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Logistikprozesse in der humanitären Hilfe

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Bilder von dramatischen Katastropheneinsätzen: Wenn Rettungstrupps Opfer bergen, wenn Ärzte Verletzte versorgen oder kranke Kinder behandeln, wenn Helfer Wasser und Lebensmittel verteilen - Nothilfe in ihrer elementarsten Form. Doch was muss geschehen, dass humanitäre Hilfe in kürzester Zeit und möglichst wirkungsvoll erfolgen kann? Wie kommen Ärzte, Retter und Helfer an den Ort des Geschehens? Wie werden Nahrung, Wasser, Medikamente und Hilfsmittel in das Katastrophengebiet transportiert? Diese logistischen Voraussetzungen entziehen sich meist den Augen der Öffentlichkeit - weil sie selten dramatische oder heroische Bilder liefern, sind sie weniger medienwirksam. Und oft sind Faktoren entscheidend, die vom Krisengebiet räumlich weit entfernt und dem katastrophalen Ereignis zeitlich weit voraus liegen. Dabei spielt Logistik in der humanitären Hilfe eine Schlüsselrolle: Sie umfasst die gesamte Gestaltung, Planung und Steuerung von Waren-, Finanz- und Informationsflüssen, von Hilfsgütern, Ausrüstung und Einsatzpersonal - und zwar vom Zeitpunkt der Vorbereitung bis hin zum unmittelbaren Einsatz vor Ort. Diese Bedeutung spiegelt sich auch finanziell wider: Bis zu 80 Prozent der Kosten eines Einsatzes können auf die Logistik entfallen. Bei Hilfsorganisationen liegt der Fokus zunächst auf ihren Kernaufgaben: der Rettung von Menschenleben und dem Lindern von Leid. Doch die entscheidende, oft lebensrettende Rolle einer effizienten Logistik rückt zunehmend ins Bewusstsein - und nicht zuletzt die Tatsache, dass von der Professionalität kommerzieller Logistik noch einiges gelernt werden kann.
Abbildung 2: Humedica e.V. bei der Fluthilfe in Aurora/Philippinen (Quelle: Humedica e. V.) Das Bild zeigt deutlich eine Besonderheit humanitärer Logistik deutlich: Zum Tagesgeschäft der Hilfsorganisationen gehört die Bewältigung logistischer Herausforderungen in Ausnahmesituationen In diesem Fall ging es um den Transport von medizinischen Hilfsgütern und der Einsatzkräfte der Hilfsorganisation Humedica e.V. bei der Fluthilfe auf den Philippinen. Aufgrund von zerstörter Infrastruktur, im Bild eine nicht mehr einsatzfähige Brücke, ist Improvisation der Standard. Die Einsatzfahrzeuge von Humedica mussten auf den Philippinen durch einen Bagger geschleppt werden, um den Fluss zu überqueren. Humanitäre vs. kommerzielle Logistik Der Professionalisierungsgrad der Logistik von Hilfsorganisationen befindet sich laut Untersuchungen einige Jahre hinter dem Entwicklungsstand der kommerziellen Logistik. Hierfür sind unterschiedliche Umstände verantwortlich. Ein wesentlicher Aspekt ist die Kernaufgabe der Hilfsorganisationen: die Rettung von Menschenleben und das Lindern von Leid. So wurde die Logistik in der Katastrophenhilfe lange Zeit in ihrer Schnittstellen‐ und Managementfunktion vernachlässigt, während der Fokus bspw. auf das Fundraising gelegt wurde, um die sehr kostspieligen Einsätze finanzieren zu können. Gleichzeitig wurde die humanitäre Logistik erst sehr spät in der Wissenschaft mit all ihren Besonderheiten als ein spezieller Anwendungsbereich anerkannt. So stammt die erste Dissertation über humanitäre Logistik in Deutschland aus dem Jahr 2006. Humanitäre Logistik kann trotz vieler Gemeinsamkeiten nicht mit der kommerziellen Logistik gleich gesetzt werden. – Eine Übersicht der wesentlichen Unterschiede findet sich in der folgenden Tabelle.
