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Ressourcentheoretische Erweiterungen des
Capability-Ansatzes von Amartya Sen
Alban Knecht
1. Der Capability-Ansatz von Amartya Sen
Die Anfänge des capability approach gehen auf die 80er Jahre zurück. Sen hatte sich zu dieser Zeit
ausführlich mit der Analyse konkreter Armutsprobleme beschäftigt und dabei Zweifel an der
Sinnhaftigkeit der gebräuchlichsten volkswirtschaftlichen Wohlfahrtsindikatoren, dem
Bruttosozialprodukt und der Nutzenmessung, bekommen. Ihm schwebte vor, die menschliche
Handlungsfähigkeit sowie die daraus entstehenden Handlungsspielräume selbst als Maß für Wohlfahrt
zu verwenden. Der Begriff capability bezeichnet diese Handlungsspielräume bzw. die
Verwirklichungschancen. Mit „Erweiterung der Capabilities“ kann man das, was eine an
emanzipatorischen Ideen orientierte Sozialpolitik und Soziale Arbeit bezweckt, wohl gut beschreiben.
Dennoch wurde der Ansatz in der sozialpolitischen und sozialarbeiterischen Forschung erst in den
letzten Jahren verstärkt rezipiert. Ein Grund könnte darin liegen, dass sich die konkrete Integration des
recht abstrakten Ansatzes in die bestehende Forschungslandschaft bzw. seine Verortung im Feld
bestehender Theorien als komplex und schwierig erweist.
Dies gilt auch für sein Verhältnis zu ressourcenbasierten Ansätzen. Die besondere Bedeutung von
Ressourcen wie Bildung und Gesundheit wird in Sens ländervergleichenden Wohlfahrtsforschung
deutlich. Er stellte in den 80er Jahren im Auftrag der Weltbank das durchschnittliche Pro-Kopf-
Einkommen und die durchschnittliche Lebenserwartung verschiedener Länder einander gegenüber und
fand heraus, dass diese in nur geringem Maße korrelieren: Obwohl das durchschnittliche Pro-Kopf-
Einkommen in Saudi Arabien mehr als das Doppelte von Albanien beträgt haben Menschen in diesen
Ländern eine ähnliche Lebenserwartung (UNDP 2003, 237f.). Sen weist auch auf die im Vergleich zur
weißen Bevölkerung geringe Lebenserwartung der afro-amerikanischen Bevölkerung in den USA hin,
die teilweise sogar die durchschnittliche Lebenserwartung Chinas oder des indischen Bundesstaats
Kerala unterschreitet (Sen, 2000, 33f.). Solche Beschränkungen der „elementaren
Verwirklichungschance …, ein reifes Leben zu führen und nicht eines vorzeitigen Todes zu sterben“
(Sen 2000, 121), die die Bevölkerung verschiedener Länder bzw. die bestimmte Bevölkerungsgruppen
erleiden, führt Sen u. a. auf unzureichend ausgebaute Institutionen des Gesundheits- und des
Bildungswesens zurück. Auf einer gesellschaftlichen Ebene beschreibt er solche Institutionen
allerdings in Form von „Freiheiten“ bzw. freiheitsstiftenden Institutionen, nicht als Ressourcen. Der
Begriff der Ressourcen wird also von Sen thematisiert, er bleibt in seiner Bedeutung aber vage.
Dieser Beitrag zielt darauf ab, das Verhältnis von Ressourcen und Capabilities bei Sen zu klären und
die Möglichkeit der Integration von ressourcentheoretischen Ansätzen und dem capability-approach
aufzuzeigen. Dazu werden die Grundbegriffe und das Grundgerüst dieses Ansatzes dargestellt (Kap.
2). Das 3. Kap. analysiert die Verwendung des Ressourcenbegriffs bei Sen. Im 4. Kap. wird gezeigt,
wie einige Unschärfen des Capability-Ansatzes durch eine Integration von ressourcentheoretischen
Elementen geklärt werden können. Abschließend werden die daraus entstehenden Vorteile diskutiert
(Kap. 5).
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2. Functionings und Capabilities
Wie erwähnt entwickelte Sen seinen Ansatz aus Kritik an den Verfahren zur Evaluierung von
Wohlstand, wie sie in der Volkswirtschaftslehre und auch in der Gerechtigkeitsphilosophie üblich sind.
