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Fehl am Platz - Mediale Repräsentationen und räumliche Praktiken im Milieu des Sextourismus an der Copacabana

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Diskussion 293
gesetz und das Wiener Landes-Sicherheits-
ge set z ge ände rt werden . ht tp://ww w.wien .
gv.at/recht/landesrecht-wien/landesgesetz
blatt/jahrgang/2004/html/lg2004017.htm
( 0 8 . 0 2 . 2 0 1 4 )
WPG (Wiener Prostitutionsgesetz) 2011. Lan-
desgesetzblatt für Wien. Jahrgang 2011.
Ausgegeben am 22. September 2011. 24.
Gesetz, mit dem die Prostitution in Wien
geregelt wird. http://www.wien.gv.at/
recht/landesrecht-wien/landesgesetzblatt/
ja hr g a ng / 2 011/ht ml/lg2 0110 2 4.htm l
( 0 8 . 0 2 . 2 0 1 4 )
Wagenaar, Hendrik / Altink, Sietske / Ames-
berger, Helga (2013): Final Report of the
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lands. Den Haag.
Wiener Landtag (26. 03. 2010): Wörtliches
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http://www.wien.gv.at/mdb/ltg/2010/ltg-
030-w-2010-03-26-001.htm (08. 02. 2014)
W ie ne r L a nd ta g (16 .1 2. 2 010 ) : W ör t l ic he s P ro -
tokoll. 19. Wahlperiode, 2. Sitzung. http://
www.wien.gv.at/mdb/ltg/2010/ltg-
002-w-2010-12-16-001.htm (08. 02. 2014)
WPG (Wiener Prostitutionsgesetz) 2004.
Landesgesetzblatt für Wien. Jahrgang
2004. Ausgegeben am 26. April 2004. 17.
Gesetz, mit dem das Wiener Prostitutions-
Johanna Neuhauser
Fehl am Platz – Mediale Repräsentationen und räumliche
Praktiken im Milieu des Sextourismus an der Copacabana
Feministische Studien (© Lucius & Lucius, Stuttgart) 2 / 14
Für ihre Live-Berichterstattung über die
2014 in Brasilien stattf indende Fußball-
weltmeisterschaft der nner wählten
die internationalen Fernsehstationen als
Hintergrundbild meist den Blick auf den
berühmten Strand von Copacabana und
den charakteristischen Zuckerhut. In ak-
tuellen brasilianischen Medienbeiträgen
wird Copacabana aber nicht nur als wich-
tigstes Wahrzeichen des Landes, sondern
auch als Zentrum des internationalen
Sextourismus verhandelt. Ziel des Bei-
trages ist es, aufzuzeigen, wie über den
Zusammenhang, der zwischen der F-
ballweltmeisterschaft und dem Sextouris-
mus hergestellt wird, die Frage der inter-
nationalen Repräsentation der brasilia-
nischen Nation verhandelt wird. Die
These ist, dass diese Verhandlung nicht
nur auf der medialen Ebene stattf indet,
sondern mit Politiken im urbanen Raum
verwoben ist, die darauf abzielen den
Sextourismus aus Copacabana zu ver-
drängen.
Methodisch verknüpfe ich die Diskurs-
analyse ausgewählter Beiträge aus der
aktuel len Medienberichterstattung über
Sextourismus in Brasilien1 mit der Unter-
suchung von aktuell in Rio de Janeiro
stattfindenden Raumpolitiken. Erweitert
wird die Analyse durch Interviewmate-
1 Die Diskursanalyse basiert auf der Sich-
tung, Kodierung und Auswertung von
über 100 online zugänglichen Medienbe-
richten zum Thema Sextourismus in Bra-
silien im Zeitraum von 2006 bis 2013. Au-
ßerdem wurden einzelne Fernsehbeiträge
der größten Sender Globo und Rede Record,
die als Schlüsseldokumente identifiziert
wurden, in die Analyse einbezogen.
294 Diskussion
rial, das im Milieu des Sextourismus in
Rio de Janeiro erhoben wurde.2 Da sich
Diskurse immer über Ausschluss von Be-
deutungen konstituieren, ist es nach Mi-
chel Foucault die Aufgabe der Diskurs-
forschung, zu fragen, »wie [es] kommt
[…], daß eine bestimmte Aussage erschie-
nen ist und keine andere an ihrer Stelle«
(2008, 500). Die Selektivität des Darge-
stellten verweist darauf, dass Diskurse von
Machtverhältnissen durchdrungen sind,
die Foucault mit der Doppelstruktur von
Wissen als s a v o i r / p o u v o i r erfasst. Um zu
untersuchen, wie diskursive Machtver-
hältnisse im praktischen Handeln von
Akteur_innen realisiert werden, beziehe
ich mich auf Ansätze, die das Verhältnis
von Diskursen und sozialen Praktiken als
dialektische Wechselbeziehung begreifen
(Fairclough / Wodak 1997). Ich erweitere
daher einen von Foucault inspirierten
Ansatz um eine praxeologische Perspek-
tive. Aufschluss gibt hierbei insbesondere
die Analyse von Sprecher_innenpositio-
nen im Diskurs, die als »institutionelle
Regulierungen der Zugänge von Ak-
teuren zum legitimen Vollzug diskursiver
Praktiken« (Keller 2011, 215) verstanden
werden. Mit Bezug auf raumtheoretische
Überlegungen schlage ich außerdem eine
analytische Verschränkung von diskursi-
ven Deutungsmustern, umlichen Prak-
tiken und Vergegenständlichungen an
konkreten Orten vor. So kann über die
diskursive Ebene hinaus in den Blick ge-
nommen werden, welche Wirkungen der
Diskurs und damit verbundene Praktiken
auf die Lebens- und Arbeitswelt der in
Copacabana tätigen Sexarbeiterinnen er-
zielen.