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Abbildung 4: Zentrale Schnittstellen in humanitären Supply Chains (Auszug aus Hellingrath, Widera 2011) Die Zusammenarbeit kann für sämtliche Parteien vorteilhaft sein. So kann bspw. ein Logistikdienstleister einer Hilfsorganisation bei der Transportplanung von kürzeren Durchlaufzeiten profitieren, wenn die Zollabwicklung von bspw. großen Mengen verschreibungspflichtiger Medikamente gemeinsam mit der Hilfsorganisation durchgeführt wird, während bei der Katastrophenhilfe die Lieferzeit erhöht wird. Die in der Arbeitsgruppe Prozesse erreichten Ergebnisse wurden als Grundlage für die Arbeitsgruppe IT und Kommunikation genommen, in der um die Frage behandelt wurde, wie Informationssysteme humanitäre Logistikprozesse unterstützen können. Hier konnte ein vielversprechendes Anforderungsprofil an Logistik-Software für Hilfsorganisationen erarbeitet sowie eine erste Marktanalyse durchgeführt werden. In der Arbeitsgruppe Aus-und Weiterbildung wurde deutlich, dass zur Verbesserung humanitärer Logistik auch ein grundlegender Beitrag aus dem Bildungssektor benötigt wird. Hierbei gilt es einerseits vorhandenes Logistikwissen für den Anwendungskontext der Katastrophenhilfe zu untersuchen, andererseits aber Logistikexperten für die humanitäre Hilfe auszubilden. In diesem Bereich findet sich ein wachsendes Angebot von zertifizierten Kursen durch Vereine und Institute für Humanitäre Logistik, bspw. das Humanitarian & Emergency Logistics Professionals Forum des Chartered Institute of Logistics & Transport in Großbritannien. Außerdem werden speziell für Praktiker konzipierte Master-Studiengänge, z.B. an der University of Lugano in der Schweiz angeboten. Auch in der Hochschullehre können verstärkte Aktivitäten im Bereich der Humanitären Logistik beobachtet werden. Einige Universitäten, vorwiegend in den USA und Skandinavien, bieten ihren Logistik-Studenten begleitend auch explizite Lehrveranstaltungen zu humanitärer Logistik an. Der Standort Deutschland steht diesen Entwicklungen keineswegs nach, wie u.a. das Beispiel der Universität Münster zeigt.
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HumanitäreLogistik:WieLogistik
Menschenlebenrettet
VonProf.Dr.Ing.BerndHellingrathundAdamWidera
DieseitJuli2011andauerndeHungerkatastropheamHornvonAfrikahatderWelterneutaufsehr
traurigeWeisegezeigt,dassdieVersorgungderdurchKatastrophenbetroffenenRegionen,selbstbei
relativabsehbarenKrisen,einenurschwerzumeisterndeHerausforderungdarstellt.Lautder
VereintenNationenwarenin2011zwischenzeitlichmehrals13MillionenMenscheninOstafrikaauf
internationaleHilfeangewiesen.DieDimensionderAufgabewirdaberdeutlich,wennmansichvor
Augenführt,dasssichdieAnzahlanNaturkatastrophenunddurchMenschenverursachtenKrisen
zwischen1970und1990verdreifachthat(sieheAbbildung1).
Abbildung1:AnzahlderKatastrophenzwischen1970und2005(Quelle:EMDAT2011,Blecken2010)
ExpertengehenvoneinerVerfünffachungderKatastrophenindennächsten50Jahrenaus.Sowohl
dieUrsachenalsauchdieAuswirkungenvonNaturkatastrophennehmendabeianKomplexitätzu,
wiebspw.dasErbebeninJapanimMärz2011zeigt,daseinenTsunamiundeinenukleare
KatastrophezurFolgehatte.DiegrundlegendeHerausforderunginderBewältigungbestehtdabeiin
derLogistik.GanzeRegionenmüssenschnellstmöglichmitNahrung,MedizinundUnterkünftenzu
versorgen.GleichzeitigsinddieInfrastrukturenunzureichendodervollständigzerstörtundmüssen
wiederaufgebautwerden.
