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Tempel, Turmhäuser, Tiermumien in Tuna el-Gebel Magnetometerprospektion in Ägypten

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DENKMALPFLEGE INFORMATIONEN
Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege www.blfd.bayern.de ISSN 1863-7590 Nr. 162 November 2015
Gerettet, gesichert und genutzt –
Die Zehnthofkapelle zu Nordheim
Der Alexanderfries von Bertel Thorvaldsen
im Leuchtenberg-Palais in München
Der Erdstall im Kissinger Petersberg –
Ergebnisse eines 3D-Laserscanings
Impressum
ED
1
TOR
1
A
L
Herausgeber:
Bayerisches
Landesamt
für
Denkmalpflege
Redaktion:
Dr.
Astrid
Hansen
)verantwortl.
Redakteurin),
Dr.
Doris
Ebner
Tel.
089
2114-261/-358,
Fax
0892114-401,
Astrid.Hansen@blfd.bayern.de,
Doris.Ebner(r‘2blfd.boyern.de
Redaktionelle
Mitarbeit,
Satz/Layout:
Susanne
Scherff
Bildbeorbeitung:
Susanne
Scherff,
David
Winckelmann
Titelbild:
Nordheim, Zehntbofkapelle,
Wandmalereien,
Freskendetail
(Foto:
FZB
Ateliers,
Gerchsheim(
5.2:
München,
Zwei
Motive
des
Alexander
frieses
von Bertel
Thorvolden
aus
dem
kriegszerstärten
Leuchtenberg
Palais,
1945
(Fotos:
BIlD,
Lis
Rämmelt)
Gesamtherstellung:
Fa.
Kastner
3,
Callwey
Medien, 85661
Forstinning
Aullage:
8500
Stück
Denkmalpflege
Informationen
im
Internet:
www,
blfd
bayern
‚de/denkmalerfassu
ng/
publikotionswesen
©
Bayerisches
Landesamt
für
Denkmolpflege
Dienststellen
der
Denkmalpflege
in
Bayern
Dienststelle
München
(Zentrale)
Hofgraben
4,
80539
München
Postfach
1002
03,
80076
München
Tel.
(089)
2114-0
Landesstelle
für
die
nichtstoatlichen
Museen
in
Bayern
Alter
Hof
2,
80331 München
Tel.
(089)
210140-0
Dienststelle
Bamberg
)Oberfranken/U
nterfron
ken)
Schloss
Seehof,
96117
Memmelsdorf
Tel.
(0951)
40950
Dienststelle
Nürnberg
)Mittelfronken(
Burg 4,
90403
Nürnberg
Tel.
(0911)
23585-0
Dienststelle
Regensburg
N
iederboyern/O
berpfa
lz)
Adalf-Schmetzer-Straße
1,
93055
Regensburg
Tel.
(0941)
595748-0
Dienststelle
Thierhaupten
Schwaben
und
Oberbayern-Nord)
Klosterberg
8,
86672
Thierhoupten
Tel.
(08271)
81570
E-Mail-Adressen
der
Mitarbeiter
vorname,
nome&i)blfd.bayern.de
www.blfd
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INHALT
EDITORIAL
3
Mathias
Feil
IM
BRENNPUNKT
53
Der
Erdstall
im
Kissinger
Petersberg.
Ergebnisse
eines
aktuellen
3D-Laserscarings
Markus
Hilpert,
Johannes
Mahne-Bieder,
Maximilian
Schreiegg,
Sehne
Tharheiser
6
Denkmalschwz
und
Denkmalafeae
2020
Mathias
Feil
DENKMAL
AKTUELL
13
Entdecken, Mitdenken,
Nachdenken.
Ausstellung
„Denkmal
im
Wald“
seit
2010
auf
Wanderschaft
Gerhard
Enders,
Joachim
Hamberger
und
Walter
Irlinger
17
Kraftakt
Erdstall
Grasfilzing.
