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Neues Radio, neue Möglichkeiten

Authors:
  • DB Bahn, Frankfurt am Main, Germany

Abstract and Figures

Durch seinen veränderten Distributionskanal im Vergleich zum terrestrischen Rundfunk kann Webradio als die neue Form des Radios bezeichnet werden. Exakter muss jedoch von einer unter vielen neuen Formen des Radios die Rede sein. Denn neben den Radioangeboten im WWW gibt es, besonders im Bereich des Digitalradios, mehrere neue Ausprägungen des Mediums Hörfunk, die sich größtenteils schon lange nicht mehr nur auf einen monomodal auditiven Content-Mix aus Service und Musik beschränken. Technologien werden zusammengeführt und vernetzt, woraus sich neue Rezeptionsmöglichkeiten ergeben. Am Beispiel des Webradios sollen diese nachfolgend für die Mutter aller Technologie- und Datennetze, dem Internet, aufgezeigt und auf die aktuelle Akzeptanz in der Bevölkerung untersucht werden. Wer nutzt überhaupt das Webradio? Warum wählt man gerade dieses Medium und wozu wird es vorrangig genutzt? Zu diesen Fragen wird in der vorliegenden Arbeit eine fragebogen-basierte Studie entworfen, deren Umsetzung jedoch den Rahmen sprengen würde und die daher hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein soll. Ziel ist es, zunächst kommunikationswissenschaftliche Grundlagen des Webradios zu klären, um auf dieser Basis einen aussagekräftigen Fragebogen über Rezeption und Rezeptionsmotive zu erhalten.
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T E C H N I S C H E U N I V E R S I T Ä T C H E M N I T Z
Medienkommunikation
Bachelorarbeit
Semester: SS2005
Neues Radio, neue Möglichkeiten
Studienentwurf zu Potenzialen und Akzeptanz von Webradio
Verfasst von Robert Piehler unter Betreuung von Dr. Ruth Geier
Robert Piehler
6. Semester
Medienkommunikation
Vetterstraße 64, Zimmer 311
09126 Chemnitz
Tel.: 0174 788 4076
E-Mail: robert.piehler@s2002.tu-chemnitz.de
Neues Radio, neue Möglichkeiten 1
Inhaltsverzeichnis
Verzeichnis der Abbildungen.................................................................................... 3
1 Einleitung................................................................................................................. 4
1.2 UKW vs. WWW – Was ist neu am neuen Radio?.................................................................... 5
1.3 Die Ausgangssituation des Projektes – Bisherige Forschungsergebnisse .............................. 9
1.4 Vorgehensweise......................................................................................................................... 11
2 Die Methode der Studie - Der Fragebogen ......................................................... 15
2.1 Klassisch vs. Probabilistisch – Quo vadis Fragebogen? ........................................................ 16
2.1.1 Die Klassische Testtheorie – Der Klassiker unter den Testtheorien................................. 17
2.1.2 Die Probabilistische Testtheorie - Wie kommen Antworten zustande?........................... 17
2.1.3 Fazit und Konsequenzen für den vorliegenden Studienentwurf....................................... 18
2.2 Von der These zum Fragebogen – Trial and Error ............................................................... 19
2.2.1 Phase 1 - Die Kleingruppen- und Einzelanalyse .............................................................. 21
2.2.2 Phase 2 – Der Pretest........................................................................................................ 23
2.3 Die Stichprobe........................................................................................................................... 24
3 Die Fragestellungen der Studie – Hörer und Motive......................................... 26
3.1 Klassische Items der Radioforschung – Wer? Wie? Was? ................................................... 26
3.1.1 Radiorepertoires bei Webradios ....................................................................................... 29
3.1.2 Hörerverteilung nach Milieus und Lebensstil................................................................... 31
3.2 Medienpsychologische Erklärungsansätze zur Rezeption –
Theorien der Mediennutzung.................................................................................................. 35
3.2.1 Uses-and-Gratification-Ansatz ......................................................................................... 36
3.2.2 Mood Management...........................................................................................................39
3.3 Interaktivität............................................................................................................................. 41
3.4 Webradio als Meso-Medium....................................................................................................44
Robert Piehler 2
4 Schlussbetrachtung ............................................................................................... 47
5 Literaturverzeichnis.............................................................................................. 49
6 Anhang ................................................................................................................... 54
Anhang A: Der Fragebogenentwurf ............................................................................................. 54
Anhang B: Die ausgefüllten Interviewleitfäden der Kleingruppenanalyse ............................... 68
Anhang C: Die beigelegte CD-Rom............................................................................................... 73
7 Eidesstattliche Erklärung..................................................................................... 74
Neues Radio, neue Möglichkeiten 3
Verzeichnis der Abbildungen
Abb. 1: Das modifizierte Sender-Empfänger-Modell nach Shannon/ Weaver....................................... 6
Abb. 2.1: Fragebogenitems C15 und C16 in der überarbeiteten Version............................................. 22
Abb. 2.2: Fragebogenitem C14 in der überarbeiteten Version............................................................ 22
Abb. 2.3: Das Item G12 in seiner endgültigen Fassung....................................................................... 23
Abb. 3-1: Item B2 fragt nach Parallelbeschäftigungen bei der Nutzung von Webradio ...................... 28
Abb. 3-2: Die Items F3 und F6 als Indikatoren der Einstellung gegenüber Webradio ........................ 29
Abb. 3-3: Item F4 dient als Indikator für die Akzeptanz von Webradio-Inhalten................................ 29
Abb. 3-4: Item C8 fragt nach inhaltlichen Präferenzen in Bezug auf spezielle Interessen................... 31
Abb. 3-5: Die Musikauswahl als Kriterium für einen Senderwechsel ................................................. 31
Abb. 3-7: Studentisches Engagement als Bestandteil des individuellen Lebensstils im Fragebogen .. 34
Abb. 3-8: Item G8 erhebt das subjektive technische Interesse............................................................. 35
Abb. 3-9: Transaktionales Uses-and-Gratification-Modell nach McLeod/ Becker, 1981, S. 73.......... 37
Abb. 3-10: Eine Frage der Studie: Wird Webradio zur Erhöhung des Arousal-Niveaus bei schlechter
Stimmung genutzt?............................................................................................................ 40
Abb. 3-11: Item C29 untersucht, ob bei Webradiokonsum ein Excitation-Transfer-Effect
wahrgenommen wird......................................................................................................... 41
Abb. 3-12: Getrennte Befragung nach internen bzw. externen Interaktivitätsausprägungen ............... 43
Abb. 3-13: Item D4 erfragt die konkrete Inanspruchnahme von interaktiven Zusatzdiensten............. 44
Abb. 3-14: Mithilfe von Item C13 soll die Bedeutung regionaler Inhalte herausgearbeitet werden.... 46
Robert Piehler 4
Neues Radio, neue Möglichkeiten – Studienentwurf zu Potenzialen
und Akzeptanz von Webradio
1 Einleitung
Noch vor ein paar Jahren wurden dem Webradio ungeheure Potenziale
zugeschrieben und für die begeisterten Macher stand fest: Online-Rundfunk ist die
neue Form des Radios in der Zukunft1. Heute wirkt die Bilanz eher ernüchternd, von
einer massenhaft-alltäglichen Nutzung kann noch keine Rede sein. Trotzdem liegen
in dem neuen Medium Potenziale versteckt, die nicht vollständig ausgenutzt werden.
Dies liegt zum einen an technischen Problemen, die jedes Medium zu bewältigen hat,
wenn es noch in den Kinderschuhen steckt. Erst nach und nach konnten sich
verlässliche Standards für Soft- und Hardware etablieren. Dies hat zunächst viele
potenziellen Nutzer abgeschreckt, aber das Problem scheint weitestgehend gelöst2.
Zum anderen fehlt es beim Online-Rundfunk oftmals noch an der
medienspezifischen Programmgestaltung, die die neuen Möglichkeiten auch voll
ausschöpft. Der Großteil der Webradioprogramme könnte in gleicher Form
terrestrisch ausgestrahlt werden, sodass sich für den Rezipienten beim Konsum von
Webradioprogrammen kaum Vorteile ergeben. Faktoren wie anfallende Kosten und
mangelnde Bandbreite der Internetverbindung auf Seite der Rezipienten tragen
selbstverständlich ebenfalls zu einem eher verhaltenen Nutzungsverhalten in der
Gesamtbevölkerung bei.
Obwohl sich mittlerweile Marktgrößen und Potenziale dieses neuen Mediums
realistischer ausgeprägt haben, gibt es in der Terminologie noch Unschärfen. Dies
liegt darin begründet, dass für den Terminusbestandteil >>Web<< „Inhalte und
Dienste, Medium und Übertragungstechnik im bzw. durch das Internet zu
verschmelzen scheinen“3. In der vorliegenden Arbeit wird Webradio als Prozess des
1 vgl. Goldhammer/ Zerdick, 2001, S. 15, Nicholas Negroponte, Professor für Medientechnologie am
MIT in Cambridge, ließ sich im Januar 1998 sogar zu der gewagten These hinreißen, dass in etwa
zehn Jahren vielleicht niemand mehr das klassische Fernsehen nutzt, sondern stattdessen Bild- und
Toninhalte online rezipiert werden. Ein Verdrängungseffekt dieser Art zeichnet sich jedoch bisher
nicht ab. Bedingt durch die extremen Wachstumsraten der Internetnutzung gegen Ende der 90er
Jahre war die These damals jedoch nicht a priori so eindeutig falsifizierbar, wie dies heute
erscheinen mag.
2 vgl. van Eimeren/ Gerhard/ Frees, 2004, S. 366-367
3 Goldhammer/ Zerdick, 2001, S. 18
Neues Radio, neue Möglichkeiten 5
Sendens, der Übertragung und des Empfangs von radioähnlichen Inhalten über eine
aktive Datenverbindung verstanden4. Dabei werden fernsehähnliche Dienste
bewusst ausgeblendet ohne sich dabei auf genuine Radioangebote zu beschränken.
Weiterhin wird die digitale Übertragung eines linearen Programms mit
eingeschränkten Möglichkeiten zur Interaktion als >>Webcasting<< bezeichnet.
Diese Technologie kann auch für audiovisuelle Inhalte genutzt werden. Für einen
umfassenden Überblick über den Terminus-Diskurs sei an dieser Stelle auf die
Veröffentlichung von Goldhammer und Zerdick5 verwiesen.
Durch seinen veränderten Distributionskanal im Vergleich zum terrestrischen
Rundfunk kann Webradio als die neue Form des Radios bezeichnet werden. Exakter
muss jedoch von einer unter vielen neuen Formen des Radios die Rede sein. Denn
neben den Radioangeboten im WWW gibt es, besonders im Bereich des
Digitalradios, mehrere neue Ausprägungen des Mediums Hörfunk, die sich
größtenteils schon lange nicht mehr nur auf einen monomodal auditiven Content-Mix
aus Service und Musik beschränken6. Technologien werden zusammengeführt und
vernetzt, woraus sich neue Rezeptionsmöglichkeiten ergeben. Am Beispiel des
Webradios sollen diese nachfolgend für die Mutter aller Technologie- und
Datennetze, dem Internet, aufgezeigt und auf die aktuelle Akzeptanz in der
Bevölkerung untersucht werden. Wer nutzt überhaupt das Webradio? Warum wählt
man gerade dieses Medium und wozu wird es vorrangig genutzt? Zu diesen Fragen
wird in der vorliegenden Arbeit eine fragebogen-basierte Studie entworfen, deren
Umsetzung jedoch den Rahmen sprengen würde und die daher hier nicht Gegenstand
der Betrachtung sein soll. Ziel ist es, zunächst kommunikationswissenschaftliche
Grundlagen des Webradios zu klären, um auf dieser Basis einen aussagekräftigen
Fragebogen über Rezeption und Rezeptionsmotive zu erhalten.
1.2 UKW vs. WWW – Was ist neu am neuen Radio?
Zentral bei den Betrachtungen zu dieser zugespitzten und nur partiell gültigen
diametralen Gegenüberstellung von zwei Medien ist der verwendete Kanal zur
Informationsübertragung. Entsprechend dem interaktionistisch erweiterten Sender-
4 Der Begriff >>Online-Rundfunk<< wird dabei synonym genutzt.
5 vgl. Goldhammer/ Zerdick, 2001, S. 17 - 20
6 Obwohl Webradio auch auf digitaler Übertragungstechnik beruht, wird es terminologisch nicht dem
Digitalradio zugerechnet.
Robert Piehler 6
Empfänger-Modell7 zeichnet er sich als konnektive Komponente zwischen Produzent
und Rezipient verantwortlich für die intermedialen Gemeinsamkeiten und
Unterschiede und prägt somit entscheidend auf konstituierende Weise das jeweilige
Medium8. Am offensichtlichsten wird diese Funktion des Kanals in Bezug auf die
Diversifikation der beim Rezipienten angesprochenen Sinne und damit verbunden
der benötigten kognitiven Ressourcen. Während beispielsweise der Hörfunk seine
Inhalte monomodal auditiv vermittelt, steht dem Fernsehen eine audiovisuelle
Kommunikationsplattform zur Übertragung von Informationen zur Verfügung.
Daraus ergeben sich logischerweise Restriktionen, das Format und die Präsentation
des Inhaltes betreffend. In der Konsequenz unterscheiden sich schließlich auch die
bei der Rezeption ablaufenden kognitiven Prozesse. Dieser Argumentationslinie
folgend, lassen sich demnach für verschiedene Medien auch distinkte Anforderungen
an die Produzenten ableiten, um eine optimale Informationsvermittlung
sicherzustellen.
Abb. 1: Das modifizierte Sender-Empfänger-Modell nach Shannon/ Weaver
Die vorangegangenen theoretischen Betrachtungen spiegeln sich auch in einem
Vergleich von Webradio und UKW-Rundfunk wider. Bedingt durch die Nutzung des
Internets als Übertragungskanal sowie digitaler Technologien zur
Programmgestaltung lässt sich eine Verschiebung der Ressourcenbelastung für
Produzent und Rezipient feststellen.
7 vgl. Abb. 1, Das Modell wurde interaktionistisch erweitert, da Kommunikation nur in Extremfällen
unidirektional verläuft. In der hier vorliegenden Abbildung für Sender und Empfänger ist zudem je
ein Zeichenvorrat integriert worden, der zur Kodierung bzw. Dekodierung von Informationen
genutzt wird. In der Literatur lassen sich noch stärker ausdifferenziertere Varianten finden. Das
Modell eignet sich vorrangig zur Darstellung rudimentärer Aspekte der Kommunikation, da der Grad
der Vereinfachung sehr hoch ist. Im Gegenzug wird jedoch eine hohe Anschaulichkeit garantiert.
8 vgl. Kloock/ Spahr, 2000, S. 7 – 12, Der Terminus Medium wird in dieser Arbeit als ein Instrument
der Vermittlung definiert, das die Möglichkeiten der Kommunizierbarkeit von Informationen
konstituiert. Dies ist ein sehr weit gefasster Medienbegriff, der sich in seiner Anwendung nicht nur
auf bestimmte Techniken oder Übertragungswege beschränkt. Dennoch wird er aufgrund des
Themas der vorliegenden Arbeit vorrangig für eine derartige Differenzierung genutzt werden.
Neues Radio, neue Möglichkeiten 7
Terrestrische Radioprogramme stellen hohe technische und finanzielle
Anforderungen an den Produzenten, sie sind jedoch im Gegenzug für den
Rezipienten ohne großen Aufwand, der in diesem Kontext finanzielle und kognitive
Aspekte umfasst, nutzbar. UKW-fähige Radioempfangsgeräte sind weit verbreitet9
und können in ihren Basisfunktionen meist unkompliziert durch einen Großteil der
Bevölkerung bedient werden. Die Rezeption von Webradio ist dagegen komplexer.
Der potenzielle Hörer muss nicht nur über einen internetfähigen Rechner verfügen,
der in der Anschaffung per se teurer ist als ein Radiogerät, sondern er hat ebenfalls
die anfallenden Kosten der Internetverbindung10 zu tragen. Darüber hinaus ergeben
sich bei der Bedienung von Webradio höhere kognitive Barrieren. Es genügt nicht,
den Rechner nur anzuschalten und die Ein- bzw. Ausgabesysteme bedienen zu
können, sondern es muss auch ein grundlegendes Verständnis vom Interface11 des
jeweiligen Betriebssystems, der Playersoftware sowie unter Umständen einer
Senderdatenbank vorliegen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die
Rezipienten für die Nutzung von Webradio mehr Ressourcen aufbringen müssen als
bei einem Inhalt, der über das klassische UKW-Radio transportiert wird.
Demgegenüber erfordert der Betrieb eines UKW-Radiosenders einen nicht
unerheblichen Einsatz monetärer Mittel, da sowohl der Sendemast und die
Programmheranführung als auch ein professionelles Aufnahmestudio finanziert und
unterhalten werden müssen. Im Bereich des Webradios genügt es hingegen, einen
Server bereitzustellen, und bei der Produktion des Programms kann zudem ebenfalls
auf preiswertere Technik zurückgegriffen werden. Diese Vorgehensweise ist zwar
für den Produzenten weitaus günstiger, aber sie lässt sich, bezogen auf die
Produktionsqualität, nur in wenigen Fällen als qualitativ gleichwertig bezeichnen.
Des Weiteren nimmt der klassische Radio-Rundfunk durch seine ubiquitären und
9 vgl. Meyen, 2004, S. 181, Etwa 99 % aller Haushalte verfügen über mindestens ein Radiogerät und
2003 hörten im Durchschnitt 79% der deutschen Bundesbürger ca. 196 Minuten UKW-
Hörfunkprogramm pro Tag.
10 Dieser Aspekt ist von besonderer Bedeutung, da sich diese Kosten nach der Dauer der Nutzung
richten, falls der Rezipient keine Internet-Flatrate nutzt. Die GEZ-Gebühren für den UKW-
Rundfunk hingegen sind ein Festbetrag, der vom absoluten Betrag geringer ist und zur
unbegrenzten Nutzung berechtigt.
11 Nach Frieling/ Sonntag, 1999, S. 332 lassen sich Phänomene das Interface oder die
Benutzungsschnittstelle betreffend unter dem Hyperonym der Mensch-Computer-Interaktion
zusammenfassen.