2 Die ethnografische Feldforschung fand
von Oktober 2011 bis April 2012 in Rio
de Janeiro statt. Nach einer ersten Phase
der teilnehmenden Beobachtung wurden
leitfadengestützte Interviews mit insgesamt
fünfzehn im Sextourismus tätigen Frauen
geführt.
Die Verschmutzung der Nation –
Tourismuspolitik und Fußball-
weltmeisterschaft
In einer Reportage des brasilianischen
Fernsehsenders Rede Record wird von ei-
ner Polizeiaktion berichtet, bei der uni-
formierte Polizisten Postkarten in Tabak-
und Zeitschriftenläden sowie Souvenir-
geschäften im Stadtteil von Copacabana
konfiszieren (Rede Record 27. 12. 2011).
Hintergrund ist ein 2005 erlassenes Ge-
setz, das die Produktion und den Verkauf
von Postkarten verbietet, auf denen
Frauen in knapper Badebekleidung vor
berühmten Sehenswürdigkeiten zu sehen
sind. Am beliebtesten seien die Ansichts-
karten bei ausländischen Touristen, ver-
kündet der Reporter. Was als harmlose
Postkarte erscheine, verberge in Wahrheit
das Interesse einer mächtigen Industrie,
welche die Nation Brasilien »beflecke«,
fährt der Bericht fort. Denn Brasilien sei
weltweit für seinen Sextourismus be-
kannt, der tausende Frauen ausbeute und
nun zu einem »Fall für die Polizei« ge-
worden sei (ebd.).
Das Verbot der Postkarten diente dem
Bericht zufolge dazu, ein Brasilien-Image
zu korrigieren, das über Jahrzehnte ver-
breitet worden war. Von den 1970er-
Jahren bis in die 1990er-Jahre hatte die
staatliche Agentur für Tourismus in in-
ternationalen Werbekampagnen eine ero-
tisierende Repräsentation des Landes pro-
pagiert, in der tropische Strände und kul-
turelle Festivitäten wie der Karneval mit
attraktiven Frauenkörpern verknüpft wur-
den (Kajihara 2010). Das Produkt Brasilien
versprach eine Mischung aus Exotik und
Erotik, die biblische Bilder des verlorenen
Paradieses bemühte. Um die Jahrtausend-
wende vollzog sich dann ein radikaler
Wandel in der Politik des Tourismus, den
die Direktorin des neuen Marketingpro-
gramms wie folgt beschreibt:
Diskussion 295
Als wir begannen, den Plan zu realisieren,
war es von Anfang an ein Ziel, dieses Bild [der
brasilianischen Frau, J. N.] zu transformieren.
[…] Dabei geht es nicht nur darum, dieses
Bild, sondern auch jenes von Brasilien als ein
Entwicklungsland zu transformieren und mit
dem Bild von Casa Grande & Senzala zu
brechen […], um damit das Land der EM-
BRAER [nat. Luftfahrtunternehmen, J. N.],
des Erdöls, der Jugend, der Universitäten, der
Forschungsinstitute, des Sports – also letzt-
endlich den Aufbau eines neuen Modells zu
zeigen (Servilha, zit. nach Gomes 2012,
514; Übersetzung J. N.).
In der Stellungnahme wird ein Zusam-
menhang zwischen einem sexualisierten
Frauenbild und der Repräsentation Brasi-
liens als Entwicklungsland hergestellt.
Mit der Nennung des 1933 von Gilberto
Freyre veröffentlichten Werks Casa
Grande & Senzala (Herrenhaus und Skla-
venhütte), das die sozialen und »ras-
sischen« Beziehungen in der Kolonialzeit
Brasiliens thematisiert, bezieht sich Ser-
vilha auf das koloniale Erbe des Landes,
das nun durch das Entwicklungsverspre-
chen von Erdöl, Bildung, Kultur und
Sport überwunden werden soll (Neuhau-
ser 2014, 362). Das Werk Freyres gilt in
Brasilien als Gründungsmythos des Estado
Novo von Getúlio Vargas, da es zum ers-
ten Mal so etwas wie eine nationale Iden-
tität herstellte, in die – über das Narrativ
der friedlichen Vereinigung der indigenen
und schwarzen Bevölkerung mit den por-
tugiesischen Kolonialherrn – alle Brasi-
lianer und Brasilianerinnen integriert
werden sollten. Entgegen bis dahin etab-
lierter Rassentheorien wird die mestiçagem
(Mestizentum) dabei als positive Ent-
wicklung, als democracia racial, umgedeutet
(Costa 2007, 151 ff.). Das Narrativ der
harmonischen Rassenmischung basiert
auf der Konstruktion der sexualisierten
Figur der mulata, die in ihrer Funktion,
dem heranwachsenden Kolonialherrn r
seine ersten sexuellen Erfahrungen zu
Diensten zu stehen, als hypersexuell und
verführerisch geschildert wird. Freyre
zufolge ist sie es gewesen, die den weißen
Jungen zum ersten Mal »beim Knarren
des Feldbetts die Liebe lehrte und […]
[seine] Männlichkeit erleben ließ« (Freyre
1982, 253). Neben der schwarzen Amme
fungiert die mulata als Bindeglied zwi-
schen Herrenhaus und Sklavenhütte bzw.
zwischen schwarzer und weißer Bevölke-
rung und begründet damit symbolisch
die brasilianische Nation. Diese Kon-
struktion der mulata ist eine nach wie vor
sehr wirkmächtige Repräsentation, auf
die in der Frage nach dem Selbstverständ-
nis der brasilianischen Nation immer
wieder Bezug genommen wird (Parker
2009, 172). Wurde vor dem Hintergrund
der Kommerzialisierung des Karnevals
das Produkt der mulata lange Zeit inter-
national vermarktet, wird dieser Strategie
nun eine Absage erteilt. In den medialen
Beiträgen wird eine Zweiteilung in einen
guten, die Entwicklung fördernden und
einen schlechten, ausbeuterischen Touris-
mus vorgenommen. Dabei kommt eine
Kontrastierung von Kultur und Sexualität
zum Ausdruck, die mit der Opposition
von zivilisiert und unzivilisiert korres-
pondiert.
