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Inklusiv denken: Eine Kritik der Entgegensetzung von Humanität und Natur

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  • Büro für Umweltethik

Abstract

Der Beitrag will eine Kritik an der Entgegensetzung von Humanität und Ökologie entwickeln und begründen. Einleitend erläutere ich Begriff und Anliegen der Ethik. Danach zeige ich, dass die Vorstellung eines notwendigen Konflikts zwischen „Mensch“ und „Natur“, die den Umweltdiskurs prägt, auf einem zu einseitig biologischen Menschenbild beruht. Dieser Einseitigkeit setze ich eine inklusive Sicht des Menschen entgegen. Dabei beschränke ich mich auf zwei Aspekte: die Reduktion der Vielfalt menschlicher Lebenswirklichkeiten auf das Kollektivsubjekt „der Mensch“ und die Reduktion menschlicher Bedürftigkeit auf naturale Bedürfnisse. Abschließend plädiere ich für einen inklusiven Humanismus.
Inklusiv denken
Eine Kritik der Entgegensetzung von Humanität und Natur
Manuskript des Beitrags von Uta Eser in: Die Welt im Anthropozän. Erkundungen im Spannungsfeld
zwischen Ökologie und Humanität/ hg. v. Wolfgang Haber, Martin Held und Markus Vogt. München
(oekom) 2016: S. 81-92
1. Einleitung
Aus den „unbequemen Wahrheiten der ökologischen Wissenschaften“ hat Wolfgang Haber (2013)
zwei persönliche Konsequenzen gezogen: Für ihn zählen „[e]thische Argumente zur Erhaltung von
Natur und Biodiversität […] nicht mehr“, und er bezeichnet „die kulturell-technische Entwicklung
der Menschheit und ihre Humanität (Ethik, Gerechtigkeit, individuelle Rechte, Gleichrangigkeit) als
mit der Ökologie (Organisation des nicht menschlichen Lebens) nicht (mehr) vereinbar“ (Haber
2013: 464). Dass Ökologie und Humanität in einem unauflöslichen Widerspruch stünden, ist eine
Auffassung, die im Diskurs des Anthropozän zwar selten so pointiert formuliert, von vielen aber
geteilt wird. Als Umweltethikerin teile ich diese Auffassung nicht. Ich denke, dass man die
Erhaltung der Natur ohne Ethik nicht begründen kann, und dass wir eine Vorstellung von Humanität
entwickeln müssen, die unserer menschlichen Naturhaftigkeit besser gerecht wird. Der vorliegende
Beitrag will diese Kritik an der Entgegensetzung von Humanität und Ökologie entwickeln und
begründen. Ich betrachte also das Verhältnis von Menschen und Natur nicht empirisch-deskriptiv,
sondern reflexiv und normativ.
Einleitend erläutere ich Begriff und Anliegen der Ethik. Danach zeige ich, dass die Vorstellung eines
notwendigen Konflikts zwischen „Mensch“ und „Natur“, die den Umweltdiskurs prägt, auf einem zu
einseitig biologischen Menschenbild beruht. Dieser Einseitigkeit möchte ich eine inklusive Sicht des
Menschen entgegensetzen. Dabei beschränke ich mich auf zwei Aspekte: die Reduktion der Vielfalt
menschlicher Lebenswirklichkeiten auf das Kollektivsubjekt „der Mensch“ und die Reduktion
menschlicher Bedürftigkeit auf naturale Bedürfnisse. Abschließend plädiere ich für einen inklusiven
Humanismus.
2. Aufgabe der Ethik
„Ethik ist die Ermittlung des guten und richtigen Handelns unter gegebenen
Bedingungen und Handlungsmöglichkeiten, bezogen auf Situationen (‚Fälle‘), auf die
Haltungen von Personen und auf Institutionen“ (Mieth 1995: 505).
So habe ich es bei meiner Ausbildung am Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität
Tübingen gelernt. Anhand dieser Definition lassen sich einige verbreitete Missverständnisse von
Ethik ausräumen:
Erstens weiß, wer Ethik betreibt, nicht bereits, was gut und richtig ist, sondern will es erst
herausfinden, und zwar durch Reflexion. Ethik hat es also mit Vernunftgebrauch zu tun. Sie ist
keine rein gefühlsmäßige, subjektive Angelegenheit.
Die Unterscheidung von „gutem“ und „richtigem“ Handeln weist, zweitens, auf zwei
unterschiedliche Anliegen ethischen Bemühens hin:
Das Attribut „gutbezieht sich auf Handlungen oder Haltungen, die für ein erfülltes Leben
erstrebenswert sind. Sie sind Gegenstand der Strebensethik.
Das Attribut „richtighingegen zeichnet Handlungen aus, die moralisch geboten sind. Hier geht
es um ein (unbedingtes) Sollen, das vom Wollen und Streben der Einzelnen unabhängig ist.
Moralische Vorschriften müssen, drittens, auf die konkreten Bedingungen und
Handlungsmöglichkeiten der Adressaten bezogen sein. » Ultra posse nemo obligatur« („Jenseits
seines Könnens ist niemand verpflichtet") lautet ein Rechtsgrundsatz, der auch für die normative
Ethik gilt. Damit soll verhindert werden, dass die Ethik idealistische Wolkenkuckucksheime
entwirft, die anthropologische, soziale oder biologische Realitäten verkennen.
