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Bion für Beginner - Eine Einführung zu Wilfred Ruprecht Bion (1897-1979): Leben und Werk [Bion for beginners. An introduction to the work of W.R. Bion

Authors:
Forum der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 4– 2005 66
Bion für Beginner
Eine Einführung zu Wilfred Ruprecht Bion
(1897-1979): Leben und Werk
Ulrich Rüth
1. Einleitung
Manche bezeichnen Bion als den genialsten Psychoanalytiker nach
Sigmund Freud. Gleichzeitig sind seine Schriften kryptisch, schwer
zu verstehen und bedürfen aufgrund ihres intellektuellen Anspruchs
höchster Eigenaktivität des Lesers. Dies wiederum erschwert trotz
des tiefen Humanismus Wilfred R. Bions den Zugang zu seinem
Denken und es lässt manchen Interessierten eine Abwendung voll-
ziehen. Das ist umso bedauernswerter, als Bions Gedanken auch
für die praktische Arbeit des Nicht-Psychoanalytikers fruchtbar sein
können.
Bions Gruppenmodelle haben wesentlich zum Erfolg psychoanalyti-
scher Organisationsberatung beigetragen (vgl. Obholzer & Roberts
1994; Kernberg 1998; Lohmer 2000). Die Gruppenmodelle und Bi-
ons psychoanalytisches Gedankengut lassen auf organisationsdy-
namischer Ebene die Funktion des Oberarztes und die durch ihn
ausgeübte Anleitung und Supervision durchsichtig und nachvoll-
ziehbar werden (Rüth 2003). Bions Ideen zur Entstehung von Den-
ken machen rezeptiv sprachgestörte Kinder und deren problemati-
sche Entwicklung auf einer psychoanalytisch begründeten Ebene
verstehbar (Rüth 2004). Phänomene in Balintgruppen und die Wirk-
samkeit der Balint-Arbeit werden zugänglicher auf der Basis bioni-
scher Modellbildungen (Rüth 2005).
Mit der hier gegebenen Einführung sollen Bion und seine Gedanken
dem in der kleinianischen Psychoanalyse (Hinshelwood 1993; Lazar
1999) weniger Bewanderten näher gebracht werden, um im Sinne
Bions zum Weiterdenken und Weiterdiskutieren anzuregen.
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2. Lebensdaten:
Es liegt eine umfassende Biographie zu Bion auf Englisch vor
(Bléandonu 1994). Eine Einführung zu seinem Lebensweg (eben-
falls in Englisch) findet sich sowohl bei Symington & Symington
(1990) wie bei Lopez-Corvo (2003).
Bion wurde am 8. September 1897 als Sohn britischer Eltern im Ko-
lonialdienst in Muttra, Indien geboren. Nach den ersten Jahren auf
dem Subkontinent, geprägt von einer indischen Nanny, die ihm die
Mythen und das Denken Indiens nahe brachte, musste er als acht-
jähriger Schüler nach England auf ein Internat. Früh zeigte sich so
als Signatur seines weiteren Lebens das <Abwesende>, hier zu-
nächst in Gestalt der Abwesenheit seiner Eltern und eines Rück-
halts in einer ihn tragenden Familie.
1916-1918 nahm Bion am 1. Weltkrieg teil und erlebte in dessen
Schrecknissen die Abwesenheit des Humanen – wenn auch der
Krieg Bion ein weiteres Mal das <Aushalten> lehrte. In späteren
Jahren meinte Bion, ein Psychoanalytiker müsse ebenso gut den-
ken können wie ein Offizier im Kugelhagel. Nach dem Krieg studier-
te Bion zunächst 1919-21 auf dem Queens College in Oxford Ge-
schichte und war kurze Zeit als Lehrer tätig, um dann von 1924-
1930 am University College Hospital, London seine medizinische
Ausbildung zu erhalten. Wenngleich sich Bion im Weiteren der Psy-
chiatrie und Psychoanalyse zuwandte, gewann er getreu seinem
Motto, alles dem er sich zuwende, gründlich zu tun, einen Preis in
Chirurgie.
Nach Beendigung seines Medizinstudiums qualifizierte sich Bion
zunächst als Psychiater weiter, unternahm seine erste Lehranalyse
und hatte als Ausbildungskandidat den späteren Literaturnobel-
preisträger Samuel Beckett zum Patienten. Beckett brach die Be-
handlung ab, weil sie aus seiner Sicht nicht wirklich effektiv war.
Im 2. Weltkrieg war Bion von 1940-45 Militärpsychiater, hier machte
er Erfahrungen in der Gruppenbehandlung im berühmt gewordenen
Northfield Experiment, welches nach Bions Ausscheiden von Foul-
kes in veränderter Form weitergeführt wurde (Harrison 2000). Wäh-
rend des Kriegs starb Bions erste Frau Betty kurz nach der Geburt
der gemeinsamen Tochter, weshalb Bion bis zu seiner zweiten Ehe
alleinerziehender Vater war.
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Nach Kriegsende ging Bion in Lehranalyse zu Melanie Klein, der ein
Desinteresse an Bions Gruppenbehandlungen nachgesagt wird. Sie
habe daran gedacht, dass Bion durch die Beschäftigung mit Grup-
pen von tieferer psychoanalytischer Arbeit abgehalten werde. An-
fang der 50ger Jahre traf Bion auf seine spätere Ehefrau Frances-
ca, mit der er zwei Kinder bekam und die ihn in den verbleibenden
Jahren als Partnerin seelisch-geistig begleitete.
