Der Begriff des Naturzustandes, wie ich ihn hier verwende, unterscheidet sich von demjenigen, wie er gemeinhin im sozialwissenschaftlichen Diskurs verwendet wird. In diesem bezeichnet er den Gegensatz von Geschichte oder Zivilisation, ist demnach mit Begriffen wie “Wildnis”, “Barbarei” und “Zivilisationslosigkeit “oder auch “paradiesische Unschuld”, “Harmonie mit einer objektiven Ordnung der Schöpfung” und dergleichen mehr assoziiert. Häufig taucht er auch im Zusammenhang einer affirmativen, romantisch oder auch faschistoid verklärenden Orientierung an den vermeintlichen oder auch tatsächlichen Werten traditionaler bzw. alteuropäischer Gesellschaften auf. Im Zeitalter der großen Industrie, wo also das göttliche Schöpfertum mitsamt seinen eschatologischen Implikationen auf die Menschen und ihre Maschinen übergeht, scheint die unüberbrückbare Differenz von Natur- und Geschichts- zustand alle Plausibilität für sich zu beanspruchen.