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MITTEILUNGEN
der Arbeitsgemeinschaft
für Karstkunde
Harz e.V.
Heft 3 + 4 / 2007
Mitteilunge n der Arbeit sgemeinsch aft für Ka rstkunde Har z e.V.
Mitt. ArGeK H 3 + 4 / 2 007 2
Abb. 1: D i e Dinste r b a c hschwin d e , Foto F. V ladi
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Friedhart Kn olle
Karstlandschaft Südharz –
die Entwicklung des einzigen
Biosphärenreservats der Welt im Gipskarst
Karst und Bi osphärenre servate
Biosphärenre servate sin d Modell -Landschaf ten nachha ltiger Entwi cklung und Lan d-
schaftsnutz ung. Sie werden von der UNESCO anhan d einheitliche r, int ernatio -n al
festgesetzt er Kriterie n anerkannt (w ww.unesco.d e). Charakte ristisch für Bio -
sphärenrese rvate ist d ie Unterglie derung in Zonen:
Die Kernzone dien t der Erhaltung der natürlichen Ökosysteme und dem
Schutz de r dort le benden Tie r- und Pflanze narten. Die menschl iche Einflu ss-
nahme ist hier so ge ring wie möglic h gehalten, e in Betreten de r Kernzone is t
in der Rege l nur zu Fo rschungszwe cken erla ubt.
Die Ke rnzone ist vo n ein er Puf ferzone umgeben . Hier sind menschli che Ein -
flüsse u nd Aktivitäten zugela ssen, d ie mit ökologis chen Ansprüchen vereinbar
sind, wie zu m Beispie l Umweltb ildung, Ö kotourismus , ökolog ischer La ndbau
und angewandte Grundlagenforschung.
Um die Pufferzone herum liegt eine Entwicklungszon e. Hier wird nachhaltige
Entwicklung ge meinsam mit der örtlichen Bevölkeru ng u mgesetzt. Alle Nut -
zungs- und Wirts chaftsfor men werd en prakt iziert, sofern sie umwe lt - und so-
zialverträg lich sind. Auch in der Entwicklu ngszone wi rd Forschu ng und Mon i-
toring durch geführt.
Weltweit sind auch einige Karstlandschaften als Biosphären reservate ausgewiesen
(www.unesco.org/mab/wn brs.shtml ) – bekann t ist z.B. das Mammoth Cave Biospher e
Reserve in Kentu cky, USA. Im slowenisch en Biosph ärenreserva t K arst befinden s ich
die b erühmten Höhlen von Skocjan , die auch zum Weltnatu rerbe der UNESCO gehö-
ren (www.park -skocjansk e-jame.si ). Zu den Aufgaben des Re servates zähl t die Er-
forschung der Tropfste inbildung und der hydr ologischen Prozes se in den Höhle nsys-
temen und Ge wässernetze n. Um das Na turerbe zu erhalten, wird die Landwirtsc haft
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im Karst auf umwelts chonende Prakt iken umgestell t und die Wasserve rschmutzung
durch Dünge mittel und Abwasser streng kon trolliert. Di e slowen ische Karst landschaft
ist au ch al s "in ternation al bed eutendes Feuchtgebiet" ausg ewiesen und du rch die
Ramsar-Kon vention geschützt. Bekannt sind auch das Slowakische Karst-
Biosphärenre servat od er der auf d iese Weise geschützte Kegelkarst von Vietna m .
Durch Biosphären reservate geschüt zte Gipskarst landschaften gibt es weltweit kau m.
Zwar umfa sst der ö sterreichis che B iosphären park Gro ßes Walse rtal auch einen
kleinen An teil Gipskarstlandsc haft, abe r für den Schutzzweck ist er dort ka um rele-
vant. Ein flächenhaf tes Gipskarst -Biosphä renreservat gibt es weltwei t nu r in eine m
Fall – d as Biosp härenrese rvat Kars tlandschaf t Südharz i m sachsen -anhalt ischen Te il
des Südharzes (www. bioreskarstsuedharz.d e). Diese Tatsache ist selbst unter Höhlen-
forschern national und international kaum bekannt.
Die Südharz er Sulfatk arstlandscha ft
Immer wieder war d ie Gipska rstlandschaft des Südharze s in dieser Zeits chrift Th ema
– aber la nge ist kein Üb ersichtsbeitrag erschien en, der die Fülle neuer Entwicklun-
gen und Litera tur knapp erschließt. Das kann auch mit dem vorlie genden Text nicht
geschehen un d eine Mon ografie zu die sem Thema wird noch läng er auf sich warten
lassen. Es soll ve rsucht werde n, hie r in komprimierter Weise e inen Überb lick der
Schutzbemühu ngen de r letzten Jahrz ehnte z u geben , der zum Weit erlesen auffordert
– dahe r ist ein umfangreiche s Schr iftenverze ichnis beigefügt. Für detailliertere Re-
cherchen steht di e immer weiter wachsende Literaturd atenbank in
www.karstwa nderweg.d e zur Ve rfügung.