Bion war von 1956 bis 1962 Direktor der London Clinic of Psycho-
Analysis und von 1962 bis 1965 Präsident der Britischen Psycho-
analytischen Gesellschaft. Er wanderte 1968 nach Kalifornien aus,
wohl auch, um nicht die Leitung der kleinianischen Gruppe der briti-
schen Psychoanalytiker übernehmen zu müssen.1 Auf seinen an-
schließenden Reisen nach Südamerika traf er auf große Resonanz,
sodass sich bis heute südamerikanische Analytiker als die wahren
Erben Bions ansehen.
1979 kehrte Bion nach Oxford zurück, wo er unerwartet erkrankte.
Er starb am 8. November 1979 im Radcliffe Hospital, Oxford an aku-
ter myeloischer Leukämie. Es wird über ihn berichtet, er habe die
Nachricht seiner tödlichen Erkrankung kommentiert mit: „Das Leben
hält immer wieder Überraschungen bereit, und meistens sind es
unangenehme.“
Zum Verständnis Bions erscheint wichtig, dass er keine Schule
gründete und stets das Eigen-Denken in Freiheit als wesentlichstes
Ziel psychoanalytischer Arbeit ansah (vgl. Symington 1990).
3. Keine Theorien sondern Modelle
Bions Denken basiert auf der wechselseitigen Beeinflussung von
psychoanalytischer Theoriebildung und psychoanalytischer Beo-
bachtung. Seine Ideen werden am ehesten verständlich, wenn man
sie nicht als abstrakte Theorien, sondern als vom Konkreten abstra-
hierende Modelle auffasst, denen ein wechselseitiger, dynamischer
Hintergrund zugrunde liegt. Dieser dynamische Hintergrund bildet
sich aus beobachtbarer Realität und (daraus folgender) Konzeptbil-
1 Es gab nach dem 2. Weltkrieg einen massiven Kampf unterschiedlicher Grup-
pen von Psychoanalytikern in England mit Kleinianern auf der einen Seite – ge-
führt von Melanie Klein -, Freudianern auf der Anderen – geführt von Anna Freud
-, und einer „independent group“, zu der u.a. Michael Balint gehörte.
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dungen. Bion geht davon aus, dass denkerische Konzepte und Mo-
delle nach Realisationen dieser Konzepte suchen, oder aber umge-
kehrt, dass Beobachtbares als Realisation vorhandener Konzepte
oder Modelle aufgefasst werden kann. Die von Bion beschriebenen
Modelle müssen sich also an den beobachtbaren Realitäten mes-
sen und von diesen selbst ableitbar sein.
4. Bion als früher Gruppentheoretiker
Bion gehört zu den frühen Gruppentheoretikern, wenngleich er sei-
ne Arbeiten über Gruppen zum größten Teil erst zu einem Zeitpunkt
veröffentlichte (Bion 1961), als er sich längst von der Beschäftigung
mit Gruppen angewandt hatte.
Bion unterscheidet in seinem Gruppenmodell sogenannte Arbeits-
gruppen (work groups) von „Grundannahmengruppen“ (basic as-
sumption groups). Die Arbeitsgruppe widmet sich einer gestellten
Aufgabe und erfüllt diese mit den ihr eigenen Kompetenzen und
Funktionen. Demgegenüber dienen Grundannahmengruppen nicht
der Bewältigung einer Arbeitsaufgabe, sondern der Befriedigung
von psychischen Bedürfnissen der Gruppenmitglieder.
Bion differenziert unterschiedliche Funktionszustände dieser den
regressiven Bedürfnissen ihrer Mitglieder dienenden Grundannah-
mengruppen.
In der „Abhängigkeitsgruppe“ erwarten die Gruppenmitglieder von
ihrem Leiter Befriedigung und Versorgung. In der „Kampf-Flucht-
Gruppe“ ist die Gruppe auf einen Feind ausgerichtet, vor dem ent-
weder geflohen wird, oder der bekämpft werden muss. Beides ver-
schafft der Gruppe Kohärenz. In der „Paarbildungsgruppe“ wird mit-
tels phantasierter oder realer Paarbildungen innerhalb oder auch
außerhalb der Gruppe die Lösung von Problemen erhofft, ohne
dass dabei die eigentliche Arbeitsaufgabe bewältigt wird.
Kernberg (1978) verwies darauf, dass sich im institutionellen Kon-
text regredierte Gruppenzustände im Sinn der Grundannahmen-
gruppen dann einstellen, wenn die Arbeitsstruktur der Gruppe zu-
sammenbricht.
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In der oberärztlichen Supervision kann bei Fallbesprechungen im
Team immer wieder beobachtet werden, wie unterschiedliche Identi-
fikationen mit Patienten, Eltern oder beteiligten Dritten oder aber
verwirrende Informationen ein konkretes Vorgehen erschweren oder
behindern. Die Arbeitsgruppe droht dann, in einen regredierten Zu-
stand zu geraten. Hier ist die Fokussierung auf den Auftrag, also die
Arbeitsaufgabe sinnvoll, um die Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen.