Eine
Chronologie
Christoph
Steinmann
19
Ein
barbarossozeitlicher
Bergfried
auf
der
Burg
Falkenberg
Mathias
Hensch
20
Zur
Restaurierung
der evang.-luth. Stadtpfarrkirche
in
Schwabach
Thomas
Wenderoth
25
Eine
verborgene
Schönheit,
Zur
Untersuchung der
Schmerzhaften Muttergottes
ous
der
Wieskirche
Rupert
Kabacher
27
Zwei
J&re
nach
dem
Hochwasser
in
Passau.
Folgen
und
Schäden
on
der
Waiserhauskaoelle
und
St.
Achatius
Cornelia
Hagn
30
Gerettet,
gesicert
und
genuzt.
Die
Zehnthofkcoelle
zu
Nordheim
im
Lanakreis
Kitzingen
Martin
Brandl
33
Schanzenlos?
Zur
Tei‘zerstörung
von
Fort
Nr
139
:n
Ingolstadt
Hermann
Kerscher
und
Ru±
Sandner
36
Fa;oauss“elung
zur
Instandsetzung der Walhalla
Christoph
Wiedemeyer
3B
„Eine
rot
blühende
Kastanie
für
König
Maximilian
II.“
Der
Park
der
Königlichen
Villa
Regensburg
Villapark
Elisabeth
Bernhard
DENKMALFORSCHUNG
41
Ein
„Saal
1]
mit
Kunstwerken
enes
großen
Meisters“
Der
Alexonderfries
von Bertel
Thorvaldsen
Karlheinz
Hemmeter
50
Erfarschung
und
Sanierung
der
Burg
Zabe}stein
im
Steigerwald
Joachim
Zeune
PASSION
DENKMAL
57
Auf
Spuren
der
Römer
vorn
Arnmersee
‘ach
Vero“a.
‚Ein
Buch
mit
eigener
ISBN-Nummer!“
Corohine
Völk
59 Ehrenomtliche
Luftbildarchöologie
auf
neuen
Wegen.
Workshop
„Multikoptereinsatz“
Sabine
Mayer
60
„Fenster
in
die
Vergangenheit“.
Die
Römerbrücke
bei
Stepperg taucht
wieder
auf
Sabine
Mayer
62
Gepflegtes
Erbe
in
Feldkirchen.Westerham.
Archäola.
gie und
Geschichte
des Mangfalltals
im
neuen
Rathaus
Sabine
Mayer
ÜBER DEN
ZAUN
64
Tempel,
Turmhäuser,
Tiermumien
in
Tuna
el-Gebel.
Magnetometerprospektion
in
Agypten
Jörg
Fassbinder
67
Denkmalpflege
und
Lebensqualität.
Ein
Besuch
in
der
WeIterbesadt
Sfralsund
Doris
Ebnor
IM
AMT
71
Reif
für
Santiago
de
Compas“ela?
Zwischenbianz
und
Ausblick
zur
„Methodenrehe“
des
Zentrallabors
Martin
Mach
74
Werbung
für
die
Derkmaipflege.
Verleihung
der
Denk
malschutzmedaille
2015
Dorothee
Ott
PERSONALIA
76
Segel
setzen
und
Kurs
nehmen“.
Zur
Verabschiedung
von
Dr.
Timm
Weski
in
den
Ruhestand
C.
Sebastian
Sommer
77 Bernd
Barrein
geht
in
den
Ruhestand
Silvia
Codreanu-Windauer
78
Noch eine
letzte
Fensterfrage?
Martim
Saar
geht
in
den
Ruhestand
Stephanie
Hadek
und
Julia
Ludwar
INHALI
80
Hannelare
Ecker
—.
Neue
Referatsassistentin
in
BV
Astrid
Hansen
INHALT
81
julia
Munkert
-
Neue
Referatsassistentin
in
Bl
103
Sehenswert!
