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Das Altern der "neuen" Alten. Eine Generation im Strukturwandel des Alters

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Abstract

Der Band befasst sich mit den in den Medien seit den 1980er Jahren diskutierten „neuen“ Alten. Der vorliegende Band greift die damals diskutierten Thesen unter der Fragestellung auf, was aus den mit dieser Etikettierung "'neue' Alte" verbundenen Jahrgängen geworden ist. Diese vor und nach 1930 Geborenen stehen im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts nunmehr an der Schwelle zur Hochaltrigkeit bzw. sind in das hohe Alter bereits eingetreten. Der Text dokumentiert Einleitung und Inhaltsverzeichnis. Der gesamte Band ist zu bestellen unter http://www.lit-verlag.de/isbn/3-643-11819-6
Inhaltsverzeichnis
Einleitung des Herausgebers
Fred Karl……………………………...………..…………..…………..….……7
Teil 1
Die Entdeckung der „neuen Alten“
Silke van Dyk & Stephan Lessenich.........................................................11
Die "neuen" Alten.
Zur Einordnung eines ambivalenten Begriffes
Walter Tokarski & Fred Karl…………………………………………..……..17
Teil 2
Die "neuen" Alten –
Ergebnis des Strukturwandels des Alters
Hans Peter Tews…………………………………………………………….….23
Die "neuen Alten" – Soziale Ungleichheiten vertiefen sich!
Ein Thesenpapier
Margret Dieck & Gerhard Naegele………………………………………….41
Die "neuen" Alten:
Psychologische Perspektiven
Erhard Olbrich…………………………………………………………..……..55
Gibt es die "neuen" Alten? –
Zusammenfassende Einschätzung
Hartmut Radebold……………………………………………………………..71
Teil 3
Das Altern der vor und nach 1930 Geborenen
Fred Karl………………………………………………………………..………79
Autorenverzeichnis……………………………………………………..…..132
Einleitung
Fred Karl
Die XVII. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie
(DGG) befasste sich 1988 mit den in den Medien diskutierten „neuen“
Alten. Der vorliegende Band greift die diskutierten Thesen unter der Fra-
gestellung auf, was aus den mit dieser Etikettierung verbundenen Jahr-
gängen geworden ist. Die vor und nach 1930 Geborenen stehen im zwei-
ten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts nunmehr an der Schwelle zur Hoch-
altrigkeit bzw. sind in das hohe Alter bereits eingetreten.
In Teil 1 wird die Entdeckung der „neuen“ Alten thematisiert. Der erste
Beitrag (v. Dyk/Lessenich) vollzieht dies aus heutiger Sicht und macht
deutlich, wie dieses Bild von aktuellen Anrufungen eines aktiven, kom-
petenten und produktiven Alters abgelöst wurde. Der zweite, 1989 ge-
schriebene Beitrag (Tokarski/Karl) zeigt auf, welche unterschiedlichen
positiven und negativen Konnotationen dieser als ambivalent bezeichnete
Begriff bereits damals erfuhr.
Im Teil 2 werden die wichtigsten Texte des seit langem vergriffenen Ta-
gungsbands wieder aufgelegt. Es sind die Betrachtungen aus soziologi-
scher (Tews), sozialpolitischer (Dieck/Naegele) und psychologischer
Sicht (Olbrich) sowie das Resümee von Radebold. Einige Autoren fragen
danach, wem der Begriff ‚neue’ Alte nützt, und lassen somit das ideolo-
giekritische Moment nicht vermissen.