Zum einen beanstandet er jene Ansätze, die eine Bewertung alleine an den vorhandenen monetären
Mitteln vornehmen; sie würden keinen guten Indikator für Wohlstand darstellen, da beispielsweise
durch das (durchschnittliche) Pro-Kopf-Einkommen nichts über die mit diesen Mitteln zu
erreichenden Möglichkeiten ausgesagt würde; das hatte sich anhand der Ländervergleiche gezeigt.
Andererseits kritisierte er konsequentialistische Ansätze, die eine Bewertung alleine anhand von
subjektiven Outcome-Indikatoren wie Nutzen oder Glück vornehmen. Sen kritisiert, dass solche
Bewertungsverfahren zwar einen erreichten Zustand bewerten, aber nicht berücksichtigen, ob es
Handlungsalternativen gegeben hätte. Er wollte solchen alternativen Handlungsmöglichkeiten auch
dann einen Wert zuschreiben, wenn sie nicht genutzt werden um z. B. zwischen Hungern und Fasten
zu unterscheiden. Außerdem würden subjektiven Indikatoren wie Glück oder Nutzenstark vom
Erwartungshorizont der Menschen abhängig und daher nur begrenzt aussagefähig sein (Sen 1992, 6f.).
Benachteiligte Bevölkerungsgruppen adaptieren sich an objektiv schwierige Lebenssituationen und
würden diese zu positiv bewerten (Sen 2002). Ausgehend von seiner Kritik verfolgte er die Idee, die
Transformation von vorhandenen Mittel in angestrebte, individuelle Zustände zu untersuchen: Diese
Transformation formulierte er auch als mathematische Formel (vgl. Sen 1985, 11, s. a. Knecht 2010,
56f.): Inputfaktoren werden dabei in Outputs transformiert. Unter diesen Inputfaktoren – Sen spricht
von: commodities – versteht er gemäß den Konventionen der Wirtschaftswissenschaften Güter im
weitesten Sinne, also materielle Güter, Geld, Kapital usw.. Es bleibt jedoch unklar, ob Sen dieser
engen Definition folgt oder ob er damit eventuell auch immaterielle Ressourcen beschreiben möchte
(vgl. auch Binder & Coat 2011). In jedem Fall geht Sen davon aus, dass Menschen die ihnen zur
Verfügung stehen Mittel verwenden, um von ihnen angestrebte, individuelle Ziel zu verfolgen.
Die Transformation von Mitteln in erwünschte Zustände beschreibt Sen als functionings. Als
konkretes Beispiel für eine Functioning führt er eine Person an, der ein Fahrrad zur Verfügung steht
und deren erreichbare Ziele sich dadurch vermehren. Wenn jemand wegen einer Krankheit mehr essen
muss, um satt zu werden, hat diese Person hingegen eine ineffizientere Functioning, sie muss mehr
Nahrung einsetzen um das gleiche Ziel zu erreichen. Da ein Mensch die ihm zur Verfügung stehenden
Mittel (= Input) auf unterschiedliche Weise verwenden kann, gibt es nicht nur einen möglichen,
erreichbaren Zustand (als Output) sondern mehrere mögliche. Die Summe aller mit den gegebenen
Mitteln und Functionings erreichbaren Zustände, bezeichnet Sen als capability was, wie bereits
erwähnt, mit Handlungsspielraum oder Verwirklichungschancen übersetzt wird. Die Capabilities bzw.
die Erweiterung dieser Capabilities stellen für ihn die zentrale Zielvariablen (sozial)politischer
Interventionen dar.
Wie lassen sich Handlungsspielräume bestimmen? Gemäß der mathematischen Formulierung würde es
naheliegen, sie alleine durch die Inputs und die Functionings zu ermitteln. Doch Sen benennt an
anderer Stelle einige „Freiheiten“, die die Handlungsspielräume erweitern: (1) politische bzw.
demokratische Freiheiten, die es der Bevölkerung gestatten, ihre Bedürfnisse in politische Prozesse
einzubringen, (2) ökonomische Freiheiten in Form von Zugangsrechten und -chancen zu Märkten, (3)
Institutionen, die soziale Chancen garantieren, wie beispielsweise Bildungsinstitutionen und das
Gesundheitswesen, (4) (gesellschaftliche) Transparenz, die die Ausbildung von sozialem Kapital
erlaubt und hilft Korruption zu verhindern sowie (5) eine soziale Mindestsicherung für Mittellose (Sen
2000, 52f.). Die Bedeutung dieser „Makro-Faktoren“ für die individuellen Handlungsspielräume bleibt
aber im Unklaren.