Die Südharze r Gipskar stlandschaf t ist ein in Europa einmaliger Nat urraum, de r sich
über Teile der Länder Niede rsachsen, Thüringen und Sachsen -Anh alt erstreckt. Auf-
grund seiner be sonderen geologischen Situat ion und dem in dieser Form und Mäch-
tigkeit nur h ier groß räumig u nd oberf lächennah anste henden Gipsgestein ist am
Südharz im Laufe von mehreren 10.000 Jahren eine Landschaft von extremer Ver-
karstungsint ensität mit morpholo gisch er und biologi scher Vie lfalt entstand en, die
hochgradig schützens wert ist (V ladi 1991).
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Stellvertret end für die ästhetische Sch önheit diese r Landscha ft steht de r klassisch e
Stahlstich von L. Richter (Blumenhagen 1838).
Abb. 2 : Blick auf d i e Gips s t e ilwa n d des S a chsenst e i n s (Sta h lstich v on L . Richter aus
Blumenhagen 1838)
Am Südharz d ominiere n die im au sgehenden Erdaltertu m, d.h. vo r 258 - 251 Mio .
Jahren, in eine m war men Flac hmeer abgelagerten Gipse und z.T. als Rif fbildungen
vorliegende n Do lomite. Die Korrosion de s le icht löslich en Gipse s, n achgeordnet
auch de s schwe rer lös lichen Dolomits, führte im Verlaufe de s Eisz eitalters und de r
Nacheiszeit zu einer Fül le von Karste rscheinu ngen wie Flu ssversinkungen und
Bachschwinde n, Karstquellen, Poljen und Ü berflutung sflächen, Er dfällen, Dolin en,
Laug- und Gerinnehöhlen, Kegelbildungen, Karrenfeldern u.a.
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Abb. 3: B u c hcover vo n Flindt e t a l. (2001 )
Am d eutlichste n o ffenbart sich der Karstformenscha tz in den zahllosen E rdfällen am
Südharz. Alle in ca. 10 .000 Formen existiere n im Landkre is Ostero de am Harz; jä hr-
lich kommen et wa 10 Einstu rzereignisse hinzu. Viele Erdfälle we isen Kleinge wässer
mit Ve rlandungszonen, eine reichhaltige Ufervegetat ion, Amphibien - und Libellen-
fauna sowie organisch e Sedimente auf, die in ihren Pollen- und Stoffprofilen die V e-
getations- und Landnutzungsgeschichte der weiteren Umgebung seit Jahrtausenden
lehrbuchhaft konservie rt haben ( Deicke 2003 ).
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Ein in der Fläche massiertes Auftrete n von Höhlen und na ch ihre m Einstu rz von Erd-
fällen führt an Schich tstufen zu de ren allmählicher Zurüc kverlegun g und zum Ve r-
bleib we iträumiger Subrosionsse nken. Hö hlen un d Höhle nruinen, Quellen un d ver-
landende Seen sind begehrte Fundplätze der ur- und frühgeschichtlichen Forschung,
die a m Sü dharz seit jehe r eine n S chwerpunkt hat. Kar stgrundwasse r un d die gro ßen
Karstquellen dienen der Gewinnung von Trink wasser (Rhumeque lle) und zur Abfül-
lung von Min eral- u nd Heilwas ser (Förste ).
Es ist verständli ch, das s diese Landschaft , die in stän digen dynamischen Ve rände-
rungen steht, fü r das Siedlungswesen un d de n Ve rkehrswegeba u volle r Pro bleme
steckt. Auch d ie rohstoffli che Nutzung der Gips - und Dolom itgesteine in fast 30
Steinbrüchen führt zu p ermanenten Ko nflikten mit dem Naturschu tz und der Trink-
wassergewin nung.
Datenzuwachs in der Südharzer Karstforschun g
Bereits Johanne s Thal beschrieb 1588 in seiner "Sylva Hercynia" den Südh arz als
eine Reg ion von großer Artenvie lfalt. Se itdem ist eine Fülle von Lite ratur über die-
ses dem eigentlichen Südh arz vorgelagerte Geb iet erschien en. Dennoch blieb es
stets im Schatten des bekannt eren und wissen schaftlich viel stä rker bea chteten
Harzgebirge s, und an dieser Situa tion hat s ich bis heu te wenig v erändert.
U.a. im Zuge der Debatten um das Natursch utzgebiet Hainh olz, um Frage n der Roh-
stoffgewinn ung un d das Biosphären reservat Karstlan dschaft Südharz sind zahlreich e
Veröffentlic hungen zu verschiedenen geo - und biowis senschaftl ichen Spezialaspek -
ten des Geb ietes ersc hienen.
Auf Initiative der heutigen A rbeitsgeme inschaft für Kar stkunde Harz e .V. und als
Auftragsarb eiten für di e region al zuständigen Naturschu tzbehörden sowie in d er Fol-
ge der 1979 erfo lgten Gründun g des Karstm useums Heimke hle in der seine rzeitigen
DDR sin d zude m seit den 70er Jah ren v iele b isher o ft unp ublizierte K artie rungen
erfolgt, die in der Zus ammenschau einen sehr vol lständigen Überblic k und umfang-
reiche De taildaten überwiegend zu den geowis senschaftl ichen A spekten de r Gips-
karstlandschaft liefe rten.
