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Digitale
Selbstüberwachung
Self-Tracking im kybernetischen Kapitalismus
Simon Schaupp
Verlag Graswurzelrevolution
Digitale Selbstüberwachung
Self-Tracking im kybernetischen Kapitalismus
Self-Tracking und das Quantied-Self-Movement sind zu einem schnell
wachsenden Trend geworden. Immer mehr Menschen überwachen
mittels tragbarer digitaler Geräte minutiös ihren Lebenswandel, von
der Arbeit bis zum Schlaf, vom Sport bis zum Sex – und das freiwillig.
Simon Schaupps Studie Das quantizierte Selbst geht diesem Trend kri-
tisch auf den Grund. Er stellt dabei die Self-Tracker_innen nicht als
obsessive Nerds dar, sondern fragt nach den gesellschaftlichen Ursachen
für diese Praxis: Welche politischen und ökonomischen Strukturen ma-
chen es notwendig, sich permanent selbst zu überwachen und zu opti-
mieren?
Um diese Frage zu beantworten, verfolgt der Autor die Selbstoptimie-
rung auf der Grundlage von Feedbackschleifen zu ihren historischen
Wurzeln in der kybernetischen Steuerungstheorie zurück und skizziert
eine eorie des kybernetischen Kapitalismus. Dabei wird deutlich, dass
die Allgegenwart miniaturisierter vernetzter Computer unsere Gesell-
schaft grundlegend verändert. Nicht nur verschmelzen Kommunikati-
on und Warenproduktion immer mehr zu ein- und demselben Prozess,
sondern es bildet sich auch eine neue Form sozialer Kontrolle heraus,
die wesentlich auf permanenten (digitalen) Feedbacks gründet.
Das Self-Tracking wird hier als Ausdruck dieser Entwicklung hin zur
einem kybernetischen Kapitalismus analysiert, die verstehen sollte, wer
die Funktionsweise von Herrschaft in hochtechnisierten Gesellschaften
durchschauen will.
Digitale Selbstüberwachung Self-Tracking im kybernetischen Kapitalismus
ISBN: 978-3-939045-29-8
Digitale
Selbstüberwachung
Self-Tracking im kybernetischen Kapitalismus
Digitale
Selbstüberwachung
Self-Tracking im kybernetischen Kapitalismus
Simon Schaupp
Zeichnung Vorderseite Umschlag: Peter Weisbrich
Die Drucklegung dieses Buches wurde durch eine finanzielle Unterstützung
seitens der Rosa-Luxemburg-Stiftung ermöglicht. Der Autor bedankt sich.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbiographie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.ddb.de abrufbar.
© 2016 Verlag Graswurzelrevolution
Sitz: Heidelberg
E-Mail: buchverlag@graswurzel.net
www.graswurzel.net
ISBN: 978-3-939045-29-8
Umschlaggestaltung, Textlayout und Satz: Peter Weisbrich, Leipzig
Druck und Weiterverarbeitung: BELTZ, Bad Langensalza GmbH,
Bad Langensalza
Inhalt
Vorwort: Wie ich unfreiwillig zum Self-Tracker wurde
Einleitung: Wenn du den Feind, also dich selbst kennst
Zum Verhältnis von Gesellschaft, Technologie und Subjekt
Digitale Technologie im Kontext von Militär und Kapitalismus
Das Dispositiv
Das technologische Mikrodispositiv
Einsatzbereiche des Self-Tracking
Sport
Gesundheit und Diät
Zeitmanagement
Disziplin
Persönliches Rating
Allgemeine Datenkorrelation
Gemeinsamkeiten der Self-Tracking-Anwendungen
Der kybernetische Kapitalismus
Der Postfordismus und seine Notstände
Genealogie des kybernetischen Kapitalismus
Information und Kapital
Das Subjekt des kybernetischen Kapitalismus
Self-Tracking als homöostatisches Rückkopplungsmodul
Zusammenfassung: „Konstruiere dich selbst!“
Literatur
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Simon Schaupp ist Soziologe und forscht am Munich Center for
Technology in Society der TU München zu Machtverhältnissen in
der digitalisierten Gesellschaft.
Vorwort:
Wie ich unfreiwillig zum Self-Tracker wurde
Am Tag nachdem ich mein erstes Smartphone gekauft habe, nahm ich
an einer Demonstration teil, die durch große Teile der Bielefelder In-
nenstadt verlief. Als ich am Abend zum ersten Mal einen Blick auf
mein neues Gerät warf, erschien dort eine Nachricht: „Glückwunsch,
Simon, Sie haben heute über 10.000 Schritte gemacht! Versuchen Sie
doch morgen 15.000.“ Beim Klicken auf die Nachricht wurde ich zu
einer App weitergeleitet, die auf dem Smartphone standardmäßig vor-
installiert war. Die App zeigte mir an, wie weit ich gegangen war, wie
viele Schritte ich gemacht habe (und wie viele davon ich gerannt bin).