HumanitäreLogistikalsessentiellerFaktorderHilfe
LogistikistalsderzentraleFaktorinderKatastrophenhilfeeinzustufen.DieStrukturender
humanitärenLieferketten,bspw.dieReaktionsfähigkeitderZuliefereroderdieweltweite
PositionierungvonLägern,sowiedieLogistikplanungderHilfseinsätzedurchHilfsorganisationen
spieleneinezentraleRolle,wennesdarumgeht,bedarfsgerechteHilfsgütermiteinermöglichst
hohenReaktionsgeschwindigkeitindiebetroffenenKrisenregionenzubefördernundentsprechende
Hilfsdienstebereitzustellen.LogistikistzudemdergrößteKostenfaktorinderKatastrophenhilfe.
Logistikausgabenkönnensichaufrund80%derGesamtausgabenvonHilfsorganisationenbelaufen,
wovondergrößteAnteilzumeistaufdieTransportkostenentfällt.
AlsBegrifffürdieLogistikprozessebeihumanitärenEinsätzenhatsichindenletztenJahrender
Begriff„HumanitäreLogistik“etabliert.HumanitäreLogistikkannwiefolgtdefiniertwerden:
Infobox:
HumanitäreLogistikbezeichnetdieGestaltung,Planung,SteuerungundKontrolleeffizienterund
kosteneffektiverWaren,Finanz‐undInformationsflüsse(Beschaffung,Produktion,Transportund
LagerungundDistributionvonHilfsgütern,AusrüstungunddesEinsatzpersonal)vomZeitpunktihrer
Herstellungbzw.VorbereitungbishinzumVerbrauchbzw.derNutzungmitdemZielder
BedürfnisbefriedigungderHilfsempfängerinhumanitärenEinsätzen.
(EigeneDefinitioninAnlehnunganThomas,Kopczak2005,TomasiniundvanWassenhove2009und
Blecken2010).
InderPraxismüssendieLogistikverantwortlichenvonHilfsorganisationeninkürzesterZeitsehr
großeMengenanHilfsgütern,inKrisenregionenkurzfristigentsprechendeTransport‐und
LagerkapazitätenorganisierensowiefüreinesichereVerteilungderHilfsgüterundEntsendungdes
Hilfspersonalssorgen.DamitdierichtigenArtenundUmfängederHilfsleistungenerfasstunddie
Material‐undInformationsflüssebewältigtwerdenkönnen,isteinentsprechenderBetrieb
unterschiedlicherKommunikations‐(wieSatellitentelefonen)oderInformationssysteme(wie
geeigneterLogistiksoftware)notwendig.DieInstallationundderBetriebweitererAusrüstung,wie
dermobilenStromerzeugungoderderEinsatzfahrzeugefallenebenfallsindieZuständigkeitder
Hilfsorganisationen.DasEinsatzpersonal,dasüberwiegendehrenamtlicharbeitet,musszunächst
gewonnenundgeschultsowieimKatastrophenfallmobilisiertundadäquatbetreutwerden.Dass
hiervordergründig„Alleskönner“gefragtsind,zeigteinBlickaufdiemöglichenTätigkeitsfeldervon
humanitärenOrganisationen:beidermedizinischenVersorgungmüssenbspw.mobile
Krankenhäuser,KüchenoderEinrichtungenderSeuchenvorsorgeaufgebautundverwaltetwerden;
beiderBereitstellungvonNotunterkünftensindbspw.mobileTrinkwasseraufbereitungsanlagen,
SicherheitsdiensteoderStromgeneratorenzuinstallierenundzubetreiben.
DasfolgendeFotozeigt,mitwelchenWidrigkeitenHilfsorganisationenbspw.beiTransportprozessen
zukämpfenhaben.
Abbildung2:Humedicae.V.beiderFluthilfeinAurora/Philippinen(Quelle:Humedicae.V.)
