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Die Praxis der Relevanzbeurteilung von Google-Nutzern auf dem Prüfstand: eine Eye-Tracking-Studie

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Diese Bachelorarbeit geht der Frage nach, ob Suchmaschinennutzer der durch Google vorgegebenen Trefferreihenfolge mehr vertrauen als ihren eigenen Relevanzurteilen. Dafür wurde eine Studie aus dem Jahr 2007 repliziert. Kernbestandteil beider Arbeiten ist ein Eye-Tracking-Experiment. Dabei wurden den Probanden ohne deren Kenntnis Google-Ergebnisseiten in zum Teil manipulierter Form präsentiert, womit Rechercheaufgaben zu lösen waren. Währenddessen wurde das Blick- und Klickverhalten aufgezeichnet. Zusätzlich sollte die Relevanz der betrachteten Suchergebnisse bewertet werden. Alle erhobenen Daten wurden später statistisch ausgewertet. Die US-amerikanischen Teilnehmer der zu replizierenden Studie wiesen ein großes Vertrauen Google gegenüber auf. Dies offenbarte sich darin, dass sie sich in ihrem Blick- und Klickverhalten eher von der Position als von der selbst bewerteten Relevanz eines Google-Ergebnisses leiten ließen. Im wiederholten Experiment dieser Abschlussarbeit standen Hamburger Studierende als Probanden zur Verfügung. Sie unterlagen aufgrund der manipulierten Ergebnislisten wie auch die Teilnehmer der Referenzarbeit einer gewissen Verunsicherung. Dies äußerte sich unter anderem durch ein längeres Verweilen auf den manipulierten Google-Ergebnisseiten. In ihrer Entscheidung, einen der Treffer anzuklicken, war jedoch der Einfluss der Treffer-Relevanz größer als der Rang innerhalb der Ergebnisliste. Daraus kann auf ein emanzipiertes Rechercheverhalten der Probanden des vorliegenden Experiments geschlossen werden. Dadurch wird die Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit verneint, die lautet, ob sich die Erkenntnisse der Referenzstudie im zeitlichen und geografischen Kontext auf heutige, deutschsprachige Suchmaschinennutzer übertragen lassen.
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DEPARTMENT INFORMATION
Bachelorarbeit
Die Praxis der Relevanzbeurteilung von Google-Nutzern auf dem Prüfstand:
eine Eye-Tracking-Studie
vorgelegt von
Sebastian Schultheiß
Studiengang: Bibliotheks- und Informationsmanagement
erster Prüfer: Prof. Dr. Dirk Lewandowski
zweiter Prüfer: Sebastian Sünkler, M.A. Hamburg, August 2016
Abstract II
Abstract
Diese Bachelorarbeit geht der Frage nach, ob Suchmaschinennutzer der durch
Google vorgegebenen Trefferreihenfolge mehr vertrauen als ihren eigenen
Relevanzurteilen. Dafür wurde eine Studie aus dem Jahr 2007 repliziert.
Kernbestandteil beider Arbeiten ist ein Eye-Tracking-Experiment. Dabei wurden den
Probanden ohne deren Kenntnis Google-Ergebnisseiten in zum Teil manipulierter Form
präsentiert, womit Rechercheaufgaben zu lösen waren. Währenddessen wurde das
Blick- und Klickverhalten aufgezeichnet. Zusätzlich sollte die Relevanz der betrachteten
Suchergebnisse bewertet werden. Alle erhobenen Daten wurden später statistisch
ausgewertet.
Die US-amerikanischen Teilnehmer der zu replizierenden Studie wiesen ein
großes Vertrauen Google gegenüber auf. Dies offenbarte sich darin, dass sie sich in
ihrem Blick- und Klickverhalten eher von der Position als von der selbst bewerteten
Relevanz eines Google-Ergebnisses leiten ließen. Im wiederholten Experiment dieser
Abschlussarbeit standen Hamburger Studierende als Probanden zur Verfügung. Sie
unterlagen aufgrund der manipulierten Ergebnislisten wie auch die Teilnehmer der
Referenzarbeit einer gewissen Verunsicherung. Dies äußerte sich unter anderem durch
ein längeres Verweilen auf den manipulierten Google-Ergebnisseiten. In ihrer
Entscheidung, einen der Treffer anzuklicken, war jedoch der Einfluss der Treffer-
Relevanz größer als der Rang innerhalb der Ergebnisliste. Daraus kann auf ein
emanzipiertes Rechercheverhalten der Probanden des vorliegenden Experiments
geschlossen werden. Dadurch wird die Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit
verneint, die lautet, ob sich die Erkenntnisse der Referenzstudie im zeitlichen und
geografischen Kontext auf heutige, deutschsprachige Suchmaschinennutzer
übertragen lassen.
Keywords
Suchmaschine, Google, SERP, Suchergebnisseite, Suchmaschinennutzer,
Rechercheverhalten, Relevanzbeurteilung, Eye-Tracking, Experiment, Replikation
Inhaltsverzeichnis III
Inhaltsverzeichnis
Abstract ................................................................................................................... II
Inhaltsverzeichnis ................................................................................................... III
Abbildungsverzeichnis .............................................................................................. V
Tabellenverzeichnis ................................................................................................. VI
1 Einleitung .......................................................................................................1
1.1 Motivation ............................................................................................................. 2
1.2 Aufbau der Arbeit .................................................................................................. 3
2 Stand der Forschung .......................................................................................4
2.1 Eye-Tracking-Studien mit Webseiten- oder Suchmaschinen-Bezug ..................... 4
2.2 Studien zum Rechercheverhalten der Suchmaschinennutzer .............................. 7
3 Forschungsfrage und Hypothesen ...................................................................9
3.1 Forschungsfrage .................................................................................................... 9
3.2 Hypothesen............................................................................................................ 9
4 Methodik ..................................................................................................... 11
4.1 Eye-Tracking-Methodik ....................................................................................... 11
4.2 Studiendesign des Eye-Tracking-Experiments ..................................................... 13
4.2.1 Zielsetzung ........................................................................................................... 13
4.2.2 Versuchsdurchführung ........................................................................................ 14
4.2.3 Probanden ........................................................................................................... 16
4.2.4 Rechercheaufgaben ............................................................................................. 17
4.2.5 Manipulation der Suchmaschinen-Ergebnisseite (SERP) .................................... 19
4.2.6 Explizite Relevanzbeurteilungen von Snippets und Webseiten .......................... 20
4.2.7 Technische Umsetzung ........................................................................................ 21
4.3 Auswertung der Eye-Tracking-Daten .................................................................. 24
5 Ergebnisse des Experiments .......................................................................... 27
5.1 Analyseebene ‘SERP’ ........................................................................................... 27
5.1.1 Betrachtungsdauer auf den SERPs ...................................................................... 27
5.1.2 Anzahl der Fixationen auf den SERPs .................................................................. 30
5.1.3 Anzahl der angeklickten Snippets auf den SERPs ................................................ 32
Inhaltsverzeichnis IV
5.1.4 Vergleich der Ergebnisse aus 5.1 mit der Hypothese H1 .................................... 33
5.2 Analyseebene ‘Snippet’ ....................................................................................... 34
5.2.1 Blick- und Klickverhalten auf den Snippets ......................................................... 35
5.2.2 Statistische Auswertungen zu den Fixationen auf den Snippets ........................ 38
5.2.3 Vergleich der Ergebnisse aus 5.2 mit den Hypothesen H2 und H3 ..................... 39
5.3 Analyseebene ‘Relevanz’ ..................................................................................... 40
5.3.1 Statistische Auswertung der Relevanzurteile per gemischter Modelle .............. 41
5.3.2 Vergleich der Ergebnisse aus 5.3 mit der Hypothese H4 .................................... 43
5.4 Analyseebene ‘Vergleich’ .................................................................................... 43
5.4.1 Vergleich der Ergebnisse aus 5.4 mit der Hypothese H5 .................................... 46
6 Diskussion .................................................................................................... 47
6.1 Fazit...................................................................................................................... 48
6.2 Grenzen der Studie .............................................................................................. 49
6.3 Zukünftige Forschungsvorhaben ......................................................................... 50
7 Literaturverzeichnis ...................................................................................... 51
Anhang 1: Beigabe (CD) ............................................................................................ A
Anhang 2: Suchergebnisseiten zu einer Rechercheaufgabe ....................................... B
Anhang 2.1 SERP “normal“ ............................................................................................... C
Anhang 2.2 SERP “vertauscht“ .......................................................................................... D
Anhang 2.3 SERP “umgekehrt“ ......................................................................................... E
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente ........................................ F
Anhang 3.1 Testleitfaden ...................................................................................................F
Anhang 3.2 Datenschutzvereinbarung .............................................................................. L
Anhang 3.3 Einverständniserklärung ............................................................................... M
Eidesstattliche Erklärung ......................................................................................... 55
Abbildungsverzeichnis V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Goldenes Dreieck (Hotchkiss et al. 2005, S. 7) ............................................ 5
Abbildung 2: SERP mit AOIs in Tobii Studio .................................................................... 25
Abbildung 3: Blick- und Klickverhalten SERP "normal" .................................................. 35
Abbildung 4: Blick- und Klickverhalten SERP "vertauscht" ............................................. 36
Abbildung 5: Blick- und Klickverhalten SERP "umgekehrt" ............................................ 37
Abbildung 6: Blick- und Klickverhalten SERP "umgekehrt" (Pan et al. 2007, S. 814) ..... 45
Abbildung 7: Beispiel SERP "normal" ................................................................................ C
Abbildung 8: Beispiel SERP "vertauscht" .......................................................................... D
Abbildung 9: Beispiel SERP "umgekehrt" .......................................................................... E
Tabellenverzeichnis VI
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Navigationsorientierte Suchanfragen des Eye-Tracking-Experiments ...... 18
Tabelle 2: Informationsorientierte Suchanfragen des Eye-Tracking-Experiments .... 18
Tabelle 3: Deskriptive Statistiken zur Betrachtungsdauer einer SERP pro
Rechercheaufgabe ..................................................................................... 28
Tabelle 4: Post-Hoc-Test nach Bonferroni: Betrachtungsdauer SERP ....................... 29
Tabelle 5: Deskriptive Statistiken zur Fixationsanzahl auf einer SERP pro
Rechercheaufgabe ..................................................................................... 30
Tabelle 6: Test auf Homogenität der Varianzen ........................................................ 31
Tabelle 7: Post-Hoc-Test nach Games-Howell: Fixationsanzahl auf einer SERP
pro Rechercheaufgabe .............................................................................. 31
Tabelle 8: Deskriptive Statistiken zur Klickhäufigkeit auf Snippets pro
Rechercheaufgabe ..................................................................................... 32
Tabelle 9: Post-Hoc-Test nach Games-Howell: Klickhäufigkeit auf Snippets pro
Rechercheaufgabe ..................................................................................... 33
Tabelle 10: Lineares gemischtes Modell: Blickverhalten ............................................. 42
Tabelle 11: Lineares gemischtes Modell: Klickverhalten ............................................. 42
Einleitung 1
1 Einleitung
Suchmaschinen sind die heutzutage am häufigsten genutzten Anwendungen des
Internets (Frees, Koch 2015, S. 372). Die Treffersortierung beeinflusst dabei
entscheidend die Sichtbarkeit eines Unternehmens, die direkten Einfluss auf dessen
Erfolg oder Misserfolg ausübt. Auch der Suchmaschinennutzer selbst steht ständig vor
der Herausforderung, aus der immensen Menge an Webseiten die für die eigenen
Bedürfnisse passendste herauszusuchen es sei denn, er vertraut den Suchmaschinen.
Dadurch tritt er seine individuelle Relevanzbeurteilung der Treffer an Konzerne wie
Google ab und bevorzugt unabhängig von der eigentlichen Relevanz der präsentierten
Webseiten tendenziell die erstplatzierten Ergebnisse.
Die Studie “In Google We Trust: Users’ Decisions on Rank, Position, and
Relevance” von Pan, Hembrooke, Joachims, Lorigo, Gay und Granka (2007) kam zu
ebensolchen Ergebnissen. Dafür untersuchten die Autoren, wie die Probanden im
Klick- und Blickverhalten reagieren, wenn die ersten zehn Treffer der Google-
Ergebnisliste nicht wie herkömmlich nach Relevanz sortiert, sondern komplett
umgekehrt (Treffer eins wird zu Treffer zehn usw.) oder vertauscht (Treffer eins mit
Treffer zwei) vorlagen. Dabei konnten sie ermitteln, dass die Probanden Google
gegenüber ein großes Vertrauen aufwiesen. Dies äußerte sich darin, dass sie in der
Entscheidung, ein Suchergebnis auszuwählen, die Position der Relevanz eines Treffers
vorzogen.
Die gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur aufgrund des hohen Vertrauens der
Nutzer in die Relevanzsortierung der Suchmaschinen als kritisch zu erachten. Denn
auch bei irrelevanten Treffern zu Beginn der SERP (Search Engine Results Page) wird
die Trefferqualität der manipulierten Ergebnisliste offenbar nicht ausreichend
hinterfragt. SERPs sind von Suchmaschinen erstellte HTML-Seiten, die die Ergebnisse
einer Suchanfrage darstellen (Lewandowski 2015, S. 125).
Ebenso führt solch ein Rechercheverhalten, bei dem die ohnehin schon
populären und auf der SERP weit vorne stehenden Ergebnisse bevorzugt werden, zu
einer weiteren Problematik.
1 Einleitung 2
Denn diese Einschränkung seitens der Suchmaschinennutzer schließt Dokumente
aus, die zwar weniger populär sind, aber durchaus von Relevanz sein können. Ihr
niedriger Rang nimmt solchen Treffern oftmals die Chance, in das Augenmerk
potentieller Webseitenbesucher zu geraten.
Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es, die Studie von Pan et al. (2007) zu
replizieren. Anhand der Ergebnisse soll ermittelt werden, ob die Probanden beider
Studien ähnliche Verhaltensmuster aufweisen.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung
männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Gleichwohl gelten sämtliche
Personenbezeichnungen für beiderlei Geschlecht.
1.1 Motivation
Die Motivation zum Verfassen dieser Arbeit fußt auf zwei Säulen, die als fachlich
und persönlich bezeichnet werden können. In ihrer Verbindung begründen sie das
Interesse an dem gewählten Thema. Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird dafür die
Ichform verwendet.
Kurse und Projekte mit Suchmaschinen-Bezug innerhalb des Studiums
ermöglichten mir den Einblick in diverse Felder, in denen die Treffersortierung und
Relevanzbeurteilung eine Rolle spielen. So ist beispielsweise in der
Suchmaschinenoptimierung die Ausgestaltung der dargestellten Treffer inklusive
ansprechender Links und Treffer-Kurzbeschreibungen von großer Bedeutung. Denn im
Allgemeinen überfliegen die Suchmaschinennutzer die Ergebnisliste lediglich und sind
nur dann zum Klick auf einen Treffer bereit, wenn sie in kürzester Zeit Anhaltspunkte
für die Nützlichkeit einer bestimmten Seite ausmachen können (Lewandowski 2012,
S. 106).
Die Beurteilung der Trefferrelevanz ist auch in meiner privaten
Suchmaschinennutzung allgegenwärtig. Als Anwender steht man vor der ständigen
Herausforderung, aus einer kaum überschaubaren Ergebnismenge die nützlichste
Quelle zu ermitteln. Auch ich verlasse mich dabei in der Regel auf die Relevanz der
vordersten Treffer, ohne den unteren Suchergebnissen Beachtung zu schenken. Dabei
finde ich mich zum Teil in den Ergebnissen von Pan et al. (2007) wieder.
1 Einleitung 3
Aufgrund meiner fachlichen und privaten Anknüpfungspunkte an das Thema
habe ich an der Erforschung des Status quo der Relevanzbeurteilung ein großes
persönliches Interesse.
1.2 Aufbau der Arbeit
Die Arbeit gliedert sich in fünf Teilbereiche. Nach der Einleitung folgt zuerst die
Darstellung des Forschungsstandes. Dieser ist in seiner Untergliederung an die Studie
von Pan et al. (2007) angelehnt und bildet inhaltlich einen anderen Zeitraum ab. Der
Forschungsfrage und den Hypothesen folgt der Teilbereich zur Methodik. Darin wird
zum einen die Eye-Tracking-Methodik beschrieben und zum anderen detailliert auf die
Bestandteile des Experiments eingegangen. Abgeschlossen wird die Arbeit durch die
letzten beiden Bereiche. So werden zunächst die Ergebnisse des Experiments
analysiert. Dies findet anhand der vier Analyseebenen der Hypothesen statt. Zum
Schluss folgt die Diskussion, die neben einem Fazit auch die Grenzen der Studie
aufzeigen sowie zukünftige Forschungsvorhaben skizzieren soll.
2 Stand der Forschung 4
2 Stand der Forschung
In der folgenden Darstellung des Forschungsstandes soll zunächst auf relevante
Eye-Tracking-Studien eingegangen werden, die einen Bezug zu Webseiten oder
Suchmaschinen aufweisen. Dem schließt sich der Abschnitt zu Arbeiten über das
Rechercheverhalten von Suchmaschinennutzern an, in denen kein Gebrauch von der
Eye-Tracking-Methode gemacht worden ist.
2.1 Eye-Tracking-Studien mit Webseiten- oder Suchmaschinen-Bezug
Die älteste recherchierte Eye-Tracking-Studie, die einen Bezug zu Webseiten
herstellt, stammt aus dem Jahr 1998 (Ellis, Candrea, Misner, Craig, Lankford,
Huchinson). Untersucht wurde, welche Einflüsse vier verschiedene Versionen einer
Webseite auf das Rechercheverhalten der Probanden haben. Die Eye-Tracking-
Methode wurde lediglich unterstützend für die Interpretation der Ergebnisse
eingesetzt. Einen bedeutenderen Stellenwert hatte die Methode in der Studie von Pan,
Hembrooke, Gay, Granka, Feusner und Newman (2004). Die Autoren erbrachten
grundlegende Erkenntnisse über das Blickverhalten von Internetnutzern auf
Webseiten, unter anderem auf den Ergebnisseiten von Google und Yahoo. So konnte
ermittelt werden, dass es unter anderem vom Geschlecht des Probanden sowie vom
Webseiten-Typ abhängig ist, welche Teile der Webseite wie lange angesehen werden.