Museen
als
tauristisches
Angebot.
18.
Bay
Rath
Sandner
erischer Museumstag
in
Kulmbach
vom
8.
10.
juli
2015
Wolfgo
atäoler
81
Gerlinde
Schmid
Munchner
Kindl
im
Forderwesen
Astrid
hansen
109
Trinationale
Region
Oberrhein.
jahrestagung
der
Dehio-Vereinigung
vom
16—18.
April
2015
in
Basel
82
Nachruf
Heike
Fast1e
Karlheinz
Hemmeter
Wolf
Koenigs
110
Monumento.
Bayerisches
Landesamt
für
Denkmalpflege
83
Nachruf
Edmund
Melzl
in
Salzburg
vom
28. 30.
Januar
2016
Rupert
Kabacher
Alexandra
Beck
84
Nachruf
Prof.
Dr.
Hans-Jörg
Kellner
110
Montagsvortrage
iimm Weski
Dorothea
Ott
85
Professor
Helmut
Gebhard
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112
Das
lauft
schon
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ohne othiopisches
Hohentrainia.
Bernhard Landbrecnt
Zum
Sammernacrslauf
om
2i.
Juli
2015
AKTIVITÄTEN
Karlheina
Hemmeter
87
lngolstoat
im
Ze‘:rum
de
Limesforschung.
FEUILLETON
Der
Limeskongress
205
stellt
neue
Rekorae
auf
114
Menschwerdung.
Zur
Vorneschichte
der
Menschheit,
en
Simon
Sulk
reues
Buch
vor
Hermann
Parzinger
90
Suostarz
mit
Substanz.
Jahrestagung
der
Vereinigung
Doris
Ebrer
der
Landesdenkmalpfleaer
vom
7—10.
Juni
2015
in
116
Fuage
und
WeIser
im
Wieselnaus
in
Augsburg
Fiensburg
.
Doris
ubrer
Kathrin
Muller
119
Elli
Kiesch
Porträt
einer Wissenschaftsjournalistin
94
Kroatien
una
Bayern.
20
Jahe
kroatisches
Restau
Karlheinz
Hemmeter
rierungszentrum
in
Ludbreg
Martin
Mannewitz
121
Das
kulinarische Denkmal
96
Wenr
das
Telefon
zw&mai
kingelt.
50
Janre
Asiric
Hansen
Entdeckung des
Reihengröberfeldes
von
Altenerdirg
122
Derkmalrötse
Christian
Later
Markus
Hundemer
98 Coiloquium
Bedaium
-
Rörnertagung
in
Seebruck
123
Sc,nötze
aus
dem
Bildarchiv
Mami
Retsch
Mansus
rlundenic
99
Blick
über
den
Tellerrand.
Workshop des
Burdesdenk-
127
LITERATUR
malamtes
zur
Wandmalereires;aurierung
in
Osttirol
Markus
Santner
101
Veranstaltungen
im
Bauarcnv
Thierhauoten.
Fort
oildungs-
und
Beratungszentrum
für
Denkmaipflege
Wintcrfreudcn;Glühwcin-
und
Würstt-Sland
auf
dumStarnbcrgur&v,
Stephonie
Hodek,
julia
L
uwar
md
Susan
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Nitschu
1929
(Foto;
Nnchioss
Härlin
im
BL(D)
64
ÜBER DEN ZAUN
ÜBER DEN ZAUN
Die Nekropole „Hermopolis Magna“,
heute Tuna el-Gebel, liegt in Mi elä-
gypten, etwa 300 km südlich von Kairo,
westlich des Nils in der angrenzenden
Wüste. Die ältesten Spuren dieser Fund-
stelle reichen bis ins 14. Jahrhundert v.