Außerdem hatte sie berechnet, wie viele Kalorien ich verbrannt hatte.
Um alle Funktionen nutzen zu können, müsse ich jedoch noch die letz-
ten Mahlzeiten eintragen, damit die App das Soll und Haben meiner
Fitness gegeneinander verrechnen könne.
Auf diese Weise wurde ich unfreiwillig zum Self-Tracker, zu ei-
nem Teil jener wachsenden Gruppe von Menschen, die mittels digita-
len Technologien ihr Leben überwachen und auswerten. Die Tatsache,
dass die Self-Tracking-Anwendungen auf meinem Smartphone bereits
beim Neukauf vorinstalliert waren, deutet an, wie verbreitet der Trend
bereits ist. Tatsächlich ist eine regelrechte „Quantied-Self-Bewegung“
entstanden, die die Technologien der Selbstvermessung als neue Mög-
lichkeit zur rationalen Lebensgestaltung feiert. Der Begri wurde 2007
von Gründer Gary Wolf im Wired Magazine vorgeschlagen, es handelt
sich also um eine Selbstbezeichnung. Die Quantied-Self-Bewegung
ist jedoch nicht identisch mit der Praxis des Self-Tracking an sich, son-
dern bezeichnet den Teil der Self-Tracker_innen, die sich regelmäßig
in „Meetups“ und teuren Konferenzen zum Austausch treen. Dabei
07
Vorwort
08
handelt es sich hauptsächlich um Personen, die beruich mit dem Self-
Tracking zu tun haben, insbesondere um Entwickler_innen. Es handelt
sich also keineswegs um eine Bewegung im politischen Sinne, sondern
vielmehr um die Organisation einer (kommerziellen) Interessensge-
meinschaft. Der Bewegungsbegri ist wesentlich als Marketingstra-
tegie zu verstehen. Aber auch jenseits dieser Organisation setzt sich
das Self-Tracking im Alltag von immer mehr Menschen durch – davon
soll dieses Buch handeln. Dabei wird es insbesondere darum gehen,
was Menschen dazu bringt, sich auf diese Weise selbst zu überwachen.
Anstatt die Self-Tracker_innen als obsessive Nerds darzustellen, wie
dies in der „kritischen“ Medienberichterstattung regelmäßig geschieht,
möchte ich vor allem den gesellschaftlichen Ursachen für das Phäno-
men des Self-Tracking nachgehen.
Die hier zusammengetragenen Überlegungen basieren auf meiner
Master-esis, die ich im Sommer 2015 an der soziologischen Fakultät
der Universität Bielefeld eingereicht habe. Teile dieser Überlegungen
habe ich bereits in soziologischen Sammelbandbeiträgen veröent-
licht.1 Es handelt sich bei dem vorliegenden Buch also um eine wissen-
schaftliche Arbeit. Ich habe mich jedoch darum bemüht, sie so zu ver-
fassen, dass sie sowohl für Soziolog_innen als auch für Personen ohne
Fachkenntnisse interessant und lesbar ist. Das Buch beinhaltet einige
Abschnitte, die sich im Wesentlichen um innerakademische Debatten
drehen, insbesondere die methodologischen und erkenntnistheoreti-
schen Vorüberlegungen zum Dispositiv und Mikrodispositiv. Diese
können übersprungen werden, ohne dass die weitere Argumentation
dadurch unverständlich wird.
Natürlich wäre dieses Buch ohne die Hilfe vieler Menschen nicht
realisierbar gewesen. Ich danke Lou Marin vom Verlag Graswurzelre-
volution für ein aufmerksames und konstruktives Lektorat und Isabella
Schaupp, Simon (2016): Die Vermessung des Unternehmers seiner Selbst. Vergeschlechtlichte
Quantizierung im Self-Tracking-Diskurs. In: Selke, Stefan (Hg.): Lifelogging. Digitale
Selbstvermessung und Lebensprotokollierung zwischen disruptiver Technologie und kulturel-
lem Wandel. Springer VS, Wiesbaden, S. 151-170.
Schaupp, Simon (2016a): „Wir nennen es exible Selbstkontrolle“. Self-Tracking als Selbst-
technologie des kybernetischen Kapitalismus. In: Duttweiler, Stefanie/Gugutzer, Robert/Pas-
soth, Jan-Hendrik/Strübing, Jörg (Hg.): Leben nach Zahlen. Self-Tracking als Optimierungs-
projekt? Transcript, Bielefeld, S. 63-86.