Dieuf igkeit , mit der d a s sog enannte
»Problem des Sextourismu in den
Schlagzeilen der brasilianischen Medien
erscheint, ist mit der Fußballweltmeister-
schaft in Brasilien verbunden. Diese wird
als eine zweischneidige Angelegenheit
bezeichnet, da sie einerseits die Förderung
der In frast ruktur u nd ausländ ische Direkt-
investitionen bedeute, andererseits aber
zu einer erhöhten sexuellen Ausbeutung
von Kindern und Jugendlichen hre
(z. B. Repórter Brasil 17. 02. 2010). Da-
hinter verbirgt sich erstens die Annahme,
dass internationale Großveranstaltungen
durch die Masse an männlichen Besu-
chern die Wahrscheinlichkeit der Aus-
296 Diskussion
beutungsfälle erhöhen. Zweitens wird
suggeriert, dass Fußballfans eher als an-
dere Männer ein sexuelles Interesse an
(brasilianischen) Frauen und Kindern
hätten. Dieser Zusammenhang ist nicht
auf die brasilianische Berichterstattung
beschränkt, sondern wurde beispielsweise
auch in Deutschland während der Fuß-
ballweltmeisterschaft der Männer 2006
medial verbreitet (Ihme 2006). Dabei
werden gängige kulturelle Mythen über
männliche Sexualität reproduziert, die
mit der Konstruktion der Fußballfans als
Männer, die nicht an »hoher«, sondern
nur an »profaner« Kultur und an Sex
interessiert sind, verknüpft sind (Ihme
2006, 256). Da der Fokus auf europä-
ischen oder US-amerikanischen Sextou-
risten liegt und brasilianische Männer
eine diskursive Leerstelle bleiben, scheint
die Gefahr der Ausbeutung außerdem aus
dem Ausland zu kommen, hrend
strukturelle Gründe wie die soziale Un-
gleichheit innerhalb Brasiliens ausge-
klammert werden.
Besonders deutlich kommt im media-
len Diskurs zum Ausdruck, dass die Fuß-
ballweltmeisterschaft ein Symbol ist, mit
der die wirtschaftliche und politische Be-
deutung Brasiliens in der internationalen
Staatengemeinschaft repräsentiert wird.
So erklärt beispielsweise der Tourismus-
minister Gastão Vieira, Brasilien solle
während der Weltmeisterschaft nicht als
Land des Sextourismus, sondern als eine
Nation wahrgenommen werden, in der
die Menschenrechte geschützt werden
(Portal Brasil 27. 03. 2012). Dass in den
Berichten zu Sextourismus und der
Sportveranstaltung immer wieder auf die
Menschenrechte rekurriert wird, kann
mit Ratna Kapur darauf zurückgeführt
werden, dass diese vom Gedanken des
Fortschritts und der Partizipation der
Natio nalstaaten an einem universa-
listischen und liberalen Projekt getragen
sind (Kapur 2006, 668). Die Hervorhe-
bung der Menschenrechte zielt folglich
darauf ab, ein Bild Brasiliens als aufstre-
bender Weltmacht und modernem Staat,
der in die Richtung westlicher Demokra-
tien rückt, zu vermitteln.
Trotz der verkündeten Neuorientie-
rung der Tourismuspolitik und des Be-
strebens, die erotisierende Repräsentation
des Landes durch das Bild einer moder-
nen Nation zu ersetzen, senden im Dis-
kurs über Sextourismus die Fotos in den
Berichten und die Bildfolge in den Videos
andere Signale (Neuhauser 2014, 363). So
sind in den Fernsehreportagen tropische
Naturaufnahmen und Bilder von Frauen
in Bikinis oftmals direkt hintereinander
geschnitten (z. B. Rede Record 21. 03.
2012). In der filmischen Verknüpfung
von Landschaften und Frauenkörpern
wird eine Analogie hergestellt, die f ür die
Repräsentation der Nation von zentraler
Bedeutung ist. So weist Rada Ivecovic
darauf hin, dass auf einer symbolischen
Ebene Frauen »nicht wie die Männer
Mitglieder der Nation, sondern die Na-
tion selbst sind«. Denn erst über die Ob-
jektivierung der Frau konstituiere sich das
Subjekt des männlichen Staatsbürgers
(Ivecovic 2001, 142). Die in den Medien-
berichten über Sextourismus immer wie-
der verwendeten Begriffe der Befleckung
oder Beschmutzung beruhen auf dieser
symbolischen Analogie von Frauenkörper
und Nation. Sie verweisen auf die Kon-
struktion einer nationalen Identität, die
»durchtränkt [ist] von der Vorstellung der
Reinheit […] und am Gegenpol von der
Vorstellung der Besudelung, der Unter-
wanderung durch eine andere Nation«
(ebd.). Dahinter verbirgt sich das Deu-
tungsmuster von Frauen als Trägerinnen
nationaler Ehre. Diesem steht die sexua-
lisierte Figur der mulata als Repräsenta-
tion von Brasilianität diametral entgegen.
In den Medienberichten wird das Bild
sexueller Zugänglichkeit brasilianischer
Frauen als Infragestellung der nationalen
Diskussion 297
Integrität verhandelt. Sextourismus be-
deutet demnach nicht nur die Ausbeu-
tung von Kindern und Frauen, sondern
einen Affront gegen die gesamte Nation.