– 2 –
Zusätzlich entsteht ein weiteres Problem: Da in empirischen Studien Handlungsspielräume schwer zu
operationalisieren sind. Sen schlägt die Verwendung von objektiven Lebensqualitätsindikatoren (well-
being indicators) vor, wie z. B. die (durchschnittliche) Lebenserwartung oder der Gesundheitszustand.
Beide Indikatoren werden von vielen gesellschaftlichen und sozialpolitischen Faktoren beeinflusst und
können daher als sinnvolle Näherungswerte für die Menge der Handlungsalternativen dienen.
Die genaue Bedeutung der Inputfaktoren bei Sen wird aber nicht klar. Die angeführten „Freiheiten“
werden nicht als Inputfaktoren beschrieben, obwohl es in den oben genannten Untersuchungen zur
Lebenserwartung nahe liegt , dass es die als „Freiheiten“ beschriebenen institutionelle Faktoren (z. B.
das Bildungs- und Gesundheitswesen) und nicht individuelle Faktoren sind, die bei gleichem Pro-
Kopf-Einkommen zu unterschiedlicher Lebenserwartung führen. Zum anderen scheint es, als ob bei
Sen nur die Functionings und Capabilities selbst Bedeutung hätten, während die Inputfaktoren dieser
„Funktionen“ eher nebensächlich erscheinen. Nun bezieht Sen sich an verschiedenen Stellen explizit
auf den Begriff Ressourcen (siehe z. B. Sen 1984, 321; 1992, 31f.; 2000, 365), doch stellt sich die
Frage, welche Bedeutung sie im Capability-Ansatz haben. Stellen sie Inputfaktoren dar oder werden
sie durch die Functionings repräsentiert?
3. Die Bedeutung von Ressourcen im Capability-Ansatz
Zum einen verwendet Sen den Begriff der Ressourcen, wenn er sich von anderen Ansätzen abgrenzen
will: „… Der Capability-Ansatz unterscheidet sich von eher traditionellen … Bewertungsansätzen, die
auf solche Variablen, wie Primärgüter (wie im Rawl’schen Bewertungssystem), Ressourcen (wie im
Dworkins Sozialanalyse) oder Realeinkommen … abzielen“ (Sen 1992, 42, Übers. A. K). Die
Abgrenzung von Dworkins Ressourcenbegriff ist leicht nachvollziehbar, da Dworkin unter Ressourcen
materielle Ressourcen versteht. Sen betont, dass es sich bei den Ressourcen und Primärgütern nur um
Mittel zur Erlangung von Freiheit (im Sinne der oben diskutierten Handlungsmöglichkeiten) handelt,
und nicht um die Freiheit selbst. Man müsse aber einen Unterschied machen zwischen Freiheit und
den Mitteln zur Erlangung von Freiheit, und deshalb die „conversion of resources and primary goods“
(Sen 1992, 38), also die Umwandlung von Primärgütern und Ressourcen in den Mittelpunkt der
Betrachtung stellen. Hier wird klar, dass mit Ressourcen die Inputfaktoren der Functionings bezeichnet
werden, die Möglichkeiten und Fähigkeiten beschreiben, wie auch der Capabilities.
Zum anderen verwendet Sen den Begriff Ressourcen in Verweisen auf den ressourcenorientierten
Level-of-Living-Ansatz, den einige skandinavische Wohlfahrtsforscher verfolgt haben und führt ihn an
zentralen Textstellen als Umsetzung der Capability-Idee an (1992, 39; 2000, 364, Fn. 24). Diese
Forscher verwenden einen sehr breiten Ressourcenbegriff: Unter Ressource verstehen sie neben
Einkommen und Vermögen auch Bildung, soziale Beziehungen und „psychische Energien“ (siehe Tab.