1
Rokita für ihre ausdauernde Hilfe beim Formatieren des Textes. Bei
Oliver Flügel-Martinsen, Ramón Reichert und Nicole Schwabe bedan-
ke ich mich für wertvolle inhaltliche Anregungen. Oliver Flügel-Mar-
tinsens Seminaren zur Politischen eorie an der Universität Bielefeld
habe ich auch den theoretischen Anstoß zu dieser Arbeit zu verdanken.
Außerdem danke ich meinen Eltern und meinen Freund_innen, die
diesen Text während der verschiedenen Phasen seiner Entstehung ge-
gengelesen, immer wieder meine Überlegungen mit mir diskutiert oder
mich auf andere Weise unterstützt haben. Insbesondere Lorena Weik
hat mit ihrer Begeisterungsfähigkeit wesentlich dazu beigetragen, dass
aus dem Text ein Buch geworden ist.
09
Vorwort
10
Das Ausspionieren politischer Gegner_innen ist beinahe so alt wie die
Politik selbst. Schon das älteste Militärhandbuch der Welt, Sunzis „Die
Kunst des Krieges“ aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., weist die Spiona-
ge als einen der sechs Grundpfeiler erfolgreicher Kriegsführung aus.
„Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang
von hundert Schlachten nicht zu fürchten“, heißt es dort. Neben dem
bloßen Informationsgewinn hat die Überwachung immer auch eine
Disziplinarfunktion erfüllt. Wenn wir wissen, dass wir beobachtet
werden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir uns so verhalten wie
es von uns erwartet wird. Der Google-Manager und Obama-Berater
Eric Schmidt brachte dieses Verhältnis mit folgenden programmati-
schen Worten auf den Punkt: „Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht
wollen, dass irgendwer es über Sie weiß, dann sollten Sie es vielleicht
erst gar nicht tun.“2
In einer Zeit, in der die geheimdienstliche Totalerfassung digitaler
Kommunikation zur Normalität geworden ist und in der Großkonzer-
ne Prole ihrer Kund_innen anlegen, die an Genauigkeit das krimino-
logische Proling noch übertreen,3 hat sich eine neue Form der Über-
wachung herausgebildet. Diese neue Überwachung stellt eine kritische
Perspektive vor allem deshalb vor neue Herausforderungen, weil sie die
Zit. n. Ellerbrok, Ariane (2011): Playful Biometrics. Controversial Technology through the
Lens of Play. In: e Sociological Quarterly 52, S. 528-547, hier S. 528, Übers. d. A.
Bittner, Peter et al. (Hg.) (2014): Gesellschaftliche Verantwortung in der digital vernetzten
Welt. Lit-Verlag, Berlin.
2
Einleitung:
Wenn du den Feind, also dich selbst kennst
3
alten Gegensätze von Überwachenden und Überwachten aufzulösen
scheint: die digitale Selbstüberwachung, auch Self-Tracking genannt,
die gegenwärtig einen wahren Boom erfährt. Laut einer Emnid Studie
aus dem Jahr 2013 wollen 73 Prozent der Briten_innen und 62 Prozent
der Deutschen gesundheitsbezogene Parameter mittels Self-Tracking
überwachen. Die Hälfte der befragten Deutschen interessiert sich
außerdem für Daten zu sportlichen Aktivitäten und zu ihrer Bilanz
von aufgenommenen bzw. verbrannten Kalorien. Insbesondere jünge-
re Menschen wollen sich dabei nicht nur selbst überwachen, sondern
vor allem optimieren: Beinahe zwei Drittel der befragten Jugendlichen
wollen auf Grundlage der Daten ihre Leistung steigern oder sogar ihr
Leben ändern.
Begonnen hat der Trend mit den Schrittzählern für Jogger_innen,
die mittlerweile meist als App ins Smartphone integriert sind, und ne-
ben den Schritten auch die Herzfrequenz, verbrauchte Kalorien und
allerlei mehr zählen. Da das Smartphone ja gleichzeitig auch MP3-
Player, GPS-Peilsender, Wetterstation, Tagebuch und vieles mehr
ist, können dabei allerlei Daten korreliert werden. So kann ich nach
wenigen Jogging-Runden erfahren, dass ich die beste Leistung erzie-
le, wenn ich bei 16 Grad im Wald laufe, die Toten Hosen höre, in
melancholischer Stimmung bin und die letzte Mahlzeit zwei Stunden
zurückliegt. Diese Daten können dann ins Facebook-Prol integriert
werden oder auf der Website des jeweiligen Anbieters z.B. in Rankings
angezeigt werden. Tue ich das, so kann meine Joggingroute live mit-
verfolgt werden und meine Freund_innen können mich per Facebook
anfeuern – was mir über die Kopfhörer meines Smartphones als frene-
tischer Applaus eingespielt wird.
Das Self-Tracking ist längst nicht mehr auf den Sport beschränkt.
