Content uploaded by Hemma Mayrhofer
Author content
All content in this area was uploaded by Hemma Mayrhofer on Oct 30, 2020
Content may be subject to copyright.
Hauptbeiträge
1 3
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2014
H. Mayrhofer ()
Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie,
Museumstraße 5/12,
1070 Wien, Österreich
E-Mail: hemma.mayrhofer@irks.at
Österreich Z Soziol (2014) 39:281–305
DOI 10.1007/s11614-014-0148-0
Krise des Widerspruchsmanagements –
Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit
aus neoinstitutionalistischer Theorieperspektive
Hemma Mayrhofer
Zusammenfassung Die Forderung nach Wirkungsorientierung und die steigende
Notwendigkeit zum Nachweis der Wirksamkeit sozialarbeiterischer Interventionen
verlangen der Sozialen Arbeit mehr Transparenz nach außen ab. Aus neoinstituti-
onalistischer Perspektive lässt sich erkennen, dass infolge der Institutionalisierung
von wirkungsorientierter Steuerung im Feld der Sozialen Arbeit bisherige Mecha-
nismen des Widerspruchsmanagements in den leistungserbringenden Organisati-
onen tendenziell außer Kraft gesetzt werden. Dadurch sind auch Veränderungen
auf Ebene der direkten KlientInnenarbeit zu erwarten, wobei großteils noch offen
ist, wie diese konkret aussehen. Hierfür ist nicht nur von Bedeutung, wie sich im
gegenwärtigen Aushandlungsprozess die fördergebenden Stellen der öffentlichen
Hand positionieren, sondern auch, welche Gestaltungspotenziale und Legitimati-
onsstrategien die Organisations- und Professionsebene zu erschließen verstehen.
Schlüsselwörter Wirkungsorientierung · Evidenzbasierte Praxis · Soziale Arbeit ·
Neoinstitutionalismus · Organisationstheorie
The crisis of contradiction management: impact assessment of social
work from the perspective of neoinstitutional theory
Abstract The demand for impact assessment and the rising need to prove the effec-
tiveness of social-work interventions require social work to become more transpar-
ent to the outside world. From a neoinstitutional perspective it becomes clear that
there is a tendency to suspend the mechanisms of contradiction management which
282 H. Mayrhofer
1 3
service providers have used until now. It is therefore to be expected that this will
lead to changes in the direct interaction with clients; what these changes will look
like still remains to be seen. In this context it is not only important how the public
funding bodies will position themselves in the present negotiation process, but also
which potentials for development and which strategies of legitimation the service
providers will be able to open up at the organizational and professional level.
Keywords Impact assessment · Evidence-based practice · Social work ·
New institutionalism · Organizational theory
1 Einleitung
Wirkungsorientierung im Gesundheits- und Sozialwesen wird gegenwärtig program-
matisch von unterschiedlichen relevanten Umwelten an die leistungserbringenden
Organisationen und Fachkräfte herangetragen und kann von diesen, so zeigt ein Blick
in die Praxis, nicht einfach ignoriert werden. Der Organisationsebene kommt bei der
Frage danach, welche Konsequenzen die geforderte Wirkungsorientierung faktisch
auf der Handlungsebene der Fachkräfte hat, große Bedeutung zu. Die Fachdiskurse
der Sozialen Arbeit bewegen sich allerdings derzeit – jedenfalls im deutschsprachi-
gem Raum1 – vorrangig auf einer professionsbezogenen Ebene oder nehmen oft nur
einen organisationalen Teilbereich, nämlich die Managementebene, in den Blick.
Eine differenzierte und umfassendere Auseinandersetzung mit der Rolle der Organi-
sationen der Sozialen Arbeit2 in diesem Transformationsprozess, ihren Anpassungs-
dispositionen, bevorzugten Orientierungshorizonten und Adaptionsstrategien auf der
Grundlage gegenstandsadäquater Organisations- und Gesellschaftstheorien steht bis-
lang m. E. großteils aus.
Im vorliegenden Artikel wird die Frage geprüft, inwieweit ein Blick durch die neo-
institutionalistische Theoriebrille auf die beschriebenen Entwicklungen in der Sozi-
alen Arbeit erkenntnisreiche Einsichten eröffnet. Von besonderer Relevanz erscheint
dieser organisations- und gesellschaftstheoretische Ansatz deshalb, weil Organisatio-
nen der Sozialen Arbeit als institutionalisierte Organisationen zu betrachten sind. Der
1 Im internationalen (englischsprachigen) wissenschaftlichen Diskurs nden sich soziologische Arbeiten
mit neoinstitutionalistischer Theoriebasis u. a. auch zu sozialen Diensten, nämlich v. a. zu health care
und education (vgl. beispielhaft den Sammelband von Brock et al. 1999 oder Leicht et al. 2009). Eng-
lischsprachige empirische Arbeiten mit einem speziellen Fokus auf neuere Entwicklungen der Wirkungs-
orientierung in Organisationen der Sozialen Arbeit im engeren Sinn (zur Unterscheidung von sozialen
Diensten s. u. bzw. Fußnote 4) aus neoinstitutionalistischer Perspektive konnten (bei einer sicher nicht
erschöpfenden Literaturrecherche!) aber nicht ausgemacht werden, d. h., sie dürften jedenfalls auch nicht
allzu häug sein.
2 Unter Organisationen der Sozialen Arbeit werden hier solche Einrichtungen bzw. Dienstleistungserbrin-
ger gezählt, in denen vorrangig personenbezogene, nichtmonetäre Hilfeleistung erbracht wird. Diese sind
von generalisierten Hilfen und Sicherungssystemen in Form der administrativen Zuteilung von Geld- und
Sachleistungen bzw. rechtlichem Schutz zu unterscheiden (vgl. Bommes und Scherr 2000, S. 140; Baecker
1994, S. 94). Während letztere als „regelverhaftet, aktenxiert und hochgradig standardisiert“ (Bode 2012,
S. 156) charakterisiert werden können, sind die hier interessierenden Organisationen gerade durch weitge-
hende Nicht-Standardisierbarkeit ihrer Arbeitsweise gekennzeichnet. Der Schwerpunkt des Artikels liegt
zugleich auf solchen Organisationen der Sozialen Arbeit, die dem Dritten Sektor zuzurechnen sind.
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 283
1 3
neoinstitutionalistische Ansatz rückt die Umweltbezüge von Organisationen in den
Mittelpunkt und stellt ein Beobachtungsinstrumentarium bereit, das die spezische
gesellschaftliche Umwelteinbettung von Organisationen der Sozialen Arbeit und die
daraus folgenden Spannungen und Konikte angemessen zu verstehen hilft, so die
Hypothese. Er schärft den Blick darauf, in welcher Weise von dieser Programmatik
ein beachtliches transformatives Potenzial auch in Bezug auf die organisationsinterne
Aktivitätsebene ausgeht.
In einem ersten Schritt (Abschn. 2) werden hierfür Organisationen der Sozialen
Arbeit als institutionalisierte Organisationen vorgestellt und beschrieben, da ihre
Besonderheiten und die konkrete Form der Umwelteinbettung folgenreich für die
Möglichkeiten der Wirkungserfassung und Erfolgsfeststellung sind. Daran anschlie-
ßend gilt die Aufmerksamkeit in Abschn. 3 Mechanismen der Strukturangleichung
(Isomorphie) in organisationalen Feldern, über die Anpassungsdruck an institutio-
nalisierte Wirkungserwartungen erzeugt wird. Im nächsten Abschn. (4) soll gezeigt
werden, wie institutionalisierte Organisationen durch spezische Schutzmechanis-
men gegen Widersprüche zwischen Umwelterwartungen oder zur Kernaufgabe der
Organisation die Anpassungsnotwendigkeit an die Umweltanforderungen einschrän-
ken, ohne die für das Weiterbestehen notwendige Legitimität einzubüßen. Wir-
kungsorientierung – so gilt es nachfolgend in Abschn. 5 darzustellen – kann als neue
institutionalisierte Umwelterwartung betrachtet werden, die die Soziale Arbeit und
ihre Organisationen in besonderer Weise herausfordert. In Abschn. 6 wird argumen-
tiert, dass diese Veränderungen voraussichtlich nicht ohne Folgen auf die Ebene der
tatsächlichen sozialarbeiterischen Dienstleistungserbringung sein werden, da die bis-
herigen Strategien des Widerspruchsmanagements dadurch tendenziell außer Kraft
gesetzt oder doch zumindest beachtlich irritiert werden. In diesem Zusammenhang
steht auch zur Diskussion, inwieweit sich aus den Umbrüchen neue Professionali-
sierungschancen erschließen lassen und welche Rolle Wissenschaft und Forschung
dabei spielen. Im abschließenden Abschn. 7 wird ein vorläuges Resümee zum Nut-
zen einer neoinstitutionalistischen Beobachtungsperspektive auf wirkungsorientierte
Transformationen der Sozialen Arbeit gezogen.
2 Organisationen der Sozialen Arbeit als institutionalisierte Organisationen
Die neoinstitutionalistische Organisationstheorie fokussiert auf Organisationsumwel-
ten als größere organisationale Felder bzw. übergreifende gesellschaftliche Kontexte,
welche die Beobachtungsschemata bereitstellen, durch die AkteurInnen die Welt
wahrnehmen. Institutionen lassen sich in diesem Zusammenhang als Erwartungs-
abstraktionen bzw. „Handlungsregeln, die maßgeblich, verbindlich und von Dauer
sind“ (Senge 2006, S. 44), verstehen, die auf der gesellschaftlichen Makroebene zu
verorten sind. Sie prägen die Vorstellungen und Wahrnehmungen davon, was wirk-
lich, rational, zulässig und effektiv ist. Dabei geht es vor allem um kognitive Modelle
bzw. mentale Repräsentationen der Realität, die zu Problemlösungen befähigen, um
„taken-for-granted scripts, rules and classications“ (DiMaggio und Powell 1991,
S. 15). Formale Organisationsstrukturen werden dem Neoinstitutionalismus zufolge
zunehmend von institutionalisierten Erwartungen, Regeln und Rationalitätsannah-
284 H. Mayrhofer
1 3
men bzw. -mythen3 der gesellschaftlichen Umwelt von Organisationen beeinusst,
und zwar mit ungewissem, oft nur losem und mitunter auch gar keinem Zusammen-
hang zu den aufgabenbezogenen Anforderungen und der Efzienz der Arbeitsergeb-
nisse einer Organisation (vgl. dies. 1991 [1983]; Walgenbach 2006). Der theoretische
Ansatz stellt somit in Frage, dass die formalen Strukturen einer Organisation not-
wendigerweise funktionale Mittel für ihre Aufgabenbewältigung bzw. Kernaktivi-
täten sind (vgl. Becker-Ritterspach und Becker-Ritterspach 2006, S. 104).
Das Ausmaß, in dem sich Organisationen an institutionalisierten Regeln orientie-
ren, lässt sich nach Meyer und Rowan auf einem Kontinuum verorten, an deren einem
Ende produzierende Organisationen mit relativ klaren Ursache-Wirkungs-Zusammen-
hängen und starker Output-Kontrolle stehen. Sie sind für ihre Ressourcensicherung
verhältnismäßig wenig auf die Übernahme institutionalisierter Umwelterwartungen
angewiesen. Am anderen Ende „are institutionalized organizations whose success
depends on the condence and stability achieved by isomorphism with institutional
rules“ (Meyer und Rowan 1991 [1977], S. 55). Institutionalisierte Organisationen
können ihr Überleben bzw. ihren Erfolg weniger über die Efzienzanforderun-
gen ihrer Aufgabenumwelt garantieren, sondern sind in besonderem Maße bemüht
oder vielmehr darauf angewiesen, durch Orientierung an relevanten institutionellen
Umwelten Legitimität zu erzeugen und so ihr Weiterbestehen zu sichern. Begründet
liegt dies darin, dass die Organisationsergebnisse und -erfolge nicht einfach mess-
bzw. erfassbar sind, unklare Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge bestehen und sich
die Organisationen in turbulenten Umwelten bewegen, die sie mit Zielmehrdeutig-
keiten und -widersprüchlichkeiten konfrontieren (vgl. ebd., S. 54 f.). Allerdings zei-
gen Hall und Tolbert (2007) detailliert auf, dass potenziell alle Organisationen von
Widersprüchen in Umweltbedingungen, Zielen, Stakeholdern etc. betroffen sind und
deshalb davon auszugehen ist, „that no organization is effective“ (ebd., S. 241).