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Dies sind u.a. der Hö hlenkataste r Ha rz, ge fertigt von der se inerzeitig en Arbeitsge-
meinschaft für nied ersächsische Höhlen 1977, ständ ig fortgesch rieben durch die Ar-
beitsgemeins chaft für Karstkunde Harz e. V. (Fricke 19 98), ein Erdf allkataste r im
Maßstab 1:5.00 0, bestehend aus Formblättern und Grundkarten mit geo logis chen
und botanischen Date n sowie naturschutzfa chlichen Empfehlunge n (Hartman n et al.
1986), und eine Kartierung 1:10.0 00 alle r Karste rscheinunge n durch das Ingenieur-
büro Völker, Uftrungen, von 1996 und 1997.
Letztere A rbeit so wie der Erdfal lkataster haben in der Flächenbeschreibu ng von
Gipskarstlan dschaften Pilotcharakter und entsp rechend au ch Eing ang in die Inge ni-
eur- bzw. Baug rundgeo logie gefunden, etwa in die baubehörd liche Prüfung von Bau-
vorhaben und in die gemeindliche Baulei tplanung. Nachholbed arf be steht hie r noch
in der sc hutz- b zw. nutzu ngsorientie rten und flächendec kenden h ydrogeologischen
Erkundung i m Gipskarst.
In jü ngster Zeit sind im Zuge des allgemein wachse nden Interesse s an der Südharz-
landschaft einige Übe rsichtsdarste llungen zu dieser La n dschaft in der Folg e einer
Reihe von Tag ungen und Südharz -Symposien ersch ienen (Alfred Toepfer -Akademi e
für Natu rschutz 1998, BUND Thü ringen 1996, Landesamt für Umweltschutz Sac hsen -
Anhalt 1992 & 1998 u.a.). Denno ch fehlt bis heute immer noch eine alle in den drei
Bundeslände rn Nied ersachsen, Sachsen -Anha lt und Thüringe n lieg ende T eilregionen
des Südharze r Gipskar stes umfasse nde Gesa mtdarstellun g.
Es ist hier nic ht de r Pla tz, die bish er erschienene Literatur komplett zu referieren;
einige der zitieren Schrift en enthalten Auswahlbib liographie n zu einz elnen Diszipli-
nen.
Die Geschic hte des Hainholz-Prozesses a ls regionale r Identitä tskonflikt
Der Naturschu tz in der Südha rzer Karstla ndschaft hatte sich stets un d hat sich der-
zeit wiede r mit stän dig wachse ndem Druck insb esondere d er gipsab bauenden Firmen
auseinanderzusetzen, so z.B. in d er Rüdigsd orfer Schwe iz im Land kreis Nordha usen.
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"Pilotchara kter" hatte der Kamp f um das Hainholz -Beie rstein-Gipskarstgeb iet im
Landkreis Osterode am Ha rz; hier wurde mit alle n wirtschaftli chen bzw. juristischen
Mitteln gea rbeitet, um die je weiligen Interessen durchzusetze n bzw. zu verteid igen.
Dieser Konf likt war der Einstieg in eine ne ue Stand ortbestimmung im Sü dharz; er
beeinflusste auch die Frage „Quo vadis Gips karstlands chaf t – Abbau oder Schutz? “.
Das Land Nie dersachsen focht d iesen Proz ess nicht durch, sondern st rebte eine n
außergericht lichen Vergleich a n, der d ie Fi rma weiterhin mit Naturgips versorgen
sollte. Bei den Flächen für d en ersatz weisen Abbau war an das in der N ähe liegen de
Bundeswehrge lände Osterode geda cht. Es be stand das Zie l, dass die For stgenos-
senschaft mit der Gewä hrung eines Betrage s, der weit unter dem Streit wert gelegen
hätte, ihre Boden abbaurechte an das Land Niedersach sen abt reten sollte. De r Pro-
zess hätte abgebroche n we rden können und das Ha inholz wäre als Naturschutzg e-
biet erhalte n gebliebe n.
Obwohl in die sem Prozess endlich einma l die Mögl ichkeit best anden hätte, ein Prä-
zedenzurteil zu schaffen, in dem das Allgemeininte resse aus de r Notwendig keit des
Naturschutze s abgelei tet und den wi rtschaftlich en Interes sen hätte vora ngestellt
werden können, verzic htete das Land Niedersa chsen auf diese Möglichkeit. Mit ei-
nem Sieg vor Gericht hätte das Land jedoch durch unabhängig erarbeitete wissen-
schaftliche Erkennt nisse die E inzigartigk eit dieses Gebietes beweisen können. Durc h
ein Urt eil in dieser Richtung wären die gipsabbauenden Fir men ve rstärkt und be-
schleunigt gezwungen gewesen, Alt ernativen zum Naturgip s zu such en.