Und schließlich geht es, viertens, in einer anwendungsorientierten Ethik nicht nur um persönliche
Haltungen, sondern auch um die institutionelle Ebene. Ethik ist also nicht auf individuelle
Tugendhaftigkeit zu beschränken.
Anwendungsorientierte Umweltethik hat es nicht nur allgemein mit dem Verhältnis „des
Menschen“ zur Natur zu tun. Vielmehr stellt sie im Hinblick auf konkrete Umweltprobleme ganz
konkrete Fragen:
Welche Handlungen sind im Hinblick auf dieses Problem geboten, welche verboten?
Welche Handlungen und Haltungen können wir Menschen empfehlen, wenn auch nicht
vorschreiben?
Dabei sind die empirischen Bedingungen des Handelns wesentlich: Wie sind die kausalen
Zusammenhänge? Wer hat tatsächlich welche alternativen Möglichkeiten? Wenn wir in dieser sehr
konkreten Weise nicht nur fragen, um welches Handeln, sondern auch um wessen Handeln es geht,
können wir die Entgegensetzung von Humanität und Ökologie hinter uns lassen.
3. Mensch vs. Natur: Eine überkommene Alternative
Zunächst einmal müssen wir jedoch den beklagten Gegensatz zur Kenntnis nehmen. Denn in der Tat
geht im Natur- und Umweltschutz die Wertschätzung der Natur häufig mit einer Geringschätzung
des Menschen und menschlicher Errungenschaften einher. Ein unter Umweltschützern verbreiteter
Witz soll diese Beobachtung illustrieren:
Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: „Na, wie geht‘s“? „Schlecht, antwortet
der andere, „ich habe homo sapiens“. „Keine Sorge“, erwidert darauf der erste, „das
geht vorüber!“.
Dass die Spezies Mensch hier als Krankheitserreger dargestellt wird, ist symptomatisch für die
latente Misanthropie einer politisch gewendeten Ökologie. Ähnlich pejorativ sind Darstellungen der
Menschheit als Schädling, als invasive Art, als Krebsgeschwür oder als Zeitbombe. In all diesen
Bildern erscheint der Mensch“ als eine Bedrohung für den Planeten, die bekämpft werden muss.
Ein zentrales Motiv solches ökologisch motivierten Menschheits-Pessimismus ist das Wachsen der
Weltbevölkerung. Es gilt vielen Ökologen als Hauptursache der Umweltkrise. So konstatiert der
Zoologe Charles Elton in dem invasionsbiologischen Klassiker “The ecology of invasions by animals
and plants”:
“The reason behind this, the worm in the rose, is quite simply the human population
problem. The human race has been increasing like voles or giant snails, and we have
been introducing too many of ourselves into the wrong places” (Elton 1958: 144).
David Ehrenfeld, einer der Begründer der akademischen Disziplin Conservation Biology, vergleicht
gar die menschliche Bevölkerung mit einer Zeitbombe: “The population bomb: population control
or race to oblivion(Ehrenfeld 1968). Humanitäre Ideale, so die gängige Argumentation, führten zu
einem nicht mehr natürlich regulierten Wachstum der Bevölkerung, und stünden damit im
Widerspruch zu ökologischen Gesetzmäßigkeiten. In Ehrenfelds einflussreichem BuchThe
arrogance of humanism(1978) erscheint Humanismus schließlich als Synonym für eine menschliche
Hybris, die meint, alle Probleme des Lebens mit den Mitteln von Technik und Vernunft lösen zu
können.
Die skizzierte pessimistische Sicht auf die Rolle des Menschen in der Natur findet sich auch in der
Umweltethik. Insbesondere die ökologische Ethik US-amerikanischer Provenienz bestreitet die
moralische Sonderstellung des Menschen in der Natur und ist notfalls bereit, zugunsten der Natur
humanitäre Ziele einzuschränken. So vertritt etwa Holmes Rolston (1996) in seinem umstrittenen
Aufsatz “Feeding people vs. saving naturedie Auffassung, die Bekämpfung des Hungers sei nur im
Prinzip ein ehrbares Ziel; wenn aber jeder hungrige Mensch nur eine weitere Zelle in einem
Krebsgeschwür sei, verkehre sich die an sich gute Tat in eine schlechte. Auf die heftige Kritik, die
sein Beitrag auslöste, erklärte der Philosoph und bekennende Christ: “I run the risk of being
misanthropic; that is better than to risk being an arrogant humanist” (Rolston 1998: 357).
Dabei ist heute den meisten bewusst, dass die rein quantitative Betrachtung der Weltbevölkerung
zu kurz greift. Nicht die Anzahl der Menschen ist entscheidend, schreibt Cord Aschenbrenner in
einem von der Stiftung Weltbevölkerung preisgekrönten Artikel, sondern Konsumgewohnheiten und
fehlende Verteilungsgerechtigkeit:
Nicht die schiere Menge der Menschen ist entscheidend. […] Die ökologische
Katastrophe wird eher den Bewohnern der reichen Länder mit ihren wenigen Kindern,
vielen Autos und ihrem umfassenden Raubbau an der Erde geschuldet sein als den
Habenichtsen im Süden und ihren Kindern“ (Aschenbrenner 2011).
