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Digital Humanities
Manuel Burghardt* und Christian Wolff
Zentren für Digital Humanities in Deutschland
DOI 10.1515/iwp-2015-0056
Zusammenfassung: Dieser Artikel thematisiert den Bedarf
für und die Anforderungen an Informationsinfrastrukturen
für die Geisteswissenschaften. Im Vorfeld wurden die Ver-
antwortlichen dreier etablierter Digital Humanities-Zen-
tren (Trier Center for Digital Humanities, Cologne Center for
eHumanities, Göttingen Centre for Digital Humanities)in
Deutschland gebeten, insgesamt 16 Fragen zu wesentli-
chen Charakteristika und Funktionen zu beantworten, und
so einen kurzen Steckbrief der jeweiligen Institution zu
erstellen. Auf Basis dieser Steckbriefe erfolgt ein Überblick
zu Digital Humanities-Zentren in Deutschland, der im We-
sentlichen die Bereiche (1) Struktur und Genese, (2) Profil,
Aufgaben und Dienste, (3) Nutzer, Vernetzung und Pro-
jekte und schließlich (4) Ausblick und Strategie näher
betrachtet. Der Artikel schließt mit einem Fazit zur aktuel-
len Situation der Informationsinfrastruktur in den digita-
len Geisteswissenschaften und stellt darüber hinaus einige
Betrachtungen zur künftigen Weiterentwicklung des The-
mas an.
Deskriptoren: Geisteswissenschaften, Digital, Bedarf, In-
frastruktur, Fachinformation, Deutschland
Centers for digital humanities in Germany
Abstract: This article takes into account the need for infor-
mation infrastructure in the digital humanities and dis-
cusses requirements for such infrastructure. Previously,
we asked three existing centers for digital humanities in
Germany (Trier Center for Digital Humanities, Cologne Cen-
ter for eHumanities, Göttingen Centre for Digital Humani-
ties) to answer a set of 16 questions about the specific
characteristics and functions of their institution. This in-
formation was used to create an overview of digital huma-
nities centers in Germany that addresses the following
areas: (1) Structure and development, (2) profile, functions
and services, (3) users, networks and projects, and (4)
future perspectives and strategy. At the end of the article
we provide a conclusion and discuss the future prospects
for digital humanities centers.
Descriptors: Humanities, Digital, Needs, Infrastructure,
Specialized information, Germany
Les centres dhumanités numériques en Allemagne
Résumé: Cet article décrit la nécessité et les exigences
relatives à linfrastructure de linformation pour les sci-
ences humaines. Auparavant les dirigeants de trois centres
dhumanités numériques bien établis en Allemagne (Trier
Center for Digital Humanities, Cologne Center for eHuma-
nities, Göttingen Centre for Digital Humanities) ont été
demandés de répondre à 16 questions sur les caractéristi-
ques et fonctions essentielles de leur institution et den
établir ainsi une brève fiche descriptive. Lauteur se base
sur ces profils pour donner un aperçu des centres dhuma-
nités numériques en Allemagne et examiner notamment
les domaines suivants: (1) la structure et la genèse, (2) le
profil, les tâches et les services, (3) les utilisateurs, les
réseaux et les projets, et enfin (4) les perspectives futures
et la stratégie. Larticle se termine par une conclusion sur
la situation actuelle de linfrastructure de linformation
dans les sciences humaines numériques et fournit égale-
ment quelques considérations sur les développements fu-
turs de ce sujet.
Descripteurs: Sciences humaines, Numérique, Infra-
structure, Information specialisée, Allemagne
Einleitung
Mit der Konjunktur der Digital Humanities in den vergange-
nen Jahren wird einerseits deutlich, dass sich Forschungs-
methoden und -inhalte in den Geisteswissenschaften unter
dem Einfluss des allgemeinen Digitalisierungstrends wan-
deln, andererseits ist mit diesem Wandel auch die Frage
nach geeigneten Informationsinfrastrukturen für die Geis-
*Kontaktperson: Dr. Manuel Burghardt, Institut für Information und
Medien, Sprache und Kultur, Universität Regensburg, Lehrstuhl für
Medieninformatik, 93040 Regensburg, Deutschland,
E
˗Mail: manuel.burghardt@ur.de, www.mi.ur.de/sekretariat-team/
manuel-burghardt/index.html, http://orcid.org/0000-0003-1354-
9089
Prof. Dr. Christian Wolff, Institut für Information und Medien, Sprache
und Kultur, Universität Regensburg, Lehrstuhl für Medieninformatik,
93040 Regensburg, Deutschland, E
˗Mail: christian.wolff@ur.de,
www.medieninformatik.it, http://orcid.org/0000-0001-7278-8595
Information. Wissenschaft & Praxis 2015; 66(56): 313326
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teswissenschaften verbunden. Während es für viele Dis-
ziplinen einschlägige Infrastrukturen und Fachinformati-
onszentren gibt (vgl. etwa FIZ Karlsruhe
1
für Mathematik,
Naturwissenschaft und Technik, GESIS
2
für Sozialwissen-
schaften oder DIMDI
3
für Gesundheitswesen und Medizin),
existieren für den großen Bereich der Geisteswissenschaf-
ten de facto keine solchen Institutionen. In der Einrich-
tungsphase des IuD-Programms der 1970er und 1980er
Jahre war es nicht gelungen, das ursprünglich geplante
FIZ Geisteswissenschaften zu etablieren. Aufgaben im Be-
reich der Informationsversorgung haben neben den loka-
len Rechenzentren und Bibliotheken die Staatsbibliothe-
ken in Berlin und München, teilweise auch Einrichtungen
bei den wissenschaftlichen Akademien (z.B. die TELOTA-
Initiative der Berlin-Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften
4
oder die Digitale Akademie an der Aka-
demie der Wissenschaften und der Literatur Mainz
5
) über-
nommen. Der Wandel der Aufgabengebiete der Fachinfor-
mationszentren im Zuge der Digitalisierung ist bereits
durch den Wissenschaftsrat (2011, 2012) und die Kommis-
sion Zukunft der Informationsinfrastruktur (KII, 2011) he-
rausgearbeitet worden. Vor kurzem wurde zudem als Pilot-
projekt der gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK)
ein Rat für Informationsinfrastrukturenetabliert, der
Informationsinfrastrukturin seiner Auftakterklärung
wie folgt definiert:
6
Informationsinfrastrukturen sind technisch und organisatorisch
vernetzte Dienste und Angebote zur Arbeit mit wissenschaftlich
relevanten Daten, Informationen und Wissensbeständen. Digita-
lität steht hierbei im Fokus. (RfII, 2015, S.11)
Einen kurzen Abriss der Entwicklung von DH-Zentren gibt
Hockey (2004); zur Frühgeschichtevon DH-Zentren, vgl.
Burton (1981). Ein aktueller Überblick zu DH-Zentren welt-
weit findet sich auf http://dhcenternet.org/, in dem 179
Einträge für Zentren weltweit zu finden sind, darunter
neun in Deutschland. Hinter den Einträgen verbergen sich
sehr unterschiedliche Institutionen, z.T. werden auch For-
schungsförderungseinrichtungen (DFG), Projekte (DAR-
IAH) oder einzelne Fachbereiche an Universitäten (z.B. die
Arbeitsstelle Computerphilologie in Hamburg oder die His-
torische Fachinformatik an der HU Berlin) aufgeführt. Ne-
ben DH-Kompetenzzentren, die sich vor allem Aufgaben in
Lehre und Forschung, Beratung und Projektdurchführung
widmen, haben sich DH-Datenzentren als eigener Typus
von Infrastruktureinrichtung etabliert.
7
Überblick: Zentren für Digital
Humanities
Nachfolgend soll kein vollständiger Überblick zu allen DH-
Zentren in Deutschland erfolgen, sondern auf der Basis
eines hierfür entwickelten Fragenkatalogs der Status und
das Leistungsspektrum von drei exemplarischen DH-Zen-
tren vorgestellt werden. Dazu wurden solche Zentren aus-
gewählt, die als eigenständige Einrichtung (also nicht als
Teileiner Bibliothek oder eines Fachbereichs) erkennbar
sind und die ein entsprechendes Serviceportfolio anbie-
ten, das über reine Basisservices oder DH-Lehrangebote
hinausgeht: Neben dem wohl ältesten Zentrum in diesem
Feld an der Universität Trier (seit 1998) haben wir die DH-
Zentren in Köln und Göttingen in die Betrachtung einbezo-
gen, die beide jeweils seit 2009 existieren (vgl. Tabelle1).