Umkämpfter Raum – Schließungs-
praktiken in Copacabana
Im Zuge der Vorbereitungen für d ie F -
ballweltmeisterschaft wurden nicht nur
Souvenirläden, die Postkarten mit Abbil-
dungen nackter Frauen verkaufen, son-
dern auch die Lokale, in denen auslän-
dische Touristen mit brasilianischen Sex-
arbeiterinnen zusammentreffen, zum Ziel
der nationalen Berichterstattung. Die
Kontaktbars r heterosexuelle Prostitu-
tion bef inden sich entlang der Strandpro-
menade von Copacabana. Im Vergleich
zum nebenan liegenden Straßen- und
Transvestitenstrich, auf dem sowohl Zu-
hälterei als auch selbstständige Sexarbeit
verbreitet sind, gelten die Lokale als Orte,
an denen die Frauen in der Anbahnung
der Dienstleistungen weitgehend vor (ge-
walttätigen) Übergriffen geschützt sind.
Im Milieu des Sextourismus ist selbstsn-
dige Sexarbeit die am meisten verbreitete
Form. Da die Lokale der Anbahnung öf-
fentlich und frei zugänglich sind, stellen
sie – im Vergleich zur geschlossenen Pros-
titution wie z. B. in Bordellen oder Ther-
malbädern aber auch eine relativ sicht-
bare Form dar (Blanchette et al. 2014).
Wird im Fernsehbericht von Rede Record
Sextourismus als ein »Fall für die Polizei«
bezeichnet, muss erwähnt werden, dass es
laut brasilianischem Gesetz legal ist,
selbstständig der Prostitution nachzuge-
hen. Untersagt ist es hingegen, in abhän-
gigen Arbeitsverhältnissen tätig zu sein,
wie dies in Bordellen der Fall ist (Rod-
rigues 2004). Im Gegensatz dazu stehen
die im Sextourismus an der Copacabana
tätigen Frauen in keinem Arbeitsverhält-
nis zu Lokalinhaber_innen oder Zuhäl-
ter_innen und sind daher frei, ihre Kun-
den zu wählen, das Angebot an (sexuel-
len) Dienstleistungen festzulegen, die Ar-
beitsstunden zu bestimmen und die Preise
zu verhandeln, ohne einen Teil ihres Ein-
kommens an Dritte abgeben zu müssen.
In den Medienberichten wird ein Zu-
sammenhang zwischen der Frage der tou-
ristischen Repräsentation der Nation und
den Lokalen des Sextourismus an der
Copa cabana hergestellt. Insbesondere die
bekannteste Kontaktbar für Sextourismus
in Rio de Janeiro, die Veranda Bar, wird
in Fernsehbeiträgen der großen nationa-
len Fernsehsender mit Kinderprostitution,
Drogenhandel und Diebstahl in Verbin-
dung gebracht (Globo 26. 04. 2012; Rede
Record 25. 11. 2011). Die Bar wird als
Hort krimineller Ereignisse repräsentiert,
die von den Medien und der Polizei ge-
meinsam aufgedeckt werden. Um zu zei-
gen, dass die medialen Repräsentationen
mit Politiken verbunden sind, die darauf
abzielen, Prostitution aus repräsentativen
Stadtteilen zu verdrängen, werden im
Folgenden neben Auszügen aus dem me-
dialen Diskurs auch Sequenzen aus den
Interviews mit im Sextourismus in Copa-
cabana tätigen Frauen herangezogen.
Stand bisher der Diskurs über die brasilia-
nische Nation im Mittelpunkt, verkleinert
sich nun der Fokus auf den urbanen
Raum in Copacabana.
Die Raumpolitiken in Copacabana
richten sich vor allem gegen die Sichtbar-
keit der Prostitution an der Strandprome-
nade. Dies wird an den Stellungnahmen
zur Schließung der Diskothek Help, die
als eines der Zentren des internationalen
Sextourismus galt, besonders deutlich.
Anfang 2009 erklärte der Gouverneur des
Bundesstaats von Rio de Janeiro, Sérgio
Cabral, sein Ziel sei es, das »Hurenhaus«
in einen »Tempel der Kultur« (gemeint ist
ein Museum) umzuwandeln, der vor
allem der Musik des Samba und Bossa
Nova gewidmet ist (Cabral, zit. nach The
Guardian 18. 01. 2009). Ähnlich äußern
298 Diskussion
sich auch die Vertreter der Bewohner_in-
nenvereinigungen von Copacabana, die
wichtige Akteurinnen in der Mobilisie-
rung gegen Prostitution in ihrem Stadt-
viertel sind, zur Schließung des Help. So
bemerkt der Präsident der Gesellschaft der
Freunde Copacabanas ein Traum sei wahr
geworden, denn:
We are going to be taking a problem, a
cancer, out of the neighbourhood and adding
a cultural and leisure option. We are not on a
religious crusade. Copacabana has a bohemian
vocation and we don’t want to do away with
this [But] it is bringing the neighbourhood
down. (Magalhães, zit. nach The Guar-
dian 18. 01. 2009)
Das Bild der Krebskrankheit suggeriert
eine mögliche Ausweitung der »Krank-
heit des Sextourismus«. Denn die Gefahr
liegt der Metapher folgend in der Meta-
stasenbildung in noch nicht »befallenen«
Regionen Copacabanas, die mit dem
»Herausschneiden des Krebses« der
Schließung des Help – verhindert werden
soll. Die Bezeichnung des Rotlichtmi-
lieus als Krankheit verweist auf die kultu-
rell tradierte »Imagination der infektiösen
Prostituierten« (Löw / Ruhne 2011, 161)
und verdeutlicht die enge Verschränkung
von Raum und Körperlichkeit im Dis-
kurs über Sextourismus. Der Bezug auf
religiöse Motive hebt – wenngleich diese
verneint werden – die Bedeutung von
moralischen Ansprüchen hervor. Explizit
wird die Gefahr des Sextourismus im
Verlust von Copacabanas bohemian vocation
gesehen, die den oberen Schichten zuge-
ordnet ist. Die Stellungnahmen folgen
damit einem diskursiven Muster, das be-
reits als eine diametrale Gegenüberstel-
lung von Kultur vs. Sexualität bzw. von
gutem vs. schlechtem Tourismus heraus-
gearbeitet wurde. In dieser Logik kann
der Stadtteil nur mit der Erweiterung des
kulturellen Angebots – hier der Errich-
tung eines Museums wieder aufgewer-
tet werden. Der urbane Raum in Copa-
cabana wird damit in eine Hierarchie von
oben (höhere Kultur) und unten (Sextou-
rismus / Prostitution) gebracht.