Der Auftrag im Sinn einer Arbeitsaufgabe kann dabei differenziert
werden zwischen dem Auftrag der Sorgeberechtigten, beteiligter
Dritter wie dem Jugendamt, dem Patienten selbst und dem Auftrag,
welchen sich das Team selbst stellen will. Werden die unterschiedli-
chen Standpunkte dann unter diesem Arbeitsaspekt der Aufträge
neu beleuchtet, reduzieren sich die regressiven Aspekte und die
Arbeitsfähigkeit wird entweder wieder hergestellt oder Störungen
werden sicherer benannt.
5. Die Container-contained – Beziehung
Alle menschlichen Beziehungen – aber letztlich auch jedes Denken
– basieren auf dem Prinzip von container (Behälter) und contained
(Inhalt). Es kann keine tragfähige Beziehung geben ohne einen die-
se Beziehung haltenden Rahmen, keinen kommunizierbaren Ge-
danken, der nicht von einem Denker gedacht oder von einem Ge-
genüber verstanden wird. Das Kind bedarf der Eltern, die es halten,
ernähren und fördern. Freundschaft und Liebe bedürfen der wech-
selseitigen Anerkennung und des wechselseitigen Halts. Der Ar-
beitnehmer bedarf eines ihn unterstützenden Rahmens, um seine
Arbeitsleistung optimal zu erreichen. Die hier angeführten Beispiele
beziehen sich auf ein geglücktes „Containment“.
Container<->contained führt aber nicht in jedem Fall zu Wachstum
und Förderung von Leistung und Austausch. Bion differenziert meh-
rere Formen von container<->contained.
In der „kommensalen Beziehung“ ist diese Beziehung zum Nutzen
Beider, die wiederum ein Drittes miteinander teilen.
Funktionierende Elternschaft kann als geglücktes Beispiel einer
kommensalen container<->contained-Beziehung gelten: Die wech-
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selseitige Unterstützung in unterschiedlichen Aufgaben geschieht
unter dem Aspekt des gemeinsamen Kindes oder der Aufgabe für
dieses Kind und die Partnerschaft. Letztlich handelt es sich um ge-
glückte Triangulierungen.
Die „symbiotische Beziehung“ ist dyadisch, schließt den Dritten aus,
kann aber unter günstigen Bedingungen Wachstum fördern.
Die Beziehung zwischen Mutter und Säugling ist in weiten Strecken
dyadisch, ermöglicht aber dem Säugling wie auch der Mutter unter
günstigen Bedingungen ein inneres Wachstum. Ähnliches gilt für die
enge Liebesbeziehung, welche zu ausgeprägten Veränderungen in
inneren Strukturen im Sinn eines Wachstums führen kann, solange
das Containment anhält.
Die „parasitäre Beziehung“ entsteht bei wechselseitiger Abhängig-
keit. In ihr entsteht ein Drittes, wobei jeweils mindestens einer oder
auch alle drei daran zugrunde gehen. Es wird hier vom jeweiligen
Gegenüber ein Containment erwartet, ohne dieses selbst anbieten
zu wollen oder zu können.
In der suizidalen Krise entsteht ein Rückzug auf sich selbst,
weil die Umgebung tatsächlich oder vermeintlich kein Contain-
ment anbietet. Ist durch die ambulante Krisenintervention keine
Veränderung dieses Zustands möglich – durch Anbieten eines
Containments in der Patient-Therapeut-Beziehung – kann ein
ausreichendes Halten nurmehr durch die schützende Umge-
bung der Klinik gewährleistet werden. In eskalierenden Krisen-
situationen sind Eltern wie jugendliche Patienten häufig ge-
meinsam überfordert und geraten in sich aufschaukelnde De-
struktivität, die nur durch den Dritten, die Klinik, überwunden
werden kann. Es entsteht eine Überführung in eine kommensa-
le Beziehung. – In der eskalierenden Trennungssituation in
Liebesbeziehungen führt Abhängigkeit im Extremfall zur Part-
nertötung oder zum erweiterten Suizid.
6. Grundlagen des Denkens
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Bion entwarf Modelle zur Entwicklung von Denken, die aber ihrem
Charakter nach als Modelle die Realität nie abschließend oder um-
fassend beschreiben können.
Modelle versuchen immer eine abstrahierende Beschreibung eines
konkret <Abwesenden>. Sie müssen jeweils auf fassbare Realitäten
übertragen werden, um dann ihre Übereinstimmung mit dieser Rea-
lität prüfbar zu machen. Um den zunächst komplex erscheinenden
Denk-Vorgang vom abstrahierenden Modell zur Realität – und um-
gekehrt – zu vereinfachen, verwendet Bion an Mathematik erin-
nernde Zeichen. Diese Zeichen repräsentieren die <abwesenden
Objekte>, sind aber selbst nur Statthalter und müssen mit Konkreti-
sierungen gefüllt werden. Genannt seien hier zunächst beispielhaft:
äußere Realität (R)
psychische Realität (Ψ)
„Äußere Realität“ (R) ist ebenso unkonkret wie „psychische Realität“
(Ψ) und muss „gefüllt“ werden mit Inhalt, der aber aufgrund der be-
grifflichen Abstraktion noch „abwesend“ ist.