Beliebt ist beispielsweise auch die Zeitmanagement-Software. Diese
misst, wie viel Zeit die Nutzer_innen mit verschiedenen Tätigkeiten
verbringen und errechnet auf dieser Grundlage, wie „ezient“ sie da-
bei sind – und wo sie sich verbessern sollten. Die größten Anbieter
von Zeitmanagement-Software sind RescueTime und TimeDoctor. Al-
leine RescueTime wird von knapp einer Million Personen genutzt. Den
Nutzer_innen werden statistische Auswertungen ihrer Aktivitäten am
Computer geliefert. Diese Statistiken werden in sogenannte „Produk-
tivitäts-Punkte“ umgerechnet, die dann mit anderen Nutzer_innen in
11
Einleitung
12
Rankings verglichen werden können. Unter diesen sind dann Kom-
mentare zu lesen wie: „Ich schlafe durchschnittlich nur vier Stunden
und 48 Minuten, aber ich habe immer noch zu wenig Zeit. Was soll
ich tun?“
Außerdem verfügen die Programme über „Motivationshilfen“ wie
Alarme, die ausgelöst werden, wenn zu viel Zeit auf eine bestimmte
Aufgabe verwendet wird, oder virtuelle „Orden“, die für Hochleistun-
gen freigeschaltet werden. Darüber hinaus können bestimmte „ablen-
kende“ Webseiten gesperrt werden, so lange nicht ein bestimmtes Maß
an Arbeit geleistet wurde. Die sogenannten „Team-Versionen“ der Pro-
gramme können zudem von Vorgesetzten dazu genutzt werden, genau
zu überwachen, was ihre Untergebenen wann tun und ihnen gegebe-
nenfalls mit der sogenannten „nudge“-Funktion4 mitteilen, dass ihre
mangelhafte Produktivität bemerkt wurde.
Das Einsortiertwerden in Rankings ist ein wesentlicher Bestand-
teil des Self-Tracking. Einige Anwendungen sind sogar ausschließlich
darauf ausgerichtet – eine Art Rating-Agenturen für Privatpersonen.
„Wenn Reputationskapital die neue Währung der Online-Interaktio-
nen ist, dann müssen Sie wissen, was Sie im Geldbeutel haben“, wirbt
etwa TrustC l o ud . Anwendungen wie diese analysieren die digitale
Kommunikation ihrer Nutzer_innen und die Reaktionen auf deren
Online-Verhalten. Dabei wird beispielsweise untersucht, welche Wor-
te sie verwenden und wie schnell sie auf Nachrichten reagieren, um
eine Punktzahl zu berechnen, die ihre Vertrauenswürdigkeit oder ihren
Einuss angeben soll. Die Firma Klout gibt an, dass ihre geheimen
Algorithmen solch eine Punktzahl bereits für 620 Millionen Personen
berechnet hätten und dabei täglich 12 Milliarden „soziale Signale“ aus
dem Internet auswerten. „Das macht wirklich et was mit Ihrem Leben!“,
freut sich der Gründer von Klout in einem Interview. „Menschen setzen
ihre Klout-Punktzahl unter ihren Lebenslauf und Personalabteilungen
fragen bei uns nach.“ Sogar Hotels in Las Vegas würden beim Check-In
automatisch das System von Klout über ihre Kund_innen abfragen und
ihnen bessere Zimmer bereitstellen, wenn ihre Klout-Punktzahl hoch
„Nudge“ lässt sich etwa mit „anstupsen“ übersetzen, hat sich aber auch als Bezeichnung für
behavioristische, anreizbasierte Steuerungsansätze eingebürgert.
4
sei. Besonders brisant ist dabei, dass Klout anfangs nicht nur diejenigen
Personen bewertet hat, die dort willentlich ein Prol erstellen, sondern
auch deren gesamten digitalen Freundeskreis, um herauszunden, ob
die Bewerteten „lohnende“ Kontakte haben oder nicht. Nachdem so
auch zahlreiche Bewertungen für Minderjährige entstanden, musste
das Feature abgeschaltet werden.