Auch Holmes Rolston (1996) konzediert in seinem Beitrag diese drei Grundprobleme:
Überbevölkerung, Überkonsum und ungenügende Verteilung. Um die genannten Probleme zu lösen
brauchen wir meines Erachtens nicht weniger, sondern mehr Humanität. Denn
Humanitätbedeutet nicht einfach Leben bewahren“, sondern ein menschenwürdiges Leben
ermöglichen“. Ein umfassendes Verständnis von Humanität, das die oben genannten drei Probleme
adressieren kann, muss (mindestens) drei Aspekte umfassen:
reproduktive Freiheit als Antwort auf das Wachsen der Bevölkerungsgröße,
Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse anderer als Antwort auf das stetige Wachsen der
Bedürfnisse,
moralische Anerkennung der gleichen Rechte aller Menschen als Antwort auf die extreme
Ungleichverteilung von Umweltnutzen und Umweltschäden.
Um zu einem solchen Verständnis von Humanität zu kommen, müssen wir die Gegensätze
überwinden, die bislang das Diskursfeld strukturieren (siehe Tabelle 1).
Tab.1.: Gegensatzpaare, die den Naturschutzdiskurs prägen
Humanität Ökologie
Freiheit Naturgesetze
Gleichheit, Gerechtigkeit Natürliche Unterschiede
Der Mensch als bestimmender
Faktor Mensch in Natur eingebunden
Individuum Gesamtheit / Kollektiv
Menschliche Bedürfnisse Selbstwert der Natur
Kultur Wildnis
Entwicklung Bewahrung
Anthropozentrik Biozentrik
Quelle: Eigene Darstellung
Auch in der Debatte um das Anthropozän werden die hier unter der Überschrift Humanität vs.
Ökologie gegenüber gestellten Begriffe in der Regel als exklusiv gedacht: entweder Humanität oder
Ökologie, entweder Freiheit oder Naturgesetz (exemplarisch Steffen et al. 2007). Diesem Entweder-
oder müssen wir entkommen und die Begriffe als Pole eines Sowohl-als-auch denken. Wir müssen
die unterschiedlichen Seiten anerkennen, aber die Unterscheidung im Sinne einer Vermittlung auf
einer übergeordneten Ebene aufheben. Gefordert ist dabei ein inklusives Verständnis von
Menschsein, das die Spannung zwischen den Polen aushält, statt sie einseitig zugunsten einer Seite
aufzulösen. Weder kultureller noch biologischer Reduktionismus werden der Doppelnatur des
Menschen als Natur- und Kulturwesen gerecht und auch nicht den Problemen, mit denen es die
Umweltethik zu tun hat (Eser 2003). Was wir brauchen, ist ein inklusiver Begriff von Humanismus,
der sich nicht durch Ab- und Ausgrenzung definiert. “What is commonly meant by the word
anthropocentric today”, so die Philosophin Mary Midgley (1994:11), “could also be called exclusive
humanism, as opposed to the hospitable, friendly, inclusive kind“.
4. Der Mensch die Grenzen der Gattungsperspektive
Die Vorstellung, dass der Mensch sich durch sein technologisches Handeln langfristig den Ast absägt,
auf dem er sitzt, ist im Umweltdiskurs weit verbreitet (Abb. 1). Ein vernünftigerer Umgang mit der
Natur erscheint im Rahmen dieser Metapher als ein Gebot der Klugheit. Ethische Erwägungen sind,
so scheint es, angesichts solcher „Dummheit“ entbehrlich.
Abb. 1: Wir sägen an dem Ast auf dem wir sitzen. Bild: Scheidler, arboristik.de
Hinter dem suggestiven Kollektivsubjekt „der Mensch“ wird freilich nicht recht deutlich, welche
Handlungen und wessen Handlungen genau gemeint sind. Diese Fragen sind aber aus ethischer Sicht
entscheidend: Wer genau sägt hier eigentlich? Und wer fällt?
Betrachten wir als konkretes Beispiel eine Palmölplantage auf Borneo, für die ein Regenwald
gerodet wird. Vom Fällen der Bäume profitieren diejenigen, die Palmöl zu vielfältigsten Zwecken
verwenden, also „wir“ hier und heute. Die Folgen der Rodungen betreffen aber nicht (nur) uns
selbst, sondern (auch) andere:
die Menschen, die vor der Rodung in diesem Regenwald lebten,
die Menschen in Zukunft, für die es dort keinen Regenwald mehr geben wird, und
alle anderen Lebewesen, die diesen Regenwald bewohnen.
„Täter“ und „Opfer“ sind also in diesem Fall nicht identisch. Aus ethischer Perspektive ist das
zentral: Wer anderen den Ast absägt, auf dem sie sitzen, muss sich rechtfertigen (zur
Unterscheidung von klugheits-, gerechtigkeits- und glücksethischen Aspekten ausführlich Eser et al.
2011).
Gerechtigkeit gegenüber zukünftigen Generationen ist ein klassisches Thema des Umweltdiskurses.