Erkennbar ist allerdings, dass demnächst weitere Zentren
das Spektrum erweitern werden, so etwa drei Zentren, die
mit Hilfe von BMBF-Förderung etabliert werden
8
, oder
wie beispielsweise das eScience-Center in Tübingen
9
be-
reits erfolgreich gestartet sind. Man darf vermuten, dass
weitere Zentren folgen werden, da typischerweise das Auf-
gabenprofil eines DH-Kompetenzzentrums von der Pro-
jektbegleitung und -durchführung vor Ort geprägt ist.
Tabelle 1: Ausgewählte DH-Zentren, für die Steckbriefe erstellt
wurden.
Name URL
Trier Center for Digital Humanities
(TCDH)
http://kompetenzzentrum.uni-
trier.de/
Cologne Center for eHumanities
(CCeH)
http://www.cceh.uni-koeln.de/
Göttingen Centre for Digital
Humanities (GCDH)
http://www.gcdh.de/en/
1http://www.fiz-karlsruhe.de/; Hinweis: Alle in diesem Artikel er-
wähnten URLs wurden zuletzt am 13.8.2015 überprüft.
2http://www.gesis.org/
3https://www.dimdi.de/static/de/index.html
4The Electronic Life of the Academy, http://www.bbaw.de/telota
5http://www.digitale-akademie.de/
6http://www.rfii.de
7Eine Übersicht zu solchen Datenzentren findet sich auf der Websei-
te einer entsprechenden Arbeitsgruppe des DHd unter http://www.di
g-hum.de/arbeitsgruppe-datenzentren
8Es sind dies Zentren in Detmold / Paderborn (Zentrum Musik
Edition Medien), Würzburg (DH-Zentrum Kallimachos) und Frank-
furt am Main (eHumanities-Zentrum); vgl. hierzu die Projektliste des
BMFB zur Förderlinie eHumanities-Zentren, online verfügbar unter
http://pt-dlr-gsk.de/_media/PM_Verbundprojekte_ehum_Foerderlini
e_2.pdf
9http://www.escience.uni-tuebingen.de/
314 Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland
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Die Informationen zu den drei genannten DH-Zentren wur-
den in Form eines Fragenkatalogs mit 16 Teilfragen (vgl.
Tabelle2) zu unterschiedlichen Bereichen erhoben, der
von den jeweiligen Ansprechpartnern schriftlich beant-
wortet wurde.
Tabelle 2: Fragebereiche und Fragen für den DH-Zentren-Steckbrief.
Struktur und Genese
1. Wie lange gibt es das Zentrum schon?
2. Was war vorher bzw. was war der Grund für die Schaffung des
Zentrums?
3. Wer ist Hauptansprechpartner(in) / Leiter(in) des Zentrums?
4. Wie viele Mitarbeiter(innen) hat das Zentrum?
5. Wie ist das Zentrum finanziert, wer ist der Träger?
Profil, Aufgaben und Dienste
6. Kurze Selbstbeschreibung: Was sind die wesentlichen Aufgaben,
Funktionen und Dienstleistungen?
7. Inwiefern erfüllt das Zentrum typische Infrastrukturaufgaben für
die Digital Humanities?
8. Ist das Zentrum auch in die Lehre der Universität integriert?
Nutzer, Vernetzung und Projekte
9. Wer nimmt die Dienstedes Zentrums hauptsächlich in
Anspruch, was sind die fachlichen Bezüge?
10. Welche grundsätzlichen Kooperationsformen gibt es?
11. Sind die Kooperationen eher national oder international?
12. Ist der Bezug des Zentrums eher lokal, regional oder beides?
13. Ist das Zentrum in einen übergeordneten DH-Forschungsverbund
integriert (z.B. CLARIN
10
, DARIAH
11
, etc.)?
14. Was sind typische Projekte / konkrete Use Cases, welche die
Arbeit des Zentrums illustrieren?
Ausblick und Strategie
15. Was ist die weitere Perspektive, was sind langfristige
Zielsetzungen bzw. gibt es Überlegungen zum Ausbau des
Zentrums?
16. Wie schätzen Sie allgemein die LageInformationsinfrastruktur
für die Digital Humanities ein, was sind wesentliche
Herausforderungen?
So entstanden insgesamt drei charakteristische Steckbriefe
für die DH-Zentren in Trier, Köln und Göttingen, welche
nachfolgend zusammengefasst werden, um einen knap-
pen Überblick zu Status und Angeboten der Zentren zu
geben. Die vollständigen beantworteten Fragebogen sind
am Schluss dieses Beitrags als Anhänge A bis C angefügt.
Struktur und Genese
Während die Zentren in Göttingen und Köln seit 2009
existieren, wurde das Trierer Zentrum bereits 1998 durch
Kurt Gärtner etabliert. An allen drei Standorten führte die
Notwendigkeit fachübergreifender Zusammenarbeit einer-
seits, die Vielzahl von Projekten im Bereich der digitalen
Geisteswissenschaften andererseits, zur Gründung eines
eigenen Zentrums. Trier verweist zudem auf die Vorbilder
im europäischen Raum, an denen man sich orientiert hat.
Auch die Etablierung von Lehrstühlen und Lehrangeboten
im Bereich der angewandten Informatik und Informations-
wissenschaft spielt eine Rolle. Genannt wird auch die Ver-
netzung nicht nur über Fachgrenzen hinweg, sondern
auch mit der Verlagswirtschaft und benachbarten Aka-
demien.
Neben ihren akademischen Leiterinnen bzw. Leitern
(Prof. Dr. Claudine Moulin und Prof. Dr. Caroline Sporle-
der (WiSe 2012/13 bis SoSe 2015) in Trier, Prof. Dr. Dr.
Andreas Speer in Köln, Prof. Dr. Gerhard Lauer in Göttin-
gen) verfügen die Zentren in der Regel auch über eigene
Geschäftsführerinnen bzw. Geschäftsführer (Dr. Patrick
Sahle in Köln), in Trier auch nach fachlichem Bezug diffe-
renziert (Dr. Thomas Burch für Informatik, Dr. Vera Hil-
denbrandt für Digitale Philologie). Die Zentren werden
neben einer in der Regel überschaubaren infrastrukturbe-
zogenen Unterstützung durch die Trägerhochschulen
vor allem durch eingeworbene Drittmittel finanziert. So
beziehen sich auch die hohen Mitarbeiterzahlen von 25
(Köln) bzw. 35 (Trier) vor allem auf eingeworbene Dritt-
mittel und Stipendien. Als Träger fungieren die jeweiligen
Universitäten (Göttingen, Trier) bzw. die philosophische
Fakultät (Köln).
Profil, Aufgaben und Dienste
Die drei Zentren nennen als primäres Angebot die Unter-
stützung aller geisteswissenschaftlichen Fächer beim Ein-
satz digitaler bzw. computergestützter Arbeitsmethoden
und die Funktion als Kooperationspartner bei der Projek-
takquise. Ein wichtiges Anliegen ist es dabei auch, die
Digital Humanities selbst als Arbeitsfeld voranzutreiben.
Zudem bieten die Zentren jeweils ein entsprechendes
Lehr- oder Fortbildungsangebot an. Trier nennt darüber
hinaus explizit auch die Etablierung neuer Forschungs-
methoden, Publikationskulturen in den digitalen Medien-
formen, die Nachwuchsförderung und die internationale
Vernetzung.
Bei der Frage nach der Durchführung von Infrastruk-
turaufgaben führt Göttingen ein grundlegendes Beratungs-
10 Common Language Resources and Technology Infrastructure,
vgl. http://clarin.eu/
11 Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities, vgl.
https://www.dariah.eu/
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und Vernetzungsangebot an. Köln verweist ebenfalls auf
das Beratungsangebot des Zentrums sowie auf die Betei-
ligung am Aufbau einer technischen Basisinfrastruktur in
Zusammenarbeit mit den dafür zuständigen Einrichtungen
(Rechenzentrum, Bibliothek) in der Einrichtung des Data
Centers for the Humanities (DCH
12
). Schließlich rekurriert
Trier explizit auf die Empfehlungen des Wissenschaftsrates
zu Forschungsinfrastrukturen (Wissenschaftsrat, 2011),
wobei über die oben bereits angesprochenen Aspekte auch
der verbesserte Forschungszugang zu Digitalisaten, der
Aufbau innovativer Publikationsinfrastrukturen, die Funk-
tion einer Clearing-Stelle und die Nachwuchsausbildung
genannt sind.