Betrachtet man die veröffentlichten Eye-Tracking-Studien, die das
Rechercheverhalten von Suchmaschinennutzern untersuchen, ist zunächst die Arbeit
von Hotchkiss, Alston und Edwards (2005) zu nennen. Auf sie geht der Begriff des
“Goldenen Dreiecks” (golden triangle) zurück. Dieser beschreibt die nutzerseitige
Eigenschaft, die ersten Ergebnisse einer SERP zu bevorzugen, wobei jeder weiter unten
aufgeführte Treffer weniger Aufmerksamkeit erhält als der darüberstehende. Die
folgende Abbildung zeigt das “Goldene Dreieck“ in Form einer Heatmap (s. Abbildung
1). Heatmaps stellen Ergebnisse aus Eye-Tracking-Untersuchungen grafisch dar
(Lewandowski 2015, S. 295). Je wärmer (röter) die angezeigte Farbe, desto öfter oder
länger wurde ein bestimmter Bereich per Blick fixiert (Tobii Technology 2010, S. 8).
2 Stand der Forschung 5
Abbildung 1: Goldenes Dreieck (Hotchkiss et al. 2005, S. 7)
Das Phänomen des “Goldenen Dreiecks“ gilt jedoch nur für nicht unterbrochene
Listen (Lewandowski 2015, S. 131). Google bindet mittlerweile sogenannte Universal
Search-Ergebnisse in die SERPs ein. Diese stammen aus Kollektionen wie Nachrichten,
Bildern und Videos (Lewandowski 2015, S. 137). Dadurch verteilt sich die
Aufmerksamkeit des Nutzers deutlich stärker auf der kompletten Ergebnisseite
(Lewandowski 2015, S. 132; Usability.de 2009). Das “Goldene Dreieck” ist für die
vorliegende Arbeit dennoch aus zweierlei Gründen relevant. Zum einen waren die
SERPs in der zu wiederholenden Studie von Pan et al. (2007) auf die organischen
Treffer reduziert. Dies ist im vorliegenden Experiment ebenso durchgeführt worden,
sodass in beiden Fällen nicht unterbrochene Ergebnislisten vorliegen. Zum anderen ist
das Vorkommen des “Goldenen Dreiecks” durch zahlreiche Studien bestätigt worden,
welche in Auswahl nachfolgend aufgeführt werden.
Dem Autorenteam um Granka, Joachims und Gay zufolge war ihre Arbeit (2004)
die erst zweite Studie, die sich per Eye-Tracking der Evaluation des Information
Retrieval in diesem Fall bei Google annahm. Neben Nutzer-Verhaltensweisen, die
schon bekannt waren, wie die erwähnte Bevorzugung der ersten Treffer, ermittelten
die Autoren weitere nennenswerte Erkenntnisse.
2 Stand der Forschung 6
So zeigten sie unter anderem Zusammenhänge zwischen der Betrachtungsdauer
und der Auswahlhäufigkeit eines Ergebnisses auf. Die ersten beiden Treffer werden
demnach zwar ähnlich lang betrachtet, erstgelegener Treffer jedoch deutlich häufiger
ausgewählt.
Hier besteht ein direkter Zusammenhang zur vorliegenden Studie, in der die
Kennzahlen Betrachtungsdauer und Anzahl der Klicks ebenfalls analysiert werden.
Außerdem diente die Arbeit von Granka et al. (2004) als Grundlage der zu
replizierenden Studie (Pan et al. 2007), in der die Praxis der Relevanzbeurteilung
mittels manipulierter Ergebnislisten erforscht wurde.
Die Ergebnisse von Pan et al. (2007) offenbarten ein großes Vertrauen der
Suchmaschinennutzer Google gegenüber. Dies konnte anhand des Blick- und
Klickverhaltens der Teilnehmer ermittelt werden. Dazu führten die Autoren ein Eye-
Tracking-Experiment durch, das in der vorliegenden Arbeit wiederholt und im weiteren
Verlauf ausführlich beschrieben werden wird. Kernbestandteil der genannten Studie
waren Rechercheaufgaben, die die Probanden zu lösen hatten. Dafür bekamen sie die
Google-SERP entweder in normaler, in umgekehrter (Treffer eins wird zu Treffer zehn
usw.) oder in vertauschter (Treffer eins mit Treffer zwei) Form präsentiert. Tendenziell
bevorzugten die Teilnehmer dabei die erstplatzierten Ergebnisse. Das war auch bei
denjenigen Probanden der Fall, die ausschließlich umgekehrte oder vertauschte
Ergebnislisten präsentiert bekamen. Die Probanden hielten somit teilweise irrelevante
Ergebnisse für relevant und wählten sie deshalb aus, weil diese einen der vordersten
Ränge einnahmen.
Manipulierte Suchergebnisse setzten auch Cutrell und Guan (2007) in ihrem
Experiment ein. Sie variierten die Länge der Beschreibungstexte und stellten fest, dass
die Nutzer bei Recherchen nach Informationen durch längere Texte profitierten, nicht
aber bei der Suche nach Orten. Dies drückt sich in der Geschwindigkeit aus, in der die
Rechercheaufgaben absolviert worden sind.
Eine Gemeinsamkeit der aufgeführten Studien sind die durchgehend niedrigen
Probandenzahlen. So akquirierten die Autoren zwischen 16 und 30 Teilnehmer für ihre
Experimente. Außerdem wurden methodisch ähnlich vorgegangen. Die Eye-Tracking-
Methode diente stets dazu, das Nutzerverhalten auf herkömmlichen oder
manipulierten Suchergebnisseiten zu erforschen.
2 Stand der Forschung 7
Die zu replizierende Studie von Pan et al. (2007) mit 16 studentischen
Teilnehmern ist aus erstgenanntem Grund nicht repräsentativ und kann, wie auch die
vorliegende Arbeit, keine Aussagen zur Gesamtheit der Suchmaschinennutzer treffen.
2.2 Studien zum Rechercheverhalten der Suchmaschinennutzer
Seit der Jahrtausendwende ist eine Vielzahl von Studien zum Rechercheverhalten
von Suchmaschinennutzern veröffentlicht worden. Davon stützten sich einige auf
sogenannte Transaktionsprotokolle bzw. Clickthrough-Data“, die aus Datensätzen mit
Suchanfragen, Ergebnis-Reihenfolgen sowie den ausgewählten Treffern
zusammengesetzt sind. Diese Studien sind in ihrem Erkenntnisgewinn teilweise auf
zeitliche und thematische Faktoren der Suche begrenzt und eher beschreibender
Natur. Jansen, Spink und Saracevic (2000) analysierten Suchprotokolle der
Suchmaschine Excite. Ozmutlu, Spink und Ozmutlu (2004) werteten vier Jahre später
Excite- und Fast Web-Protokolle mit der Zielsetzung aus, Veränderungen des
Rechercheverhaltens im Tagesablauf zu ermitteln. Bei Studien dieser Art bleiben
wichtige Fragestellungen oftmals unbeantwortet. Es kann ermittelt werden, wann und
wonach recherchiert worden ist. Darüber Hinausgehendes wie zum Kontext der
Recherche oder zu Gründen, selbige abgebrochen zu haben, lässt sich nicht feststellen.
Aufschlussreicher ist die Studie von Keane, OBrien und Smyth (2008), die zudem
Parallelen zur vorliegenden Arbeit aufweist. Darin untersuchten die Autoren, inwieweit
Suchmaschinennutzer von der Sortierung der Suchergebnisse beeinflusst werden. Dazu
sollten die Teilnehmer 16 Rechercheaufgaben in zufälliger Reihenfolge durchführen.
Die Suchergebnisse wurden entweder originalgetreu oder in umgekehrter Reihenfolge
ausgegeben. Anhand des jeweils ersten Klicks eines Teilnehmers auf der SERP wurde
festgestellt, wie die Probanden auf die beiden Szenarien reagieren. Feststellen ließ sich
eine klare Bevorzugung der vordersten Treffer, auch wenn diese wie im Fall der
manipulierten Ergebnislisten wenig relevant waren. Dahingegen wurden relevante,
aber unterhalb aufgeführte Treffer erheblich seltener ausgewählt.
Die Autoren stellen neben der Theorie, dass ein solches Rechercheverhalten
durch das nutzerseitige Vertrauen den Suchmaschinen gegenüber begründet sei, eine
weitere mögliche Erklärung dar. Denn da nicht in allen Fällen ausschließlich die ersten
Treffer ausgewählt wurden, streben die Suchmaschinennutzer den Ergebnissen der
Studie zufolge eher nach zufriedenstellenden Ergebnissen.
2 Stand der Forschung 8
Diese Annahme untermauern sie mit den Resultaten einer früheren Studie von
OBrien und Keane (2006). So findet ein letztplatzierter Treffer eher dann Beachtung,
wenn ihm voran keine ähnlich relevanten Ergebnisse aufgelistet werden, die den
Nutzer ebenso hätten zufriedenstellen können.
Da dennoch eine tendenzielle Bevorzugung der erstplatzierten Treffer vorliegt,
sollten die Suchmaschinen den Verfassern zufolge dem sogenannten "rich-get-richer"-
Effekt entgegenwirken. Denn sobald Suchergebnisse eine der vordersten Positionen
einnehmen, erfahren sie durch das beschriebene Rechercheverhalten ein immer
höheres Gewicht im Suchmaschinen-Ranking und untermauern dadurch mehr und
mehr ihre populäre Position.
In einer weiteren Studie erforschten Bar-Ilan, Keenoy, Levene und Yaari (2009),
ob Suchmaschinennutzer das eigentliche Ranking der Suchmaschine im Vergleich zu
künstlich generierten Ergebnislisten bevorzugen. Dazu bekamen die Probanden Paare
von Ergebnislisten zu zwölf Suchanfragen präsentiert, die aus zwei verschiedenen
Versionen bestanden. Die erste Version stellte die originalen Reihenfolgen der
Suchmaschinen Google, Yahoo oder Windows Live Search dar. Die andere Version
bestand aus denselben Ergebnissen der jeweiligen Suchmaschine, jedoch in anderer
Reihenfolge. Die Studie wies zwar nutzerseitig eine leichte Bevorzugung der originalen
SERP nach, aber lediglich in sehr geringem Maße. Daraus resultiert die Annahme, dass
der wichtigste Faktor für die Auswahl eines Suchergebnisses nicht dessen eigentliche
Relevanz, sondern dessen Position auf der SERP ist.
Der Frage der Relevanz gingen auch Shani und Tractinski (2013) nach. Sie stellten
dar, dass Suchmaschinennutzer eher gewillt seien, auf einen Treffer im unteren SERP-
Bereich zu klicken, wenn an diesem eine Relevanzbewertung abgebildet wäre. Bei den
Bewertungen handelt es sich um das suchmaschineneigene Relevanzurteil eines
Treffers bezogen auf die getätigte Suchanfrage. Durch Zusatzinformationen wie diese
werden Suchmaschinennutzer dazu angeregt, tendenziell eine größere Anzahl an
Suchergebnissen zu betrachten. Der Gedanke, Suchergebnisse mit
Relevanzbewertungen zu versehen und sie dadurch mehr in den Fokus des Anwenders
zu rücken, wird im Abschnitt 6.3 Zukünftige Forschungsvorhaben nochmals
aufgegriffen.
3 Forschungsfrage und Hypothesen 9
3 Forschungsfrage und Hypothesen
3.1 Forschungsfrage
Die Forschungsfrage lautet wie folgt:
„Lassen sich die Erkenntnisse aus der Studie von Pan et al. (2007) im zeitlichen
und geografischen Kontext durch eine Replikation auf heutige, deutschsprachige
Suchmaschinennutzer übertragen?“
Die Forschungsfrage ist so formuliert, dass neben der Frage der
Relevanzbeurteilung auch die in der Einleitung genannten Überlegungen integriert
wurden. Denn nicht nur die eigentliche Praxis der Relevanzbeurteilung stand im Fokus
der Untersuchung. Auch sollte der Frage nachgegangen werden, ob es zeitlich und
örtlich gesehen Unterschiede zu den Ergebnissen von Pan et al. (2007) geben würde.
3.2 Hypothesen
Die Hypothesen werden durch Analyseebenen gegliedert. H1 bis H3 wurden
dabei aus der Studie von Pan et al. (2007, S. 811-812) übernommen. Inhaltlich wurden
diese so belassen, weil es in der Literatur für eine Veränderung keine Anhaltspunkte
gab. Hypothese H4 bestand so in der zu replizierenden Arbeit nicht, resultiert aber aus
deren Ergebnissen bezüglich der Bevorzugung der Treffer-Position gegenüber dessen
Relevanz. H5 dient dem Vergleich beider Untersuchungen.
- Analyseebene ‘SERP’
H1: Die Eye-Tracking-Daten werden in den drei Testszenarien (normale,
vertauschte und umgekehrte Trefferdarstellung) voneinander abweichen. So werden
die Probanden bei der umgekehrten Ergebnisdarstellung die SERP länger und öfter
betrachten sowie deren Snippets häufiger anklicken, als dies bei der nicht
manipulierten SERP der Fall sein wird. Als Snippets werden Trefferbeschreibungen auf
SERPs bezeichnet, die jeweils aus anklickbarer Überschrift, URL sowie
Beschreibungstext bestehen (Lewandowski 2015, S. 141).
3 Forschungsfrage und Hypothesen 10
- Analyseebene ‘Snippet‘
H2: In allen drei Testszenarien werden die Probanden den ersten beiden
aufgelisteten Suchergebnissen nahezu gleichermaßen viel Aufmerksamkeit schenken,
was sich durch die Analyse des Blickverhaltens belegen lassen wird. Dennoch werden
die Probanden bei der umgekehrten Trefferdarstellung die letzten beiden Snippets (die
ersten beiden der normalen Darstellung) länger betrachten, als in den anderen beiden
Szenarien.
H3: Sowohl die Probanden der vertauschten (Snippets eins und zwei miteinander
vertauscht) als auch die der umgekehrten Trefferdarstellung werden eher Snippets
auswählen, die auf der normalen SERP niedriger gelistet werden und dort weniger
Klicks erhalten.
- Analyseebene ‘Relevanz’
H4: Die Probanden werden in ihren Entscheidungen, Treffer auszuwählen, die
Google-Positionen ihren eigenen Relevanzurteilen vorziehen. Dies wird sich statistisch
dadurch ausdrücken, dass die Position einen stärkeren Einfluss auf das Blick- und
Klickverhalten ausüben wird als die eigentliche Relevanz eines Treffers.
- Analyseebene ‘Vergleich‘
H5: Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit werden sich nicht grundlegend von
denen der Studie von Pan et al. (2007) unterscheiden. Auch die Teilnehmer des
vorliegenden Experiments werden ein großes Vertrauen Google gegenüber
offenbaren.
4 Methodik 11
4 Methodik
Nachfolgend soll zunächst die im Experiment angewendete Eye-Tracking-
Methode erläutert werden. Dem wird sich die Darstellung des Studiendesigns der
Untersuchung anschließen.
4.1 Eye-Tracking-Methodik
Beim Eye-Tracking handelt es sich um ein apparatives Verfahren zur Erfassung
der Blickrichtung von Personen, beispielsweise von Untersuchungsteilnehmern. Die
Ermittlung findet rezeptionsbegleitend statt, wobei als Rezeption im Falle der
vorliegenden Arbeit die Betrachtung der Google-Ergebnisseiten bezeichnet werden
kann (Blake 2013, S. 367).
Eye-Tracking findet in diversen Bereichen Anwendung, die in die Kategorien
“diagnostisch” und “interaktiv” unterteilt werden können. Interaktive Eye-Tracking-
Anwendungen verfolgen das Ziel, auf das Blickverhalten des Nutzers zu reagieren,
beispielsweise als Zeigegerät am PC für körperlich beeinträchtigte Personen.
Diagnostische Anwendungen dienen demgegenüber dem Zweck, anhand der
Blickbewegungen Rückschlüsse auf die Aufmerksamkeit des Nutzers bei verschiedenen
Stimuli feststellen zu können (Duchowski 2003, S. 131-132). So lassen sich Reihenfolge,
Intensität und Schnelligkeit der Blickbewegungen erfassen, die ein Proband auf einem
Element, beispielsweise auf einer Webseite (Stimulus) vollzieht (Quirmbach 2011,
S. 247). Auch kommen diagnostische Verfahren häufig in den Neurowissenschaften wie
der Psychologie, in der Informatik sowie in weiteren Disziplinen zum Einsatz
(Duchowski 2003, S. 170).
Zur Erfassung der Blickdaten wird auf technischer Seite unter anderem die
sogenannte Pupil Centre Corneal Reflection (PCCR)-Technik verwendet, die auch bei
der vorliegenden Untersuchung zum Einsatz kam. Dafür gelangen zunächst auf beide
Augen Infrarotstrahlen, deren Reflexionen durch eine im Eye-Tracker verbaute Kamera
registriert werden. Im Anschluss werden die Reflexionen der Infrarotstrahlen auf
Hornhaut (Cornea) und Pupillen herangezogen, um aus dem zwischen beiden Strahlen
bestehenden Winkel die Blickrichtung berechnen zu können.
4 Methodik 12
Die zwei Referenzwerte werden benötigt, da im Falle einer bloßen Auswertung
der Pupillen-Reflexionen nicht festgestellt werden könnte, ob eine
Positionsveränderung durch die Augen oder durch sonstige Körperbewegungen wie
mit dem Kopf verursacht worden ist (Duchowski 2003, S. 60; Tobii Technology 2010,
S. 6). Auf den im Experiment verwendeten Eye-Tracker sowie dessen Infrarottechnik
wird im Abschnitt 4.2.7 Technische Umsetzung eingegangen.
Blickbewegungen werden in Sakkaden und Fixationen unterschieden. Sakkaden
sind schnelle Augenbewegungen, die eine Dauer zwischen zehn und 100 Millisekunden
haben können (Duchowski 2003, S. 44). Eine Sakkade wiederum kann ebenfalls in zwei
Arten unterschieden werden. Sie kann einerseits reflexartig durch plötzlich
auftretende Veränderungen innerhalb des betrachteten Bereichs auftreten.
