Schon an mehreren Stellen dieses Berichts wurden Unterschiede in der Heimsituation von Jungen und Mädchen hervorgehoben. So zeigten die Darstellungen zur Biographie der Jugendlichen, daß Heimeinweisungen bei Mädchen überproportional häufig auf Familienprobleme zurückzuführen sind, während bei Jungen das Gewicht eindeutig auf begangenen Straftaten liegt. Allerdings muß bei der Diskussion solcher Ergebnisse stets berücksichtigt werden, welchen Anteil hieran tatsächliche Einweisungsgründe und welchen Anteil Zuschreibungen und Vermutungen haben (ein Grund dafür, daß es die Aktenanalyse als wissenschaftliche Methode mit erheblichen Schwierigkeiten zu tun hat). Es liegt nahe, daß die Diskrepanz zwischen Fakten und Zuschreibungen in besonderem Maße dort wirksam wird, wo die Benennung auffälligen Verhaltens sich auf geschlechtsbezogene Normen zur Regelung von ,Disziplin‘‚Anstand‘ oder ‚Sexualität‘ stützt.