Das Gesundheitssystem in Deutschland muss sich zunehmend in einer sektorenübergreifenden, netzwerkförmigen Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten sowie Reha- und Pflegeeinrichtungen konstituieren [1]. Um zusätzlich neue Herausforderungen wie z.B. die zunehmende Digitalisierung Patienten relevanter Daten zu etablieren, werden immer höhere Ansprüche an das Management solcher Netzwerke, im Sinne einer reibungslosen operativen Zusammenarbeit aller Beteiligten Gruppen, gestellt.
Des Weiteren wird durch den Fortschritt der medizinischen Forschung und der Digitalisierung eine Vielzahl von Patientendaten generiert, deren wissenschaftliches Potential außerordentlich wertvoll ist. So kann durch den interorganisationalen Austausch von Daten auch ein hoher wissenschaftlicher Nutzen für zukünftige Generationen geschaffen werden.
Um eine effiziente und qualitativ hochwertige Vernetzung aller in der Versorgung aber auch der medizinischen Wissenschaft beteiligten Akteure zu gewährleisten, ist es ein wichtiger Aspekt das organisationale Vertrauen zwischen den Institutionen (z.B. Krankenhäuser, Pharmaindustrie, Universitäten, Facharztpraxen, etc.), sowie das personale Vertrauen zwischen den Beziehungsparteien näher zu beleuchten und dieses, mit dem Ziel einer vertrauensvollen und innovationsfördernden Zusammenarbeit, optimal zu gestalten.
Es ist bereits aus anderen Branchen wie z.B. der Automobilindustrie (z.B. Zulieferer und Hersteller) ersichtlich, dass die netzwerkförmige Zusammenarbeit Risiken und Chancen beinhaltet. Insbesondere ist Misstrauen durch teils unterschiedliche Interessen der Netzwerkpartner ein Risiko, welches zu einer mangelnden Kooperation und Verhinderung von Innovation und wirtschaftlichem Erfolg führt. Eine Kultur des Vertrauens zwischen den Netzwerkakteuren kann eine verbesserte Zusammenarbeit maßgeblich unterstützen. Dieser Sachverhalt ist für verschiedene Branchen wie z.B. der Automobilindustrie bekannt [2-5].
Im Gesundheitswesen entstehen aktuell neue Möglichkeiten und Notwendigkeiten der intra- und interorganisationalen Zusammenarbeit. Allerdings handelt es sich weiterhin um ein hierarchisch gegliedertes, von Formalisierung und Standardisierung sowie von Partikularinteressen geprägtes System, welches die interdisziplinäre Zusammenarbeit intersektoral und intraorganisational sehr erschwert. Hier besteht ein Verbesserungsbedarf.
Intraorganisational muss die Zusammenarbeit zwischen z.B. Klinikabteilungen, Berufsgruppen wie Pflegekräften und Ärztinnen sowie der Verwaltung optimiert werden. Interorganisational oder -sektoral besteht ein Bedarf Netzwerke zwischen Partnern mit unterschiedlichen Interessen wie z.B. Universitätskliniken, kommunalen Krankenhäusern, Fachärzten und Pflegeeinrichtungen bedarfsgerecht zu gestalten, um Risiken der mangelnden Kooperation zu beheben [6]. Ein optimales (Netzwerk-)Management solcher, durch die Digitalisierung noch stärker entstehenden Formen der Zusammenarbeit ist noch nicht ausreichend beleuchtet.
Forschungsziel dieser theoretischen Masterarbeit ist es daher Erkenntnisse zum Netzwerkmanagement im Allgemeinen und aus anderen Branchen wie z.B. der Automobilindustrie zu untersuchen und diese in den Kontext des Gesundheitssystems zu stellen. Der Fokus soll hierbei auf das Kulturmanagement von Netzwerken gelegt werden und ein Zusammenhang hergestellt werden, wie eine gemeinsame Netzwerkkultur Vertrauen zwischen den Akteuren generieren kann. Es soll mittels Literaturstudium (siehe Anhang II) eruiert werden, welche Qualifikations- und Kommunikationsmaßnahmen sowie welche strukturellen Maßnahmen geeignet sein können, um eine vertrauensvolle Netzwerkkultur im Gesundheitssystem zu etablieren, im Sinne einer Metakultur. Durch Vertrauen zwischen den Beziehungspartnern werden die Erfolge einer netzwerkartigen Zusammenarbeit gesteigert. Die Kultur fungiert in Beziehungsnetzwerken als ein Tool, das Vertrauen auf organisationaler sowie personaler Ebene positiv beeinflusst. Gemeinsame kulturelle Werte, übernehmen eine Orientierungsfunktion zwischen den Netzwerkpartnern. Gemeinsames Handeln wird effizienter und dies begünstigt eine Optimierung des Netzwerkes.
Durch die vorliegende Arbeit soll ein Maßnahmenkonzept zum Netzwerkkulturmanagement erstellt werden, basierend auf einer Literaturrecherche zum Themenkomplex. Die Arbeitshypothese ist, dass es dieses Konzept erlaubt das Netzwerkmanagement durch Maßnahmen zum Aufbau einer vertrauensvollen Metakultur zu verbessern und langfristig innovative Entwicklungen unterstützt. Dieses Konzept kann dann in einem weiteren Schritt empirisch überprüft werden.