Oder am Anfang war das Spiel: gegen Erbauung und für die Paradoxie. Hugo Ball hat es so gesehen, und er wußte auch, daß es vor ihm schon Ansätze gab, den Phantasieprozeß zu fördern. Die Zaoum-Sprache der Russen etwa, Klebnikov hat ein ganzes Wörterbuch dieser Sternen-Sprache hergestellt. Kandinsky entwarf 1912 Gedichte ohne jeglichen semantischen Sinn, berichtet Hausmann. Paul Scheerbart und Christian Morgenstern waren schon um die Jahrhundertwende tätig im Metier des Sprach-Nonsens. Eine Tradition begründete sich. Fünfzig Jahre später ging der Wiener Neo-Dadaismus aus ihr hervor. Das zur Erinnerung — Gerhard Rühm hat es aufgezeichnet. So haltbar also war das. So haltbar ist das, denn bis heute hält sich die ebenso lustige wie lustvolle Destruktion. Der sprachbesessene Scherz, die heitere Wortakrobatik. Das ästhetische Produzieren wird zur Diät im Zeitalter der Ungeheuerlichkeiten, schreibt Ball in Flucht aus der Zeit (Notate der Jahre 1913–15). »Alle lebendige Kunst aber wird irrational, primitiv und komplexhaft sein, eine Geheimsprache führen und Dokumente nicht der Erbauung, sondern der Paradoxie hinterlassen.« So geschah es. Nicht Tiefsinn als Trübsinn, nein, davon hatte man genug, jetzt konnte nur der blanke Unsinn noch helfen.