Andererseits können Sakkaden dadurch hervorgerufen werden, dass der Betrachter
bewusst ein zunächst eher oberflächlich betrachtetes Objekt näher inspizieren möchte
(Godijn, Theeuwes 2003, S. 3).
Um eine Informationsaufnahme zu ermöglichen, muss das Auge hingegen relativ
bewegungslos sein. Diese Phasen des Stillstands im Blickverhalten werden als
Fixationen bezeichnet. Dabei wird relativ stabil ein bestimmtes Objekt fixiert, was
wiederum durch den nächsten Blickwechsel per Sakkade unterbrochen wird
(Duchowski 2003, S. 48). Über die Dauer, wie lange sich die Augen im ruhigen Zustand
befinden müssen, sodass von einer Fixation gesprochen werden kann, herrscht
Uneinigkeit. Duchowski (2003, S. 49) nennt hierfür einen Mindestwert von 150
Millisekunden. Aus einer Übersicht von Hofer und Mayerhofer (2010, S. 153) geht
hervor, dass 19 Studien zwischen 1975 und 2008 einen Mindestwert zwischen 50 und
240 Millisekunden für eine Fixation angesetzt haben.
Diese Uneinigkeit über die Fixationsdauer ist als sehr problematisch
einzuschätzen. Die Fixationsdauer ist für Eye-Tracking-Untersuchungen ein Basismaß,
das einen großen Einfluss auf die Ergebnisse ausübt. Studien, die auf den genannten
unterschiedlichen Definitionen der Fixationsdauer fußen, sind nur sehr eingeschränkt
miteinander vergleichbar (Blake 2013, S. 371). Im Abschnitt 4.3 Auswertung der Eye-
Tracking-Daten wird die in der vorliegenden Arbeit verwendete Mindestdauer einer
Fixation genannt und begründet.
4 Methodik 13
Die Eye-Tracking-Methode verfügt über Schwächen bzw. Nachteile, die es bei
derartigen Vorhaben zu beachten gilt. So ist der Zeitaufwand für die Rekrutierung und
Betreuung der Probanden sowie für die Auswertung des umfangreich anfallenden
Datenmaterials sehr hoch. Die benötigte Hard- und Software ist zudem sehr
kostenintensiv (Quirmbach 2011, S. 250). Aufgrund dieser beiden Schwächen und der
damit oftmals verbundenen geringen Probandenzahlen wurden diverse Studien
veröffentlicht, die alternative Vorgehensweisen erproben. So bestehen direkte
Zusammenhänge zwischen Mausbewegungen bzw. -klicks und dem Blickverhalten.
Dadurch soll ermöglicht werden, Untersuchungen mit deutlich mehr Probanden als bei
herkömmlichen Eye-Tracking-Studien, jedoch mit ähnlicher Aussagekraft
durchzuführen (Guo, Agichtein 2010; Huang, White, Dumais 2011).
Als weiterer Nachteil der Eye-Tracking-Methode ist die Laborsituation bei den
Untersuchungen zu nennen. Trotz angemessener Rahmenbedingungen wie der für die
Probanden im Optimalfall kaum bemerkbaren Eye-Tracking-Technik verhalten sich die
Untersuchungsteilnehmer in der Laborsituation nur selten genauso, wie sie es in der
privaten Nutzung tun würden (Höchstötter 2007, S. 137). Dennoch trägt die Methode
dazu bei, Fragestellungen zu erforschen, die ohne Eye-Tracking überhaupt nicht oder
nur ungenauer behandelt werden könnten (Blake 2013, S. 384).
4.2 Studiendesign des Eye-Tracking-Experiments
Im Folgenden werden Ablauf und Details der Laboruntersuchung beschrieben.
Begonnen wird mit der Zielsetzung, an die sich die Darstellung der
Versuchsdurchführung anschließt. Die weiteren Abschnitte beleuchten die einzelnen
Bestandteile der Untersuchung, welche mit der technischen Umsetzung abgeschlossen
werden.
4.2.1 Zielsetzung
Wie in der Einleitung erwähnt verfolgt diese Arbeit die Zielsetzung, die Studie
von Pan et al. (2007) zu replizieren. Die Ergebnisse beider Studien sollen miteinander
verglichen werden, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Rechercheverhalten
der Probanden herauszustellen.
4 Methodik 14
Die Wiederholung der Studie empfiehlt sich insbesondere aufgrund
geografischer und zeitlicher Faktoren. So ist das ursprüngliche Experiment mit US-
amerikanischen Studierenden durchgeführt worden. Diese bringen amerikanischen
Konzernen wie Google vermutlich ein stärkeres Vertrauen entgegen als deutsche
Studierende. Dieses Vertrauen könnte mitursächlich dafür gewesen sein, dass die
Teilnehmer des Experiments von Pan et al. (2007) die durch Google zuerst platzierten
Treffer präferiert haben.
Des Weiteren ist das Alter der zu replizierenden Studie hervorzuheben, welches
zum Zeitpunkt der vorliegenden Arbeit knappe zehn Jahre betrug. Junge Menschen
(Digital Natives) gelten heutzutage als sehr geschult im Umgang mit dem Internet. Der
Begriff “Digital Native“ geht auf Prensky (2001) zurück und bezeichnet eine Person, die
in das digitale Zeitalter hineingeboren wurde, wodurch sie mit digitalen Medien
ähnlich selbstverständlich umgeht wie mit ihrer Muttersprache.
Die Teilnehmer beider Studien können als “Digital Natives“ bezeichnet werden.
Beide Gruppen sind jedoch in unterschiedlich stark digitalisierten Welten
aufgewachsen. Die Verheißung, dass daraus ein bewussterer Umgang mit
Suchmaschinen resultiert, ist durch die Literatur jedoch nicht belegbar. Demzufolge
soll die Studie auch Erkenntnisse darüber liefern, ob Studierende mittlerweile
tatsächlich qualifizierter mit Suchmaschinen umgehen oder ob die Probanden wie in
der Untersuchung von Pan et al. (2007) agieren.
4.2.2 Versuchsdurchführung
Der Ablauf des Versuchs entsprach in weiten Teilen dem aus der Arbeit von Pan
et al. (2007). Auf die Unterschiedlichkeiten wird in den weiteren Abschnitten jeweils
eingegangen. Zunächst soll die Durchführung des Versuchs in groben Zügen dargestellt
werden.
Mit jedem der insgesamt 28 eingeladenen Probanden wurde ein individueller
Termin für die Durchführung des Experiments vereinbart. Dafür war der Zeitraum vom
18.04.16 bis zum 29.04.16 vorgesehen, für den das Usability-Labor des Departments
Information an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg zur
Verfügung stand. Nach der Begrüßung folgte eine kurze Einführung, die den Ablauf der
Untersuchung verdeutlichen sollte (s. Anhang 3.1). So wurde jeder Proband
angewiesen, die Rechercheaufgaben genauso zu absolvieren, wie er es auch in einer
privaten Nutzungssituation tun würde.
4 Methodik 15
Getränke und Snacks sollten zu einer angenehmen Atmosphäre und zu einer
Abmilderung der Versuchssituation beitragen. Den Teilnehmern wurde als
voraussichtliche Dauer eines Durchlaufs ein Zeitraum zwischen 45 Minuten und einer
Stunde genannt, wofür sie mit jeweils zehn Euro vergütet worden sind. Nach der
Einführung wurden Unterschriften auf der Datenschutzvereinbarung (s. Anhang 3.2),
der Einverständniserklärung (s. Anhang 3.3) sowie auf der Quittung für die Vergütung
eingeholt.
Der dann folgenden Kalibrierung des Eye-Trackers schloss sich der Hauptteil des
Experiments, die Absolvierung der in zufälliger Reihenfolge erschienenen
Rechercheaufgaben, an. Jeder Teilnehmer bekam zehn Aufgaben präsentiert, die er
anhand einer vorgegebenen SERP und den entsprechenden Webseiteninhalten der
ersten zehn Treffer zu lösen hatte. Eigene Suchanfragen waren nicht möglich. Die
SERPs lagen entweder in normaler, vertauschter oder umgekehrter Form vor. Auf die
Manipulation der Suchergebnisseiten, welche den Probanden nicht bekannt war, wird
später eingegangen.
Es bestand prinzipiell die Möglichkeit, alle Treffer einzusehen, wobei das Zeitlimit
von drei Minuten pro Aufgabe nicht überschritten werden durfte. Die Zeitvorgabe ist
ein wichtiger Bestandteil des Experiments, da sie eine Vergleichbarkeit der Teilnehmer
untereinander herstellt. Erhielten einige Probanden mehr Zeit als andere, könnten
diese unterschiedlichen Bedingungen ursächlich für ein abweichendes Verhalten, wie
zum Beispiel für eine längere Betrachtungsdauer der Suchergebnisse, sein. Um solche
Alternativerklärungen einzuschränken, sind mittels Kontrolltechniken möglichst
identische Bedingungen bei Experimenten herzustellen (Sedlmeier, Renkewitz 2008,
S. 130).
Wurde die korrekte Antwort gefunden oder das Zeitlimit erreicht, gelangte jeder
Proband zur Relevanzbewertung. Diese erfolgte nach jeder einzelnen
Rechercheaufgabe. Bewertet werden sollten die Relevanz der zuvor angezeigten
Snippets sowie die der dazugehörigen Webseiteninhalte.
Während der gesamten Untersuchungsdauer saß der Testleiter links hinter dem
Teilnehmer, sodass bei technischen Problemfällen oder Verständnisfragen zum Ablauf
umgehend eingegriffen werden konnte.
Nachdem die Rechercheaufgaben inklusive Relevanzbeurteilungen aller Snippets
und Webseiten absolviert worden waren, war der Durchlauf beendet.
4 Methodik 16
4.2.3 Probanden
Über eine per Verteiler versendete E-Mail konnten insgesamt 28 Studierende
akquiriert werden. Die E-Mail wurde zwei Mal mit dem Abstand von einer Woche
versandt. 23 der Interessenten kamen aus den Bachelorstudiengängen Bibliotheks-
und Informationsmanagement oder Medien und Information bzw. aus dem
Masterstudiengang Information, Medien, Bibliothek. Fünf weitere Teilnehmer
studierten entweder den Bachelorstudiengang Media Systems, Medientechnik oder
Biologie bzw. den Masterstudiengang Sound/Vision. Die 28 Probanden wiesen ein
Durchschnittsalter von 25,5 Jahren auf.
Den Probanden wurden durch das Tool, das im Abschnitt der technischen
Umsetzung beschrieben wird, jeweils zufällig eine der drei Bedingungen (normal,
vertauscht, umgekehrt) zugewiesen. Ein Teilnehmer wurde somit ausschließlich mit
einer SERP-Variante konfrontiert. Die zufällige Verteilung erfolgte im Sinne der
Ausbalancierung personengebundener Störvariablen, die nicht bzw. kaum kontrolliert
werden können. So könnte die Intelligenz der Probanden das Rechercheverhalten
beeinflussen. Diese jedoch vorab zu messen und die Teilnehmer dementsprechend zu
verteilen, würde den Umfang der Arbeit übersteigen. Durch die unsystematische
Einteilung per Zufall wird hingegen ohne entscheidenden Mehraufwand eine
ausgewogene Aufteilung der Probanden auf die drei Versuchsbedingungen erreicht
(Sedlmeier, Renkewitz 2008, S. 131-134).
Diese als Randomisierung bezeichnete Form der Verteilung sollte in der Regel bei
einer großen Probandenanzahl eingesetzt werden. Die Teilnehmer der Untersuchung
stellen jedoch eine homogene Population dar. So sind sie alle deutschsprachige
Studierende ähnlichen Alters. Diese Homogenität klammert Störvariablen wie zu große
Altersunterschiede aus und ermöglicht auch bei Probandenzahlen wie die im
vorliegenden Experiment eine Randomisierung (Sedlmeier, Renkewitz 2008, S. 137).
Sinn und Zweck der Untersuchung wurden den Probanden weitestgehend
vorenthalten. Dadurch sollte das Aufkommen sogenannter Demand Characteristics
gering gehalten werden. Darunter werden Anforderungen des Experiments
verstanden, die der Proband subjektiv empfindet. Das wiederum kann dazu führen,
dass ein Proband sein Verhalten während des Experiments den empfundenen
Anforderungen gemäß anpasst (Sedlmeier, Renkewitz 2008, S. 142-143).
4 Methodik 17
Im Sinne der Kontrolle solcher Störvariablen wurden jedem Teilnehmer somit
dieselben, oberflächlich gehaltenen Informationen vorab vermittelt (s. Anhang 3.1).
4.2.4 Rechercheaufgaben
In der Studie von Pan et al. (2007) wurden den Probanden zehn
Rechercheaufgaben gestellt, jeweils zur Hälfte navigations- bzw.
informationsorientiert.
Die Unterscheidung in informations-, navigations- und transaktionsorientierte
Suchanfragen erfolgt nach Broder (2002) und zielt auf das Informationsbedürfnis
hinter einer bestimmten Suchanfrage ab. Aufgrund ihres Einsatzes im Experiment
sollen im Folgenden die ersten beiden Typen kurz beschrieben werden.
Navigationsorientierte Suchanfragen verfolgen die Zielsetzung, eine bestimmte
Webseite zu finden, die dem Nutzer bekannt ist oder von der er annimmt, dass diese
existiert. In der Regel wird der Nutzer bei solchen Anfragen mit einem bestimmten
Ergebnis zufriedengestellt, anders als bei den informationsorientierten Suchanfragen.
Bei diesen gibt es nicht nur einen richtigen Treffer, der gefunden werden soll. Vielmehr
steht die Informationsrecherche über ein bestimmtes Thema im Vordergrund
(Lewandowski 2015, S. 70).
In der Studie von Pan et al. (2007) wurden die Aufgaben laut vorgelesen, damit
die Probanden ihren Blick nicht vom Bildschirm lösen und auf ein Aufgabenblatt
richten mussten. Es wurde die originale Google-Oberfläche eingesetzt, auf der keine
Fragen eingeblendet werden konnten. Da in der vorliegenden Studie jedoch ein Tool
zur Verfügung stand, das die zu lösenden Aufgaben direkt auf dem Bildschirm
präsentierte, konnte das Vorlesen derselbigen entfallen.
Die Fragestellungen aus der Studie von Pan et al. (2007) wurden nicht
übernommen. Dies wird dadurch begründet, dass sich die Rechercheaufgaben
teilweise stark auf regionale Themen bezogen. Neu erarbeitete Fragen mit Hamburg-
und/oder Deutschland-Bezug sollten einen ähnlichen Kontext zu den Probanden
herstellen. Es folgt eine Übersicht zur Verdeutlichung der für dieses Experiment
gewählten Aufgabenstellungen (s. Tabelle 1 und Tabelle 2). Auf die vorformulierten
Suchanfragen (Queries) wird im weiteren Verlauf eingegangen.
4 Methodik 18
Tabelle 1: Navigationsorientierte Suchanfragen des Eye-Tracking-Experiments
I) Navigationsorientierte Suchanfragen
Aufgabenstellung der
Studie von Pan et al.
(2007, S. 808)
Gegenstück mit deutschem
oder Hamburger Kontext
Suchanfrage
(Query)
Richtiger Treffer
(wenn mehrere
möglich, dann u.a.)
01
Find the homepage of
Michael Jordan, the
statistician.
Finde die Startseite der
Homepage vom Schulz von
Thun Institut für
Kommunikation.
friedemann
schulz von thun
institut
http://www.schulz-von-
thun.de/
02
Find the page
displaying the route
map for Greyhound
buses.
Finde eine Übersicht über
verschiedene Anbieter von
Hafenrundfahrten in
Hamburg.
hafenrundfahrt
hamburg
übersicht
http://www.hamburg.de
/hafenrundfahrt/868760
/hafenrundfahrten-
hamburg/ (u.a.)
03
Find the homepage of
the 1000 Acres Dude
Ranch.
Finde die Homepage des
Tierparks Hagenbeck.
hagenbeck
tierpark
http://www.hagenbeck.
de/startseite.html
04
Find the homepage for
graduate housing at
Carnegie Mellon
University.
Finde eine Webseite, die das
Studentenwohnheim
Hammerbrook
überblicksartig darstellt,
inklusive Angaben zu Miete
und Kontakt.
wohnheim
hamburg
hammerbrook
http://www.studierende
nwerk-
hamburg.de/studierende
nwerk/de/wohnen/wohn
anlagen/detail/?id=766
05
Find the homepage of
Emeril - the chef who
has a television cooking
program.
Finde die Webseite des
bekannten Kochs Christian
Rach.
christian rach
http://www.christianrac
h.de/ (u.a.)
Tabelle 2: Informationsorientierte Suchanfragen des Eye-Tracking-Experiments
II) Informationsorientierte Suchanfragen
Rechercheaufgaben
der Studie von Pan et
al. (2007, S. 808)
Gegenstück mit deutschem
oder Hamburger Kontext
Suchanfrage
(Query)
Richtiger Treffer &
korrekte Antwort
Where is the tallest
mountain in New York
located?
Welches Gründungsjahr und
welchen Firmensitz hat die
älteste Schuhfabrik
Deutschlands?
älteste
schuhfabrik
deutschland
gründungsjahr
firmensitz
https://de.wikipedia.org
/wiki/Peter_Kaiser_%28S
chuhfabrik%29 (u.a.)
1838, Pirmasens (Peter
Kaiser Schuhfabrik)
4 Methodik 19
II) Informationsorientierte Suchanfragen
Rechercheaufgaben
der Studie von Pan et
al. (2007, S. 808)
Gegenstück mit deutschem
oder Hamburger Kontext
Suchanfrage
(Query)
Richtiger Treffer &
korrekte Antwort
With the heavy
coverage of the
democratic
presidential primaries,
you are excited to cast
your vote for a
candidate. When
are/were democratic
presidential primaries
in New York?
Wo arbeitet Norbert
Hackbusch, Linken-Politiker
und Mitglied der
Hamburgischen
Bürgerschaft?
norbert
hackbusch linke
hamburg
https://de.wikipedia.org
/wiki/Norbert_Hackbusc
h (u.a.)
Gruner + Jahr
Which actor starred as
the main character in
the original Time
Machine movie?