Es lässt sich schön veranschaulichen am ökologischen Fußabdruck der Weltbevölkerung. Dieser
übersteigt bei weitem die verfügbare Fläche der Erde. Derzeit verbrauchen alle Menschen
zusammen etwa 1,5 Erden, Tendenz steigend. Das bedeutet: Wir haben unser Budget an natürlichen
Ressourcen schon vor Jahresende verbraucht. Von da an leben wir auf Kosten der zukünftigen
Menschen. Diesen Tag nennt man den Earth Overshoot Day. Er lag 1993 noch im Oktober,
mittlerweile ist es schon im August soweit (Global Footprint Network 2015).
Weit weniger im Bewusstsein (und weit unbequemer) ist die Tatsache, dass wir hier in Deutschland
zusätzlich auf Kosten anderer Menschen in anderen Regionen der Welt leben. Wir sitzen zwar alle
im selben Boot, aber wir tragen nicht alle dieselbe Verantwortung. Dies wird deutlich, wenn wir uns
die Zahlen in Tabelle 2 anschauen:
Tab. 2: Anzahl der Planeten, die wir bräuchten
Wenn jeder Mensch leben
würde wie ein Bürger dieses
Landes….
…würden wir so viel Erden
brauchen
USA 4,6
Großbritannien 2,6
Japan 2,4
Deutschland 2,0
Russland 1,8
Costa Rica 1,1
Indien 0,4
Quelle: Global Footprint Network (2009)
Die Menschen in den reichen Ländern tragen weit mehr zum Ressourcenverbrauch bei als die
Menschen in armen Länder des Südens. Hier stellen sich aus ethischer Perspektive Fragen
intragenerationeller Gerechtigkeit, die gar nicht in den Blick geraten, so lange wir nur die
Weltbevölkerung als Ganze betrachten.
Die größte Herausforderung liegt nun in der Kombination inter- und intragenerationeller
Gerechtigkeit:
Im Hinblick auf die zukünftigen Generationen gilt es, den ökologischen Fußabdruck der
Weltbevölkerung zu reduzieren das ist das berechtigte Anliegen des Umweltschutzes.
Im Hinblick auf Hunger und Armut gilt es, globale Ungleichheiten zu reduzieren das ist das
gleichermaßen berechtigte entwicklungspolitische Anliegen.
Beide Anliegen galten lange als sich ausschließend. „Umwelt oder Entwicklung ist eine Variante
des Gegensatzes von Ökologie oder Humanität (s. Tab. 1). Schon seit geraumer Zeit ist aber dieser
vermeintliche Gegensatz im Diskurs der Nachhaltigen Entwicklung aufgehoben (vgl. Eser 2011). Die
Brundtland-Kommission hat die Ziele des Umweltschutzes und der Entwicklungspolitik in ihrer
Definition Nachhaltiger Entwicklung programmatisch verbunden:
„Unter ‚dauerhafter Entwicklung‘ verstehen wir eine Entwicklung, die den
Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeit zukünftiger
Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren
Lebensstil zu wählen“ (Hauff 1987: XV).
Beim Umweltgipfel in Rio de Janeiro 1992 hat die Weltgemeinschaft nachhaltige Entwicklung dann
endgültig auf die politische Agenda gesetzt. Ihr erklärtes Ziel ist es, alle heute lebenden Menschen
mit allem zu versorgen, was sie brauchen, unter der Maßgabe, dass dies im gleichen Umfang auch
den zukünftigen noch möglich sein soll. Was genau „Bedürfnisse“ sind, was Menschen also wirklich
brauchen, und nicht lediglich wollen, stellt dabei die Schlüsselfrage Nachhaltiger Entwicklung dar.
5. Bedürfnisse: Was braucht der Mensch?
Die Herausforderung einer Nachhaltigen Entwicklung besteht darin, den Lebensstandard der Armen
dieser Welt zu verbessern, ohne dabei den Planeten zu ruinieren. Zentral ist hierbei die
Verteilungsfrage: Derzeit verbraucht ein Fünftel der Weltbevölkerung vier Fünftel der Ressourcen.
Wenn wir die Menschen im letzten Fünftel besser stellen wollen, haben wir zwei Möglichkeiten: den
Kuchen zu vergrößern oder die Verteilung zu ändern. Wenn wir den Kuchen vergrößern, bekommen
alle mehr und die Verteilung kann unangetastet bleiben. Das ist der Weg, den wir bislang gegangen
sind. Das permanente Wirtschaftswachstum hat ganz wesentlich den Sinn, Verteilungskämpfe zu
vermeiden und dennoch den Wunsch der schlechter Gestellten nach Besserstellung befriedigen zu
können.
Wir haben aber nur eine Erde, deren Ressourcen sich nicht nach Belieben vermehren lassen. Wenn
wir nicht inhuman sein wollen, und allen Menschen das gleiche Recht auf ein angemessenes Leben
zugestehen, dann gibt es keinen anderen Weg, als die bestehende Verteilung zu ändern: Unser
Anteil am Ressourcenverbrauch muss dramatisch sinken! Oder, um es mit einem Mahatma Gandhi
zugeschriebenen Sinnspruch zu sagen: Wir müssen uns entscheiden, einfacher zu leben, damit
andere einfach leben können.
Was aber bedeutet „einfach leben“? In seinem Nachwort zur Studie Grenzen des Wachstumshat
der Club of Rome seinerzeit betont, dass es nicht darum geht, ob wir als biologische Spezies
überleben können (das wäre die Populationsperspektive der Ökologie), sondern ob wir überleben
können, ohne in eine Existenzform zurückzufallen, die nicht lebenswert erscheint“ (Meadows et
al. 1973: 176).