6.1. Bion als Denker des Abwesenden
Bion geht davon aus, dass Denken erst aufgrund einer Abwesenheit
von Objekten entsteht. Erst die abwesende Brust und der daher ge-
fühlte Hunger lässt im Säugling den Gedanken „keine Brust“ entste-
hen. Die fütternde, befriedigende Brust impliziert keine Notwendig-
keit zu denken. Gedanken transportieren nach Bion also Frustratio-
nen – zunächst in Gestalt von Abwesenheit, aber auch in Gestalt
jener Frustration, welche mit der Abwesenheit des Objekts verbun-
den ist.
Da Gedanken Frustrationen transportieren, wird zunächst versucht,
entstandene Gedanken nicht zu denken und sie „loszuwerden“. Oh-
ne Gedanken = keine Frustration.
Bion geht davon aus, dass Gedanken ebenso wie Frustrationen
„ausgeschieden“ werden. Einen solchen Vorgang der Ausscheidung
von Gedankeninhalten und Gefühlen kennen wir vom Phänomen
der projektiven Identifikation, bei der Gefühlszustände im Gegen-
über direkt im Sinn eines kommunikativen Prozesses induziert wer-
den.
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In der nicht-pathologischen Form dient projektive Identifikation dem
Säugling dazu, seinen Gefühlszustand (bzw. Frustration) der Mutter
(oder Pflegeperson) direkt und ohne Verwendung verbaler Sprache
mitzuteilen. Diese Mitteilung wirkt gleichzeitig als eine Art „Aus-
scheidung“: Es ist die Intention des Säuglings, seine Pflegeperson
zur Änderung der vorhandenen Frustration zu bewegen, um eine
Besserung oder Befriedigung herzustellen. Dieser Prozess nicht-
sprachlicher Kommunikation im Sinn eines „Loswerdens“ und der
anschließenden Auflösung der Frustration gelingt regelmäßig bei
einer gesunden Mutter-Kind-Beziehung und der Abwesenheit von
kindlichen Regulationsstörungen. In der nicht-pathologischen Form
dient also die projektive Identifikation der Kommunikation, aber
auch Ausscheidung von Gedanken, wobei die „losgewordenen“ Ge-
danken gleichzeitig einer erfolgreichen Transformation von Leiden
dienen.
In der pathologischen Form projektiver Identifikation, insbesondere
bei frühgestörten Patienten auf Borderline-Funktionsniveau, ist der
Aspekt der Veränderung von Frustration und Leiden im Sinn erfolg-
reicher kommunikativer Prozesse in den Hintergrund getreten. Die
„Ausscheidung“ von frustrierenden Inhalten spielt die wesentlichere
Rolle im Sinn eines ein „Loswerden“ ohne jene Transformation von
Leiden, welche in einer geglückten container<->contained-
Beziehung stattfindet. Die „Ausscheidung“ der Gedanken bei patho-
logischer projektiver Identifikation ist vielmehr ein Angriff auf den
Container, auf das Objekt oder auch auf sich selbst.
Bion unterscheidet den Denkapparat von den Gedanken. Der
Denkapparat stellt eine Matrix dar, in der Gedanken gebildet wer-
den. Er entsteht aber erst, wenn Gedanken tatsächlich gebildet und
gedacht werden – ähnlich wie Muskeln, die nur durch ihre Betäti-
gung zum Muskelapparat auswachsen. Andernfalls verkümmert er
und die Tendenz, entstehende Gedanken „auszuscheiden“ oder
loswerden zu wollen, nimmt zu.
Der Gedanke selbst kann verglichen werden mit einem Foto-
Negativ des von ihm abgebildeten Objekts. Die Grundlage des
Denkens liegt in der Abwesenheit von Objekten und in der Fähig-
keit, diese Abwesenheit auszuhalten und in diesem Zustand Ge-
danken zu bilden.
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6.2. Emotionale Verbindungsglieder
Bion postuliert drei wesentliche „Verbindungsglieder“ psychischer
Aktivität: Lieben, Hassen und Kennen (letzteres im Sinne von Ken-
nenlernen, „state of getting to know“). Getreu seiner „psychischen
Mathematik“ benennt er sie mit Buchstaben (L, H, K) und postuliert
sogleich deren Negation (-L, -H, -K), ohne diese exakt zu definieren.
Er betont, dass die Negation bzw. Abwesenheit von Liebe, also –L,
nicht gleich Hass sei, und die Negation bzw. Abwesenheit von
Hass, also –H, nicht gleich Liebe. Besonderes Augenmerk schenkt
Bion –K, da dies jene Aktivität sei, in der Gedanken nicht gedacht,
sondern ausgeschieden und so „Verbindungen“ nicht hergestellt
werden. Psychotherapeutische und insbesondere psychoanalyti-
sche Arbeit versucht die Herstellung von emotionalen Verbindungen
und ist deshalb mit der Abmilderung von –K („Nicht-kennen-Wollen“,
„Nicht-spüren-Wollen“) in K („emotional kennenlernen“) befasst.
6.3. Elemente psychischen Lebens
Unter Elementen psychischen Lebens versteht Bion Grundgege-
benheiten, welche zur psychischen Aktivität gehören. Elemente
psychischen Lebens ermöglichen psychische Aktivität.