Ergänzt werden muss für den Bereich der sozialen Dienste4, dass hier durch die
Finanzierungsstrukturen – Stichwort „Finanzierungsdreieck“ (Mayrhofer und Raab-
Steiner 2007, S. 38 f.), das für nicht wenige Organisationen mit mehreren Finanzie-
rungsquellen bzw. FördergeberInnen eher ein Vieleck ist – LeistungsempfängerInnen
und -anbieterInnen nicht in direkte Finanzierungsbeziehungen treten. Vielmehr müs-
sen die Organisationen ihre nanziellen Ressourcen über die Subventionsprogramme
und Förderstrukturen des Wohlfahrtsstaates sowie teilweise auch über private Spen-
den, Sponsoring durch Unternehmen o. ä. sichern (vgl. Dimmel und Schmid 2013,
S. 61 ff.; Scherr 2001, S. 232) und sind entsprechend in besonderer Weise zu formaler
Kongruenz mit den Annahmen, Vorstellungen und Erwartungen dieser Anspruchs-
gruppen angehalten.
Organisationen der Sozialen Arbeit können dem Organisationstypus der sozia-
len personenbezogenen Dienstleistungsorganisation zugerechnet werden, die nach
3 Rationalitätsmythen bezeichnen nach Walgenbach (2006, S. 359) „(…) Regeln und Annahmegefüge, die
rational in dem Sinne sind, dass sie soziale Ziele bestimmen und in regelhafter Weise festlegen, welche
Mittel zur Verfolgung dieser Zwecke die angemessenen sind (…). Sie sind Mythen in dem Sinne, dass ihre
Wirklichkeit und Wirksamkeit von einem geteilten Glauben an sie abhängt.“
4 Der Begriff „soziale Dienste“ wird hier synonym zum später näher denierten Begriff der „sozialen
personenbezogenen Dienstleistungsorganisation“ verwendet. Er umfasst somit mehr als Organisationen
der Sozialen Arbeit.
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 285
1 3
Klatetzki soziale Einrichtungen und Dienste umfassen, „die Individuen bilden,
sozialisieren, therapieren, rehabilitieren, pegen und/oder ihnen einen bestimmten
sozialen Status zuweisen“ (Klatetzki 2010, S. 10).5 Vor allem folgende Charakteris-
tika machen sie zu institutionalisierten Organisationen (vgl. Drepper 2010; Klatetzki
2010; Hasenfeld 1983, 2010; hier zusammengefasst nach Mayrhofer 2012):6
●Unbestimmte Technologien: Von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung
von Technologien ist Wissen über Kausalzusammenhänge, da sich nur auf dieser
Basis Verfahren einsetzen lassen, die beabsichtigte Wirkungen in ausreichender
Verlässlichkeit zu erzielen vermögen. Doch genau solch ein Kausalwissen liegt
für die Veränderung von Personen häug nicht gesichert vor. So verfügen Indivi-
duen über Selbstreferenzfähigkeit und handeln auf Grundlage ihrer subjektiven
Situationsinterpretationen, sie sind damit auch in der Lage, Interventionen zu
neutralisieren bzw. eigenwillig darauf zu reagieren. Soziale Einrichtungen und
Dienste können sich deshalb nicht auf sichere Interventionstechnologien stüt-
zen und müssen, um trotzdem handlungsfähig zu bleiben, „als Wissensbasis zur
Strukturierung ihrer Arbeitsweisen vielfach auf praktische Ideologien, d. h. auf
wertbasierte Glaubensannahmen über Sachverhalte und Wirksamkeiten, zurück-
greifen“ (Klatetzki 2010, S. 13).
●Mächtige und turbulente Umwelten: Soziale personenbezogene Dienstleistungs-
organisationen sichern ihre Legitimität in hohem Ausmaß durch Referenz auf
gesellschaftlich institutionalisierte kognitive Muster, Ansprüche und Erwartun-
gen: „(T)hey adopt and uphold moral systems and cultural frames that resonate well
with their signicant audiences, such as legislative bodies, government bureau-
cracies, regulatory agencies, professional associations, other human service orga-
nizations, various civic and political associations, and clients.“ (Hasenfeld 2010,
S. 14) Die institutionelle Umwelt erweist sich zugleich in einer kulturell plura-
listischen Gesellschaft als sowohl heterogen als auch turbulent, d. h. sich stän-
dig verändernd, so dass die Organisationen mit unterschiedlichen und auch nicht
immer kompatiblen institutionellen Logiken umgehen müssen.
●Vielfältige, widersprüchliche und abstrakte Ziele: Unterschiedliche Interessen-
gruppen außerhalb, aber auch innerhalb der Organisation präferieren verschie-
dene Ziele. Konsensndungen erscheinen vor allem dann besonders schwierig,
„wenn die Klienten der Organisation als abweichend deniert werden und wenn
die Organisation versucht, ein großes Spektrum der Problemlagen von Klienten
zu bearbeiten“ (Klatetzki 2010, S. 14 f.). Eine häuge Lösungsstrategie besteht
in der Formulierung abstrakter und mehrdeutiger Organisationsziele, über die auf
allgemeiner Ebene ein Konsens hergestellt werden kann und die zugleich jeweils
unterschiedliche Interpretationen und Umsetzungen erlauben. Zielwidersprüche
und -konikte können damit so lange latent gehalten werden, wie keine Notwen-
digkeit besteht, Zielerreichungen konkret zu überprüfen.
5 Die große Heterogenität der Organisationen, in denen Soziale Arbeit erbracht wird, macht jedoch Typo-
logisierungen generell schwierig und schränkt sie in ihrer Gültigkeit und Reichweite ein (vgl. Bode 2012;
Scherr 2001).
6 Die große Deckungsgleichheit der Merkmale mit der Beschreibung institutionalisierter Organisationen
ist kein Zufall, da sowohl Hasenfeld als auch Klatetzki bei der Ausformulierung dieses Organisationstypus
auf neoinstitutionalistische Arbeiten zurückgreifen.
286 H. Mayrhofer
1 3
Institutionelle Umwelten materialisieren sich primär über andere Organisationen,
und Organisationen bewegen sich in spezischen organisationalen Feldern:
„By organizational eld we mean those organizations that, in the aggregate,
constitute a recognized area of institutional life: key suppliers, resource and
product consumers, regulatory agencies, and other organizations that produce
similar services or products.“ (DiMaggio und Powell 1991 [1983], S. 64; Her-
vorhebung im Original)
Die Organisationsaktivitäten werden von den anderen sozialen Entitäten des orga-
nisationalen Feldes laufend (mit-)normiert und kontrolliert. Für Organisationen der
Sozialen Arbeit gilt, dass sie als Teil der wohlfahrtsstaatlichen Infrastruktur in großem
Ausmaß von politischen Organisationen und – damit eng verbunden – der öffentli-
chen Verwaltung beeinusst werden, weiters über ihre MitarbeiterInnen von Aus-
bildungseinrichtungen der psychosozialen Berufe (insbesondere von einschlägigen
Sozialarbeits- bzw. Sozialpädagogikausbildungen) und Berufsvereinigungen sowie
von anderen Organisationen der Sozialen Arbeit durch häug starke Vernetzungen
zwischen verschiedenen sozialarbeiterischen Einrichtungen. Und schließlich – und
das ist von großer Bedeutung – müssen sie sich auch in besonderer Weise an einer
nicht-institutionalisierten Umwelt orientieren, nämlich an Personen, konkret an ihren
AdressatInnen bzw. KlientInnen. Dies gilt umso mehr, je höher einerseits das Prinzip
der Freiwilligkeit der Arbeitsbeziehung gehalten wird und je notwendiger anderer-
seits der Wirkungsnachweis der eigenen Leistung gegenüber relevanten Umwelten
ist. Denn die KlientInnen müssen als sogenannte Co-ProduzentInnen einen eigenen
Beitrag zum Gelingen der Intervention leisten (vgl. Klatetzki 2010).
3 Isomorphie: Angleichungsprozesse in organisationalen Feldern
Der Begriff der Isomorphie ist grundlegend für das Verständnis von Organisation-
Umwelt-Beziehungen im Neoinstitutionalismus. Er verweist auf Form- und Struk-
turanpassungen von Organisationen an die Anforderungen ihrer institutionellen
Umwelt. Die starke Umweltbezogenheit von institutionalisierten Organisationen, so
die These, führt dazu, dass sich die Organisationen innerhalb eines organisationalen
Feldes (teilweise aber auch darüber hinaus, etwa über das Diffundieren von Manage-
mentpraktiken aus dem privatwirtschaftlichen Bereich in andere Gesellschaftsberei-
che) immer ähnlicher werden. Es kommt zu einem Ansteigen der Isomorphie, ohne
dass damit notwendigerweise eine Efzienzsteigerung der Organisationen verbunden
sein muss:
„This similarity can make it easier for organizations to transact with other orga-
nizations, to attract career-minded staff, to be acknowledged as legitimate and
reputable, and to t into administrative categories that dene eligibility for pub-
lic and private grants and contracts. None of this, however, ensures that confor-
mist organizations do what they do more efciently than do their more deviant
peers.“ (DiMaggio und Powell 1991 [1983], S. 73)
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 287
1 3
DiMaggio und Powell (ebd., S. 67 ff.) identizieren drei unterschiedliche Mechanis-
men zur Herstellung von institutioneller Isomorphie:
●„Coercive Isomorphism“ ist die Folge von formalem und informellem Druck
bzw. Zwang, der von Umweltorganisationen ausgeübt werden kann. Er zeigt
sich etwa in staatlichen Vorgaben oder in rechtlichen Regulierungen. Aber auch
gesellschaftlich institutionalisierte Wertvorstellungen, wie sie beispielsweise
über die Implementierung von Diversity-Management o. ä. zum Ausdruck kom-
men, können starke Bindungskraft entfalten, auch wenn sie nicht immer rechtlich
verbindlich verankert sind (vgl. Hasse und Krücken 2005a, S. 25). Im Sozialbe-
reich denieren die FördergeberInnen häug Vorgaben, indem etwa bestimmte
Ausbildungsstandards des ausführenden Personals in den leistungserbringenden
Organisationen für die Auftragsvergabe zur Voraussetzung gemacht oder die
Implementierung von Gender-Mainstreaming-Maßnahmen gefordert wird. Diese
Vorgaben sind oft nicht auf gesetzlicher Ebene verankert, sondern werden auf
Seiten der auftragsvergebenden Organisation festgelegt.
●„Mimetic Processes“ meint Angleichungsmechanismen, die auf wechselseitiger
Beobachtung und Imitation beruhen und aus Unsicherheit und Uneindeutigkeit
resultieren. „When organizational technologies are poorly understood (…), when
goals are ambiguous, or when the environment creates symbolic uncertainty,
organizations may model themselves on other organizations.“ (DiMaggio und
Powell 1991 [1983], S. 69) Modelle, Strukturen und Praktiken, die als besonders
erfolgreich und legitim beobachtet werden, diffundieren auch ohne Druck rasch
in einem organisationalen Feld. Große Bedeutung in der Verstärkung mimeti-
scher Prozesse kommt organisationsbezogenen Beratungsrmen zu, die als Dif-
fusionsagenten fungieren (vgl. Hasse und Krücken 2005a, S. 26).
●„Normative Pressures“ stellen eine dritte Quelle für Angleichungsprozesse dar.
Die Isomorphie wird dabei insbesondere über normativen Druck, der von Profes-
sionen bzw. Professionalisierung ausgeht, herbeigeführt. Die Professionen bilden
den Orientierungsrahmen, „der normative Bindungen entfaltet und zur Bevorzu-
gung spezischer, fall- und organisationsübergreifender Problemlösungsmuster
führt“ (ebd.).
Die Mechanismen zur Herstellung von Isomorphie stehen miteinander in Wechsel-
wirkung. Wie weiter unten näher ausgeführt ist, speist sich beispielsweise der Wir-
kungsdiskurs in der Sozialen Arbeit aus zumindest zwei unterschiedlichen Quellen:
einerseits aus neuen politischen Steuerungsstrategien hin zu wirtschaftsnahen Model-
len wirkungsorientierter Steuerung, die vermittelt über die FördergeberInnen eine
Zunahme von Isomorphie über Zwang herbeiführen, andererseits aus der Diskussion
um die Etablierung einer evidenzbasierten, wirkungsorientierten Professionalität in
der Sozialen Arbeit, die normativen Druck über Disziplin und Profession auf die
Organisationen ausübt. Auch wechselseitige Beobachtung und Imitation dürften teil-
weise katalysatorisch auf die Entwicklung einwirken.