Wer sind die Moderatoren
des Fernsehsenders
“Hamburg 1”?
hamburg 1
moderatoren
https://de.wikipedia.org
/wiki/Liste_der_Hambur
g-1-Moderatoren
Liste der Namen
A friend told you that
Mr. Cornell used to
live close to campus -
near University and
Steward Ave. Does
anybody live in his
house now? If so,
who?
Früher befand sich im
Gebäude des Kunst- und
Mediencampus die
Frauenklinik Finkenau.
Wann wurde diese
gegründet?
frauenklinik
finkenau
gründung
http://www.welt.de/prin
t/die_welt/hamburg/arti
cle133115487/Wo-jedes-
Jahr-6000-Babys-
geboren-wurden.html
(u.a.)
1914
What is the name of
the researcher who
discovered the first
modern antibiotic?
Welcher Trainer ist in der
Fußball-Bundesliga aktuell
am längsten im Amt?
dienstältester
trainer
bundesliga
aktuell
http://www.rp-
online.de/sport/fussball/
bundesliga/bundesliga-
diese-aktuellen-trainer-
sind-am-laengsten-im-
amt-bid-1.4871411
Markus Weinzierl
4.2.5 Manipulation der Suchmaschinen-Ergebnisseite (SERP)
Um zu ermitteln, welchen Einfluss die Position sowie die Relevanz eines Treffers
auf die Auswahl des Nutzers haben, wurden die SERPs den Probanden in drei zum Teil
manipulierten Formen präsentiert.
In der normalen Variante entsprach die präsentierte Reihenfolge der
Suchergebnisse der originalen Sortierung von Google (s. Anhang 2.1).
4 Methodik 20
Auf der vertauschten SERP wurden die ersten beiden Treffer (Snippets)
miteinander vertauscht (s. Anhang 2.2), in der umgekehrten Variante die komplette
Liste der Treffer eins bis zehn umgedreht. Treffer eins wurde zu Treffer zehn, Treffer
zwei zu Treffer neun usw. (s. Anhang 2.3). Die normale Variante kann als
Kontrollbedingung bezeichnet werden. Sie stellt sicher, dass eine Kovariation zwischen
der Beschaffenheit der SERP und dem Verhalten des Probanden festgestellt werden
kann. So ergibt sich aus dem Experiment mit einer manipulierten SERP nur dann eine
Aussagekraft, wenn die Ergebnisse mit mindestens einer weiteren SERP-Variante bzw.
Probandengruppe verglichen werden können (Sedlmeier, Renkewitz 2008, S. 128).
Suchmaschinennutzer werden stark von Inhalt und Qualität übriger
Seitenbestandteile wie bezahlten Ergebnissen beeinflusst (Buscher, Dumais, Cutrell
2010, S. 49). Alle drei SERP-Varianten beschränkten sich daher auf die ersten zehn
organischen Suchergebnisse. Dadurch sollte die Aufmerksamkeit der Probanden nicht
auf Seitenbereiche gelenkt werden, die für das Experiment irrelevant waren. Sämtliche
Bildbearbeitungen der SERPs wurden per Adobe Photoshop umgesetzt. Als
Suchmaschine zur Erstellung der Screenshots wurde Google verwendet, wodurch die
Google-Oberfläche gleichermaßen zum Bestandteil des Experiments wurde.
Wie in Tabelle 1 und Tabelle 2 zu sehen wurden zu den Fragestellungen
entsprechende Suchanfragen (Queries) vorformuliert. Hier liegt ein weiterer
Unterschied zu dem zu replizierenden Experiment vor. Dessen Forscher bedienten sich
eines Proxy-Servers, der zwischen die Suchmaschine (Google) und dem Rechner des
Probanden geschaltet wurde. Jede individuelle Suchanfrage ist somit durch den Server
manipuliert worden, bevor die veränderte Ergebnisreihenfolge dem jeweiligen
Teilnehmer präsentiert wurde (Pan et al. 2007, S. 808-809). Auf die technische
Umsetzung der vorliegenden Studie wird im weiteren Verlauf eingegangen.
4.2.6 Explizite Relevanzbeurteilungen von Snippets und Webseiten
Nachdem die korrekte Antwort zu einer Rechercheaufgabe gefunden oder das
Zeitlimit erreicht worden ist, gelangte der Proband zur Relevanzbewertung. Diese
erfolgte nach jeder einzelnen Rechercheaufgabe und war in zwei Schritte unterteilt.
Zuerst wurden nacheinander und in zufälliger Reihenfolge Screenshots der zehn
Snippets der zuvor betrachteten SERP angezeigt. Unterhalb jedes Snippets erschien
jeweils ein Schieberegler, mit dem der Teilnehmer stufenlos auf einer Skala von 0-100
die Relevanz des jeweiligen Google-Ergebnisses bewerten sollte.
4 Methodik 21
Der zweite Schritt erfolgte in identischer Art und Weise, jedoch mit Anzeige der
zehn zu den Snippets gehörenden Webseiten. Dabei handelte es sich ebenfalls um
Screenshots der Webseiten in kompletter Länge.
Als Resultat der Bewertungen entstand eine Excel-Tabelle mit 5000
Relevanzurteilen (25 vollständige Datensätze mit jeweils zehn Aufgaben, je Aufgabe
zehn Snippet- und zehn Webseiten-Bewertungen).
In der Studie von Pan et al. (2007) fanden die Relevanzbewertungen in anderer
Form statt. Dort wurden zusätzlich zu den Probanden sogenannte Relevanz-Juroren
eingesetzt, die nicht an der eigentlichen Studie teilnahmen. Diese sollten sicherstellen,
dass das dargestellte Google-Ranking die Treffer derart auflistet, wie dies auch von
menschlichen Nutzern erfolgen würde. Verglichen mit der vorliegenden Studie ist ein
wesentlicher Unterschied herauszustellen.
Hier wurden alle an der Eye-Tracking-Untersuchung teilnehmenden
Studierenden auch zur Relevanzbewertung eingesetzt. Die Zielsetzung beider Studien
ist in diesem Punkt hingegen dieselbe. Zusätzlich zur Trefferposition und weiterer
Faktoren sollten die Relevanzurteile darüber Aufschluss geben, wovon sich die
Probanden in ihrem Blick- und Auswahlverhalten am ehesten beeinflussen lassen.
4.2.7 Technische Umsetzung
Bezüglich der technischen Umsetzung des Experiments sind zwei
Kernbestandteile zu unterscheiden. Zum einen war ein Eye-Tracker mit
entsprechender Software erforderlich. Zum anderen wurde ein Tool benötigt, das
innerhalb der Eye-Tracking-Software aufgerufen wurde und den Probanden durch die
Rechercheaufgaben und Relevanzbeurteilungen leitete. Im Anschluss an beide Teile
soll gesondert auf die während der Untersuchung aufgetretenen technischen
Probleme eingegangen werden.
Als Eye-Tracker stand das Modell Tobii T60 zur Verfügung. Dabei handelt es sich
um ein Gerät, welches Infrarotstrahlen auf die Hornhäute beider Augen des jeweiligen
Probanden entsendet. Die dadurch entstehenden Reflexionen werden per Sensoren
durch die Hardware erfasst. Mathematische Berechnungen ermitteln daraus das
Blickverhalten des Probanden auf dem Bildschirm und bilden es ab. Die beschriebene
Infrarottechnik ist in einen 17 Zoll TFT-Monitor integriert (Tobii AB 2016, S. 142).
4 Methodik 22
Dadurch unterscheidet sich das Gerät äußerlich nicht entscheidend von einem
herkömmlichen Monitor, was wiederum einer alltagsnahen Testsituation zuträglich ist.
Auf dem Rechner, mit dem der Eye-Tracker betrieben wurde, befand sich das
Programm Tobii Studio in der Version 3.1.6. Innerhalb der Software ließ sich zunächst
der Untersuchungsablauf definieren. Während sämtlicher Durchgänge zeichnete das
Programm das Blick- und Klickverhalten der mit IDs versehenen Probanden auf. Die
Auswertung der Daten, die ebenfalls in Tobii Studio geschah, wird im nächsten
Abschnitt erläutert (Tobii AB 2016, S. 1).
Bevor ein Durchlauf starten konnte, erfolgte jeweils die Kalibrierung des Eye-
Trackers. Als von der Software empfohlene Kalibrierungs-Methode wurde die Fünf-
Punkt-Methode gewählt. Dafür nahm der Teilnehmer zunächst eine bequeme
Sitzposition mit einem Abstand von 50-80 Zentimetern vor dem Monitor ein. Sobald
sich Sitzposition und Abstand zum Monitor innerhalb des Toleranzbereichs bewegten,
konnte die Fünf-Punkt-Kalibrierung gestartet werden. Dabei erschien ein roter Punkt
auf dem ansonsten leeren Bildschirm. Dieser bewegte sich in alle vier Ecken des
Monitors sowie in dessen Mitte. Folgte der Proband diesem Punkt in ausreichendem
Maße, war die Kalibrierung erfolgreich (Tobii AB 2016, S. 34-36). Die Kalibrierung
konnte bei allen Probanden erfolgreich abgeschlossen werden und sorgte für eine
optimale Ausgangssituation. Dementsprechend stellten auch kleinere bis mittlere
Bewegungen der Teilnehmer während der Untersuchung keine Hürde r das
Programm dar. Die gelungenen Rahmenbedingungen äußerten sich auch in der
Qualität der Eye-Tracking-Datensätze (Samples). Diese wiesen einen Durchschnittswert
von 93,12 Prozent auf. Das bedeutet, dass der Eye-Tracker innerhalb aller produzierten
Aufnahmen das Blickverhalten zu 93,12 Prozent erfassen konnte (Tobii AB 2016, S. 40).
Zur Absolvierung der zehn Rechercheaufgaben und zur Abgabe der
Relevanzurteile wurde ein Tool eingesetzt. Dies wurde dankenswerterweise durch den
Zweitprüfer der vorliegenden Arbeit programmiert, sodass sich die nachfolgenden
Erläuterungen auf Konzeption und Funktionsweise beschränken werden.
Das Tool war online mittels URL verfügbar, sodass im Eye-Tracking-Programm
lediglich die URL des Tools als Medien-Element (Stimulus) festgelegt werden musste
(Tobii AB 2016, S. 8). Das Tool wurde jeweils nach der Kalibrierung gestartet und führte
den Teilnehmer durch die Untersuchung.
4 Methodik 23
Der Ablauf war für alle zehn Rechercheaufgaben derselbe und stellte sich
folgendermaßen dar:
1. Anzeige der Rechercheaufgabe.
2. Anzeige der dazugehörigen SERP, die über alle Aufgaben hinweg entweder in
normaler, umgekehrter oder vertauschter Ergebnis-Reihenfolge vorlag.
3. Anzeige der zehn Snippets der zuvor betrachteten SERP nacheinander inklusive
Schieberegler zur Relevanzbewertung.
4. Anzeige der zehn zu den Snippets gehörenden Webseiten der zuvor
betrachteten SERP nacheinander inklusive Schieberegler zur
Relevanzbewertung.
Sowohl bei den SERPs als auch bei den Snippets und Webseiten für die
Relevanzbewertung handelt es sich um Screenshots. Für jeden Screenshot wurde
mittels des kostenlos zur Verfügung stehenden Programms “Online Image Map Editor“
ein HTML-Code für eine sogenannte Image-Map (Verweissensitive Grafik) erstellt
(Maschek.hu 2016). Dabei wurden Koordinaten auf den Bereichen (Snippets) der
Bilddateien (SERPs) definiert, die zu klickbaren Bereichen werden sollten (Münz, Gull
2013, S. 185-186). Dies ermöglichte, dass alle zehn Snippet-Titel auf den SERPs mit den
dazugehörigen URLs der Webseiten ausgestattet wurden und ein möglichst
originalgetreues Google-Abbild erzeugt werden konnte.
Sämtliche Relevanzurteile sowie Informationen zu den auf den SERPs
angeklickten Treffern wurden in einer Excel-Tabelle gespeichert. Diese war wie auch
das Tool selbst online verfügbar und zu jeder Zeit in aktueller Version abrufbar.
Während der Untersuchung kam es zu technischen Problemen, die verschiedene
Ursachen hatten. So gab es insbesondere bei den ersten Probanden zahlreiche
Verbindungsprobleme zum Server, auf dem das Tool bereitstand. Mit einer gewissen
Wartezeit oder einer Wiederherstellung der Browsersitzung konnte aber jeder
Durchgang fortgeführt werden, sodass kein Datenverlust entstand.
Größere Schwierigkeiten traten im Zusammenhang mit dem Tobii Studio-
Programm auf. Zu Beginn der Untersuchung kam es zu drei Abstürzen. Die
Fehlermeldungen wiesen auf Probleme im Arbeitsspeicher hin, bedingt durch die
großen Datenmengen, die pro Teilnehmer erzeugt wurden. Die Problematik konnte
dadurch behoben werden, für jeden Probanden ein separates Projekt innerhalb des
Programms zu erstellen.
4 Methodik 24
Die einzelnen Projekte mussten im weiteren Verlauf in das Hauptprojekt
integriert werden, um die Auswertung vornehmen zu können. Aufgrund der Abstürze
des Tobii Studio-Programms konnten die Datensätze dreier Probanden nicht
verwendet werden. Deshalb mussten insgesamt 28 Probanden akquiriert werden, um
auf die angestrebte Zahl von 25 vollständigen Datensätzen zu kommen.
4.3 Auswertung der Eye-Tracking-Daten
Der erste Schritt der Eye-Tracking-Auswertung war die Definition der Areas of
Interest (AOIs). Eine AOI ist ein definierter Bereich wie beispielsweise ein Snippet auf
einer SERP. Mittels mehrerer solcher AOIs kann festgelegt werden, welche Blickdaten
auf welchen Teilen der angezeigten Darstellung zur statistischen Auswertung
herangezogen werden sollen (Poole, Ball 2005, S. 10).
Die AOIs können in der Regel innerhalb des Tobii Studio-Programms auf den
einzelnen Webseiten erstellt werden, die den Probanden präsentiert wurden.
Aufgrund nicht bekannter technischer Probleme lieferte das Programm jedoch
fehlerhaft bezeichnete und dargestellte Webseiten, wodurch diese nicht ausgewertet
werden konnten.
Als Alternative wurden die Recordings, also die jeweils etwa einstündigen
Aufnahmen der Untersuchungen zur Auswertung herangezogen. Das hatte den
entscheidenden Nachteil, dass aufgrund der Dynamik der Aufnahmen jede Scroll-
Bewegung aller Probanden berücksichtigt werden musste. Alle aktiven, also sichtbaren
AOIs mussten somit manuell und Bild r Bild mitverschoben werden, da Tobii Studio
die AOI-Positionen bei nutzerseitigen Bewegungen der dargestellten Seiten nicht
automatisch anpasst (AOIs liegen starr auf dem Bildschirm). Ebenso mussten innerhalb
der Aufnahmen alle SERPs als AOIs definiert werden. Dies war dafür notwendig, um in
der Auswertung Aussagen wie zur Betrachtungsdauer auf den einzelnen SERPs treffen
zu können (s. Abschnitt 5.1 Analyseebene ‘SERP’). Die folgende Abbildung zeigt einen
Ausschnitt aus Tobii Studio. “SERP vertauscht” belegt die komplette SERP, die anderen
AOIs jeweils die einzelnen Snippets (s. Abbildung 2).
4 Methodik 25
Abbildung 2: SERP mit AOIs in Tobii Studio
Tobii Studio bietet die Möglichkeit, AOIs zu aktivieren und deaktivieren. Aus zwei
Gründen war dies wichtig. Einerseits konnten dadurch stets nur die für den Teilnehmer
sichtbaren Snippets aktiv geschaltet und daher ausgewertet werden. Andererseits
konnten sämtliche AOIs immer dann deaktiviert werden, sobald ein richtiger Treffer
gefunden worden bzw. das Zeitlimit von drei Minuten abgelaufen war. Blicke auf den
SERPs, die nur dem Auffinden des Buttons “zur Relevanzbewertung” dienten, konnten
somit gezielt ausgeklammert werden. Dies wiederum ist als Vorteil der Auswertung per
Recordings hervorzuheben. Denn das individuelle Deaktivieren der AOIs nach
Beendigung der einzelnen Rechercheaufgaben wäre bei einer vollständigen
Auswertung der Webseiten nicht möglich gewesen. Die Auswertung der einzelnen
Aufnahmen ist somit zeitintensiver, die Präzision der erhobenen Daten aber höher.
Neben der beschriebenen Auswertung der kompletten Rechercheaufgaben von
Beginn bis zur erfolgreichen Beendigung bzw. zum Ende des Zeitlimits wurde die
Auswertung in einer zweiten Variante durchgeführt. In dieser wurden sämtliche AOIs
immer bereits dann inaktiv geschaltet, sobald der Proband seinen ersten Mausklick auf
einem Snippet getätigt hat. Beide Varianten (komplette Aufgabenlänge/Aufgabe bis
zum ersten Klick) werden im Abschnitt der Ergebnisse des Experiments nochmals
aufgegriffen.
4 Methodik 26
Nachdem die AOIs definiert waren, wurden sie gruppiert. Demnach wurden alle
elf AOIs eines Probanden (SERP und zehn Snippets) jeweils einer Gruppe hinzugefügt,
damit die Daten bei der Auswertung aggregiert werden konnten. So bestand
beispielsweise eine AOI-Gruppe “SERP umgekehrt”, in der die Blickdaten auf den SERPs
aller Probanden zusammengefasst wurden, die sich in der umgekehrten Bedingung
befanden.
Für die Auswertung wurden die Kennzahlen “Fixation Count”, “Fixation Duration”
und “Mouse Click Count” herangezogen, auf die im weiteren Verlauf jeweils
eingegangen werden wird.
Zuvor musste im Tobii Studio-Programm die Mindestdauer einer Fixation
festgelegt werden. Wie unter 4.1 Eye-Tracking-Methodik beschrieben hat sich die
wissenschaftliche Fachliteratur hierfür bislang auf keinen empfehlenswerten Wert
sondern lediglich auf eine Spanne einigen können. Da der Kernbestandteil der
vorliegenden Arbeit die Replikation der Studie von Pan et al. (2007) darstellt und dort
ein Mindestwert von 50 Millisekunden gewählt worden ist, wurde dieser ebenfalls
verwendet. Somit sollte die Vergleichbarkeit beider Studien in diesem Aspekt
sichergestellt werden.