Bion kategorisiert verschiedene Elemente psychischen Lebens:
β-Elemente stellen nach Bion “unverdaute” Sinnesdaten dar, die
noch keinen Sinn haben und keine erkennbaren sinnvollen Zusam-
menhänge mit psychischen Inhalten haben. Er nennt sie “bizarre
Objekte” und geht davon aus, dass sie nicht verwendbar sind um zu
träumen oder zu denken. β-Elemente sind lediglich „ausstoßbar“ im
Sinne eines Loswerdens, was z.B. mit Hilfe projektiver Identifikation
geschehen kann.
α-Elemente stellen visuelle Bilder und akustische Muster dar, sie
sind assimilierte bzw. „verdaute“ Inhalte. α-Elemente sind deshalb
verwendbar für Traumgedanken, unbewusstes Wachdenken und
als Gedächtnisspur. α-Elemente sind die Grundlage, um psychische
Verbindungen zu denken und innere Zusammenhänge zu bilden.
Mit Hilfe der α-Funktion, der inneren psychischen Tätigkeit, werden
Sinnesdaten (ß-Elemente) transformiert und dem Denken verfügbar
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gemacht. In der frühen container<->contained-Beziehung zwischen
Mutter und Säugling stellt die Mutter ihre eigene α-Funktion zur Ver-
fügung, um so die inneren Zustände ihres Babys zu erfassen, zu
verstehen und zu transformieren. Das intuitiv anmutende Wissen
der Mutter um den inneren Zustand ihres Kindes ist dabei für den
weniger einfühlsamen Beobachter oft gar nicht nachvollziehbar und
grenzt an Magie.
Die „Kontaktschranke“ (contact barrier) – ein leider im Deutschen
nicht sehr geglückt zu übersetzender Begriff, stellt die Verbindungs-
funktion zwischen Bewusstem und Unbewusstem mit selektiven
Übergängen dar. Die Kontaktschranke entsteht auch durch die Zu-
fuhr und Assimilation von α-Elementen. Mit ihrer Hilfe ist ein „bino-
kulares Sehen“ möglich, d.h. ein umfassendes Wahrnehmen, indem
Bewusstes und Unbewusstes wie ein Augenpaar funktionieren und
zu einem z.T. intuitiven, z.T. sehr bewussten Begreifen der Realität
führen.
Sprache spielt eine wesentliche Bedeutung bei der Umwandlung
von Sinneseindrücken in α-Elemente und Gedanken. Bion verweist
auf die abstrahierende Funktion von Sprache und auf die Bildung
von Begriffen als Repräsentanten des abwesenden, aber über
Sprache gedanklich verfügbaren Objekts. Bion führt beispielsweise
an, dass „Daddy“ der Name einer Hypothese ist, nach der bestimm-
te Elemente konstant miteinander verbunden sind. Bei rezeptiv
sprachgestörten Kindern stellt deren Sprachproblematik einen kon-
stanten Angriff auf deren Denken dar, der nach Bions Modellen
psychoanalytisch erklärlich wird (Rüth 2004).
Rezeptiv sprachgestörten Kinder gelingt u.a. die sichere Identifizie-
rung von Objekten nicht, die Paarung von Namen und Realisation
ist erheblich gestört. Die Denkfähigkeit wird eingeschränkt, da abs-
trahierende Begriffe wie z.B. „bis um 6 Uhr“ nicht erfasst werden
können. Über Sprache abrufbare gedankliche Modelle von Erfah-
rungen stehen nicht oder verzerrt zur Verfügung. Es besteht die
Tendenz weg von der Modellbildung zur Konkretisierung. Das re-
zeptiv sprachgestörte Kind lebt in einer Welt bizarrer β-Elemente,
vorhandene α-Elemente werden in den Zustand von β-Elementen
zurückgedrängt, weil sie sprachlich nicht verfügbar sind. Ein „bino-
kulares“ Sehen mittels der Kontaktschranke wird erheblich einge-
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schränkt. Es stellt sich ein psychisches Funktionsniveau mit einer
Nähe zur Borderline-Symptomatologie ein.
Phänomene in der Balintgruppenarbeit sind gleichfalls mit bioni-
schen Modellen erklärbar (Rüth 2005). Das klassische Balint-Setting
kennt den Fallbericht des Vortragenden, die sachlichen Nachfragen
und das anschließende Assoziieren und Diskutieren der Gruppe
ohne direkte Beteiligung des Vortragenden. Auf diesem Weg stellt
die Gruppe ihre eigene α-Funktion zur Verfügung, um die unverdau-
ten Sinneseindrücke und Erfahrungen des Vortragenden, also die
präsentierten ß-Elemente zu transformieren und in α-Elemente und
Gedanken umzuwandeln.
7. Wachstum Y (+Y, -Y)
Bion betont die Wichtigkeit seelischen Wachstums, dem er das Zei-
chen Y zuerkennt. Was aber ist seelisches Wachstum im bionischen
Sinn?
7.1. Wachstum als Zunahme von Leidensfähigkeit
Wachstum kann als Zunahme jener Fähigkeit gesehen werden, Re-
alität zu erfassen und auszuhalten. Dies heißt mit anderen Worten,
dass bei Wachstum die Fähigkeit zu leiden zunimmt. Gleichzeitig
nehmen aber Illusionen über die Wirklichkeit und „Verblendungen“
(delusion) ab.