Chr., also bis ins Neue Reich zurück. Der
archäologische Fundpla Tuna el-Gebel
ist außer durch Tempel- und Grabbauten
vor allem wegen seines ausgedehnten
unterirdischen und kilometerweit in
den Fels gehauenen Tierfriedhofes be-
kannt. Die Tiernekropole wurde seit der
sogenannten Spä eit (664–332 v. Chr.)
bis in die römische Zeit hinein genu t,
vor allem in der frühen Ptolemäerzeit. In
Tempel, Turmhäuser, Tiermumien in Tuna el-Gebel
Magnetometerprospektion in Ägypten
Ägypten, Tuna el-Gebel, die in den Fels des Westgebirges gehauene Stele markierte einst die nordwestliche Grenze des Gebietes der neu gegründeten
Hauptstadt Echnatons Tell el-Amarna (Foto: Jörg Faßbinder)
unterirdischen Grabgalerien hat man bis
in das 1. Jahrhundert v. Chr., also über
einen Zeitraum von mehr als 500 Jahren,
Tiermumien beigese t. Die rituellen
Besta ungen wurden heiligen Tieren
zuteil, die im Tempelkult des Osiris ei-
ne Rolle spielten. In den unterirdischen
Galerien waren ihre Mumien, insbeson-
dere Ibisse und Paviane, aber auch eine
Vielzahl weiterer Tiere in Tongefäßen
abgelegt. Die Galerien werden deshalb
auch als Ibiotapheion bezeichnet. Neben
diesen unterirdischen Tiergräbern sind
Tempelruinen, Gräber und eine Pracht-
straße nebst einer Siedlung aus Lehm-
ziegelbauten sowie zwei monumentale
ÜBER DEN ZAUN
in den Fels gehauene Stelen bekannt, die
die Grenze des Gebietes der von Pharao
Echnaton neu gegründeten Hauptstadt
bei Tell el-Amarna markieren.
Bisherige Forschungen
Zu den oberirdischen Kultbauten ge-
hörten der Tempel des Urgo es Thot
und der Tempel des Osiris-Pavian. An
die Kultbauten schloss sich ein ausge-
dehnter Friedhof für die Besta ung
von Menschen sowie die Siedlung der
Priester und Verwaltungsgebäude des
Friedhofes an, die aus mehrstöckigen
Lehmziegelbauten bestanden und bis
in die Spätantike genu t wurden.
65
Gräbergalerie im unterirdischen Tierfriedhof:
Grab eines Pavians (Foto: Jörg Faßbinder)
ÜBER DEN ZAUN
Seit 1989 erforschen Wissenschaftler
des Instituts für Ägyptologie der Lud-
wig-Maximilians-Universität München
und der Faculty of Archaeology der
Universität Kairo die Tierfriedhofsga-
lerien sowie die dazugehörigen Kult-
und Verwaltungsgebäude. Seit 2002
konzentrieren sich die Untersuchungen
in Tuna el-Gebel auf das Gelände öst-
lich der unterirdischen Tiernekropole.
Ein Prozessionsweg führt von der un-
terirdischen Anlage zu den Überresten
der antiken Stadt auf dem Kom el-Loli,
wo Priester und Handwerker der Reli-
gionsgemeinschaft des Tierfriedhofes
gelebt haben. Erste geophysikalische
Prospektionen im Bereich zwischen der
Nekropole und dem Kom el-Loli wur-
den 2010 von der Christian-Albrechts-
Universität zu Kiel durchgeführt und
ergaben, dass sich nördlich und südlich
des Prozessionsweges große Lehmzie-
gelgebäude aneinanderreihten. nf
dieser Komplexe – zwei der nördlichen
und drei der südlichen Reihe wur-
den in den leten Jahren ausgegraben.