1), mit denen die Lebensverhältnisse den Bedürfnissen entsprechend geformt werden können (Erikson
& Uusitalo 1987; Allardt 1992; Uusitalo 1994; siehe auch Knecht 2010, 23f.).
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Ressourcen im level-of living Ansatz Indikatoren
Health and access to care Ability to walk 100 metres without difficulty; Various symptoms of pain and
illness
Employment and working conditions Unemployment; Monotonous physical work routine
Economic resources Income and wealth, ability to come up with $ 1000 within a week
Knowledge and education Level of education achieved
Family and social relations Marital status; Visits to relatives and friends
Housing and neighbourhood facilities Number of household members per room; Housing amenities
Security of life and property Victimization in violence; Damages and thefts
Recreation Vacation trips; Leisure time pursuits
Political resources Voting in elections; Ability to file formal complaints
Tab. 1: Ressourcen und Indikatoren des Level-of-Living-Ansatzes. Quelle: Uusitalo 1994: 105
Die Bedeutung der angeführten Ressourcen als Hilfsmittel, die die Handlungsspielräume der
Individuen erweitern – ihr instrumenteller Charakter – ist leicht zu erkennen. Solche Ressourcen
können als Input-Faktoren der Functionings verstanden werden: Sie verbessern die Functionings und
erhöhen die individuellen Capabilities, also die Handlungsspielräume bzw. Verwirklichungschancen.
Capabilities) im Sen’schen Sinne.1
4. Integration von ressourcenbasierten Ansätzen in den capability
approach
Auch wenn Sen immer wieder betont, dass es bei der Bewertung der Lebenssituation von Menschen
auf Transformationsfähigkeit, und also auf die Functionings und Capabilities ankommt, und dass es
(auch in der Gerechtigkeitsdiskussion) nicht ausreicht, alleine Ausgangsbedingungen oder erreichte
(End-)Zustände zu beurteilen, so wird doch letztlich klar, dass die Inputfaktoren der Transformation
nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Beispielsweise würde es wenig Sinn machen, Arbeitslose
weiterzubilden (also ihre Functionings zu verbessern und ihre Capabilities zu erhöhen), wenn ihnen
gleichzeitig nicht genügend Einkommen zur Verfügung steht, um beispielsweise zum Ort des
Vorstellungsgespräches zu gelangen und sich dort angemessen gekleidet vorzustellen. Verbindet man
die Betrachtung von Ressourcen und Functionings bzw. Capabilities, so ergeben sich einige
Fragestellungen, die in den folgenden Absätzen diskutiert werden.
(1) Zum einen muss das Verhältnis von Ressourcen zu Functionings und Capabilities geklärt werden.
Insbesondere stellt sich die Frage, wie die Grenzziehung zwischen Ressourcen einerseits und
Functionings und Capabilities andererseits erfolgen kann. Folgt man der frühen Darstellung in Form
der mathematischen Formel, wie sie oben angeführt wurde, und geht man davon aus, dass als
Inputfaktoren nur (materielle) Güter zu verstehen sind, dann würden mit Functionings all die
Umstände bezeichnet, die helfen diese effizient zu nutzen. Eine solche enge Interpretation der
Inputfaktoren passt zu einigen Beispielen, die Sen vorstellt: Menschen mit körperlichen
Behinderungen haben bei gleichem Input an materiellen Gütern weniger Verwirklichungschancen; erst
ein größerer materieller Input würde sie gleich stellen. Was bedeutet nun aber die Anschaffung eines
1 Allerdings könnten Indikatoren wie „Ability to walk 100 metres without difficulties“ oder „ability to come up
with $ 1000 within a week“ eher als Functionings denn als Ressourcen aufgefasst werden, da sie eine Fähigkeit
beschreiben.