Problematisch werden Anpassungsnotwendigkeiten an institutionelle Umwelten
vor allem dann, wenn die Erwartungen unterschiedlicher Organisationsumwelten
miteinander konigieren und/oder die Übernahme institutionalisierter Regeln aus
der Umwelt mit den aufgabenbezogenen Anforderungen des „betrieblichen Kerns“
288 H. Mayrhofer
1 3
(Mintzberg 1993 [1983]) schwer vereinbar erscheint und sich abträglich auf die
Effektivität und Efzienz dieses Bereichs auswirken könnte.7 Welche faktischen Aus-
wirkungen dies für die Organisation hat, hängt davon ab, wie sich formalstrukturelle
Anpassungen auf die Ebene der tatsächlichen Aufgabenerfüllung des betrieblichen
Kerns niederschlagen, also auf die Aktivitäten jener MitarbeiterInnen der Organisa-
tion, die direkt an der Herstellung der Produkte oder der Erbringung der Dienstleis-
tungen arbeiten. Dieser Organisationsteil8 ist im Organisationstypus der „professional
bureaucracy“, zu denen Mintzberg u. a. auch social-work agencies zählt, von beson-
derer Bedeutung (vgl. ebd., S. 189 ff.), aber auch in vielen Einrichtungen der Sozia-
len Arbeit, die sich nur unzutreffend als Bürokratien beschreiben lassen, sondern mit
einer organisationalen Einfachstruktur auskommen und einen eher niedrigen Forma-
lisierungsgrad sowie geringe interne Differenzierungen aufweisen (vgl. Mayrhofer
2012, S. 283 ff.).9
4 Schutzmechanismen gegen Inkonsistenzen
Während produzierende Organisationen über eine enge Verknüpfung von Formal-
struktur und Aktivitätsebene auf eine technisch-instrumentelle Efzienz abzielen,
steht institutionalisierten Organisationen diese Strategie der Efzienzoptimierung
nur eingeschränkt zur Verfügung oder kann sich sogar als nachteilig erweisen. Einer-
seits können die Vorstellungen der Umwelt darüber, wie die Strukturelemente und
Managementpraktiken von Organisationen gestaltet sein sollen, nicht der zu erfül-
lenden Aufgabe entsprechen. Andererseits können so konigierende Umweltanfor-
derungen nicht latent gehalten werden (vgl. Walgenbach 2006, S. 376).
Die Entkopplung von Formalstruktur und Aktivitätsebene sowie eine lediglich
lose Kopplung verschiedener Organisationsteile (Abteilungen, Einrichtungen etc.)
bilden für institutionalisierte Organisationen eine wichtige Lösungsmöglichkeit für
das Dilemma, einerseits Umweltlegitimität bewahren zu müssen und andererseits
den Subeinheiten bzw. der Aktivitätsebene die zur Aufgabenerfüllung notwendige
Gestaltungsfreiheit zu gewährleisten (vgl. Meyer und Rowan 1991 [1977], S. 41).10
Durch diese Schutzstrategie wird die Anpassungsnotwendigkeit der Organisation
an Umweltanforderungen eingeschränkt. Entkopplungsmöglichkeiten werden etwa
durch Intransparenz der tatsächlichen Aktivitäten für das Management erreicht,
indem die Erbringung der Kerntätigkeiten auf Professionelle delegiert wird und in
wenig kontrollierbaren Interaktionssettings stattndet. Weiters werden die Organisa-
7 Walgenbach (2006, S. 375) nennt hier als Beispiel die Einführung bestimmter Qualitätsmanagement-
systeme, die durch Standardisierung und Dokumentation der Arbeitsprozesse und Verfahrensweisen zur
Einschränkung der notwendigen Flexibilität in der Aufgabenerfüllung führen können.
8 Weitere Organisationsteile nach Mintzberg (ebd.) sind die strategische Spitze (oberste Management-
ebene), die Mittellinie (mittlere und untere Managementebenen), die Technostruktur und der Hilfsstab.
9 Wie weiter unten noch näher ausgeführt ist, gehören viele dieser Einrichtungen allerdings einem Organi-
sationsverbund an, der sich nicht mehr als Einfachstruktur beschreiben lässt (vgl. ebd.).
10 Wolff (2010) beschreibt Vergleichbares unter Bezugnahme auf das Konzept der losen Kopplung von
Weick und das Modell der organisierten Anarchie nach March, ohne aber direkt Bezug zu neoinstitutiona-
listischen Ansätzen zu nehmen.
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 289
1 3
tionsziele häug vage und mehrdeutig gehalten und genaue Zieldenitionen vermie-
den. Eine Überprüfung der Tätigkeiten ndet oft in minimalisierter und ritualisierter
Form statt. Zusätzlich erfolgen Abstimmungen der Aktivitätsstrukturen bevorzugt
in informeller Weise, wobei persönlichen Beziehungen eine besondere Bedeutung
zukommt (vgl. ebd., S. 57 f.).
Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen erweisen sich auch in
dieser Hinsicht als institutionalisierte Organisationen, konkret bietet ihnen ein wich-
tiges Merkmal ihrer Arbeit, nämlich „Interaktionen als Kernoperationen“ (Klatetzki
2010, S. 16), eine günstige Voraussetzung für Entkopplungen zwischen Formalstruk-
tur und Aktivitätsebene: Die zu verrichtende Arbeit wird vor allem in Interaktionen
zwischen OrganisationsmitarbeiterInnen und KlientInnen erbracht. Solche Interak-
tionssysteme können in gewissem Ausmaß Freiräume entfalten, die sich u. a. dafür
nutzen lassen, auf die KlientInnen individuell einzugehen und sie zur notwendigen
,Co-Produktion‘ zu motivieren. Daraus resultiert eine begrenzte Kontrollierbarkeit
des eigenen Personals durch die Organisationsleitung, verbunden mit dezentralen
Machtstrukturen, da sich solche Arbeitskontexte nur bedingt durch Direktiven einer
zentralen Instanz steuern lassen. Um die geringe Organisationskontrolle zu kom-
pensieren, beschäftigen soziale personenbezogenen Dienstleistungsorganisationen
häug, aber nicht immer, professionelles Personal: „Dessen Ausbildung und Iden-
tikation mit professionellen Normen soll dann sicherstellen, dass die Interaktionen
optimal verlaufen und die gewünschten Ergebnisse haben.“ (ebd., S. 17)
Am Beispiel des niederschwellig arbeitenden Sozialbereichs lässt sich die Bedeu-
tung von Entkopplungen zwischen unterschiedlichen Organisationseinheiten erken-
nen: Eine empirische Studie zu niederschwelligen Einrichtungen in Wien (vgl.
Mayrhofer 2012) zeigt vor allem sehr kleine bis mittelkleine Organisationseinheiten,
die über eine relativ große Autonomie in der Verrichtung ihrer Kerntätigkeit verfü-
gen. Die überwiegende Zahl der Einrichtungen gehört einer Trägerorganisation (in
der Regel Nonprot-Organisationen des sogenannten Dritten Sektors) an, obwohl
manche Einrichtungen zunächst als eigenständiges Projekt gegründet wurden. Neben
immer bedeutsamerem Spezialwissen in punkto Ressourcenakquise und einer ten-
denziell höheren Verhandlungsmacht gegenüber öffentlichen AuftraggeberInnen
erfüllen Trägerorganisationen oft eine wichtige Puffer- bzw. Filterfunktion zwischen
den Einrichtungen in der direkten KlientInnenarbeit und den FördergeberInnen bzw.
auch anderen relevanten Umwelten wie Medien, politischen AkteurInnen o. ä.:
„Durch selektive Kommunikation zwischen innen und außen bzw. ein kommu-
nikatives Stufensystem über mehrere Hierarchieebenen (Trägerorganisations-
leitung, ev. Zwischenebenen, Einrichtungsleitung, ev. Teamleitung) können
Widersprüche in den Zielsetzungen unterschiedlicher Stakeholder entschärft
bzw. latent gehalten werden.“ (ebd., S. 262)
Es ist davon auszugehen, dass sich diese Beschreibung für Organisationen der Sozia-
len Arbeit im Dritten Sektor weitgehend verallgemeinern lässt. Allerdings sind empi-
risch beachtliche Unterschiede zwischen verschiedenen Trägerorganisationen bei der
konkreten Ausgestaltung der Kooperation innerhalb des Organisationsverbundes zu
beobachten.
290 H. Mayrhofer
1 3
Mit Entkopplung eng verbunden sind zwei weitere Strategien: die Logik des Ver-
trauens und guten Glaubens sowie das Mittel zeremonieller Inspektionen und Evalua-
tionen (vgl. Meyer und Rowan 1991 [1977], S. 57 ff.). „The more an organization’s
structure is derived from institutionalized myths, the more it maintains elaborate dis-
plays of condence, satisfaction, and good faith, internally and externally.“ (ebd.,
S. 59) Organisationen signalisieren Vertrauenswürdigkeit beispielsweise durch den
Erwerb von Zertikaten oder durch Einstellung qualizierter, professioneller Mit-
arbeiterInnen. Professionalisierung stellt nicht nur eine Möglichkeit dar, Kontrolle
zu vermeiden (d. h. zu entkoppeln), sie verpichtet zugleich sowohl Vorgesetzte als
auch MitarbeiterInnen, im guten Glauben zu handeln. Die unterschiedlichen Mecha-
nismen zur Darstellung der eigenen Vertrauenswürdigkeit stellen Möglichkeiten
dar, in Situationen entscheidungs- und handlungsfähig zu bleiben, in denen sich die
Erwartungen der institutionalisierten Umwelt unvereinbar mit den unmittelbaren
Handlungsanforderungen in der Organisation zeigen (vgl. ebd.).
Auch lediglich zeremonielle Inspektionen und Evaluationen unterstützen dabei,
dass die Entkopplung von Formalstruktur und Aktivitätsebene bzw. Abweichungen
zwischen verschiedenen Organisationseinheiten nicht zu sehr sichtbar werden, und
zwar weder innerhalb der Organisation noch nach außen. Organisationen benden
sich allgemein in einer gesellschaftlichen Umwelt, in der rationalisierte Rituale
der Inspektion und Evaluation institutionalisiert sind, so Meyer und Rowan (ebd.).
Inspektion und Evaluation stehen jedoch grundsätzlich in einem Widerspruch zu
Vertrauen und gutem Glauben und sind dazu angetan, Abweichungen sichtbar zu
machen. Allerdings sind die externen AuftraggeberInnen der institutionalisierten
Organisationen selbst in der Regel solch institutionalisierte Organisationen, ihre Mit-
arbeiterInnen sind insofern mit deren Dilemmata und Schutzmechanismen vertraut
– und vermeiden genau deshalb häug allzu genaue Kontrollen und Evaluationen.
Schimank (2005) beschreibt solche Schutzmechanismen mit dem Begriff der Rati-
onalitätsfassaden. Die EntscheiderInnen täuschen ihre BezugsakteurInnen „durch
geeignetes ,impression management‘ auf der ,frontstage‘ des Entscheidungsgesche-
hens (…), um ,backstage‘ das zu tun, was er (der Entscheider, Anm. H. M.) selbst für
richtig hält bzw. aufgrund anderer Restriktionen zu tun genötigt ist“ (ebd., S. 388).