Die Zentren sind an der akademischen Lehre sowohl
über eigene Studiengänge (Köln: Informationsverarbei-
tung / Medieninformatik, Trier: M. Sc. Digital Humanities)
als auch über Zertifikationslehrgänge (Köln) oder Studien-
schwerpunkte (Göttingen: Digital Humanities) beteiligt.
Nutzer, Vernetzung und Projekte
Alle drei Zentren sehen sich als Kooperationspartner
grundsätzlich aller geisteswissenschaftlichen Fächer und
sind für unterschiedliche Nutzergruppen (Studierende,
Doktoranden, Habilitanden, Professoren) und Partner (in-
terne und externe Partner, insbesondere aus dem Bereich
der Akademien, aber auch der aus der Verlagswirtschaft)
offen. Die Notwendigkeit des Angebotszuschnitts in Ab-
hängigkeit von Fach und Thema bringt Trier exemplarisch
wie folgt auf den Punkt:
Je nach Schwerpunktsetzung im konkreten Vorhaben bietet das
TCDH Unterstützung bei der Digitalisierung und Erschließung,
bei Data Mining und Visualisierung, bei der Entwicklung von
Analysealgorithmen und -tools und bei der Konzeption und Pro-
grammierung komplexer, speziell auf geistes- und kulturwissen-
schaftliche Bedürfnisse zugeschnittener Sofware(systeme). Da-
bei liefert das Zentrum auch Forschungsimpulse für die
informatiknahen Fächer (vgl. Anhang, Steckbrief Trier, Frage 9).
So vielfältig wie Fächer, Themen und Probleme, sind auch
die Kooperationsformen: Von der kostenlosen Beratung
über die Hilfe bei kleineren Projekten bis hin zur Rolle als
Partner und Koordinator in größeren und großen, auch
internationalen, Projekten sind vielfältige Formen der Zu-
sammenarbeit benannt. Auch die Übernahme strategi-
scher Aufgaben (Göttingen: Unterstützung der Etablierung
des einschlägigen Fachverbands DHd
13
) oder die förmliche
Kooperation mit wissenschaftlichen Akademien bei der
Betreuung der DH-Anteile von Akademieprojekten (Köln)
werden beschrieben. Alle drei Zentren können sowohl na-
tionale als auch internationale Kooperationen aufführen,
Trier kann aufgrund der längeren Tätigkeitsdauer auf mitt-
lerweile über 100 Projekte und mehr als 150 Partner ver-
weisen.
Bei allen drei Zentren zeigt sich eine Verschränkung
von lokalem und regionalem Versorgungsanspruch, der
jeweils auch benachbarte Hochschulen und Einrichtungen
einschließt, z.B. in Göttingen die Kooperation mit dem
Learning Lab Lower Saxonyin Hannover und dem
Georg-Eckert-Institut in Braunschweig. Hinsichtlich der
internationalen Forschungsverbünde, insbesondere DARI-
AH und CLARIN, nennen alle drei Zentren projektbezogene
Kooperation. Darüber hinaus werden zahlreiche Mitglied-
schaften und Kooperationen in Gremien der Forschungs-
förderung genannt.
Alle drei Zentren können umfangreiche Projektlisten
als Beispiele erfolgreicher Forschungsarbeit in den digita-
len Geisteswissenschaften benennen. Diese hier einzeln
aufzuführen, würde zu weit führen, es sei insofern auf die
einzelnen Steckbriefe im Anhang bzw. auf die Websites
der Zentren verwiesen.
Ausblick und Strategie
In strategischer Perspektive stellen Göttingen und Köln
u.a. auf die Einrichtung dedizierter DH-Lehrstühle ab, die
dabei helfen sollen, die digitalen Geisteswissenschaften
zu etablieren. Trier macht zudem darauf aufmerksam, dass
nach Jahren, in denen Arbeitsschwerpunkte vor allem im
Bereich der Digitalisierung, der Erschließung und dem
Aufbau digitaler Ressourcen lagen, für die Zukunft eine
Verlagerung der Arbeiten an das hintere Ende der digitalen
Prozesskette zu erwarten ist, also stärker in Richtung Ana-
lyse, Exploration und visueller Aufbereitung, da die digita-
len Materialien mittlerweile in hinreichender Quantität
und Qualität vorliegen. Außerdem sollen bisher weniger
stark berücksichtigte Fächer in der Zukunft besser inte-
griert werden.
Die Rolle der Informationsinfrastruktur wird durchaus
unterschiedlich gesehen: während Göttingen vor allem
eine stärkere Verankerung in der Lehre als vordringliches
12 dch.uni-koeln.de 13 http://www.dig-hum.de
316 Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland
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Problem ansieht, fordert Köln, die Institutionalisierung
der DH-Infrastrukturen und die Lösung des Nachhaltig-
keitsproblems gemeinsam mit den einschlägigen Einrich-
tungen (Bibliotheken, Datenzentren) voranzutreiben. Trier
schließlich verweist auf die zunehmend kooperativen und
auch überörtlich betriebenen Projekte, für die geeignete
IT-basierte Infrastrukturen bereitgehalten werden müssen,
was trotz bereits erfolgter Förderprogramme im Bereich
der virtuellen Forschungsumgebungen in der Forschungs-
praxis nach wie vor ein wichtiges Desiderat ist.
Fazit
Zunächst verdeutlichen alle drei Steckbriefe, dass auch
mit einer verhältnismäßig überschaubaren, festen Res-
sourcenausstattung in Form gesicherter Planstellen o.ä
nichtsdestotrotz erfolgreiche und leistungsfähige Digital
Humanities-Zentren aufgebaut werden können. Dies soll
nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zentren auch mit
Problemen, etwa im Bereich der Mitarbeitergewinnung
und -bindung, zu kämpfen haben. Die Organisation als
bedarfs- und anwenderorientiertes Zentrum, das sich im
Wesentlichen über eingeworbene Drittmittel finanziert,
hat sich als erfolgreiche Strategie bewährt. Gleichzeitig
wird deutlich, dass die drei genannten Zentren lokal und
regional ausstrahlen, zudem auch international vernetzt
sind, aber damit keinesfalls eine flächendeckende Digital
Humanities-Versorgung der einschlägigen Fachbereiche
und Fakultäten in Deutschland gewährleistet werden
kann. Mit anderen Worten: Weitere Zentren müssen und
werden folgen, wobei auf der Angebotsseite Beratungs-,
Methoden- und Projektkompetenz entscheidende Faktoren
sein werden, weil damit die Chancen für erfolgreiche Dritt-
mitteleinwerbung steigen. In der Regel setzt dies die Tätig-
keit qualifizierter Ansprechpartner vor Ort voraus. Denk-
bar ist dabei durchaus, dass komplementär dazu
technische Infrastrukturleistungen wie Datenzentren,
Cloud-Services (Speicher, Rechenleistung, bspw. das LRZ
in München
14
), oder das Hosting von Forschungsinfra-
strukturen nicht lokal, sondern überregional angeboten
werden. Ähnliches gilt für die traditionellen Fachinforma-
tionsangebote, die ebenfalls durch Digitalisierungsprozes-
se transformiert werden, und die auch künftig überregio-
nal angeboten werden können.
Für die Berührungspunkte mit der Lehre ist zu erwar-
ten, dass bestimmte Basiskompetenzen in die Curricula
der einzelnen Fächern integriert werden können, so wie
heute etwa die Benutzung von Computern und Standard-
software (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Statis-
tikpakete, Präsentationssoftware) zur Selbstverständ-
lichkeit geworden ist. Daneben verlangen avancierte
Methoden etwa im Bereich des maschinellen Lernens, der
semantischen Technologien oder im Bereich der Informa-
tionsaufbereitung und -visualisierung künftig nach zu-
sätzlichen Lehrangeboten, auch über die üblichen Lehr-
formate hinaus, die von den DH-Zentren geleistet werden
können. Insofern ist auch für die Zukunft ein Mix aus
eigenen DH-Studiengängen, zusätzlichem Lehrangebot
(ggf. als Zertifikatsangebot) und unmittelbarer Integration
von DH-Themen und -methoden in die grundständige
Lehre, ggf. unter Beteiligung der DH-Zentren, zu erwar-
ten.