Robert Piehler 8
mobilen Nutzungsmöglichkeiten eine Sonderstellung im Mediensystem ein12, die in
der Gegenüberstellung mit dem Webradio noch stärker deutlich wird. So wird
Radiohören während einer Autofahrt erst dadurch möglich, dass dem Empfänger
flächendeckend ein Sendesignal zur Verfügung steht, das nicht an eine Übertragung
per Datenkabel gebunden ist. Zwar sind auch beim Webradio prinzipiell kabellose
Informations- bzw. Datenübertragungen, zum Beispiel per WLAN, denkbar, doch
die entsprechende Sende- und Empfangsinfrastruktur steht dafür nicht bereit. Andere
neue Radioformen, wie das Digitalradio, müssen sich bei ihrer Etablierung ebenfalls
mit diesem Problem auseinandersetzen. Sie sind davon sogar in stärkerem Maße
betroffen, da sie entgegen dem Webradio speziell für diese Anforderungen
entwickelt worden sind13.
Dieser Verschiebungsprozess der benötigten Ressourcen schafft gänzliche neue
Produktions- und Rezeptionsbedingungen. Ein vormals durch die finanziellen Kosten
auf massenmediale Verbreitung ausgelegtes und beschränktes Programm kann über
den Kanal Internet jetzt auch ökonomisch vernünftig einer kleineren Zielgruppe zur
Verfügung gestellt werden14. Daraus folgt, dass sich zwischen der medialen Makro-
und Mikroebene auch Mesomedien finden lassen15. In diesem Kontext ist der
Übergang von der Frequenzknappheit zur Bandbreitenknappheit einzuordnen.
Während beim terrestrischen Rundfunk die Anzahl der Programme durch die
verfügbaren Frequenzen limitiert ist, sind beim Webradio unendlich viele Radio-
Stationen möglich, die parallel ihre Inhalte senden. Dies ist jedoch mit dem Nachteil
verbunden, dass die Anzahl der gleichzeitigen Hörer durch die Bandbreite der
Internetverbindung beschränkt ist. Beim UKW-Rundfunk hingegen ist es
übertragungstechnisch gesehen irrelevant, ob ein Programm von 500 oder 500000
Menschen gehört wird, da der Bereitstellungsaufwand sich dabei nicht
unterscheidet16. Weiterhin werden an den Rezipienten bei der Nutzung von
Webradioangeboten nicht nur höhere Anforderungen kognitiver und finanzieller Art
12 Die umfassende mobile Nutzungsmöglichkeit, die diese Sonderstellung konstituiert, ist neben dem
Radio nur bei Mobiltelefonen, die jedoch der Individualkommunikation dienen und kaum nebenbei
für Paralleltätigkeiten genutzt werden, verbreitet. Vgl.: Lindner-Braun, 1998, S. 41 - 43
13 vgl. Rein, 2001, URL: http://www.querfunk.de/dab/dab.html, letzter Zugriff: 22.06.2005
14 Hierbei wird vereinfachend von einem 1-zu-1-Transfer des Programms vom UKW-Sendebereich
auf den Online-Sektor ausgegangen ohne bei diesem Prozess webspezifische Programmelemente zu
berücksichtigen.
15 vgl. Kap. 3.4
16 Es wird bei diesen Ausführungen von einem idealisierten Fall, wie er in einer Großstadt zu
finden ist, ausgegangen. Wenn sich jedoch für die 500 und die 500000 Hörer das Sendegebiet der
Größe nach unterscheidet, ist selbstverständlich auch der Bereitstellungsaufwand nicht gleich.
Neues Radio, neue Möglichkeiten 9
gestellt, sondern auch der Grad der Partizipation an der Programmgestaltung ist
zumeist höher. Der Prozess der interaktiven Einbindung des Rezipienten kann direkt
über die Form der Programmbereitstellung17 geschehen oder indirekt über das
Angebot von Zusatzdiensten wie Chat oder Foren realisiert werden. Diese
Erkenntnisse bilden die Grundlage des vorliegenden Studienentwurfes und
nachfolgend wird ein kurzer Überblick über bereits durchgeführte Untersuchungen
das Thema stärker eingrenzen.
1.3 Die Ausgangssituation des Projektes – Bisherige Forschungsergebnisse
Im Verhältnis zu anderen Medien, insbesondere dem Fernsehen und Internet, sind
dem Hörfunk nur wenige wissenschaftliche Studien oder Untersuchungen gewidmet.
Die dafür kausal verantwortlichen Aspekte lassen sich wie folgt vermuten18: Der
Radio-Rundfunk ist zumeist ein Nebenbei-Medium und diese Feststellung
manifestiert sich auch im Image der Radioforschung, der nur eine sekundäre
Bedeutung eingeräumt wird. Außerdem kann das Radio in Bezug auf die Inhalte nur
eingeschränkt mit audiovisuellen Medien konkurrieren, denen bedingt durch die
„Macht der Bilder“19 eine größere Medienwirkung zugeschrieben wird. Des
Weiteren gab es in Deutschland bis in die 80er Jahre ein relativ starres
Rundfunksystem der öffentlich-rechtlichen Programme. Erst durch die Zulassung
privatwirtschaftlicher Rundfunkanbieter und der Einführung der Service-Wellen im
Hörfunkbereich begann auch für die Publikumsforschung wieder eine produktivere
Phase20. Jedoch werden die Forschungsetats für die Radioforschung nicht zuletzt
auch durch die relativ geringen Werbeeinahmen von Radioprogrammen begrenzt.
Bei den vorhandenen Untersuchungen zum UKW-Rundfunk handelt es sich darüber
hinaus oft um Auftragsforschung der Landesmedienanstalten21 oder privater
Anbieter, die nur Partikularinteressen zum Gegenstand hat22. Durch diese Umstände
17 Dabei ist generell zwischen Streaming-Angeboten und Radio-on-Demand (ROD) zu unterscheiden.
Während Erstgenannte, vergleichbar dem konventionellen Rundfunk, ihr Programm linear
bereitstellen, kann der Nutzer bei ROD, zumeist über ein Web-Interface, direkt einzelne
Programmteile anwählen. In der Praxis treten beide Formen häufig zusammen auf, indem z. B. ein
Webradioanbieter sein aktuelles Programm per Stream bereitstellt und bestimmte Wortbeiträge als
Download anbietet. Vgl. dazu auch: Goldhammer/ Zerdick, 2001, S. 35 - 37
18 vgl. Meeyen, 2004, S. 178
19 zitiert nach Stuiber, 1998 bei Meyen, 2004, S. 178
20 vgl. Keller, 1992, S. 3 - 4
21 vgl. Bessler, 1980, S. 123 - 126
22 vgl. Lindner-Braun, 1998, S. 7
Robert Piehler 10
hat sich die traditionelle Radioforschung lange Zeit in hohem Maße auf die
Erfassung von Hörerdaten aus Sicht der Produzenten beschränkt. Erst spät wurde die
medienzentrierte Sichtweise in diesem Bereich aufgegeben und um
rezipientenrelevante Faktoren erweitert. So wurde Potenzial verschenkt, da die
Ergebnisse der Forschungsarbeit nur eingeschränkte Gültigkeit besaßen.
Medienpsychologisch betrachtet, hat man sich übermäßig auf die Medienwirkung
konzentriert und die Mediennutzung weitestgehend vernachlässigt23. Diese
Konzentration hat jedoch nicht zu umfangreichen Erkenntnissen über die medialen
Auswirkungen des Hörfunkkonsums geführt, sondern beschränkte sich meist auf
relativ simple Reichweiten- und Einschaltquotenforschung. Erst seit Beginn der 90er
Jahre haben sich zunehmend auch Studien etabliert, die soziale, affektive und
medienpsychologische Komponenten berücksichtigen und so ein differenziertes Bild
der Hörfunknutzung ermöglichen24.
Als relativ junges Medium ist der Online-Rundfunk noch seltener
Forschungsgegenstand als sein Pendant auf Frequenz. Es finden sich nur einzelne
Studien bzw. Teile von Studien, die Rückschlüsse auf die Rezeption von Webradio
zulassen. Am bekanntesten ist dabei sicherlich die ARD-Onlinestudie, die jährlich
veröffentlicht wird und verschiedene Einstellungen sowie Verhalten von
Internetnutzern abfragt. Dabei ist jedoch nur ein geringer Teil der Daten für
Untersuchung von Webradio relevant. Eine breitere Datengrundlage verwendet das
Arbeitspapier Heft Nr. 164 des Kölner Instituts für Rundfunkökonomie25. Neben der
Entwicklung des Online-Rundfunks finden sich auch medienpsychologische
Erklärungsansätze zur Nutzung. Die Arbeit erfasst die Nutzung nach Kriterien des
klassischen Rundfunks zwar relativ genau, die mediumsspezifischen Aspekte werden
jedoch nur unzureichend aufgezeigt. Bei der Nutzung von Webradio können neue
kommunikationswissenschaftliche Phänomene auftreten, die untersucht und
integriert werden sollten. Die theoretischen Grundlagen dafür finden sich
23 Die medienpsychologische Forschung als Hyperonym kann in zwei zentrale Fragestellungen
gegliedert werden: „Was machen die Medien mit den Menschen?“, die den Bereich der
Medienwirkung prägt, und „Was machen die Menschen mit den Medien?“, die grundlegend für die
so genannte Mediennutzung ist. Vgl. dazu: Kap. 3.2 der vorliegenden Arbeit sowie Leffelsend/
Mauch/ Hannover, 2004, S. 51 – 71. Mediennutzung kann darüber hinaus in
die Prozesse Medienauswahl, Medienrezeption und Medienaneignung gegliedert werden. Vgl.
auch: Hasebrink, 2003
24 Die Veröffentlichungen von Keller (1992) und Weiss/Hasebrink (1994) sind in diesem Kontext
besonders zu empfehlen.
25 vgl. Jäger, 2003
Neues Radio, neue Möglichkeiten 11
beispielsweise bei Goldhammer und Zerdick26, die in ihrer Veröffentlichung zwar
inhaltlich über den eigentlichen Online-Rundfunk hinausgehen, aber insgesamt einen
guten Einstieg in das Thema bieten.
1.4 Vorgehensweise
Um die Nutzung von Webradioangeboten valide zu erfassen und in einem zweiten
Schritt von einer deskriptiven Nutzungsstatistik explikativ zu Motiven der
Rezipienten zu gelangen, ist es notwendig, interdisziplinär Modelle und Ansätze zu
integrieren. Dabei ist es zweckmäßig, bisherige Forschungen zu berücksichtigen,
aber auch zielgerichtet eigene Ansätze zu konstruieren, wenn die konventionellen
Methoden einen Wissenszuwachs verhindern. Eine ähnliche Studie zur
Mediennutzung für den UKW-Radio-Sektor ist beispielsweise von Michael Keller27
durchgeführt worden. Der Integrationsansatz ist folglich nicht neu, sondern
besonders im Bereich der Medien- und Kommunikationsforschung durchaus üblich.
Dabei ist die fachliche und personelle Nähe zwischen den Medienwissenschaften und
der Psychologie einem derartigen Vorgehen förderlich28.
Zunächst werden daher klassische Items der Publikumsforschung angewendet, die
primär nach der Nutzungszeit und -dauer von Webradio fragen. Dabei sollen jedoch
auch die Begleitumstände der Mediennutzung erfasst werden, da sie eine exaktere
Verortung des Webradiokonsums in der Gesamtnutzung von Medien erlauben.
Dieser Teil wird weitgehend konform zu den Erhebungen der Media-Analyse für den
UKW-Sektor konzipiert sein und kann durch Sekundärauswertungen der ARD-
Onlinestudie sowie der Studie von Jäger29 ergänzt werden. Bei der Erfassung der
Nutzung wird des Weiteren das Konzept der Radiorepertoires von Weiss &
Hasebrink30 in die Betrachtungen eingebunden, um zu klären, ob sich ähnliche
Kategorien auch für den Online-Rundfunk klassifizieren lassen. Einen weiteren
interessanten Ansatz in der Radioforschung verwenden die oben genannten Autoren
auch bei der Klassifizierung der Hörer. Neben den üblichen demografischen Daten
26 vgl. Goldhammer/ Zerdick, 2001
27 vgl. Keller, 1992, Eine Ähnlichkeit der beiden Studien liegt nur hinsichtlich der zugrundegelegten
Hypothesen und Konstrukte vor. Methodik und Umfang weisen hingegen Unterschiede auf.
28 vgl. Meyen, 2004, S. 9
29 vgl. Jäger, 2003
30 vgl. Weiss & Hasebrink, 1994. Weiss & Hasebrink prägten in ihrer Sekundäranalyse diesen Begriff
für verschiedene Hörerkategorien, die sich gemäß ihrer sozialen Gruppenzugehörigkeit einen
spezifischen Mix von Inhalten zusammenstellen und dabei bestimmte Sender präferieren.
Robert Piehler 12
wie Alter und Einkommen versuchen sie, soziale Milieus und Lebensstile zu
integrieren. Doch die unzureichende Datengrundlage der MA lässt diesbezügliche
Untersuchungen nur in eingeschränktem Maße zu. Bei der Konstruktion einer
eigenständigen Studie zum Thema Webradio können diese Faktoren hingegen stärker
berücksichtigt werden. So ergeben sich Rezeptionsmuster und Hörertypologien, die
die tatsächliche Situation besser repräsentieren und damit auch konkretere
Rückschlüsse auf Motive der Nutzung zulassen.
Durch Einbeziehung des Uses-and-Gratification-Ansatzes und der Theorie des
Mood-Management sollen Rezipientenentscheidungen psychologisch nach
Bedürfnissen erklärt werden. Im Besonderen soll dabei auf die Bedeutung der
sozialen Meso-Ebene eingegangen werden. Webradio ermöglicht es aufgrund des
neuen, finanziell günstigeren Übertragungskanals Internet, ein ursprünglich auf
Massenkommunikation ausgelegtes Medium auch für eine wesentlich kleinere
Zielgruppe zuzuschneiden. So können jetzt soziale Randgruppen sowie andere
Interessenvertreter ihre Informationen umfassend medial vermitteln und starre
Strukturen im Sinne eines „Kleinsten-Gemeinsamen-Nenner-Programmes (sic!)“31
sind nicht mehr zwangsweise notwendig. In diesem Zusammenhang sind die
Konzepte der Masscustomization, des Ich-Kanals und des so genannten Prosumers,
anstelle des klassischen Konsumenten, von besonderer Bedeutung. Der vorliegende
Studienentwurf soll prüfen, ob der Online-Rundfunk tatsächlich auf diese Art und
Weise genutzt wird oder ob sich trotz der veränderten Infrastruktur ähnliche Ziel-
und Hörergruppen wie im terrestrischen Radio ausgebreitet haben. Falls alte
Programmstrukturen32 tatsächlich obsolet geworden sind, stellt dies
selbstverständlich neue Anforderungen an die Produzenten, die zum Beispiel über
einen stärkeren Regionalbezug versuchen könnten, den Trend aufzunehmen.
Eine Komponente, die ebenfalls in die Betrachtung einfließen soll, ist der Grad der
Interaktivität eines Webradioprogramms. Interaktivität ist keine Erfindung der neuen
Medien, denn auch die „alten neuen Medien“33 wie das Fernsehen bieten einen
gewissen Interaktivitätsgrad. Dies beschränkt sich nicht ausschließlich auf das Aus-
und Umschalten, sondern umfasst auch Sendeelemente, die den Zuschauer direkt
31 Goldhammer/ Zerdick, 2001, S. 11
32 Umfassende Ausführungen zu Programmstrukturen und Produktionstechniken des terrestrischen
Rundfunks finden sich bei Wilby/ Conroy, 1996. Zur Formatierung von UKW-Radioprogrammen
sei an dieser Stelle zudem auf die Veröffentlichung von Prüfig, 1993 verwiesen.
33 Piehler, 2005 (unveröffentlicht), S. 1
Neues Radio, neue Möglichkeiten 13
einbinden wie zum Beispiel eine Ratgebersendung, in der man gegebenenfalls
telefonisch Fragen stellen kann. Die traditionellen Printmedien Zeitung und Buch
fordern vom Rezipienten ebenfalls einen interaktiven Umgang, indem er
beispielsweise Texte selektiert oder Abbildungen einzelnen Inhaltsentitäten zuordnet.
Die verschiedenen Medien unterscheiden sich also nicht hinsichtlich der Frage, ob
Interaktivität vorliegt, sondern lediglich nach dem Maß, in dem sie ausgeprägt ist.
Mithilfe geeigneter Items soll geklärt werden, welche Auswirkungen der erhöhte
Interaktivitätsgrad bei Webradios auslöst und ob damit ein verändertes
Rezeptionsverhalten verbunden ist. Die Erfassung dieser Phänomene gestaltet sich
jedoch problematisch, da es in den verschiedenen Formen des Webradios erhebliche
Unterschiede bezüglich interaktiver Elemente gibt, die sich zudem sowohl im
Programm als auch in Zusatzdiensten manifestieren können34.