5 Ergebnisse des Experiments 27
5 Ergebnisse des Experiments
Für die Auswertung wurden die durch Tobii Studio gelieferten Werte zunächst in
Excel-Tabellen gespeichert. Dabei wurde zwischen den Werten unterschieden, die die
Blick- und Klickdaten bis zum jeweils ersten Klick der Probanden auf einer SERP
darstellen sowie denjenigen, die diese Daten über die komplette Dauer der Aufgaben
abbilden. Da wie beschrieben die Recordings, welche jeweils alle zehn Aufgaben
enthielten und nicht die einzelnen Rechercheaufgaben ausgewertet werden konnten,
lagen alle Daten in aggregierter Form vor.
Zur statistischen Auswertung wurde das Programm IBM SPSS Statistics in der
Version 20 verwendet. Vorgehensweise sowie Unterschiede zur Studie von Pan et al.
(2007) werden nachfolgend jeweils erläutert.
5.1 Analyseebene ‘SERP’
Die Datenanalyse bezüglich der einzelnen SERPs sollte Aufschlüsse darüber
liefern, inwieweit sich Betrachtungsdauer, Anzahl der Fixationen sowie Anzahl der
angeklickten Snippets gemäß der drei Bedingungen “normal”, “umgekehrt” und
“vertauscht” unterscheiden. Hierfür wurden die Werte verwendet, die sämtliche
Rechercheaufgaben von Beginn bis zum Ende abbilden.
5.1.1 Betrachtungsdauer auf den SERPs
Zunächst wurde die Betrachtungsdauer ermittelt. Dafür wurden zuvor in Tobii
Studio die Werte für die Kennzahl “Visit Duration” erhoben. Diese Kennzahl misst die
Dauer zwischen der ersten Fixation innerhalb einer AOI und der nächsten Fixation
außerhalb der entsprechenden AOI, in diesem Fall der ganzen SERP (Tobii AB 2016,
S. 109). Die SERP-AOIs wurden so definiert, dass sie beim Erscheinen jeder Google-
Ergebnisseite den kompletten Bildschirm ausfüllten. Dadurch wurde sichergestellt,
dass es keine Fixation außerhalb einer SERP-AOI geben konnte, die die Aufzeichnung
der Visit Duration hätte unterbrechen können.
Mittels deskriptiver Statistiken wurden Mittelwerte zur Betrachtungsdauer einer
SERP pro Rechercheaufgabe ermittelt.
5 Ergebnisse des Experiments 28
Wie der Tabelle 3 zu entnehmen ist, betrachteten diejenigen Probanden, die
ausschließlich umgekehrte SERPs erhalten haben, diese mit durchschnittlich 37,6
Sekunden am längsten. Dahingegen verweilten die Teilnehmer der Bedingung
“normal” pro Aufgabe 16,5 Sekunden lang auf der SERP und damit weniger als halb so
lange. “N“ gibt die Anzahl der Probanden in der jeweiligen Bedingung an.
Tabelle 3: Deskriptive Statistiken zur Betrachtungsdauer einer SERP pro Rechercheaufgabe
Vis_dur_mean_SERP
N
Mittelwert
Standard-
abweichung
Standard-
fehler
95%-Konfidenzintervall für
den Mittelwert
Mini-
mum
Maxi-
mum
Untergrenze
Obergrenze
normal
8
16,5124
8,82719
3,12088
9,1327
23,8921
8,34
33,04
umgekehrt
9
37,6111
19,84428
6,61476
22,3574
52,8648
18,58
75,78
vertauscht
8
23,4331
9,31803
3,29442
15,6431
31,2232
14,56
37,19
Gesamt
25
26,3226
16,18535
3,23707
19,6416
33,0035
8,34
75,78
Um die Mittelwerte näher betrachten und Aussagen zur Signifikanz treffen zu
können, wurde die Varianzanalyse gewählt. Diese ist in der Lage, die Mittelwerte von
mehr als zwei Gruppen (Bedingungen) miteinander zu vergleichen, was sie vom t-Test
unterscheidet. Letzterer ermöglicht nur den Vergleich zweier Gruppen miteinander
(Rasch, Hofmann, Friese, Naumann 2010, S. 6). In SPSS kann die Varianzanalyse durch
die einfaktorielle ANOVA (Analysis of Variance) durchgeführt werden. Einfaktoriell
bedeutet, dass die Wirkung eines Faktors (SERP-Bedingung) auf eine Variable (z.B.
Betrachtungsdauer) analysiert wird. Getestet wird bei der Varianzanalyse stets gegen
die Nullhypothese. Erhält man ein signifikantes Ergebnis, kann die Nullhypothese
verworfen und von einem signifikanten Unterschied der getesteten Bedingungen
voneinander ausgegangen werden (Rasch et al. 2010, S. 35).
Welche der in diesem Falle drei Bedingungen signifikant voneinander abweichen
und welche nicht, ist durch die Varianzanalyse allein nicht zu ermitteln. Dafür ist das
Post-Hoc-Verfahren erforderlich, welches aufzeigt, zwischen welchen der getesteten
Bedingungen signifikante Unterschiede vorliegen (Rasch et al. 2010, S. 27).
5 Ergebnisse des Experiments 29
SPSS bietet in der verwendeten Version insgesamt 18 verschiedene Post-Hoc-
Verfahren an. Diese werden unterschieden in Verfahren, für die eine Varianz-
Gleichheit angenommen wird und in solche, für die keine Varianz-Gleichheit
angenommen wird.
Betrachtet man die Voraussetzungen der Varianzanalyse, wird die Bedeutung der
genannten Unterscheidung deutlich. So ist unter anderem neben der Normalverteilung
des untersuchten Merkmals auch die Varianzhomogenität erforderlich. Diese besagt,
dass die Varianzen der Populationen aller untersuchter Gruppen gleich sein müssen
(Rasch et al. 2010, S. 49).
Da im Falle der Betrachtungsdauer auf den SERPs die Varianzhomogenität
gegeben ist, wurde der Post-Hoc-Test nach Bonferroni gewählt, dessen Ergebnisse in
nachstehender Tabelle 4 zu sehen sind.
Tabelle 4: Post-Hoc-Test nach Bonferroni: Betrachtungsdauer SERP
Abhängige Variable: Vis_dur_mean_SERP
Bonferroni
(I) SERP_Art
(J) SERP_Art
Mittlere
Differenz (I-J)
Standardfehler
Signifikanz
95%-Konfidenzintervall
Untergrenze
Obergrenze
normal
umgekehrt
-21,09874*
6,79613
,016
-38,7090
-3,4885
vertauscht
-6,92075
6,99316
,999
-25,0415
11,2000
umgekehrt
normal
21,09874*
6,79613
,016
3,4885
38,7090
vertauscht
14,17799
6,79613
,146
-3,4322
31,7882
vertauscht
normal
6,92075
6,99316
,999
-11,2000
25,0415
umgekehrt
-14,17799
6,79613
,146
-31,7882
3,4322
*. Die Differenz der Mittelwerte ist auf dem Niveau 0.05 signifikant.
Für die Interpretation der Ergebnisse des Post-Hoc-Tests wird die Spalte
“Signifikanz” zurate gezogen, in der sich die p-Werte befinden. Der p-Wert gibt das
empirische Signifikanzniveau an (Eckstein 2015, S. 368). Dies wird wie in der
Sozialwissenschaft üblich als α = 0,05 festgelegt.
5 Ergebnisse des Experiments 30
Unterschreitet der dargestellte p-Wert dieses Niveau, kann die Nullhypothese
verworfen werden, die besagt, dass kein Unterschied zwischen den jeweiligen
Mittelwerten besteht. Damit gilt die Alternativhypothese, die auf einen signifikanten
Unterschied deutet.
ANOVA gab an, dass ein signifikanter Unterschied zwischen einer der drei
Gruppen besteht (F (2, 22) = 5.07, p < .02). Das Post-Hoc-Verfahren machte diesen nur
zwischen den Bedingungen “normal” und “umgekehrt” aus (p < .02). In der Tabelle ist
der entsprechende Eintrag mit einem *-Symbol markiert.
5.1.2 Anzahl der Fixationen auf den SERPs
Die Vorgehensweise zur Anzahl der Fixationen erfolgte weitestgehend in
identischer Art und Weise wie bei der Betrachtungsdauer. Anstelle der “Visit Duration”
wurden per Tobii Studio hierfür die Werte zur “Fixation Count” ausgelesen. Diese
Kennzahl gibt die Anzahl der Fixationen innerhalb der hierfür gewählten SERP-AOI an
(Tobii AB 2016, S.108).
Die deskriptiven Statistiken in Tabelle 5 stellen dar, dass die Fixations-Anzahl auf
der umgekehrten SERP pro Aufgabe mit durchschnittlich 140,4 Fixationen am höchsten
ist. Auf der vertauschten SERP (Snippet eins mit Snippet zwei) finden durchschnittlich
79,6, auf der normalen SERP 56,9 Fixationen statt.
Tabelle 5: Deskriptive Statistiken zur Fixationsanzahl auf einer SERP pro Rechercheaufgabe
Fix_count_mean_SERP
N
Mittelwert
Standard-
abweichung
Standard-
fehler
95%-Konfidenzintervall für
den Mittelwert
Mini-
mum
Maxi-
mum
Untergrenze
Obergrenze
normal
8
56,8625
28,47073
10,06592
33,0604
80,6646
27,20
110,50
umgekehrt
9
140,3778
72,99399
24,33133
84,2696
196,4859
59,30
262,50
vertauscht
8
79,5750
36,30532
12,83587
49,2230
109,9270
44,80
141,40
Gesamt
25
94,1960
61,09450
12,21890
68,9774
119,4146
27,20
262,50
5 Ergebnisse des Experiments 31
Bezüglich des Post-Hoc-Tests bedarf es in diesem Fall einer veränderten
Vorgehensweise, da die Homogenität der Varianzen nicht gegeben ist. Durch (p = .030)
kann die Nullhypothese nicht verworfen werden. Die Varianzen unterscheiden sich
demnach signifikant voneinander (s. Tabelle 6).
Tabelle 6: Test auf Homogenität der Varianzen
Fix_count_mean_SERP
Levene-Statistik
df1
df2
Signifikanz
4,113
2
22
,030
Für diesen Fall stehen in SPSS wie erwähnt Verfahren bereit, die diese
Varianzinhomogenität tolerieren. Einer ist der sogenannte Games-Howell-Test, der als
sehr robust gilt, weshalb er häufig bei fehlender Varianzhomogenität zum Einsatz
kommt (Eckstein 2015, S. 148). Nachfolgend die Ergebnisse aus dem Post-Hoc-Test
nach Games-Howell (s. Tabelle 7).
Tabelle 7: Post-Hoc-Test nach Games-Howell: Fixationsanzahl auf einer SERP pro Rechercheaufgabe
Abhängige Variable: Fix_count_mean_SERP
Games-Howell
(I) SERP_Art
(J) SERP_Art
Mittlere
Differenz (I-J)
Standardfehler
Signifikanz
95%-Konfidenzintervall
Untergrenze
Obergrenze
normal
umgekehrt
-83,51528*
26,33128
,023
-155,0133
-12,0173
vertauscht
-22,71250
16,31203
,373
-65,6843
20,2593
umgekehrt
normal
83,51528*
26,33128
,023
12,0173
155,0133
vertauscht
60,80278
27,50951
,110
-12,5811
134,1866
vertauscht
normal
22,71250
16,31203
,373
-20,2593
65,6843
umgekehrt
-60,80278
27,50951
,110
-134,1866
12,5811
*. Die Differenz der Mittelwerte ist auf dem Niveau 0.05 signifikant.
5 Ergebnisse des Experiments 32
ANOVA wies auf Unterschiede zwischen mindestens einer der drei Bedingungen
hin (F (2, 22) = 6.13, p < .01). Wie auch bei der Betrachtungsdauer der SERPs ist anhand
des Post-Hoc-Verfahrens lediglich zwischen den Bedingungen “normal” und
“umgekehrt” ein signifikanter Unterschied festzustellen, was die Anzahl der Fixationen
auf den einzelnen SERPs angeht (p < .03).
5.1.3 Anzahl der angeklickten Snippets auf den SERPs
Um die Anzahl der angeklickten Snippets der drei SERP-Arten vergleichen zu
können, wurde per Tobii Studio die Kennzahl “Mouse Click Count” erhoben. Sie gibt an,
wie oft der bzw. die Teilnehmer die linke Maustaste drücken, während sich die Maus
innerhalb einer bestimmten AOI befindet (Tobii AB 2016, S. 114). Hierfür wurde nicht
wie in den vorausgehenden beiden Analysen die SERP-AOI verwendet. Dies wird
dadurch begründet, dass dadurch auch Klickzahlen entstanden wären, wenn ein
Proband auf eine leere Fläche der SERP, nicht aber auf ein einzelnes Snippet geklickt
hat. Deshalb wurden die Klickzahlen der zehn Snippet-AOIs pro Teilnehmer addiert
ausgewertet, um genannte Verzerrungen durch Klicks auf irrelevante Bereiche
auszuklammern.
Mit durchschnittlich 2,14 Klicks auf Snippets pro Aufgabe liegt der Wert der
umgekehrten SERP erneut an erster Stelle. Die normale SERP weist mit 1,40 Klicks auf
Snippets einen ähnlichen Wert wie die vertauschte SERP (1,43 Klicks) auf, wie in
Tabelle 8 zu sehen ist.
Tabelle 8: Deskriptive Statistiken zur Klickhäufigkeit auf Snippets pro Rechercheaufgabe
Click_count_mean_SERP
N
Mittelwert
Standard-
abweichung
Standard-
fehler
95%-Konfidenzintervall für
den Mittelwert
Mini-
mum
Maxi-
mum
Untergrenze
Obergrenze
normal
8
1,4000
,33806
,11952
1,1174
1,6826
1,00
1,90
umgekehrt
9
2,1444
,92616
,30872
1,4325
2,8564
1,10
3,90
vertauscht
8
1,4250
,31510
,11140
1,1616
1,6884
1,10
1,90
Gesamt
25
1,6760
,69058
,13812
1,3909
1,9611
1,00
3,90
5 Ergebnisse des Experiments 33
Die Ergebnisse aus ANOVA deuten knapp auf signifikante Unterschiede hin
(F (2, 22) = 4.07, p < .04). Das Post-Hoc-Verfahren, das aufgrund Varianzinhomogenität
erneut nach Games-Howell durchgeführt worden ist, kam zu anderen Ergebnissen.
Demnach lassen sich in diesem Fall keine signifikanten Unterschiede zwischen den
Gruppen feststellen (s. Tabelle 9)
Tabelle 9: Post-Hoc-Test nach Games-Howell: Klickhäufigkeit auf Snippets pro Rechercheaufgabe
Abhängige Variable: Click_count_mean_SERP
Games-Howell
(I) SERP_Art
(J) SERP_Art
Mittlere
Differenz (I-J)
Standardfehler
Signifikanz
95%-Konfidenzintervall
Untergrenze
Obergrenze
normal
umgekehrt
-,74444
,33105
,109
-1,6474
,1586
vertauscht
-,02500
,16339
,987
-,4529
,4029
umgekehrt
normal
,74444
,33105
,109
-,1586
1,6474
vertauscht
,71944
,32821
,121
-,1799
1,6188
vertauscht
normal
,02500
,16339
,987
-,4029
,4529
umgekehrt
-,71944
,32821
,121
-1,6188
,1799
5.1.4 Vergleich der Ergebnisse aus 5.1 mit der Hypothese H1
H1: Die Eye-Tracking-Daten werden in den drei Testszenarien (normale,
vertauschte und umgekehrte Trefferdarstellung) voneinander abweichen. So werden
die Probanden bei der umgekehrten Ergebnisdarstellung die SERP länger und öfter
betrachten sowie deren Snippets häufiger anklicken, als dies bei der nicht
manipulierten SERP der Fall sein wird. Als Snippets werden Trefferbeschreibungen auf
SERPs bezeichnet, die jeweils aus anklickbarer Überschrift, URL sowie
Beschreibungstext bestehen (Lewandowski 2015, S. 141).
Die Hypothese H1 kann in vollem Umfang bestätigt werden. Sowohl die
Betrachtungsdauer als auch die Anzahl der Fixationen sind auf der umgekehrten SERP
am höchsten. Auch klicken die Probanden in dieser Bedingung am häufigsten ein
Snippet an.
5 Ergebnisse des Experiments 34
Im Vergleich zur Studie von Pan et. al (2007) sind zwei veränderte
Vorgehensweisen zu erwähnen, die technischer Natur sind.
Einerseits konnte in der vorliegenden Arbeit nicht analysiert werden, wie oft ein
Teilnehmer in seinem Blick zu einem zuvor bereits betrachteten Snippet zurückgekehrt
ist. Als Grundlage dieser Auswertung dienten Pan et al. (2007) sogenannte Scanpaths.
Tobii Studio bietet eine ähnliche Funktion namens GazePlot an. Diese verfolgt
allerdings lediglich Visualisierungszwecke. Ein Daten-Export zur Verwertung der
GazePlot-Daten war demnach nicht möglich.
Der zweite Unterschied zum Untersuchungsdesign betrifft den Abschnitt 5.1.3
Anzahl der angeklickten Snippets auf den SERPs. Pan et al. (2007) analysierten in ihrer
Arbeit anstelle der Klickzahlen die Anzahl der Snippets, die pro Rechercheaufgabe
durchschnittlich fixiert worden sind (z.B. 3,8 Snippets in der umgekehrten Bedingung).
Da es wie unter 4.3 Auswertung der Eye-Tracking-Daten genannt jedoch nicht möglich
war, die Rechercheaufgaben einzeln sondern nur die Aufnahmen auszuwerten, die
jeweils zehn Aufgaben enthielten, war eine alternative Vorgehensweise erforderlich.
So hätte in der vorliegenden Arbeit ermittelt werden können, wie viele Fixationen auf
den einzelnen Snippets stattfanden. Damit wären aber keine Aussagen über
Betrachtung oder nicht-Betrachtung innerhalb einzelner Rechercheaufgaben möglich
gewesen, da jedes Snippet über alle Aufgaben hinweg vielfach fixiert worden ist.