Es ka m zu einem außerge richtlichen Verg leic h, wob ei ein e En tschädigung ssumme in
zweistellige r Millio nenhöhe aus Na turschutzmitte ln geza hlt wurd e. Die Firma erhielt
darüber hinaus die Zusage, an anderer Stelle in neuen Brüchen ungehindert Gips
abbauen zu dürfen, in Gebieten wohlgemerkt, die für den Naturs chutz ebenfal ls von
großer Bedeutung waren bzw. sind. Durch den geschlossenen Vergleich, der der
Firma durc h das La nd Nieder sachsen an dere Natu rgipsvorko mmen siche rte, kam
keine für den Nat urschutz grundsät zlich positive Wende zustande. Zwa r wu rd e das
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Hainholz-Be ierstein -Gebiet gesichert, a ber der Gipsabbau wurde dadurch letztlich
nur verlage rt.
Die wis senschaftli chen Erkenntnisse , im Zuge deren Erarbeitu ng auch der Autor "mit
voller Wuch t" in d ie ökologi sch-ök onomische n Aspekte de r Naturschu tzpr oblematik
eingeführt wurden, ka men wesentl ich durch den Hainhol z-B and der Naturhistori schen
Gesellschaft Hannover (1981) u.a. Schriften zur Publika tion.
Die Auseinandersetzungen um das Hainholz dauerten nahezu 20 Jahre an und be-
schäftigten gan ze Scharen von Be amten, Manage rn u nd Naturschüt zern. Sie wurden
seitens de r damals im Südharz noch kaum existenten Naturschutzv erbände wes ent-
lich durch die Höhlenf orscher gef ührt, setzte n den Startpunkt der Umweltdisku ssion
im Südharz und führten zur Gründ ung der er ste n Bürgerin itiativen im Landkrei s Os-
terode.
Der b ehördliche un d priva te Nat urschutz war im Zug e d er Beg leitung dieser pro-
zessualen Auseinan dersetzunge n da mals darauf angewiesen, d as Ha inholz -Geb iet
mit seinen Höhle n stark in den Fokus der öffentlichen Be achtung zu stellen, um Ak -
zeptanz fü r den Schu tz des im wesentliche n nur in Fachkreisen und be i wenig en
Einheimischen bekann ten Geb ietes zu schaffen . In de r Folge dieses Streites wu rde
das Hainholz-B eierstein -Gebiet bundeswe it bekannt und die bis dato kaum bekannte
Jettenhöhle zum reg ionalen Identifikationsobjekt - mit allen kritischen Konsequ enzen
für den Natu r- und Hö hlenschut z.
1992 wurde das Gebiet auf Initia tive von F. Vladi nach vierjäh rigen Vorarbeit en in
das B MU-Förderp rogramm zur E rrichtung und Si cherung schutzwürdige r Te ile vo n
Natur und Landschaft mit gesamt staatlich repräs entativer Bedeu tung aufgenommen
(Bernd et a l. 1994).
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Im Juni 1997 schaffte ein Sturmereig nis optimale Voraussetzu ngen für die Induz ie-
rung von Na turwald -Entwicklung sprozesse n im Ha inholz (Kno lle 1998).
Eine ähnliche identit ätsstiften de Dimensio n der Auseinanderset zung mit dem Natu r-
schutz e rreichte im Westharz nur no ch die Diskussion um die ge plante S iebertal-
sperre und danach die Debatte um d en Nation alpark Harz.
Der Karstwa nderweg Südharz als Beitrag zur Öffentlichkeitsarbei t
Der K arstwanderweg Sü dharz wu rde al s la ndschaftsbe zogener, touristis cher Wan-
derweg und interdiszip linärer thematis cher Lehrpfad mit geowissenschaftliche n
Schwerpunkten erschlossen, um einen Beit rag zur karst landschaf tsbezogenen Öf-
fentlichkei tsarbeit zu leisten (V ölker 1997 ).
Die ersch lossene und dokumentierte Themen palette des Weg es umf asst ins besonde-
re die Bereiche Geolog ie und Hydrogeolo gie, Reliefgenese , Archäo logie, Paläontolo-
gie, Um welt, Kl ima, Ve getation und Faun a, S iedlungs - und Wirt schaftsgesch ichte,
jüngere Ge schichte, Handwer k, Forschun gsgeschich te, Baugru nd, Gewä sserkunde
und Kulturlandschaftsg eschichte.
Der Weg verlä uft au sschließli ch auf vorha ndenen land - und forstw irtschaftli chen
Wanderwege n bzw. -p faden. Die ge samte Weg elänge mis st ca. 2 00 km mit in sge-
samt 200 Erläu terungsta feln; im Landkreis Osterode am Harz verlaufen – bedingt
durch die größere Ausstr ichbreite der Zechst einschichten – zwe i paralle le Wege zu
je 62 und 44 km mit zusammen 90 Er läuterungs tafeln, d.h. es kommt nahezu ei ne
Tafel auf e inen km We gstrecke.
Die Karster scheinungen zu sehen und in ihrer geogenen Dynamik zu verstehen, de r
historische n Entwi cklung von Roh stoffverarb eitung und Hand werk zuzuschauen, die
Vegetationsg eschichte und Pflanzena rten der Trocken rasen, Obstwie sen, Hude - und
Mittelwälder zu studie ren, zu vers tehen, dass diese Formen ohne Schaf haltung,
Schneitelung der Hainbuchen und Nutzung des Obstes untergehen, aber auch die
neue Waldw ildnis der Naturwaldp rozes se im H ainholz un d letztli ch die Sch önheit und
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Eigenart dieser an Farben und Strukturen rei chen Kars tlandschaft Südha rz zu erle-
ben und den Impuls zu vermitte ln, dass es sich lohnt, in dieser La ndschaft zu leben
und sich fü r ih re Un versehrth eit einzusetzen: all das kann und soll mi t de m Ka rst-
wanderweg S üdharz v ermittelt werden. Er ist ein er der lä ngsten un d vielges taltigsten
thematischen Wanderweg e in Deutsch land.