Danksagung: Herzlicher Dank gebührt Thomas Burch, Ve-
ra Hildenbrandt und Claudine Moulin (TCDH, Trier), Pa-
trick Sahle (CCeH, Köln) sowie Frank Fischer und Gerhard
Lauer (GCDH, Göttingen) für die freundliche Bereitschaft
uns mit Informationen zu drei wichtigen Zentren für Digi-
tal Humanities in Deutschland zu versorgen.
Literatur
Burton, D.M. (1981). Automated Concordances and Word Indexes:
The Early Sixties and the Early Centers. Computers and the
Humanities 15: 83100.
Hockey, S.(2004). The History of Humanities Computing. In Schreib-
man, S., Siemens, R., Unsworth, J. (Hrsg.), A Companion to
Digital Humanities. Oxford: Blackwell. http://www.digitalhuma
nities.org/companion/
KII (Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur) (2011). Ge-
samtkonzept für die Informationsinfrastruktur in Deutschland.
Empfehlungen der Kommission Zukunft der Informationsinfra-
struktur im Auftrag der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz
des Bundes und der Länder. Berlin: GWK / WGL.
RfII (Rat für Informationsinfrastrukturen) (2015). Auftakterklärung
2015. Göttingen: RfII.
Wissenschaftsrat (2011). Empfehlungen zu Forschungsinfrastrukturen
in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Drucksache
DRS.1046511, Januar 2011. Berlin: Wissenschaftsrat.
Wissenschaftsrat (2012). Empfehlungen zur Weiterentwicklung der
wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen in Deutschland
bis 2020. Drucksache DRS.235912, Juli 2012. Berlin: Wissen-
schaftsrat.
14 https://www.lrz.de
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Dr. Manuel Burghardt
Institut für Information und Medien
Sprache und Kultur
Universität Regensburg
Lehrstuhl für Medieninformatik
93040 Regensburg
Deutschland
manuel.burghardt@ur.de
www.mi.ur.de/sekretariat-team/manuel-
burghardt/index.html
http://orcid.org/0000-0003-1354-9089
Manuel Burghardt hat Informationswissenschaft, Englische Sprach-
wissenschaft und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität
Regensburg studiert und wurde im Fach Informationswissenschaft
promoviert. Derzeit ist er in Regensburg am Lehrstuhl für Medien-
informatik tätig und betreut dort unter anderem das Modul Digital
Humanitiesin den Masterstudiengängen der Medieninformatik und
der Informationswissenschaft. Die Forschungsinteressen von Manuel
Burghardt liegen in den Bereichen Digital Humanities (vgl. www.dhre
gensburg.de), Social Media Analytics und Usability Engineering.
Prof. Dr. Christian Wolff
Institut für Information und Medien
Sprache und Kultur
Universität Regensburg
Lehrstuhl für Medieninformatik
93040 Regensburg
Deutschland
christian.wolff@ur.de
www.medieninformatik.it
http://orcid.org/0000-0001-7278-8595
Christian Wolff (geb. 1966) ist seit 2003 Professor für Medieninforma-
tik am Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur der
Universität Regensburg. Er ist promovierter Informationswissen-
schaftler (1994, Universität Regensburg) und habilitierter Informati-
ker (2000, Universität Leipzig). Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zäh-
len: Mensch-Maschine-Interaktion, multimediale und webbasierte
Informationssysteme, (Multimedia) Software Engineering sowie Infor-
mation Retrieval (dort insbesondere auch Informationskompetenz
und soziale Medien). Er ist seit 2009 Vorsitzender des Hochschul-
verbands Informationswissenschaft (HI e.V.). Weitere Informationen:
http://www.medieninformatik.it
Anhang A Steckbrief des Trier Center for Digital Humanities(TCDH)
Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und
Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an
der Universität Trier
Wie lange gibt es das Zentrum schon?
Das Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs-
und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften
an der Universität Trier (engl. Bezeichnung Trier Center
for Digital Humanities(TCDH)) wurde 1998 von Kurt Gärt-
ner und seinem Team an der Universität Trier gegründet.
Es ist damit eines der ältesten Zentren im deutschsprachi-
gen Raum und in Europa.
Was war vorher bzw. was war der Grund für die Schaf-
fung des Zentrums?
Die Einrichtung des Zentrums erfolgte mit dem Ziel, den in
den Nachbarländern vorhandenen Vorsprung an gut aus-
gestatteten Forschungszentren für das damals sogenannte
Humanities Computing(in Großbritannien: London, Ox-
ford, Glasgow, in Frankreich: Nancy, in den Niederlanden:
Leiden, in Italien: Pisa) in Deutschland aufzuholen. Der
Auf- und Ausbau eines derartigen Zentrums für Informati-
onstechnologie in den Geisteswissenschaften konnte er-
folgreich umgesetzt werden. Dies gelang nicht zuletzt des-
wegen, weil die dafür nötigen Konzepte und Planungen,
deren Umsetzung und alle über das Zentrum initiierten
Forschungsaktivitäten in enger Zusammenarbeit von Geis-
teswissenschaftlern verschiedener Disziplinen, Informati-
onswissenschaftlern und Informatikern, aber auch von
Vertretern aus der Verlagsbranche und der Wirtschaft und
in Kooperation mit der Mainzer Akademie der Wissen-
schaften durchgeführt wurden. Die Voraussetzungen für
eine derart enge Zusammenarbeit waren an der Universität
Trier besonders günstig.
Wer ist Hauptansprechpartner(in) / Leiter(in) des Zen-
trums?
Leitung: Prof. Dr. Claudine Moulin (Germanistik) und
Prof. Dr. Caroline Sporleder (Digital Humanities, Com-
puterlinguistik)
Geschäftsführung: Dr. Thomas Burch (Informatik) und
Dr. Vera Hildenbrandt (Digitale Philologie)
Wie viele Mitarbeiter(innen) hat das Zentrum?
Zurzeit sind im Zentrum 35 Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter, wissenschaftliche Hilfskräfte und Stipendiaten
verschiedener geisteswissenschaftlicher und informati-
onstechnologischer Fachdisziplinen beschäftigt. Das Zen-
trum ist bewusst interdisziplinär und international auf-
gestellt.
318 Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland
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Wie ist das Zentrum finanziert, wer ist der Träger?
Das TCDH wird von der Universität Trier und dem Land
Rheinland-Pfalz (Forschungsinitiative des Ministeriums
für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur) ge-
fördert. Die zentralen, durch Universitäts- und Landes-
mittel finanzierten Stellen des Zentrums werden ergänzt
durch Drittmittel insbesondere der Deutschen Forschungs-
gemeinschaft, des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung, der EU sowie durch Mittel des Akademienpro-
gramms.
Kurze Selbstbeschreibung: Was sind die wesentlichen
Aufgaben, Funktionen und Dienstleistungen?
Das TCDH möchte
durch die Entwicklung und Anwendung innovativer
informationstechnologischer Methoden und Verfah-
ren geistes-, kultur- und sozialwissenschaftliche For-
schungsvorhaben unterstützen,
neue Forschungsansätze in diesen Fachdisziplinen
und im Bereich der Digital Humanities als solches
begründen,
zur Ausbildung neuer Forschungsfelder und Metho-
den in den informatiknahen Fächern beitragen,
die Ausbildung neuer Publikationskulturen (von der
Mikropublikation bis hin zu digitalen Großformaten)
in den Geisteswissenschaften unterstützen und die
Akzeptanz der neuen Publikationsformen fördern,
den wissenschaftlichen Nachwuchs durch die Be-
treuunginnovativer Dissertationsvorhaben und Post-
doktorandenprojekte sowie durch die Vergabe von
Stipendien an ausländische Gastwissenschaftlerinnen
und -wissenschaftler und die Organisation internatio-
naler Workshops und Kolloquien fördern,
im Rahmen eines interdisziplinären Masterstudien-
gangs Digital Humanitieszur Ausbildung der nächs-
ten Generation digitaler Geisteswissenschaftler beitra-
gen,
gezielt den fachwissenschaftlichen Austausch über
Ländergrenzen hinweg fördern.
Besonders in den Forschungsschwerpunkten Digital Philo-
logy, eCulture, semantische Datenerschließung und Soft-
ware-Systeme hat das Kompetenzzentrum umfangreiche
Ressourcen aufgebaut. Neben den im Trierer Wörterbuch-
netz zur Verfügung stehenden Nachschlagewerken betreut
das Zentrum eine Reihe von retrodigitalisierten und born-
digital Editionen, Primärquellen und Artefakten und ent-
wickelt Werkzeuge zur Transkription, Edition, Analyse
und Erschließung unterschiedlichster Quellentypen. Das
Zentrum ist maßgeblich mitverantwortlich für die Entwick-
lung einer virtuellen Forschungs- und Arbeitsplattform
(FuD), die den gesamten Forschungsprozess für räumlich
verteilt arbeitende Projekte in digitaler Umgebung bis hin
zur Publikation der Forschungsergebnisse und For-
schungsdaten abbildet.