Solche Fassaden werden von den BezugsakteurInnen oft diskret ignoriert: „Sogar
wenn alle Beteiligten darüber wissen, dass es mit der rationalen Wahl nicht weit her
ist, wird die gemeinsame Rationalitätsdarstellung wechselseitig taktvoll aufrechter-
halten.“ (ebd., S. 392)
Während Meyer und Rowan davon ausgehen, dass Organisationen über die
beschriebenen Schutzmechanismen ihre Aktivitätsebene weitgehend von den Anfor-
derungen der institutionalisierten Umwelt abkoppeln können, legen die Überlegun-
gen von DiMaggio und Powell weiterreichende Effekte auf organisationsinterne
Prozesse nahe. Die Angleichungsprozesse beschränken sich nicht immer auf die
Ebene der Formalstrukturen, es ist vielmehr davon auszugehen (und bleibt im Ein-
zelfall empirisch zu klären), dass sie in unterschiedlicher und unterschiedlich starker
Weise auch auf die Aktivitätsebene der Organisationen durchschlagen. Gerade Pro-
fessionalisierungsbestrebungen und spezische Mechanismen der Personalauswahl
(z. B. die Bevorzugung von AbsolventInnen bestimmter Universitäten bzw. Ausbil-
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 291
1 3
dungseinrichtungen) wirken sich auf die Aufgabenerfüllung aus und evozieren auch
dort Angleichungsprozesse:
„To the extent managers and key staff are drawn from the same universities and
ltered on a common set of attributes, they will tend to view problems in a simi-
lar fashion, see the same policies, procedures, and structures as normatively
sanctioned and legitimated, and approach decisions in much the same way.“
(DiMaggio und Powell 1991 [1983], S. 72)
Neben Professionalität in einem klassischen, berufsbezogenen Verständnis, wie etwa
bei Oevermann (1999 [1996]) ausformuliert, scheinen gegenwärtig im Sozialbe-
reich insbesondere Professionalisierungsbestrebungen in der neueren Gestalt orga-
nisationaler Professionalität (vgl. Evetts 2009), d. h. auf Ebene des Managements,
das Potenzial für auf die Aktivitätsebene durchgreifende Veränderungen zu haben.
So werden die Diffusion kulturell legitimierter Management-Modelle und die Ver-
breitung spezischer Qualitätsmanagementsysteme mitunter Konsequenzen für die
organisationalen Operationen im ,Kerngeschäft‘ haben, wiewohl es die tatsächlichen
Auswirkungen und den konkreten organisationsinternen Umgang mit solchen Neue-
rungen empirisch zu prüfen gilt. Insofern ist in Anlehnung an Hasse und Krücken ein
genauerer Blick auf die Eigenlogik und -dynamik von Organisationen einzufordern,
denn:
„Der Umgang mit externen Erwartungen in Organisationen stellt ein hoch vor-
aussetzungsreiches Unternehmen dar, das sich nur im Rekurs auf die jeweilige
Organisationsgeschichte rekonstruieren lässt. Nur hierüber lässt sich auch klä-
ren, warum einzelne Organisationen sich nur auf der Ebene der Formalstruktur
und nicht auf der Ebene der Aktivitätsstruktur anpassen, während in anderen
Organisationen (…) beide Ebenen fester miteinander verkoppelt sind.“ (Hasse
und Krücken 2005b, S. 144)
Aus diesen Überlegungen lässt sich ein Bedarf an empirischer Forschung ableiten,
die auf die Interpretations- und Verarbeitungsweisen der Umwelteinüsse innerhalb
der Organisation fokussiert und so zu einem adäquaten Verständnis der organisatio-
nalen Veränderungsprozesse und ihrer Auswirkungen auf die Aktivitätsebene, im hier
interessierenden Zusammenhang etwa auf die Arbeit mit den KlientInnen, beiträgt.
Festzuhalten bleibt, dass es für ein adäquates Verständnis der beschriebenen
Schutzvorrichtungen erforderlich ist, sie weder pauschal als Pathologien abzutun
noch ihnen uneingeschränkt Zweckdienlichkeit (dienlich welchem Zweck?) zuzu-
sprechen. Sie können nach Luhmann (1988) als systemrational bezeichnet werden,
da sie Organisationen in heterogenen, widersprüchlichen Umwelten das Weiterbeste-
hen ermöglichen. Sie erlauben diesen, solch divergierende Umwelterwartungen und
aufgabenbezogene Anforderungen praktisch zu handhaben. Sie bewirken allerdings
nicht eine endgültige Auösung der Inkonsistenzen, sondern halten diese lediglich
latent, im besten Fall in einer laufend nachjustierenden Balance. Im Zusammenhang
mit dem Diskurs rund um Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit stellt sich
jedoch die Frage, inwieweit diese Schutzmechanismen noch anwendbar sind bzw.
von den relevanten Stakeholdern in der Umwelt der institutionalisierten Organisatio-
nen noch akzeptiert werden.
292 H. Mayrhofer
1 3
5 Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit
Der Wirkungsdiskurs ist gegenwärtig omnipräsent im Sozialbereich und schlägt sich
auch in unzähligen sozialwissenschaftlichen Arbeiten dazu nieder. Aus neoinstitu-
tionalistischer Perspektive lässt sich der Diskurs allgemein als Durchsetzung neuer
Institutionen bzw. als Ausbreitung zuvor begrenzt gültiger Erwartungen, Regeln und
Rationalitätsannahmen auf andere gesellschaftliche Bereiche beschreiben. Vorange-
trieben werden die institutionellen Veränderungen dabei zunächst auf zwei unter-
schiedlichen Ebenen: Erstens steht Wirkungsorientierung auf politischer Ebene für
neue, aus dem Wirtschaftsbereich diffundierende Steuerungs- und Finanzierungs-
modelle, die über Wirkungsnachweise die eingesetzten öffentlichen Gelder zu legi-
timieren trachten.11 Diese Entwicklungen sind verbunden mit Transformationen
auf gesamtgesellschaftlicher Ebene, die der Beitrag von Albert Scherr in diesem
Themenheft beschreibt. Zweitens tritt Wirkungsorientierung in Gestalt der aus der
Medizin kommenden evidenzbasierten Praxis (EBP) als verwissenschaftlichter Pro-
fessions- bzw. Professionalisierungsdiskurs in Erscheinung (vgl. Otto et al. 2010;
Polutta 2013, 2014; Hüttemann und Sommerfeld 2007). Mit der Wissenschaft kommt
eine dritte Diskursebene hinzu, auf der über die Angemessenheit von Forschungs-
paradigmen und methodischen Verfahren zur Erfassung von Wirkungsweisen und
-zusammenhängen verhandelt wird (vgl. u. a. Albus und Ziegler 2013; May 2011;
Menold 2007; Micheel 2013; Otto 2007; Schneider 2011).
Den verschiedenen Wirkungsdiskursen gemeinsam ist, dass sie das klassische
Modell der Selbststeuerung durch Professionen bzw. der professionellen Leis-
tungserbringung infrage stellen. Sie tun dies aber auf verschiedene Art und Weise:
Managerielle Steuerungsmodelle arbeiten mit Audits, formalisierten Richtlinien und
standardisierten Instrumenten, um den Prozess der Leistungserbringung zu verein-
heitlichen und zu kontrollieren.
,,Die Kernidee der Ersetzung des ,Professionalismus‘ durch den ,Managerialis-
mus‘ besteht darin, dass anstelle der professionellen Entscheidungsmacht der
Professionellen valide und reliable, d. h. mittels ausdifferenzierter Formen von
Indikations-, Diagnose- und Assessmentverfahren erstellte, ,genaue Analysen‘
der ,Ist-Situation‘ treten sollen. Diese seien die Basis für die Produktion eines
gleichsam ,objektiven‘ und unmittelbar praxisrelevanten Wissens zur Entwick-
lung jener Handlungsprogramme, die bemessen an ,S.M.A.R.T.‘ (Spezisch,
Messbar, Attraktiv, Realisierbar, Terminiert) denierten ,operativen Zielen‘ und
,Performance-Indikatoren‘ die im probabilistischen Sinne effektivsten und ef-
zientesten Wirkungen zeitigen.“ (Otto 2007, S. 52)
In dieser Form der Wirkungsorientierung scheint somit der von der neueren sozio-
logischen Organisations- und Professionsforschung konstatierte Bedeutungsgewinn
der Organisation zu Lasten professioneller Autonomie zum Ausdruck zu kommen
11 Wirkungsorientierung ist keineswegs mit Wettbewerbsorientierung gleichzusetzen: Letztere geht von
der Annahme aus, dass Konkurrenzmechanismen systematisch eine Steigerung der Wirkung von Dienst-
leistungen zur Folge haben, direkte Wirkungsmessung steht somit gar nicht im Fokus (vgl. Otto 2007,
S. 32 f.). In der Praxis dürften beide Orientierungen aber teilweise zusammenwirken.
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 293
1 3
(vgl. Evetts 2009; Klatetzki und Tacke 2005; Stichweh 2000, 2005). So beobach-
tet Evetts (2009) neben dem Diskurs um beruiche Professionalität einen neueren
Professionalitätsdiskurs, der sich um organisationale Professionalität dreht und in
Ausdehnung begriffen ist. Er lässt sich idealtypisch als Kontrolldiskurs beschreiben,
der zunehmend von ManagerInnen in Organisationen eingesetzt wird und über Ziel-
vorgaben, Leistungsindikatoren sowie standardisierte Arbeitsabläufe und -praktiken
die professionelle Leistungserbringung reguliert und kontrolliert.
Eine evidenzbasierte Praxis hingegen kann als neuer Versuch verstanden werden,
das Problem des Transfers wissenschaftlicher Erkenntnisse in die sozialarbeiteri-
sche Praxis zu lösen. Sie bemüht sich um die „systematische(.) Sicherstellung der
Anwendung genau jener Maßnahme, die statistisch das höchste Maß an Wirksamkeit
aufweist“ (Otto 2007, S. 48). Im Unterschied zu einem reexiven Professionsver-
ständnis, dem zufolge wissenschaftliches Wissen von den Professionellen fallspezi-
sch individualisiert (und damit nicht oder jedenfalls nur begrenzt standardisierbar)
transformiert werden muss, produziert in diesem neuen Verständnis Wissenschaft
eine Form von Wissen, welches die Professionellen direkt zur wirksamsten Vor-
gehensweise anleiten soll. Ein häuger Kritikpunkt am Modell der evidenzbasier-
ten Praxis ist, dass ihm eine lineare, hierarchische Transfervorstellung von Wissen
zugrunde liegt, die dem komplexen Zusammenhang von Wissenschaft und professio-
neller Praxis nicht gerecht wird (vgl. Hüttemann 2011; Hüttemann und Sommerfeld
2007).
Auf wissenschaftlicher Ebene ndet eine lebhafte Diskussion hinsichtlich adäqua-
ter Ansätze der Wissensgenerierung statt. Für eine einfache Übertragung des Kon-
zepts und seiner methodischen Standards auf Wirkungsforschung in der Sozialen
Arbeit bestehen wesentliche Einschränkungen, etwa durch unklare Ursache-Wir-
kungs-Ketten aufgrund multipler Einüsse und eine hohe individuelle Varianz auf
Seiten der KlientInnen und deren lebensweltliche Kontexte. So steht beispielsweise
die Anwendung von Experimentalstudien, denen in der EBP-Methodenhierarchie ein
besonders hoher „level of evidence“ zugesprochen wird, in der Sozialen Arbeit vor
dem Problem, dass die erzielten Erkenntnisse nur auf solche Interventionen übertra-
gen werden könnten, die vergleichbare Bedingungen und Prämissen aufweisen. Eine
hohe interne Validität wird mit niedriger externer bzw. ökologischer Validität erkauft.
Damit werden aber die aus Experimentalstudien gewonnenen Wirkungsannahmen als
Entscheidungsgrundlage für die sozialarbeiterische Praxis relativ wertlos, denn auch
kleine Abweichungen können oft zu völlig konträren Effekten führen. Selbst wenn
eine Maßnahme prinzipiell wiederholbar wäre, würde sie immer auf andere äußere
Situationen und veränderte Rahmenbedingungen stoßen (vgl. Otto 2007, S. 58 ff.;
weiters Albus und Ziegler 2013, S. 167 f.; Menold 2007, S. 38). Gefordert wird des-
halb in den einschlägigen Fachdiskursen eine gegenstandsadäquate methodologische
Fundierung und methodische Umsetzung, die etwa auch rekonstruktive Verfahren
bzw. generell qualitative Forschungsansätze umfassen und insbesondere komplexe
Wirkzusammenhänge mit Kontextfaktoren zu erfassen vermögen (vgl. u. a. May
2011; Otto 2007; Schneider 2011).