Bei all diesen Gebäudekomplexen sind
meist nur die Fundamente, manchmal
Keller und selten Erdgeschosse erhal-
ten. Sie bestehen aus einem bis drei
Turmhäusern mit kleineren Anbauten
und sind von zahlreichen Wirtschafts-
gebäuden oder Produktionsstäen wie
Bäckereien, Speichern oder Tierställen
umgeben. In mehreren Häusern wur-
den Kultstäen entdeckt, die nahezu
identisch mit denen im Tierfriedhof
Magnetogramm und Umzeichnung mit Baustruktur einiger Turmhäuser.
Grün: Eingang; blau: Treppenhaus; rot: Ofen (Grak/Montage: BLfD, Lena Kühne)
sind. Die quadratischen Turmhäuser
von Tuna el-Gebel haen wahrschein-
lich bis zu fünf Etagen und wurden mit
Gewölbedecken versehen.
Ägypten – Gelobtes Land für die
Magnetometerprospektion
Seit 2013 tragen auch Wissenschaftler
des Bayerischen Landesamtesr Denk-
malpege (BLfD, Jörg W. E. Faßbinder
und Lena Kühne) mit geophysikali-
schen Methoden zu den Forschungen
an der Nekropole und der dazugehö-
rigen Siedlung auf dem Kom el-Loli
bei. Im Rahmen einer Kooperation
zwischen den Instituten für Ägyptolo-
gie und dem Geophysik-Department
der Ludwig-Maximilians-Universität
München konnte im April 2013 erstmals
eine großächige Magnetometerpros-
pektion auf der Siedlung Kom el-Loli
durchgeführt werden, anschließend
auch auf der stark von Raubgrabungen
heimgesuchten Nekropole. Die Magne-
tometermessungen erfolgten mit einem
Cäsium-Magnetometer SM4G-Special
der Fa. Scintrex (Canada) in der so-
genannten Duo-Sensorkonguration
(Empndlichkeit von ±10 pT, das erd-
magnetische Totalfeld in Tuna el-Gebel
betrug 42.370 ± 20 nT [4/2013]; die Da-
tenaufnahme erfolgt mit 10 Messungen/
sec, der Prolabstand ist 50 cm, die
Messpunktdichte wurde auf 25 × 25 cm
interpoliert). In Bezug auf die magneti-
schen Eigenschaften und den Kontrast
66
ÜBER DEN ZAUN
zwischen archäologischen Strukturen,
die überwiegend von Lehmziegeln aus
Nilschlammsedimenten herrühren und
dem Quarzsand, in den diese eingebet-
tet sind, kann Ägypten als das „gelobte
Land“ der Magnetometerprospektion
gelten. Die Werte der magnetischen
Suszeptibilität der Lehmziegel waren
zwar vergleichsweise gering – sie liegen
im Bereich von 0,3 bis 0,7 × 10-6 SI-Ein-
heiten –, aber die angrenzenden Sande
aus diamagnetischem Quarz zeigten
sogar „negative“ Suszeptibilitätswerte.
Solche Bedingungen bieten ideale Vor-
ausseungenr eine scharfe und kon-
trastreiche Abbildung archäologischer
Detail aus dem Nilmosaik in Palestrina mit Turmhäusern
(Foto aus: B. Andrae, Antike Bildmosaiken, Mainz 2003)
Ausgrabung in einem Turmhaus (Nordturm) mit Treppenhaus (TG2002.K2)
(Foto: Institut für Ägyptologie und Koptologie LMU München)
Befunde im Magnetometerbild, wie dies
schon eine Vielzahl von Messungen aus
Ägypten belegen.