Wachstum geht nach Bion immer mit einer anfänglichen Destruktu-
rierung und einer Erschütterung einher. Ihr folgt eine Neustrukturie-
rung nach. Im kleinianischen Sinn handelt es sich um ein Oszillieren
zwischen paranoider und depressiver Position, wobei die depressi-
ve Position als die Widersprüche integrierende Haltung angesehen
wird.
Bion definiert zwei Arten des Wachstums: positives (+Y) und nega-
tives (–Y) Wachstum.
Bei positivem Wachstum (+Y) richtet sich Wachstum auf die primäre
Qualität des Objekts und ist damit sozial bezogen. Menschen, wel-
che sich ein großes inneres Wachstum errungen haben, werden
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aufgrund ihrer sozialen Bezogenheit und ihres inneren Reichtums
häufig verehrt.
Negatives Wachstum (-Y) bleibt egozentrisch, narzisstisch. Men-
schen mit starkem negativem Wachstum mögen zu heldenhaftem
Verhalten fähig sein. Eine tiefe innere Verbundenheit mit ihrer Um-
gebung geht von diesen Menschen nicht aus, und die ihnen entge-
gengebrachte Verehrung entspricht eher Ehrfurcht.
Die Fähigkeit zu leiden – im Sinn inneren Wachstums – bedarf ei-
nes Bewusstseins von Zeit. Wir müssen unser Leid in einem zeitli-
chen Zusammenhang von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
denken können. Ein Leiden, das vor einem solchen zeitlichen Hin-
tergrund denkerisch nicht erträglich gemacht werden kann, muss
über projektive Identifikation oder aber Evakuierungen abgewehrt
werden.
7.2. Die Bedeutung von Wahrheit für Wachstum
Lernen und damit Wachstum hängt von der Fähigkeit ab, Kenntnis-
se und Erfahrungen zu bewahren und diese so zu rekonstruieren,
dass neue Ideen aufgenommen werden können. Die Rekonstruktion
von Kenntnissen und Erfahrungen und ihre Übertragung auf gleich-
artige Geschehnisse hängt aber von deren „Wahrheitsgehalt“ ab.
Bion postuliert, dass seelisches Wachstum auf Wahrheit beruht, ja
nahezu ein „Hunger nach Wahrheit“ natürlich sei. Wenn Wahrheit
fehlt oder unzureichend ist, wird laut Bion die Persönlichkeit Scha-
den nehmen („deteriorates“). Bion geht davon aus, dass Wahrheit
(„truth“) keines Denkenden als Container bedarf, sondern aus sich
selbst heraus existiert und gilt.
Hieraus ergibt sich eine von Bion genannte, äußerst interessante
Folgerung: Nur die Lüge bedarf eines Denkers. Eine Lüge kann
nicht existieren ohne eine sie denkende Person.
8. Modell der „negativen Fähigkeit“
Bion postuliert die „negative Fähigkeit“ als Kapazität, Neues aufzu-
nehmen. Es handelt sich um einen psychischen Zustand mit der
Fähigkeit,
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-> Unwissenheit, Unsicherheit, Geheimnis, Zweifel auszuhalten,
-> offen zu sein für „Nicht-Gewusstes“,
-> nicht nach Fakten, Gründen, Vernunft suchen zu müssen,
-> und dabei weiterhin seiner selbst (und der Situation) sicher zu
sein.
Negative Fähigkeit ist also zu verstehen als die Möglichkeit, Infor-
mationen aufzunehmen ähnlich dem unbelichteten Negativfilm.
Geglückte Leitungsfunktion auf oberärztlicher Ebene mit psychody-
namischer Grundlage setzt eine ausreichende „negative Fähigkeit“
voraus, also die Kapazität, innerhalb des Teams für alle möglichen
Gedanken, Vorschläge und Beobachtungen offen zu sein und eige-
ne Konzepte dabei in der Schwebe zu halten. Eine gute „negative
Fähigkeit“ ermöglicht eine zeitweise „heterarchische Führung“ und
den Wechsel zu hierarchischer Verantwortungsübernahme in Ent-
scheidungsprozessen (Rüth 2003).
Ohne vorhandene negative Fähigkeit wird nach Bion Angst entste-
hen. Diese Angst wird durch Aktion abgewehrt. In der Arbeit im
Team wird aufgrund der entstandenen Angst dann die Arbeitsgrup-
penhaltung verlassen. Es werden Zustände gemäß der Grundan-
nahmengruppen induziert. Dies kann geschehen z.B. durch Identifi-
kation eines Feindes, durch abhängige Unterordnung unter den Lei-
ter oder in Gestalt von unrealistischen Heilsphantasien.
10. Modell der ausgewählten Tatsache („selected fact“)
Neue Ideen oder auch Ergebnisse entstehen, indem lange bekann-
te, aber verwirrende, nicht zusammenhängende Informationen,
Wahrnehmungen, Tatsachen durch eine „ausgewählte Tatsache“ in
einer neuen Weise geordnet werden, sodass die bisher unverbun-
denen Informationen, Wahrnehmungen und Tatsachen sinnvoll ge-
ordnet werden.