Bestimmt ist der Karstwanderweg Südharz fü r alle Zie lgruppen, d .h. zunächst für de n
allgemeine n Touris mus, die Bildung durch Sc hulen, Hoch- und Vol kshochschu len, für
Fachexkursionen, Forschung , interessierte Einz elwanderer und gefü hrte Wanderun-
gen; zu Details siehe Krei sverwaltung Sangerhausen (1996 ), Land ratsamt No rdhau-
sen (1997) u nd www. karstwander weg.de. Das Engag ement des Webma sters Det lef
Tront für d ie Internetd arstellung und ihre Pf lege sei h ier besonde rs hervorg ehoben.
Das Biosphä renreserva t Karstlandschaft Südha rz
Die Ja hre 1989/90 waren in viele r Be ziehung auch Jahre der Wende im deutsche n
Naturschutz - da s in T eilen pra ktisch 90 Jahre alte Nat ionalparkp rogramm wurde von
Prof. S uccow a ktiviert und in we sentlichen Teilen umge setzt. Es umf asste auch e ini-
ge Biosphärenreservate und Naturparke, do ch konnte dieser Teil des Programms
aufgrund der Hektik der Wiedervere inigung nicht mehr komplett umgese tzt werden.
Die histor ische Chanc e, ein Biosphärenrese rvat Südha rz -Kyffhäuse r in der s einerzei-
tigen Wende -DDR zu s chaffen, wu rde leider vertan.
Dennoch haben die im Südharz gelegenen Landkreise und die später neu entstehen-
den Bundesländer bereits 1990 die Schaffung eines Biosphärenreservates als geeig-
netes un d zukunf tsweisend es Ziel formulier t, durch Besch lüsse un termauert und e nt-
sprechende P lanungen in Angr iff genommen .
Es waren dann wiederum im Natu rschutz aktive Kars twissenscha ftler und Höhlenfor -
scher, welch e die Idee dieses G roßschutzge bietes ho chhielten, über die Zeit rettet en
und - immer noch angestoßen durch die von der Grenzöffnung ausgehenden neuen
Impulse für de n Sch utz d er Südh arzlandsch aft - wesentlich dazu beitrug en, 19 96 d ie
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Gesellschaft zur Förde rung des Biosp härenrese rvats Südharz e .V. zu gründe n
(www.gipska rst.de).
1997 wurde das seit Jahre n vorbereite te und lan ge erwartete Gutachten zu umw elt-
planerischen Zukunftsa spekten des S üdharzes vo rgelegt (Um weltbundesa mt 1997).
Dieses im Auftrag des Umweltbund esamtes von der Planungsgru ppe Ökologie + Um-
welt er stellte Gut achten zu den Entscheidungsg rundlagen für die weitere Nutzu ng
der Gips karstlands chaft Südharz/Ky ffhäuser unter besonderer Berücksicht igung des
Bodenschutze s ko mmt zu der Empfehlung , "d a ß die im Raum bef i n dlichen Abs i c h t e n
unterstüt z t w e r d en s o llten, einen Antra g zur Anerke n n u ng a ls B iosphäre n r e s e rvat zu
stellen. Das da f ü r h i e r vo r g esch l a gene Geb i e t er f ü llt d ie w e s e ntliche n An e r k e n-
nungsvora u s setzunge n bereit s je t zt, v i e l e Aktiv i t ä ten s i n d bere i t s zielge r i c h tet b e -
gonnen w o rden, so z. B. die s y stemati s c h e Siche r u n g von N a t urschu t z g e bieten a l s
mögliche K e rn- b z w . P flegezo n e n eines B i o sphären rese r v a t e s Süd h a r z ."
Abb. 4: F r a gen un d An t worten zum ge p lanten Biosphä r e n r e servat Karstlan d s chaft
Südharz
Dennoch oder gerade wegen diese r Empfehlung war und ist der Widerstand gege n
diese Planung groß. J edoch ist der Nutzen eines Biosph ärenreser vats in der Region
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noch nicht ausreichen d transparent gemacht und Ge genstand des öffentli chen Dis-
kurses g eworden (B rodda 2002). Die s betrifft insbe sondere d ie Chan cen, die sich fü r
innovative Be triebe der La ndwirtschaf t, des Fre mdenverkeh rs, des Handwerks un d
Gewerbes bieten, wenn Fördermit tel im Rahmen der EU-S trukturpr ogramme, u.a. der
Agenda 200 0, im Ra hmen von Projekte n nach haltigen Wirt schaftens im län dlichen
Raum des Sü dharzes auch tatsäch lich zur A usschüttung g ebracht werden.