Zum Standardrepertoire des Self-Tracking gehört auch das Ernäh-
rungs-Tracking, bei dem per Smartphone jegliche Nahrungsaufnahme
protokolliert wird. Am besten funktioniert das bei Fertiggerichten,
weil dann nur QR-Codes eingescannt werden müssen, damit die ge-
samte Nährwert-Tabelle sofort auf dem Smartphone landet. Bei ande-
ren Apps wird die Mahlzeit abfotograert und dann per automatischer
Bilderkennung ausgewertet. Sobald die Kaloriengrenze erreicht ist,
schlägt die Anwendung Alarm und präsentiert sofort einen alternati-
ven Ernährungsplan. Diese digitale Variante des Diättagebuchs wird
von der Firma Weightwatchers unter dem Slogan „abnehmen wie ein
Mann“ vertrieben. Im Werbevideo erklärt ein US-Soldat, wie er durch
das Ernährungstracking zum Vorbild für seine Männer wurde. Tat-
sächlich ist das Bild des Soldaten im Self-Tracking sehr präsent. Fast
alle Anwendungen arbeiten mit virtuellen „Orden“ und auällig oft ist
die Werbung mit Bildern von muskulösen Männern in kämpferischen
Posen illustriert. So wird an die Selbstdisziplinierung appelliert, die ja
das wesentliche Ziel des Self-Tracking ist.
Die militärische Komponente bleibt beim Übergang von der Spi-
onage zur Selbstüberwachung also scheinbar erhalten. Fast scheint es
sogar so, als würde Sunzis Aphorismus „Wenn du den Feind und dich
selbst kennst...“ erst im Self-Tracking seine volle Wahrheit nden. Mög-
licherweise müsste er aber auch umformuliert werden: „Wenn du den
Feind, also dich selbst kennst...“ Denn im Self-Tracking verschmelzen
Polizei und Verdächtige_r zu einer Person, die sich selbst mit allen zur
Verfügung stehenden technischen Mitteln ausspioniert. Jede versäumte
Joggingrunde, jede überzählige Kalorie, jede verträumte Minute Ar-
beitszeit wird registriert und angemahnt, um nicht vor sich selbst in den
Verdacht zu geraten, das Kapitalverbrechen der Leistungsgesellschaft
zu begehen: Nicht das Maximum aus sich herauszuholen. So wirbt die
Firma TictTrac damit, „ein vollständiges Bild darüber zur Verfügung zu
stellen, was nötig ist, Erfolg zu maximieren.“ TicTrac nennt sich selbst
13
Einleitung
14
eine „Self-Tracking Universalplattform“, das heißt, dort können Daten
aus den verschiedensten Quellen wie Zeitmanagement-Software, Be-
wegungssensoren, digitalen Waagen, Kalendern, Emailprogrammen
und Diät-Apps zusammengeführt und miteinander korreliert werden,
um beispielsweise den Zusammenhang zwischen Kaeekonsum und
Produktivität zu berechnen.
Es sieht aber keineswegs danach aus, als würde die Selbstüberwa-
chung die hierarchische Fremdüberwachung ablösen. Viele Self-Tra-
cking-Technologien können ohne weiteres im Kontext eines Unterneh-
mens zur Kontrolle der Arbeiter_innen verwendet werden, wie bei der
Zeitmanagement-Software: „RescueTime ist eine Aufklärungsanwen-
dung für Firmen, die Manager informiert hält über ihre wertvollste
Ressource“, heißt es auf der Website. „Es schat eine unübertroene
Kultur der Arbeitsplatz-Transparenz.“ Im Grunde können die meisten
Self-Tracking-Anwendungen als Humankapital-Management-Tech-
nologien verstanden werden. Ob dieses Humankapital nun von einem
Großkonzern, einem Staat, oder einem einzelnen „Unternehmer sei-
ner selbst“ (Foucault) verwaltet wird – die buchhalterische Logik bleibt
dieselbe. Im Self-Tracking geht es, ebenso wie im Human-Ressource-
Management oder in der Arbeitslosenstatistik, darum, menschliches
Handeln zu vermessen und damit regierbar zu machen. Ebenso wie
für jeden Konzern ist es für den „Unternehmer seiner selbst“ nur dann
möglich, der allgegenwärtigen Anforderung nach der Optimierung
seines Outputs nachzukommen, wenn er über buchhalterische Infor-
mationen über sein Unternehmen, also sich selbst, verfügt. So kann der
Boom des Self-Trackings verstanden werden als Ausdruck eines öko-
nomischen Verhältnisses zu sich selbst. Wenn die Humankapitalist_in
Sport treibt, so muss sie wissen, wie viel Zeit sie dafür benötigt, wie
viele Kalorien sie dabei verbrennt, wann und wie oft sie trainieren muss,
um den besten Output zu erzielen usw. Dieser ökonomische Selbstbe-
zug beschränkt sich keineswegs auf die klassische Sphäre der Arbeit.