In dieser Hierarchisierung des urbanen
Raums nimmt die Figur der Prostituier-
ten eine wichtige Funktion ein. In den
Berichten zeigt sich eine Parallele zwi-
schen der analysierten Analogie von
Frauen körper und Nation und der sym-
bolischen Bedeutung der Prostituierten
r den Stadtraum, die historisch weit zu-
rückreicht. Nach Phil Hubbard wird seit
dem 19. Jahrhundert der Kör per der Pros-
tituierten – insbesondere der Straßenpros-
tituierten – mit Schmutz und Unordnung
assoziiert (1999, 81). Die disziplinierende
Zweiteilung in anständige und gefallene
Frauen trägt dabei ebenso wie das allge-
meine Unbehagen mit dem sexualisier-
ten, we iblichenr per im urba nen Raum
zur Konstruktion der Prostituierten als
sozial und körperlich andere bei (Hub-
bard 1999, 99). Die Verwobenheit von
Raum, Geschlecht und Sexualität mani-
festiert sich insbesondere in der gesell-
schaftlichen Wahrnehmung der Prostitu-
ierten als »out of place« (Hubbard 1999,
80). Wie auch an den Medienberichten
zur Schließung des Help festgestellt
wurde, wird Prostitution gemeinhin mit
Orten wie dem (kriminellen) Rotlicht-
milieu oder der Straße verbunden, wobei
sich die Repräsentation devianter Kör-
perlichkeit / Sexualität mit der von de-
vianter Räumlichkeit überlagert. Über-
schreitet das prostitutive Milieu die Gren-
zen der ihm zugeschriebenen Lokalität,
müsse es wie Schmutz beseitigt oder eben
wie eine Krankheit bekämpft werden.
Der Ausdruck fehl am Platz verweist au-
ßerdem auf das bürgerliche Geschlechter-
verhältnis, in dem Frauen der private
Raum und damit eine bestimmte, diszi-
plinierte Form von Weiblichkeit und
Sexua lität zugeschrieben wird, wobei die
Figur der Prostituierten Geschlechter-
Diskussion 299
normen und die männliche Vorherrschaft
im öffentlichen Raum herausfordert
(Hubbard 1999, 78 f.). Die Raumpolitiken
im Feld der Prostitution gehen aber im-
mer auch über die Kontrolle devianter
Sexualität und die Aufrechterhaltung von
Geschlechternormen hinaus. In ihnen
teilt sich auch »der Wunsch mit, den öf-
fentlichen Raum der Straße von den
Insze nierungen jener gesellschaftlichen
Gruppe freizukämpfen, die als bildungs-
fern und sozial niedrigstehend stigmati-
siert werden« (vgl. Löw / Ruhne 2011
85).
Die unterschiedlichen Sprecher_innen-
positionen aus Politik, Polizei, Tourismus
und Zivilgesellschaft, die im medialen
Diskurs vertreten sind, zeigen, dass sich
in den Raumpolitiken in Copacabana
unterschiedliche Interessen überlagern.
Wieviel Raum den einzelnen Akteur_in-
nen im Diskurs zugesprochen wird, gibt
Auskunft über gesellschaftliche Macht-
verhältnisse. Während beispielsweise in
den Fernsehbeiträgen über die Veranda
Bar die Sexarbeiterinnen als Teil des »kri-
minellen Universums« mittels versteckter
Kamera ins Bild gebracht werden, selbst
aber kaum zu Wort kommen, werden
(männliche) Reporter, Polizisten und Po-
litiker als Experten befragt (z. B. Globo
26. 04. 2012). Trotz der Heterogenität der
Sprecher_innenpositionen im Diskurs
wird deutlich, dass es in der Verdrängung
von Prostitution aus repräsentativen
Stadtteilen eine Interessengemeinschaft
gibt, auf die auch die von mir interviewte
Sexarbeiterin Glória rekurriert:
Sie wollen die Häuser der Prostitution
schließen. Das Help haben sie schon ge-
schlossen. Sie sagen, dass sie 2014 auch dort
[Veranda Bar] schließen wollen. Sie wollen
Schluss damit machen, um ein besseres Bra-
silien zu zeigen […]. Also wollen sie ein
falsches Bild zeigen. Sehr viele Dinge erschei-
nen nicht in den Medien. Die Realität er-
scheint nicht. Sie wollen sie verstecken. […]
So wird es schlimmer werden, denn wohin
werden all diese Frauen gehen? (Überset-
zung J. N.)
Wenn Glória vom medialen Ziel spricht,
»ein besseres Brasilien zu zeigen«, ver-
weist das auf die analysierte Neuorientie-
rung der Tourismuspolitik. Es wird eine
Parallele zwischen dieser Neuausrichtung
und einer repressiven Prostitutionspolitik
gezogen. Die Akteur_innen dieser Politik
werden nicht genau benannt, sondern ge-
hen in einem größeren Kollektiv auf.