Als Methode zur Erhebung der erforderlichen Rohdaten greife ich auf eine
quantitative Fragebogenkonstruktion zurück. Eine exploratorische Studie impliziert
zwar zunächst vorrangig den Einsatz qualitativer Methoden, um das Forschungsfeld
einzugrenzen, jedoch wird im vorliegenden Entwurf ein großer Wert auf die
Vergleichbarkeit mit Ergebnissen zum UKW-Radio gelegt. Für diesen Sektor lässt
sich bereits eine Reihe von quantitativen Untersuchungen finden. Auch für die
Nutzung von verschiedenen Internetdiensten und –angeboten sowie den damit
verbundenen Nutzungshypothesen existieren standardisierte Befragungen, wie zum
Beispiel die ARD-Online-Studie. Daher wird in der vorliegenden Arbeit ebenfalls
ein quantitativer Forschungsansatz gewählt. Der Studienentwurf ist dabei aus
Gründen der Durchführbarkeit zunächst speziell für Studenten angelegt35. Daraus
ergeben sich organisatorische Vorteile für den Pretest und eine eventuelle spätere
Durchführung der Studie, aber selbstverständlich auch Nachteile, die Aussagekraft
der Ergebnisse betreffend. Dies ist zum einen verbunden mit Einschränkungen, die
der Fragebogen als Messinstrument per se mit sich bringt, und zum anderen mit
solchen, die durch die gewählte Stichprobe entstehen. Es liegt auf der Hand, dass die
Studentenschaft einer Universität nicht als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung
angesehen werden kann, doch sie ist als Stichprobe der Untersuchung auch aus
einem anderen Grund problematisch: Durch ihren Bezug zu Forschung und Lehre ist
ihr Antwortverhalten a priori verzerrt. Dies ist ein Problem der gesamten
34 vgl. Kap. 3.3
35 vgl. Kap. 2.3
Robert Piehler 14
empirischen Hochschulforschung, die „größtenteils Studentenforschung im
doppelten Sinne [ist, der Autor]: Studierende sind sowohl interessante
Untersuchungsobjekte als auch interessierte Untersuchungssubjekte.“36 Dennoch
kann der gefundene Kompromiss insgesamt als angemessen betrachtet werden. Die
Konstruktion des Fragebogens wird modular gestaltet sein, sodass z. B. durch den
Austausch der soziodemographischen Module eine Anwendung für weitere
Bevölkerungsgruppen durchaus möglich ist. Für die Umsetzung des Fragebogens
wurde Microsoft Word verwendet, da mit dieser Software Änderungen im
Itemdesign schnell und unkompliziert durchgeführt werden können. Für das
endgültige Fragebogendesign ist jedoch aus ästhetischen und praktischen Gründen
eine Umsetzung in einem speziellen Programm zur Formularerstellung wie Adobe
Designer durchaus angemessen. So kann durch optische Mittel und variable
Möglichkeiten zur Bearbeitung37 des Fragebogens die Rücklaufquote erhöht werden.
Der Kodierungsplan zur Auswertung der erhobenen Daten ist mit der Software SPSS
in der Version 13 erstellt worden. Nachfolgend soll intensiver auf den Aufbau des
Fragebogens sowie die damit verbundenen Konsequenzen eingegangen werden.
36 Kirchhoff/ Kuhnt/ Lipp/ Schlawin, 2001, S. 9
37 Neben dem traditonellen Weg der postalischen Befragung wird durch das Programm auch eine
Online-Variante bereitgestellt. Der Testperson wird dabei die Möglichkeit gegeben den Fragebogen
direkt am Rechner auszufüllen und dann per E-Mail oder ausgedruckt per Post zurückzusenden.
Neues Radio, neue Möglichkeiten 15
2 Die Methode der Studie - Der Fragebogen
Ein großer Teil der Studie wird sich auf Fragen beziehen, die das Medium Webradio
unter Aspekten der Mediennutzung als Subkategorie der Medienpsychologie
untersuchen. In diesem Forschungsbereich spielen fragebogenbasierte
Untersuchungen eher eine untergeordnete Rolle. Inhaltsanalysen, telemetrische
Verfahren oder laborexperimentelle Methoden, die „in der Psychologie oft als der
Königsweg der Erkenntnis“38 gelten, scheinen unter Medienpsychologen wesentlich
beliebter zu sein als die im Vergleich unspektakuläreren Befragungen. Es muss
natürlich ebenfalls beachtet werden, dass Fragebögen nur eine eingeschränkte
Aussagekraft haben. Durch für die Testpersonen selbstreflexive Items, die
methodisch auf Introspektion zurückgreifen, besteht immer eine potenzielle
Verzerrung durch Missverständnisse, verfälschte Erinnerungen, soziale
Erwünschtheit und ähnliche Phänomene39. Dass an dieser Stelle dennoch dieser
Methode der Sozialwissenschaft der Vorzug gegeben wurde, hängt mit mehreren
Faktoren zusammen.
Zum einen ist es die Zielstellung dieses Studienentwurfes, Theorien und Konstrukte
verschiedener Forschungsrichtungen zusammenzuführen, die eine gemeinsame
methodische Grundlage notwendig macht. Um Ideen der Kommunikations- und
Publikumsforschung in einen medienpsychologischen Rahmen einzubetten, ist ein
Fragebogen als kleinster gemeinsamer Nenner relativ unkompliziert umzusetzen.
Zum anderen sind auch die verfügbaren Ressourcen ein entscheidendes Kriterium für
die Wahl der Methode. Für den Rahmen dieser Arbeit ist es finanziell nicht möglich,
ein Labor samt Belegschaft bereitzustellen oder eine Vielzahl von Haushalten mit
Pocket-People-Metern40 zur genauen Messung der Mediennutzung auszustatten.
Doch auch bezüglich der notwendigen Durchführungszeit sowie der Human
Ressources bietet der Fragebogen entscheidende Vorteile. Nachteile wie eine
möglicherweise geringere Reliabilität oder Validität werden dabei in Kauf
genommen, denn „Forschung ist immer eine Sache der Entscheidungsfindung“41.
38 Nieding/ Ohler, 2004, S. 356
39 Vgl. Schnell/ Hill/ Esser, 1999, S. 330 – 333, Die Autoren bilden 10 Kategorien von
Antwortverzerrungen, die auch als >>Response Errors<< bezeichnet werden. Am häufigsten
kommen in der Praxis die so genannte Zustimmungstendenz und die soziale Erwünschtheit vor.
40 vgl. Schwab/ Unz, 2004, S. 235
41 Kirchhoff/ Kuhnt/ Lipp/ Schlawin, 2001, S. 13
Robert Piehler 16
Doch mit der Auswahl des Fragebogen-Verfahrens als Methode war diese
Entscheidungsfindung keinesfalls abgeschlossen. Für die Konstruktion einer
Befragung stehen im Wesentlichen zwei Testtheorien zur Verfügung, die Klassische
und die Probabilistische, die in Kapitel 2.1 erörtert werden. Für nachfolgende
Studien kann der vorliegende Fragebogen zumindest als Grundlage dienen, um
mithilfe anderer Methoden weiterführende Ergebnisse zu ergänzen.
Inhaltsanalysen42, die Webradioprogramme mit den Programmen des terrestrischen
Rundfunks vergleichen, sind dabei genauso vorstellbar wie Laborexperimente zum
Umschaltverhalten in Bezug auf Online Rundfunk. Da das Medium Webradio
innerhalb der Medienpsychologie bisher nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat,
sind noch viele Felder unbearbeitet und demzufolge auch Untersuchungen
verschiedenster Art denkbar.
2.1 Klassisch vs. Probabilistisch – Quo vadis Fragebogen?
Die Notwendigkeit einer Testtheorie ergibt sich aus folgenden Überlegungen: Selbst
bei konstanten Testbedingungen lassen sich für einen einzelnen Probanden variable
Ergebnisse feststellen. Diese beruhen auf unkontrollierbaren Bedingungen, wodurch
„die Kenntnis eines einzelnen Wertes zu falschen Schlussfolgerungen führen“43
kann. Daher ist es notwendig, mehrere Messgelegenheiten bereitzustellen. Dies kann
über die Vorgabe mehrerer Items oder Testwiederholungen realisiert werden. Für
Leistungstests ist es zudem relevant, Items unterschiedlicher Schwierigkeit
vorzugeben und die Leistungsfähigkeit des Probanden anhand von Mittlung der
Ergebnisse, Summenleistung oder Trefferzählung zu bestimmen. Dies kann
entweder gemäß der Klassischen oder der Probabilistischen Testtheorie geschehen.
Unabhängig von der dem Test zugrunde liegenden Theorie müssen jedoch die
Haupt- und Nebengütekriterien erfüllt werden. Die Hauptgütekriterien umfassen die
Kategorien Objektivität, Reliabilität und Validität, während Normierung,
Vergleichbarkeit, Nützlichkeit und Ökonomie Nebengütekriterien darstellen44.
42 vgl. Bente/ Krämer, 2004, S. 2004 – 206, Inhaltsanalysen eignen sich ebenfalls für exploratorische
Studien um große Datenmengen zu systematisieren und Materialstichproben zu selektieren.
43 Bühner, 2004, S. 20
44 vgl. ebd., S. 28 - 34
Neues Radio, neue Möglichkeiten 17
2.1.1 Die Klassische Testtheorie – Der Klassiker unter den Testtheorien
Nach Rost45 dient diese Theorie als Grundlage des Testverfahrens für etwa 95% aller
Tests. Ihr Name, der ursprünglich gewählt wurde, um auszudrücken, dass es sich
dabei um die erste Theorie zur Beschreibung der Konstruktion von psychologischen
Tests handelt, hat damit eine gewisse Doppeldeutigkeit erreicht.
Ihr größter Vorteil liegt in der einfachen Anwendbarkeit, und verbunden mit einer
Bewährtheit der erzielten Testergebnisse, lässt sich wahrscheinlich darin auch der
Grund für ihren anhaltenden Erfolg sehen. Da es sich bei der Klassischen Testtheorie
um eine Messfehlertheorie handelt, besteht ihr zentrales Konzept aus der
Zusammensetzung eines beobachteten Messwertes aus Wahrem Wert (T) und
Messfehler (E). Über den Modus der Itembeantwortung und die Ursachen der
Testleistung sind jedoch keine Aussagen möglich46, d.h. es wird keine Verbindung
zwischen einem Merkmal und der Itembeantwortung hergestellt. Der Messfehler
entsteht aus systematischen Übungs- und Transfereffekten, unsystematischen
äußeren sowie unsystematisch inneren Einflüssen. Diese können auch in
Kombination auftreten. Ziel ist es nun, über mehrere beobachtete Testergebnisse in
Verbindung mit Mittelwerten den Messfehler zu ermitteln und so auf den wahren
Wert zu schließen. Die vorangegangen Ausführungen dürfen selbstverständlich nur
als ein grob skizziertes Konzept dieser Theorie verstanden werden. Für ein tief
greifendes Verständnis ist die Rezeption weiterer Fachliteratur unerlässlich47, deren
Darstellung jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist.
2.1.2 Die Probabilistische Testtheorie - Wie kommen Antworten zustande?
Die theoretisch besser fundierte Alternative zur Klassischen Analysemethode stellt
die Probabilistische Testtheorie dar. Als psychologische Testtheorie zeigen sich nach
MacDonald & Paunonen ihre Vorzüge im Besonderen bei der Optimierung der
Itemauswahl anhand von Itemdiskriminationsparametern für Items mit hohen und
geringen Schwierigkeitsgraden. Die Autoren verweisen jedoch auch darauf, dass in
45 Rost, 1999, S. 140
46 vgl. Fischer, 1974, S. 124
47 Dabei sei zum einen nochmals auf Bühner (2004) verwiesen, der eine gut verständliche Einführung
in das Thema bietet. Zum anderen sind die Veröffentlichungen von Bortz (1999), Bortz
& Döring (2002) sowie Steyer & Eid (2001) zu empfehlen. Als Einführung in statistisch-
mathematische Verfahren allgemein ist Zöfel (2003) gut geeignet, da der relativ trockene Stoff hier
aufgelockert und so weit wie möglich unkompliziert dargelegt wird.
Robert Piehler 18
einer Vielzahl von Studien insgesamt keine entscheidenden Vorteile für die
Probabilistische Methode festgestellt werden konnten.48
Die zentrale Annahme dieser Testtheorie besagt, dass die Antworten auf einzelne
Items Indikatoren für latente Fähigkeiten darstellen. Die Lösungswahrscheinlichkeit
für ein Item setzt sich demnach aus der Fähigkeit oder Merkmalsausprägung des
Probanden, dem Personenparameter, sowie der Schwierigkeit des Items, dem
Itemparameter, zusammen. Diese Analysemethode macht somit im Gegensatz zur
Klassischen Testtheorie „Annahmen über das Zustandekommen von
Itemantworten“49. Für das Testdesign steht eine große Anzahl von probabilistischen
Modellen zur Verfügung. Daher sind bei der Auswahl des geeigneten Modells
Faktoren wie die Skalenqualität, die Anzahl der Antwortkategorien oder das
Vorkommen von Rateparametern zu beachten.
Mit diesen Modellen lassen sich zwar Testkonstruktionen entwerfen, die im
Vergleich zu Konstruktionen der Klassischen Testtheorie zumindest auf gleichem
oder höherem Level Fähigkeiten bzw. Merkmalsausprägungen messen, jedoch ist
dies mit einem stark erhöhten Aufwand verbunden. So ist es beispielsweise nicht
immer problemlos möglich Items zu generieren, die das Kriterium der
Modellkonformität erfüllen. An dieser Stelle sei erneut auf entsprechende
Fachliteratur verwiesen, da eine angemessene Darstellung im Rahmen dieser Arbeit
nicht vollzogen werden kann.50
2.1.3 Fazit und Konsequenzen für den vorliegenden Studienentwurf
Nach einem Prozess des Abwägens von Pro und Contra ist für den vorliegenden
Studienentwurf die Klassische Testtheorie als Grundlage ausgewählt worden. Dies
ist vor allem auf die integrativen Ansätze in der Studie und die zum Teil
exploratorischen Thesen, die diesen zugrunde liegen, zurückzuführen. Bei dieser Art
von unzureichend definierten Konstrukten ist es relativ schwierig, modellkonforme
Items zu erzeugen. Der Studienentwurf soll daher dazu dienen, eine vorläufige
Datenbasis zu schaffen und weiterführende Fragen aufzuwerfen. In dieser frühen
48 vgl. MacDonald & Paunonen, 2002 in Bühner, 2004, S. 40
49 Bühner, 2004, S. 41
50 Einen guten Überblick über probabilistische Modelle gibt Moosbrugger (2002). Sehr umfassende
Ausführungen zur gesamten Probabilistischen Testtheorie finden sich hingegen bei Rost (1996).
Neues Radio, neue Möglichkeiten 19
Phase der Forschung ist ein probabilistisches Testdesign beschwerlich und eher
hinderlich. Die verfügbaren Ressourcen zur Erstellung des Entwurfes und der
Durchführung von Pretests zur Validierung des Designs legen ebenfalls einen
Studienentwurf nach Klassischer Testtheorie nahe. Daher wird der Annahme, dass
„eine sorgfältige Testkonstruktion nach Klassischer Testtheorie sinnvoller ist als
unkritisch gebildete Skalen“51, Rechnung getragen. Nachdem diese grundlegende
Entscheidung getroffen war, konnte mit der Erarbeitung und Optimierung des
Fragebogens begonnen werden. Der Verlauf dieses Prozesses wird nachfolgend
dargestellt.
2.2 Von der These zum Fragebogen – Trial and Error
Zu Beginn des Projektes stand eine umfangreiche Einarbeitung in die Thematik, um
den aktuellen Stand der Forschung in Bezug auf Webradioangebote einschätzen zu
können. Daran schloss sich eine systematische Analyse der gefundenen Definitionen,
Thesen und Konstrukte sowie deren Operationalisierung und Transformulierung in
geeignete Items an. Dabei handelt es sich um einen „Arbeitsgang, für den es keine
wissenschaftlich ausgearbeiteten Prinzipien gibt, sondern der zumeist auf
Erfahrungsregeln basiert.“52 Dennoch ist eine erhöhte Sorgfalt in dieser Phase der
Entwicklung notwendig, um einen späteren Mehraufwand bei der Auswertung zu
vermeiden. Außerdem muss, um eine angemessene Inhaltsvalidität53 des Tests zu
generieren, eine repräsentative Itemmenge zu jedem der zu untersuchenden
Merkmale bereitgestellt werden. Die auf diese Weise gewonnenen Items sind auf
eine subjektive Informationsgewinnung per Selbstbeurteilung durch die Probanden
angelegt. Jedoch waren die Fragestellungen zu Beginn des Projektes verbal noch sehr
nah an den zugrunde liegenden Modellen und Konstrukten orientiert. Um für die
Teilnehmer der Studie eine bessere Verständlichkeit und damit verbunden auch eine
höhere Rücklaufquote sowie eine geringere Wahrscheinlichkeit des fehlerhaften
Ausfüllens zu erreichen, wurden die Items nochmals in ihrem Wortlaut bearbeitet
51 Bühner, 2004, S. 41
52 Kirchhoff/ Kuhnt/ Lipp/ Schlawin, 2001, S. 21
53 Die Inhaltsvalidität gibt an, inwiefern ein Test bzw. Testitem ein zu messendes Merkmal
hinreichend genau erfasst.
Robert Piehler 20
und Filterfragen54 integriert. Dadurch wurde der Prozess der Bearbeitung der
Befragung für die Testpersonen einfacher und ökonomischer gestaltet.
Außerdem wurden zu diesem Zeitpunkt auch die Skalen zur Beantwortung der
Fragen gebildet. Bei einer Unterteilung eines Items in Frage und Antwortformat
stellen sie das Antwortformat dar, das für den Prozess des so genannten Messens55
relevant ist. Im Test kommen eine fünfstufige Ordinalniveau-Skala zur Erfassung der
Zustimmung und eine zweistufige Skala56 für dichotome Items zum Einsatz. Damit
werden Meinungs- und Faktfragen in geschlossenem Format abgebildet. Weiterhin
werden einige Daten, wie z.B. die Angabe der Universität, als offene oder
geschlossene Fragen nominalskaliert erfasst. Eine Variable nach Ordinalniveau
versieht die verwendeten Kodezahlen mit einer empirischen Relevanz, d. h. man
kann die Antworten nach einer Wertigkeit ordnen. Die Differenzen zwischen zwei
Kodezahlen bleiben davon jedoch unberührt. Folglich ist festzuhalten, dass keine
Aussagen darüber möglich sind, wie stark sich die Zustimmung eines Probanden
unterscheidet, je nachdem ob er beispielsweise bei der Beantwortung des
Fragebogens „trifft kaum zu“ oder „trifft teilweise zu“ bzw. „trifft teilweise zu“ oder
„trifft zu“ auswählt. Der absolute Differenzwert in der Kodierung beträgt jeweils 1,
aber die Definition der Begriffe ist zu vage, um daraus sinnvolle Rückschlüsse
abzuleiten57. Im Gegensatz dazu ist die Zuordnung von Ziffern zu den Ausprägungen
einer Variablen bei Skalen nach Nominalniveau ohne empirische Bedeutung. Die
oben exemplarisch genannte Angabe der Universität, an der man immatrikuliert ist,
lässt sich nicht in eine Ordnungsrelation bringen. Daher erfolgt die Zuordnung der
Kodezahlen willkürlich.