Jede Lebensäußerung vom Sex bis zur Gesundheit muss in ökonomi-
schen Begriichkeiten verstanden werden. „Wir machen Gesundheit
messbar“, wirbt ein Anbieter des sogenannten Bio-Tracking, bei dem
Speichelproben ausgewertet werden. „Denn man kann nur managen,
was man auch messen kann.“ Auch Regierungsstellen scheinen ein In-
teresse daran zu haben, ein solches ökonomisches Selbstverhältnis zu
wecken. So schlug das britische Gesundheitsministerium Ärzt_innen
unlängst vor, ihren Patient_innen Self-Tracking-Anwendungen zu ver-
schreiben, „damit diese in die Lage versetzt werden, ihre Gesundheit
eektiver zu überwachen und zu managen und so mehr Verantwortung
für ihre Gesundheit übernehmen.“
Diese Logik der Individualisierung von Verantwortung gefällt na-
türlich auch den Krankenkassen. Viele haben bereits begonnen, Self-
Tracking-Bonusprogramme einzuführen, bei denen Vergünstigungen
winken, wenn per lückenloser Statistik ein tadelloser Lebenswandel
nachgewiesen werden kann. Die AOK hat sogar bereits begonnen,
eigene Self-Tracking-Anwendungen zu entwickeln. Aber das ist na-
türlich alles völlig freiwillig, wer nicht will, zahlt eben mehr. Die Eu-
ropäische Kommission geht davon aus, dass bis 2017 3,4 Milliarden
Menschen weltweit ein Smartphone besitzen werden und jede_r zweite
von ihnen auch Gesundheitstracking-Apps verwenden wird. Von die-
sem Trend verspricht sich die Kommission immense Einsparungen für
die schrumpfenden Gesundheitsbudgets der EU-Staaten.5
Oensichtlich haben also nicht nur die betreenden Personen selbst
ein Interesse an den Buchhaltungsdaten ihres Körpers. Tatsächlich be-
inhalten fast alle Self-Tracking-Anwendungen, auch wenn sie für ihre
Anwender_innen nicht als Fremdüberwachungstechnologien nutzbar
sind, eine Dimension der Fremdkontrolle. Denn die mit ihnen erhobe-
nen Daten sind stets erst dann für die Nutzer_in einseh- und auswert-
bar, wenn sie auf die Server der jeweiligen Firma hochgeladen wurden.
Meist sehen die jeweiligen allgemeinen Geschäftsbedingungen auch
vor, dass die Anwendung keineswegs nur diejenigen Daten erheben
darf, die der Nutzer_in am Ende angezeigt werden, sondern beispiels-
weise auch Informationen über die Geräte, auf denen sie installiert wer-
den. Daraus kann z.B. hervorgehen, welche anderen Programme auf
dem Gerät installiert sind, mit wem die Nutzer_in wie oft Kontakt hat,
welche Musik sie hört usw. Die ermittelten Daten gehen in den Besitz
der Self-Tracking-Firmen über und werden von diesen üblicherweise
15
Einleitung
Europäische Kommission (2014): Grünbuch über Mobile-Health-Dienste („mHealth“)
http://ec.europa.eu/information_society/newsroom/cf/dae/document.cfm?doc_id=5186.
Zugri 3.5.2015.
5
16
weiterverkauft. Sie weisen normalerweise wenige Erhebungsfehler auf,
weil sie ja unter der eifrigen Mitwirkung der Nutzer_innen entstehen,
die jede Fehlinterpretation korrigieren. Sie können je nach Art des
Tracking von der aktuellen Joggingroute, über die Häugkeit sexueller
Kontakte bis zu minutiösen Protokollen aller Aktivitäten am Computer
oder Smartphone reichen. Aus einer solchen Dichte intimster Informa-
tionen können mehr oder weniger genaue psychologische Prole er-
stellt werden, mittels derer die betreende Person nicht nur mit passge-
nauer Werbung adressiert, sondern auch manipuliert werden kann. Der
Branche der smartphonebasierten Werbung werden zum Jahr 2018 ein
Wachstum auf 160 Mrd. Dollar an Investitionen prognostiziert – ein
Viertel der weltweiten Werbungsausgaben.
Überwachung - auch Selbstüberwachung - zielt stets darauf ab,
den Gegenstand regierbar zu machen, sei es ein Volk oder ein Kör-
per. Manipulative Werbung ist kaum von unserem eigenen Willen zu
unterscheiden und die präventive Verhinderung von Unruhen lässt es
so aussehen, als wäre nie jemand unzufrieden gewesen. Aus diesem
Grund erweist sich das Regieren im Modus der Prävention als äußerst
konfrontationsarm und damit als ezient. Das gilt auch für die Selbst-
überwachung. Wer nicht mehr am Ende des Monats von der Chef_in
gerügt, sondern unmittelbar vom Computer ermahnt oder mit Orden
ausgezeichnet wird, der scheint die Arbeitswelt gleich viel harmoni-
scher. Deshalb ist anzunehmen, dass die Überwachung, ohne die keine
Prävention möglich ist, in Zukunft noch ausgeweitet und die Kontrolle
sozialer Bewegungen noch mehr ins Netz verlagert werden wird.