Glória übt Kritik an der medialen Dar-
stellung, indem sie einen Kontrast zwi-
schen dem »falschen Bild«, das transpor-
tiert wird, und der »Realität«, mit der sie
auf die Lebens- und Arbeitswelt der in
Copacabana tätigen Sexarbeiterinnen re-
kurriert, herstellt. Diese Realität zu »ver-
stecken« verweist darauf, dass Sexarbeit
trotz aller Repression nicht restlos besei-
tigt, sondern nur an einen anderen, weni-
ger sichtbaren Ort verlagert werden
könne. Die Interviewte entwirft ein Zu-
kunftsszenario, das die Frauen vor das
handlungspraktische Problem stellt, einen
neuen Ort für ihre Sexarbeit suchen zu
müssen. Ist in der Medienberichterstat-
tung von einer Aufwertung des urbanen
Raums durch erfolgte wie geplante
Schließungen von Lokalen des Sextouris-
mus die Rede, sehen die interviewten
Frauen in dieser Politik eine Verschlech-
terung ihrer Arbeitsbedingungen. In den
Interviews drückt sich eine hohe Refle-
xivität über die medialen und räumlichen
Praktiken im Feld des Sextourismus aus,
die deren großen Einf luss auf den Ar-
beitsalltag der Frauen verdeutlicht. Wenn-
gleich das Zusammenwirken von media-
lem Diskurs, politischen Interessen und
polizeilichen Praktiken in den Raumpo-
litiken von den Interviewten kritisch hin-
terfragt wird, kann daraus jedoch nicht
vorschnell auf Handlungsmacht geschlos-
300 Diskussion
sen werden. Denn die Verdrängung der
Prostitution aus relativ sicheren und pri-
vilegierten Stadtteilen wie Copacabana in
weniger sichtbare, periphere Regionen
der Stadt hat die Prekarisierung der
Arbeits verhältnisse selbstständiger Sexar-
beiterinnen zur Folge, die auf offene
Anbah nungslokale wie die Veranda Bar
angewiesen sind. Die Raumpolitiken
führen außerdem dazu, dass viele Frauen
in die geschlossene Prostitution wechseln,
in der sie zwar weniger der medialen
Zurschaustellung und den Polizeikontrol-
len, aufgrund der illegalen abhängigen
Arbeitsverhältnisse aber verstärkt der
Ausbeutung durch Dritte wie Bordellbe-
sitzer_innen ausgesetzt sind.
Schluss
Stand die sexualisierte Figur der mulata
lange Zeit als Symbol für die brasilia-
nische Nation, wurde zur Jahrtausend-
wende eine Neuorientierung der Touris-
muspolitik eingeläutet. Statt einer Reprä-
sentation Brasiliens als exotisch-erotischer
Nation sollte die politische und wirt-
schaftliche Bedeutung des Landes in den
Vordergrund rücken. Der Sextourismus
wird in der aktuellen Medienberichter-
stattung als Folge der überholten Touris-
muspolitik dargestellt und als »Verschmut-
zung der Nation« bezeichnet. Trotz der
Abkehr vom Bild der mulata wird die
symbolische Analogie von Frau und Na-
tion jedoch fortgeschrieben. Im Zentrum
des Diskurses über Sextourismus in Brasi-
lien steht die Frage nach der Modernität
oder Rückständigkeit der Nation, die auf
einer Dichotomie von Kultur vs. Natur /
Sexualität beruht und über den Frauen-
körper verhandelt wird. Nationale Inte-
grität wird dabei mit dem Deutungsmus-
ter der sexuellen Integrität bzw. Reinheit
der brasilianischen Bürgerinnen ver-
schränkt. Dieser Metadiskurs zur brasilia-
nischen Nation spiegelt sich auch im
Konf likt um den urbanen Raum in Co-
pacabana wider, der für die Repräsenta-
tion des Landes im Zuge der internatio-
nalen Sportveranstaltungen von besonde-
rer Bedeutung ist. Entlang des dicho-
tomen Deutungsmusters von zivilisiert vs.
unzivilisiert wird Sextourismus als Ab-
wertung des Stadtviertels gesehen, der
mit Kultur entgegnet werden soll. Wie
im Diskurs über die Gefährdung der Na-
tion durch den Sextourismus verschrän-
ken sich dabei die Repräsentationen von
Körperlichkeit und Sexualität mit denen
von Raum – in diesem Fall dem Stadt-
raum Copacabanas. Die Verknüpfung von
Medien- und Interviewanalyse zeigt, dass
was auf der medialen Ebene als Konf likt
um das Ansehen der Nation verhandelt
wird, in institutionelle Raumpolitiken
von Medien, Polizei und Politik eingelas-
sen ist, die sich im urbanen Raum in der
Schließung von Lokalen des Sextouris-
mus in Copacabana manifestieren. Die
diskursive Abkehr von einem bestimmten
Bild der Nation ist daher mit konkreten
räumlichen Praktiken verschränkt, die
darauf abzielen, die in öffentlichen Loka-
len als selbstständige Sexarbeiterinnen -
tigen Frauen zunehmend aus dem Stadt-
viertel zu verdrängen. In den Raumpoli-
tiken geht es neben der Aufrechterhaltung
von Geschlechter- und Sexualitätsnormen
vor allem um die Frage, welche sozialen
Gruppen das Stadtbild von Copacabana
prägen. Denn Copacabana als ehemals
bürgerliches Stadtviertel und seine bohe-
mian vocation werden durch die Präsenz
von Frauen aus den unteren Bevölke-
rungsschichten, die sexuelle Dienstleis-
tungen anbieten, gestört. Das zeigt, dass
das im Diskurs über Sextourismus ver-
handelte Ideal der modernen Nation auf
die weiße Mittel- und Oberschicht ab-
st el lt. Ziel der d i s ku r siven u nd räum l ichen
Praktiken ist es, die Frauen aus dem Feld
des Sichtbaren in das des Unsichtbaren zu
verdrängen, um entlang von Geschlecht,
Diskussion 301
Klasse und Hautfarbe ein Bild der Nation
zu zeichnen, in dem Sextourismus fehl am
Platz ist.
