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Express-Wetterblenden-System zum Sofort-
Schutz von Bergleuten vor Radonexpositionen
bei Bergsicherungsarbeiten im Altbergbau
Jörg Dehnert1), Jens Stopp2), Bernd Schönherr3)
1)Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Dresden, Joerg.Dehnert@smul.sachsen.de
2)Aluminiumbau und Verwaltungs GmbH Stopp, Schneeberg, j.stopp@alustopp.de
3)Bergsicherung Schneeberg GmbH, Schneeberg, schoenherr@bergsicherung.net
Einleitung
Bei Bergsicherungsarbeiten im sächsischen
Altbergbau beschäftigen sieben Berg-
sicherungsbetriebe im Jahresdurchschnitt
etwa 250 Bergleute auf ca. 60 wechselnden
Baustellen. Viele Baustellen sind kleine
Baustellen mit höchstens zehn Bergleuten,
die nur wenige Wochen oder Monate
betrieben werden. Problematisch ist der
Zutritt stark radonhaltiger Wetter. Aktivitäts-
konzentrationen von 50.000 Bq/m3 bis
100.000 Bq/m3 sind keine Seltenheit und es
können auch 1 Mio Bq/m3 erreicht werden
(Abb. 1). Die untertägigen Radon-
belastungen der Bergleute in Erzgebirge
und Vogtland sind daher hoch. Trotz
aufwändiger Strahlenschutzmaßnahmen
wie künstliche Bewetterung, Wetterblenden-
bau und Personalrotation können Bergleute
Jahresdosen erreichen, die nahe an den
Grenzwert von 20 mSv herankommen [1].
Wetterblenden werden üblicherweise vor
Ort aus Holz und Folien gezimmert oder
aus Steinen gemauert. Falls gesprengt
werden soll, müssen Wetterblenden vorher
abgebaut und nach der Sprengung neu
errichtet werden. Wegen dieses Aufwandes
bleiben untertägige Altbergbauöffnungen im
Umfeld von kleinen und kurzzeitig
betriebenen Baustellen häufig offen.
Ausblick
Das EWS verbessert den
untertägigen Strahlenschutz
bei Bergsicherungsarbeiten im
Altbergbau und spart gleich-
zeitig Arbeitszeit durch den
Wegfall von gezimmerten
oder gemauerten Wetter-
blenden aus Holz oder Stein.
Express-Wetterblenden-System
Zur Senkung der Radonexpositionen der Bergleute
bei untertägigen Bergsicherungsarbeiten im
Altbergbau wurde ein Wetterblendensystem
entwickelt, mit dem innerhalb von wenigen
Minuten Altbergbau-Grubenbaue wetterdicht
abgetrennt werden können. Das Express-
Wetterblenden-Systems (EWS) ist von geringem
Gewicht, wiederverwendbar und es passt sich allen
denkbaren Querschnitten von Altbergbau-
öffnungen an (Abb. 2 und 3). Das EWS besteht aus
einem Baukastensystem von ineinander
steckbaren Teleskoprohren aus Aluminium,
radondichten Folien und Bauschaum. Eine Folie
wird mit dem Rand auf den Boden gelegt und
durch die ineinander steckbaren, ausziehbaren
Teleskoprohre sternförmig in allen Richtungen mit
dem Gebirge verspannt. Dann werden Folie und
Gebirge verklebt. Abschließend kann überstehende
Folie abgeschnitten werden. Bei Bedarf kann zur
Fahrung nachträglich ein Reißverschluss
aufgeklebt werden. Die Folie hinter dem
Reißverschluss wird aufgeschnitten und die
Wetterblende wird zur Wettertür. Das EWS ist mit
Ausnahme von Folie und Bauschaum
wiederverwendbar und kann in wenigen Minuten
zurückgebaut werden.
Abb. 1: Verlauf der Radonaktivitätskonzentration während einer Befahrung im
Altbergbau von Bad Schlema mit Radonaktivitätskonzentrationen bis
300.000 Bq/m3 gemessen mit einem AlphaGUARD PQ2000 PRO bei
einer zeitlichen Auflösung von einer Minute
Abb. 2: Erste Idee (links) and Prototyp aufgebaut in einem hölzernen Stolln-Modell (rechts)
des Express-Wetterblenden-Systems (EWS) für Bergleute
Abb. 3: Express-Wetterblenden-System (EWS) aufgebaut in einem engen Stolln (links) und einem
breiten Querschlag (rechts) in Schneeberg
Literatur
[1] Dehnert, J.: Supervision of
German miners at small
underground construction
sites of old mining to prevent
high radon exposures. Cape
Town: 14th International
Congress of the International
Radiation Protection
Association (IRPA), 2016.