Die ausgewählte Tatsache spielt im psychodynamisch-
psychotherapeutischen Vorgehen eine wesentliche Rolle, da sie die
Destrukturierung bisheriger Erfahrungen und die Rekonstruktion in-
neren Erlebens unter neuen Gesichtspunkten ermöglicht. Analog
kann in Supervisionsprozessen immer wieder erlebt werden, wie
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wesentliche Aspekte des psychodynamischen Geschehens zu-
nächst wie unsichtbar erscheinen, um dann über eine „ausgewählte
Tatsache“ in den zuvor schon lange vorhandenen, aber nicht er-
fassbaren Zusammenhang zu rücken. Die ausgewählte Tatsache
hat insgesamt eine Nähe zur Fokusformulierung (Lachauer 2004),
wenngleich der Fokus mit seinen Aspekten der mehrschrittigen
Zentrierung darüber hinausgeht.
11. Zuhören ohne Gedächtnis und Wunsch („without memory
or desire“)
Bion wünscht sich vom Psychoanalytiker ein Zuhören im Zustand
völliger Offenheit („state of „pellucidity“). Dieser Zustand ermögliche
die Wahrnehmung und das intuitive Erfassen der Realität. Das „Un-
bekannte“ könne dann über die Realisationen aufgesucht werden.
Wenngleich ein solcher Zustand völliger Offenheit wohl selten ganz
erreicht werden kann, führt Offenheit und Nicht-Wissen vor Thera-
piestunden oder Elternkontakten immer wieder zu fruchtbaren Über-
raschungen und damit zu einem inneren Wachstum bei Patienten
und Eltern, welches ohne diesen Zustand nicht erreicht worden wä-
re. Letztlich benennt Bion hier einen Zustand, bei dem es ihm um
eigene gedankliche Freiheit geht, aber insbesondere um die ge-
dankliche Freiheit seines Gegenübers.
Symington (1990) betonte das Anliegen Bions, Eigen-Denken aller
Beteiligten zu ermöglichen. In diesem Sinn sollten seine Modelle zur
Diskussion und zu Nachfragen anregen, um auf diesem Weg das
Maß innerer Freiheit zu vergrößern.
Überarbeitete Fassung eines Vortrags am Institut der Deutschen
Akademie für Psychoanalyse in München am 15. Oktober 2004.
Literaturempfehlungen:
Eine vollständige Veröffentlichungsliste der Werke von W.R. Bion findet sich bei
Grinberg et al. (1993) sowie bei Symington & Symington (1996).
Als Einführung in das Werk Bions ist Symington & Symington (1996): „The clinical
thinking of Wilfred Bion“ sicher sehr gut geeignet. Die Biographie von Bléandonu
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(1994) gibt einen Einblick in Leben und aus der jeweiligen Lebenssituation ent-
springenden klinischen Überlegungen. Wer Bion im Original „wagen“ möchte,
sollte sich mit „Lernen durch Erfahrung“ (1990) befassen, es findet sich dort zu-
sätzlich ein sehr instruktives Vorwort von Erika Krejci .
Internetadressen:
Eine interessante Web-page zu W.R. Bion mit unterschiedlichen links findet sich
unter
www.sicap.it/~merciai/bion/en/bion97.htm mit links zu Online-Publikationen über
Bion. Link zur Bibliographie (in Englisch) unter:
www.sicap.it/~merciai/bion/en/biobiblio.htm
Zu W.R. Bions Tochter Pathenope Bion, ebenfalls Analytikerin, tödlich verun-
glückt bei an einem Autounfall, finden sich Informationen unter
www.sicap.it/~merciai/parthenope/left.htm , dort links zu Online-Publikationen.
Literatur
Bion, W.R. (1961): Experiences in Groups. London: Tavistock Publications.
Deutsch: Bion, W.R. (1971): Erfahrungen in Gruppen und andere Schriften.
Stuttgart: Klett-Cotta
Bion, W.R. (1990): Lernen durch Erfahrung. Frankfurt: Suhrkamp 1990; auch
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, 1992
Bion, W.R. (1992): Elemente der Psychoanalyse, Frankfurt Suhrkamp
Bion, W.R. (1997): Transformationen. Frankfurt: Suhrkamp,
Bléandonu, G. (1994): Wilfred Bion. His life and works 1897-1979. Foreword by
R.D. Hinshelwood. New York : Other Press
Grinberg, L.; Sor, D.; Tabak de Bianchedi, E. (1993): W.R. Bion. Eine Ein-
führung.Stuttgart-Bad Cannstatt: Fromann-holzboog
Harrison, T. (2000): Bion, Rickman, Foulkes and the Northfield Experiments. Ad-
vancing on a different front. Therapeutic Communities 5. Lon-
don/Philadelphia: Jessica Kingsley Publishers
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Anschrift des Verfassers:
Dr. med. U. Rüth
Heckscher-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes-
und Jugendalters des Bezirks Oberbayern,
Deisenhofener Straße 28, D-81539 München.
Email: ulrich.rueth@heckscher-klinik.de
FAX: 089-9999-1111
Kurzvita: Dr. med. Ulrich Rüth, Facharzt für Kinder- und Jugend-
psychiatrie und -psychotherapie. Balintgruppenleiter und Supervisor
für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie bei Kindern und
Jugendlichen der Bayrischen Landesärztekammer. Seit 1993 klini-
scher Oberarzt an der Heckscher-Klinik für Kinder- und Jugendpsy-
chiatrie in München.