Im Teil 3 stellt sich der Autor (Karl) der Aufgabe, einige der in den Vor-
trägen des Jahres 1988 aufgeworfenen Fragen zu beantworten, u.a. Fra-
gen danach, welche „Niveauverbesserungen“ sich in den Lebensverhält-
nissen und Lebensaktivitäten dieser Jahrgangsgruppe der „neuen“ Alten
gegenüber ihren Vorgängergenerationen belegen lassen. Dabei wird be-
wusst eine prozessuale Perspektive des Lebensverlaufs eingenommen. Es
werden empirische Ergebnisse sowohl aus der Sozialen Gerontologie als
auch aus der Jugend-, Lebensverlaufs- und Konsumforschung recher-
chiert und verknüpft. Am Ende des Beitrags wird diskutiert, ob diese
Jahrgänge von den demographischen Veränderungen und den Zeitereig-
nissen in ihrem Lebenslauf in einer Weise betroffen sind, so dass von ei -
ner ersten Generation im Strukturwandel des Alters gesprochen werden
darf.
Der Leserin und dem Leser wird nahe gelegt, auf die in der Diskussion
unterschiedlich verwendeten Schreibweisen der neuen Alten zu achten.
Schließen in den Texten die Anführungszeichen beide Wörter ein, so
wird angedeutet, dass mit „neuen Alten“ insgesamt ein qualitativ neues
Phänomen vorliegt. Dagegen scheint die Bezeichnung „neue“ Alte prag-
matischer zu sein. Sie verweist eher auf die nächste Altengeneration. Je -
der folgende Jahrgang, der ins Alter hineinwächst, bringt so gesehen
„neue“ Alte hervor.
Autorenverzeichnis
Dieck, Margret, Dr., Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA), Berlin
Karl, Fred, Prof. Dr., Universität Kassel
Lessenich, Stephan, Prof. Dr., Universität Jena
Naegele, Gerhard, Prof. Dr., Technische Universität Dortmund
Olbrich, Erhard, Prof. Dr., Universität Erlangen-Nürnberg
Radebold, Hartmut, Prof. Dr., Universität Kassel
Tews, Hans Peter, Dr., Stiftung Rehabilitation, Heidelberg
Tokarski, Walter, Prof. Dr., Sporthochschule Köln
van Dyk, Silke, Dr., Universität Jena
... As result of better education, new forms of familyf ormation (and dissolution), and changing socio-economic conditionsd uring the last few decades, the present generations of elderlygenerallydisplayamorea ctive attitude toward life after retirement.The lifestyles of today'scohorts of retired men and women are clearlyevolving in the direction of more active lifestyles,a tl east among healthy and affluent European retirees. An interesting discussion of such structural changes-linking the lifestyles of new generations of retirees in Germany with the youth movements of the 1960s-has been publishedbyF red Karl (2012). The German agingsurveys(from 1996 onwards) show that we can observesignificant changes in life perspectivesand lifestyles of the elderly population in nearlyall social dimensions (Motel-Klingebiel et al., 2010;Mahne et al., 2017;Tesch-Römer et al., 2006). ...
Chapter
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During the last twenty years, sociological analysis has improved our understanding of the dynamic interrelationships between demographic aging and changes in individual aging processes, particularly by looking in more detail at structural and cohort changes in the life situation of the elderly population. Sociological research has provided particularly fruitful contributions on the impact of demographic aging (low fertility rates combined with increased life expectancy) on intergenerational relationships. While research on demographic aging and individual aging has made much progress, public perceptions and political discourses are still dominated by deficit-oriented and simplified views of demographic aging (also due to the fact that demographic aging is mostly measured by using obsolete chronological age definitions).
... Quantitative changes in the age distribution of the population are therefore linked with qualitative changes in lifestyles among older men and women (Karl 2012). Observations made for earlier cohorts of elderly are no longer valid for the elderly of today and tomorrow. ...
