Aktuelle Befunde legen den Schluss spezieller persönlicher und tatbezogener Merkmale, bezüglich derer sich Sexualstraftäter aus der Gruppe der Geistlichen von anderen Sexualstraftätern unterscheiden, nahe. Gerade der Anteil katholischer Diözesanpriester – auch in Bezug auf die Vertreter anderer Ordensgemeinschaften, ist dabei herausragend. Zentral ist daher die Frage, inwieweit spezielle Strukturen einer mit großem Einfluss ausgestatteten Organisation, wie insbesondere die der katholischen Kirche, mit ihrer Forderung nach zölibatärem Ordensleben, zu einem erhöhten Risiko führt, Sexualstraftäter in ihren Reihen anzutreffen. Übt im Ergebnis vielleicht gerade eine rigide Sexualpolitik eine besondere Anziehungskraft auf pädosexuell veranlagte Menschen aus oder weckt sie gar pädosexuelle Neigungen? Nach einem Überblick zur aktuellen Befundlage hinsichtlich allgemeiner Charakteristika von Sexualstraftätern, deren Opfer Kinder sind, folgt die Auseinandersetzung mit einer offensichtlich speziellen Subgruppe der Sexualstraftäter, die dem Klerus angehören. Die Ausführungen nehmen speziell zu der Frage Stellung, ob und inwieweit die katholische Kirche Bedingungen als Biotop und Schutzwall für Täter bietet, die Kinder sexuell missbrauchen.