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Rollstuhls? Ist das eine materielle Ressource oder ein Werkzeug zur Verbesserung der Functionings
oder beides? Es spricht einiges dagegen, nur materielle Güter als Inputfaktoren aufzufassen – z. B. der
Verweis von Sen auf den Level-of-Living-Ansatz. Die Frage der Grenzziehung bleibt allerdings auch
dann schwierig, wenn ein weiter Ressourcenbegriff Verwendung findet. Dies kann beispielhaft für die
Bildung gezeigt werden: Angeeignete Bildung stellt eine Ressource dar, die vielfältig genutzt werden
kann, sie erweitert den Handlungsspielraum auf unterschiedliche Weise: sie erlaubt es, mehr an
Einkommen zu erzielen, sie verbessert die Chancen der politischen Teilhabe und der Durchsetzung
eigener Interesse („politisches Empowerment“, vgl. z. B. Herriger 2010). Weiterhin nützt insbesondere
die Allgemeinbildung im alltäglichen Handeln und schließlich kann, wer gebildet ist, auch mehr für
seine Gesundheit tun. Darüber hinaus erhöhen formale Bildungsabschlüsse das Ansehen und Prestige,
wodurch Handlungschancen vermehrt werden. Stellt nun Bildung einen Input-Faktor der Functionings
dar, oder verbessert Bildung die Functionings selbst und damit die Nutzung anderer Inputs? Diese
Frage ist schwer zu beantworten.
Analytisch könnte eventuell unterschieden werden zwischen Aspekten, in denen Bildung eher eine
Ressource darstellt und Aspekten, in denen Bildung eher eine Functioning darstellt. Während Wissen
eher als Ressource zu sehen ist, stellt Bildung dann eine Functioning dar, wenn sie verwendet wird,
um erstrebenswerte Ziele zu verfolgen bzw. zu erreichen. Diese anwendungsorientierten Aspekte von
Bildung lassen sich auch mit dem Begriff Kompetenzen bezeichnen.2 Auch bei psychischen Faktoren
wie Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeitsüberzeugung, Motivation und Optimismus stellt sich die
Frage, ob sie als Ressourcen zu verstehen sind, die einen Inputfaktor von Functionings darstellen, oder
ob sie die Functionings selbst verbessern (→ F.-C. Schubert). Insgesamt könnte eine Lösung des
Abgrenzungsproblems darin liegen, möglichst viele Ressourcen zu Inputfaktoren zu erklären. Die
Functionings selbst würden dann nur darüberhinausgehende Faktoren und Umstände beschreiben, die
zu individuellen Unterschieden der Nutzung von Ressourcen führen (vgl. auch Knecht 2010, 107f.).
(2) Soweit Ressourcen in die Functionings eingehen, stellt sich die Frage, welche Ressourcen zu
beachten sind. Diese Frage ließe sich durch Bezugnahme auf ein Argument beantworten, das Sen in
der Diskussion der Wichtigkeit bestimmter Capabilities anführt. Sen vertritt die Meinung, dass es in
der Praxis die Aufgabe der Menschen selbst sein sollte, in demokratischen Prozessen zu entscheiden,
welche Capabilities für wichtig erachtet werden sollen. Parallel zu dieser Argumentation könnte man
anführen, dass in (politischen) Diskussionen über gerechte Verteilung auch über jene Ressourcen
gesprochen werden sollte, deren Verteilung als relevant angesehen werden. Beispielsweise könnten die
Verteilungen und Umverteilung von Einkommen, Bildung oder der Zugang zum Gesundheitswesen
ein Thema der öffentlichen Diskussion sein. Gemäß Sen müssten natürlich neben den Ressourcen auch
die Functionings und Capabilities im Blick behalten werden, die die Menschen für relevant halten
(Sen 2000, 100).
Für die Wissenschaft gilt allerdings ein anderes Credo. Die aufklärerische Funktion der
(Sozial-)Wissenschaft äußert sich gerade auch darin, neue Interpretationen der Welt zu liefern, die
vielleicht erst zu einem späteren Zeitpunkt von der Allgemeinheit nachvollzogen werden.
Beispielsweise wurde Bildungsungleichheit im deutschsprachigen Raum kaum als sozialpolitisches
Problem interpretiert und Bildungspolitik nicht als Sozialpolitik wahrgenommen (Opielka 2005). Dies
hat sich mittlerweile u. a. durch die PISA-Studien verändert. Bei diesem Beispiel zeigt sich, dass neue
wissenschaftliche Erkenntnisse hilfreich sein können bei der Identifikation von relevanten Ressourcen.