Inwiefern erfüllt das Zentrum typische Infrastruktur-
aufgaben für die Digital Humanities?
Das TCDH orientiert sich an den 2011 vom Wissenschafts-
rat ausgesprochenen Empfehlungen zu Forschungsin-
frastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften
und
baut durch die Erstellung forschungstauglicher Digi-
talisate Forschungsinformationsinfrastrukturen auf,
die den Zugang zu wissenschaftlicher Information we-
sentlich erleichtern und deren langfristige Speiche-
rung und Nachnutzung gewährleisten,
beteiligt sich an neuen Initiativen zur Entwicklung
von innovativen Publikationsinfrastrukturen,
entwickelt informationstechnische Konzepte und Lö-
sungen, die die Grundlage dafür schaffen, thematisch
fokussierte Forschungsprojekte durchzuführen,
schafft soziale Infrastrukturen, die den diskursiven
Austausch und die Begründung neuer Forschungsfra-
gen in Laborsituationen fördern,
fungiert als Clearing-Stelle zwischen national und in-
ternational geförderten Projekten und gewährleistet
damit die effektive Nachnutzung entwickelter Lösun-
gen,
optimiert Arbeitsabläufe insbesondere im Hinblick auf
den Einsatz digitaler Strategien,
bildet wissenschaftlichen Nachwuchs aus, der sich die
Berufsfelder der Digital Humanities erschließt und zu
deren Weiterentwicklung beitragen wird.
Ist das Zentrum auch in die Lehre der Universität inte-
griert?
Das TCDH ist aktiv beteiligt an der Durchführung des im
Wintersemester 2014/15 an der Universität Trier neu einge-
richteten Master of Science-Studiengangs Digital Humani-
ties (Kernfach ohne Nebenfächer). Die wissenschaftlichen
Leiterinnen des Zentrums lehren zudem in Studiengängen
der Germanistik und Computerlinguistik und betreuen ei-
ne Reihe von Dissertations- und Habilitationsvorhaben in
diesen beiden Fächern und den Digital Humanities.
Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland 319
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Wer nimmt die Dienstedes Zentrums hauptsächlich
in Anspruch, was sind die fachlichen Bezüge?
Das TCDH führt eigene Forschungsprojekte durch, ist aber
auch Ansprech- und Kooperationspartner für Universitä-
ten, Bibliotheken, Wissenschaftsakademien, Archive und
Verlage im In- und Ausland. Kooperationen bestehen da-
bei mit nahezu allen geistes- und kulturwissenschaftlichen
Disziplinen von der Germanistik, Romanistik und klassi-
schen Philologie über die Kunstgeschichte und die Ge-
schichtswissenschaften bis hin zur Musik- und Medienwis-
senschaft. Je nach Schwerpunktsetzung im konkreten
Vorhaben bietet das TCDH Unterstützung bei der Digitali-
sierung und Erschließung, bei Data Mining und Visualisie-
rung, bei der Entwicklung von Analysealgorithmen und
-tools und bei der Konzeption und Programmierung kom-
plexer, speziell auf geistes- und kulturwissenschaftliche
Bedürfnisse zugeschnittener Software(systeme). Dabei lie-
fert das Zentrum auch Forschungsimpulse für die informa-
tiknahen Fächer.
Welche grundsätzlichen Kooperationsformen gibt es?
Das Kompetenzzentrum ist gleichberechtigter Forschungs-
partner, führt aber auch Vorhaben in den Bereichen der
Auftragsforschung oder der Anwendung gesicherter Er-
kenntnis durch. Dabei unterstützt es die Kooperationspart-
ner auch durch Schulungen und Workshops.
Sind die Kooperationen eher national oder internatio-
nal?
Das Zentrum hat seit seiner Gründung mehr als 100
Projekte mit rund 150 Partnern im In- und Ausland durch-
geführt und ist somit Impulsgeber für die Weiterentwick-
lung der Digital Humanities auf nationaler wie inter-
nationaler Ebene. Dadurch hat das TCDH die Entwicklung
und den Ausbau der Digital Humanities sowohl in
Deutschland als auch im Ausland wesentlich mitgeprägt.
Ist der Bezug des Zentrums eher lokal, regional oder
beides?
Das TCDH leistet nicht nur einen maßgeblichen Beitrag zum
Ausbau des Forschungsprofils der Universität Trier und der
sogenannten Großregion (Deutschland/Frankreich/Lu-
xemburg/Belgien), sondern auch zur innovativen Weiter-
entwicklung von deren Forschungsinfrastruktur. Darüber
hinausführteseinigeVorhabendurch,dielokaleingebettet
sind (z.B. die virtuelle Rekonstruktion der mittelalterlichen
Bibliothek der Benediktinerabtei St. Matthias).
Ist das Zentrum in einen übergeordneten DH-For-
schungsverbund integriert (z.B. CLARIN, DARIAH,
etc.)?
Das TCDH ist nicht direkt in einen übergeordneten For-
schungsverbund integriert, kooperiert aber in verschiede-
nen Verbundprojekten mit CLARIN und DARIAH.
Claudine Moulin ist nicht nur eingebunden in zahl-
reiche Gremien der Forschungsförderung (u.a. Stan-
ding Committee for the Humanities (SCH) der Europe-
an Science Foundation (ESF), Mitglied der Cross Team
Working Group on the Impact of Research Methods on
Scholarly Publishing im ESF Research Networking
ProgrammNeDiMAH, Social und Cultural Innovation
Strategy Working Group von ESFRI (European Strate-
gy Forum on Research Infrastructures) der Europä-
ischen Kommission), sondern auch Vorsitzende des
Verbands Digital Humanities im deutschsprachigen
Raum.
Caroline Sporleder ist Mitglied in den COST Actions
IS1312 TextLink: Structuring Discourse in Multilingu-
al Europeund IS1307 The European Network on
Integrating Vision and Language (iV&LNet).
Vera Hildenbrandt ist Mitglied in der COST Action
IS1305 European Network of e-Lexicography (ENeL)
(Mitglied der Steering Group, des Management Com-
mittee und Chair der Arbeitsgruppe 2 Retro-digitised
dictionaries) sowie in der COST Action IS1310 Reas-
sembling the Republic of Letters, 15001800: A Digital
Framework for Multi-Lateral Collaboration on Euro-
pes Intellectual History.
Was sind typische Projekte / konkrete Use Cases, wel-
che die Arbeit des Zentrums illustrieren?
Beispielhafte Projekte für das TCDH:
Wörterbuchnetz. Digitaler Verbund von Wörterbü-
chern (www.woerterbuchnetz.de)
Arthur Schnitzler: Digitale historisch-kritische Edition
(http://www.arthur-schnitzler.de/)
Venetzte Korrespondenzen. Erforschung und Visuali-
sierung sozialer, räumlicher, zeitlicher und themati-
scher Netz ein Briefkorpora (http://exilnetz33.de/de/)
Medienhistorische, methodische und medientech-
nische Grundlagen der Digitalisierung von Werken der
historischen Projektionskunst (http:/kompetenzzent
rum.uni-trier.de/de/projekte/projekte/medienhistori
sche-methodische-und-medientechnische-grundla
gen-de/)
EGO. Europäische Geschichte Online (http://ieg-ego.e
u/en/ego)
320 Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland
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Asymmetrical Encounters. Digital Humanities Ap-
proaches to Reference Cultures in Europe, 18151992
(http://asymenc.wp.hum.uu.nl/)
eCodicology. Algorithmen zum automatischen Tag-
ging mittelalterlicher Handschriften
SeNeReKo Semantisch-soziale Netzwerkanalyse als
Instrument zur Erforschung von Religionskontakten
(http://senereko.ceres.rub.de/de/)
Workspace for Collaborative Editing (http://www.eco
dicology.org/)
Transcribo. Interaktives Werkzeug zur manuellen Er-
stellung der Transkriptionen und zur differenzierten
Textauszeichnung (http://transcribo.org/de/)
FuD. Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem
(http://fud.uni-trier.de/de/).