Auch wenn Österreich häug nachgesagt wird, dass hier gesellschaftliche Ent-
wicklungen mit einer gewissen Verzögerung stattnden, ist der Wirkungsdiskurs
bereits angekommen. Mit Anfang 2013 wurde der Grundsatz der wirkungsorientier-
294 H. Mayrhofer
1 3
ten Steuerung bzw. Haushaltsführung im österreichischen Bundeshaushaltsgesetz
verankert. Dieses fordert in der öffentlichen Verwaltung den klaren und transpa-
renten Nachweis, „welche Ergebnisse der Einsatz des Steuergeldes bringt“ (Bun-
desministerium für Finanzen o. J.). Nicht nur öffentliche Einrichtungen allgemein,
auch Einrichtungen der Sozialen Arbeit im Nonprot-Bereich müssen sich damit
auseinandersetzen, wie sie ihre Effekte objektivieren und explizieren können. Auch
auf Landesebene (die zentrale Finanzierungsebene für viele soziale Einrichtungen)
gewinnen Modelle wirkungsorientierter Steuerung für fördernehmende Organisatio-
nen des Dritten Sektors an Geltung. Beispielhaft zeigt sich dies an der „Rahmen-
richtlinie zur Qualitätssicherung für die vom Fonds Soziales Wien anerkannten und
geförderten Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe“ (Dachverband Wiener
Sozialeinrichtungen 2013), die u. a. eine Wirkungsorientierung festschreibt.
Relativ uneinheitlich oder oft noch offen ist allerdings die Art und Weise, in der
die Feststellung von Wirkungen erfolgen soll. Das „Handbuch wirkungsorientierte
Steuerung“ des Bundeskanzleramtes (2011), das die entsprechenden öffentlichen
Stellen der österreichischen Bundesverwaltung bei der Umsetzung der Verordnun-
gen zur Wirkungsorientierung leiten soll, lässt vorrangig managerielle Modelle
bzw. Controllinginstrumente der wirkungsorientierten Steuerung erkennen, auch
wenn „zur nalen Beurteilung der Effektivität der gesetzten Maßnahmen“ (ebd.,
S. 44) auf Evaluationen zurück gegriffen werden kann. Die oben zitierte Rahmen-
richtlinie des Fonds Soziales Wien hingegen sieht ausdrücklich eine „regelmäßige
externe wissenschaftliche Evaluierung des Gesamtsystems“ (Dachverband Wiener
Sozialeinrichtungen 2013, S. 9) vor, ohne auf das Thema dann allerdings näher
einzugehen.
Generell trifft aber m. E. auf Österreich noch stärker zu, was Otto (2007) auf
Deutschland bezogen anmerkt: „(…) hierzulande (spielt) ein Aspekt eine noch eher
untergeordnete Rolle, der international sehr bedeutsam ist: Der systematische Ein-
satz der Wirkungsforschung in Planung, Organisation und Durchführung sozialer
Dienstleistungserbringung.“ (ebd., S. 12) Wirkungsorientierung im Sinne einer evi-
denzbasierten Erbringungspraxis in der Sozialen Arbeit, d. h. einer konsequenten
Anwendung von Ergebnissen aus nach bestimmten methodischen Standards durch-
geführten Wirkungs- und Evaluationsstudien im sozialarbeiterischen Handeln, ist
in Österreich (noch) schwach ausgebildet. Die Tertiarisierung der Ausbildung (Ein-
richtung entsprechender Fachhochschulen) erfolgte hier erst vor gut zehn Jahren,
während diese Entwicklung in Deutschland bereits in den 70er Jahren des letzten
Jahrhunderts vollzogen wurde (vgl. Freigang 2010). Auch die Herausbildung einer
eigenständigen sozialarbeitswissenschaftlichen Disziplin und eines entsprechenden
Forschungs-Know-hows hinken beträchtlich hinterher und werden zusätzlich durch
schwierige Forschungsförderungszugänge gehemmt. Insofern ist es wenig verwun-
derlich, dass die wissenschaftlichen Diskurse zu Wirkungsforschung und -evaluation
sowie die Entwicklung, Erprobung und Reexion gegenstandsangemessener For-
schungszugänge und -methoden in Österreich noch schwach ausgebildet sind bzw.
sich stark an die Debatten in Deutschland anlehnen.
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 295
1 3
6 Organisationale und professionelle Folgen: Irritation der
Schutzvorrichtungen
Die Forderung nach Wirkungsorientierung könnte für das Berufsfeld der Sozialen
Arbeit und die diesem Feld zurechenbaren Organisationen beachtliche Konsequen-
zen haben. Klatetzki (2010, S. 17 f.) benennt „(p)roblematische und aufgezwungene
Maße für Erfolg“ als eigenes Merkmal von sozialen personenbezogenen Dienstleis-
tungsorganisationen. Zusammengefasst sind es vor allem folgende Aspekte, die zu
Schwierigkeiten bei der Erfassung und Überprüfung von Erfolg bzw. Effektivität
führen: Die vielfältigen und teilweise widersprüchlichen Zielsetzungen der Maß-
nahmen machen es schwer, sich überhaupt darauf zu einigen, was als Erfolg gelten
kann. Eingeschränktes Wissen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge bedingt
grundsätzliche Probleme bei der Feststellung der Effektivität sozialer personenbe-
zogener Dienstleistungsorganisationen. Hinzu kommt, dass die KlientInnen bei der
Leistungserbringung als Co-ProduzentInnen mitwirken, d. h., sie müssen einen eige-
nen Beitrag zum Gelingen der Intervention leisten und bestimmen den Erfolg letz-
terer maßgeblich mit. Die Erfolgs- und Misserfolgszurechnung ist damit zugleich in
erheblichem Ausmaß Interpretationssache, der Anteil der sozialarbeiterischen Inter-
vention am Ergebnis nicht eindeutig bestimmbar.
Diese prekären Grundlagen für Wirkungserfassung und Erfolgsmessung lassen die
Organisationen bislang bevorzugt auf inputorientierte bzw. extrinsische Wirksam-
keitsmaße ausweichen, indem sie etwa die eingesetzten Mittel (Ressourcen, Metho-
den etc.) anstelle des Ausmaßes der Zielerreichung nachweisen. Weiters werden zum
Teil subjektive Einschätzungen und Selbstbewertungen als Erfolgsmaße herange-
zogen sowie beispielhafte Fallverläufe für die Wirkungsdarstellung genutzt. Solche
individuellen ,Erfolgsstorys‘ von einzelnen KlientInnen dienen dabei sowohl intern
als auch nach außen zur Vergewisserung der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns (vgl.
Mayrhofer 2012, S. 278). Häug können allerdings die Organisationen die Methoden
der Erfolgsmessung nicht eigenständig bestimmen, sondern erhalten diese von rele-
vanten Umwelten, d. h. insbesondere von Seiten der FördergeberInnen vorgeschrie-
ben. Wenn diese vorgegebenen Methoden nun dazu angetan sind, mehr Transparenz
zu schaffen oder die Umweltanforderungen organisationsintern mit größerem Nach-
druck aktivitätswirksam werden zu lassen, dann sind beträchtliche Auswirkungen
auch auf die Ebene der tatsächlichen Aufgabenerfüllung zu erwarten.
Die vorangestellten Ausführungen zeigen, dass institutionalisierte Organisati-
onen über verschiedene Strategien ihr Weiterbestehen in einer widersprüchlichen
und turbulenten Umwelt zu sichern trachten. Doch genau diese Strategien scheinen
gegenwärtig durch die Forderung nach Wirkungsorientierung für Organisationen der
Sozialen Arbeit durchkreuzt zu werden. Denn damit werden von der institutionellen
Umwelt Anforderungen an die Organisationen herangetragen, die, wenn sie orga-
nisationsintern tatsächlich wirkungsvoll (!) umgesetzt werden, die herkömmlichen
Techniken des Widerspruchsmanagements verunmöglichen oder doch zumindest
beträchtlich erschweren. Im Kern geht es darum, dass durch Wirkungsorientierung
Inkonsistenzen nicht länger durch Intransparenz handhabbar gemacht werden kön-
nen, wie die folgenden Überlegungen zeigen:
296 H. Mayrhofer
1 3
●Die Entkopplung von Formalstruktur und Aktivitätsebene wird erschwert, wenn
managerielle Kontrollinstrumente verstärkt implementiert sowie Entscheidungs-
und Abstimmungsverfahren in höherem Ausmaß formalisiert werden. Zielwider-
sprüche und -konikte werden sichtbar, wenn Zielerreichungen konkret überprüft
werden. Organisationsziele müssen S.M.A.R.T. formuliert und damit auch spe-
ziziert werden, um sie überprüfbar zu machen, so dass nicht mehr einfach auf
abstrakte und mehrdeutige Zielformulierungen zur Handhabung von Zieldiver-
genzen ausgewichen werden kann.
●Die Logik des Vertrauens und guten Glaubens wird abgeschwächt, und zwar insbe-
sondere in Bezug auf die professionelle Leistungserbringung. Die Management-
instrumente zur Wirkungssteuerung und -überprüfung lassen sich als „funktionale
Äquivalente zum Vertrauen in die Professionellen“ (Otto 2007, S. 50) verstehen.
Auch im Professionsverständnis der EBP zeigt sich ein grundsätzliches Miss-
trauen der professionellen Entscheidungskompetenz gegenüber. Professionelles
Entscheiden gilt es entsprechend über wissenschaftlich fundierte, standardisierte
Diagnoseinstrumente und Interventionsanleitungen zu lenken, wobei es nicht
mehr im Oevermann’schen Verständnis des Theorie-Praxis-Verhältnisses um
eine fallspezische Problemlösung auf Basis eines wissenschaftlich begründeten
Reexions- und Erklärungswissen geht, sondern um die möglichst unverfälschte
Anwendung derjenigen Instrumente und Maßnahmen, denen wissenschaftlich-
empirisch die größte Wirkungswahrscheinlichkeit bescheinigt wurde.
●Inspektionen und Evaluationen kommt im Wirkungsdiskurs besondere Bedeu-
tung zu, allerdings scheint man es ernst damit zu nehmen und sie nicht lediglich
zeremoniell zu pegen, so dass sie voraussichtlich vermehrt Abweichungen auf
der Aktivitätsebene sichtbar werden lassen.
Über die unterschiedlichen Ebenen, auf denen der Wirkungsdiskurs erfolgt, geraten
Organisationen der Sozialen Arbeit von verschiedenen Seiten zugleich unter Druck,
mehrere Mechanismen zur Herstellung von Isomorphie regen also gleichzeitig wir-
kungsorientierte Strukturangleichungen an. Es ist folglich davon auszugehen, dass
der Großteil der Einrichtungen die Forderung nach Wirkungsorientierung nicht ein-
fach zurückweisen oder ignorieren kann. Diesbezügliche Strukturimplementierun-
gen auf Formalebene sind, wie die obigen Ausführungen nahelegen, in besonderer
Weise dazu angetan, auf die Ebene der Aufgabenerfüllung durchzuschlagen, da sie
im Wesentlichen auf eine stärkere Kopplung beider Ebenen in der Folge höherer
interner und externer Transparenz hinauslaufen. Ausmaß, Qualität und Folgen wer-
den aber von Organisation zu Organisation verschieden sein und sind empirisch zu
ergründen. Bedeutsam hierfür dürfte auch sein, inwieweit und in welcher Weise sich
die unterschiedlichen Wirkungsdiskurse durchsetzen und zueinander verhalten, ob
also beispielsweise die relevanten fördernden Stellen mehr auf managementbezo-
gene Instrumente der Wirkungsorientierung oder auf wissenschaftliche Evaluations-
forschung setzen.
Bei der Institutionalisierung von Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit
(und möglicherweise auch in anderen Feldern) sind zwei neuralgische Fragenkom-
plexe aufzuwerfen:
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 297
1 3
●Was bilden die eingesetzten Mittel bzw. Instrumente, mit denen Transparenz nach
oben und außen erhöht werden soll, tatsächlich ab? Diese Instrumente zur In-
spektion sind keineswegs als objektiv oder neutral dem zu untersuchenden
Gegenstand gegenüber zu sehen, in ihnen operationalisieren sich Zielpräferenzen
und Bewertungsmaßstäbe (vgl. Albus und Ziegler 2013).
●Was wird sichtbar, wenn mehr Transparenz notwendig und faktisch hergestellt
wird? Inwieweit lässt sich das sichtbar werdende sozialarbeiterische Handeln
als professionelles und zugleich im professionellen Sinne wirksames Handeln
beschreiben? Wie kann es als solches nach außen überzeugend dargestellt bzw.
inszeniert werden und in welchem Ausmaß lässt sich dadurch gesellschaftliche
Legitimität sichern?