Article
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Erste empirische Studien aus den ersten Monaten der Corona-Epidemie im Jahr 2020 zur medialen Repräsentation älterer Menschen deuten auf eine Konjunktur des Stereotyps des verletzlichen, einsamen und abhängigen alten Menschen hin. Die Stereotype rund um Schutz- und Hilflosigkeit sind seit langem feste Bestandteile der medialen Berichterstattung über ältere Menschen. Der vorliegende Beitrag greift diesen Aspekt kritisch auf und sammelt erste Studien zu diesem Thema rund um den Kontext der Corona-Pandemie. Ein aktuelles Forschungsprojekt soll in einem interdisziplinären Rahmen noch mehr zur Erforschung von Altersrepräsentation in einer historischen Ausnahmesituation beitragen.
Chapter
Das hohe Alter stellt im Lebenslauf eine besondere Herausforderung für die Aufrechterhaltung des eigenen Lebensstils dar. Es ist markiert durch ein erhöhtes Risiko von Multimorbidität, von neurodegenerativen Erkrankungen, von Hilfe- und Pflegebedürftigkeit sowie des Umzugs in ein Heim. Auch der Verlust des Partners und von Freunden und damit eine Veränderung des sozialen Netzwerks werden wahrscheinlicher (Künemund und Kohli 2010, S. 310; Motel-Klingebiel et al. 2013, S. 5; Rott und Jopp 2012, S. 475, 477; Wagner und Wolf 2001, S. 538). Lebensstile als Muster expressiv-ästhetischen Verhaltens tragen wesentlich zur Bildung der sozialen Identität bei. Der Stil zeigt sich zum einen in den beobachtbaren Verhaltensmustern und zum andern in der Bedeutung, die diesen zugewiesen wird. Lebensstile sind zum einen Ausdruck der zur Verfügung stehenden Ressourcen. Zum anderen symbolisieren sie die Zugehörigkeit zu einer Statusgruppe. Sie verweisen auf bestimmte Werte, Orientierungen sowie Fähigkeiten und ermöglichen somit soziale Anerkennung. Sie wirken für das Individuum zudem handlungsorientierend (Bourdieu 2014; Rössel 2012, S. 37, 51 f.; van Eijck 2012, S. 248). Verändern sich mit voranschreitendem Alter die zur Verfügung stehenden Ressourcen sowie institutionelle Rahmenbedingungen, können oder müssen sich Verhaltensmuster anpassen, weswegen Lebensstile altersabhängig variieren (u. a. Coulangeon 2013; Otte 2005; Purhonen et al. 2011; Roose et al. 2012; van Eijck und Bargeman 2004). Bisher sind Bilder von Lebensstilen im hohen Alter eher einseitig. Es wird davon ausgegangen, dass der Verlust von Selbstständigkeit vor allem durch zunehmende gesundheitliche Beeinträchtigungen die Umsetzung eines individuellen Lebensstils erschwert (Higgs und Gilleard 2014, S. 13) und zu homogenen Verhaltensmustern führt (Burzan 2002, S. 33; van Dyk und Lessenich 2009, S. 542). Lebensstile sind jedoch nicht nur beeinflusst durch die aktuellen Lebensbedingungen, sondern auch durch den vorangegangenen Lebenslauf. Insbesondere das Aufwachsen unter bestimmten Lebensbedingungen und zu einer bestimmten historischen Zeit sind für den Lebensstil im weiteren Lebenslauf prägend (Stein 2005). Es stellt sich daher die Frage, wie Lebensstile im hohen Alter aussehen, wie sie sich wandeln und ob es Unterschiede zwischen verschiedenen Generationen gibt.
Chapter
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Wie in Deutschland hat auch in Russland die heutige alte Generation den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg geleistet. Während Teile der ostdeutschen Rentner in materieller Hinsicht als „Gewinner“ der Deutschen Einheit gesehen werden können, erfuhren dagegen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die gleichen Kohorten in den Nachfolgestaaten einen überdurchschnittlichen Abstieg, erleben Armut und Existenznot.
Chapter
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In diesem Beitrag werden Effekte des Demenzprojekts am Hohen Balkan beschrieben. In der Umsetzung angewandter Gerontologie ist mit Variationen und Eigenverwendungen von Transferbestandteilen durch die Adressaten zu rechnen.