Was ist die weitere Perspektive, was sind langfristige
Zielsetzungen bzw. gibt es Überlegungen zum Ausbau
des Zentrums?
Das TCDH wird das bestehende Portfolio unter anderem in
Bereichen ausbauen, die zurzeit in den Digital Humanities
noch etwas unterrepräsentiert sind: Das Zentrum wird in
diesem Zusammenhang auch die seit einiger Zeit beginnen-
de Phase der Verlagerung von der Erschließung und Bereit-
stellung digitaler Ressourcen hin zur Analyse, Visualisie-
rung und Exploration aktiv und im nationalen wie
internationalen Kontext mitgestalten. Auf einer Metaebene
werden zudem Forschungsprozesse selbst beobachtet, um
sie nicht nur in entsprechenden Werkzeugen abzubilden,
sondern auch einen Beitrag zur Theorie- und Modellbil-
dung in den Digital Humanities zu leisten. Um diesen Aus-
bau zu realisieren, werden aus den Informatikwissenschaf-
ten passfähige Kompetenzen in den Bereichen Künstliche
Intelligenz und Data Mining, Visualisierung und Semanti-
sche Datenmodellierung sowie Simulation, Prozess- und
Wissensmanagement in einer Art und Weise erschlossen,
die nicht nur in den Geistes- und Kulturwissenschaften eine
Forschungs- und Methodeninnovation erwarten lässt, son-
dern auch in der Informatik und angrenzenden Bereichen.
Um diesen inter- und transdisziplinären Methoden-
transfer langfristig zu unterstützen, wird das TCDH seine
Anstrengungen im Bereich der Nachwuchsförderung in-
tensivieren. In interdisziplinär aufgestellten Tandems aus
Informatikern und Geistes- und Kulturwissenschaftlen
wird der wissenschaftliche Nachwuchs in betreuten Labo-
ren Schlüsselqualifikationen in den Digital Humanities
erwerben und sich praxisnah auf einem zukunftsträchti-
gen Gebiet weiterqualifizieren können.
Wie schätzen Sie allgemein die Lage Informations-
infrastrukturfür die Digital Humanities ein, was sind
wesentliche Herausforderungen?
In den Geisteswissenschaften gewinnen ebenso wie in an-
deren Wissenschaftsbereichen kooperative und koor-
dinierte Formen der Forschungsarbeit zunehmend an
Relevanz. Forschergruppen, die zum Teilan unterschiedli-
chen Orten angesiedelt sind, arbeiten gemeinsam an ei-
nem Thema. Eine systematische und strukturierte Organi-
sation des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses stellt
daher eine wesentliche Voraussetzung für die effiziente
und erfolgreiche Projektdurchführung dar. Außerdem er-
öffnen die Entwicklung fachspezifischer IT-Werkzeuge so-
wie die inzwischen verfügbaren umfangreichen digitalen
Wissensbestände neue methodische Vorgehensweisen
und inhaltliche Fragestellungen. Zu den zentralen Auf-
gaben im Bereich der Schaffung moderner Informations-
infrastrukturen gehören deshalb die Entwicklung und
dauerhafte Implementierung von Virtuellen Forschungs-
umgebungen (VFUs), die den wissenschaftlichen Arbeits-
prozess in seinen verschiedenen Forschungsphasen
unterstützen sowie die orts- und zeitunabhängige Zusam-
menarbeit ermöglichen. Eine Herausforderung ist dabei
sicherlich die Entwicklung tragfähiger Geschäftsmodelle
für die langfristige Betreibung und Weiterentwicklung von
VFUs. Ferner sind auch die hiermit verbundenen Änderun-
gen im Bereich der Publikationskulturen mit zu berück-
sichtigen. Weitere Herausforderungen sind an die zuneh-
mende Komplexität der Primär- und Forschungsdaten
geknüpft sowie an die Langzeitarchivierung dieser Daten.
Thomas Burch
Universität Trier, Trier Center for Digital Humanities
burch@uni-trier.de
Vera Hildenbrandt
Universität Trier, Trier Center for Digital Humanities
vera.hildenbrandt@uni-trier.de
Claudine Moulin
Universität Trier, Trier Center for Digital Humanities
moulin@uni-trier.de
Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland 321
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Anhang B Steckbrief des Cologne Center for eHumanities(CCeH)
Wie lange gibt es das Zentrum schon?
Das Cologne Center for eHumanities(CCeH) gibt es seit
2009.
Was war vorher bzw. was war der Grund für die Schaf-
fung des Zentrums?
Es gibt in Köln eine lange Tradition von Digital Humani-
ties-Lehrstühlen und DH-Studiengängen, die bis in die
90er Jahre zurückreicht. Dazu gehören etwa:
seit 1990, Lehrstuhl Sprachliche Informationsver-
arbeitung(Prof. Dr. Jürgen Rolshoven)
seit 1997, Informationsverarbeitungals Magister-
fach
seit 2000, Lehrstuhl Historisch Kulturwissenschaftli-
che Informationsverarbeitung (Prof. Dr. Manfred Thal-
ler)
seit 2007, Medieninformatik als Fach
Daneben gab es immer große digitale Projekte in den
Fächern:
Archäologie (Prof. Dr. Förtsch, Arachne)
Geschichte (Prof. Dr. Gersmann, historicum.net und
andere)
Kunstgeschichte (Prof. Dr. Simon, Prometheus)
Phonetik, Linguistik, Philosophie und viele weitere
Fächer
Grund zur Schaffung des Zentrums: Man wollte die ver-
schiedenen digitalen Aktivitäten bündeln, besser sichtbar
machen und Synergien schaffen. Es gab bereits das institu-
tionelle Instrument der Lehr- und Forschungszentren der
Philosophischen Fakultät, mit dem sich die Forschungs-
interessen von Fakultätsangehörigen über Institutsgren-
zen hinweg zusammenführen ließen. Dieses Modell hat
man für die Schaffung eines DH-Zentrums gut nachnutzen
können.
Wer ist Hauptansprechpartner(in) / Leiter(in) des Zen-
trums?
Gewählter Sprecher: Prof. Dr. Andreas Speer
Geschäftsführung: Dr. Patrick Sahle
Projektmanagement: Dr. Franz Fischer
Wie viele Mitarbeiter(innen) hat das Zentrum?
Es gibt derzeit ca. 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an
der Geschäftsstelle des CCeH.Für weitere Details siehe
http://cceh.uni-koeln.de/mitarbeiterinnen. Getragen wird
das CCeH allerdings von seinen rund 60 Mitgliedern, die
fast durchweg Angehörige der Fakultät sind. Viele von
diesen führen eigene Projekte mit DH-Komponenten durch
und haben dazu weitere eigene Mitarbeiter(innen).
Wie ist das Zentrum finanziert, wer ist der Träger?
Träger für das CCeH ist die Philosophische Fakultät der
Universität zu Köln. Die Finanzierung des Zentrums
kommt zum überwiegenden Teilaus Drittmitteln und Zu-
wendungen externer Partner, einen Teilder Finanzierung
leistet aber auch die Philosophische Fakultät.
Kurze Selbstbeschreibung: Was sind die wesentlichen
Aufgaben, Funktionen und Dienstleistungen?
Im CCeH treffen sich alle Angehörigen der Philosophi-
schen Fakultät, die digitale Forschung betreiben. Das
CCeH unterstützt sie bei Bedarf dabei, führt gemeinsame
Veranstaltungen durch, organisiert Fortbildungsver-
anstaltungen und bietet eine Plattform für gemeinsame
Forschungsprojekte. Das CCeH tritt gegenüber univer-
sitätsinternen wie auch gegenüber externen Forscherin-
nen und Forschern als Kooperationspartner in For-
schungsvorhaben auf, bei denen es alle methodisch-
technischen Aspekte abdecken und die Projekte von der
Entwicklung über die Antragstellung bis hin zur Umset-
zung betreuen kann.
Inwiefern erfüllt das Zentrum typische Infrastruktur-
aufgaben für die Digital Humanities?
Das CCeH unterstützt Angehörige der Fakultät bei der tech-
nischen Umsetzung ihrer Forschungsvorhaben durch Be-
ratung zu Methoden und Technologien und teilweise auch
durch die Organisation der technischen Basisinfrastruktur
mit dem Regionalen Rechenzentrum der Universität
(RRZK). Seit 2013 ist das CCeH am Aufbau des Data Center
for the Humanities(DCH) beteiligt, das sich um die nach-
haltige Bereitstellung von Forschungsdaten und laufen-
den Anwendungen kümmert.
