Großereignisse wie Weltmeisterschaften und kontinentale Meisterschaften wie Europameisterschaften oder der African Cup of Nations demonstrieren in verdichteter Form, dass in Europa, in Südamerika, in einigen afrikanischen Ländern und immer mehr auch in Asien kein anderer Sport in gleichem Maße wie der Fußball geeignet zu sein scheint, das Verhältnis des Sports zu anderen gesellschaftlichen
... [Show full abstract] Feldern wie Wirtschaft, Medien, Kultur und Politik zu ana-lysieren. Fußball ist ein Mikroskop der komplexen Verflechtungen des Sozia-len – und dies auf globaler, transnationaler Ebene ebenso wie im lokalen Ver-eins-, Freizeit-oder Schulsport. Fußball veranschaulicht das Zusammenwir-ken von gesellschaftlichen Makro-und Mikrostrukturen, er ist System und Si-tuation, Struktur und Handlung, Repräsentation und Performanz – und gilt aufgrund seines geistes-, sozial-und kulturwissenschaftlichen Facettenreich-tums manchen als "Realitätsmodell". 1 Aber nicht nur als Fixierbild des Rea-len sondern auch als Metapher ist der Fußball beliebt wie kein anderer Sport: Ob Politiker, Journalisten, Wirtschaftsbosse, Literaten oder Wissenschaftler, sie alle benutzen gern die Begriffe des Fußballs, um Handeln von und in Gruppen zu markieren und Gemeinschaftssinn zu evozieren. Zugleich ist der Wettkampf auf dem Fußballfeld ein Brennglas symboli-scher (Macht-)Kämpfe vielfältiger Art: Als weltweit populärste Sportart ist Fußball für global agierende Wirtschaftsunternehmen als Marketinginstru-ment hochinteressant geworden; Künstler und Popstars sind Stammgäste auf Fußballplätzen, und Vertreter der politischen Klasse nutzen den Fußball im Kampf um die Gunst der Wähler und setzen medienwirksam ihre Verbunden-heit mit dem Bangen und Hoffen der Fußballfans in Szene. Und so wollen die Auftritte in den großen Fußballarenen der Welt und auf den Fußballplätzen 1 Klaus Theweleit: Tor zur Welt. Fußball als Realitätsmodell, Köln: Kiepenheuer & Witsch 2004.