Wiederum ein Jahr später fass te die Lande sregierung von Sach sen -Anhalt mit g e-
meinsamem Runderlass der damals g etrennten La ndwirtschafts - un d Umweltminis te-
rien vom 9.12.1 998 den wegwe isenden Besc hluss, eine Pro jektgruppe "Aufbaustab
Biosphärenre servat Ka rstlandschaft Südharz" einzuset zen ( Ministerium für Ernäh-
rung, Landwirtschaft und Forste n 1999). Dieser Be schluss, de r von Na turschutzve r-
bänden und örtlich en Höh lenforsche rn lange geford ert word en war, legte fest, dass
die Projek tgruppe org anisatoris cher Besta ndteil de s Forstamtes Roßla im Regie-
rungsbezirk Ha lle ist und zum Gesc häftsbereich des Ministeriu ms für Ernährung,
Landwirtscha ft und Forsten un d des Min isteriums für Raumo rdnung und Umwelt ge-
hört.
Abb. 5: B i o s phärenre s ervat Ka r s t landscha f t Südha r z
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Auf der G rundlage des genan nten Erlasses nahm am 1.1.1999 die Projektgrupp e
Aufbaustab Biosphäre nreservat K arstlandsc haft Südharz im Sta atlichen Forstamt
Roßla mit 3 - 4 Mitarbeite rn die Arbeit auf. Hauptaufgabe dieser Projektgrup pe war
neben de r Erarbeitun g eines Vorschlages über den Grenzverlauf des künftigen Bio -
sphärenrese rvates und der Prüfung potenziel ler Kern zonen die Verbrei tung de s
Ideengutes des Biosphärenre servates so wie die Förderu ng der Akzeptanz unter den
beteiligten Landnutzern und Kommunen. Hauptprobleme vorrangig der Landnutzer
waren neben einem gewis sen Informat ionsdefizit ge genüber der Gesamtthematik die
Befürchtung von weiteren Einschrä nkungen bei d er Boden nutzung. Im Dezember
2001 wurde im Gebä ude d er Ve rwaltung in Ro ßla e ine ständig e Bio sphären -
reservats -Ausstellu ng eröf fnet. B asierend auf einem Kabinettsb eschluss der Landes-
regierung von Sachsen-An halt wu rde zum A pril 20 02 die Biosphären -
reservatsve rwaltung Karstla ndschaft Südhar z i.G . au s der Proje ktgruppe geb ildet.
Sie hat vornehml ich di e Aufga be, im Zusammenw irken mit den re gionalen Akteuren
die Errichtun g eines Biosphä renreservat es vorzubere iten, Maßnah men zur Sensibili-
sierung der Bevölke rung zu initiieren u nd zu b egleiten, die Abwägu ng verschiedens -
ter Nutzungsinteresse n in der Reg ion zu koo rdinieren, zur Durch -se tzung eine r
nachhaltigen Regiona lentwicklu ng beizutragen und die Erstellung un d Abstim mung
eines Verord nungsentwu rfes vorzub ereiten ( Wenzel 2002 ).
Erst am 19.3.2008 wurde auf öf fentlichen Druck das An hörungsve rfahren zum Ent-
wurf der Vero rdnung für d as Biosp härenres ervat Karstl andschaft S üdharz eröffne t.
Sachsen-Anh alts Landwirtschafts - und Umweltmi nisterin Petra Wernicke hatte be i
einer Auftaktve ranstaltun g in Ro ttleberode am 18.3.2008 den Entwurf und die weite-
ren Schritt e im Verfahren vorg estellt. Wernick e betonte, dass de r Entwurf für den
Südharz die von der UNESCO vorgeg ebenen Kriterien und Ergeb nisse der langjäh ri-
gen Diskussion um die Ausweisu ng berücksich tige. Es gehe da rum, die Karstla nd-
schaft Südharz al s repräsentat iven Landsch aftsraum daue rhaft u mwelt-ge recht und
zukunftsfäh ig im Interesse der Bevö lkerung weiter zu en twickeln. Die Region solle
eine von der UNESCO anerkannte Model lregion werden, so die Ministe rin. Sie unter-
strich, dass ein Antrag an die UNESCO nur mit einem Bekenntnis der Reg ion zu m
Biosphärenre servat sin nvoll und e rfolgversprechend ist.