Chapter
The monitoring of "Democratic Integration in Germany" is empirical research on democracy and engagement. The monitoring does not focus on personal characteristics but on structural features of 96 spatial planning regions in Germany (so called “Raumordnungsregionen”*), and in this way provides insights that are highly significant for politics both analytically and strategically. Our structural equation models impressively demonstrated the importance of social structures (such as demographic pressure, relative disadvantage, familism, uncertainty through crime rates etc.) for different degrees of democratic integration in the German regions. The choice of structural dimensions was based on their significance, variance, stability and availability of indicators. Further we were able to demonstrate that various attitudes and assessments relate to individual decisions to take part in the election or to volunteering in community. Indicators such as trust in other citizens, life satisfaction, attitudes towards migrants and towards public safety clearly correlate with voting behaviour and civil society involvement. Trust in political institutions and state organizations also proved to be a stable component of democratic integration. Thus, “subjective integration” would be a valuable addition to objective indicators in predicting Democratic Integration in Germany’s regions. *Spatial planning regions, developed by BBSR, represent the observation and analysis grid of the federal large-scale spatial planning.
Chapter
Der Begriff „Zukunftsforschung“ suggeriert, dass es eine Forschungsrichtung gäbe, die die Zukunft erforschen kann. In diesem Sinne präsentieren manche Trend-Gurus der staunenden Mitwelt ihre persönlichen Wunschvorstellungen zum zukünftigen gesellschaftlichen Zusammenleben als einzig mögliche Megatrends, denen sich die Masse der Menschen anscheinend wohl oder übel anpassen muss. Ernsthafte sozialwissenschaftliche Zukunftsforschung geht freilich davon aus, dass niemand genau wissen kann, wie die Zukunft wirklich wird.
Chapter
Chronologisches Alter ist eine zentrale sozio-demographische Variable, die zwar einfach zu erfassen ist, jedoch inhaltlich mehrere Dimensionen umfasst. In einem ersten Schritt werden deshalb zentrale konzeptuelle Differenzierungen der Variable ‚Alter‘ angeführt. Dabei wird deutlich, dass die üblichen Indikatoren zur demographischen Alterung auf kritisierbaren Annahmen beruhen. Dies wird deutlich, wenn fixe und dynamische Konzepte zur Messung der demographischen Alterung verglichen werden. In einem zweiten Schritt werden Prozesse der vertikalen und horizontalen Differenzierung des Alters in Gesellschaften mit hoher Lebenserwartung diskutiert. Einerseits zeigt sich eine verstärkte Differenzierung der späteren Lebensphasen (Unterscheidung zwischen drittem und viertem Lebensalter). Andererseits ist das höhere Lebensalter durch eine ausgeprägte Heterogenität sowie durch Prozesse sozialer Selektivität gekennzeichnet, was beispielsweise zur ‚Feminisierung des Alters‘ beiträgt. In einem dritten Schritt werden intergenerationelle Auswirkungen der Langlebigkeit – erhöhte gemeinsame Lebensspanne familialer Generationen, ausgedehnte Kohortendifferenzen und neue Konstellationen familialer Pflegegenerationsbeziehungen – ausgeführt. Zum Abschluss werden gesellschaftliche Folgen hoher Lebenserwartung angesprochen.
Article
Background: Longer healthy life expectancy and the ageing of new generations result in rapid changes of life-styles and behaviors of the elderly. Objectives: How far are trends to active ageing countervailing factors to processes of demographic ageing? Materials and methods: Official statistics and survey data are analyzed. Results: Increased individualism particularly among healthy retired men and women result in more active attitudes to ageing processes. At least in affluent regions significant cohort changes in ageing are also observed among men and women aged 80 and older. These changes affect future medical treatments of elderly patients.
Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA)
  • Margret Dieck
Dieck, Margret, Dr., Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA), Berlin