Patienten-Widerrufe sind in der medizinischen Forschung ein vernachlässigtes Thema. Meist werden die Probanden in den Studieninformationen und -einwilligungen lediglich darüber belehrt, dass sie widerrufen dürfen. Demgegenüber sind ganze Listen von Einwilligungsoptionen weit verbreitet. In großen heterogenen Forschungsnetzen mit einer Vielzahl an Studien kumulieren sich diese Einwilligungsoptionen und stellen die Verantwortlichen im Falle eines Patienten-Widerrufs vor das Problem, über die weitere Verwendbarkeit und datenschutzkonforme Handhabung von Daten und Biomaterialien entscheiden zu müssen.
Dieser Artikel beleuchtet die Problematik der Interpretation von Patientenwiderrufen am Beispiel des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS), das unter seinem Dach zur Zeit mehr als zehn Studien, Kohorten und Register versammelt, und zeigt erste Lösungsvorschläge für das Widerrufsproblem in Form von beispielhaften "Widerrufs"-Textpassagen für Patienteninformationen und –einwilligungen, einem Widerrufsformular und einer Checkliste für die Bearbeitung von Widerrufsfällen auf.