Nach der Operationalisierung wurde zur Überprüfung des Fragebogens mit einer
mehrstufigen Testphase begonnen. Die erste Fassung des Studienentwurfes wurde
dabei zunächst zwei Kleingruppen mit je fünf Teilnehmern vorgelegt, die den
Fragebogen einzeln in einem Think-Aloud-Interview zuerst beantworten mussten
54 Filterfragen erheben das Vorliegen eines separierenden Merkmals, das deutlich macht, ob ein
Fragekomplex für einen Befragten relevant ist oder nicht. Dadurch wird der Testperson ein
unnötiger Aufwand erspart. Vgl. dazu: Schnell/ Hill/ Esser, 1999, S. 321
55 vgl. Zöfel, 2003, S. 18, „Das Messen einer Variablen ist die Zuordnung von Zahlen zu den
einzelnen Fällen.“
56 Dichtome Variablen bilden terminologisch exakt betrachtet eine Ausnahme in der
Messniveauklassifizierung. Sie stehen zwischen Nominal- und Ordinalniveau.
57 vgl. Zöfel, 2003, S. 21 -22
Neues Radio, neue Möglichkeiten 21
und im Anschluss daran Kritik zum Frage-Design in einem gemeinsamen
Brainstorming vorbringen konnten. Dabei wurden verschiedene
Tagesordnungspunkte, wie kritische Fragebogenteile oder das Verständnis einzelner
Wörter, durch den leitenden Interviewer vorgegeben58. Des Weiteren wurden
einzelne Personen, die im Umgang mit statistischen Erhebungen erfahren sind,
gezielt zu Änderungsvorschlägen bezüglich der Item-Formulierungen an dem
Studienentwurf befragt. Nach dieser ersten Phase der Optimierung schloss sich die
Ausarbeitung des Pretests an. Die Durchführung wurde jedoch aus dem Umfang
dieses Projektes ausgelagert. Diese Vorgehensweise ist gewählt worden, um die
Qualität der Befragung sicherzustellen, da mehrere Pretest-Durchläufe technisch und
zeitlich nicht realisierbar waren. Bei der Erprobung des Entwurfes bestätigte sich
dennoch die Erkenntnis: „Fragebogen-Konstruktion ist Teamarbeit.“59 Ohne die
vielfältigen Anregungen und berechtigte konstruktive Kritik wäre der Fragebogen in
seiner vorläufig endgültigen Form nicht vorstellbar gewesen.
2.2.1 Phase 1 - Die Kleingruppen- und Einzelanalyse
In dieser Phase konnten offensichtliche Mängel beseitigt werden, die sich sowohl in
sprachlich-inhaltlichen Kontexten als auch in formalen Aspekten fanden.
Konzeptuelle Probleme konnten aufgrund des Umfangs hingegen nicht festgestellt
werden. Im Zuge der Auswertung der Kleingruppenanalyse mussten einige Items
überarbeitet werden. So war es beispielsweise für ein besseres Verständnis
zuträglich, die Reihenfolge bestimmter Items zu ändern60. Abbildung 2.1 soll dies
exemplarisch verdeutlichen: In der Fragebatterie zu Aspekten der Interaktivität
befand sich vor der Überarbeitung Item C16 vor C15. Daraus ergab sich als
Konsequenz, dass einige Testpersonen die in C15 genannten Zusatzdienste zuvor
schon der interaktiven Einflussnahme aus C16 zugerechnet hatten. Ein
Zusammenhang dieser Art war jedoch nicht vorgesehen, da mit den Items
verschiedene Konstrukte erfasst werden. Die veränderte Frageanordnung sowie eine
ausdifferenziertere Formulierung konnten das Problem weitgehend beseitigen.
58 Die ausgefüllten Interviewleitfäden dazu befinden sich im Anhang.
59 Kirchhoff/ Kuhnt/ Lipp/ Schlawin, 2001, S. 27
60 vgl. Bühner, 2004, S. 59, Die so genannten Reihenfolgeeffekte können die Antwort des Probanden
auf ein Item beeinflussen.
Robert Piehler 22
C15 Durch Chats mit den Moderatoren oder das Betrachten von
Webcambildern wird bei Webradioangeboten eine größere Nähe zum
Zuhörer hergestellt. Bei der Nutzung spielen diese Zusatzdienste für mich
eine große Rolle.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C16 Für mich ist ein entscheidendes Kriterium beim Hören von Webradio,
dass ich interaktiv das Programm beeinflussen und so zum Beispiel
bestimmte Musiktitel wählen kann.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Abb. 2.1: Fragebogenitems C15 und C16 in der überarbeiteten Version
Für einige Fragen war es zudem notwendig, Termini oder unpassende Ausdrücke zu
eliminieren bzw. komplexe Sachverhalte durch Beispiele zu illustrieren.
Stellvertretend sei dafür das Item C14 in der unten stehenden Abbildung 2.2 genannt,
bei dem sowohl die „Präsentation des Programms“ anhand der Beispiele „Jingles,
Moderation und Musik“ spezifiziert wurde als auch der teilweise negativ konnotierte
Begriff >>cool<< durch „trendig“ ersetzt worden ist.
C14 Ich höre Internetradio, da ich die gesamte Präsentation des Programms
(Jingles, Moderation und Musik) als sehr ansprechend und trendig
empfinde.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Abb. 2.2: Fragebogenitem C14 in der überarbeiteten Version
Außerdem fanden sich bei der Voruntersuchung des Tests auch einige Fragen, die
durch ihre Formulierung bzw. die Formulierung der Antwortoptionen bei den
Probanden während der Bearbeitung des Tests den verzerrenden Faktor der sozialen
Erwünschtheit förderten. So hätte bei Item G12 in der ursprünglichen Fassung
sicherlich kaum jemand angegeben, dass er in den letzten drei Monaten kein Buch
gelesen hat, da dies in der Gesellschaft negativ bewertet wird. Dies gilt im
besonderen Maße für die zu untersuchende Stichprobe, da von Studenten allgemein
Neues Radio, neue Möglichkeiten 23
eine gewisse Affinität zum Lesen erwartet wird. Das Problem wurde dadurch gelöst,
dass die Antwortkategorien neu geordnet worden sind. Der Wert >>Keines<< existiert
nicht mehr, sondern wird als Teil des Intervalls „0 – 1“ erhoben. Doch damit ist das
Problem nicht endgültig beseitigt. Die Fragestellung bleibt problematisch und eine
potenzielle Verzerrung muss bei der Auswertung dieses Items berücksichtigt werden.
G12 Wie viele Bücher haben Sie in den letzten drei Monaten gelesen?
0 – 1 O
1 – 3 O
3 – 5 O
Mehr als 5 O
Abb. 2.3: Das Item G12 in seiner endgültigen Fassung
Weiterhin wurde in dieser Phase deutlich, dass zu einigen Konstrukten noch nicht
ausreichend Items vorhanden waren, um eine angemessene Darstellung zu erreichen.
Daher wurden im Besonderen für die Bereiche des Mood Management61 sowie der
Radio-Repertoires62 weitere Fragen ausformuliert und dem Fragebogen hinzugefügt.
Insgesamt wurden 14 neue Items erstellt.
2.2.2 Phase 2 – Der Pretest
Für einen aussagekräftigen Pretest zur standardisierten Befragung benötigt man „eine
geeignete und ausreichend große Stichprobe“63, die die Mindestgrenze von 100
Probanden nicht unterschreiten sollte. Diese Vorgabe konnte jedoch, bedingt durch
den Umfang des Projektes und der daran beteiligten Personen, für den vorliegenden
Entwurf nicht umgesetzt werden. Da jedoch unzureichende „Zeit-, Personal- oder
Geldressourcen (...) nicht von der Notwendigkeit Pretests durchzuführen“64
entbinden, soll nachfolgend zumindest die Vorgehensweise für einen Pretest grob
skizziert werden. Als Grundlage dafür wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit eine
Verbindung zwischen den Hypothesen der Studie und den zugehörigen Items
hergestellt. Bei der Durchführung müssen diese Verknüpfungen schließlich mit
statistisch-analytischen Verfahren auf Signifikanz und Validität überprüft werden.
61 vgl. Kap. 3.2.2
62 vgl. Kap. 3.1.1
63 Bühner, 2004, S. 49
64 Schnell/ Esser/ Hill, 1999, S. 325
Robert Piehler 24
Folglich lässt sich bisher nur für einzelne Items bestenfalls eine bestimmte Tendenz
für die Fähigkeit zur Abbildung von Indikatoren einzelner Eigenschaften oder
Zustände erkennen. Zur Klassifikation der Testpersonen65 kann das multivariate
Verfahren der Clusteranalyse zum Einsatz kommen, da dessen zentrale Aufgabe
darin besteht, „Klassen von Objekten zu finden, die sich ähneln.“66 Als nachteilig
kann sich dabei lediglich die hohe Interpretationsbedürftigkeit der Ergebnisse
erweisen, da die Validität der gefundenen Cluster in weiteren Analysen anderer
Datensätze bestätigt werden muss.
Dem Pretest sollte als Pilotstudie, genau wie bei der endgültigen Untersuchung, für
die Stichprobe eine Zufallsauswahl zugrunde liegen. Das bedeutet, dass die Auswahl
der Testpersonen nicht bewusst erfolgt, denn aus einer solchen Vorgehensweise
würden sich weitere Verzerrungen ergeben. So weisen beispielsweise Testpersonen
aus dem persönlichen Umfeld der durchführenden Personen des Studienpretests67
potenziell eine höhere Wahrscheinlichkeit auf, ähnliche Verhaltensweisen oder
Einstellungen68 zu zeigen. Aber auch bei anderen Vorgehensweisen, die sich wie das
Quota-Verfahren strukturell näher an einer Zufallsauswahl befinden, können besagte
Verzerrungseffekte auftreten69.
2.3 Die Stichprobe
Der vorliegende Studienentwurf ist in seiner endgültigen Form nur auf die
Teilpopulation der Studentenschaft als angestrebte Grundgesamtheit aussagefähig.
Diese Restriktion bei der Erhebung zieht weitere Einschränkungen bei der
Auswertung nach sich: Mithilfe der Studie werden fast ausschließlich Personen
jungen Alters erfasst, bei denen zudem von einem relativ hohen Bildungsstand
65 Dieser Aspekt ist im Kontext der Lebensstil-, Milieu- und Radiorepertoirebetrachtungen von
besonderer Bedeutung und daher auch zentral für Datenanalyse des Studienentwurfs. Vgl. Kap. 3.11
sowie Kap. 3.1.2
66 Schnell/ Hill/ Esser, 1999, S. 428
67 Eine solche Vorgehensweise der bewussten Auswahl wird in der Literatur als Schneeball-Verfahren
bezeichnet.
68 Nach Asendorpf, 1999, S. 224 sind Einstellungen „individuelle Besonderheiten in der Bewertung
konkreter Objekte der Wahrnehmung und Vorstellung“. Mann, 1999, S. 165 stellt über dies fest,
dass es sich dabei um „eine Hauptorientierungsgröße des Individuums seiner sozialen und
physikalischen Umwelt einschließlich sich selbst gegenüber“ handelt. Diese Definitionen werden
für die vorliegende Arbeit übernommen. Dies trifft im Besonderen für das Kap. 3.1 zu.
Tiefergreifende Ausführungen zu dem Konstrukt der Einstellungen finden sich in den eben
genannten Veröffentlichungen, die das Thema aus Sicht der Persönlichkeits- bzw.
Sozialpsychologie behandeln.
69 vgl. Schnell/ Hill/ Esser, 1999, S. 283 - 284
Neues Radio, neue Möglichkeiten 25
ausgegangen werden kann. Dies impliziert eine spezifische Ausprägung der
Mediennutzung70. Des Weiteren ist auch die Nutzung von Online-Inhalten in dieser
Bevölkerungsgruppe sehr stark verbreitet71. Diese Voraussetzungen wirken sich im
Verhältnis zur Gesamtbevölkerung verzerrend auf eine Erhebung zum Thema
Webradio aus, die daher nicht annähernd als Inferenzpopulation in Frage kommt.
Es ist vorgesehen, die Auswahl der Testpersonen über eine geschichtete
Zufallsauswahl umzusetzen. Die Elemente der Grundgesamtheit werden dabei über
ein spezifisches Merkmal einer bestimmten Gruppe oder Schicht zugeordnet. Das
schichtkonstituierende Merkmal stellt in der vorliegenden Studie die Zuordnung des
jeweiligen Studierenden zu seiner Fakultät dar. So kann einerseits eine proportionale
Erhebung durchgeführt werden und zum anderen sind auch Aussagen über Verhalten
und Einstellungen der einzelnen Schichten möglich.
70 vgl. Simon, 1998, S. 192, Mit zunehmendem Bildungsgrad ist beispielsweise eine erhöhte Präferenz
für das Medium Tageszeitung bei der Informationsorientierung und -gewinnung festzustellen.
Dahingegen werden die Informationsangebote des Mediums Fernsehen stärker von bildungsfernen
Schichten genutzt.
71 van Eimeren/ Gerhard/ Frees, 2004, S. 351 - 353
Robert Piehler 26
3 Die Fragestellungen der Studie – Hörer und Motive
Die nachfolgenden Betrachtungen sollen Aufschluss darüber geben, wie die
einzelnen theoretischen Konstrukte und Thesen in den Fragebogen integriert worden
sind. Dafür werden zunächst die jeweiligen theoretischen Grundlagen erläutert und
daran anschließend jeweils entsprechende ausgewählte Items exemplarisch zum
besseren Verständnis genauer erörtert. Damit wird der wissenschaftlichen
Anforderung Rechnung getragen, dass die bei der Untersuchung angewendeten
Methoden aus Gründen der Vergleichbarkeit nachvollziehbar sein sollen.
3.1 Klassische Items der Radioforschung – Wer? Wie? Was?
Unter diesem Punkt lassen sich die Items bezüglich der konventionellen Hörerdaten,
wie Reichweiten-, Einschalt- und Kontaktquotenforschung subsumieren. Das
Forschungsziel von Untersuchungen dieser Art beschränkt sich meist auf eine
deskriptive Erfassung des Rezeptionsverhaltens in Verbindung mit verschiedenen
demographischen Angaben. Für den UKW-Rundfunk72 werden diese Daten durch
die Media-Analyse einmal pro Jahr erhoben und beinhalten neben den Messwerten
zur Radionutzung auch Angaben zur Nutzung anderer Medien. Untersucht werden
dabei darüber hinaus „neben der Hörfunknutzung auch Fragen zum Freizeitverhalten,
zur technischen Ausstattung des jeweiligen Haushaltes sowie zur
Soziodemographie“73. So können für die Testpersonen Rückschlüsse auf die
Mediennutzung allgemein gezogen werden. Die Motive der Rezeption jedoch lassen
sich über Fragestellungen dieser Art nicht oder nur bedingt erfassen. Trotz dieser
Einschränkung bilden die gewonnenen Nutzungsdaten eine wichtige Basis für
weitere Erkenntnisse. So ist zum Beispiel eine Klassifizierung der Hörer in
Kategorien wie Nicht-, Gelegenheits- und Vielhörer nicht nur sinnvoll, sondern auch
Bedingung, um überhaupt Analysen zu bestimmten Unterschieden im
Rezeptionsverhalten vornehmen zu können.
Daher übernimmt die vorliegende Studie Teile der MA-Konstruktion für eine
Erhebung der Webradionutzung, wobei sich jedoch im Testdesign auch gravierende
72 Die Media-Analyse wird darüber hinaus auch für das Fernsehen und die Presse zur Datenerhebung
genutzt.
73 Keller/ Klingeler, 1997, S. 65
Neues Radio, neue Möglichkeiten 27
Unterschiede ergeben. Am offensichtlichsten ist dies sicherlich in Bezug auf das
methodische Format der Befragung. Während die Media-Analyse als
computerunterstützt-telefonbasiertes strukturiertes Interview in Kombination mit
einem standardisierten Fragebogen durchgeführt wird74, liegt dieser Studienentwurf
ausschließlich als schriftlich fixierter Fragebogen nach der klassischen Testtheorie
vor. Daraus leiten sich Unterschiede bei der Beantwortung ab, da bei der mündlichen
Befragung beispielsweise bei unklaren Antworten durch den Interviewer nachgefragt
werden kann bzw. auch für die Testperson bei uneindeutigen Fragestellungen die
Möglichkeit besteht, nachzuhaken. Außerdem kann durch den Interviewer auch eine
Einschätzung und Gewichtung der Qualität einer einzelnen Befragung durchgeführt
werden. Der Fragebogen hingegen ist vollständig auf die Eindeutigkeit der
Formulierungen angewiesen und kann Faktoren wie Abgelenktheit oder Müdigkeit
der Probanden während der Bearbeitung nicht erfassen.
Darüber hinaus finden sich selbstverständlich auch inhaltliche Differenzen zwischen
den beiden Untersuchungen. So wird in der vorliegenden Studie auf die überaus
detaillierte Aufschlüsselung der Medienrezeption des Vortages in 15-minütige
Intervalle verzichtet. Diese wäre in einer schriftlichen Erhebung unökonomisch und
würde den guten Willen des Probanden unnötig strapazieren. Dennoch wird auch im
vorliegenden Entwurf die Nutzung alternativer Medienangebote sowie das Konstrukt
der Nebenbei-Nutzung, die terminologisch ein Sekundärmedium konstituiert, im
Kontext von Webradio untersucht. Darunter ist das Vorliegen einer
Parallelbeschäftigung während der Rezeption zu verstehen. Für den UKW-Bereich
gibt es dazu schon eindeutige Erkenntnisse75, aber es bleibt fraglich, ob diese, unter
den Voraussetzungen der in Kap. 1.2 beschriebenen Unterschiede zwischen beiden
Medien, auf den Online-Rundfunk übertragen werden können. Bei der Erfragung
dieses Konstruktes wird der modifizierten Umwelt bei der Rezeption von Webradio
Rechnung getragen, aus der sich primär eine Parallelbeschäftigung mit dem PC
ableitet. Dennoch wird in den entsprechenden Fragebogenitems ebenfalls die
Möglichkeit vorgegeben, Tätigkeiten zu verfolgen, die nicht auf einen Rechner als
technologische Voraussetzung angewiesen sind. Die nachfolgende Abbildung zeigt
diese Vorgehensweise exemplarisch. Das vorgegebene Item hat jedoch den Nachteil,
74 Das sogenannte CATI-Verfahren wird erst seit 2000 für die MA eingesetzt. Davor erfolgte die
persönliche Befragung bei Hausbesuchen face-to-face.
