Auslöser zur Durchführung der vorliegenden Arbeit war eine amerikanische Studie, in welcher bei autistischen Kindern fünf Wochen nach einmaliger intravenöser Sekretinapplikation eine deutliche Symptomverbesserung beobachtet werden konnte (Horvath et al., 1998). Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung der Wirkung von peripher, d.h. intraperitoneal appliziertem Sekretin auf den Stoffwechsel von Neurotransmittern im Gehirn der Ratte, um damit einen Beitrag zur Klärung der bislang wenig erforschten Funktion von Sekretin im zentralen Nervensystem zu leisten. Anhand von Literaturangaben, die einen Zusammenhang mit Autismus belegten, wurden der Hippokampus als zu untersuchendes Areal und Aminosäuren, Katecholamine sowie Indolamine als zu untersuchende Substanzen ausgewählt. Grundlage der Arbeit bildeten tierexperimentelle Untersuchungen an frei beweglichen Ratten. Dabei wurden Mikrodialysesonden in den Hippokampus eingeführt und Fraktionen im Abstand von 20min. über einen Zeitraum von 4h mit einer Vorlaufzeit von 2h gesammelt. Verglichen wurden jeweils die Konzentrationen der gemessenen Substanzen vor und nach Sekretingabe (30 klinische Einheiten/ kg Körpergewicht intraperitoneal) im Vergleich zur Kochsalz-Kontrolle. Die Bestimmung von Aminosäuren und parallel dazu auch von Acylcarnitinen erfolgte mittels Tandem-Massenspektrometrie. Glutamat, gamma-Aminobuttersäure (GABA)und Aspartat wurden mittels Hochdruck-Flüssigkeitschromatographie (HPLC)und Fluoreszenzdetektion bestimmt. Zur Analyse der Katecholamine und Indolamine fand die HPLC mit elektrochemischer Detektion Anwendung. Zur Analyse von Katecholaminen und Indolaminen wurde zunächst eine neue Methode als Weiterentwicklung einer bestehenden Methode entwickelt. Die Gabe von Sekretin führte im Hippokampus zu einem gegenüber den mit Kochsalzlösung behandelten Tieren statistisch signifikanten Anstieg von Glutamat und gamma-Aminobuttersäure, während bei den Katecholaminen und Indolaminen nur ein leichter, jedoch nicht signifikanter Anstieg von Noradrenalin und 5-Hydroxyindol-3-Essigsäure beobachtet werden konnte. Interessanterweise zeigte sich bei einigen Acylcarnitinen, darunter Benzoylcarnitin und Isovalerylcarnitin, ebenfalls ein signifikanter Anstieg der gemessenen Konzentrationen nach Sekretingabe. Erstmals wurden in dieser Arbeit nach Erstbeschreibung der Bestimmung von Carnitin und Acetylcarnitin (Zhu et al., 2000) auch längerkettige Acylcarnitine mittels Mikrodialyse und Tandem-MS bestimmt. In der Gesamtschau der Ergebnisse konnte ein Effekt der intraperitonealen Injektion von Sekretin vor allem auf die hippokampalen Konzentrationen von GABA und Glutamat gezeigt werden. Damit ist unter Berücksichtigung der bisherigen Literaturangaben davon auszugehen, dass auch Sekretin ähnlich wie die anderen Mitglieder der Sekretinfamilie sowohl periphere als auch zentrale Wirkungen ausübt. Zukünftige Studien sollten die Frage nach einer zentralnervösen Wirkung von Sekretin auf andere Hirnareale ausweiten und auch den Einfluss unterschiedlicher Verabreichungsformen (intravenös, intracerebroventrikulär) auf die zentralen Wirkungen von Sekretin untersuchen. 1998, Horvath et al. (1998) observed a marked improvement in speech, eye contact, and attention in autistic children five weeks after treatment with intravenous secretin, which occurred in the course of an endoscopic investigation. Since the discovery of secretin in 1902 by Bayliss and Starling only little has been published on the cerebral functions of this primarily gastrointestinal hormone. Aim of this study was the investigation of the effect of peripherally applied secretin on the metabolism of neurotransmitters in the rat brain in order to make a contribution to the current debate on the still widely unknown role of secretin in the central nervous system. The microdialysis-experiments were performed in the hippocampus of freely moving rats. We chose the hippocampus as an area of interest and gamma-amino-butyric acid, glutamate, catecholamines (norepinephrine, epinephrine, dopamine and metabolites) and indolamines as substances to measure due to previous studies showing a link to childhood autism. Microdialysis probes were inserted under isoflurane anesthesia. Secretin was injected intraperitoneally (8.7 microg/kg i.p.), microdialysate was collected for 4h (once every 20 min). For the analysis of amino acids and acylcarnitines we used tandem-mass spectrometry. Glutamate, gamma-amino butyric acid and aspartate were measured by liquid chromatography and fluorescence detection. The analysis of catecholamines and indolamines was performed by high pressure liquid chromatography and electrochemical detection. After application of secretin a slight, though statistically not significant increase in extracellular concentrations of norepinephrine and the serotonin metabolite 5-hydroxyindole acetic acid could be observed, while the remaining substances remained unaffected. Glutamate and gamma-amino butyric acid increased significantly after the application of secretin. Interestingly also some acylcarnitines, for example isovalerylcarnitine and benzoylcarnitine, showed a statistically significant increase of their extracellular levels after application of secretin. After the first description of analysis of carnitine und acetylcarnitine with microdialysis in 1999, this study measured for the first time longchain acylcarnitines by the application of microdialysis. This study showed for the first time an effect of peripherally applied secretin on the metabolism of gamma-amino butyric acid and glutamate in the rat hippocampus. Reviewing the current literature we can conclude that these results strengthen the role of secretin as a neuroactive peptide, as it has been shown for other members of the secretin family of peptides. Future studies should emphasize the role of secretin as a neuropeptide in other relevant brain areas, such as the amygdala. Furthermore other forms of application (intravenous, intracerebroventricular application) should be of interest in future studies.