Diese Fragen sind (jedenfalls aus soziologischer Perspektive) empirisch zu beant-
worten, und es ist davon auszugehen, dass sie von Fall zu Fall, konkret von Orga-
nisation zu Organisation, unterschiedlich zu beantworten sind. Die Antworten
erscheinen vor allem vor dem Hintergrund der sozialwissenschaftlichen Debatte um
den Professionsstatus bzw. die Professionalisierbarkeit der Sozialen Arbeit unge-
wiss.12 Zunächst wird in sozialen Einrichtungen nicht immer (nur) fachspezisch
ausgebildetes Personal beschäftigt,13 so dass die Logik des Vertrauens und Glaubens
insofern auch bisher teilweise prekäre Grundlagen hatte. Weiters spricht einiges für
die Hypothese, dass die Soziale Arbeit vor Abschluss eines Professionsdiskurses
und Professionalisierungsprojektes im klassischen Sinn in einen aktuellen, organi-
sationalen Professionalitätsdiskurs geraten ist (s. o.). Eine teils schwach ausgeprägte
professionelle Identität, „missglückte Inszenierungen professioneller Leistung“
(Nadai et al. 2005, S. 191) und die häuge Haltung des pragmatischen Individua-
lismus (vgl. ebd., S. 190) werfen die Frage auf, was institutionalisierten Umwelt-
erwartungen, konigierenden Zielvorgaben und manageriellen Regulations- und
Kontrollbestrebungen von professioneller Seite entgegen gestellt werden kann. Und
nicht zuletzt kann – wie Tacke (2005) in Bezug auf LehrerInnen vermutet – die Stär-
kung des Managements und die Einführung neuer Technologien auch entlastende
Funktionen für die Professionellen haben, obwohl oder gerade weil sie Deprofes-
sionalisierungseffekte nach sich ziehen. Solch professionelle Entlastungsangebote
dürften auch für sozialarbeiterische Arbeitszusammenhänge mitunter attraktiv sein,
wie sich an den Ergebnissen der Evaluationsstudie zum Bundesmodellprogramm
„Wirkungsorientierte Jugendhilfe“ in Deutschland erkennen lässt: Neue Formen
standardisierter sozialpädagogischer Praxis wurden von den Fachkräften teilweise
12 Diese Debatte kann hier allerdings aus Platzgründen nicht eingehender aufgegriffen werden. Exempla-
risch sei nur kurz auf die Diskussion um Begriffe wie „Semi-Profession“ (Etzioni 1969) oder „bescheidene
Profession“ (vgl. Schütze 1999 [1996], kritisch hierzu etwa Nadai et al. 2005), aber auch „verspätete
Profession“ (vgl. Staub-Bernasconi 2009) verwiesen. Der aktuelle Diskursstand im deutschsprachigen
Raum wird in den beiden von Becker-Lenz et al. herausgegebenen Sammelbänden (2009; 2011) zusam-
mengefasst.
13 SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen in Österreich können kein allgemeines Berufsmonopol für
ihren Tätigkeitsbereich beanspruchen. Es bleibt in der Regel der Organisation überlassen, inwieweit sie
MitarbeiterInnen mit professionellem Ausbildungshintergrund rekrutiert und welche professionellen Stan-
dards sie vorgibt.
298 H. Mayrhofer
1 3
auch als Handlungssicherheit und methodische Professionalisierung betrachtet (vgl.
Polutta 2010, S. 58).
Viele soziale Einrichtungen und Wohlfahrtsträger in Österreich setzen sich bereits
intensiv damit auseinander, wie sie Wirkungsorientierung implementieren kön-
nen. Neben den beschriebenen Anpassungsnotwendigkeiten an Umwelterwartun-
gen dürfte der Prozess auch dadurch beschleunigt werden, dass der Grundgedanke
grundsätzlich attraktiv erscheint, denn selbstverständlich wollen SozialarbeiterInnen
und soziale Einrichtungen mit ihrem Tun Wirkungen erzielen.14 So begründet etwa
der Verein Wiener Jugendzentren (2012) die Ausarbeitung eines Wirkungskonzepts
wie folgt: „Die Fragen ,Warum tun wir, was wir tun?‘ und ,Was soll damit erreicht
(bewirkt) werden?‘ sind Kernfragen jeder Organisation, deren Wirkung nicht auf das
Erzielen materiellen Prots ausgerichtet ist.“ (ebd., S. 4) In welcher Gestalt die For-
derung nach Wirkungsorientierung in den Trägerorganisationen und Einrichtungen
der Sozialen Arbeit tatsächlich verankert wird, ist derzeit häug noch in Ausarbei-
tung. Organisationsberatungsrmen dürften dabei als Diffusionsagenten wirken,
wie am Beispiel der Firma „Contrast Management-Consulting“ erkennbar wird, die
einige große soziale Player in Österreich bei der Implementierung von wirkungs-
orientiertem Management und Controlling unterstützt(e).15
Nun ist nicht ganz auszuschließen, dass trotz der Forderung nach Wirkungsorientie-
rung alles beim Alten bleibt – oder sich zumindest mittelfristig nicht allzu viel ändert.
Manchmal scheint die Wirkungsorientierung gegenwärtig vor allem im Austauschen
von Begriffen zu bestehen. So heißen etwa bei der Caritas Österreich und ihren Lan-
desorganisationen seit 2012 die Jahresberichte Wirkungsberichte, ohne dass sich die
Inhalte der Berichte nennenswert gewandelt hätten. Auch Kennzahlen wie der SROI-
Wert (SROI = Social Return on Investment, vgl. Rauscher et al. 2012) stellen m. E. in
erste Linie Rationalitätsktionen dar, die vor allem eine wirkungsvolle Inszenierung
von Leistungen ermöglichen, aber wenig bis nichts über tatsächliche Interventions-
Wirkungs-Zusammenhänge aussagen. Insofern sind solche Wirkungskennzahlen aus
neoinstitutionalistischer Perspektive als höchst funktional für die Aufrechterhaltung
von Entkopplungsmöglichkeiten bei gleichzeitiger Gewährleistung der Legitima-
tionsnotwendigkeiten nach außen zu betrachten. Und am Beispiel eines Qualitäts-
handbuchs für Offene Jugendarbeit, das Ziele und Wirkungen dieses Tätigkeitsfeldes
ausarbeitet (vgl. bOJA 2011), lässt sich erkennen, dass das, was hier als S.M.A.R.T.
angekündigt wird, bei genauer Betrachtung nicht übermäßig S.M.A.R.T. ist – und das
aus gutem Grund, denn Ziele in solch niederschwelligen, adressatInnen-orientierten
Arbeitskontexten sind überindividuell schwer konkretisierbar. Sie sind in der Regel
auch unzureichend messbar, nicht immer realistisch, da zu sehr von Umweltfaktoren
14 Zusätzlich erhoffen sich manche AkteurInnen der Sozialen Arbeit durch zunehmende Transparenz der
erbrachten Leistung und erreichten Wirkungen eine Stärkung von AdressatInnenrechten, Wirkungsorien-
tierung wird mitunter als anschlussfähig an emanzipatorische Prämissen in der Sozialen Arbeit beobachtet.
Die Realität scheint diesen Erwartungen allerdings kaum gerecht zu werden (vgl. Albus und Ziegler 2013,
S. 164 f.).
15 Die Referenzliste der Beratungsrma umfasst etwa den Fonds Soziales Wien, die Caritas der Diözese
Graz-Seckau, das Österreichische Rote Kreuz, die Geschützte Werkstätten – Integrative Betriebe Salzburg
GmbH (GWS), Wien Work – Integrative Betriebe und AusbildungsGmbH und NEUSTART – vgl. www.
contrast-consulting.com [Stand: 07.09.2014].
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 299
1 3
abhängig, und oft nicht sinnvoll mit Terminvorgaben zu versehen. Wenn die Wirkun-
gen der erbrachten Leistungen also (ähnlich wie bisher) über Berichte und Handbü-
cher gewährleistet und nachgewiesen werden können, dann bestehen gute Chancen,
die nach wie vor existenten Inkonsistenzen auch weiterhin über mehr oder weniger
umfangreiche Entkopplung von Formalstruktur und Aktivitätsebene zu handhaben.
Allerdings manifestieren sich in manageriellen Instrumenten der Wirkungssteue-
rung und -kontrolle sowie in der methodischen Umsetzung von Wirkungsforschung
und -evaluation Zielpräferenzen und Bewertungsmaßstäbe (vgl. Albus und Ziegler
2013). Die Frage ist, welche und wessen, und inwieweit passt sich der Gegenstand
(im hier interessierenden Fall die Aktivitätsebene der sozialarbeiterischen Leistungs-
erbringung) dem Bewertungsinstrument an? Es kann davon ausgegangen werden,
dass die Vorgabe von Wirkungsindikatoren und die Erfassung von Wirkweisen in
denierten Kennzahlen auf die tatsächliche Aufgabenerfüllung abfärbt, da sich die
Aktivitäten zumindest in gewissem Ausmaß daran orientieren und damit Aufmerk-
samkeiten gelenkt werden. Und selbst oder möglicherweise gerade wenn die Con-
trollinginstrumente und Evaluationsmethoden den Wirkungsgegenstand angemessen
(für wen?) und angemessen komplex zu erfassen vermögen, bleibt das Problem der
höheren Transparenz nach oben (zum Organisationsmanagement) und außen, so dass
die „Kreativitätsspielräume und die Indifferenzzonen im Arbeitsprozess (schrump-
fen)“ (Bode 2012, S. 159).
Letzterer Aspekt, nämlich die Folgewirkungen höherer Transparenz der tatsäch-
lichen Aufgabenerfüllung, wird in der fachspezischen Diskussion um die Chancen
und Risiken von Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit häug ausgeblendet,
ist aber unter dem Gesichtspunkt von Zielheterogenität und -widersprüchlichkeiten
sowohl zwischen unterschiedlichen externen Anspruchs- und AdressatInnengruppen
als auch organisationsintern höchst relevant. Wenn Divergenzen auch formal sicht-
bar und nicht nur informell gewusst werden, lassen sie sich nicht länger taktvoll
ignorieren. Interessant ist in diesem Zusammenhang die große Hoffnung, die von
Seiten der Sozialarbeitswissenschaft und -praxis in Wirkungsforschung und -eva-
luation gesetzt wird. In ihr könnte zum Ausdruck kommen, dass Entkopplung als
Schutzstrategie tatsächlich an Bedeutung verliert. In der Folge müssen Zielkonikte
offener ausgetragen werden – und die Wissenschaft scheint als Koalitionspartnerin
in der Kampfarena willkommen zu sein. Über die Auseinandersetzung um ,richtige‘
bzw. gegenstandsadäquate Wirkungsforschung sowie eine Neubestimmung des Ver-
hältnisses von Wissenschaft und Praxis als gleichwertige Partnerinnen, deren jewei-
liges Wissen grundsätzlich verschieden ist und deshalb systemintern reinterpretiert
werden muss, soll professionelle Autonomie weiter gesichert bzw. im Sinne einer
evidenzbasierten reexiven Professionalität (vgl. Polutta 2010, S. 48) neu hergestellt
werden. Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit die Wissenschaft eine zuverlässige
Koalitionspartnerin ist, da sie sich einerseits als eigensinnig erweisen und nicht zu
den gewünschten Ergebnissen kommen könnte und andererseits ungewiss ist, inwie-
weit die Ergebnisse der Wirkungsforschung die anderen, und zwar vor allem die de-
nitionsmächtigeren, Player in der Arena tatsächlich beeindrucken. Albus und Ziegler
konstatieren etwa desillusioniert, „(…) dass die Ergebnisse der Wirkungsforschung
ignoriert oder schlicht weg ins Gegenteil verkehrt werden, wenn sie politisch nicht
opportun erscheinen“ (2013, S. 166). Hierin kommt lediglich zum Ausdruck, dass
300 H. Mayrhofer
1 3
sich auch die Politik als autonomer Player gegenüber der Wissenschaft versteht und
deren Erkenntnisangebote systemintern ,reinterpretiert‘ bzw. diese teilweise ihrer-
seits als Koalitionspartnerin zu gewinnen trachtet. Eine tiefgreifende Analyse der
Rolle(n) letzterer in diesem gesellschaftlichen Aushandlungsprozess aus neoinstituti-
onalistischer Perspektive steht m. E. noch aus.