75 vgl. Klingeler/ Müller, 2000, S. 422 sowie Klingeler/ Müller, 2003, S. 419
Robert Piehler 28
dass es durch seine Formulierung eine Nebenbei-Nutzung von Webradio-Angeboten
a priori impliziert. Durch einen Mix verschiedenartig gepolter Items wird versucht,
diesen Effekt aufzuheben.
B2 Welche der nachfolgenden Antwortmöglichkeiten sind für Sie zutreffend?
Es können mehrere Optionen angekreuzt werden: Ich höre Webradio,
während ich...
...am Rechner arbeite. O
...im WWW surfe. O
...in einem Chat bin. O
...ein PC-Spiel nutze. O
...einer Tätigkeit nachgehe, für die man
den Rechner nicht benötigt. O
Keine der vorgegebenen Antworten trifft zu. O
Abb. 3-1: Item B2 fragt nach Parallelbeschäftigungen bei der Nutzung von Webradio
Des Weiteren ist das Konstrukt der persönlichen Bindung an ein bestimmtes
Medium, das in der MA u. a. über Items der Art „Wie stark würden Sie folgendes
Medium vermissen, wenn es durch technische Umstände längere Zeit nicht verfügbar
wäre?“ erfasst wird, nicht unmittelbar Teil der Betrachtung. An seiner Stelle steht
eine Fragebatterie zur Akzeptanz von Webradio. In diesem Teil der Befragung geht
es demnach vorrangig darum, Einstellungen des Rezipienten dem Webradio
gegenüber zu messen. Einstellungen stellen nicht-beobachtbare Größen dar, sodass
sie als theoretische Konstrukte über indirekte Verfahren erschlossen werden müssen.
Dies geschieht dadurch, dass man die Ausprägung einzelner Merkmale erfasst, die
die Eigenschaft kennzeichnen. Diese Merkmale sind schließlich Grundlage der
betreffenden Items und Indikatoren für eine bestimmte Einstellung76. So könnte
beispielsweise eine ablehnende Haltung dem Webradio gegenüber durch folgende
Items erklärt werden:
76 vgl. Keller, 1992, S. 105 - 107
Neues Radio, neue Möglichkeiten 29
F3 Webradio wird vorrangig von Technik-Begeisterten gehört.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
F6 Die Musikauswahl bei Webradioangeboten ist besser als bei UKW-Radios.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Abb. 3-2: Die Items F3 und F6 als Indikatoren der Einstellung gegenüber Webradio
Das Medium Webradio soll darüber hinaus über die Einstellungsmessung in einem
intermedialen Kontext verortet werden, ohne dabei primär nach einer Art Ranking zu
suchen. Die verschiedenen Medien lassen sich nur eingeschränkt miteinander
vergleichen, sodass ein solches Vorgehen nur wenig sinnvoll wäre. Da
>>Akzeptanz<< zudem ein relativ abstrakter Begriff ist, wurde bei der Formulierung
der zugehörigen Items darauf geachtet, möglichst einen konkreten Bezug zu einem
Element des Webradios herzustellen, das dem Hörer vertraut ist. Exemplarisch für
diese programmgestaltenden Elemente seien Qualität der Recherche von
Wortbeiträgen, die Musikauswahl, die Moderation sowie die Nachrichten genannt.
Des Weiteren werden dabei auch technische Faktoren wie die empfundene
Empfangsqualität erfasst.
F4 Die Nachrichtenmeldungen eines Webradiosenders sind weniger
verlässlich als die eines UKW-Radiosenders.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Abb. 3-3: Item F4 dient als Indikator für die Akzeptanz von Webradio-Inhalten
3.1.1 Radiorepertoires bei Webradios
Einen Erklärungsansatz des Selektionsverhaltens von Rezipienten für den UKW-
Bereich schlagen Weiß und Hasebrink mit ihrem Konzept der Radiorepertoires vor.
Dabei werden die Rezipienten nicht nur nach ihrem Mediennutzungsverhalten
kategorisiert, sondern es finden auch sozial-kontextbezogene Variablen wie die
Robert Piehler 30
finanzielle Situation oder der Lebensstil77 Eingang in die Untersuchung. Auf dieser
Grundlage werden Präferenzen für bestimmte Sender- und Programmangebote
erklärt. Die Autoren gehen dabei davon aus, dass die Nutzer von Hörfunkangeboten
sich nicht ausschließlich auf ein Programm beschränken, sondern sich entsprechend
bestimmter Bedürfnisse einen Mix verschiedener Inhalte78, der als >>Radiomenü<<
bezeichnet wird, zusammenstellen. Für den Bereich des Fernsehens scheint eine
solche Rezeptionsstrategie offensichtlich, doch Forschungsergebnisse der
klassischen Radioforschung legen einen derartigen Umgang mit dem Medium
Hörfunk zunächst nicht unbedingt nahe79. Doch in der Sekundäranalyse zur MA
1994 zeigte sich schließlich, dass von den Rezipienten „Programme miteinander
kombiniert werden“80, um sich ein individuelles Radiomenü zu generieren. Dabei
fanden sich für den Ballungsraum Hamburg, in dem diese Studie durchgeführt
worden ist, zehn distinkte Radiorepertoires, die „beschreiben, welche spezifische
Kombination von Programmen sich verschiedene Gruppen von Hörern
zusammenstellen“81. Weiterhin stellen Weiß und Hasebrink fest, dass die Zuordnung
eines Rezipienten zu einem bestimmten Radiorepertoire auch mit einem speziellen
Umgang mit anderen Medien und weiteren Besonderheiten in der Lebensweise
allgemein verbunden ist. Diesem Gedanken folgend sehen sie die Zusammenstellung
von Radiomenüs als einen „Bestandteil in übergreifenden Mustern alltagskulturellen
Handelns82“. Die Radionutzung muss also sowohl im Kontext des Medienhandelns
als auch der sozialen Lebensumstände betrachtet werden83.
Die vorliegende Studie wird über entsprechende Items versuchen für
Webradioangebote ebenfalls eine Klassifizierung der Hörer nach Lebensstil und
Mediennutzung zu erstellen. Dieser Prozess ist im Zusammenhang mit den
Konstrukten und Hypothesen des nachfolgenden Kapitels zu Lebensstil und Milieus
zu betrachten. Für die Hörertypologisierung sind jedoch modifizierte Repertoires zu
den Ergebnissen der UKW-Studie von Weiß und Hasebrink erwarten, da allein schon
durch die unterschiedlichen Voraussetzungen in der Infrastruktur und der
77 vgl. Kap. 3.1.2
78 Dabei wird keine Aussage darüber gemacht, ob die Inhalte aufgrund von Komplementarität oder
Kohärenz gewählt werden. Vgl.: Weiß/ Hasebrink, 1995, S. 185
79 Im Verhältnis zum Fernsehen wird bei Radioprogrammen seltener umgeschaltet. Vgl.: Lindner-
Braun, 1998, S. 41 - 43
80 Weiß/ Hasebrink, 1995, S. 201
81 Weiß/ Hasebrink, 1995, S. 21
82 ebd. S. 59
83 vgl. ebd. S. 189 - 197
Neues Radio, neue Möglichkeiten 31
Verbreitung der Empfangstechnik bestimmte soziale Gruppen unter den
Webradionutzern in Bezug auf die Gesamtbevölkerung über bzw. unterrepräsentiert
sein werden. Dieser Umstand könnte jedoch auch ursächlich für die Präferenz
einzelner Gruppen in Bezug auf den Online-Rundfunk sein, da die Programme unter
Umständen musikalisch und redaktionell speziell auf diese Zielgruppe ausgerichtet
sind.
C8 Für mich besteht ein großer Vorzug des Webradios darin, dass im
Programm spezielle Themen, die für mich interessant sind, behandelt
werden.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Abb. 3-4: Item C8 fragt nach inhaltlichen Präferenzen in Bezug auf spezielle Interessen
Diesen Fragen wird in verschiedenen Fragebatterien nachgegangen, da das Konstrukt
der Radiorepertoires zum einen kontextabhängige Variablen umfasst und zum
anderen auf programmspezifische Items zurückgreift. Zusätzlich finden sich Items,
die direkt nach dem Umschaltverhalten der Rezipienten fragen und so dem Modell
der Radiorepertoires eine stark affektiv akzentuierte Komponente hinzufügen. Der
Rezipient wird folglich nicht nur nach einer generellen Präferenz im Programm
befragt, sondern auch zu Elementen, die der Befriedigung seiner Bedürfnisse
diametral entgegenstehen und somit zum Wechsel des Senders oder zum Ausschalten
führen.
D8 Wenn ich den Sender wechsle, dann vorrangig wegen der Musik.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Abb. 3-5: Die Musikauswahl als Kriterium für einen Senderwechsel
3.1.2 Hörerverteilung nach Milieus und Lebensstil
Die Mediennutzung ist nur ein Teilaspekt der Lebenswelt des Rezipienten. Soziales
Umfeld, genetische Predeterminiertheit und individuelle Ontogenese prägen den
Menschen und sein Handeln entscheidend. Daher sollten bei einer Untersuchung der
Motive der Mediennutzung diese Kontextinformationen Teil der Untersuchung sein.
Robert Piehler 32
Dabei müssen selbstverständlich Einschränkungen bezüglich der Durchführbarkeit
sowie des Datenschutzes berücksichtigt werden. Sicherlich kann auch eine Analyse
des Genmaterials der Testpersonen neue Erkenntnisse bezüglich der Indikatoren zu
Motiven der Webradionutzung liefern. Die Qualität und Bedeutung dieser Ergebnisse
lässt sich vor der Durchführung jedoch nur unzureichend abschätzen. Zudem ist
diese methodische Vorgehensweise mit einem erheblichen finanziellen und
organisatorischen Aufwand verbunden. Das soziale Umfeld der Testperson hingegen
kann relativ unkompliziert über entsprechende Items im Fragebogen erhoben werden
und in der Anwendung dieser Methode besteht bereits eine breite Basis von
Erfahrung. Daher wird dies für die vorliegende Studie als angemessene und durchaus
vertretbare Lösung betrachtet. Dabei eignen sich die erhobenen
Kontextinformationen nicht nur zur Klassifizierung der Rezipienten nach bestimmten
Merkmalen, sondern auch zumindest teilweise zur Erklärung von Verhalten. Die
sozialwissenschaftlichen Konzepte der Milieus und Lebensstile stellen für diesen
Fall eine Möglichkeit dar84, das soziale Umfeld eines Individuums näher zu
charakterisieren.
Die Verwendung der beiden Begriffe ist in der Fachliteratur jedoch nicht unbedingt
einheitlich. Mitunter findet eine trennscharfe Unterscheidung nicht statt, teilweise
werden die Termini auch synonym verwendet85. An dieser Stelle wird dennoch eine
Unterscheidung vorgenommen, da diese Vorgehensweise eine differenziertere
Itemkonstruktion und –auswertung erlaubt. Das Konzept des Lebensstils lässt sich
zunächst in drei analytisch relevante Dimensionen gliedern86, die in einer Definition
des Begriffs bestimmte Aspekte akzentuieren und verschiedene Schwerpunkte setzen
können: Diewald zählt dazu die „Organisationsprinzipien der Lebensführung, die
Erscheinungsformen der Lebensführung in Form von Beteiligungs- und
Aktivitätsmustern sowie die demonstrative Stilisierung des Lebens“87. Der
zweitgenannte Aspekt ist dabei von besonderer Bedeutung für den vorliegenden
Studienentwurf. Daher findet hier die daran ausgerichtete Definition von Zapf
Anwendung, die den Lebensstil als „relativ stabiles Muster der Organisation des
84 Eine weitere Möglichkeit zur sozialen Diversifikation bieten Klassen- bzw. Schichtmodelle, auf die
in der vorliegenden Arbeit jedoch nicht rekurriert wird.
85 vgl. Zerger, 2000, S. 73 - 74
86 Müller benennt sogar vier Dimensionen: expressives Verhalten, interaktives Verhalten, evaluatives
Verhalten und kognitives Verhalten. Vgl.: Müller, 1992, S. 377 f.
87 zitiert nach Diewald, 1990 bei Zerger, 2000, S. 78
Neues Radio, neue Möglichkeiten 33
Alltags im Rahmen gegebener Lebenslagen, verfügbarer Ressourcen und getroffener
Lebensplanung“88 beschreibt. Diese Vorgehensweise steht zudem in Konkordanz mit
den Ausführungen von Weiß und Hasebrink, die in ihrer Studie zum UKW-
Rundfunk ebenfalls von >>alltagskulturellen Mustern<< ausgehen. Dabei stellt es für
die Autoren einen zentralen Punkt dar, dass die Alltagskultur „je typische Methoden,
die elektronischen Medien zu gebrauchen, mit weiteren Formen der Teilhabe an
gesellschaftlicher Kultur und Kommunikation“ verbindet89. Vergleichbarkeit
zwischen den Studien kann für die Validität der Ergebnisse nicht garantieren, jedoch
gibt sie, unter der Voraussetzung, dass die rekurrierte Studie empirisch valide
gestaltet war, erste Anzeichen dafür90.
Während beim Konzept des Lebensstils subjektiv-individuelle Handlungsmuster
Ausgangspunkt der Betrachtung sind, findet sich beim Milieubegriff eine stärkere
Fokussierung auf die Lebensbedingungen einer sozialen Gruppe als subkulturelle
Einheit, die das Individuum beeinflussen, statt. „Lebensstile sind also mehr auf der
Mikroebene, Milieus stärker auf der Meso- oder Makroebene soziologischer
Betrachtung einzuordnen.“91 Nach Sander werden unter dem Begriff Milieu
Lebensgemeinschaften verstanden, die sich durch ein kollektiv „geteiltes und
kanonisches Regelwissen“, das „kognitive, affektive und ästhetische Weltsichten“
einschließt, auszeichnen92. Menschen mit ähnlichen Lebensweisen und –
auffassungen werden demnach in bestimmten Milieus gruppiert, die durch eine
spezielle Form der Lebensführung gekennzeichnet sind93.
Bei der Operationalisierung der Konzepte in den vorliegenden Studienentwurf
wurden die Milieubausteine des Sinus-Instituts als Grundlage verwendet, die jedoch
aus Gründen des Studienumfangs nicht vollständig integriert worden sind94.
Weiterhin wird durch die medienspezifischen Fragen im Rahmen des
Radiorepertoire-Konzeptes der inhaltliche Schwerpunkt der Milieus teilweise
88 Zapf et al., 1987, S. 14
89 Weiß/ Hasebrink, 1995, S. 59, vgl. auch S. 107 – 113
90 vgl. Zerger, 2000, S. 82 - 83
91 ebd. S. 80, Zusätzlich lassen sich noch „gesamtgesellschaftliche Niveaus und Erfahrungen“ auf der
Makroebene klassifizieren. Vgl. dazu: Zapf et al., 1987, S. 15
92 zitiert nach Sander, 1991 bei Zerger, 2000, S. 81
93 vgl. Weiß/ Hasebrink, 1995, S. 81 - 83
94 Folgende Bausteine wurden nach ihren inhaltlichen Schwerpunkten, zumindest ansatzweise,
integriert: Arbeit/ Leistung, Freizeit, Familie/ Partnerschaft, Gesellschaftsbild. Vgl.: Zerger, 2000, S.
84 - 86
Robert Piehler 34
verschoben. Anstelle von prägenden Alltagsmustern wird hier vorrangig mit
Mediennutzungsmustern gearbeitet.
G9 Haben Sie eine Tageszeitung abonniert?
Ja O
Nein O
Abb. 3-6: Item G9 erfragt das Abonnement einer Tageszeitung als Teil eines Mediennutzungsmusters
Dies ist selbstverständlich auch mit Einschränkungen für den durch die Studie
beschriebenen Lebensstil einer Testperson verbunden. Er muss als
medienspezifischer Ausschnitt eines umfassenderen Stilkonzeptes, das im
vorangegangenen Absatz beschrieben worden ist, verstanden werden. Dennoch soll
die Typologisierung der Rezipienten nicht ausschließlich über Items zum Freizeit-
und Konsumverhalten vorgenommen werden, da diese expressiven Stilelemente
„raschen modischen Änderungen“ unterliegen „während die zugrunde liegenden
lebensweltlichen Orientierungen (...) stabiler sind“95. Daher wird der Fragebogen
durch Items anderer Milieubausteine ergänzt. Exemplarisch sei dabei auf Fragen
bezüglich des Engagements in studentischen Initiativen sowie der materiellen
Situation verwiesen.
G6 Engagieren Sie sich in studentischen Initiativen oder Institutionen wie
dem Studentenrat?
Ja O
Nein O
Abb. 3-7: Studentisches Engagement als Bestandteil des individuellen Lebensstils im Fragebogen
Als Resultat der Erhebung soll sich eine Typologie verschiedener alltagskultureller
Milieus ergeben, deren Klassen sich jeweils durch einen spezifischen Stil der
Mediennutzung auszeichnen. Dabei sind zunächst ähnliche Ergebnisse wie bei Weiß
und Hasebrink96 zu erwarten, da ihre Studie für den Aufbau dieses Teils der
Erhebung als Vorbild diente. Abweichungen können jedoch schon durch die
veränderte Stichprobe sowie durch die hinzugefügte Erfassung von Items zu dem
Medium und der Technologie Internet antizipiert werden. Des Weiteren kann sich
95 Weiß/ Hasebrink, 1995, S. 87
96 ebd. S. 201 - 211
Neues Radio, neue Möglichkeiten 35
Webradio, entgegen dem klassischen UKW-Rundfunk, nicht auf eine umfassende
Nutzung durch die gesamte Bevölkerung berufen. Der vorliegende Entwurf soll
daher weiterhin klären, welche Teile der Bevölkerung von Webradioangeboten
Gebrauch machen und wie sich ihr medienspezifisches Verhalten in
alltagskulturellen Mustern verortet. In diesem Kontext wird davon ausgegangen, dass
zur Zeit vor allem Menschen mit relativ starkem technischem Interesse Webradio
hören. Daher wurden zur Überprüfung dieser These spezifische Items eingebunden,
die auch in Zusammenhang mit den Angaben zu Geschlecht, Alter und der
jeweiligen Fakultät ausgewertet werden können.
G8 Wie schätzen Sie Ihr Interesse für technische Neuerungen und
Technologie an sich ein?