Die Kennzahl “Mouse Click Count” wurde als Ersatz gewählt, da jedes Snippet pro
Aufgabe nur einmal angeklickt wurde. Dadurch war es möglich, einen
Durchschnittswert pro Rechercheaufgabe zu ermitteln.
5.2 Analyseebene ‘Snippet’
Nachdem die einzelnen SERPs analysiert worden sind, sollen nun die sich darauf
befindlichen Snippets näher betrachtet werden. Begonnen wird mit einem Vergleich
des Blick- und Klickverhaltens der Probanden aller drei Bedingungen in grafischer
Form. Danach werden die Fixationen auf den einzelnen Snippets durch statistische
Berechnungen analysiert.
Hierfür wurden die Werte verwendet, die sämtliche Rechercheaufgaben von
Beginn der Aufgabe bis zum jeweils ersten Klick des Probanden auf einer SERP
abbilden.
5 Ergebnisse des Experiments 35
5.2.1 Blick- und Klickverhalten auf den Snippets
Die folgenden drei Abbildungen (Abbildung 3, Abbildung 4, Abbildung 5)
vergleichen das Blick- und Klickverhalten der Probanden aller drei Bedingungen
miteinander. Dargestellt wird zum einen die durchschnittliche Anzahl an Fixationen auf
Snippets pro Rechercheaufgabe (bis zum ersten Klick). Zum anderen wird der
prozentuale Anteil der Snippets an den ersten Klicks angegeben.
Abbildung 3: Blick- und Klickverhalten SERP "normal"
Die Teilnehmer, die die SERPs in normaler Form präsentiert bekamen,
betrachteten das erste Snippet am häufigsten und wählten es auch mit annähernden
80 Prozent der Fälle zuerst aus. Auch das zweite Snippet kann einige Fixationen
verzeichnen, wurde im Vergleich zum ersten aber deutlich seltener angeklickt. Die
Snippets sechs bis zehn erhielten keine ersten Klicks.
5 Ergebnisse des Experiments 36
Abbildung 4: Blick- und Klickverhalten SERP "vertauscht"
In der vertauschten Bedingung ist eine klare Verschiebung des Blick- und
Klickverhaltens erkennbar. So erhielten die ersten beiden Snippets fast gleichermaßen
viele Fixationen, häufiger angeklickt wurde jedoch das Snippet auf der zweiten Position
(Snippet eins in der normalen Bedingung). Vergleicht man die Klicks auf Snippet zwei
der normalen mit denen auf Snippet eins der vertauschten SERP, wird jedoch eine
Auffälligkeit deutlich. Beide genannten Snippets sind identisch und lediglich in der
Reihenfolge vertauscht worden. Die Klickzahlen, die darauf entfallen, weichen jedoch
erheblich voneinander ab.
5 Ergebnisse des Experiments 37
Abbildung 5: Blick- und Klickverhalten SERP "umgekehrt"
Bei der Betrachtung des Diagramms der umgekehrten SERP (Abbildung 5) wird
deutlich, wie sich die bis zum ersten Klick gemachten Fixationen auf die zehn Snippets
verteilen. Snippet zehn, normalerweise an erster Stelle, wird zu gut 50 Prozent der
Fälle als relevant erkannt und als erstes angeklickt. Dennoch streuen die Klickzahlen
mehr als bei den anderen beiden Bedingungen. So werden beispielsweise die Snippets
auf den Plätzen eins bis fünf zu jeweils bis zu zehn Prozent der Fälle angeklickt,
wohingegen dieselben Snippets in der normalen Bedingung (dort auf den Positionen
sechs bis zehn) keine ersten Klicks erhalten haben.
Verglichen mit der Studie von Pan et al. (2007) sind die Diagramme leicht
verändert erstellt worden. Deren Arbeit hat sowohl die Klickzahlen als auch die Blicke
prozentual ausgedrückt. Es wurde also angegeben, welche Snippets bis zum ersten
Klick betrachtet worden sind und welche nicht.
5 Ergebnisse des Experiments 38
Aufgrund der aggregierten Werte und somit der fehlenden Möglichkeit, in der
vorliegenden Arbeit nach Rechercheaufgaben zu unterscheiden, wurde als Alternative
die durchschnittliche Fixations-Anzahl zurate gezogen.
5.2.2 Statistische Auswertungen zu den Fixationen auf den Snippets
Neben der Interpretation der vorherigen Balkendiagramme wurde das
Blickverhalten der Teilnehmer auf den einzelnen Snippets statistisch ausgewertet.
Hierfür kam in SPSS erneut einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) zum Einsatz.
Wurden signifikante Unterschiede zwischen den drei Bedingungen festgestellt, wurden
diese per Post-Hoc-Verfahren verortet.
Zuerst wurden die durchschnittlichen Fixations-Zahlen auf den Snippets eins und
zwei miteinander verglichen. Die Werte, die analysiert worden sind, gaben also für
jeden Probanden an, wie oft er pro Rechercheaufgabe entweder das erste oder zweite
Snippet betrachtet hat. Per ANOVA konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen
den drei Gruppen ermittelt werden. Das Post-Hoc-Verfahren ist an dieser Stelle nicht
notwendig.
Probanden der normalen Bedingung unterschieden sich im Blickverhalten nicht
signifikant von Teilnehmern der umgekehrten Bedingung, was die beiden zuerst
aufgelisteten Treffer angeht. Dies ist insofern nennenswert, da die Probanden der
umgekehrten SERP als erste Treffer die normalerweise letztplatzierten Ergebnisse
präsentiert bekamen. Die erstplatzierten Ergebnisse wurden somit ähnlich oft
betrachtet, unabhängig davon, welches Snippet sich dort wiedergefunden hat.
Als nächstes wurden die durchschnittlichen Fixations-Zahlen auf den Snippets
neun und zehn miteinander verglichen. Das Verfahren ähnelte dem zuvor
beschriebenen. Auch hier wurde zunächst eine ANOVA durchgeführt. Sie wies
zwischen mindestens zwei Gruppen signifikante Unterschiede nach (F (2, 22) = 6.32,
p < .01). Aufgrund fehlender Varianzhomogenität wurde das Post-Hoc-Verfahren nach
Games-Howell gewählt, um zu erfahren, wo die signifikanten Unterschiede bestehen.
Das Verfahren ergab, dass zwischen der normalen und der umgekehrten SERP ein
signifikanter Unterschied besteht, was die Fixations-Anzahl auf Snippet neun bzw. zehn
betrifft (p < .05).
5 Ergebnisse des Experiments 39
Nun wurde ermittelt, wie sich das Blickverhalten der Probanden bezogen auf das
Snippet unterscheidet, welches in der originalen Google-Reihenfolge den ersten Platz
einnimmt. Verglichen wurden somit die Fixations-Daten zu Snippet eins der normalen,
Snippet zwei der vertauschten sowie Snippet zehn der umgekehrten SERP. Es konnten
keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Aufgrund der Höhe der Balken
der Diagramme aus Abschnitt 5.2.1 ergibt sich eine ähnliche Einschätzung. Die
Probanden ließen sich in dieser Hinsicht nicht durch die Trefferreihenfolge
beeinflussen.
Aussagen zur Pupillenerweiterung auf den einzelnen Snippets, wie sie in der
Studie von Pan et al. (2007) getroffen worden sind, waren in der vorliegenden Arbeit
nicht möglich. Das Programm Tobii Studio bietet hierfür keine
Auswertungsmöglichkeiten an.
5.2.3 Vergleich der Ergebnisse aus 5.2 mit den Hypothesen H2 und H3
H2: In allen drei Testszenarien werden die Probanden den ersten beiden
aufgelisteten Suchergebnissen nahezu gleichermaßen viel Aufmerksamkeit schenken,
was sich durch die Analyse des Blickverhaltens belegen lassen wird. Dennoch werden
die Probanden bei der umgekehrten Trefferdarstellung die letzten beiden Snippets (die
ersten beiden der normalen Darstellung) länger betrachten, als in den anderen beiden
Szenarien.
Diese Hypothese H2 kann bestätigt werden. Wie aus der statistischen Analyse
hervorgeht, sind keine signifikanten Unterschiede in der Betrachtungshäufigkeit der
ersten beiden Snippets über alle drei Bedingungen hinweg zu ermitteln. Bezogen auf
die letzten beiden Snippets wird hingegen ein Unterschied deutlich. Dies erkennt man
zunächst anhand der Diagramme aus Abschnitt 5.2.1. So weichen die Fixations-Zahlen
auf den letzten beiden Snippets der umgekehrten SERP in signifikantem Ausmaß von
denen der normalen SERP ab (p < .05).
H3: Sowohl die Probanden der vertauschten (Snippets eins und zwei miteinander
vertauscht) als auch die der umgekehrten Trefferdarstellung werden eher Snippets
auswählen, die auf der normalen SERP niedriger gelistet werden und dort weniger
Klicks erhalten.
5 Ergebnisse des Experiments 40
Auch die Hypothese H3 wird bestätigt, was erneut durch die Diagramme
verdeutlicht wird. Die Probanden der vertauschten Bedingung führten deutlich mehr
Klicks auf dem erstplatzierten Snippet aus als die Probanden der normalen Bedingung
auf demselben Snippet, welches dort als zweites aufgeführt worden ist. Werden die
Bedingungen “normal” und “umgekehrt” miteinander verglichen, fällt auf, dass auf der
normalen SERP keine ersten Klicks auf die Ergebnisse sechs bis zehn stattfinden.
Dieselben Ergebnisse, die bei der umgekehrten SERP auf den Plätzen eins bis fünf
stehen, erhalten demgegenüber jeweils bis zu zehn Prozent der ersten Klicks.
5.3 Analyseebene ‘Relevanz
Zur Erweiterung der Ergebnisauswertung wurden die Relevanzurteile der
Probanden herangezogen. Diese lagen sowohl für sämtliche präsentierten Snippets als
auch für deren Webseiteninhalte vor. Demzufolge hat jeder Proband 200 Urteile
abgegeben (zehn Rechercheaufgaben mit jeweils zehn Snippet- und zehn Webseiten-
Bewertungen).
Zunächst sollte ermittelt werden, ob zwischen den Snippet- und den Webseiten-
Bewertungen signifikante Unterschiede bestehen. Dazu wurden zunächst die
Mittelwerte (M) beider Bewertungsformen ermittelt und anschließend ein t-Test für
gepaarte Stichproben durchgeführt. Der Mittelwert aller Relevanzbewertungen von
Snippets lag bei (M = 2,77, SD = 2,527), der Mittelwert der Webseiten-Bewertungen
bei (M = 2,71, SD = 2,512). Die Ähnlichkeit beider Werte drückt sich auch in den
Resultaten des t-Tests aus. Ein t-Test für gepaarte bzw. verbundene Stichproben
berechnet die Differenz, die zwischen zwei Merkmalswerten (Snippet- und Webseiten-
Bewertungen) innerhalb eines Merkmalsträgers (Proband) bestehen (Eckstein 2015,
S. 136). Somit wurden die zwei Urteile, die ein bestimmter Proband pro Quelle
abgegeben hat, direkt und dadurch paarweise miteinander verglichen. Die
Unterschiede zwischen den Wertepaaren konnten nicht als signifikant nachgewiesen
werden (t(249) = 1,069, p = 0,286). Es kann somit davon ausgegangen werden, dass es
sich bei als relevant bewerteten Suchergebnissen auch tatsächlich um relevante
Webseiteninhalte handelte.
5 Ergebnisse des Experiments 41
5.3.1 Statistische Auswertung der Relevanzurteile per gemischter Modelle
Kernbestandteil der Analyseebene ‘Relevanzstellt die Wiederholung des in der
Studie von Pan et al. (2007) als “mixed model analysis” bezeichneten Verfahrens dar.
In SPSS handelt es sich dabei um sogenannte “Lineare gemischte Modelle”.
Diese ermöglichen es zu ermitteln, ob und wie stark sich gewisse Faktoren auf eine
abhängige Variable auswirken. Als Faktoren wurden das Geschlecht des Probanden,
die Bedingung (normal, umgekehrt, vertauscht), die Position des Snippets auf der
manipulierten Ergebnisliste sowie die Relevanz des jeweiligen Snippets gewählt. Die
Faktoren wurden als feste Effekte definiert, da von deren Einfluss auf die Mittelwerte
beider abhängiger Variablen ausgegangen worden ist (SPSS Inc. 2002, S. 3).
Wie zuvor erwähnt wird in der Auswertung nicht nach Rechercheaufgaben
unterschieden. Die aufgabenbezogenen Faktoren “Aufgabentyp” und
“Aufgabenreihenfolge” der Arbeit von Pan et al. (2007) wurden somit nicht als Effekte
übernommen.
Als abhängige Variable wurde zunächst die Anzahl an Fixationen und dann die
Anzahl an Klicks bezogen auf die einzelnen Snippets festgelegt. Dadurch sollte zuerst
festgestellt werden, welche Faktoren das Blickverhalten am stärksten beeinflussen und
danach, wodurch die Auswahlentscheidung beeinträchtigt wird. Dafür wurden die
Blick- und Klickdaten gewählt, welche die Rechercheaufgaben bis einschließlich zum
ersten Klick je Aufgabe abbilden. Die Daten lagen als Durchschnittswerte vor. Der
Datensatz, der als Grundlage für diese Auswertung diente, beinhaltete demnach für
jeden Probanden zehn Fälle (Snippets eins bis zehn). Alle Fälle waren mit
Durchschnittswerten zur Fixations- und Klickanzahl, zur Snippet-Relevanz sowie zur
Angaben zur Bedingung, Snippet-Position und Geschlecht versehen.
Die folgende Tabelle 10 stellt das gemischte Modell dar, welches den Einfluss auf
die Anzahl der Fixationen auf den einzelnen Snippets pro Rechercheaufgabe
beschreibt. Die Faktoren Snippet-Position, Bedingung und Snippet-Relevanz sind
signifikant (p < 0,01), weshalb von deren Einfluss auf das Blickverhalten ausgegangen
werden kann. Die F-Werte geben die Stärke dieser Einflüsse an. Demzufolge übt die
Bedingung den mit Abstand größten Einfluss darauf aus, wie viele Fixationen auf den
Snippets stattfinden. Der Bedingung folgt die Position, auf dem ein Snippet auf der
präsentierten SERP steht. Den geringsten Einfluss auf die Häufigkeit der Betrachtungen
übt die Relevanz des Snippets aus.
5 Ergebnisse des Experiments 42
Tabelle 10: Lineares gemischtes Modell: Blickverhalten
Fester Effekt
Zähler-
Freiheitsgrade
Nenner-
Freiheitsgrade
F-Wert
Signifikanz
Snippet-Position
9
227
7,526
,000
Bedingung
2
227,000
13,559
,000
Geschlecht
1
227
1,130
,289
Snippet-Relevanz
10
227
3,576
,000
a. Abhängige Variable: Durchschnittliche Anzahl an Fixationen pro Snippet und
Rechercheaufgabe.
Ein anderes Bild ergibt sich beim Blick auf die nun folgende Tabelle 11. Sie stellt
die Resultate des zweiten gemischten Modells dar. Die abhängige Variable war in
diesem Fall die durchschnittliche Anzahl an Klicks pro Rechercheaufgabe, die auf den
zehn Snippets stattgefunden haben. Der mit Abstand stärkste Effekt auf die
Klickhäufigkeit wird durch die Relevanz des jeweiligen Snippets hervorgerufen. Die
zweite signifikante Einflussgröße ist die Snippet-Position. Die Auswirkung der SERP-
Bedingung (normal, umgekehrt oder vertauscht) ist in diesem Fall nicht signifikant.
Tabelle 11: Lineares gemischtes Modell: Klickverhalten
Fester Effekt
Zähler-
Freiheitsgrade
Nenner-
Freiheitsgrade
F-Wert
Signifikanz
Snippet-Position
9
227
8,280
,000
Bedingung
2
227,000
1,187
,307
Geschlecht
1
227
,004
,947
Snippet-Relevanz
10
227
33,726
,000
a. Abhängige Variable: Durchschnittliche Anzahl an Klicks pro Rechercheaufgabe nach
Snippets.
5 Ergebnisse des Experiments 43
Zu erkennen ist, dass das Geschlecht des Probanden sowohl auf die Anzahl der
Fixationen als auch auf die Anzahl der Klicks keinen Einfluss zu haben scheint. Beide
Werte sind nicht signifikant.
5.3.2 Vergleich der Ergebnisse aus 5.3 mit der Hypothese H4
H4: Die Probanden werden in ihren Entscheidungen, Treffer auszuwählen, die
Google-Positionen ihren eigenen Relevanzurteilen vorziehen. Dies wird sich statistisch
dadurch ausdrücken, dass die Position einen stärkeren Einfluss auf das Blick- und
Klickverhalten ausüben wird als die eigentliche Relevanz eines Treffers.
Die Hypothese H4 muss verworfen werden. Das Blickverhalten wurde eher von
der Position als von der Relevanz eines Treffers beeinflusst. Jedoch zogen die
Teilnehmer der vorliegenden Untersuchung in der Entscheidung, einen Treffer
anzuklicken, die Relevanz der Position eines Ergebnisses vor.
5.4 Analyseebene ‘Vergleich’
Nachfolgend sollen die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit jeweils kurz
rekapituliert sowie mit denen von Pan et al. (2007) verglichen werden.
Begonnen wird mit der Analyseebene ‘SERP’. Diejenigen Teilnehmer, die die
Ergebnisseiten in umgekehrter Form präsentiert bekommen haben, unterschieden sich
zum Teil signifikant von den Probanden der anderen beiden Bedingungen. Sie
betrachteten die Ergebnisseiten eine längere Zeit, tätigten mehr Fixationen und
klickten am häufigsten ein Snippet an. Trotz der erläuterten teilweise
unterschiedlichen Vorgehensweise decken sich die Erkenntnisse in hohem Maße mit
denen von Pan et al. (2007, S. 812).
