007): Zur Grammatikalisierung von geben im Deutschen und Leẗzebuergeschen. In: Zeitschrift fur Germanistische Linguistik 35: 52-82.