Bei alldem bleibt eine zentrale Frage: Was treibt Menschen dazu,
sich freiwillig selbst zu überwachen und dafür in den meisten Fällen
auch noch zu bezahlen? Dieser Frage soll hier nachgegangen werden.
Anstatt auf der individuellen Ebene zu verweilen, auf der das Phäno-
men vor allem als kuriose Praxis von „Nerds“ erscheint, möchte ich
seinen gesellschaftlichen Ursachen nachgehen. Zu diesem Zweck habe
ich eine kritische Mikrodispositivanalyse durchgeführt. Diese Metho-
de ermöglicht es, die Beziehung von konkreten Technologien zu gesell-
schaftlichen Herrschaftsstrukturen herauszuarbeiten. Der besondere
Nutzen des auf Michel Foucault zurückgehenden Dispositivbegris ist,
dass er sowohl die materiellen als auch die diskursiven Aspekte des Ge-
genstandes erfassen und diese in Beziehung zu übergeordneten „gesell-
schaftlichen Notständen“ setzen kann. Diese Notstände identiziere
ich vor allem als die Anforderungen der postfordistischen Ökonomie.6
Die sich daran anschließende Frage ist dann, auf welche Weise die Self-
Tracking-Anwendungen auf diese Notstände reagieren. Dabei gehe ich
zunächst davon aus, dass die Nutzung der Self-Tracking-Technologien
keineswegs eine krankhafte Obsession darstellt, wie im massenmedi-
alen Diskurs oft vermittelt wird,7 sondern, dass die Anwender_innen
vernunftbegabte Menschen sind, die bestimmte Gründe für ihr Han-
deln haben. Aus Perspektive der Mikrodispositivanalyse gilt es dann zu
fragen, auf welche Weise die Self-Tracking-Technologien ihnen dabei
helfen, die Notstände des Postfordismus zu bewältigen.
Zunächst werde ich dafür einige generelle Überlegungen zum Ver-
hältnis von Technologie, Gesellschaft und menschlichem Subjekt anstel-
len. Dabei wird es vor allem um die „Gretchenfrage der Techniksozio-
logie und Medienarchäologie“ gehen – technischer Faktor oder sozialer
Faktor?“8 Werden gesellschaftliche Veränderungen von technologischen
Entwicklungen ausgelöst? Oder sind letztere vielmehr das Resultat ge-
sellschaftlicher Verhältnisse? Ich werde diesen Widerspruch hier mit
dem Begri des Dispositivs auösen, mit dem ich Technik sowohl in
ihrer konstitutiven Rolle für gesellschaftlichen Wandel als auch in ihrer
Verankerung in gesellschaftlichen Machtverhältnissen ernst nehme. Im
folgenden Abschnitt arbeite ich dann die Methodologie der kritischen
Mikrodispositivanalyse aus und erläutere deren erkenntnistheoretische
Grundlagen. Auf dieser Basis untersuche ich dann ausgewählte Self-
Tracking-Technologien aus den Feldern Sport, Diät/Gesundheit, Zeit-
management, Disziplin, persönliches Rating und allgemeine Datenkor-
relation. Dabei analysiere ich sowohl ihre materielle Funktionsweise, als
auch ihren diskursiven Kontext. Letzterer wird hauptsächlich in Form
17
Einleitung
Postfordismus bezeichnet eine ökonomische Struktur, die nicht mehr hauptsächlich von der
standardisierten industriellen Massenproduktion und der militaristischen Disziplinierung
der Arbeiter_innen dominiert wird, sondern wesentlich durch Dienstleistungsarbeit und die
Inklusion der gesamten Subjektivität der Arbeiter_innen in den Produktionsprozess.
Siehe z.B. http://www.bbc.com/future/story/20130102-self-track-route-to-a-better-life.
Letzter Zugri: 26.11.2015.
Schüttpelz, Erhard (2012): Sozialtheorie und Medienforschung. In: Peters, John Durham/
Schüttpelz, Erhard (Hg.): Zeitschrift für Medienwissenschaft (6), S. 10-15.
6
7
8
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von Werbung analysiert, da davon auszugehen ist, dass darin die von
den Anbietern angenommenen Bedürfnisse, auf die das Self-Tracking
reagieren soll, sowie die idealtypische Verwendung besonders deutlich
zum Ausdruck kommt. Im vierten Abschnitt werden dann die Ergeb-
nisse der empirischen Untersuchung interpretiert. Dabei geht es vor al-
lem darum, die konkreten Technologien (Mikrodispositive) in Zusam-
menhang mit übergeordneten gesellschaftlichen Herrschaftsstrukturen
(Makrodispositive) zu bringen. Wenn Foucault9 argumentiert, dass das
Dispositiv stets eine Antwort auf gesellschaftlich hervorgebrachte Pro-
blemstellungen, sogenannte „Notstände“ darstellt, dann heißt das nichts
anderes, als dass ihre Analyse stets einer gesellschaftstheoretischen Ein-
ordnung bedarf. Das Konzept des gesellschaftlichen Notstandes bildet
also gewissermaßen das Scharnier zwischen empirischer und theoreti-
scher Analyse.