Richtet man den Fokus auf die einzelnen Snippets, können konkretere
Annahmen des Verhaltens auf der manipulierten Trefferliste getätigt werden. So
klickten die Probanden der umgekehrten Bedingung insgesamt mehr Snippets an als
die beiden anderen Gruppen. Zuerst ausgewählt wurde in etwa 50 Prozent der Fälle
dennoch das zehnte Snippet, was in der normalen Bedingung an erster Stelle stand
(dort zu 80 Prozent zuerst ausgewählt). Auch die Teilnehmer der vertauschten
Bedingung ließen sich nur bedingt von der manipulierten Reihenfolge beeinflussen. Sie
wählten zu etwa 55 Prozent den zweitplatzierten Treffer (erstes Snippet der normalen
SERP) als erstes aus.
5 Ergebnisse des Experiments 44
Diese Ergebnisse unterscheiden sich grundlegend von denen von Pan et al.
(2007). Deren Probanden wählten in der umgekehrten Bedingung zu jeweils etwa 25
Prozent die beiden vordersten Snippets (normale SERP: Snippets neun und zehn) aus,
welche von den Teilnehmern des vorliegenden Experiments nur acht bzw. zwei Prozent
Anteil an den ersten Klicks erhielten. Hinzu kommt, dass das Letztplatzierte und dem
Google-Ranking zufolge Relevanteste nur etwa fünf Prozent aller ersten Klicks
verzeichnet hatte, wie in Abbildung 6 zu sehen ist. Demgegenüber stehen die
genannten 50 Prozent aller ersten Klicks auf derselben Snippet-Position der
vorliegenden Arbeit.
Ein weiterer relevanter Unterschied ist im Blickverhalten der Probanden auf den
Snippets der umgekehrten SERP auszumachen. Zur Veranschaulichung soll eine
Gegenüberstellung der folgenden beiden Grafiken Abbildung 4 und Abbildung 6
dienen.
Abbildung 5: Blick- und Klickverhalten SERP "umgekehrt"
5 Ergebnisse des Experiments 45
Abbildung 6: Blick- und Klickverhalten SERP "umgekehrt" (Pan et al. 2007, S. 814)
Wie bereits beschrieben lässt sich das Blickverhalten beider Diagramme nicht
exakt miteinander vergleichen, da die Snippet-Betrachtung einmal in Prozent- und
einmal in absoluten Werten angegeben wird. Ein Blick auf beide S10 (Snippet zehn)
weist dennoch darauf hin, dass neben dem Klick- auch das Blickverhalten der
Probanden beider Studien ein anderes ist. Wo in der Studie von Pan et al. (2007) das
letztplatzierte Snippet in gut zehn Prozent der Fälle und damit am seltensten fixiert
worden ist, ist die Anzahl an Fixationen in der vorliegenden Studie auf demselben
Treffer mit am höchsten.
Zwischen den Fixationszahlen auf Snippet eins der normalen, Snippet zwei der
vertauschten und Snippet zehn der umgekehrten SERP bestehen in der vorliegenden
Studie keine signifikanten Unterschiede. Unabhängig von dessen Position bewegt sich
die Aufmerksamkeit der Teilnehmer an diesem (identischen) Snippet somit auf einem
ähnlichen Niveau. Auch davon weichen die Ergebnisse von Pan et al. (2007, S. 815) ab,
wo signifikante Unterschiede zwischen den drei genannten Fällen bestanden.
Die Analyseebene ‘Relevanz’ untermauert die zuvor beschriebenen Ergebnisse.
Die beiden gemischten Modelle der Studie von Pan et al. (2007, S. 816-817) weisen
darauf hin, dass das Blick- und Klickverhalten der Probanden eher von der angezeigten
Position als von der Relevanz eines Treffers bestimmt wurde.
5 Ergebnisse des Experiments 46
Wie schon anhand der Analyseebene ‘Snippet’ zu erkennen ist, verhielt es sich
bei den Probanden der vorliegenden Untersuchung anders. Die linearen gemischten
Modelle belegen, dass die Trefferposition in dieser Arbeit nicht die stärkste
Einflusskraft auf das Blick- und Klickverhalten darstellt. So war bezogen auf die
Snippet-Fixationen die Bedingung gefolgt von Position und Relevanz der stärkste
Effekt. Hinsichtlich der Klickzahlen auf den Snippets stellte die Relevanz vor der
Trefferposition den einflussreichsten Faktor dar.
5.4.1 Vergleich der Ergebnisse aus 5.4 mit der Hypothese H5
H5: Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit werden sich nicht grundlegend von
denen der Studie von Pan et al. (2007) unterscheiden. Auch die Teilnehmer des
vorliegenden Experiments werden ein großes Vertrauen Google gegenüber offenbaren.
Auch die Hypothese H5 muss verworfen werden. Da die Teilnehmer der
vorliegenden Studie durch die Manipulation beeinträchtigt, in ihrem Auswahlverhalten
aber nicht entscheidend beeinträchtigt worden sind, unterscheiden sie sich
grundlegend von den Probanden von Pan et al. (2007).
6 Diskussion 47
6 Diskussion
Die Diskussion interpretiert die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit. Dabei wird
insbesondere auf die zum Teil unterschiedlichen Ergebnisse beider Studien
eingegangen.
Die Probanden beider Arbeiten verweilten länger auf den umgekehrten
Ergebnisseiten und tätigten dort mehr Fixationen und Klicks. Daraus kann geschlossen
werden, dass auch die Teilnehmer des vorliegenden Experiments durch die
umgekehrte Ergebnisreihenfolge einer gewissen Verunsicherung unterlagen. Da sich
die relevanten Treffer am unteren Ende der SERP befanden, benötigten die Teilnehmer
eine längere Zeit, diese zu erkennen und tätigten dadurch gleichermaßen mehr
Fixationen. Die generelle höhere Klickzahl auf Snippets in der umgekehrten Bedingung
weist darauf hin, dass je nach Aufgabenstellung zunächst irrelevante Treffer aufgrund
ihrer prominenten Position angeklickt worden sind, bevor zum richtigen Ergebnis auf
dem unteren Teil der SERP gelangt wurde.
Trotz dieser probandenseitigen Verunsicherung durch die manipulierten
Ergebnislisten erkannten die Teilnehmer des vorliegenden Experiments etwa zehn Mal
häufiger, dass sich das eigentlich zuerst platzierte Suchergebnis an letzter Position der
umgekehrten SERP befand, als diejenigen der Untersuchung von Pan et al. (2007,
S. 814). Diese gezielte Trefferauswahl geht mit einer hohen Fixationsanzahl auf dem
letztplatzierten Snippet der umgekehrten SERP einher. Die Teilnehmer der
vorliegenden Studie begutachteten die komplette Ergebnisliste offenbar bewusst
genug, um den letztplatzierten Treffer zu erkennen, diesen als relevant einzuschätzen
und schließlich auszuwählen.
Die linearen gemischten Modelle bestätigen diesen Eindruck. Im Gegensatz zur
Studie von Pan et al. (2007) war in dieser Arbeit nicht die Snippet-Position der
einflussreichste Faktor hinsichtlich des Blick- und Klickverhaltens. So wurde die Anzahl
der Fixationen auf Snippets am stärksten durch die Bedingung (normal, umgekehrt,
vertauscht) beeinflusst. Dies unterstreicht den geschilderten Eindruck der
probandenseitigen Verunsicherung insbesondere in der umgekehrten Bedingung, die
sich stark auf das Blickverhalten ausgewirkt hat.
6 Diskussion 48
Zusammengefasst liegt der Hauptunterschied beider Studien in der Evaluierung
der Treffer. Denn in der Entscheidung, einen Treffer anzuklicken, zogen die Probanden
der vorliegenden Arbeit die Treffer-Relevanz gegenüber der Position vor. Wo in der
Arbeit von Pan et al. (2007) ein starkes Vertrauen der Probanden dem Google-Ranking
gegenüber ausgemacht werden konnte, ließen sich die Teilnehmer des vorliegenden
Experiments primär von ihrer eigenen Relevanzbeurteilung leiten. Sie erkannten die
relevanten Treffer auch auf der umgekehrten SERP, was sich in einer gesteigerten
Blick- und Klickhäufigkeit auf den entsprechenden Suchergebnissen äußerte.
Über die Ursachen dieses emanzipierten Rechercheverhaltens können lediglich
Vermutungen angestellt werden. So könnte die unter 4.2.1 Zielsetzung genannte
Annahme, die heutigen Suchmaschinennutzer seien bewusster im Umgang mit
Suchmaschinen, mitursächlich für die Ergebnisse gewesen sein.
Des Weiteren studierten 20 der 25 Studentinnen und Studenten, die an der
Untersuchung teilgenommen haben, einen informationswissenschaftlichen Bachelor-
oder Masterstudiengang. Diese Dominanz hinsichtlich des Studienschwerpunktes lag in
der Studie von Pan et al. (2007, S. 807) nicht vor. Es ist anzunehmen, dass die
Ergebnisse unter anderem auf die studiumsbedingte Informations- und
Recherchekompetenz zurückzuführen sind.
6.1 Fazit
Die Forschungsfrage lautet:
„Lassen sich die Erkenntnisse aus der Studie von Pan et al. (2007) im zeitlichen
und geografischen Kontext durch eine Replikation auf heutige, deutschsprachige
Suchmaschinennutzer übertragen?“
Die Forschungsfrage dieser Arbeit wird verneint. Die Erkenntnisse der Studie von
Pan et al. (2007) lassen sich nicht auf die Suchmaschinennutzer der vorliegenden
Untersuchung übertragen. Deren Hauptkriterium, ein Suchergebnis zu begutachten
oder auszuwählen, war dessen Relevanz, nicht aber dessen Position. Begründet wird
dies durch die Betrachtung der Hypothesen. H1 und H2 konnten bestätigt werden.
Diese wiesen insbesondere auf eine probandenseitige Verunsicherung durch die
manipulierten SERPs hin, was sich durch häufigere Klicks und Fixationen insbesondere
auf der umgekehrten Ergebnisliste äußerte.
6 Diskussion 49
Auch H3 wurde bestätigt, da die Teilnehmer der umgekehrten Bedingung
teilweise erste Klicks auf den vordersten fünf Treffern tätigten, die in der normalen
Bedingung (dort an Stelle sechs bis zehn) keine ersten Klicks erhielten.
Hauptursächlich für die Verneinung der Forschungsfrage ist die verworfene
Hypothese H4. Diese hat zusätzlich zum Blick- und Klickverhalten die Relevanzurteile
miteinbezogen. Somit ergibt sich folgendes Gesamtbild:
Das Klick- und Blickverhalten der Probanden wurde durch die Manipulation der
SERPs beeinträchtigt, auch wurden zum Teil irrelevante Treffer als erstes ausgewählt.
In ihrer Entscheidung, einen Treffer auszuwählen, zogen die Teilnehmer dennoch das
eigene Relevanzurteil der Trefferposition vor.
6.2 Grenzen der Studie
Zunächst sind probandenbezogene Aspekte zu nennen, die die vorliegende
Arbeit in ihrer Aussagekraft einschränken. Alle Teilnehmer waren deutschsprachige
Studierende einer ähnlichen Altersgruppe. Außerdem studierten wie beschrieben 80
Prozent der Teilnehmer einen informationswissenschaftlichen Bachelor- oder
Masterstudiengang. Somit handelt es sich bei dem Probandenfeld um eine sehr
homogene Population. Auch die Anzahl der Teilnehmer ist aufgrund der in
Durchführung und Auswertung zeitintensiven Eye-Tracking-Methode begrenzt.
Aufgrund dieser Ursachen können die Ergebnisse der Arbeit nicht als repräsentativ für
durchschnittliche Studierende oder gar für die Durchschnittsbevölkerung angesehen
werden.
Abseits des Faktors des Probandenfeldes sind technisch bedingte Grenzen der
Studie aufzuführen. Von den Teilnehmern selbst eingegebene Suchanfragen, wie sie in
der Arbeit von Pan et al. (2007) verwendet worden sind, waren in diesem Fall
technisch nicht realisierbar. Das Tool, welches für die Experimente zur Verfügung
stand, bot Google-Ergebnisseiten anhand entsprechend vorgefertigter Suchanfragen
an.
Solch konstruierte Suchanfragen entsprechen nicht unbedingt den
Informationsinteressen der Probanden, wodurch diese in ihrem natürlichen
Rechercheverhalten zusätzlich beeinträchtigt werden. Hinzu kommt, dass sich durch
die Anwesenheit des Versuchsleiters Probanden beobachtet fühlen könnten.
6 Diskussion 50
Dies wirkt sich verstärkend auf die von den Probanden ohnehin empfundene
Laborsituation aus (Höchstötter 2007, S. 137).
6.3 Zukünftige Forschungsvorhaben
Sowohl die Arbeit von Pan et al. (2007) als auch die vorliegende bezogen sich
lediglich auf die zehn ersten organischen Suchergebnisse der ersten SERP. Heutige
Ergebnisseiten von Suchmaschinen sind jedoch stark von sogenannten Universal
Search-Treffern (Bilder, Nachrichten u.a.) geprägt. Wie im Forschungsstand erwähnt ist
das Konzept des “Goldenen Dreiecks” durch die Unterbrechung der organischen
Trefferlisten nicht mehr gültig. Aufgrund dessen wäre es interessant zu untersuchen,
wie die Relevanzbeurteilung durch Universal Search-Ergebnisse beeinflusst wird. Durch
sie wird die Aufmerksamkeit des Anwenders gezielt durch die Suchmaschine
beeinflusst (Lewandowski 2015, S. 9). Wie verhält es sich mit den Relevanzurteilen
eines Nutzers, wenn beispielsweise ein Nachrichtenartikel entweder als organisches
oder als Universal Search-Ergebnis präsentiert wird? Auf Fragen wie diese könnte eine
ähnlich gelagerte Studie Antworten liefern und die Erkenntnisse zur
Relevanzbeurteilung auf den Status quo der Suchmaschinen übertragen.
Das Experiment mit mehr Probanden und einer möglichst heterogen
zusammengesetzten Population zu wiederholen wäre ebenfalls erforschenswert.
Damit könnte ermittelt werden, ob die Erkenntnisse der vorliegenden Untersuchung
auch für eine größere Grundgesamtheit gelten.
7 Literaturverzeichnis 51
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Anhang 1: Beigabe (CD) A
Anhang 1: Beigabe (CD)
Inhalt der CD:
1. Bachelorarbeit als PDF-Version
2. Testleitfaden
3. Datenschutzvereinbarung
4. Einverständniserklärung
5. Screenshots\Screenshots aller SERPs, Snippets und Webseiten
6. Rohdaten\Kennzahlen aus Tobii Studio und Relevanzurteile
7. SPSS\Daten und Outputs
Anhang 2: Suchergebnisseiten zu einer Rechercheaufgabe B
Anhang 2: Suchergebnisseiten zu einer Rechercheaufgabe
Nachfolgend Screenshots der drei SERP-Varianten (normal, vertauscht, umgekehrt) zur
Rechercheaufgabe „Finde die Homepage des Tierparks Hagenbeck“. Die Screenshots
aller Rechercheaufgaben in vollständiger Größe befinden sich auf der beigelegten CD
(s. Anhang 1).
Anhang 2: Suchergebnisseiten zu einer Rechercheaufgabe C
Anhang 2.1 SERP “normal“
Abbildung 7: Beispiel SERP "normal"
Anhang 2: Suchergebnisseiten zu einer Rechercheaufgabe D
Anhang 2.2 SERP “vertauscht“
Abbildung 8: Beispiel SERP "vertauscht"
Anhang 2: Suchergebnisseiten zu einer Rechercheaufgabe E
Anhang 2.3 SERP “umgekehrt
Abbildung 9: Beispiel SERP "umgekehrt"
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente F
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente
Anhang 3.1 Testleitfaden
Eye-Tracking-Untersuchung im Rahmen der Bachelorarbeit von
Herrn Sebastian Schultheiß
Testleitfaden
1. Vorbereitungen
1.1 Rechner starten
1.2 Raum lüften
1.3 Festplatte für Datensicherung bereitlegen
1.4 Getränke, sauberes Glas und Kekse bereitlegen
1.5 Probandenvergütung und Quittung bereitlegen
1.6 Einverständniserklärung und Datenschutzvereinbarung bereitlegen
2. Begrüßung und Einführung Testperson
2.1 Ggf. Testperson abholen
2.2 Begrüßung
Hallo Frau/Herr xy/Vorname,
- damit Sie sich nicht wundern, warum ich diesen Text ablese: Das mache ich
zum einen, damit nichts vergessen wird, und zum anderen, um sicherzustellen,
dass alle Teilnehmer/innen die Studie unter denselben Bedingungen durchfüh-
ren.
- Möchten Sie geduzt oder gesiezt werden?
- Bedienen Sie sich auch gerne jederzeit an den Getränken und Keksen.
herzlich willkommen am Department Information der HAW. Es freut mich sehr,
dass Sie sich zur Teilnahme an meiner Untersuchung bereit erklärt haben.
Mein Name ist Sebastian Schultheiß, ich studiere im 6. Semester Bibliotheks- und
Informationsmanagement an der HAW Hamburg und schreibe derzeit meine
Bachelorarbeit.
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente G
Kurz gefasst geht es darin um die Relevanzbeurteilung von Google-Nutzern. Viel
mehr möchte ich vorab nicht erzählen, da das Ihr Verhalten im Experiment
beeinflussen könnte.
Kernbestandteil der Bachelorarbeit ist ein Eye-Tracking-Experiment, wofür wir
heute hier sind und was etwa 45 bis maximal 60 Minuten in Anspruch nehmen
wird.
Wenn Sie Fragen haben, stellen Sie diese gerne zu jedem Zeitpunkt. Je nach
Fragestellung werde ich jedoch eventuell keine Antwort geben dürfen, ebenfalls,
um die Untersuchung nicht zu verfälschen. Sämtliche anfallenden Daten werden
selbstverständlich in nicht personenbezogener Form ausgewertet (mittels IDs).
Dadurch werden durch die Testergebnisse keinerlei Rückschlüsse auf Ihre Person
möglich sein. (Verweis auf Datenschutzerklärung)
3. Instruktionen
Wie erwähnt handelt es sich bei der Untersuchung um ein Eye-Tracking-Experiment.