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Auf Bitte der ArGeKH nahm auch de r Vd HK i m Ra hmen des Verfahre ns am 4 .5.2008
wie folg t Stellung: „Wir ha ben un s ge m e i n sam mi t den Harzer Höhlenfo r s c h ern se i t
1990 aktiv dafür enga g i e rt, in d e r w e l twe i t ei n z i g artige n und somit hoc h s c h u tzwürd i -
gen Gip s k a rstlandsc h a ft des Sü d harzes ei n Biosphäre n reservat einzurichte n um ein
zukunftsf ä h iges Nutzu n g s- und S c h u t zkonzep t f ü r d i e ses Gebiet z u e t a blieren. Wir
begrüßen die B e antragu n g des B iosphäre n reservats Ka rstland s c h a ft S ü d harz b e i de r
UNESCO du rch d ie L andesreg i e rung S achsen -Anha l t . Denn si e i st d i e Vorau s s e t -
zung dafür, di eser, nach ei n hellige r Einsch ä t zung al l er ka rstkun d l i c h e n G utachte r
singulä r e n Gips k a r stlands c h a f t, übe r r e g ional e n Schutz s t a tus u n d die Ch a nce d e r
Etablie r u n g eine r Mode l l r e g ion f ü r nachha l t ige E n twicklung zu g e w ä hren. D a s Gebie t
hat unsere r An s icht nach da s Po t e ntial, ein he r v o rragend e s in t ernat i o n a les Aushä n -
geschild d e s Landes Sa c h s e n-An h a lt und der Bu n d e srepubl i k Deutschlan d zu wer-
den. Wir un terstüt z e n da h e r die P l ä n e d e r La n d e sregierung au sdrück l i c h ! D i e ge-
wählten Zon i e r u ngen, orient i e r e nd an den gegenwä r t i g be reits recht s k räftigen
Schutzge b i e t en, st ellt im g e genwärt i g e n V e rfahren s s t a nd eine r e alistis c h e Umse t -
zung der di e s bezüglic h in den in t e rnationa l e n Leitl i n i e n des MAB -Ko m i t e e s als Mi n -
deststan d a r d ge f o rderten Fl ä chengrö ß e n dar. D ie O p t ion d e r Au s weisung we i t erer
Schutzge b i e t e im vo rlieg e n d en Entwurf der Allge m e i n verfügun g h a l ten wir für drin-
gend erf o r d e rlich. B ä rbel Vog e l , 1. Vors i t zen d e “
Der Verba nd seine rseits s chaltete die IUCN ein , deren Ta sk Forc e on Cave s and
Karst wie f olgt Stellun g nahm:
“Dear Ministe r , I am wr iting to su p p ort the proposal of my Ge r man co lleague s that
the gypsu m Karst (Gip s k a rst) of th e South e r n H a rz Moun t ai n s should be
legally protect e d fr o m fu r t h e r damage. Th ey are se e king the
establis h m e n t of a UN E S C O Biosphere Rese r v e or simi l a r p r o t ection
under Ge r m a n law. I emphasise th at thi s is one of the mo s t importa n t and valua b l e
areas o f g y p s u m k a r st i n th e w orld. It ha s be e n su b j e ct t o sc i e n tific s tudy
over se v e ral cen t u ries a n d provide d the th e o r e tical b a sis of m u ch
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contempo r a r y scient i f i c understa n d i n g. Thus, i t i s valuable a s a
referen c e a rea for u n d erstand i n g o f gypsu m karst t h r o u ghout th e world
Second l y , i t i s one of the l a r g e st and mos t d i v erse tra c t s o f gypsum
karst in th e w o rld. Its ge o l o gical div e r s ity is also r e f lected in th e
vegetati o n and t o t a l eco l o g y of t h e regio n . Thus, in its e l f , it i s a
wonderfu l la n dscap e re s o urce fo r th e German p e o p le a n d for
internat i o n al visit o r s .
We a re c o ncerned that areas o f s u ch i m p ortance as th i s o n e s h ould be
managed for co nservat i o n an d sustai n a b ility. Once pr o tection can be
assured, a management plan should be developed to guide the process of
conserva t i on an d ev e n , wh e r e ap p r opriate, to undertake landsca p e
restorat i o n .
We look f o r ward to y o u r seriou s c onsidera t i o n of t h i s matter.
Sincerel y
Elery Ha m i l t on-S m i t h , AM, D . A p p.Sci.
Professo r , E nvironme n tal Studie s , Charle s S t urt Un i v e rsity, N. S . W.
Chair IU C N / WCPA T a sk Force o n Caves a n d Karst
P.O. Box 3 6 , Carlto n S outh, V i c t . 3053, A U S TRALIA
Phone (+613) 9489.7785
elery@alp h a link.co m . a u
Zur Unte rstützung des Biosphärenreservats K arstlandschaft Südh arz bi ldete sich
jüngst der neu e Förde r- und Lobbyverein „Zukunf t im Südharz e.V.“ (ht tp://zukunf t-
im-suedharz -ev.de), der mit öffentlichke itswirksamen Akt ionen für den Sch utz der
Karstlands chaft auftrat.
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Abb. 6 : Dr . F rank Re y , "Z u k u nft im S ü dharz" e . V ., überre i c h t Md B Ud a He l l e r die
Urkunde „ B o t schafte r i n für das B iosphäre n r e servat S ü d h arz“
Die Arbeits gruppe Südha rz und die länderübergreifende Zusammenarbe it
Im Januar 1999 und nach den dargestellten jahrelangen Voruntersuchungen verab-
schiedeten die für d en Na turschutz in d en dr ei Bund esländern Niedersach sen, Sach-
sen-Anhalt und Thü ringen zu ständigen Minister Wolfgang Jüttner, Ingrid Häußler un d
Dr. Vo lker Sk lenar folgende gemeinsa me E rkläru ng: „Die Gipsk a r s t landscha f t i m
Südharz is t vo n einzig a rtigem Natu r w e rt, von gr o ß er lands c h a f tlich e r Sc h önheit un d
bietet Lebensrau m für eine vi e l f ältige Flora und Fa u n a . Di e Länder Niedersa c h s e n,
Sachsen - A n h alt und Th ü r i n gen trage n hi n sichtli c h der G i p skarstla n dschaft be s o n d e-
re Ve r a ntwortun g und haben bereits eine Re i h e vo n Lan d s c h afts - und Na t u r schutz -
gebieten gesch a f f e n un d da m i t w e rtvolle Teile der Gipskarst l a n dschaft geschü t z t .