Die Wissenschaft sollte deshalb mit einem weiten Ressourcenbegriff arbeiten. Neben Einkommen /
Geld, Bildung und Gesundheit kommen z. B. auch psychische und soziale Ressourcen, oder die Zeit
als Ressourcen in Betracht (→ Schubert & Knecht).
2 Siehe jedoch die Kritik bei Bonvin (2009).
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(3) Des Weiteren stellt sich die Frage, wie persönliche und gesellschaftliche Bedingungen auf die
Functionings wirken. Bei Sen scheinen damit zunächst nur innere Ressourcen gemeint zu sein; das
legt zumindest die formelmäßige Darstellung seines Ansatzes nahe. Dennoch wird klar, dass er sich
auch darüber bewusst ist, dass gesellschaftliche Bedingungen die Functionings und die capabilities
beeinflussen: „Letztendlich ist das individuelle Handeln entscheidend, wenn wir die Mängel beheben
wollen. Anderseits ist die Handlungsfähigkeit, die wir als Individuen haben, zwangsläufig bestimmt
und beschränkt durch die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten, über die wir
verfügen“ (Sen 2000, 9). Dies ergibt sich auch aus der oben angeführten Diskussion der verschiedenen
Freiheiten: politische Freiheiten wie die Meinungsfreiheit, ökonomische Freiheiten wie der freie
Zugang zu Märkten und zu Bildung, Gesundheit und sozialer Grundsicherung (Sen, 2000, 52f.). Sen
führt diese Freiheiten sozusagen als Bedingungen der Makro-Ebene ein, die den Handlungsspielraum
bestimmen. Wie werden aber weitere Bedingungen einbezogen, wie z. B. ökologische Gegebenheiten,
die auch eine Rolle für die Handlungsspielräume und für die Lebenserwartung spielen? Kuklys (2005,
11) hat dazu einen Vorschlag gemacht, bei dem die Functionings mit Hilfe von verschiedenen
Transformations- bzw. Umwandlungsfaktoren (conversion factors) beschrieben werden: Sie
unterscheidet personale Faktoren (Geschlecht, körperliche Behinderungen, Intelligenz), soziale
Faktoren (Bevölkerungsdichte, rechtliche Regelungen) und Umweltfaktoren (Klima, Versorgung mit
Trinkwasser, Umweltverschmutzung). Ähnliche Vorgehensweisen wählen auch Bartelheimer (2009,
51), der die Umwandlung von Ressourcen in erreichbare Funktionen in Abhängigkeit von
gesellschaftlichen, institutionellen Bedingungen und persönlichen Potenzialen sieht (s. a. Binder &
Coad 2011; Robeyns 2005). Auch Chiappero Martinetti und Salardi (o. J.) vollziehen die
Unterscheidung in internal bzw. external conversion factors in ihrer Untersuchung zur Entstehung von
well being. Klar wird also, dass die individuellen Functionings abhängig sind von gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen. Diese Faktoren werden in unterschiedlicher Weise erfasst. Die
Sozialepidemiologie berücksichtigt sie als Noxen (z. B. Schulz & Northridge, 2004; vgl. auch Knecht,
2010, 221f.), sie können auch als sozial-ökologische Bedingungen oder als externe Ressourcen
konzipiert werden.
(4) Es wurde bereits gezeigt, dass Untersuchungen zu den Unterschieden in der durchschnittlichen
Lebenserwartung in verschiedenen Ländern eine Ausgangsbasis von Sens Ansatz darstellen. Seine
Untersuchungen (s. Anand, Peter & Sen 2004; Sen 2000) werden von aktuellen
sozialepidemiologischen Erkenntnissen untermauert und um Erklärungsansätze zu den
zugrundeliegenden Mechanismen ergänzt. So zeigen Wilkinson und Pickett (2010), dass
Einkommensungleichheit – allgemeiner: soziale Ungleichheit – mit vielen negativen
gesellschaftlichen Umständen einhergeht, beispielsweise mit Kriminalität, hohen Inhaftierungsraten,
geringer sozialer Mobilität, gesundheitlichen Einschränkungen etc., die sich im Endeffekt auch auf die
Lebenserwartung auswirken. Große soziale Unterschiede führen auch innerhalb eines Landes zu
großen Unterschieden zwischen der Lebenserwartung. So beträgt in Deutschland der Unterschied der
Lebenserwartung zwischen Menschen, die weniger als 60% des Durchschnittseinkommens zur
Verfügung haben und denen, die mehr als 150% zur Verfügung haben, mehr als acht Jahre (z. B.