7 Fazit: Was nützt die neoinstitutionalistische Perspektive?
Der Erkenntnisgewinn einer neoinstitutionalistischen Perspektive auf aktuelle wir-
kungsorientierte Transformationen im Berufs- und Organisationsfeld der Sozialen
Arbeit liegt m. E. zum einen darin, dass durch diese Theoriebrille ein geschärfter
Blick auf „taken-for-granted“-Annahmen, die Organisationen aus ihrer instituti-
onellen Umwelt übernehmen und in ihrer Formalstruktur abbilden, möglich wird.
Diese institutionalisierten Annahmen und Erwartungen werden weniger unter in der
Organisationsforschung ansonsten verbreiteten Efzienzgesichtspunkten analysiert,
sondern auf die damit verbundenen Legitimationserfordernisse und möglichen Legi-
timitätsgewinne für Organisationen hin befragt. Zum anderen lenkt der gewählte
theoretische Rahmen den Blick auf informelle Regulative und Vorrichtungen zum
Handhaben von Unvereinbarkeiten, die konstitutiv für das organisationale Weiterbe-
stehen in turbulenten gesellschaftlichen Umwelten sind.
Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit lässt sich als neu institutionalisierte
Umwelterwartung beobachten, die über verschiedene gesellschaftliche Umwel-
ten (Ökonomie, Politik, Profession, Wissenschaft) an Organisationen der Sozialen
Arbeit herangetragen wird, so dass von einem hohen Institutionalisierungsgrad aus-
zugehen ist. Die obigen Ausführungen zeigen, dass durch Wirkungsorientierung die
bisherigen Mechanismen des dynamischen Ausbalancierens zwischen unterschied-
lichen Anspruchsgruppen nachhaltig gestört sind bzw. werden könnten. Die neuen
Umwelterwartungen haben das Potenzial, die bisherigen Praktiken und Schutzme-
chanismen institutionalisierter Organisationen grundsätzlich infrage zu stellen und
in der Folge zu einer Krise des Widerspruchsmanagements zu führen, da entspre-
chende Implementierungen auf der Formalstruktur direkt auf die Aktivitätsebene
zugreifen wollen. Die Einschätzung und Bewertung der Veränderungen zeigt sich
als schwierig, da Organisationen unterschiedlich mit externen Erwartungen umge-
hen und selbst aktiv Einuss auf institutionalisierte Regeln sowie die Art und Weise,
wie diese organisationsintern implementiert werden, nehmen. Weiters gilt es dafür
auch zu beurteilen, wie bislang faktisch auf der Aktivitätsebene die Aufgaben erfüllt
wurden und werden sowie in welchem Ausmaß dabei professionsspezische Kon-
trollmechanismen (d. h. im Wesentlichen Verfahren der Peer-Kontrolle unter den
sozialarbeiterischen Fachkräften) wirksam waren und sind. Ebenso wenig wie die
Annahme überzeugt, dass die MitarbeiterInnen des „betrieblichen Kerns“ bislang
generell dilettantisch und unreektiert gearbeitet hätten, wäre es naiv anzunehmen,
dass durch die traditionellen Entkopplungsstrategien in Organisationen der Sozialen
Arbeit grundsätzlich eine professionelle, klientInnenorientierte und zugleich gesell-
schaftlich verantwortungsvolle Leistungserbringung gewährleistet (gewesen) ist.
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 301
1 3
Bei der Forderung nach mehr Transparenz nach oben und außen macht sich
abträglich bemerkbar, dass sich Soziale Arbeit bislang teilweise solcher Methoden
der Erfolgsdarstellung bedient oder bedienen muss, die nicht oder nur unzureichend
fachliche Relevanzkriterien für Erfolg wiederzugeben vermögen. Letztere präziser
zu benennen und ausreichend verständlich den relevanten gesellschaftlichen Umwel-
ten zu vermitteln, stellt ein notwendiges Unterfangen dar, wenn die Forderung dieser
Umwelten nach vermehrter Transparenz nicht abgewiesen werden kann und zugleich
der Anspruch einer selbstbestimmten Arbeitspraxis erhoben wird (vgl. Mayrhofer
2012, S. 310 f.). Daraus könnten grundsätzlich neue Impulse für eine (weitere) Pro-
fessionalisierung des Tätigkeitsfeldes erwachsen, für die voraussichtlich eine enge,
auf beiden Seiten sorgfältig reektierte Partnerschaft mit wissenschaftlicher For-
schung fruchtbar ist. Zudem ließe sich dadurch eventuell auch eine höhere Eloquenz
professioneller Selbstinszenierungen erreichen, denn auch für die Soziale Arbeit gilt,
was Pfadenhauer (2003) in Bezug auf professionelle Leistung generell konstatiert:
„Auch die Leistung Professioneller tritt nur über Darstellungen in Erscheinung.“
(ebd., S. 84)16 Es bleibt abzuwarten, inwieweit solche Impulse aufgegriffen werden
können und sich sowohl intern als auch extern gegenüber den Umwelten erfolgreich
umsetzen lassen.
Abschließend ist die Frage zu diskutieren, weshalb neoinstitutionalistische The-
oriebestände so wenig in die aktuelle wissenschaftliche Auseinandersetzung über
Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit einießen, und zwar vor allem kaum in
die sozialarbeitswissenschaftlichen Fachdiskurse im deutschsprachigen Raum: Mög-
licherweise liegt es daran, dass sie etwas benennen, was feldintern schwer benannt
werden kann, was in der Latenz gehalten werden muss, da es öffentlich nicht legiti-
mierbar ist. Denn solche Mechanismen verlieren ihre Funktionalität, wenn sie thema-
tisiert werden. Entkopplung ist nicht legitimationsfähig, ließe sich in freier Anlehnung
an Seibel (1992) formulieren,17 auch wenn sie praktisch sehr nützlich ist und in tur-
bulenten und widersprüchlichen Umwelten zu überleben hilft. Das Selbstverständnis
als Handlungswissenschaft könnte es der Sozialarbeitswissenschaft schwer machen,
eine neoinstitutionalistische Perspektive aktiv einzunehmen, da die damit gewinnba-
ren Erkenntnisse in den gegenwärtigen wirkungsbezogenen Aushandlungsprozessen
kaum kommunizierbar sind.
Der Neoinstitutionalismus bietet, so kann resümierend festgehalten werden, Beob-
achtungswerkzeuge an, die auf erkenntnisreiche, um nicht zu sagen erfrischende
Distanz zum Beobachtungsgegenstand bringen, er eignet sich aber gegenüber den
relevanten Umwelten nicht als formale Legitimierung, wie Organisationen der Sozia-
len Arbeit sein sollen. Die damit zu gewinnenden Erkenntnisse stellen vorrangig
wissenschaftliches Reexionswissen bereit, das die stattndenden Transformations-
16 Und auch in der Sozialen Arbeit dürften – ähnlich wie Pfadenhauer in Bezug auf humangenetische
PraktikerInnen beobachtet (vgl. ebd.) – die Gründe für bestehende Inszenierungsprobleme u. a. in der
programmatischen KlientInnennähe liegen (vgl. Mayrhofer 2012, S. 281 f.).
17 In klarer Abgrenzung zu Seibels Studie über funktionalen Dilettantismus in Organisationen des Dritten
Sektors sind die hier beschriebenen Entkopplungsstrategien allerdings nicht als Dilettantismus misszuver-
stehen. Sie bilden vielmehr eine systemrationale Möglichkeit des Umgangs mit anders nicht zu verein-
barenden Widersprüchen (u. a. auf zweckrationaler Ebene) in den spezischen Umwelteinbettungen und
-bezügen, in denen sich Organisationen der Sozialen Arbeit üblicherweise bewegen und bewähren müssen.
302 H. Mayrhofer
1 3
prozesse zu verstehen und erklären helfen kann. Es ist allerdings nicht zu erwarten,
dass Handlungsprobleme damit unmittelbar lösbar sind. Hierfür bedarf es der Aneig-
nungs- und Übersetzungsleistung in die Praxis, und zwar vorrangig von der Praxis
selbst. Für die Forschung zu Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit lässt sich
aus den angestellten Überlegungen ein Bedarf an vergleichenden empirischen Stu-
dien zu organisationsinternen Interpretations- und Verarbeitungsweisen der Umwelt-
anforderungen und zu den tatsächlichen Auswirkungen auf die Aktivitätsebene der
Leistungserbringung ableiten. Auch wenn sich diese Forschungen vermutlich nicht
unmittelbar anwendungsorientiert ausrichten lassen, erscheinen sie nicht nur aus wis-
senschaftlicher, sondern auch aus sozialpolitischer und sozialarbeiterischer Perspek-
tive wünschenswert.
Literatur
Albus, Stefanie, und Holger Ziegler. 2013. Wirkungsforschung. In Adressaten, Nutzer, Agency. Akteurs-
bezogene Forschungsperspektiven in der Sozialen Arbeit, Hrsg. Gunther Graßhoff, 163–180. Wies-
baden: Springer VS.
Baecker, Dirk. 1994. Soziale Hilfe als Funktionssystem der Gesellschaft. Zeitschrift für Soziologie
23:93–110.
Becker-Lenz, Roland, Stefan Busse, Gudrun Ehlert, und Silke Müller, Hrsg. 2009. Professionali-
tät in der Sozialen Arbeit. Standpunkte, Kontroversen, Perspektiven. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften.
Becker-Lenz, Roland, Stefan Busse, Gudrun Ehlert, und Silke Müller, Hrsg. 2011. Professionelles Han-
deln in der Sozialen Arbeit. Materialanalysen und kritische Kommentare. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften.
Becker-Ritterspach, Florian, und Jutta Becker-Ritterspach. 2006. Isomorphie und Entkoppelung im Neo-
Institutionalismus. In Einführung in den Neo-Institutionalismus, Hrsg. Konstanze Senge und Kai-
Uwe Hellmann, 102–117. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Bode, Ingo. 2012. Organisationen der Hilfe. In Handbuch Organisationstypen, Hrsg. Maja Apelt und
Veronika Tacke, 149–164. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
bOJA – Bundesweites Netzwerk Offene Jugendarbeit. 2011. Qualität in der Offenen Jugendarbeit in
Österreich. Leitlinien, Hilfestellungen und Anregungen für Qualitätsmanagement in der Offenen
Jugendarbeit. http://www.boja.at/index.php/component/jdownload/prepare.html?id=638n [Stand:
08.01.2013].
Bommes, Michael, und Albert Scherr. 2000. Soziologie der Sozialen Arbeit. Eine Einführung in Formen
und Funktionen organisierter Hilfe. Weinheim: Juventa.
Brock, David M., Michael J. Powell, und C. R. Hinings, Hrsg. 1999. Restructuring the professional orga-
nization. Accounting, health care and law. London: Routledge.
Bundeskanzleramt. 2011. Handbuch wirkungsorientierte Steuerung. http://www.bka.gv.at/DocView.
axd?CobId=42634 [Stand: 05.09.2014].
Bundesministerium für Finanzen. o. J. 2. Etappe der Haushaltsrechtsreform. http://www.bmf.gv.at/Bud-
get/Haushaltsrechtsreform/2EtappederHaushalts_10081/Hauptsaechliche_Neuerungen_im_Rah-
men_der_Haushaltsrechtsreform_2_Etappe.pdf [Stand: 05.02.2013].
Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen. 2013. Rahmenrichtlinie zur Qualitätssicherung für die vom
Fonds Soziales Wien anerkannten und geförderten Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe.
http://wohnen.fsw.at/downloads/dokumente/Rahmenrichtlinie_Qualitaetssicherung_WWH.pdf
[Stand: 05.09.2014].
DiMaggio, Paul J., und Walter W. Powell. 1991. Introduction. In The New Institutionalism in Organizati-
onal Analysis, Hrsg. Walter W. Powell und Paul J. DiMaggio, 1–38. Chicago: University of Chicago
Press.
DiMaggio, Paul J., und Walter W. Powell. 1991 [1983]. The iron cage revisited: institutional isomorphism
and collective rationality in organization elds. In The New Institutionalism in Organizational Ana-
lysis, Hrsg. Walter W. Powell und Paul J. DiMaggio, 63–82. Chicago: University of Chicago Press.
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 303
1 3
Dimmel, Nikolaus, und Tom Schmid. 2013. Soziale Dienste in Österreich. Innsbruck: StudienVerlag.