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prostituicao-infantil-e-trafico-de-drogas-
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Rede Record 25. 11. 2011: Polícia do Rio
realiza operação para coibir crimes contra
turistas. http://noticias.r7.com/rio-de-
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operacao-para-coibir-crimes-contra-turis
tas-20111125. html ( 26. 11. 2011).
302 Diskussion
Rede Record 27. 12. 2011: Polícia Civil faz
operação em bancas de jornal na zona sul
(RJ) contra turismo sexual. http://videos.
r7.com/policia-civil-faz-operacao-em-
bancas-de-jornal-na-zona-sul-rj-contra-
turismo-sexual/idmedia/4efa412ae4b032e
2979e92cf.htm l (01. 04. 2011).
Rede Record 21. 03. 2012: Polícia Federal
intensifica ações contra turismo sexual no
Rio. http://videos.r7.com/policia-federal-
intensifica-acoes-contra-turismo-sexual-
no-rio/idmedia/4f69d617e4b079a80ac25d
e7.html (18. 05. 2012).
Repórter Brasil 17. 02. 2010: Risco de explo-
ração sexual infanto-juvenil ronda Natal.
http://reporterbrasil.org.br/2010/02/risco-
de-exploracao-sexual-infanto-juvenil-
ronda-natal/ (01. 08. 2010).
The Guardian 18. 01. 2009: Copacabana crime
clean-up aims to restore the glitter. http://
www.theguardian.com/world/2009/
jan/18/rio-copacabana (10. 10. 2010).
Bei der Eroberung politischer Spitzenpo-
sitionen sind Frauen in jüngerer Zeit ein
gutes Stück vorangekommen. Seit den
Quotendiskussionen in den 1980er Jahren
hat so manche Politikerin die Vize-Posi-
tion in Partei- oder Fraktionsspitzen er-
langt. An die Spitze einer Regierung
schaffte es nach mehreren erfolglosen
Versuchen anderer Kandidatinnen erst-
mals Ministerpräsidentin Heide Simonis
(1993 2005). Sie blieb zwölf Jahre lang
Deutschlands einzige Regierungschef in.
Erst 2005 folgte Angela Merkel als Bun-
deskanzlerin, 2009 Christine Lieber-
knecht als Ministerpräsidentin in Thürin-
gen. Seit Ende 2013 gibt es eine Verteidi-
gungsministerin. In den Ländern regieren
vier Regierungschef innen neben zwölf
Ministerpräsidenten.1
Mit der zunehmenden Sichtbarkeit von
Spitzenpolitikerinnen im öffentlichen
1 Stand Juli 2014
Raum stellt sich die Frage nach deren
Repräsentation2 in den Medien als zen-
traler Arena politischer Öffentlichkeit.
Wie verändert sich der öffentliche Raum,
wenn die traditionell in der privaten
Sphäre verorteten Frauen ihren Platz die-
sen Raum beanspruchen?
Diese Frage lässt sich mit dem Neuen
Strukturwandel der Öffentlichkeit diskutieren,
der die »Ausdifferenzierung [Hervorh. im
Orig.] des Mediensystems vom politischen
System« und die »Koppelung der Medien
an die Marktlogik« fasst (Imhof 2006, 4).
Als Indikatoren nennt Imhof u. a. die An-
passung der Kommunikation politischer
2 Repräsentation ist hier definiert als (jour-
nalistische) Produktion von Bedeutungen
durch Auswahl, Konstruktion und Inter-
pretation. Diese Bedeutungen sind nicht
als Information über die Politikerin an
sich zu verstehen, sondern als Repräsenta-
tion dessen, was Medien als berichtenswert
erachten (Hall 2000, 134).
Dorothee Beck
Vom Gattungswesen zur »neuen Generation«:
SPD-Spitzenkandidatinnen im Spiegel der Medien
Feministische Studien (© Lucius & Lucius, Stuttgart) 2 / 14
... The linkage between the national discourse on sex tourism and political policies becomes particularly visible in police raids in Copacabana aiming at the closure of venues for sex tourism shortly before and during the World Cup 2014. As I have analyzed elsewhere (Neuhauser, 2014), the media representation of sex tourism as a "pollution of the nation" goes hand in hand with campaigns to "clean up" Copacabana which is constructed as one of the most important showcases for Brazil on the world stage. 6 As a result, prostitution and sex tourism have been increasingly driven from the center to marginalized areas of the city (Neuhauser, 2014). ...
... As I have analyzed elsewhere (Neuhauser, 2014), the media representation of sex tourism as a "pollution of the nation" goes hand in hand with campaigns to "clean up" Copacabana which is constructed as one of the most important showcases for Brazil on the world stage. 6 As a result, prostitution and sex tourism have been increasingly driven from the center to marginalized areas of the city (Neuhauser, 2014). ...
... While class is considered as a core category, in most reports the racialization of the image of sex workers is more implicitly incorporated in the representation of the trafficking victim. This becomes evident in the media discussion on the image of the "hot mulatta" as a symbol for Brazil which is assumed to attract sex tourism and finally foment trafficking (Neuhauser, 2014). Despite verbally repudiating the sexualization and racialization of Brazilian women, the photographs in the media reports reproduce this representation by picturing sex workers and trafficking victims as dark-skinned women in erotized poses (Neuhauser, 2014). ...