Lampert et al 2007; Richter & Hurrelmann 2007). Sen sieht eine geringe Lebenserwartung als
Ergebnis geringerer Lebenschancen und Handlungsspielräume. Auch wenn er selbst die Verbindung
zwischen seinen demographischen und sozialepidemiologischen Untersuchungen auf der Makroebene
und den Capabilities, die einem Individuum (auf der Mikroebene) zur Verfügung stehen, nicht
systematisch aufgearbeitet hat, lassen sich diese Zusammenhänge aufzeigen. Die Entstehung solcher
Unterschiede lassen sich durch zwei Mechanismen erklären. Zum einen liegen die Ursachen der
kürzeren Lebenserwartung in den Lebenssituationen benachteiligter Menschen, bzw. in ihrer geringen
individuellen Ressourcenausstattung. Schwierige Lebenssituationen (Arbeitslosigkeit, fehlende
Lebensperspektiven, geringes Einkommen etc.) gehen mit hoher Stressbelastung einher. Falls nicht
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genügend Ressourcen zur Verfügung stehen, um diese Belastungen zu kompensieren (→ Keupp, → F.-
C. Schubert) können sie im Sinne einer „Abwärtsspirale“ (Hobfoll) weitere negative psychische und
psychosomatische Folgeerscheinungen nach sich ziehen (→ siehe Schubert & Knecht). Zum anderen
bringt die Lebenssituation sozial Benachteiligter auch physische Umweltbelastungen, z. B. durch
Feinstaub, Lärm in benachteiligter Wohngegend sowie ungesunde und belastete Nahrungsmittel mit
sich, die sich als Fehlen der entsprechenden externen Ressourcen (saubere Luft, Ruhe, gesunde
Nahrungsmittel) interpretieren lassen. Es gibt also verschiedene Übertragungswege, durch die die
Gesundheit mit anderen Ressourcen verbunden ist.
(5) Diese sozialepidemiologischen und psychischen Erkenntnisse unterstützen nicht nur die These von
Sen, dass Gesundheit und Lebenserwartung gute Indikatoren für die Qualität einer Lebenssituation ist.
Sie zeigen zusätzlich auf, dass Gesundheit zum einen selbst als Ressource zu sehen ist, die vom
Vorhandensein bzw. vom Fehlen anderer persönlicher und externer Ressourcen abhängig ist. Zum
anderen beeinflusst die Gesundheit auch in starkem Maße die Handlungsfähigkeit und die Ausstattung
mit anderen Ressourcen. Fehlende Gesundheit schränkt beispielsweise die Arbeitsfähigkeit und
Lernfähigkeit ein und kann dadurch zu geringerem Einkommen und zu geringerer Bildung führen (→
Kriwy & Nisic). Eine Ressourcenperspektive, die die enge Verknüpfung von Ressourcen und
Functionings berücksichtigt wie auch die Transformation der Ressourcen untereinander, würde somit
eine sinnvolle Erweiterung des Capability-Ansatzes darstellen.
(6) Ein erweiterter Ansatz sollte sich auch mit der Frage beschäftigen, wie sich die individuelle
Ausstattung mit so zentralen Ressourcen wie Einkommen, Bildung und Gesundheit während des
Lebensverlaufs entwickelt. Diese Entwicklung ist in hohem Maße abhängig von externen,
insbesondere von sozialpolitischen Ressourcen wie Transferleistungen und dem Bildungs- bzw.
Gesundheitswesen (→ Knecht, „Ressourcenzuteilung im Wohlfahrtsstaat“). Sen diskutiert zwar diese
Abhängigkeit, allerdings spielt in seinem Ansatz die Entwicklung von Functionings und Capabilities
im Lebenslauf keine besondere Rolle.