Mit dem Wort „lebenswertist nun ein brisantes Thema angesprochen. Denn die Frage, was ein
Leben lebenswert macht, ist die Frage nach dem Glück. Sie wird in einem modernen freiheitlichen
Staat nicht von der Politik beantwortet, sondern von jedem Einzelnen. Sie ist klassischerweise eine
Frage der Strebensethik, die jede und jeder für sich selbst beantworten muss und darf. Eine
weitere Herausforderung des Ideals einer Nachhaltigen Entwicklung besteht also darin, dass wir
angesichts der erforderlichen Unterscheidung wirklicher Bedürfnisse von bloßen Wünschen nicht
umhinkommen, normativ gehaltvolle und allgemein verbindliche Aussagen zu einer Frage zu
machen, die traditionell als Privatsache gilt. Oder, ethisch gesprochen: Wir müssen
strebensethische und sollensethische Fragen verbinden (vgl. Krämer 1998). Das bedeutet: Wir
müssen prüfen, welche Ansprüche an unser Leben so gerechtfertigt werden können, dass nicht nur
wir, sondern auch alle anderen ein Recht darauf haben.
Die Weltgemeinschaft hat sich diesbezüglich ziemlich weit vorgewagt. Im ersten Grundsatz der Rio-
Deklaration wird nicht nur das humanitäre Anliegen proklamiert, dass Menschen im Mittelpunkt der
Bemühungen um eine Nachhaltige Entwicklung stehen. Es wir darüber hinaus auch ausbuchstabiert,
was das bedeutet: Sie haben ein Recht auf ein gesundes und produktives Leben im Einklang mit
der Natur(United Nations 1992: 1).
Diese Formulierung enthält nun eine mögliche Antwort auf die Frage, was Menschlichkeit bezogen
auf die Ko-Evolution von Pflanze, Tier und Mensch bedeuten kann. Das in Rio postulierte
Verständnis von Menschlichkeit umfasst drei Rechte: Das Recht auf ein gesundes Leben, das Recht
auf ein produktives Leben und dies scheint mir bemerkenswert das Recht auf ein Leben im
Einklang mit der Natur. Nicht länger auf Kosten der Natur, sondern im Einklang mit der Natur sollen
Menschen gesund und produktiv sein können. Hier zeichnet sich eine inklusive Sicht ab, die das
Wohlergehen von Menschen und Natur nicht länger entgegensetzt, sondern zusammendenkt. Wie
ließe sich ein solches „Recht auf ein Leben im Einklang mit der Natur“ begründen?
Der Schlüssel für eine solche Begründung liegt meines Erachtens im Begriff der Naturverbundenheit.
‚Naturverbundenheit‘ soll hier die Fähigkeit des Menschen bezeichnen, in Verbundenheit mit der
Natur zu leben und pfleglich mit ihr umzugehen. Die Philosophin Martha Nussbaum erachtet sie als
eine Grundfähigkeit des Menschen, und damit als eine Option des Guten Lebens (Nussbaum 1999:
57f.). Das Gute Leben besteht in der aristotelischen Tradition darin, die spezifisch menschlichen
Fähigkeiten zu verwirklichen. Die Fähigkeit zur Naturverbundenheit könnte das nötige Bindeglied
zwischen Sollens- und Strebensethik darstellen: Man muss sie nicht verwirklichen, aber man hat ein
Recht darauf, es zu können. Naturverbundenheit wird damit zu einem zentralen Element eines
inklusiven Humanitätsbegriffs.
Statt Menschen und Natur entgegenzusetzen, betont ein inklusiver Ansatz also die Beziehung
zwischen beiden. Ein solches Ansinnen kann sich auf zahlreiche philosophische, theologische und
psychologische Ansätze stützen, von denen ich einige exemplarisch nennen möchte:
Die Umweltpsychologie kennt das Konzept der „wesensmäßigen Relationalität“ des Menschen,
demzufolge Beziehungen konstituierende Bestandteile der Person sind (Wiggins et al. 2012: 211).
Dies gilt sowohl für Beziehungen zur menschlichen als auch zur nicht-menschlichen Umwelt.
Martin Buber hat mit seiner Schrift „Ich und Du“ eine Philosophie der Beziehung vorgelegt. Im
Unterschied zur rein instrumentellen Bezugnahme auf Menschen und Dinge, die er mit dem
Begriffspaar ‚Ich Es‘ kennzeichnet, beruht eine wirkliche Beziehung auf Gegenseitigkeit. Eine
solche dialogische Beziehung können Menschen nicht nur mit ihresgleichen oder mit Gott, sondern
laut Buber „aus Willen und Gnade in einem“ auch mit der Natur erfahren (Buber 1984: 11 [1923]).
Und schließlich beruhen auch einige Ansätze der sog. „Tiefenökologie“ auf einem inklusiven
Humanismus, indem sie die Verwirklichung eines wahrhaft menschlichen Selbst an die
Verbundenheit mit der übrigen Welt binden (z.B. Naess 1995).