Article
Full-text available
Trafficking in human beings is currently one of the most debated topics in international media and human rights discourses on human mobility and migration. In this paper, the political controversy of trafficking and forced prostitution is analyzed by means of Brazilian sex workers’ narratives, which are drawn from ethnographic research in the field of sex tourism in Rio de Janeiro. The social implication of international mobility as a “problem” or “danger” constructed by Brazilian media representations on trafficking has a strong impact on the interviewees. The violent stories circulating in the field of sex tourism lead some of the women to constrain their desire for mobility for fear of similar experiences. In contrast, most of the women with migration experiences distance themselves from media representations and repudiate the concept of victimhood. The analysis of interviews with Brazilian sex workers reveals that the focus on exploitation and violence does not consider the agency of the women and the complexity of their migration experiences. Furthermore, the construction of the victim subject obscures the structural limitations of labor migration in sex work, such as restrictive migration regimes, the political regulation of the European sex market, and the social stigmatization of prostitution.
Chapter
Full-text available
Gerade unter dem Aspekt der Globalisierung rückt die wechselseitige Prägung von Raum und Geschlecht zunehmend in den Blick einer kultur- und sozialwissenschaftlichen Forschung. Dieser Band versammelt interdisziplinäre Beiträge, die den Konstruktionscharakter von Raum- und Gender-Begriffen analysieren, der für soziale, kulturelle, politische Welten einerseits wie für imaginär-fiktionale Welten andererseits konstitutiv ist. Die epochenübergreifenden und interdisziplinären Untersuchungen leisten sowohl einen Beitrag zu gegenwärtigen Debatten um den Spatial Turn als auch zu aktuellen Positionen in den Gender Studies.
Article
Full-text available
This article unpacks three normative claims on which the human rights project is based and exposes the dark side of the project. The author examines the larger context within which human rights has taken shape, and critiques the claim that human rights is part of modernity’s narrative of progress; interrogates the assumption that human rights are universal, challenging its dehistoricised, neutral, and inclusive claims; and unpacks the atomised, insular liberal subject on which the human rights project is based and its correlating assumptions about the ‘Other’ who needs to be cabined or contained lest she destabilises or undermines this subject. The author makes some tentative proposals as to how we can engage with human rights once its dark side is exposed.
Article
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A legislação penal que orienta o sistema de justiça criminal criminaliza somente atividades que impliquem em fomentar, tirar proveito ou impedir que alguém abandone a prostituição. Esse entendimento presente no Código Penal faz da polícia, instituição central no enfrentamento da questão. A continuidade dessa abordagem vai de encontro às proposições orientadas para a defesa da cidadania e dos direitos humanos daqueles que exercem a prostituição e decorre fundamentalmente da prevalência, até os dias atuais, da tendência, de grande parte da sociedade brasileira, em debater tais questões dentro do marco da moralidade. __________________________________________________________________________________ ABSTRACT The penal legislation that it guides the system of criminal justice it understands as crime the activities that imply in fomenting, taking off advantage or to hinder that somebody abandons prostitution. This present agreement in the Criminal Code makes of the police, central institution in the confrontation of the question on the part of the State. The continuity of this boarding goes of meeting to the proposals guided for the defense of the citizenship and the human rights of that they exert prostitution and elapses basically of the prevalence, until the current days, of the trend, great part of the Brazilian society, in inside debating such questions of the landmark of the morality.
Book
Im Ausgang von einer Untersuchung der Beziehungen zwischen antirassistischen Bewegungen in Brasilien und in den USA thematisiert dieser Band die Paradoxien einer transnationalen Politik von unten. Im Zentrum des Interesses stehen demokratietheoretische und soziologische Fragestellungen, die mit Hilfe dreier Theorieansätze diskutiert werden: Habermas' Ausführungen zur postnationalen Konstellation, die Theorie der reflexiven Moderne von Giddens und Beck sowie die soziologische Rezeption der Postcolonial Studies. Durch fundierte empirische Arbeit und präzise Theoriekritik arbeitet die Studie gegen den »Mainstream« eine konstruktiv dezentrierte soziologische Perspektive aus, in der sich die globale Gesellschaftsordnung jenseits epistemologischer Eurozentrismen zeigt. Das Buch schlägt damit eine Brücke zwischen den Diskursen der Cultural bzw. Postcolonial Studies auf der einen Seite und der Soziologie auf der anderen Seite.
Book
Bahnhofsviertel, Straßenstrich, Sperrbezirk – hören wir das Wort »Prostitution«, denken wir auch in topographischen Kategorien. Das Feld ist insofern ein vorzüglicher Forschungsgegenstand der Raumsoziologie. Martina Löw und Renate Ruhne haben über Jahre hinweg das Frankfurter Bahnhofsviertel untersucht. In Interviews mit Prostituierten und Freiern, mit Anwohnern und Sozialarbeitern haben sie danach gefragt, welche Emotionen mit bestimmten Räumen verbunden sind und über welche subtilen sozialen Mechanismen das Gewerbe immer wieder neu als Feld des »Anderen«, des »Anormalen« konstruiert wird.
Book
Die Arbeit entwickelt die theoretischen Grundlagen und die Forschungsperspektiven der Wissenssoziologischen Diskursanalyse. Sie verknüpft mit der Wissenssoziologie einerseits, den Diskurstheorien andererseits zwei bislang unverbundene Traditionen der sozialwissenschaftlichen Wissensanalyse. Darauf aufbauend entwirft sie ein umfangreiches Forschungsprogramm zur Untersuchung gesellschaftlicher Wissensverhältnisse und Wissenspolitiken.
A Imagem do Brasil no Exterior e o Turismo: A Operacionalização do Plano Aquarela em Portugal
  • Mariana Gomes
Gomes, Mariana (2012): A Imagem do Brasil no Exterior e o Turismo: A Operacionalização do Plano Aquarela em Portugal. In: Rosa dos Ventos 4 (4), 506 -521.
Análise do material de divulgação oficial da EMBRATUR, desde
  • Kelly Kajihara
Kajihara, Kelly (2010): A imagem do Brasil no exterior. Análise do material de divulgação oficial da EMBRATUR, desde 1966 até 2008. In: Observatório de Inovação do Turismo -Revista Acadêmica 5 (3).