Ein Eye-Tracker ist ein Gerät, das mittels Infrarot die Positionen und Bewegungen
Ihrer Pupillen erkennt und aufzeichnet. Dieses Verfahren ist gänzlich unschädlich und
während des Experiments kaum wahrnehmbar. Zusätzlich zu Ihrem Blick- wird auch
Ihr Klickverhalten auf sämtlichen dargestellten Webseiten aufgezeichnet. Das
Experiment wird wie folgt ablaufen:
3.1 Rechercheaufgaben
3.1.1 Sie erhalten 10 Rechercheaufgaben.
3.1.2 Bitte führen Sie die Recherche genauso durch, wie Sie es auch privat tun
würden.
3.1.3 Die Suchanfragen können Sie nicht frei eintippen. Sie erhalten vorgefer-
tigte Google-Ergebnislisten mit jeweils 10 Ergebnissen.
3.1.4 Sie können alle Ergebnisse aufrufen.
3.1.5 Ich bitte Sie jedoch, innerhalb der einzelnen Webseiten nicht mehr wei-
ter zu klicken. Dies ist für die Beantwortung der Rechercheaufgaben auch
nicht erforderlich.
3.1.6 Das Zeitlimit pro Aufgabe beträgt 3 Minuten.
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente H
3.2 Relevanzbeurteilungen
3.2.1 Nach jeder Rechercheaufgabe bitte ich Sie, Relevanzbeurteilungen vor-
zunehmen.
3.2.2 Diese erfolgen per Schieberegler von links (Wert 0) nach rechts (Wert
100).
3.2.3 Alle 10 Treffer der Google-Liste (Snippets).
3.2.4 Alle 10 Webseiten-Inhalte (per Screenshots).
4. Abschluss der Instruktionen / Unterschriften einholen
4.1 Bevor wir mit der Studie beginnen, benötige ich noch Ihre Unterschriften auf
der Einverständniserklärung, auf der Datenschutzvereinbarung sowie auf der
Quittung Ihrer Vergütung:
- Einverständniserklärung unterschreiben lassen
- Datenschutzvereinbarung unterschreiben lassen
- Vergütung aushändigen und Quittung unterschreiben lassen
4.2 Hinweis: Bitte drücken Sie nicht „Esc“ bzw. „F10“, da dadurch die Aufzeich-
nung des Eye-Trackers gestoppt wird.
4.3 Haben Sie noch ungeklärte Fragen?
4.4 Gerne können wir nun mit dem Experiment beginnen.
5. Kalibrierung des Eye-Trackers
5.1 Bitte finden Sie eine bequeme Sitzposition.
5.2 Selbstverständlich haben Sie einen gewissen Bewegungsspielraum. Die Kalib-
rierung stellt lediglich eine optimale Anfangssituation her, sodass das Gerät
auch bei Bewegungen Ihrerseits nicht den Kontakt zu Ihren Pupillen verliert.
5.3 Gleich wird ein roter Punkt auf dem Bildschirm erscheinen. Bitte folgen Sie
diesem einfach mit den Augen.
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente I
6. Start der Untersuchung: Absolvieren der Rechercheaufgaben
I) Navigationsorientierte Suchanfragen
Aufgabenstellung der
Studie von Pan et al.
(2007, S. 808)
Gegenstück mit
deutschem oder
Hamburger
Kontext
Suchanfrage
(Query)
Richtiger Treffer (wenn
mehrere möglich, dann u.a.)
01
Find the homepage of
Michael Jordan, the
statistician.
Finde die
Startseite der
Homepage vom
Schulz von Thun
Institut für
Kommunikation.
friedemann
schulz von thun
institut
http://www.schulz-von-thun.de/
02
Find the page
displaying the route
map for Greyhound
buses.
Finde eine
Übersicht über
verschiedene
Anbieter von
Hafenrund-
fahrten in
Hamburg.
hafenrundfahrt
hamburg
übersicht
http://www.hamburg.de/hafenrund
fahrt/868760/hafenrundfahrten-
hamburg/ (u.a.)
03
Find the homepage of
the 1000 Acres Dude
Ranch.
Finde die
Homepage des
Tierparks
Hagenbeck.
hagenbeck
tierpark
http://www.hagenbeck.de/startseit
e.html
04
Find the homepage for
graduate housing at
Carnegie Mellon
University.
Finde eine
Webseite, die
das Studenten-
wohnheim
Hammerbrook
überblicksartig
darstellt,
inklusive
Angaben zu
Miete und
Kontakt.
wohnheim
hamburg
hammerbrook
http://www.studierendenwerk-
hamburg.de/studierendenwerk/de/
wohnen/wohnanlagen/detail/?id=7
66
05
Find the homepage of
Emeril - the chef who
has a television
cooking program.
Finde die
Webseite des
bekannten
Kochs Christian
Rach.
christian rach
http://www.christianrach.de/ (u.a.)
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente J
II) Informationsorientierte Suchanfragen
Rechercheaufgaben
der Studie von Pan et
al. (2007, S. 808)
Gegenstück mit
deutschem oder
Hamburger
Kontext
Suchanfrage
(Query)
Richtiger Treffer &
korrekte Antwort
06
Where is the tallest
mountain in New York
located?
Welches
Gründungsjahr
und welchen
Firmensitz hat
die älteste
Schuhfabrik
Deutschlands?
älteste
schuhfabrik
deutschland
gründungsjahr
firmensitz
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_K
aiser_%28Schuhfabrik%29 (u.a.)
1838, Pirmasens (Peter Kaiser
Schuhfabrik)
07
With the heavy
coverage of the
democratic
presidential primaries,
you are excited to cast
your vote for a
candidate. When
are/were democratic
presidential primaries
in New York?
Wo arbeitet
Norbert
Hackbusch,
Linken-Politiker
und Mitglied der
Hamburgischen
Bürgerschaft?
norbert
hackbusch
linke hamburg
https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert
_Hackbusch (u.a.)
Gruner + Jahr
08
Which actor starred as
the main character in
the original Time
Machine movie?
Wer sind die
Moderatoren
des Fernseh-
senders
“Hamburg 1”?
hamburg 1
moderatoren
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_d
er_Hamburg-1-Moderatoren
Liste der Namen
09
A friend told you that
Mr. Cornell used to live
close to campusnear
University and Steward
Ave. Does anybody live
in his house now? If so,
who?
Früher befand
sich im Gebäude
des Kunst- und
Mediencampus
die Frauenklinik
Finkenau. Wann
wurde diese
gegründet?
frauenklinik
finkenau
gründung
http://www.welt.de/print/die_welt/h
amburg/article133115487/Wo-jedes-
Jahr-6000-Babys-geboren-
wurden.html (u.a.)
1914
10
What is the name of
the researcher who
discovered the first
modern antibiotic?
Welcher Trainer
ist in der
Fußball-
Bundesliga
aktuell am
längsten im
Amt?
dienstältester
trainer
bundesliga
aktuell
http://www.rp-
online.de/sport/fussball/bundesliga/b
undesliga-diese-aktuellen-trainer-
sind-am-laengsten-im-amt-bid-
1.4871411
Markus Weinzierl
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente K
7. Abschluss der Untersuchung und Verabschiedung
7.1 Nochmals vielen Dank für Ihre Teilnahme an meiner Untersuchung. Dadurch
haben Sie mir für meine Bachelorarbeit sehr weitergeholfen.
7.2 Ggf. Testperson zum Ausgang begleiten.
8. Nachbereitung
8.1 Prüfen, ob alle Dokumente mit ID der Testperson versehen sind.
8.2 Prüfen, ob alle Unterschriften vorhanden sind. (Einverständniserklärung, Da-
tenschutzvereinbarung, Quittung)
8.3 Usability-Labor aufräumen und ggf. direkt für den nächsten Probanden vor-
bereiten.
8.4 Datensicherung mit externer Festplatte:
8.4.1 Nach jedem Probanden: Excel-Tabelle der Relevanzurteile (exportieren)
8.4.2 Am Ende des Tages: kompletten Projekt-Ordner
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente L
Anhang 3.2 Datenschutzvereinbarung
Datenschutzvereinbarung
zur Eye-Tracking-Untersuchung im Rahmen der Bachelorarbeit von
Herrn Sebastian Schultheiß an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Hamburg
Hiermit erkläre ich mich einverstanden, dass während des Experiments mein Blick-
und Klickverhalten aufgezeichnet bzw. dokumentiert werden wird. Ein Eye-Tracker
wird für die Aufzeichnung und Analyse meines Blickverhaltens zum Einsatz kommen.
Ich stimme zu, dass die erhobenen Daten gegebenenfalls zu Forschungszwecken vor
einem geschlossenen Kreis präsentiert werden.
Die Aufzeichnung, Auswertung und Präsentation sämtlicher Daten und anderer
Angaben wird in nicht personenbezogener Form erfolgen. Eine Weitergabe an Dritte
erfolgt nicht.
Vollständiger Name in Druckbuchstaben _________________________________
Unterschrift _______________________________
Ort, Datum _______________________________
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente M
Anhang 3.3 Einverständniserklärung
Einverständniserklärung
zur Teilnahme an einer Eye-Tracking-Untersuchung im Rahmen der Bachelorarbeit
von Herrn Sebastian Schultheiß an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Hamburg
Ziel der Studie
Im Rahmen meiner Bachelorarbeit innerhalb des Studienganges Bibliotheks- und
Informationsmanagement an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW)
Hamburg untersuche ich die Relevanzbewertung von Google-Nutzern in der Praxis.
Mit der Teilnahme an dieser Studie helfen Sie mir sehr, meine Bachelorarbeit
voranzubringen und Erkenntnisse über meine Fragestellung zu erlangen.
Ablauf
Kernbestandteil der Untersuchung sind 10 Rechercheaufgaben. Die Eye-Tracking-
Methode wird eingesetzt, um zusätzlich zu Ihrem Klick- auch ihr Blickverhalten
aufzuzeichnen. Nach jeder Rechercheaufgabe werde ich Sie darum bitten,
Relevanzbewertungen abzugeben. Bewertet werden soll die Relevanz der
dargestellten Google-Ergebnisse (Snippets) sowie der Webseiteninhalte im Kontext
der jeweiligen Fragestellung. Insgesamt wird Ihre Teilnahme am Experiment etwa 45-
60 Minuten dauern.
Aufwandsentschädigung
Für die vollständige Teilnahme an dieser Studie erhalten Sie 10 Euro.
Abbruch
Ihre Teilnahme an dieser Studie ist komplett freiwillig. Sie können jederzeit
abbrechen, ohne dass Ihnen daraus Nachteile entstehen.
Anhang 3: Dokumente zur Durchführung der Experimente N
Fragen
Wenn Sie noch Fragen haben, können Sie diese jetzt oder jederzeit während der
Studie stellen. Wenn Sie nach der Studie Fragen haben, können Sie mich per E-Mail an
sebastian.schultheiss@haw-hamburg.de kontaktieren. Mit Ihrer Unterschrift
bestätigen Sie, dass Sie mit den hier genannten Bedingungen einverstanden sind und
dass Sie mir die Erlaubnis geben, Ihre Ergebnisse aus dieser Studie gemäß der
beiliegenden Datenschutzvereinbarung zu verwenden.
Vollständiger Name in Druckbuchstaben ________________________________
Unterschrift ______________________________
Ort, Datum ______________________________
Eidesstattliche Erklärung 55
Eidesstattliche Erklärung
Ich versichere, die vorliegende Arbeit selbstständig ohne fremde Hilfe verfasst und
keine anderen Quellen und Hilfsmittel als die angegebenen benutzt zu haben. Die aus
anderen Werken wörtlich entnommenen Stellen oder dem Sinn nach entlehnten
Passagen sind durch Quellenangaben kenntlich gemacht.
Ort, Datum Unterschrift
(Sebastian Schultheiß)
ResearchGate has not been able to resolve any citations for this publication.
Conference Paper
Full-text available
The World Wide Web has become a ubiquitous information source and communication channel. With such an extensive user population, it is imperative to understand how web users view different web pages. Based on an eye tracking study of 30 subjects on 22 web pages from 11 popular web sites, this research intends to explore the determinants of ocular behavior on a single web page: whether it is determined by individual differences of the subjects, different types of web sites, the order of web pages being viewed, or the task at hand. The results indicate that gender of subjects, the viewing order of a web page, and the interaction between page order and site type influences online ocular behavior. Task instruction did not significantly affect web viewing behavior. Scanpath analysis revealed that the complexity of web page design influences the degree of scanpath variation among different subjects on the same web page. The contributions and limitations of this research, and future research directions are discussed.
Chapter
Eye-Tracking ist ein apparatives, rezeptionsbegleitendes Verfahren zur Ermittlung der Blickrichtung von Personen. Es ermöglicht genaue Aussagen darüber, welche Medieninhalte Rezipientinnen und Rezipienten wie lange und in welcher Reihenfolge betrachten. Dieser Beitrag veranschaulicht die Funktionsweise des Verfahrens anhand relevanter physiologischer und technologischer Grundlagen. Unterschiedliche aktuelle Gerätetypen (stationäre und mobile Systeme) werden vorgestellt und in Bezug auf ihre jeweiligen Vor- und Nachteile für die Verwendung im Rahmen kommunikationswissenschaftlicher Studien betrachtet. Der Beitrag stellt grundlegende qualitative und quantitative Auswertungsmöglichkeiten von Blickaufzeichnungsdaten vor und setzt sich mit der Frage auseinander, unter welchen Bedingungen Blickaufzeichnungsdaten auch als Indikatoren kognitiver Prozesse sowie ausgewählter Stimulus- und Rezipienteneigenschaften genutzt werden können. Eine Betrachtung kommunikationswissenschaftlicher Anwendungsfelder der Methode sowie anwendungsbezogener Herausforderungen beschließen den Beitrag.
Book
Das Buch betrachtet das Thema Suchmaschinen ausgehend von der täglichen Recherche und führt in die technischen Grundlagen, in Recherchetechniken sowie die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen der Recherche im Web ein. Suchmaschinen sind heute die wichtigsten Werkzeuge, um an Informationen zu gelangen. Wir verwenden Suchmaschinen täglich, meist ohne weiter darüber nachzudenken. Doch wie funktionieren diese Suchwerkzeuge eigentlich genau? Neben einer ausführlichen Darstellung der in den bekannten Suchmaschinen verwendeten Rankingverfahren wird auch ausführlich auf das Nutzerverhalten eingegangen, das wiederum die Ergebnisdarstellung prägt. Dazu kommen grundlegende Betrachtungen des Suchmaschinenmarkts, der Bedeutung der Suchmaschinenoptimierung und der Rolle der Suchmaschinen als technische Informationsvermittler. Nicht zuletzt wird auch die Seite der Recherche betrachtet und gezeigt, wie man mit den bekannten Suchmaschinen effizient recherchieren kann. Das Buch verhilft allen, die mit Suchmaschinen recherchieren oder sich beruflich mit der Optimierung, Aufbereitung und Sichtbarmachung von Inhalten beschäftigen, zu einem umfassenden Verständnis der Ansätze, Stärken und Schwächen verschiedener Suchmaschinen und der ihnen zugrunde liegenden Technologien.
Book
Peter P. Eckstein stellt in diesem Buch klassische und moderne Verfahren der Deskriptiven und Induktiven Statistik, der Explorativen Datenanalyse sowie der Ökonometrie komprimiert dar. Unter Einsatz des Programmpaketes SPSS werden die statistischen Verfahren anhand praktischer und realdatenbasierter Problemstellungen demonstriert und die Ergebnisse sachlogisch interpretiert. Die achte Auflage basiert auf der Version 23 des Programmpakets IBM SPSS Statistics. Alle in diesem Buch verwendeten SPSS Datendateien stehen unter der im Anhang angegebenen Internet-Adresse zur freien Verfügung bereit. Der Inhalt · SPSS Statistics · SPSS Datenmanagement · Verteilungsanalyse · Mittelwertanalyse · Zusammenhangsanalyse · Regressionsanalyse · Zeitreihenanalyse · Reliabilitätsanalyse · Faktorenanalyse · Clusteranalyse Die Zielgruppen · Studierende an Hochschulen und Universitäten, insbesondere der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Bachelor- und Master-Studiengänge · Praktiker, die das Statistik-Paket SPSS nutzen Der Autor Professor Dr. Peter P. Eckstein lehrt Statistik, Ökonometrie und Empirische Wirtschaftsforschung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.
Chapter
Dieses Kapitel befasst sich mit den Grundlagen zur Gestaltung der User Experience und Usability, die speziell für Suchmaschinen in Websites als auch für Applikationen mit Suchfunktion gelten. Über Usability gibt es viele Bücher und Studien (z. B. Nielsen 2006). Literatur über eine gute Usability in Suchmaschinen ist hingegen bis dato nur sehr bedingt verfügbar und wird meist im Zusammenhang mit Suchmaschinenoptimierung (Engl.: "Search Engine Optimization = SEO) für die Websuche erwähnt. Jedoch beschäftigt sich SEO nicht mit den grundlegenden Designaspekten und benötigten Prozessabläufen wie z. B. solchen innerhalb einer Intranetsuche oder Applikation. Für eine bessere Abgrenzung der Begriffe erfolgt in diesem Kapitel eine kurze Einführung in die relevanten Definitionen sowie die Zusammensetzung der UX im Detail. Auch hier wieder mit dem Ziel, die Einflussfaktoren und die Zusammenhänge im Rahmen der Produktentwicklung besser bewerten und effizienter optimieren zu können.
Article
Sixteen Internet-experienced computer users participated in a study of Web page design. Four users each worked on one version of the page, and each performed four tasks ranging from free browsing to directed search. Results indicated that users searched fastest on the page with the densest text and no graphics. Eye tracking data supported these results and helped to explain them. The dense text version required shorter eye fixations to reject irrelevant search targets, and also allowed users to take in more information per fixation.
Conference Paper
Internet search engines typically compute a relevance score for webpages given the query terms, and then rank the pages by decreasing relevance scores. The popular search engines do not, however, present the relevance scores that were computed during this process. We suggest that these relevance scores may contain information that can help users make conscious decisions. In this paper we evaluate in a user study how users react to the display of such scores. The results indicate that users understand graphical displays of relevance, and make decisions based on these scores. Our results suggest that in the context of exploratory search, relevance scores may cause users to explore more search results.