Im Unterschied zur Betonung menschlicher Angewiesenheit auf Natur hat das Konzept der
Naturverbundenheit freiheitliche Züge. Naturverbundenheit ist eine Option, die man wählen kann,
aber nicht muss. Wenn man sie wählt, ist dies ein Akt der Humanität, nicht eine Unterwerfung
unter vermeintliche Gesetze der Natur. Diesen Unterschied zwischen Freiheit und Abhängigkeit
möchte ich mit Erich Fromms Unterscheidung von kindlicher und reifer Liebe markieren. Kindliche
Liebe resultiert aus existentieller Angewiesenheit: Sie sagt: „Ich liebe Dich, weil ich dich brauche“.
Im Unterschied dazu konstituiert reife Liebe erst das Bedürfnis nach dem Anderen. Sie sagt: „Ich
brauche dich, weil ich dich liebe“ (Fromm 1956: 464). Die verbreiteten nutzenbezogenen
Naturschutzgründe (einschließlich des Konzepts der Ökosystemdienstleistungen) entsprechen dem
Modell kindlicher Liebe: Natur schützen, weil wir sie brauchen. Das Modell reifer Liebe böte hierzu
eine wichtige Ergänzung: Natur schützen, weil wir sie lieben. Die Liebe zur Natur ist eine humane
Begründung des Naturschutzes, die Nützlichkeitserwägungen weit hinter sich lässt, aber dennoch
diesseits von moralischem Selbstwert und Rechten der Natur bleibt.
6. Fazit
Die Entgegensetzung von Humanität und Natur habe ich aus drei Gründen kritisiert:
Erstens beruht sie auf einem negativen Menschenbild, das einem positiven Naturbild
korrespondiert. „Der Mensch“, der sich nicht den Gesetzen der Natur unterwirft, gilt als
Ursache der Umweltkrise.
Die Verwendung des Kollektivsubjekts „der Mensch“ verschleiert dabei, zweitens, wesentliche
Unterschiede, z.B. zwischen Tätern und Opfern, Nutznießern und Leidtragenden der
Umweltzerstörung. Sie verhindert damit die Wahrnehmung moralisch relevanter Unterschiede
zwischen Menschen. Nicht „der Mensch“ ist schlecht, sondern bestimmte Handlungen
bestimmter Menschen.
Das Problem ist, drittens, nicht die Menschheit als Ganze, sondern ein extrem
ressourcenintensiver Lebensstil bestimmter Menschen auf Kosten anderer Menschen und der
Natur. Zur Bekämpfung von Überbevölkerung, Überkonsum und ungerechter Verteilung
brauchen wir nicht weniger, sondern mehr Humanität. Ich habe daher für einen inklusiven
Humanismus plädiert, der ökologische und humanitäre Anliegen nicht gegeneinander ausspielt,
sondern zu verbinden sucht.
Das 1992 in Rio verabschiedete Programm einer Nachhaltigen Entwicklung stellt einen solchen
Versuch dar. Es ist humanitär begründet, insofern es Natur als Lebensgrundlage von Menschen
heute und in Zukunft bewahren will. Ein umfassendes Wohlbefinden von Menschen setzt dabei auch
das Wohlergehen der Natur voraus. Inklusiv ist diese Sicht insofern als sie Menschen nicht nur als
biologische Bedürfniswesen, sondern auch als Kulturwesen in den Blick nimmt, die soziale,
kulturelle, individuelle oder spirituelle Bedürfnisse haben, für deren Verwirklichung sie ebenfalls
auf Natur angewiesen sind. Die Fähigkeit, in Verbundenheit mit der Natur zu leben spielt hier eine
zentrale Rolle.
Im Mittelpunkt einer inklusiven Betrachtung steht also weder „der Mensch“ noch „die Natur“,
sondern die Art der Beziehung zwischen beiden.
Zur Illustration der Verbindung zwischen Ökologie und Humanität möchte ich abschließend das Logo
der zehnten Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention 2010 in Aichi/ Nagoya zitieren
(Abb. 2):
Abb. 2: Logo der 10. Vertragsstaatenkonferenz der Convention on biological diversity in Nagoya, Japan, 18.-
29.10.2010 (Quelle: https://www.cbd.int/cop10/, zugegriffen 19.10.2010)
Zwar stehen hier die Menschen im Mittelpunkt, aber sie stehen nicht über den sie umgebenden
Naturwesen, sondern in Beziehung zu ihnen. Der moralische Imperativ, dass eine Menschheit sei, ist
dabei konstitutiv: Es ist gut, dass es Menschen gibt, und es soll sie auch in Zukunft geben! Ebenfalls
konstitutiv ist die Anerkennung der gleichen Rechte aller und jedes einzelnen Menschen. Sie fordert
von uns, die Vor- und Nachteile aus der Nutzung der Natur weitaus gerechter zu teilen, als das
heute der Fall ist. Und schließlich ist die menschliche Naturverbundenheit ein zentrales Merkmal
dieser Sicht: Sich emotional mit Natur zu verbinden, ist ein menschliches Bedürfnis, eine zutiefst
menschliche Fähigkeit und ein Recht, das dem Recht auf ein gesundes und produktives Leben
ebenbürtig ist.
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... Sometimes it appears impossible that these opposites can exist and lay a claim to their right to existence: human and environment, society and nature, human and non-human life, development and conservation, and anthropocentrism and ecocentrism [9,10]. However, for both Eser and Schweitzer, the attachment to nature (physiocentrism) is something inherent in human beings [9][10][11]. ...