322 Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland
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Ist das Zentrum auch in die Lehre der Universität inte-
griert?
Die Lehre an der Universität Köln wird vor allem abge-
deckt
a) durch die expliziten Studiengänge Informationsver-
arbeitung und Medieninformatik,
b) durch das IT-Zertifikat der Philosophische Fakultät,
c) durch explizite Module oder implizite DH-Lehre in den
einzelnen Fächern.
Das CCeH organisiert Fortbildungsveranstaltungen und
Workshops. Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter-
richten zudem regelmäßig auf Summer Schools und bieten
zusätzliche Lehrveranstaltungen in den expliziten DH-Stu-
diengängen oder den anderen Fächern an der Fakultät an,
siehe http://cceh.uni-koeln.de/node/560.
Wer nimmt die Dienstedes Zentrums hauptsächlich
in Anspruch, was sind die fachlichen Bezüge?
Das CCeH deckt von seinem Selbstverständnis her alle
geisteswissenschaftlichen Fächer ab und ist nicht auf be-
stimmte Fächer ausgerichtet. Es arbeitet mit allen Angehö-
rigen der Fakultät zusammen, dementsprechend nehmen
alle die Dienste des CCeH in Anspruch. Darüber hinaus
wird das CCeH sehr stark von externen Kooperationspart-
nern in Anspruch genommen; hier ist vor allen anderen
die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften
und der Künste zu nennen.
Welche grundsätzlichen Kooperationsformen gibt es?
Im CCeH gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Koope-
rationsformen:
Kostenlose und informelle Beratung zur Projektent-
wicklung
Technische Hilfestellung bei kleineren Vorhaben von
Universitätsangehörigen
Beratung und Zusammenarbeit mit Projekten der Mit-
glieder
CCeH als Zuwendungsempfänger für externe Institu-
tionen
CCeH als Partner in Drittmittelanträgen anderer (Uni
Köln und extern)
CCeH als Hauptantragsteller in Drittmittelanträgen
Kooperationsvertrag zwischen CCeH und Nordrhein-
Westfälischer Akademie der Wissenschaften zur Be-
treuung der DH-Komponenten in Akademievorhaben
Sind die Kooperationen eher national oder internatio-
nal?
Die Kooperationen am CCeH sind sowohl national als auch
international. Internationale Kooperationen erfolgen zu-
meist über EU-Projekte und über Projekte bei denen das
CCeH als Zuwendungsempfänger ausländischer Einrich-
tungen auftritt.
Ist der Bezug des Zentrums eher lokal, regional oder
beides?
Der Bezug des CCeH ist sowohl lokal als auch regional. Das
CCeH leistet die lokale DH-Grundversorgung, ist aber
gleichzeitig für jede nationale oder internationale Koope-
ration offen. De facto gibt es eine regionale Komponente,
wenn umliegende Universitäten den Weg zum CCeH be-
sonders leicht finden.
Ist das Zentrum in einen übergeordneten DH-For-
schungsverbund integriert (z.B. CLARIN, DARIAH,
etc.)?
Das CCeH ist nicht direkt in übergeordnete Forschungsver-
bünde integriert, aber über konkrete Projekte der CCeH-
Mitglieder sowohl mit DARIAH als auch mit CLARIN ver-
bunden.
Was sind typische Projekte / konkrete Use Cases, wel-
che die Arbeit des Zentrums illustrieren?
Von Mitgliedern getragene Projekte sind beispielsweise:
Arachne (http://arachne.uni-koeln.de)
prometheus (http://www.prometheus-bildarchiv.de/)
DARE (http://dare.uni-koeln.de/)
An der CCeH-Geschäftsstelle betreute Projekte sind bei-
spielsweise
DiXiT (http://dixit.uni-koeln.de/)
LAZARUS(http://www.cceh.uni-koeln.de/lazarus)
co:op (http://coop-project.eu/)
DCH (http://dch.phil-fak.uni-koeln.de/startseite.html)
Totenbuch (http://totenbuch.awk.nrw.de/)
Was ist die weitere Perspektive, was sind langfristige
Zielsetzungen bzw. gibt es Überlegungen zum Ausbau
des Zentrums?
Das Zentrum ist langfristig Teileiner vielfältigen DH-Land-
schaft an der Universität zu Köln, die perspektivisch auf
vier Säulen stehen wird:
Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland 323
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DH-Lehrstühle und -Studiengänge; Schwerpunkte:
Forschung und Lehre
CCeH als mitgliedergetragenes Zentrum; Schwerpunk-
te: Forschung und Kooperation mit der Fachforschung
Data Center for the Humanities als fakultätsunmittel-
bare Einrichtung; Schwerpunkte: Infrastruktur und
Nachhaltigkeit
DH in den bestehenden Fächern; Schwerpunkte: Fach-
forschung mit digitalen Mitteln
Das Zentrum wird in dem Maße wachsen, wie es gebraucht
wird. Dafür wird eine stabilere administrative und Lei-
tungsstruktur nötig sein. Zu den mittelfristigen Zielsetzun-
gen gehört es, stärker eigene DH-spezifische Initiativen
anzustoßen und projektübergreifende, technische Lösun-
gen zu entwickeln.
Wie schätzen Sie allgemein die Lage Informations-
infrastrukturfür die Digital Humanities ein, was sind
wesentliche Herausforderungen?
Die Informationsinfrastruktur muss weiter institutionali-
siert und damit auf ein stabiles Fundament gestellt wer-
den. Träger einer dauerhaften Informationsinfrastruktur
können dabei sowohl Bibliotheken, als auch DH-Zentren
oder spezielle Datenzentren sein.
Patrick Sahle
Cologne Center for eHumanities (CCeH), Universität zu
Köln
sahle@uni-koeln.de
324 Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland
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Anhang C Steckbrief des Göttingen Centre for Digital Humanities
(GCDH)
Wie lange gibt es das Zentrum schon?
Das Göttingen Centre For Digital Humanities(GCDH)
wurde 2009 gegründet.
Was war vorher bzw. was war der Grund für die Schaf-
fung des Zentrums?
Der Grund für die Schaffung des DH-Zentrums in Göttin-
gen war eine Bündelung der Interessen verschiedener
Partner am Standort Göttingen. Das sind zunächst ver-
schiedene Fächer der Sozial- wie der Geisteswissenschaf-
ten, von der Archäologie bis zur Politikwissenschaft, dem
Urheber- und Immaterialgüterrecht bis zur Musikwissen-
schaft. Schließlich war auch die Informatik mit Blick auf
die Erweiterung der Studienmöglichkeiten nachhaltig in-
teressiert und hat die Gründung mit vorangetrieben. Eine
zentrale Rolle bei der Gründung spielte die Niedersächsi-
sche Staats- und Universitätsbibliothek und ihre Abtei-
lung Forschung und Entwicklung, die schon seit Jahren
größere Vorhaben, besonders in den Informationsinfra-
strukturen, bewegt hat. Ebenso wichtig für die Gründung
war die Gesellschaft für Wissenschaftliche Datenver-
arbeitung Göttingen(GWDG), welche u.a. auch als Re-
chenzentrum der Max-Planck-Gesellschaft fungiert. Hinzu
kamen dann auch von Anfang an die Herzog August
Bibliothek Wolfenbüttelund die Akademie der Wissen-
schaften zu Göttingen. Auch wenn die Gründe für die
Fächer und Einrichtungen im Einzelnen verschieden sind,
so teilen doch alle die Auffassung, dass neue computer-
gestützte Forschungsmöglichkeiten anderer Wege der Ko-
operation und der Studienorganisation bedürfen. Das
Zentrum ist daher kein Institut, sondern vielmehr eine
Plattform, wo diese unterschiedlichen Interessen zusam-
mengekommen sind.
Wer ist Hauptansprechpartner(in)/ Leiter(in) des Zen-
trums?
Gründungsdirektor: Prof. Dr. Gerhard Lauer.
Wie viele Mitarbeiter(innen) hat das Zentrum?
Das Zentrum ist eine interfakultäre Einrichtung und hat
daher nur Mitglieder in Zweitmitgliedschaft (nach der Fa-
kultätszugehörigkeit). Derzeit gibt es fünf durch Drittmittel
finanzierte Mitarbeiterstellen. Außerdem gibt es ein derzeit
laufendes Verfahren zur Besetzung der für das Zentrum
zentralen Professur für Digital Humanities.
