Die Stellung des Künstlers in der europäischen Gesellschaft ist immer eine sehr delikate seit alten Zeiten, besonders seit Plato, der von seinem Staat Künstler abschlieβen wollte, freilich wegen ihrer Auβerordentlichkeit, wegen ihres Hangs zur Unordnung, zum Verbotenen. Im neunzehnten Jahrhundert, wo Thomas Mann seine Jugendzeit verbrachte, wurde der anti-gesellschaftliche Charakter der Künstler
... [Show full abstract] immer sichtbarer, und die Melancholie, die Kälte der Einsamkeit um die Künstier traten auβerordentlich stark hervor. Thomas Mann wurde 1875 in Lübeck geboren. In dieser alten Hansa-Stadt hatte die Famile Mann zur vornehmen Gesellschaft gehört. Von diser väterlichen Tradition flog er zum fragwünchen und Italien aus. Mit einundfünfzig nannte er sich selbst einen 〟Künstler, der eigentlich sein Lebenlang nur e i n e Geschichte erzählte : die Geschichte der Entbürgerlichung aber nicht zum Bourgeois oder zum Marxisten, sondern zum Künstler〝. Wie er in seinem 〟Tonio Kröger〟sagt, war seine problematische Liebe für den normalen Bürger, der von seinem Vater repräsentiert ist, eine der ihn künstlerisch produktiv machenden Kräfte. Also hatten seine scharfen Augen sein Leben lang an sich sellbst als einem Künstler mit schlechtem Gewissen, im allgemeinen dieser Sonderform menschlichen Daseins gehaftet. Und wir können sein Zweifel an Kunst und Künctlertum aus alldem ablesen. Ich will in dieser Studie sein verändertes Verhältnis zu seiner Zeit untersuchen, indem ich die Werke von Thomas Mann, chronologisch betrachte. Von diesem Standpinkte aus kann man sein Künstlerleben in drei Perioden einteilen. (Ⅰ. Periode vor dem ersten WeltKrieg. Ⅱ. Zauberberg-Periode. Ⅲ. Joseph-Periode.) So kann man stufenweise die Entwicklung Thomas Manns, von isolitertem Künstler zu groβem Künstler als Ernährer der Menschheit, im Zusammenhang mit seinem Aufstieg zur Meisterschaft der Form klar einsehen.