Auf der gesellschaftstheoretischen Ebene erweist sich das Konzept
des kybernetischen Kapitalismus als nützlich, um das neuartige Verhält-
nis von Produktion und Kontrolle in den Blick zu nehmen, das im Self-
Tracking zum Ausdruck kommt. Deshalb werde ich eine kurze Genea-
logie der Kybernetik, jener Universalwissenschaft von „Kommunikation
und Kontrolle“10 skizzieren. Dabei wird es darum gehen, dem Zusam-
menhang zwischen Quantizierung und Kontrolle historisch nachzu-
gehen und so die zentralen Prinzipien der Kybernetik herauszuarbeiten.
Auf dieser Grundlage werde ich dann zeigen, warum die kybernetischen
Steuerungsprinzipien im gegenwärtigen Kapitalismus insbesondere im
Zusammenhang mit der Digitalisierung eine Renaissance erfahren.
Die Technologien und Praxen des Self-Tracking schweben also
nicht im luftleeren Raum. Stattdessen schlage ich vor, sie vor allem
unter zweierlei Gesichtspunkten zu interpretieren: Erstens als Antwor-
ten auf die Leistungsansprüche der postfordistischen Ökonomie und
zweitens als Ausdruck eines spezisch kybernetischen Modus der Ka-
pitalakkumulation und Kontrolle. Für die erste Interpretation wird vor
allem herauszuarbeiten sein, welche Subjektivierungsanforderungen
Foucault, Michel (1978): Dispositive der Macht. Merve, Berlin, S. 120.
Wiener, Norbert (1948): Cybernetics, or control and communication in the animal and the
machine. Wiley, New York.
9
10
die Mikrodispositive des Self-Tracking stellen, also welches normative
Menschenbild an die Nutzer_innen herangetragen wird. Dabei geht
es auch um Gender-Aspekte, insbesondere um Männlichkeitsbilder im
Self-Tracking. Für die zweite Interpretation steht die Frage im Vorder-
grund, inwiefern die entsprechenden Technologien selbst in Prozesse
der Kapitalakkumulation eingebunden sind. Dabei geht es insbesonde-
re darum, welche neue Form der Rationalisierung von Arbeit in ihnen
zum Ausdruck kommt und welche Rolle der Datenerhebung in den
Prozessen der Warenproduktion zukommt.
Die Grundhaltung der Arbeit soll eine herrschaftskritische sein.
Dabei orientiert sie sich grob an einem Ausspruch Foucaults, der ein-
mal schrieb: „Ich sage nicht, dass alle Formen von Macht unakzeptabel
sind, sondern dass keine Macht notwendigerweise akzeptabel oder un-
akzeptabel ist. Das ist Anarchismus. Doch da Anarchismus heute nicht
akzeptabel ist, werde ich es Anarchäologie nennen – die Methode, die
keine Macht als notwendigerweise akzeptabel ansieht“.11 Eine solche
Haltung der Anarchäologie soll auch der vorliegenden Mikrodisposi-
tivanalyse zugrunde gelegt werden. In diesem Sinne werden die Self-
Tracking-Anwendungen vor allem als „Regierungsmaschinen“ ver-
standen und kritisch hinterfragt.12 Damit soll jedoch nicht impliziert
werden, die untersuchten Technologien würden diese Regierungsfunk-
tion aus sich heraus, quasi autonom erfüllen. Der Gegenstand der Kritik
sind nicht die Technologien selbst und auch nicht ihre Nutzer_innen,
sondern die in den Technologien zum Ausdruck kommenden gesell-
schaftlichen Herrschaftsverhältnisse. Die Aufgabe einer Mikrodispo-
sitivanalyse kann es deshalb nicht sein, dem „Wesen“ der untersuchten
Technologien gerecht zu werden oder über ihre Zweckmäßigkeit zu
urteilen. Stattdessen werden jene Aspekte in den Fokus gerückt, aus
denen sich Aufschlüsse über gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse
gewinnen lassen, ohne damit die beschriebenen Technologien auf diese
Aspekte reduzieren zu wollen.
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Einleitung
Zit. n. Negri, Antonio/Hardt, Michael (1997): Die Arbeit des Dionysos. Materialistische
Staatskritik in der Postmoderne. Edition ID-Archiv, Berlin.
Agamben, Giorgio (2009): What is an apparatus? And other Essays. Stanford University
Press, Stanford, S. 20.
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