Dies so l l in den j e w e iligen L ä ndern du r c h die Au s w e isung we i t e rer La n d s chafts- b z w .
Natursch u t z g ebiete f o rtgeset z t werden.
Natur- und Lands c h a f tsschutz soll sich auch aus der Region entwic k e l n u n d v o n den
dortigen Bürgern, Gemeinden und Verbänden getragen werden. Damit können die
notwendi g e n Ve r o r d nungsma ß n a hmen i m N a t ur - und L a ndscha f t s schutz die e rforder-
liche Ak z e p t anz fin d e n .
Die er f o rderlich e Akzept a n z in de r Reg i o n durc h die Wi r t schaft, die La n d wirtscha f t ,
die L a n d kreise, d ie K o m m u n en un d die Ver b ä n de ist au c h Vor r a ussetzung fü r die
Schaffun g e i n e s länderüb e r g reifende n g e me i n s a men Biosphä r e n reservat e s f ü r die
Gipskarst l a n dschaf t Süd h a r z . D i e Umwel t m iniste r i n und -ministe r der Länder Nieder-
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sachsen, S achsen -Anhalt u n d Thür i n g en bea b sichtigen n icht, e in Bi o s p härenres e r v a t
gegen den Willen der Region aus z u w e isen. Sie setzen au f Dialog und Gesprä c h un d
die B ereitsc h a f t d e r R e g ion zu einer offenen und s a chliche n Diskuss i o n ü b e r d ie
Entwicklu n g d e s Südh a r z raumes un ter Be a chtung des N a chhaltig k e itsgrund s a t zes,
die d en S chutz de r G ipskarst l a n d schaft durch ei n B i o s p härenre s ervat ei n s chlie ß t .
Eine weite r g e h ende Initia t i v e eines der bete i l igten Lände r f ü r s e in Gebiet im Rah-
men di e ser Erklärung steh t eine r langf r i s t igen gemeinsa m e n Au s w eisung nicht ent-
gegen.
Zur Ve rbesserun g der gegen s e i t igen Informati o n , zum Erfahru n g s austau s c h sow i e
zur Ab s t immung von Ma ß n ahmen in ih r e n je w e i ligen Ländern setzen die Um w e ltmi-
nisterin u n d -min i s t e r der dre i L ä n der ein e "A r b e itsgrup p e Sü d harz" ein , d ie unter
jährlich w e chselnde m Vorsitz d e r zustän d i g e n Staa t s s e kretäre / -i n n en steh t . Für 19 9 9
übernimmt Thür i ngen d e s Vors i t z , dan a c h folgen N iedersa c h s en und S a chsen -
Anhalt.
Die " A r b eitsgrup p e Südharz " führt a u ch e i n en r e g e lmäßigen Er fahrun g s - und M e i -
nungsau s t a u sch mit den L a n d kreisen, G e meinden, W irtschaf t s -, Landwi r t s c hafts -
und Naturschutzverbänden und anderen Interessenverbänden durch. Dabei werden
auch Fragen der Schaffung eines länderübergreifenden gemeinsamen Biosphärenre-
servate s u n d die K l ä r u ng der V o r a u ssetzun g e n für se i n e Bildung e r ö rtert.
Hannover, 1 4 .1.99: W o l fgang Jü t t n e r
Magdeburg, 11.1.99: Ingrid Häußler
Erfurt, 6 . 1 . 99: Dr. V o lker Sk l e n a r
Naturschutz im Südharz - quo va dis ?
Mit die ser Erklärung h aben sich die beteilig ten Lä nder e rneut und klar zu e inem Bio-
sphärenrese rvat bekannt, gle ichzeitig aber auch den Akzeptanz ball in dilatori scher
Absicht zu rück in die Reg ion geworfen . Doch region ale Akzeptan z für Naturs chutz
und nachhaltige Entwicklung wächst nicht von allein, sondern muss mühsam ge-
schaffen werden. Hier sind wiederum die Länder gefordert, und zwar durch die
schnellstmö gliche Ein richtung v on B iosphären reservats -Informatio nsstellen un d de-
ren Besetzung mit q ualifiziert em Pe rsonal! Sachsen -Anha lt hat den erste n S chritt
gemacht - die nächste Zeit wi rd ze igen, wie ernst die andere n be iden Länder dieses
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Ziel nehmen. Die regionale n Akteure d es Sü dhar zes i m Spa nnungsfeld des Nachh al-
tigkeits-D reiecks „Öko logie, Ökonomie und Soz iales“ müsse n jedenfalls ohne Unte r-
lass nachhe lfen, weite re Schritte in d ie skizzier te nachhalt ige Zukun ft zu gehen –
übrigens au ch der neu e Geopark Harz, der s ich bishe r in viel zu gering