Ebensowenig wie das Spektrum der Heime läßt sich die ,Klientel‘ geschlossener Unterbringung als homogene Gruppe beschreiben. Überblickt man die einschlägigen Diskussionen über unser Thema, dann zeigt sich, daß der Versuch, von ihr ein einheitliches Bild zu entwerfen, häufig zu einer bizarren Überzeichnung vermeintlich eindeutiger Symptome führt: Stichworte wie ‚Bindungslosigkeit‘, Beziehungsunfähigkeit‘, ‚permanentes Entweichen‘ etc. sollen das Vorliegen eines besonderen Handlungs- und Eingriffsbedarfs begründen. Im Zuge dieser Diskussionen läßt sich ein fataler Verstärkereffekt beobachten: Um für die umstrittene geschlossene Unterbringung etwas wie eine Indikation vorweisen zu können und ihr das Fundament einer rational gestalteten Maßnahme zu geben, konzentrierte man sich darauf, das Bild des ,problembeladenen jugendlichen‘ (AFET 1979, 1985) auf der Ebene psychischer Defizite und Störungen festzuschreiben.