Ich möchte zunächst begründen, warum mich Reisebilder interessieren. Danach möchte ich einige Arbeiten zeitgenössischer KünstlerInnen besprechen, die ich als postkoloniale Reisebilder lese. Im Zuge dieser Darstellung werde ich einige signifikante Verschiebungen von der Reisepraxis des modernen Künstlers zu jener als postkolonal verstandenen benennen. Wenn ich von Reise spreche, subsumiere ich
... [Show full abstract] darunter unterschiedlich motivierte Formen des Unterwegsseins, sodaß etwa auch Migration eingeschlossen ist. Zugleich konzentriere ich mich auf solche Routen, die quer zu den realen oder imaginären Grenzen zwischen Kulturen verlaufen, insbesondere jenen, die die koloniale Weltordnung hervorgebracht hat. Eine Ausgangsthese ist dabei die, daß Reisen und ihre Bilder sowohl für die Errichtung und Aufrechterhaltung der kolonialen Ordnung als auch für das postkoloniale Aufbrechen dieser Ordnung eine zentrale Rolle spiel(t)en. Im weiterhin andauernden Prozess des "Decolonizing the Mind" (Ngugi Wa Thiong'O) kommt der Reflexion, Transformation und Produktion von Reisebildern, u. a. in der Kunst, Bedeutung zu.