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Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge - transnationale Vernetzung als Potenzial.

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Abstract

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge stellen eine Akteursgruppe mit speziellem Versorgungsbedarf dar. Ihre Lebenswelt ist gekennzeichnet durch die Erfahrung von Flucht, das Ankommen in einer neuen Umgebung und ein Dasein ohne elterliche Bezugsperson. In unserem Beitrag geben wir zunächst einen Einblick in die Fluchtgründe von Akteuren und rekonstruieren die Etappen von der Flucht bis hin zum Kontakt mit Institutionen in Deutschland. Neben Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sind die Bundespolizei, das Jugendamt, die zuständigen Gerichten, Vormünder und Bildungsträger als Instanzen im Umgang mit der Akteursgruppe beteiligt. In unserem Beitrag zeigen wir auf, dass das Kindeswohl der jungen Akteure maßgeblich von der Art und Weise der Kooperation dieser Instanzen abhängt. Exemplarisch analysieren wir die Kooperationsstrukturen in Frankfurt am Main/Hessen, in Rheinland-Pfalz und jene des Vereins Refugio e.V.. Ausgehend von der Analyse der als transnational zu beschreibenden Lebenswelten unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge und dieser professionellen Kooperationsstrukturen wird abschließend ein bedarfsorientierter, an den Akteuren ausgerichteter Ansatz transnationaler Kooperation in der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen erarbeitet.
... Transnational social work with young refugees needs to consider at least three different levels in their interplay: first, a transnational biography work with the young children and adolescents, second, the perceptions and interpretive frame of social workers in their contact with minor refugees, and third, the institutions and social services in which professional support takes place ( Figure 1). This conceptual recommendation is deduced from a critical literature review in the field of young refugees and their demands in Germany, which led to early practical and explorative ideas, named "transnational biography work" (see Homfeldt & Schmitt, 2012;Schmitt & Homfeldt, 2014). The following chapter further explores this concept and emphasizes the need to direct the focus of transnational social work on the addressees' lifeworlds and on the creation of a diversity-friendly environment. ...
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Social workers are confronted with biographies that span across several nation-states and encompass experiences in the country of origin, during the flight, and in the country of destination. They are challenged to stabilize the lifeworlds of the young people. This paper argues that a transnational social work with young refugees is needed and suggests first conceptual ideas. The addresseesʼ lifeworlds and biographies are transnational and therefore require a social work education and practice which exceeds a solely national frame of thinking and acting.
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Die Bedeutsamkeit von Eltern und Familie ist in Deutschland gesetzlich festgeschrieben. Für pädagogische Fachkräfte ergibt sich hieraus der Arbeitsauftrag, partnerschaftlich mit den Eltern von Kindern und Jugendlichen zusammenzuarbeiten. In diesem Beitrag werden auf Basis einer Interviewstudie mit pädagogischen Fachkräften in Clearing- und Folgeeinrichtungen die Perspektiven der Pädagog*innen auf die physisch abwesenden Eltern unbegleiteter Geflüchteter untersucht und Möglichkeiten und Grenzen einer transnationalen Elternarbeit reflektiert. Ergebnis der Analyse ist eine Typologie von Elternarbeit in einem transnationalisierten Familiennetzwerk mit den Typen der Anerkennung, Ratlosigkeit, Ambivalenz, Vermittlung und Ablehnung. Charakteristika von Elternarbeit reichen von einer vielfältigen Nutzung digitaler Medien zum Zweck der Familienzusammenführung über die (Neu-)Aushandlung familiärer Rollenbeziehungen über Ländergrenzen hinweg bis hin zu der Vorstellung, Eltern verlören ihre Relevanz, sobald sich ihre Kinder getrennt von ihnen in einem anderen Land aufhalten.
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Menschen, die aus ihren Herkunftsländern fliehen, erleben gravierende biografische Brüche und müssen sich einen Alltag erst wiederaufbauen. Auch in den Zielländern sind sie mit Herausforderungen konfrontiert: Sie warten auf den Ausgang ihres Asylantrags, streben nach Teilhabe und Zugehörigkeit. Der Beitrag stellt die Idee transnationaler Biografiearbeit in der Arbeit mit Geflüchteten vor. Transnationale Biografiearbeit setzt an den Handlungsfähigkeiten der Akteur_innen an und hat genauso Leidensprozesse im Blick. Sie unterstützt Geflüchtete bei der Wahrnehmung und Anerkennung ihrer Ressourcen und der Verarbeitung herausfordernder Lebensereignisse. Gleichzeitig fungiert transnationale Biografiearbeit als sensibilisierende Methode mit pädagogischen Fachkräften. An der Schnittstelle von Adressat_innenorientierung und Organisationsentwicklung kann sie reflexive und institutionelle Öffnungsprozesse in der Migrationsgesellschaft anstoßen.
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In meinem Beitrag wird die Notwendigkeit einer Kooperation der sozialen Dienste vorrangig aus der Perspektive der Kinder- und Jugendhilfe dargestellt. Dazu wird eingangs das diesem Beitrag zugrunde liegende Verständnis von Kooperation geklärt. Kooperationsnotwendigkeiten zwischen Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheits- und Behindertenhilfe sowie Schule werden anschließend am Beispiel chronisch kranker Kinder und unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge sichtbar gemacht; ferner die Umsetzung des Anspruchs der Inklusion am Beispiel der „Großen Lösung“, die Kooperation verschiedener sozialer Dienste am Kinderschutz und mit ihm einher gehender Früher Hilfen verdeutlicht sowie abschließend Folgerungen und Perspektiven für die Kinderund Jugendhilfe skizziert.
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In der öffentlichen Debatte zur sogenannten "Flüchtlingskrise" offenbart sich eine Vielzahl fremdenfeindlicher oder xenophober Vorurteile und Stereotype. Diese weisen nicht zuletzt stark sexualitätsbezogene Aspekte auf. Anhand von Beobachtungen aus der sexualpädagogischen Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen werden "ethnosexuellen" Grenzziehungen und damit verbundene Diskriminierungen konkrete pädagogisch-therapeutische Bedarfe dieser hoch marginalisierten Gruppe gegenübergestellt.
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