... Sometimes it appears impossible that these opposites can exist and lay a claim to their right to existence: human and environment, society and nature, human and non-human life, development and conservation, and anthropocentrism and ecocentrism [9,10]. However, for both Eser and Schweitzer, the attachment to nature (physiocentrism) is something inherent in human beings [9][10][11]. The UN also states that humans have a right to live a (healthy and productive) life in harmony with nature [50]. ...
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Protecting nature and securing human livelihood needs are very conflicting especially in biodiversity-rich areas of the Global South. The Taita Hills Cloud Forest (THCF) in Kenya remains one of the top biodiversity hotspots worldwide. Environmental data for the area has been studied for decades. Sociodemographic analyses on inequality have been conducted by governmental and non-governmental organizations. Little has been done yet to correlate them to investigate their relationships. A lot of attention has been paid to the connection between agricultural practices and impacts on the environment, but human-environment relationships are much more complex, especially in Kenya's biodiversity-rich areas. This paper assesses the local population's perception of its surrounding environment and investigates their understanding of nature conservation. Using quantitative and qualitative methods, 300 survey respondents were classified concerning their nature ethical views (particularly anthropocentrism and ecocentrism). By using grounded theory, data were regularly reviewed during the entire research, to assemble an evaluable and comparable dataset. Our study reveals that gender has a distinct impact on whether the interviewees have an anthropocentric or ecocentric perspective of nature and conservation. Moreover, there is a strong need for an intermediate bridge between anthropocentrism and ecocentrism.
... Die sogenannte relationale Umweltethik (siehe Abb.) rückt die Mensch-Natur-Beziehung in den Mittelpunkt und lädt dazu ein, Natur weder nur um ihrer selbst willen noch nur um der Menschen willen zu schützen, sondern besonders auch wegen des Werts, den eine gelungene Mensch-Natur-Beziehung hat (z. B. Chan et al. 2016Chan et al. , 2018Eser 2016 (Eser, Potthast 1999). Naturschutz hat sich folglich lange Zeit darauf fokussiert, Natur vor dem Einfluss des Menschen zu schützen (Mace 2014). ...
... Mit Hilfe dieser Argumentation lässt sich also nachvollziehbar begründen, warum Mensch und Natur nicht notwendigerweise als Gegensatz gesehen werden müssen, sondern warum es vielmehr sogar moralisch geboten sein kann, nach Möglichkeiten zu suchen, harmonische Verbindungen von Mensch und Natur zu fördern (Eser 2016). Zwar gibt es moralphilosophische Ansätze, die dieser Argumentation nicht folgen. ...
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Einer der Hauptauslöser des weltweiten dramatischen Verlusts von Biodiversität ist die intensive Landnutzung – Naturschutz und Landwirtschaft scheinen miteinander unvereinbare Gegensätze zu sein. Die Idee, Mensch und Natur als sich entgegenstehend aufzufassen, war lange Zeit dominierend, sowohl in der wissenschaftlichen Ökologie als auch in der Umweltethik und im Naturschutz. Inzwischen finden sich aber immer häufiger Ansätze, die diese Zweiteilung überwinden. Einer dieser Ansätze ist die relationale Umweltethik: Hier wird argumentiert, jeder Mensch habe ein Recht auf ein „gutes Leben“ und damit ein Recht auf das Vervollkommnen aller spezifisch menschlichen Fähigkeiten – zu diesen zählt auch die Naturverbundenheit. Wenn man diese Argumentationslinie ernst nimmt, ergibt sich daraus, dass harmonische Verbindungen zwischen Mensch und Natur als wertvoll erachtet und gefördert werden sollten. Aktuelle internationale politische Grundsatzpapiere untermauern dies und formulieren als Vision für 2050 ein Leben im Einklang mit der Natur. Auch auf lokaler Ebene bedeutet dies, dass ein konstruktives Miteinander von Landwirtschaft und Naturschutz ethisch erstrebenswert ist. English Abstract One of the main drivers of biodiversity loss is intensive land use. Nature conservation and agriculture therefore seem to be irreconcilable opposites. The idea of humans and nature opposing each other has dominated thinking since a long time, within the science of ecology as well as in environmental ethics and nature conservation. However, there are a number of current approaches that overcome this dichotomy. One of these is the relational approach to environmental ethics. Here, it is argued that humans have a right to live a “good life”, and thus the right to realise their specific human abilities. One of these abilities is closeness to nature. If this line of argument is followed, it is morally desirable to promote harmonious connections between people and nature. Current international policy papers reinforce this mindset and formulate as Vision 2050 “Living in harmony with nature”. At local level, too, this would mean that constructive cooperation of agriculture and nature conservation is morally desirable. von Landwirtschaft und Naturschutz ethisch erstrebenswert ist.
... Today, ecology is no longer focused on studying only systems 'untouched' by humans, but instead, sub-disciplines are thriving that explicitly focus on ecosystems influenced by humans, like urban ecology, global change ecology or indeed invasion biology. Conservation today focuses on 'people and nature' (Mace 2014) and relational approaches to environmental ethics are gaining momentum as well (Chan et al. 2016;Eser 2016;Klain et al. 2017;Himes and Muraca 2018). Consequently, an increasing number of authors call for more explicit consideration of the effects of society on patterns and processes in nature and the creation of closer links between ecological and social sciences (e.g. ...