Kaum vorhanden O
Gering O
Auf mittlerem Niveau O
Hoch O
Abb. 3-8: Item G8 erhebt das subjektive technische Interesse
3.2 Medienpsychologische Erklärungsansätze zur Rezeption –
Theorien der Mediennutzung
Den Ausgangspunkt für eine Untersuchung der Entscheidungsprozesse bei der Wahl
von Medienangeboten bildet die Annahme einer motivationalen Komponente beim
Rezipienten, der als sozial handelndes Individuum seine Umwelt nach Bedürfnissen
und Motiven97 aktiv gestaltet. Auf dieser Grundlage haben sich verschiedene
handlungstheoretische Ansätze in der Mediennutzungsforschung ausgeprägt, die
allerdings noch nicht zu einer Metatheorie integriert werden konnten. Am
bekanntesten sowie am umstrittensten ist dabei sicherlich der Uses-and-Gratification-
Approach, der eine Handlung von der erwarteten Gratifikation abhängig macht. Er
stellt die zentrale theoretische Grundlage des vorliegenden Studienentwurfs dar.
Nachfolgend wird der Ansatz vorgestellt und durch das erregungstheoretische
97 vgl. Meyen, 2004, S. 18 – 19, Die Begriffe >>Bedürfnis<< und >>Motiv<< werden in der Literatur
teilweise synonym behandelt. Beide bezeichnen Mangelzustände, die ein Individuum beseitigen
möchte, doch eine Abgrenzung kann über die Rang- oder Reihenfolge geschehen. Demnach stellt
ein Bedürfnis ein „generelles Mangelgefühl (...), das uns in allgemeine Handlungsbereitschaft
versetzt“ dar. Ein Motiv hingegen klassifiziert Meyen als „ein gezieltes >>Mangelgefühl<< -
gerichtet auf einen bestimmten Zustand“.
Robert Piehler 36
Modell des Mood Management ergänzt. Anschließend werden aus diesen
theoretischen Grundlagen jeweils Fragestellungen zum Medium Webradio abgeleitet.
3.2.1 Uses-and-Gratification-Ansatz
Die Grundannahme des Uses-and-Gratification-Ansatzes ist, dass jegliche
Mediennutzung durch die Bedürfnisse und Motive des Rezipienten erklärt werden
kann. Folglich wird davon augegangen, dass die Menschen „zum einen explizit
benennbare Bedürfnisse und zum anderen Erwartungen darüber, inwieweit diese
Bedürfnisse durch den Konsum bestimmter Programme in den Massenmedien oder
durch die Nutzung bestimmter Kommunikationsmedien erfüllt werden können“98
haben. Dies impliziert den Umstand, dass die aktiven Mediennutzer99 ihre
Bedürfnisse kennen und ihnen folgend rational-intentional handeln. Sie streben
entsprechende Gratifikationen an, die meist auf vielfältige Weise erlangt werden
können. Daher muss das Individuum bei der Auswahl des jeweiligen Mittels der
Gratifikationserlangung selektiv vorgehen. Bei diesem Prozess konkurrieren die
Medien nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen Quellen der
Bedürfnisbefriedigung100. Bevor es also zu einer Mediennutzung kommt, wird
diesem Ansatz entsprechend von einer Kosten-Nutzen-Kalkulation101 des
potenziellen Rezipienten ausgegangen, indem die wahrgenommenen Gratifikationen
der Mediennutzung mit den gesuchten Gratifikationen verglichen werden102. In
dieser Kalkulation spiegeln sich auch die Erwartungen103 an das jeweilige Medium
wider. Diese Erwartungen basieren einerseits auf dem Image des Mediums und
andererseits auf den bisherigen Erfahrungen des Individuums bei der Nutzung des
besagten Mediums. Damit stehen die Erfahrungen und Erwartungen dieses Modells
98 Leffelsend/ Mauch/ Hannover, 2004, S. 53
99 Der Begriff des aktiven Rezipienten ist problematisch in der Nutzen-und-Belohnungsforschung.
Zwar ist er Grundlage jedes der Modelle, die diesem Ansatz zugeordnet werden können, jedoch
wird er von den jeweiligen Autoren sehr unterschiedlich definiert. Nach Keller lassen sich dabei
vier Schwerpunkte in den Definitionen erkennen: Selektivität, Nützlichkeit, Intentionalität und
Unzulänglichkeit für Einflüsse. Vgl.: Keller, 1992, S. 65
100 vgl. Katz/ Blumler/ Gurevitch, 1974, S. 21 f.: „The media compete with other sources of need
satisfaction. The needs served by mass communication constitute but a segment of the wider range
of human needs, and the degree to which they can be adequately met through mass media
consumption certainly varies.”
101 vgl. Meyen, 2004, S. 16
102 In der Literatur wird dabei häufig terminologisch zwischen >>GS<<, gratifications sought, und
>>GO<<, gratifications obtained, unterschieden.
103 Als >>Erwartung<< wird in der vorliegenden Arbeit ein Prozess der Bewertung von
Zufriedenheitswahrscheinlichkeiten bezüglich eines antizipierten Verhaltens bezeichnet. Vgl. dazu:
Keller, 1992, S. 72 - 74
Neues Radio, neue Möglichkeiten 37
in einem interaktionistischen Zusammenhang. Dabei ist essentiell, dass
„grundlegende Motive, die dynamischen Beziehungen zwischen den Motiven und
der Medienzuwendung sowie die Konsequenzen der Mediennutzung“104 integriert
werden. Außerdem beeinflussen auch affektive Bewertungen des
Gratifikationssuchenden, seine soziale Situation sowie individuelle Charakteristika
die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Form der Mediennutzung. Darüber
hinaus wird davon ausgegangen, dass ein bestimmtes Medium für verschiedene
Arten der Gratifikation genutzt werden kann. Die nachfolgende Abbildung zeigt
diesen Ansatz nochmals grafisch umgesetzt.
Abb. 3-9: Transaktionales Uses-and-Gratification-Modell nach McLeod/ Becker, 1981, S. 73
Wie kaum ein anderer Ansatz in den Kommunikationswissenschaften hat der Uses-
and-Gratification-Approach heftige Kritik erfahren. Dennoch spricht es für ihn und
seine Tragfähigkeit „wenn er trotz der steigenden Zahl kritischer Studien und
Überprüfungen noch nicht verworfen wurde.“105 Nachfolgend werden die
wichtigsten Kritikpunkte skizziert. Den zentralen Punkt bilden dabei methodische
Kritik und Schwächen in der Theorie per se. So wird, bedingt durch das Konzept des
aktiven Rezipienten, von diesem erwartet, dass er bei den entsprechenden
Befragungen relativ genau Auskunft über seine Bedürfnisse geben kann. Dies ist
jedoch problematisch, da von folgendem Dilemma ausgegangen werden muss: „Der
Rezipient werde wahrscheinlich nur das sagen, was ihm früher einmal an Motiven
104 Keller, 1992, S. 68 - 69
105 ebd., 1992, S. 78
Robert Piehler 38
beigebracht worden sei. Und wenn er doch eine Ahnung habe, warum ihm etwas
gefällt, sei er entweder gehemmt, seine Motive preiszugeben, oder neige dazu,
akzeptablere zu nennen.“106 Außerdem ist die Annahme, dass der Mediennutzer in
jedem Falle intentional und rational handelt eher fraglich. Habituelle, emotionale und
impulsive Entscheidungsprozesse werden dabei vernachlässigt, obwohl sie in der
Praxis eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben.107 Ein rein rationaler
zielgerichteter Handlungsbegriff birgt zudem den Nachteil, dass eine Handlung ohne
Zweck oder Ziel kategorisch ausgeschlossen wird. So ist beispielsweise die
Erklärung einer künstlerischen Handlung der Kunst Willen damit nicht möglich.
Diese Vorgehensweise kann sich besonders im Umgang mit kulturellen Handlungen
als nachteilig erweisen108. Darüber hinaus besteht für Studien, denen das Konzept der
Uses-and-Gratification zugrunde liegt „die Gefahr der Beliebigkeit“109, da es für die
Verbindung von menschlichen Bedürfnissen und deren sozialen sowie
psychologischen Ursprüngen noch keine ausreichend fundierte theoretische
Grundlage gibt. Durch den überwiegenden Einsatz von Fragebögen in diesem
Wissenschaftsfeld werden die Ergebnisse zusätzlich verzerrt, da man einerseits von
der Bereitschaft und Fähigkeit der Testpersonen entsprechende Fragen zu
beantworten abhängig ist und andererseits auch die Antwortvorgaben der Forscher
bereits ein einflussnehmendes Moment darstellen. Weiterhin stellt auch die
Beschränkung der Sichtweise auf den individuellen Rezipienten eine modellhafte
Vereinfachung dar, durch die zwar neue Erkenntnisse gewonnen werden konnten110,
die jedoch einer validen Gesamterfassung der Rezeptionsmotive im Wege steht.
Problematisch ist in diesem Zusammenhang besonders, dass kontextbezogene
Aspekte wie Medieninhalte und das gesellschaftliche Umfeld nur unzureichend
Beachtung finden.
106 Meyen, 2004, S. 18, Meyen bezieht sich in seinen Ausführungen dabei stark auf Zillmann, 1994,
S. 42 f.
107 So stellt Merten beispielsweise fest: „Der Rezipient selegiert zwar durch Mechanismen wie
Erwartung, Interessen, Aufmerksamkeit und Interpretation, doch erfolgt dies großenteils eben nicht
intentional, zielgerichtet oder bewusst, sondern eher implizit, unbewusst oder gar akzesorisch.“
Zitiert nach Merten, 1984, S. 67 bei Keller, 1992, S. 80.
108 So ist beispielsweise die Erklärung von paleoälithischer Kunst mithilfe des Leisure-Time-
Arguments von Zillmann nach diesem Ansatz problematisch.
109 Meyen, 2004, S. 17, Die Theorien weisen als verbindendes Element das Konzept des aktiven
Rezipienten auf, doch insgesamt lassen sich stark heterogene Entwicklungen feststellen. Vgl. dazu
auch: Keller, 1992, S.79
110 vgl. Schenk, 1987, S. 421
Neues Radio, neue Möglichkeiten 39
In der vorliegenden Studie wird dennoch auf diesen Ansatz zurückgegriffen, da er
sich trotz seiner Mängel bewährt hat und Erfahrungswerte bei der Anwendung in
fragebogenbasierten Erhebungen bestehen. Er stellt jedoch nur einen Teil der
theoretischen Grundlagen der Befragung dar. Die fehlenden Kontextinformationen
werden durch die Integration der Radiorepertoires und des Lebensstilmodells111
zumindest teilweise kompensiert. Emotionale Komponenten der
Rezipientenentscheidung für oder gegen eine Mediennutzung werden durch das
nachfolgende Konzept des Mood Management ergänzt. So soll eine genauere
Verortung der Nutzungsmotive möglich werden, die dennoch nicht alle Aspekte
berücksichtigen und damit keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann.
Bei der Operationalisierung der Gratifikationen für den Fragebogen wurden folgende
Klassen ausgewählt: Information/ Wissen/ Kontrolle, Eskapismus/ Entspannung,
Interpersonelle Nützlichkeit/ Zeitfüller, sowie Geselligkeit (Companionship)/
Parasoziale Interaktion. Diese beruhen im Wesentlichen auf Motivdimensionen, „die
nahezu allen Studien gemeinsam sind“112, die auf den Uses-and-Gratification-Ansatz
zurückgreifen. Aus Gründen der Komplexität der Untersuchung sind jedoch einige
Klassen zusammengefasst bzw. nicht explizit in die Studie aufgenommen worden113.
3.2.2 Mood Management
Der Einfluss der Medien auf emotionale Befindlichkeiten des Rezipienten ist in der
Literatur unbestritten, speziell die abgeschwächten Formen von Affekten, hier
vorrangig Stimmungen114, werden in besonderem Maße durch mediale Angebote
angesprochen und manipuliert. Doch der Mediennutzer ist dabei keinesfalls der
emotionalen Macht des Mediums ausgeliefert, sondern er steuert seinen
Rezeptionsprozess aktiv entsprechend seiner vorherrschenden Stimmung. Dolf
111 vgl. Kap. 3.1.1 und Kap. 3.1.2
112 Keller, 1992, S. 76
113 Beispielsweise wurden die Dimensionen >>Spannung<< und >>Selbsterfahrung<< nicht separat
erfasst, sondern in andere Motiv-Klassen integriert.
114 Zillmann grenzt Stimmungen zu Emotionen dahingehend ab, dass sie sich durch eine geringere
Erregungsintensität und längere Erregungsdauer auszeichnen. Dieser Unterschied im
Erregungsverlauf wird als „tonische Energetisierung“ terminologisiert. Des Weiteren fehlen den
Stimmungen konkrete Zielobjekte, die er auch als „motivationale Implikationen“ bezeichnet.
Dadurch müssen vom Individuum keine kognitiven Ressourcen für das Auffinden von Optionen
zur Ziellerreichung sowie der Ursachen der Stimmung aufgebracht werden. „Der kognitive Apparat
ist somit während Stimmungen überwiegend frei und kann für die Planung und Verfolgung einer
Vielfalt von Aktivitäten eingesetzt werden.“ Vgl.: Zillmann, 2004, S. 102 - 108
Robert Piehler 40
Zillmann prägte diesen „aus der „uses-and-effects“-Tradition stammenden“115 Ansatz
in der Medienpsychologie, der die gezielte Erzeugung, Veränderung sowie
Verlagerung von Stimmungen umfasst und folglich als Stimmungs- oder Mood
Management bekannt ist. Der Rezipient versucht bestimmte physiologische
Erregungszustände, so genannte >>arousals<<, die er als angenehm empfindet,
herzustellen. Entsprechend seiner Ausgangslage muss er sein Erregungsniveau
steigern, aufrechterhalten oder senken bis er ein Optimum erreicht hat116. Diese
Prozesse müssen dabei nicht zwangsweise bewusst ablaufen, sondern sie erfolgen
häufig „unverzüglich, quasi automatisch und ohne mühsames Überlegen. Ein
Verständnis der kausalen Verknüpfung zwischen der Stimulation und ihrer Wirkung
ist nicht erforderlich, obwohl es gelegentlich auch bestehen mag.“117 Mood-
Management wird nicht ausschließlich zum Erzeugen bzw. Verstärken einer
positiven Stimmung verwendet. In Untersuchungen zeigte sich, dass teilweise auch
negative Stimmungen wie Traurigkeit durch gezielte Rezeption verstärkt werden.
Dieses Modell zu affektiv emotionalen Komponenten der Inhaltsselektion beim
Rezipienten wurde durch verschiedene Items in den Fragebogen integriert. Da jedoch
unter Umständen auch beim Webradio von einer Nebenbeinutzung des Mediums
ausgegangen werden kann118, sind die Auswirkungen des Mood-Managements im
Gegensatz zu Primärmedien wie Fernsehen oder Buch wahrscheinlich weniger stark
bewusst ausgeprägt bzw. schwieriger zu erfassen.
C24 Wenn es mir nicht so gut geht, höre ich zur Aufmunterung Webradio.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Abb. 3-10: Eine Frage der Studie: Wird Webradio zur Erhöhung des Arousal-Niveaus bei schlechter
Stimmung genutzt?
Das Stimmungsmanagement beschränkt seinen Geltungsbereich jedoch nicht nur auf
den Prozess der aktiven Rezeption. Nachwirkende Phänomene der Mediennutzung
wie der >>excitation-transfer-effect<<, der eine kurzfristige Intensivierung
nachfolgender Emotionen aufgrund aufsummierter Aktivierung durch affektive
115 Winterhoff-Spurk, 2004, S. 80
116 vgl. Meyen, 2004, S. 27
117 Zillman, 2004, S. 121
118 vgl. Kap. 3.1
Neues Radio, neue Möglichkeiten 41
Stimulation beschreibt, oder der >>Gewöhnungseffekt<<, der Prozesse der
Habituation an bestimmte Arousal-Niveaus umfasst, werden ebenfalls untersucht119.
Dazu wurden in der vorliegenden Studie ebenfalls einige Fragen integriert, es wird
jedoch nur von vergleichsweise geringen Ausprägungen der Indikatoren
ausgegangen. Die Ursache dafür liegt darin, dass diese Effekte bisher vorrangig für
audio-visuelle Medien nachgewiesen werden konnten.
C29 Nach dem Hören von Webradio wird meine Stimmung kurzzeitig
verstärkt. Mir geht es danach entsprechend besser oder schlechter.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Abb. 3-11: Item C29 untersucht, ob bei Webradiokonsum ein Excitation-Transfer-Effect
wahrgenommen wird
3.3 Interaktivität
Im Zusammenhang mit Online- und Multimedia-Anwendungen ist der Begriff
>>Interaktivität<< zu einem Leitmotiv der 90er Jahre geworden. Im Kontext dieser
digitalen neuen Medien ist der Terminus „in euphorischer Weise – nahezu
inflationär“120 gebraucht worden. Dabei ist nicht in jedem Falle auf eine exakte
Definition Wert gelegt worden. Zunächst ist es sinnvoll zwischen Interaktion und
Interaktivität zu unterscheiden und beide Termini zu verorten. Zum einen kann
Interaktion vereinfacht als „the action and reaction between individuals which
becomes an exchange“121 betrachtet werden, genauer muss sie jedoch als eine
Sonderform der Kommunikation verstanden werden, der die Vorstellung
vollständiger Symmetrie zugrunde liegt. Dieses Konzept ist für die vorliegenden
Betrachtungen jedoch nur von sekundärer Bedeutung. Zum anderen kann darunter
auch ein abstraktes Konzept von sozialem Handeln verstanden werden. Diese
Betrachtungsweise ermöglicht dabei eine konkrete graduelle Anwendung auf ein
bestimmtes Medium, sodass spezifische Möglichkeiten der Interaktivität differenziert
werden können. Primär liegt der Bedeutungsunterschied der Termini in ihrer
119 vgl. Winterhoff-Spurk, 2004, S. 81
120 Wenz, 2003, S. 310
121 Price, 1997, S. 118, Weiterhin definiert Price, dass Interaktion durch den Sprachgebrauch und
seine unterstützenden Systeme wie Körpersprache und Intonation erreicht wird.