Drepper, Thomas. 2010. Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen aus neoinstitutiona-
listischer Perspektive. In Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen. Soziologische
Perspektiven, Hrsg. Thomas Klatetzki, 129–165. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Etzioni, Amitai, Hrsg. 1969. The Semi-Professions and Their Organization. Teachers, Nurses, Social Wor-
kers. New York: Free Press.
Evetts, Julia. 2009. Professionalitätsdiskurs und Management: Ein Paradoxon der Moderne. In Leadership
in sozialen Organisationen, Hrsg. Johannes Eurich und Alexander Brink, 159–167. Wiesbaden: VS
Verlag für Sozialwissenschaften.
Freigang, Werner. 2010. Sozialpädagogik oder Soziale Arbeit. Das Verhältnis der Begriffs- und Gegen-
standsbestimmungen in der deutschen Hochschulpolitik. In Soziale Arbeit im Wissenschaftssystem.
Von der Fürsorgeschule zum Lehrstuhl, Hrsg. Manuela Brandstetter und Monika Vyslouzil, 66–77.
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Hall, Richard H., und Pamela S. Tolbert. 2007. Organizations. Structures, Processes, and Outcomes.
Reprint, New Delhi: Prentice-Hall of India.
Hasenfeld, Yeheskel. 1983. Human Service Organizations. Upper Saddle River: Prentice-Hall.
Hasenfeld, Yeheskel. 2010. The Attributes of Human Service Organizations. In Human services as com-
plex organizations, Hrsg. Yeheskel Hasenfeld, 9–32. Los Angeles: SAGE.
Hasse, Raimund, und Georg Krücken. 2005a. Neo-Institutionalismus. 2. vollst. überarb. Au. Bielefeld:
Transcript.
Hasse, Raimund, und Georg Krücken. 2005b. Organisationsgesellschaft und Weltgesellschaft im sozio-
logischen Neo-Institutionalismus. In Organisationsgesellschaft. Facetten und Perspektiven, Hrsg.
Wieland Jäger und Uwe Schimank, 124–147. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Hüttemann, Matthias, und Peter Sommerfeld. 2007. Forschungsbasierte Praxis. In Evidenzbasierte Soziale
Arbeit. Nutzung von Forschung in der Praxis, Hrsg. Peter Sommerfeld und Matthias Hüttemann,
40–57. Baltmannsweiler: Schneider.
Hüttemann, Matthias. 2011. Effekthascherei oder wirklicher Fortschritt? Ein Kommentar zur Wirkungs-
orientierung in Forschung und Praxis der Sozialen Arbeit. In Qualitative und Quantitative Wir-
kungsforschung. Ansätze, Beispiele, Perspektiven, Hrsg. Natalie Eppler, Ingrid Miethe und Armin
Schneider, 53–67. Opladen: Budrich.
Klatetzki, Thomas. 2010. Zur Einführung: Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisation als
Typus. In Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen. Soziologische Perspektiven,
Hrsg. Thomas Klatetzki, 7–24. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Klatetzki, Thomas, und Veronika Tacke. 2005. Einleitung. In Organisation und Profession, Hrsg. Thomas
Klatetzki und Veronika Tacke, 7–30. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Leicht, Kevin T., Tony Walter, Ivan Sainsaulieu, und Scott Davies. 2009. New Public Management and
New Professionalism across Nations and Contexts. Current Sociology 57(4):581–605.
Luhmann, Niklas. 1988. Organisation. In Mikropolitik. Rationalität, Macht und Spiele in Organisationen,
Hrsg. Willi Küpper und Günther Ortmann, 165–185. Opladen: Westdt. Verlag.
May, Michael. 2011. Wirkung und Qualität in den verschiedenen Ansätzen quantitativer und qualitati-
ver Evaluationsforschung. In Qualitative und Quantitative Wirkungsforschung. Ansätze, Beispiele,
Perspektiven, Hrsg. Natalie Eppler, Ingrid Miethe und Armin Schneider, 33–53. Opladen: Budrich.
Mayrhofer, Hemma. 2012. Niederschwelligkeit in der Sozialen Arbeit. Funktionen und Formen aus sozio-
logischer Perspektive. Wiesbaden: Springer VS.
Mayrhofer, Hemma, und Elisabeth Raab-Steiner. 2007. Wissens- und Kompetenzprole von Sozialarbei-
terInnen. Berufspraktische Anforderungen, strukturelle Spannungsfelder und künftige Herausforde-
rungen. Wien: FH Campus Wien.
Menold, Natalja. 2007. Methodische und methodologische Aspekte der Wirkungsmessung. In Evidenzba-
sierte Soziale Arbeit. Nutzung von Forschung in der Praxis, Hrsg. Peter Sommerfeld und Matthias
Hüttemann, 26–39. Baltmannsweiler: Schneider.
Meyer, John W., und Brian Rowan. 1991 [1977]. Institutionalized Organizations: Formal Structure as
Myth and Ceremony. In The New Institutionalism in Organizational Analysis, Hrsg. Walter W. Pow-
ell und Paul J. DiMaggio, 41–62. Chicago: University of Chicago Press.
Micheel, Heinz-Günter. 2013. Methodische Aspekte der Wirkungsforschung. In Adressaten, Nutzer,
Agency. Akteursbezogene Forschungsperspektiven in der Sozialen Arbeit, Hrsg. Gunther Graßhoff,
181–193. Wiesbaden: Springer VS.
Mintzberg, Henry. 1993 [1983]. Structure in ves. Designing effective organizations. [Nachdr.]. Engle-
wood Cliffs (N.J.): Prentice-Hall.
304 H. Mayrhofer
1 3
Nadai, Eva, Peter Sommerfeld, Felix Bühlmann, und Barbara Krattinger. 2005. Fürsorgliche Verstri-
ckung. Soziale Arbeit zwischen Profession und Freiwilligenarbeit. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften.
Oevermann, Ulrich. 1999 [1996]. Theoretische Skizze einer revidierten Theorie professionalisierten
Handelns. In Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns.
3. Au. Hrsg. Arno Combe und Werner Helsper, 49–69. Frankfurt a. M: Suhrkamp.
Otto, Hans-Uwe. 2007. What works. Zum aktuellen Diskurs um Ergebnisse und Wirkungen im Feld der
Sozialpädagogik und Sozialarbeit – Literaturvergleich nationaler und internationaler Diskussion.
Berlin: Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe.
Otto, Hans-Uwe, Andreas Polutta, und Holger Ziegler. 2010. Zum Diskurs um evidenzbasierte Soziale
Arbeit. In What Works – Welches Wissen braucht die Soziale Arbeit. Zum Konzept evidenzbasierter
Praxis, Hrsg. Hans-Uwe Otto, Andreas Polutta und Holger Ziegler, 7–25. Opladen: Budrich.
Pfadenhauer, Michaela. 2003. Macht – Funktion – Leistung: Zur Korrespondenz von Eliten- und Profes-
sionstheorien. In Professionelle Leistung – Professional Performance. Positionen der Professionsso-
ziologie, Hrsg. Harald Mieg und Michaela Pfadenhauer, 71–87. Konstanz: UVK.
Polutta, Andreas. 2010. Wirkungsorientierung und Profession. Neue Professionalisierung oder Ende pro-
fessioneller Sozialer Arbeit. SP Soziale Passagen 2:47–62.
Polutta, Andreas. 2013. Wirkungsorientierung in der Jugendhilfe. In Adressaten, Nutzer, Agency. Akteurs-
bezogene Forschungsperspektiven in der Sozialen Arbeit, Hrsg. Gunther Graßhoff, 195–210. Wies-
baden: Springer VS.
Polutta, Andreas. 2014. Wirkungsorientierte Transformation der Jugendhilfe. Ein neuer Modus der Pro-
fessionalisierung Sozialer Arbeit. Wiesbaden: Springer VS.
Rauscher, Olivia, Christian Schober, und Reinhard Millner. 2012. Social Impact Measurement und Social
Return on Investment (SROI)-Analyse. Wirkungsmessung neu. Working Paper NPO-Kompetenz-
zentrum, http://www.wu.ac.at/npo/competence/appliedresearch/leistungsportfolio/working_paper_
social_impact_measurement_vs_sroi-analyse.pdf [Stand: 07.09.2014].
Scherr, Albert. 2001. Soziale Arbeit als organisierte Hilfe in der funktional differenzierten Gesellschaft.
In Organisation und gesellschaftliche Differenzierung, Hrsg. Veronika Tacke, 215–235. Wiesbaden:
Westdt. Verlag.
Schimank, Uwe. 2005. Die Entscheidungsgesellschaft. Komplexität und Rationalität der Moderne. Wies-
baden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Schneider, Armin. 2011. Professionelle Wirkung zwischen Standardisierung und Fallverstehen: Zum Stand
der Wirkungsforschung. In Qualitative und Quantitative Wirkungsforschung. Ansätze, Beispiele,
Perspektiven, Hrsg. Natalie Eppler, Ingrid Miethe und Armin Schneider, 13–32. Opladen: Budrich.
Schütze, Fritz. 1999 [1996]. Organisationszwänge und hoheitsstaatliche Rahmenbedingungen im Sozial-
wesen: Ihre Auswirkungen auf die Paradoxien des professionellen Handelns. In Pädagogische Pro-
fessionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns. 3. Au. Hrsg. Arno Combe und
Werner Helsper, 183–275. Frankfurt a. M: Suhrkamp.
Seibel, Wolfgang. 1992. Funktionaler Dilettantismus. Erfolgreich scheiternde Organisationen im „Dritten
Sektor“ zwischen Markt und Staat. Baden-Baden: Nomos.
Senge, Konstanze. 2006. Zum Begriff der Institution im Neo-Institutionalismus. In Einführung in den
Neo-Institutionalismus, Hrsg. Konstanze Senge und Kai-Uwe Hellmann, 35–47. Wiesbaden: VS Ver-
lag für Sozialwissenschaften.
Staub-Bernasconi, Silvia. 2009. Der Professionalisierungsdiskurs zur Sozialen Arbeit (SA/SP) im deutsch-
sprachigen Kontext im Spiegel internationaler Ausbildungsstandards. Soziale Arbeit – eine verspä-
tete Profession. In Professionalität in der Sozialen Arbeit. Standpunkte, Kontroversen, Perspektiven,
Hrsg. Roland Becker-Lenz, Stefan Busse, Gudrun Ehlert, und Silke Müller, 21–45. Wiesbaden: VS
Verlag für Sozialwissenschaften.
Stichweh, Rudolf. 2000. Professionen im System der modernen Gesellschaft. In Systemtheorie sozialer
Arbeit. Neue Ansätze und veränderte Perspektiven, Hrsg. Roland Merten, 29–38. Opladen: Leske
+ Budrich.
Stichweh, Rudolf. 2005. Wissen und die Profession in einer Organisationsgesellschaft. In Organisation
und Profession, Hrsg. Thomas Klatetzki und Veronika Tacke, 31–44. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften.
Tacke, Veronika. 2005. Schulreform als aktive Deprofessionalisierung. Zur Semantik der Lernenden Orga-
nisation im Kontext der Erziehung. In Organisation und Profession, Hrsg. Thomas Klatetzki und
Veronika Tacke, 165–198. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Krise des Widerspruchsmanagements – Wirkungsorientierung 305
1 3
Verein Wiener Jugendzentren. 2012. Wirkungskonzept – Qualität und Wirkung in der Offenen Jugend-
arbeit im Verein Wiener Jugendzentren. Wien: VJZ.
Walgenbach, Peter. 2006. Neoinstitutionalistische Ansätze in der Organisationstheorie. In Organisations-
theorien, Hrsg. Alfred Kieser und Mark Ebers, 353–401. Stuttgart: Kohlhammer.
Wolff, Stephan. 2010. Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisationen als lose gekoppelte
Systeme und organisierte Anarchien. In Soziale personenbezogene Dienstleistungsorganisatio-
nen. Soziologische Perspektiven, Hrsg. Thomas Klatetzki, 285–335. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften.
Mag. Dr. Hemma Mayrhofer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Rechts- und Kriminalso-
ziologie (IRKS) und Lektorin am Institut für Soziologie der Universität Wien sowie am Masterstudiengang
„Sozialraumorientierte und Klinische Soziale Arbeit“ der FH Campus Wien. Forschungsschwerpunkte:
Soziologie der Sozialen Arbeit, Organisationssoziologie, Soziale Inklusion und Exklusion, Disability Stu-
dies, Evaluationsforschung im Sozialbereich.