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Species spreading beyond their native ranges are important study objects in ecology and environmental sciences and research on biological invasions is thriving. Along with an increase in the number of publications, the research field is experiencing an increase in the diversity of methods applied and questions asked. This development has facilitated an upsurge in information on invasions, but it also creates conceptual and practical challenges. To provide more transparency on which kind of research is actually done in the field, the distinction between invasion science, encompassing the full spectrum of studies on biological invasions and the sub-field of invasion biology, studying patterns and mechanisms of species invasions with a focus on biological research questions, can be useful. Although covering a smaller range of topics, invasion biology today still is the driving force in invasion science and we discuss challenges stemming from its embeddedness in the social context. Invasion biology consists of the building blocks ‘theory’, ‘case studies’ and ‘application’, where theory takes the form of conceptual frameworks, major hypotheses and statistical generalisations. Referencing recent work in philosophy of science, we argue that invasion biology, like other biological or ecological disciplines, does not rely on the development of an all-encompassing theory in order to be efficient. We suggest, however, that theory development is nonetheless necessary and propose improvements. Recent advances in data visualisation, machine learning and semantic modelling are providing opportunities for enhancing knowledge management and presentation and we suggest that invasion science should use these to transform its ways of publishing, archiving and visualising research. Along with a stronger focus on studies going beyond purely biological questions, this would facilitate the efficient prevention and management of biological invasions.
... Aber natürlich gab und gibt es im Naturschutz viele fortschrittliche Kräfte, die das Wohlergehen der Natur und das Wohlergehen von Menschen zusammendenken wollen! Der Fortschritt besteht dann darin, das Verhältnis von Menschen und Natur nicht mehr exklusiv zu denken (also in der falschen Alternative von "Natur schützen auf Kosten von Menschen" oder "sozialer und ökonomischer Fortschritt auf Kosten der Natur"), sondern es inklusiv zu betrachten(Eser 2016c). Nach meinem Verständnis integriert das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung konservative und progressive Ziele, nämlich die Bewahrung der Lebensgrundlagen und das Streben nach gesellschaftlichem Fortschritt. ...
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Ecological ethics as a philosophical discipline emerged in the face of global environmental problems, in order to fundamentally redefine a relationship between humans and nature that had become questionable. It is 'ecological' in that it considers the mutual dependencies in ecological systems to be fundamental in the search for ethically good and morally right actions. A core theme of ecological ethics is the moral status of non-human nature. A politically sensitive theme is the questioning of the special role of humans when it comes to determining the relationship between the individual and the community. Ecocentric approaches that place the integrity of the whole above the well-being of the individual have a potentially inhumane downside. More liberal conceptions, on the other hand, regard the consideration of ecological relationships as a component of human self-realisation. Ecological ethics contributes little to controversial questions of nature conservation. The disputed practice of protecting species and habitats of the cultural landscape by inhibiting natural processes and at the same time permitting these processes in wilderness areas can be justified more convincingly with an inclusive argumentation.
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Die Begriffe Natur und Landschaft sind sowohl alltagsweltlich als auch fachlich eng miteinander verbunden. Dabei stellt ‚Landschaft‘ einen spezifischen, insbesondere räumlich und ästhetisch kodierten Zugang zu ‚Natur‘ dar. In diesem Beitrag wird ein Verständnis von Landschaft als gesellschaftliche Naturverhältnisse im Raum entfaltet, das naturalistische und soziozentrische Reduktionismen kritisch reflektiert und nach der materiellen, symbolischen und normativen Vergesellschaftung von ‚Natur‘ als Landschaft fragt.
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At its heart, conservation psychology is concerned with relationships—those between humans and the natural world. However, the assumptions that psychologists make about relationships can have profound implications for the way we theorize about, empirically investigate, and intervene in relationships between humans and the natural world. To demonstrate these implications, we describe two basic ways to understand relationships, individualistic relationality and strong relationality, and their respective implications for conservation psychology. For individualistic relationality, relationships consist of fundamentally individual self-contained parts that merely interact with one another, whereas for strong relationality, relationships are at the ontological foundation of identity and existence. To more fully explicate strong relationality, we draw upon the writings of farmer, writer, and conservationist Wendell Berry. We argue that strong relationality, though it is less familiar and often overlooked in psychology, provides a framework for conservation psychology that uniquely fits many of the goals of conservation psychology (e.g., caring and harmonious relationships with nature). Likewise, we contend that strong relationality approaches research and intervention with particular sensitivity to the subject matter of conservation psychology, and we offer several illustrative examples. Finally, we suggest that qualitative methods, especially indigenous methodologies, are particularly important for advancing a strongly relational conservation psychology.
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Ethik ist die Ermittlung des guten und richtigen Handelns unter gegebenen Bedingungen und Handlungsmöglichkeiten, bezogen auf Situationen („Fälle“), auf die Haltungen von Personen und auf Institutionen1.
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hungry,people versus nature is perhaps,artificial. If too far abstract­ 248 249 Holmes Rolston III ed from the complex circumstances of decision, we may not be fac­ ing any serlous operational issue. When we have simplified the ques­
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Invited response by Holmes Rolston, III, to the previous three articles in this issue of Environmental Values.
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Ungekürzte Ausg.