DasBildzeigtdeutlicheineBesonderheithumanitärerLogistikdeutlich:ZumTagesgeschäftder
HilfsorganisationengehörtdieBewältigunglogistischerHerausforderungeninAusnahmesituationen
IndiesemFallgingesumdenTransportvonmedizinischenHilfsgüternundderEinsatzkräfteder
HilfsorganisationHumedicae.V.beiderFluthilfeaufdenPhilippinen.Aufgrundvonzerstörter
Infrastruktur,imBildeinenichtmehreinsatzfähigeBrücke,istImprovisationderStandard.Die
EinsatzfahrzeugevonHumedicamusstenaufdenPhilippinendurcheinenBaggergeschlepptwerden,
umdenFlusszuüberqueren.
Humanitärevs.kommerzielleLogistik
DerProfessionalisierungsgradderLogistikvonHilfsorganisationenbefindetsichlautUntersuchungen
einigeJahrehinterdemEntwicklungsstandderkommerziellenLogistik.Hierfürsindunterschiedliche
Umständeverantwortlich.EinwesentlicherAspektistdieKernaufgabederHilfsorganisationen:die
RettungvonMenschenlebenunddasLindernvonLeid.SowurdedieLogistikinderKatastrophenhilfe
langeZeitinihrerSchnittstellen‐undManagementfunktionvernachlässigt,währendderFokusbspw.
aufdasFundraisinggelegtwurde,umdiesehrkostspieligenEinsätzefinanzierenzukönnen.
GleichzeitigwurdediehumanitäreLogistikerstsehrspätinderWissenschaftmitallihren
BesonderheitenalseinspeziellerAnwendungsbereichanerkannt.SostammtdieersteDissertation
überhumanitäreLogistikinDeutschlandausdemJahr2006.
HumanitäreLogistikkanntrotzvielerGemeinsamkeitennichtmitderkommerziellenLogistikgleich
gesetztwerden.EineÜbersichtderwesentlichenUnterschiedefindetsichinderfolgendenTabelle.
Abbildung3:Kommerziellevs.HumanitäreLogistik(Quelle:EigeneZusammenstellunginAnlehnunganCharlesetal.
(2009),Beamon(2004).
DieaufgeführtenUnterschiedesindstellenweiseetwaszugespitztundsowohlinderkommerziellen
alsauchderhumanitärenLogistikjenachBranche,Unternehmens‐bzw.Organisationsgrößeoder
konkretenGeschäftsfeldernundKatastropheneinsätzenunterschiedlichstarkausgeprägt.Dennoch
bedarfeszunächsteinergenauenUntersuchungderkonkretenProzesse,Maßnahmenundderen
KonsequenzeninderhumanitärenLogistik:WelcheBestandsstrategiensindanzuwenden,wenn
davonauszugehenist,dassbeiGroßkatastrophendiehohenVorräteinnerhalbkürzesterZeit
aufgebrauchtsind?WiesolltendieLägerverteiltwerden,umimFalleeinerKatastropheirgendwo
aufdieserWeltinnerhalbvonStundenliefernzukönnen?WiesindTransportenacheinemErdbeben
zuplanen,wenndieVerkehrsinfrastrukturenzerstörtsind?DiegenanntenFragensindbeispielhafte
AusschnittederBemühungenvonLogistikverantwortlicheninHilfsorganisationen,internationalen
staatlichenundNonProfitOrganisationen,derForschungsgemeinschaftaberauchkommerzieller
Akteure,dieregelmäßigalsAkteureinhumanitärenWertschöpfungskettenaktivsind.Die
ZusammenarbeitmitkommerziellenAnbieternisthierebenfallsAlltagderKatastrophenhilfeundin
derÖffentlichkeitnurwenigbekannt.
HumanitäreLogistikundkommerzielleAkteure
SoisteskeinWunder,dassderBedarfnachgeeignetenKonzeptenundInnovationeninder
humanitärenLogistikauchdurchdieBundesvereinigungLogistik(BVL)alsgesellschaftliche
Verantwortungerkanntwurde.DieBVLinitiiertedaher2010unterderLeitungdurchProf.Dr.Dr.h.c.