5. Ressourcen und Capabilities – Chancen ein Integration
Fraglos stellt der Capability-Ansatz von Sen einen großen Fortschritt in der Wohlfahrtsmessung und
für die Gerechtigkeitsphilosophie dar. Beide Bereiche waren bisher stark auf die Betrachtung
materieller Güter und abstrakter monetärer Größen hin orientiert und blendeten damit wichtige Teile
ihres Betrachtungsgegenstandes aus. Das Konzept der Capabilities erlaubt es jetzt Wohlfahrt und
soziale Ungleichheit innerhalb eines Ansatzes darzustellen. Neben Betrachtungen ungleicher
Einkommensverteilung müssen immer auch Fragen zu den ungleich verteilten Chancen auf
Einkommenserzielung und auf Erzielung von Lebensführungskompetenzen gestellt und beachtet
werden.
Theoretische Zugänge prägen die Sicht der Welt und legen dadurch auch bestimmte Interventionen
nahe. Der Capability-Ansatz, der die individuelle menschliche Handlungsfähigkeit in den Vordergrund
stellt, stellt einen theoretischen Überbau für Methoden wie Hilfe-zur-Selbsthilfe und Empowerment
dar. Er stellt die Entwicklungsmöglichkeiten eines jedes einzelnen Menschen in den Fokus, ohne die
gesellschaftlichen Bedingungen dieser Entwicklungsmöglichkeiten außer Acht zu lassen. Gerade das
macht den Ansatz für die (sozial)pädagogischen Disziplinen interessant, bei denen die Entwicklung
menschlicher Fähigkeiten im Vordergrund steht (siehe z. B. Oelkers et al. 2008; Knecht 2011).
Sozialpolitisch betrachtet entspricht die dem Ansatz implizite Schwerpunktverlagerung, weg von der
Umverteilung, hin zur menschlichen Entwicklung, der Abwendung vom Transferstaat und der
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Hinwendung zum Förderstaat, zum Befähigungsstaat, zum enabling state (s. a. Knecht 2010, 262f.;
2011; Bonvin 2009).
Allerdings hat dieser Beitrag auch aufgezeigt, dass Sen die Bedeutung von Ressourcen unterschätzt.
Dies mag damit zusammenhängen, dass er seinen Ansatz in Abgrenzung zur eindimensionalen
Thematisierung von Ressourcen in der philosophischen und volkswirtschaftlichen Literatur entwickelt
hat. Verteilungsfragen können aber nur sinnvoll diskutiert werden, wenn Capabilities und Ressourcen
gleichzeitig betrachten werden. Mit dieser Einsicht sind neue Chancen verbunden, da der Capability
approach durch die Integration ressourcenorientierter Ansätze an Schärfe und Klarheit gewinnt. Ein
breites Spektrum an Ressourcen, das sowohl persönliche als auch externe Ressourcen umfasst, sollte
„als Inputfaktoren“ der Functionings und Capabilities berücksichtigt werden. Knecht (2010) hat in
einer Übersichtsarbeit die besondere Bedeutung, die Ressourcen, insbesondere auch externe und
sozialstaatliche Ressourcen, für die Verwirklichungschancen haben, herausgestellt (→ Knecht,
„Ressourcenzuteilung im Wohlfahrtsstaat“). Die Einbeziehung von Gesundheit als Ressource und von
psychischen Ressourcen gestattet die Verknüpfung des Capability-Ansatzes mit einem
biopsychosozialen Menschenbild und mit psychosozialen Ansätzen, insbesondere mit der
Salutogenese (→Keupp, → F.-C. Schubert, ). Insofern stellt ein um Ressourcenbetrachtungen
erweiterter Capability-Ansatz auch eine geeignete Basis dar, um die Bedeutsamkeit von
Gesundheitswesen und insbesondere von Gesundheitsförderung und -prävention darzustellen bzw. in
(international vergleichenden) Studien nachzuweisen. Dabei stellt Sen klar, dass eine Politik, die sich
stärker an der Gesundheit orientiert, diese nicht verabsolutieren darf. Für ihn soll Sozialpolitik immer
nur ein Mittel sein, um den Menschen Handlungsspielräume zu eröffnen und keineswegs um mehr
Zwang auszuüben (→ Keupp). Der Wert der Handlungsspielräume liegt in ihrer Existenz, nicht in
ihrer „richtigen“ Inanspruchnahme.
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