... Zur komplexen Biografie von Wilfried R. Bion siehe Bléandonu [4]. Bion, geboren in Indien, war Weltkrieg-I-Offizier, später Psychoanalytiker von Beckett in den 30ger Jahren, Militärpsychiater im II. ...
Article
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Anhand eines komplexen Fallberichts aus der Balintgruppe wird das Konzept der parasitären Beziehung nach Bion aufgegriffen, bei welcher Denken und Entwicklung zerstört werden und eine Alpha-Funktion zur Transformation gemachter Erfahrungen nicht mehr zur Verfügung steht. Ausgehend von der Überlegung, dass eine parasitäre Beziehung gar keine übliche Arzt-Patienten-Beziehung mehr darstellt, wird ein aktives Leiterverhalten beschrieben, um die über Spiegelungsphänomene in der Gruppe verloren gegangene Alpha-Funktion zu ersetzen und die parasitäre Verstrickung aufzulösen. Abstract: Referring to a complex Balint case, the parasitic container-contained relationship is discussed, where thinking is destroyed and the Alpha-function is no longer available. On the basis that a parasitic relationship isn`t a patient-doctor-relationship any more, an active leadership behaviour is described, aiming at reinstalling the lost Alpha-function, targeting at the resolution of the parasitic entanglement.
Article
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Like any theory, the Kleinian concept of Projective Identification (PI) represents an abstract explanatory pattern for concrete phenomena. In the course of the development of the PI concept, different emphases emerged: Bion sees PI as an original, pre-linguistic way of communication-which is used, for example, in borderline disorders. Current Kleinian authors have abandoned the idea of a communicative phenomenon ubiquitous in human coexistence, in favour of a view focussing on defence mechanisms, and thus no longer make a fundamental distinction between projection and projective identification. Kernberg's object relations theory points us to possibilities of understanding phenomena in borderline disorders, and of understanding group dynamic effects also for use in the treatment process, especially with the help of the concept of projective identification. Furthermore, the concept of PI can make escalating individual, as well as group conflicts more understandable. On the other hand, the concept points to possible ways of establishing human freedom in everyday interpersonal interaction and relationships outside a therapeutic context, this by dispensing with projective identification and applying a concept of genuine response.
Article
On the background of clinical experience with children suffering from receptive language disorder on the one hand and W. R. Bion's reflections in his work «Learning from experience» on the other hand the author states how a borderline level can appear in such children due to the neuropsychological impairment. Language dysfunctions are set into an interrelation with Bion's specific ideas named as α- and β-elements, α-function, contact barrier, k-function and negative capacity as well as with the subsequent consequences for specific defence formations.
Article
In this paper I examine where Bion's theory of freedom fits within the traditional philosophical debate. I claim that the notion of freedom is the organizing centre of Bion's thought and that the traditional debate has focused with too great a concentration upon the will. I propose that underlying the workings of the will there is a fundamental substratum. This is governed either by the reaction model or by the response model. Freedom is coextensive with the latter mode of functioning but not with the former. The traditional debate needs to take this layer of personality functioning into account.
The unconscious at work. Individual and organizational stress in the human services
  • A Obholzer
  • V Z Roberts
  • Hrsg
Obholzer, A.; Roberts, V.Z., Hrsg. (1994): The unconscious at work. Individual and organizational stress in the human services. London: Routledge Rüth, U. (2003): Psychoanalytische und organisationsdynamische Aspekte oberärztlicher Führung und Supervision. Dynamische Psychiatrie 36: 149-171
Bion mit unterschiedlichen links findet sich unter www.sicap.it/~merciai/bion/en/bion97.htm mit links zu Online-Publikationen über Bion. Link zur Bibliographie
  • W R Eine Interessante Web-Page Zu
Eine interessante Web-page zu W.R. Bion mit unterschiedlichen links findet sich unter www.sicap.it/~merciai/bion/en/bion97.htm mit links zu Online-Publikationen über Bion. Link zur Bibliographie (in Englisch) unter: www.sicap.it/~merciai/bion/en/biobiblio.htm
Bions Tochter Pathenope Bion, ebenfalls Analytikerin, tödlich verunglückt bei an einem Autounfall
  • W R Zu
Zu W.R. Bions Tochter Pathenope Bion, ebenfalls Analytikerin, tödlich verunglückt bei an einem Autounfall, finden sich Informationen unter www.sicap.it/~merciai/parthenope/left.htm, dort links zu Online-Publikationen.
  • W R Literatur Bion
Literatur Bion, W.R. (1961): Experiences in Groups. London: Tavistock Publications. Deutsch: Bion, W.R. (1971): Erfahrungen in Gruppen und andere Schriften. Stuttgart: Klett-Cotta
  • W R Bion
Bion, W.R. (1990): Lernen durch Erfahrung. Frankfurt: Suhrkamp 1990; auch Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, 1992
Wilfred Bion. His life and works 1897-1979
  • W R Bion
Bion, W.R. (1992): Elemente der Psychoanalyse, Frankfurt Suhrkamp Bion, W.R. (1997): Transformationen. Frankfurt: Suhrkamp, Bléandonu, G. (1994): Wilfred Bion. His life and works 1897-1979. Foreword by R.D. Hinshelwood. New York : Other Press