Untersuchungen im Stadtgebiet
auf dem Kom el-Loli
Da bereits aufgrund von Oberächen-
funden zu vermuten war, dass sich das
eigentliche Stadtgebiet im Osten auf
dem Kom el-Loli benden muss, wurde
das Areal während der Frühjahrskam-
pagne 2013 großächig mit dem Magne-
tometer untersucht. Der von West nach
Ost führende Prozessionsweg verengt
sich zu einer Straße von 16 m Breite,
die die Siedlung in zwei Teile teilt:
Zwei riesige Gebäude, wahrscheinlich
Tempel, liegen nördlich der Straße, wäh-
rend sich im südlichen Teil zahlreiche
Wohnhäuser benden. Typisch ist die
Untergliederung der hellenistischen
Turmhäuser in drei Raumreihen. Da
wir die Raumeinteilung kennen, kön-
nen wir meist die Eingangssituation mit
einer Treppe über ein Podium in den
ersten Stock vor den Gebäuden identi-
zieren; ebenso die Treppe im Inneren
des Gebäudes, die durch einen starken
Mauersockel erkennbar ist. In einem der
langgestreckten Räume befand sich nor-
malerweise die Küche. Im Abgleich der
Messung mit den Grabungsbefunden
der ausgegrabenen Turmhäuser lassen
sich Grundriss, Auau und auch die
detaillierte Nuung der Häuser bestim-
men. Wie solche Turmhäuser aussahen,
zeigen auch verschiedene Mosaike, die
alte Nillandschaften zum Motiv haben.
Das bekannteste ist das sogenannte Nil-
mosaik aus dem Heiligtum der Fortu-
na Primigenia im heutigen Palestrina
in Italien.
Jörg W. E. Faßbinder
und Lena Kühne
Literatur
Arnold, Dieter: Lexikon der ägyptischen Baukunst.
Düsseldorf 2000
Fassbinder, Jörg W. E.: Magneti sche Eigenschaften der
archäologisc hen Schichten von Qantir. In: Pusch Edgar,
Qantir 2015 (im Druck)
Flossmann-Schüe, M. C.: Die Turmhäuser von Tuna
el-Gebel. Zu Den Anlagen der Ptolemäer zeitlichen
Tempel- und Friedhofsverwaltung. In: THOTs 6 (2011),
S. 26–37
Kessler, Dieter: Tuna el-Gebel II. Die Paviankultkam-
mer G-C-C-2. In: Hildesheimer Ägyptologische Bei-
träge, 43. Hildesheim 1998
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ÜBER DEN ZAUN
Ägypten, Tuna el-Gebel, Satellitenbild (Quickbird), darin eingeschnien die bisherigen Magnetometermessungen der Universitäten Kiel (H. Stümpel,
S. Klein) und München (Jörg Faßbinder, Lena Kühne), Norden ist oben
Denkmalpflege und Lebensqualität
Ein Besuch in der Welterbestadt Stralsund
Das Prädikat Welterbe“ zeichnet Stät-
ten von besonders hohem kulturellem
Rang und Erinnerungswert aus. Seit
2002 gehört dazu auch die Stadt Stral-
sund, die neben Wismar idealtypisch
die entwickelte Hansestadt während der
Blütezeit des Städtebundes im 14. Jahr-
hundert repräsentiert. An solchen
Orten ist natürlich auch die Denkmal-
pege stark gefragt. Schauen wir, was
die Deutsche Stiftung Denkmalschu
(DSD) in den 25 Jahren seit der Wende
im Norden geleistet hat: Ein Blick über
den Zaun auf die Hansestadt Stralsund.
Stralsund, die Stadt am Strelasund:
Strela bedeutet in den slawischen Spra-
chen „Pfeil, Strahl“. Einen Pfeil unter
einem Kreuz führt die Stadt denn auch
in ihrem Wappen. Die Altstadt war
ursprünglich eine Insel vor dem pom-
merschen Festland, mit dem sie heute
durch mehrere Dämme verbunden ist.
Seit 1936 gibt es mit dem Rügendamm
über die Ostsee sogar eine direkte Ver
-
bindung nach der kleinen Insel Dän-
holm und weiter auf die große Insel
Rügen.
Bezüge zu Bayern drängen sich nicht
gerade auf bzw. sind – abgesehen von
hier angebotenem bayerischem Bier
Stralsund, Welterbe-Ausstellung (Foto: Doris Ebner, privat)
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