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Das Lipobay-Desaster

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Abstract

Im August 2001 musste der Bayer-Konzern den Cholesterinsenker „Lipobay“ (in den USA: „Baycol“) wegen hunderter Todesfälle weltweit vom Markt nehmen. In der ARD-Fernsehdokumentation „Das Lipobay-Desaster“ weisen NDR-Chefreporter Christoph Lütgert und die US-Producerin Siri Nyrop nach: Bayer hatte sehr früh um die Gefährlichkeit des Medikaments gewusst, presste es trotzdem in den Markt, um Gewinne zu machen. Versagt hatten auch die Kontrollsysteme. Mitte August 2001 — Top-News in den deutschen Fernsehsystemen, Schlagzeilen in den Zeitungen: Der Bayer-Konzern, immer noch eins der deutschen Vor-zeige-Unternehmen, nimmt „freiwillig“ sein Erfolgsprodukt, den Cholesterinsenker „Lipobay“ vom Markt. Bewiesen sei nichts, so der Konzern, und darauf legt er großen Wert. Doch waren aus vielen Ländern — vor allem aus den USA — immer mehr Meldungen von schweren Schädigungen und sogar Todesfällen eingegangen, die mit Lipobay in Verbindung gebracht wurden. (Später werden Experten vorrechnen, dass es weltweit 2500 Lipobay-Tote oder gar mehr gewesen sein könnten.) Bayer gibt sich verantwortungsbewusst: Aus Sorge um das Wohl der Patienten und um jedes Risiko auszuschließen, wird eine spektakuläre Rückrufaktion aus den Apotheken gestartet, ohne dass eine staatliche Behörde den Konzern dazu gezwungen hätte. Diese geradezu generöse Freiwilligkeit macht Eindruck. Zumindest öffentlich wird die Frage nicht gestellt, ob Bayer leichtfertig, fahrlässig oder gar vorsätzlich ein todbringendes Medikament weltweit vermarktet hatte; gefragt wird auch nicht, welche Kontrollbehörden versagt hatten. Gestritten wird nur um vergleichsweise Lapidares: Hatte Bayer Verdachtsmeldungen über Schädigungen und Tote rechtzeitig an die richtigen Stellen weitergegeben? Hatte der Konzern seine Aktionäre tatsächlich eher als die Apotheken von der Rückholaktion informiert?

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