Robert Piehler 42
Trennschärfe. Während beispielsweise die Möglichkeit zum Feedback über einen
Rückkanal durchaus einer niedrigen Stufe der Interaktivität zugeordnet werden kann,
ist dies noch keine hinreichende Bedingung für das Vorliegen von Interaktion. Hier
wird deutlich, dass beide Begriffe zwar in ihrer Bedeutung distinkt sind, sich der
Unterschied jedoch nur schwer terminlogisch genau herausarbeiten lässt122. Für die
vorliegende Arbeit ist es zudem relevant, in mediale interaktive Handlungen
zwischen Benutzer und System sowie Handlungen zwischen Benutzer und Inhalt zu
unterscheiden123. Während Erstere lediglich den technischen Umgang mit einer
Benutzerschnittstelle kennzeichnen, erlauben letztgenannte einen direkten Einfluss
auf den präsentierten Inhalt. Dabei ist selbstverständlich eine Form der technischen
Interaktivität immer Grundlage für die inhaltliche Interaktivität, die sich
entsprechend ihrem Bedeutungskern näher am Begriff der Interaktion befindet.
Neben den aus dem UKW-Sektor bekannten Formen der Interaktivität wie Anrufen
in einer so genannten Call-In-Sendung124 oder der metakommunikative Akt des Ab-
und Umschaltens finden sich beim Webradio zwei weitere Ausdifferenzierungen von
interaktiven Komponenten. Zum einen haben sich mediumsinterne Formen der
Interaktivität herausgebildet, die auf besonderen Programmangeboten beruhen.
Hierbei hat der Rezipient aktiv Einfluss auf die Gestaltung des Programms, indem er
zum Beispiel die abzuspielenden Titel auswählt oder bestimmte Teile des
Programms per Download hört. Zum anderen gibt es externe Ausprägungen, die auf
andere Technologien des Internets und damit auch andere Medien zurückgreifen, um
interaktive Momente im Webradio zu generieren. Über Zusatzangebote wie Foren,
Chatrooms und Webcam-Bilder wird in diesem Zusammenhang versucht, eine
Community von Nutzern aufzubauen und zu erhalten. Wichtig ist dabei der Bezug
zum Programm, da auch Fernsehsender, UKW-Radios und Tageszeitungen diese
Dienste auf ihren Onlineplattformen bereitstellen. So können beispielsweise
Musikwünsche aus dem Chat direkt erfüllt werden oder auch Diskussionen angeregt
werden, die anschließend in Ausschnitten vom Moderator vorgelesen werden. Aber
auch Angebote wie die Einblendung von Informationen zu Interpret und Musiktitel
sind denkbar und werden in der Praxis eingesetzt. Dabei kann auch Bild- und
122 vgl. Wenz, 2003, S. 310
123 vgl. Lang, 1998, S. 301
124 Von Unz stammt eine interessante Veröffentlichung zum Thema Call-In-Sendung, die
Nutzungsmotive und soziale Umstände von Anrufern und Nichtanrufern unterscheidet. Vgl.: Unz,
1997.
Neues Radio, neue Möglichkeiten 43
Videomaterial zum Einsatz kommen, sodass die Grenze zu audiovisuellen Online-
Medien als fließend zu charakterisieren ist. Weiterhin stellen Goldhammer und
Zerdick, unter Bezugnahme auf den traditionellen Rundfunk, fest: „Diese neuen
Interaktionsmöglichkeiten können zudem spürbare Rückwirkungen auf das
klassische Programm des Senders haben, indem einzelne Inhalte oder das
Gesamtprogramm mit Hilfe der Eingaben der Nutzer weiterentwickelt werden.“125
Dieser Gedanke kann problemlos in ähnlicher Weise für den Online-Rundfunk
übernommen werden. Eine Erfassung dieses Konstruktes innerhalb des vorliegenden
Studienentwurfes ist jedoch problematisch, da dieser sich bei der Erhebung der
Daten auf die Rezipientenseite beschränkt. Eventuelle Rückkopplungen bei den
Produzenten der Inhalte könnten in weiterführenden Studien beispielsweise über
qualitative Interviews näher betrachtet und in Verbindung zu den Ergebnissen dieses
Entwurfes gebracht werden.
Die Phänomene der Interaktivität können durch ihren affektiven
Partizipationscharakter unterschiedliche Auswirkungen auf den Rezipienten haben
und sein Mediennutzungsverhalten bezüglich der Webradioangebote beeinflussen.
Daher werden sie in mehreren Items, nach internen und externen Ausprägungen
separiert, erfasst.
C15 Durch Chats mit den Moderatoren oder das Betrachten von
Webcambildern wird bei Webradioangeboten eine größere Nähe zum
Zuhörer hergestellt. Bei der Nutzung spielen diese Zusatzdienste für mich
eine große Rolle.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C16 Für mich ist ein entscheidendes Kriterium beim Hören von Webradio,
dass ich interaktiv das Programm beeinflussen und so zum Beispiel
bestimmte Musiktitel wählen kann.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Abb. 3-12: Getrennte Befragung nach internen bzw. externen Interaktivitätsausprägungen
125 Goldhammer/ Zerdick, 2001, S. 159
Robert Piehler 44
Dabei ist zu klären, inwiefern sich die zwei Klassen der Ausprägungen von
Interaktivität unter Umständen bezüglich ihres Einflusses auf den wahrgenommenen
Partizipationsgrad an der Programmgestaltung unterscheiden. Weiterhin werden die
Webradioangebote, die interne Ausprägungen aufweisen, möglicherweise durch ihre
formalen Aspekte eher anderen Formen der Mediennutzung zugeordnet werden126.
Letztlich steht dahinter die Frage, wie stark technisch-formale Aspekte den
Radiocharakter von Webradio beeinflussen und welche Konsequenzen sich für den
Rezipienten daraus ergeben. Folglich muss geklärt werden, ob Formen der
Interaktivität wirklich einen Zusatznutzen darstellen, der auch in Anspruch
genommen wird, oder ob es sich dabei lediglich um einen Imagefaktor handelt, der
den neuen Medien, die auf der Technologie des Internets beruhen, generell unterstellt
wird. Daher wird im vorliegenden Fragebogen auch die tatsächliche Nutzung
interaktiver Elemente erfragt.
D4 Wie häufig haben Sie in den letzten 2 Monaten interaktive Online-
Zusatzangebote, wie Chat oder Foren, von Webradiosendern genutzt?
Gar nicht O
1 – 2 Mal monatlich O
1 – 2 Mal wöchentlich O
Täglich O
Abb. 3-13: Item D4 erfragt die konkrete Inanspruchnahme von interaktiven Zusatzdiensten
3.4 Webradio als Meso-Medium
Der letzte Punkt der inhaltsrelevanten Thesen und Konstrukte für die Befragung
stellt zugleich auch den bisher am unschärfsten definierten Part dar. Da das
hypothetische Phänomen des Meso-Mediums speziell für Webradio-Angebote
vermutet und antizipiert wird, kann die vorliegende Studie nur exploratorisch
Indikatoren zusammenstellen, die in nachfolgenden Untersuchungen validiert werden
müssen. Terminologisch zwischen der medialen Makro- und Mikroebene127, liegt die
126 Dies kann an folgendem Beispiel erläutert werden: Ein Webradioangebot, das eine relativ freie
Zusammenstellung der Musiktitel ermöglicht und ohne Moderation, Wortbeiträge sowie
Nachrichten gesendet wird, weist, formal gesehen, mehr Ähnlichkeiten mit einer MP3-Playlist als
mit einem traditionellen Radioangebot auf.
127 Auf der Mikroebene finden sich Medien der Individualkommunikation wie das Telefon, die
Makroebene hingegen beschreibt die klassischen Massenmedien, die in der vorliegenden Arbeit
terminologisch nach der Definition von Maletzke verwendet werden. Danach zeichnet sich diese
Form der Kommunikation dadurch aus, dass sie öffentlich, indirekt, unidirektional und
professionalisiert Informationen strukturell sowie funktional ausdifferenziert periodisch an ein
disperses Publikum vermittelt. Vgl. dazu: Winterhoff-Spurk, 2004, S. 15
Neues Radio, neue Möglichkeiten 45
Reichweite von Mesomedien etwa im regionalen Bereich. Bedingt durch die
Eigenschaften des Internets als Kommunikationskanal, in dem lokale Distanzen nur
von nachgeordneter Bedeutung sind, ist darunter jedoch keine Region im
geographischen Sinne zu verstehen, sondern eher eine Gruppe von Menschen, die
durch ähnliche Interessen oder Eigenschaften miteinander verbunden ist. Dies
schließt eine durch geographische Faktoren verbundene Zielgruppe jedoch nicht
aus128. Dieser Trend, der sich für unterschiedliche Medien- und Dienstangebote im
Internet nachvollziehen lässt, wird auch als eine fokussierende >>Verspartung<< der
Inhalte bezeichnet. Es kann dabei unterteilt werden in ein steigendes Bedürfnis der
Nutzer von Onlineinhalten nach regionalen Informationen und dem Bedürfnis von
Mitgliedern ethnischer, politischer, gesellschaftlicher oder religiöser Minderheiten,
Informationen auszutauschen bzw. Kontakte herzustellen. Beiden Entwicklungen
gemeinsam ist eine fortschreitende >>Masscustomization<<, d. h. die massenhafte
Individualisierung von medialen Inhalten, und der Wandel vom Rezipienten oder
>>Consumer<< von Medienangeboten zum >>Prosumer<<. Durch den aktiven
Selektionsprozess bei der Rezeption sowie der Möglichkeit zur Rückkopplung durch
interaktive Elemente übernimmt der Nutzer Teilaufgaben des Produzenten. Dessen
Aufgabe besteht zunehmend nur noch darin, eine breite Basis an Inhalten
bereitzustellen, aus der sich der Rezipient sein individuelles Programm
zusammenstellen kann. Dadurch entsteht ein „Selektionsdruck und die Suche nach
Selektionskriterien“129 wird für den Konsumenten zu einer notwendigen Aufgabe,
um derartige mediale Angebote nutzen zu können. Das zusammengestellte
Programm wird in der Fachliteratur als >>Ich-Kanal<< bezeichnet.
Orientierungshilfen dazu können entweder durch den Umgang mit anderen Medien
emergieren oder durch technische Hilfsmittel wie kollaborative Filter oder
intelligente Agenten bereitgestellt werden. Kollaborative Filter legen nach
spezifischen Präferenzen des Nutzers ein Profil an, vergleichen dieses mit anderen
Profilen und selektieren darauf basierend Inhalte, aus denen der Rezipient schließlich
auswählen kann. Die intelligenten Agenten hingegen kommen vorrangig für die
Optimierung von Suchprozessen zum Einsatz130.
128 So finden sich beispielsweise Chat-Angebote von regionalen Tageszeitungen, die sich speziell an
Bewohner des Einzugsgebiets der Zeitung richten. Vgl. auch: Goldhammer/ Zerdick, 2001, S. 173 -
175
129 Berghaus, 1999, S. 46
130 Vgl. Goldhammer/ Zerdick, 2001, S. 167 - 173
Robert Piehler 46
Webradio begünstigt diese Entwicklung dahingehend, dass überhaupt ein sehr weit
ausdifferenziertes Angebot von verschiedenen Sendern und Programmen besteht und
diese zudem über Senderdatenbanken oder spezielle Player-Software relativ einfach
nach bestimmten Kriterien geordnet, beispielsweise nach der Musikfarbe, und
bereitgestellt werden können. Dazu werden die Fragestellungen der vorliegenden
Studie untersuchen, inwiefern Webradio für eine individualisierte Rezeption genutzt
wird und welche Rolle dabei regionale bzw. interessenspezifische Inhalte spielen.
C13 Ein Grund warum ich Webradio nutze, ist, dass es im Programm einen
großen Anteil an regionalen und lokalen Themen gibt.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Abb. 3-14: Mithilfe von Item C13 soll die Bedeutung regionaler Inhalte herausgearbeitet werden
Neues Radio, neue Möglichkeiten 47
4 Schlussbetrachtung
Obgleich Webradios zurzeit eher eine Randerscheinung innerhalb des
Medienkonsums der deutschen Gesamtbevölkerung darstellen, zeichnen sie sich
durch spezifische Charakteristika aus, die für bestimmte soziale Gruppen zweifellos
Vorteile gegenüber dem UKW-Rundfunk bringen und daher von diesen Gruppen
verstärkt genutzt werden. Mithilfe dieser Studie soll versucht werden zu erklären,
welche Motive und Bedürfnisse der Webradionutzung zugrunde liegen und welche
spezifischen Funktionen sie für den Rezipienten erfüllen. Ein wesentliches
Charakteristikum von Webradios ist in diesem Zusammenhang beispielsweise die
Erweiterung der Sendeschemata und Programmstrukturen terrestrischer Radios um
neue interaktive Elemente, die eine individualisierte Wahrnehmung des Programms
fördern. Dadurch können beim Rezipienten bestimmte redaktionelle und
musikalische Bedürfnisse bedient werden, die durch den klassischen Rundfunk
bisher nur unzureichend befriedigt worden sind. Dem Nutzer steht dabei online,
neben klassischen Mainstream-Programmen mit Massenmediumscharakter, ein
breites Angebot von Nischenprogrammen zur Verfügung, die sich jeweils
spezifischen Partikularinteressen widmen. Dabei ergeben sich viele
Gemeinsamkeiten aber auch frappierende Unterschiede zum klassischen Hörfunk die
Nutzung der Angebote betreffend. Diese zu finden und herauszustellen, stellt ein
zentrales Anliegen des vorliegenden Studienentwurfes dar.
Die neuen Möglichkeiten des neuen Radios sind vielleicht nicht so spektakulär, wie
dies noch vor ein paar Jahren prognostiziert worden ist. Doch unter Umständen kann
der vorliegende Studienentwurf einen Beitrag dazu leisten, neue sowie schon
bestehende Angebote noch stärker an den Bedürfnissen der Rezipienten zu
orientieren und so die Potenziale von internetbasiertem Radio zukünftig besser
auszunutzen, um damit dieses Medium weiteren Bevölkerungsgruppen zugänglich zu
machen. Denn im Zuge der steigenden Verbreitung von Internetzugängen in allen
gesellschaftlichen Schichten131 und der damit verbundenen voranschreitenden
Integration der Internettechnologien in den Alltag könnte das Medium Webradio in
den nächsten Jahren auch für Teile der Bevölkerung interessant werden, die dieses
zur Zeit eher zurückhaltend oder überhaupt nicht nutzen. Dazu ist es jedoch
131 vgl. van Eimeren/ Gerhard/ Frees, 2004, S. 351 - 354
Robert Piehler 48
notwendig, die Rezeptionsvorteile für den Nutzer in Abgrenzung zum klassischen
Rundfunk zu kennen und diese in entsprechenden Sende- und Programmschemata
umzusetzen. Während heutzutage in der Praxis noch Webradioangebote überwiegen,
die ihre Inhalte weitestgehend konform zum terrestrischen Rundfunk vermitteln,
könnten so möglicherweise, unter Berücksichtigung spezieller Nutzungsmotive und
Rezeptionskontexte, zukünftig Programme gesendet werden, die die technologischen
und kommunikativen Möglichkeiten des relativ jungen Mediums Webradio in
adäquaterer Art und Weise berücksichtigen. Bei der Verfolgung dieses Ziels kann die
vorliegende Studie jedoch nur als Grundstein dienen. Weiterführende
Untersuchungen, bei denen durchaus sehr unterschiedliche Designs denkbar sind,
sind unerlässlich, um zu den dafür notwendigen Erkenntnissen zu gelangen.
Neues Radio, neue Möglichkeiten 49
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Studium
Robert Piehler 54
6 Anhang
Anhang A: Der Fragebogenentwurf
Neues Radio, neue Möglichkeiten 55
Der vorliegende Fragebogen untersucht Ihren Umgang mit Web- bzw.
Internetradioangeboten. Wir bitten Sie, die Fragen wahrheitsgemäß und nach bestem
Gewissen zu beantworten, da verfälschte Fragebögen bei der Auswertung durch
statistische Verfahren erkannt und nicht Eingang in die Datengrundlage finden
werden. Für die Beantwortung der Fragen besteht kein Zeitlimit. Selbstverständlich
werden Ihre Angaben anonym verarbeitet und die Anforderungen des Datenschutzes
eingehalten.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
A1 An welcher Universität sind Sie immatrikuliert?
A2 Welcher Fakultät ist Ihr Studiengang zugeordnet?
Naturwissenschaften O
Mathematik O
Maschinenbau O
Elektrotechnik/Informationstechnik O
Informatik O
Wirtschaftswissenschaften O
Philosophische Fakultät O
A3 Wie nutzen Sie das Internet allgemein?
Vorrangig privat O
Vorrangig für Forschung & Lehre O
Zu gleichen Teilen privat und F & L O
A4 Wie häufig nutzen Sie das Internet?
Täglich O
3 – 4 Mal pro Woche O
1 – 2 Mal pro Woche O
Seltener O
Robert Piehler 56
A5 Wie lange nutzen Sie das Internet täglich (Mo-Fr) im Durchschnitt?
Mehr als 3 Stunden O
2 – 3 Stunden O
Etwa eine Stunde O
Weniger als eine Stunde O
A6 Haben Sie schon von Webradios gehört?
Ja O
Nein O
A7 Haben Sie in den letzten zwei Monaten Webradios genutzt?
Ja O ÆBitte bei Frage A8 fortsetzen
Nein O ÆBitte auf S. 8 bei Frage E1 fortsetzen
A8 Wie häufig nutzen Sie Webradio?
1 – 3 Mal im Monat O
1 – 5 Mal in der Woche O
Täglich O
A9 Wie lange hören Sie durchschnittlich Webradio (am Stück)?
Bis zu einer halben Stunde O
Ca. 1 – 2 Stunden O
Ca. 2 – 3 Stunden O
Mehr als 3 Stunden O
B1 Können Sie folgender Aussage zustimmen: Wenn ich Webradio höre, gehe
ich meist einer weiteren Beschäftigung nach.
Ja O
Nein O
B2 Welche der nachfolgenden Antwortmöglichkeiten sind für Sie zutreffend?
Es können mehrere Optionen angekreuzt werden: Ich höre Webradio,
während ich...