Wie ist das Zentrum finanziert, wer ist der Träger?
Das Zentrum ist eine überfakultäre Einrichtung der Uni-
versität Göttingen und ihrer Partner und wird bis auf die
Räumlichkeiten durch Drittmittel finanziert.
Kurze Selbstbeschreibung: Was sind die wesentlichen
Aufgaben, Funktionen und Dienstleistungen?
Zu den wesentlichen Aufgaben des GCDH gehören vor
allem
die Unterstützung von Fächern, die traditionell nicht
mit quantitativen Ansätzen arbeiten, durch neue, vor
allem computergestützte Forschungsverfahren,
der Aufbau der dafür notwendigen Lehre,
und die Bereitstellung der dafür notwendigen Infra-
struktur.
Inwiefern erfüllt das Zentrum typische Infrastruktur-
aufgaben für die Digital Humanities?
Das GCDH hält von der Beratung bis hin zur institutionel-
len Unterstützung, z.B. von DARIAH.eu, auf allen Ebenen
infrastrukturelle Lösungen vor.
Ist das Zentrum auch in die Lehre der Universität inte-
griert?
Derzeit finden am GCDH Lehrveranstaltungen mit einem
Studienschwerpunkt Digital Humanitiesim Rahmen re-
gelmäßiger Vortragsreihen und vor allem durch Sommer-
schulen statt. Mit der Besetzung der neu eingerichteten
Digital Humanities-Professur 2015 wird die Lehre weiter
ausgebaut.
Wer nimmt die Dienstedes Zentrums hauptsächlich
in Anspruch, was sind die fachlichen Bezüge?
Das Angebot des GCDH wir primär von Studenten (am Ort
noch in kleiner Zahl, überregional dagegen in größerer
Zahl), Doktoranden, Postdocs und Professoren (zumeist
im Rahmen von kooperativen Forschungsvorhaben) in An-
spruch genommen.
Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland 325
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Welche grundsätzlichen Kooperationsformen gibt es?
Im GCDH gibt es folgende wesentliche Kooperationsfor-
men:
Kurzfristige Kooperationen für einzelne Projekte
Längerfristige Kooperationen, zumeist in Form von
Drittmittelprojekten
Befristete und auch dauerhafte Einrichtung von Pro-
fessuren im Bereich Digital Humanities bzw. angren-
zender Fächer
Zusammenarbeit für den Aufbau von Lehre
Fachpolitische Zusammenarbeit, z.B. bei der Einrich-
tung des deutschsprachigen DH-Verbands (DHd)
u.ä.
Sind die Kooperationen eher national oder internatio-
nal?
Die Kooperationen am GCDH sind sowohl national als
auch international.
Ist der Bezug des Zentrums eher lokal, regional oder
beides?
Der Bezug des GCDH ist sowohl lokal als auch regional:
Neben lokalen Forschungskooperationen gibt es auch re-
gionale Formen der Zusammenarbeit, etwa mit dem Lear-
ning Lab Lower Saxony(L3S) in Hannover oder dem
Georg Eckert Institut(GEI) in Braunschweig. Darüber
hinaus gibt es internationale Kooperationen, etwa mit der
Collaborative European Digital Archive Infrastructure
(CENDARI) oder der Digital Research Infrastructure for
the Arts and Humanities(DARIAH.eu).
Ist das Zentrum in einen übergeordneten DH-For-
schungsverbund integriert (z.B. CLARIN, DARIAH,
etc.)?
In Göttingen besteht über Projekte eine indirekte Integrati-
on des Zentrums in die übergeordneten Forschungsver-
bünde CLARIN, DARIAH.de und DARIAH.eu, DHd (http://
www.dig-hum.de/), CenterNet (http://dhcenternet.org/),
TextGrid (https://textgrid.de/en/), u.a.
Was sind typische Projekte / konkrete Use Cases, wel-
che die Arbeit des Zentrums illustrieren?
Beispielhafte Projekte für das GCDH:
3D-Modellierung historischer Museendarstellung anti-
ker Plastiken
Sentimentanalyse der Werke Franz Kafkas
Erschließung der koptischen Überlieferung des Alten
Testaments
Weltliteratur auf Wikipedia
Netzwerkeanalyse der deutschen Dramengeschichte
Edition der Notizbücher Theodor Fontanes
Internetregulierung in liberalen Demokratien
Twitteranalyse politischer Kommunikation
u.ä.
Was ist die weitere Perspektive, was sind langfristige
Zielsetzungen bzw. gibt es Überlegungen zum Ausbau
des Zentrums?
Gelingt die Besetzung der Professur für Digital Humani-
ties, dann wird ein Masterstudiengang an den Start gehen
und das Zentrum noch stärker mit Fächern wie der Bio-
informatik neue methodische Wege gehen.
Wie schätzen Sie allgemein die Lage Informations-
infrastrukturfür die Digital Humanities ein, was sind
wesentliche Herausforderungen?
Die Schwierigkeiten und Hindernisse für DH liegen nicht
zuerst im Bereich der Informationsinfrastrukturen. Mehr in
die Lehre zu investieren, ist im Vergleich mit der Lage der
Informationsinfrastruktur für die Digital Humanities eine
vorgeordnete Herausforderung.
Frank Fischer
Göttingen Centre for Digital Humanities
frank.fischer@zentr.uni-goettingen.de
Gerhard Lauer
Universität Göttingen, Seminar für Deutsche Philologie
gerhard.lauer@phil.uni-goettingen.de
326 Manuel Burghardt und Christian Wolff, Zentren für Digital Humanities in Deutschland
Bereitgestellt von | Deutsche Gesellschaft für Information und Wissen e.V. (DGI)
Angemeldet
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Chapter
Der Beitrag gilt einer bestimmten Perspektive auf die Digital Humanities. Dazu wird die Geschichte der Philologie als Bezugspunkt gewählt, um das sperrige Verhältnis von Gegenstand und technischer Methode zu schärfen. Unter der Formel Virtual Humanities sollen Zugriffsweisen und Methoden auf kulturwissenschaftliche Inhalte gefasst werden, mit denen das Potenzial der DH erweitert wird. Diese Ergänzung zielt auf Wissensformen, Methoden und Praxeologien, die ein Moment der Eigenständigkeit der Gegenstände betonen. Phänomene, die wie die Resultate von Data-Mining weniger durch hermeneutische Kompetenz, sondern die im Zuge technischer Prozessualität emergieren. Die neuen Wissensformen, die zu Foucaults Konzept eines positiven Unbewussten des Wissens in Bezug gesetzt werden, stellen bei aller Emergenz und Technizität zugleich neue Anforderungen an die Betreiberinnen. Der Umgang mit großen Datenmassen erfordert neuen Fertigkeiten des Sehens, der Umgang mit virtuellen Gegenständen neue Formen einer geschickten, einer körpernahen Praxeologie. Die Entwicklung wird vor dem Hintergrund einer Lage verortet, die durch Begriffe wie Post- und Transhumanismus sowie nach einem Bestreben um artenübergreifende Kommunikation und Kollaboration gekennzeichnet ist. Die Virtual Humanities werden zur Herausforderung neuer Wissensformen und ihrer Institutionalisierung in einer Universität der Zukunft.
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This highly-anticipated volume has been extensively revised to reflect changes in technology, digital humanities methods and practices, and institutional culture surrounding the valuation and publication of digital scholarship. A fully revised edition of a celebrated reference work, offering the most comprehensive and up-to-date collection of research currently available in this rapidly evolving discipline. Includes new articles addressing topical and provocative issues and ideas such as retro computing, desktop fabrication, gender dynamics, and globalization. Brings together a global team of authors who are pioneers of innovative research in the digital humanities. Accessibly structured into five sections exploring infrastructures, creation, analysis, dissemination, and the future of digital humanities. Surveys the past, present, and future of the field, offering essential research for anyone interested in better understanding the theory, methods, and application of the digital humanities
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  • Berlin
Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur Gesamtkonzept für die Informationsinfrastruktur in Deutschland Empfehlungen der Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur im Auftrag der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder
  • Berlin
Rat für Informationsinfrastrukturen Auftakterklärung Göttingen
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Wissenschaftsrat Empfehlungen zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen in Deutschland bis Drucksache Juli Wissenschaftsrat
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Empfehlungen zu Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Drucksache DRS. 10465-11
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Empfehlungen zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Informationsinfrastrukturen in Deutschland bis 2020. Drucksache DRS
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