...am Rechner arbeite. O
...im WWW surfe. O
...in einem Chat bin. O
...ein PC-Spiel nutze. O
...einer Tätigkeit nachgehe, für die man
den Rechner nicht benötigt. O
Keine der vorgegebenen Antworten trifft zu. O
Neues Radio, neue Möglichkeiten 57
B3 Ich höre meist gezielt Webradio und gehe dabei keiner weiteren
Beschäftigung nach. Wie bewerten Sie diese Aussage für sich selbst?
Ich stimme zu. O
Ich stimme nicht zu. O
Bitte sehen Sie sich die unten stehenden Aussagen an und entscheiden Sie, inwiefern
Sie diesen zustimmen können:
C1 Ich höre Webradio, weil die inhaltlichen Schwerpunkte eines Programms
allgemein interessant sind.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C2 Ich nutze Internetradioangebote, da dort mein Musikgeschmack getroffen
wird.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C3 Ich bevorzuge Webradioangebote gegenüber dem traditionellen UKW-
Rundfunk, weil die Art der Moderation insgesamt ansprechender ist.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C4 Ich höre Webradio vor allem, weil ich einen bestimmten Moderator gut
finde.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C5 Ich höre Webradio, weil ich durch den Moderator das Gefühl habe, nicht
allein zu sein (wenn ich z. B. nachts noch am PC arbeite).
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C6 Ich nutze häufig Internetradio, wenn ich mit niemandem reden kann.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Robert Piehler 58
C7 Oftmals höre ich Webradio, um mich weniger einsam zu fühlen.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C8 Für mich besteht ein großer Vorzug des Webradios darin, dass im
Programm spezielle Themen, die für mich interessant sind, behandelt
werden.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C9 Ich nutze Webradioangebote um in Wortbeiträgen tiefergehende
Informationen zu einem bestimmten Thema zu bekommen.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C10 Ich höre Webradio, um meine eigene Meinung mit dem
Medienkommentar zu vergleichen.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C11 Ich nutze Webradioangebote, um mir eine Meinung zu bilden, die ich
gegenüber meinen Freunden vertreten kann.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C12 Ich höre Webradio um über das Geschehen in der Welt auf dem
Laufenden zu sein.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C13 Ein Grund warum ich Webradio nutze, ist, dass es im Programm einen
großen Anteil an regionalen und lokalen Themen gibt.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Neues Radio, neue Möglichkeiten 59
C14 Ich höre Internetradio, da ich die gesamte Präsentation des Programms
(Jingles, Moderation und Musik) als sehr ansprechend und trendig
empfinde.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C15 Durch Chats mit den Moderatoren oder das Betrachten von
Webcambildern wird bei Webradioangeboten eine größere Nähe zum
Zuhörer hergestellt. Bei der Nutzung spielen diese Zusatzdienste für mich
eine große Rolle.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C16 Für mich ist ein entscheidendes Kriterium beim Hören von Webradio,
dass ich interaktiv das Programm beeinflussen und so zum Beispiel
bestimmte Musiktitel wählen kann.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C17 Ich höre Webradio, um mich von anderen Dingen abzulenken.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C18 Ich nutze Internetradios zum Zeitvertreib, damit ich mich nicht langweile.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C19 Webradio-Hören entspannt mich und daher nutze ich solche Angebote.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C20 Ich höre Webradio um meine täglichen Probleme zu vergessen.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
Robert Piehler 60
C21 Nur wenn ich nichts Besseres zu tun habe, höre ich Webradio.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C22 Ich höre Webradio vor allem, da mir das Programm der UKW-
Radiosender nicht gefällt.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C23 Wenn ich Webradioprogramme höre, dann meist deshalb, weil kein
normales Radiogerät verfügbar ist.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C24 Wenn es mir nicht so gut geht, höre ich zur Aufmunterung Webradio.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C25 Wenn ich gute Laune habe, höre ich gern Webradio.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
O O O O O
C26 Wenn ich mich schlecht fühle, höre ich Webradio, um mich davon
abzulenken.
trifft nicht zu trifft kaum zu trifft teilweise zu trifft zu trifft voll zu
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C27 Wenn ich Webradio höre, hat das einen Einfluss auf meine Stimmung.
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C28 Die Wahl eines Webradiosenders hängt von meiner Stimmungslage ab.
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Neues Radio, neue Möglichkeiten 61
C29 Nach dem Hören von Webradio wird meine Stimmung kurzzeitig
verstärkt. Mir geht es danach entsprechend besser oder schlechter.
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Bitte beantworten Sie nun folgende Fragen:
D1 Haben Sie einen Lieblingssender unter den Webradioangeboten?
Ja O
Nein O
D2 Wechseln Sie, während Sie Webradio hören, zwischen verschiedenen
Kanälen?
Ja O
Nein O
D3 Nutzen Sie Senderdatenbanken, um einen passenden Online-Sender zu
finden?
Ja O
Nein O
D4 Wie häufig haben Sie in den letzten 2 Monaten interaktive Online-
Zusatzangebote, wie Chat oder Foren, von Webradiosendern genutzt?
Gar nicht O
1 – 2 Mal monatlich O
1 – 2 Mal wöchentlich O
Täglich O
D5 Haben Sie schon einmal interaktiv an einer Webradiosendung mitgewirkt
(durch einen erfüllten Musikwunsch oder vorgelesene Chat-Grüße, etc.)?
Ja O
Nein O
Bitte sehen Sie sich die unten stehenden Aussagen an und entscheiden Sie, inwiefern
Sie diesen zustimmen können:
D6 Wenn ich Webradio höre, wähle ich den Sender gezielt nach der Musik
aus.
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Robert Piehler 62
D7 Bei der Wahl eines Webradiosenders spielt für mich der redaktionelle
Inhalt eine besondere Rolle. Ich nutze vorrangig Sender, die meine
Interessen bedienen.
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D8 Wenn ich den Sender wechsle, dann vorrangig wegen der Musik.
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D9 Ich wechsle den Sender meist wegen inhaltlich-redaktioneller Schwächen
im Programm.
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D10 Der Hauptgrund warum ich den Sender wechsle, sind nervige
Moderationen.
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D11 Ich zappe häufig durch verschiedene Webradio-Programme, um einen
Überblick zu bekommen.
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D12 Meistens wechsle ich den Sender, um eine komplett andere Musikrichtung
zu hören.
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D13 Ich wechsle zumeist zwischen Sendern mit ähnlichem Musikangebot.
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Neues Radio, neue Möglichkeiten 63
D14 Wenn ich den Sender wechsle, dann meist zwischen Programmen, die
insgesamt vom Sound her ähnlich klingen.
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ÆBitte bei Frage F1 auf Seite 9 fortsetzen
Bitte sehen Sie sich die unten stehenden Aussagen an und entscheiden Sie, inwiefern
Sie diesen zustimmen können:
E1 Ich nutze Webradio nicht, da ich keinen Online-Sender kenne.
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E2 Ich habe Webradioangebote bisher kaum genutzt, weil es unkomplizierter
ist, ein normales Radio zu benutzen.
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E3 Für die Nutzung von Webradio ist meine Internetverbindung zu langsam.
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E4 Ich nutze kein Internetradio, da es in der Vergangenheit nicht funktioniert
hat.
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Bitte sehen Sie sich die unten stehenden Aussagen an und entscheiden Sie, inwiefern
Sie diesen zustimmen können:
F1 Die Nutzung von Webradioangeboten ist in meiner Generation weit
verbreitet.
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Robert Piehler 64
F2 In meinem Freundeskreis wird Webradio gehört.
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F3 Webradio wird vorrangig von Technik-Begeisterten gehört.
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F4 Die Nachrichtenmeldungen eines Webradiosenders sind weniger
verlässlich als die eines UKW-Radiosenders.
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F5 UKW-Rundfunk ist professioneller als Webradio, da dort oftmals Laien
das Programm gestalten.
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F6 Die Musikauswahl bei Webradioangeboten ist besser als bei UKW-Radios.
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F7 Wortbeiträge sind beim UKW-Rundfunk in der Regel besser recherchiert
als bei Webradios.
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F8 Die Empfangsqualität ist beim UKW-Radio besser als beim Internetradio.
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Bitte füllen Sie abschließend noch folgende Fragen zu Ihrer persönlichen Situation
aus. Die Daten werden vertraulich behandelt und können bei der Auswertung Ihrer
Person nicht zugeordnet werden.
G1 Wie alt sind Sie?
Neues Radio, neue Möglichkeiten 65
G2 Sind Sie männlich oder weiblich?
Männlich O
Weiblich O
G3 Wie ist ihr Familienstand?
Single O
In einer festen Beziehung O
Verheiratet O
G4 Gehen Sie neben dem Studium einem Job nach?
Ja O
Nein O
G5 Nehmen Sie zur Finanzierung Ihres Studiums BAföG in Anspruch?
Ja O
Nein O
G6 Engagieren Sie sich in studentischen Initiativen oder Institutionen wie
dem Studentenrat?
Ja O
Nein O
G7 Wie wohnen Sie?
In einer WG O
In einer Wohnung (allein) O
Im Wohnheim O
Bei den Eltern O
G8 Wie schätzen Sie Ihr Interesse für technische Neuerungen und
Technologie an sich ein?
Kaum vorhanden O
Gering O
Auf mittlerem Niveau O
Hoch O
G9 Haben Sie eine Tageszeitung abonniert?
Ja O
Nein O
Robert Piehler 66
G10 Wie lange schauen Sie pro Tag fern?
0 – ½ Stunde O
Etwa 1 Stunde O
1 – 3 Stunden O
3 – 5 Stunden O
Mehr als 5 Stunden O
G11 Wie lange nutzen Sie täglich das UKW-Radio (Hören während der Arbeit
und im Auto eingeschlossen)?
0 – ½ Stunde O
Etwa 1 Stunde O
1 – 3 Stunden O
3 – 5 Stunden O
Mehr als 5 Stunden O
G12 Wie viele Bücher haben Sie in den letzten drei Monaten gelesen?
0 – 1 O
1 – 3 O
3 – 5 O
Mehr als 5 O
G13 Wie häufig sind Sie in den letzten 2 Monaten ins Kino gegangen?
0 – 1 Mal O
1 – 3 Mal O
3 – 5 Mal O
5 – 8 Mal O
Häufiger O
G14 Wie oft haben Sie in den letzten 2 Monaten Theater, Kabarett oder Oper
besucht?
0 – 1 Mal O
1 – 3 Mal O
3 – 5 Mal O
5 – 8 Mal O
Häufiger O
Neues Radio, neue Möglichkeiten 67
G15 Was ist Ihre Lieblingsmusikrichtung? (Bitte nur eine Möglichkeit
ankreuzen)
Rock / Punk / Alternative O
Pop O
Hip-Hop / R’n’B / Rap O
Blues / Jazz O
Big Band / Country O
Elektronische Musik O
Klassik O
Volksmusik O
Oldies / Schlager / Folk O
Etwas Anderes O
G16 Welchen Schulabschluss hat Ihr Vater?
Hauptschulabschluss O
Realschulabschluss O
Abitur O
G17 Hat Ihr Vater studiert?
Ja O
Nein O
G18 Welchen Schulabschluss hat Ihre Mutter?
Hauptschulabschluss O
Realschulabschluss O
Abitur O
G19 Hat Ihre Mutter studiert?
Ja O
Nein O
Robert Piehler 68
Anhang B: Die ausgefüllten Interviewleitfäden der Kleingruppenanalyse
Neues Radio, neue Möglichkeiten 69
Robert Piehler 70
Neues Radio, neue Möglichkeiten 71
Robert Piehler 72
Neues Radio, neue Möglichkeiten 73
Anhang C: Die beigelegte CD-Rom
Die beigefügte CD-Rom beinhaltet die BA-Arbeit und den vorläufigen Fragebogen
sowohl im Word- als auch im PDF-Format. Zusätzlich ist der Kodierungsplan zum
Studienentwurf in den Formaten SPSS (*.sav), SPSS Portable (*.por) sowie dBase
IV (*.dbf) hinterlegt.
Robert Piehler 74
7 Eidesstattliche Erklärung
Hiermit erkläre ich des Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und
ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht
benutzt und die aus anderen Quellen entnommenen Stellen als solche gekennzeichnet
habe.
Chemnitz, am 13. Juli 2005
Robert Piehler
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Chapter
Nachrichten und Informationen im Radio erreichen aufgrund ihrer Schnelligkeit, Häufigkeit und der Eingliederung in das Gesamtprogramm die Rezipienten in vielen Nutzungssituationen unmittelbarer als in anderen Medien. Im Gegensatz zu anderen publizistischen Angeboten des Mediums, deren Bedeutung sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite in der Folge des Funktionswandels des Mediums und der veränderten Wettbeweibssituation auf dem Hörfunkmarkt abgenommen hat, sind Nachrichten und aktuelle Informationen nach wie vor unverzichtbare Programmbestandteile.1 Schon in frühen Hörfunkstudien findet sich die Feststellung, daß die regelmäßige Nutzung von Nachrichten und aktuellen Informationen im Ra-dio mit dem generellen politischen Interesse steigt.2 Nach wie vor aktuell ist auch der Befund, daß jüngere Menschen weniger an Politik interessiert sind als ältere und dementsprechend ein anderes Informationsverhalten in bezug auf die Mediennutzung aufweisen. Im Hinblick auf das vielzitierte Bild vom „background-Medium“Radio sind neuere Studien von Interesse, die dem Hörverhalten und dem Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Präsentationsformen von Nachrichten und dem Bewerten, Verstehen und Behalten der Inhalte nachgehen.3 Auf der Grundlage einer Repräsentativuntersuchung in Rheinland-Pfalz konmien Six und Roters4 zu dem Ergebnis, daß auch für junge Radiohörer Nachrichten und politische Informationen nicht nur Beiwerk zum übrigen Radioprogramm sind. Obgleich der überwiegende Teil der Jugendlichen im Radio per Zufall mit Nachrichten konfrontiert wird, geben 71 Prozent der befragten 14-19jährigen an, normalerweise den Nachrichten zuzuhören, statt etwas anderes zu tun. Ähnliche Werte werden in der Studie von Schönbach und Goertz5 für die Altersgruppe der 14-29jährigen ausgewiesen: 77 Prozent stimmen der Aussage „Meistens bin ich beim Radiohören anderweitig so beschäftigt, daß ich gar nicht mitbekomme, was in den Nachrichten gesagt wird“nicht zu.
Chapter
Im folgenden wird die weit verbreitete These vom Radio als einem Sekundärmedium, dem keine oder eine allenfalls nachrangige Bedeutung zukommt, diskutiert. Dabei sollen Befunde auf verschiedenen Ebenen, die durch unterschiedliche Akteursbeziehungen gekennzeichnet sind, geprüft werden: die der Öffentlichkeit, des Werbemarkts und des Publikums. Die beiden letzten Abschnitte smd dem Versuch gewidmet, Qualitäten des Radios zu entwickeln, die durch technische, individuelle und sozialstrukturelle Bedingungen bestimmt sind. Die Frage lautet: Welche besonderen Attraktivitäten kann das Radio bieten, die andere Medien nicht oder nicht in diesem Maße aufweisen? Von der Realisierung dieser Qualitäten durch eine Programmgestaltung hängt nicht nur der Erfolg eines Radioprogramms ab, sondern auch die Zukunft des Mediums in einer multimedial veränderten Wettbewerbssituation. Das Radio muß sich mit anderen klassischen oder neuen Medien auseinandersetzen, die insbesondere mittels digitaler Technik neue Medienformen durch die Verschmelzung von Text, Grafik, Ton, Animation oder Video in einer veränderten Empfangssituation via PC oder Femsehbildschirm als Service-Terminal entstehen lassen.
Article
Despite the well-known theoretical advantages of item response theory (IRT) over classical test theory (CTT), research examining their empirical properties has failed to reveal consistent, demonstrable differences. Using Monte Carlo techniques with simulated test data, this study examined the behavior of item and person statistics obtained from these two measurement frameworks. The findings suggest IRT- and CTT-based item difficulty and person ability estimates were highly comparable, invariant, and accurate in the test conditions simulated. However, whereas item discrimination estimates based on IRT were accurate across most of the experimental conditions, CTT-based item discrimination estimates proved accurate under some conditions only. Implications of the results of this study for psychometric item analysis and item selection are discussed.
Article
Zusammenfassung. Das Rasch-Modell hat sich als Herausforderung an die klassische Testtheorie bei der Konstruktion und Entwicklung von Testinstrumenten nicht durchgesetzt, was wiederum der Mestheorie von Rasch in der universitaren Lehre einen nachrangigen Platz zuweist. In dem Beitrag wird argumentiert, das das Rasch-Modell aus modelltheoretischer Perspektive heraus gar nicht als Konkurrent, sondern als komplementares Modell zur klassischen Testtheorie zu verstehen ist. Die eigentlich neuen Impulse fur eine Fortsetzung der Diskussion um die Rasch-Mestheorie ergeben sich jedoch aus den Weiterentwicklungen, die dieses Gebiet aufzuweisen hat. Es werden funf Richtungen der Verallgemeinerung des Rasch-Modells dargestellt, woraus ersichtlich wird, das eine umfangreiche Familie von Modellen entstanden ist, die sich auf komplexere Datenstrukturen bezieht und auch komplexere Annahmen uber die Antwortprozesse zu modellieren gestattet. Die kritischen Punkte der Rasch-Mestheorie sind weniger in klassischen Vorbehalten...
Chapter
Entgegen einer oft zu hörenden Auffassung ist die Item-Response-Theorie (IRT) 2 (Lord, 1980; Hambleton & Swaminathan, 1985; Fischer, 1996) nicht als Alternative zur Klassischen Testtheorie (KTT) (s. Moosbrugger, 2007a, ▸ Kap. 5 in diesem Band) aufzufassen, sondern besser als Ergänzung. Der KTT sind große Verdienste in der Psychodiagnostik zuzuschreiben: Mit ihrer Hilfe ist es möglich, auf Basis der Reaktionen in mehreren Items die wahre Ausprägung (true score) des zu erfassenden Merkmals zu schätzen und die Messgenauigkeit des Testergebnisses (Reliablilität, s. Schermelleh-Engel & Werner, 2007, ▸ Kap. 6 in diesem Band) zu bestimmen. Mit Hilfe der Reliabilität bzw. des Standardmessfehlers ist es darüber hinaus möglich, ein Konfidenzintervall für den true score anzugeben.