HelmutBaumgarteneinenArbeitskreismit25VertreternausHilfsorganisationen,
Logistikdienstleistern,Industrie,WissenschaftundStiftungenmitdemZiel,denNutzenderLogistik
fürdenhumanitärenBereichfestzustellen,notwendigeMaßnahmenabzuleitenundden
Bekanntheitsgradzusteigern.DieErgebnisse,dieindendreiArbeitsgruppenAus‐undWeiterbildung
(geleitetdurchFrauProf.Dr.DoritBölschevonderFHFulda),ProzessesowieITundKommunikation
(beidegeleitetdurchProf.Dr.Ing.BerndHellingrath)erarbeitetwurden,warenThemader
Fachsequenz„KatastrophenerfolgreichmeisternLogistikinderhumanitärenHilfe“des
diesjährigen28.DeutschenLogistikKongressesinBerlin.1DieserinternationaleinmaligeArbeitskreis
identifiziertevielversprechendeMöglichkeitenzurVerbesserungderhumanitärenLogistik.
BesonderesAugenmerklaghierbeiaufeinerintensiviertenZusammenarbeitkommerziellerund
humanitärerAkteure.InderArbeitsgruppeProzessekonntenSchnittstellenzwischenZulieferernund
LogistikdienstleisternmitHilfsorganisationenanalysiertwerden,dienachhaltigausgebautund
intensiviertwerdenkönnen.AusderPraxislassensichhierunterschiedlicheBeispieleanführen.Die
ZusammenarbeitkannalseigenerGeschäftsbereichausgeführtwerden,wiedieZentralefür
KatastrophenlogistikvonKuehne+NagelinKopenhagenzeigt.AberauchgezielteCorporateSocial
ResponsibilityProgrammenachdemVorbildderDHLDisasterResponseTeamssindsowohlfür
kommerziellewiehumanitäreAkteureinteressant..
Abbildung4:ZentraleSchnittstelleninhumanitärenSupplyChains(AuszugausHellingrath,Widera2011)
DieZusammenarbeitkannfürsämtlicheParteienvorteilhaftsein.Sokannbspw.ein
LogistikdienstleistereinerHilfsorganisationbeiderTransportplanungvonkürzerenDurchlaufzeiten
profitieren,wenndieZollabwicklungvonbspw.großenMengenverschreibungspflichtiger
MedikamentegemeinsammitderHilfsorganisationdurchgeführtwird,währendbeider
KatastrophenhilfedieLieferzeiterhöhtwird.DieinderArbeitsgruppeProzesseerreichtenErgebnisse
wurdenalsGrundlagefürdieArbeitsgruppeITundKommunikationgenommen,inderumdieFrage
behandeltwurde,wieInformationssystemehumanitäreLogistikprozesseunterstützenkönnen.Hier
konnteeinvielversprechendesAnforderungsprofilanLogistikSoftwarefürHilfsorganisationen
erarbeitetsowieeineersteMarktanalysedurchgeführtwerden.
InderArbeitsgruppeAus‐undWeiterbildungwurdedeutlich,dasszurVerbesserunghumanitärer
LogistikaucheingrundlegenderBeitragausdemBildungssektorbenötigtwird.Hierbeigiltes
einerseitsvorhandenesLogistikwissenfürdenAnwendungskontextderKatastrophenhilfezu
untersuchen,andererseitsaberLogistikexpertenfürdiehumanitäreHilfeauszubilden.Indiesem
BereichfindetsicheinwachsendesAngebotvonzertifiziertenKursendurchVereineundInstitutefür
HumanitäreLogistik,bspw.dasHumanitarian&EmergencyLogisticsProfessionalsForumdes
CharteredInstituteofLogistics&TransportinGroßbritannien.Außerdemwerdenspeziellfür
PraktikerkonzipierteMasterStudiengänge,z.B.anderUniversityofLuganoinderSchweiz
angeboten.AuchinderHochschullehrekönnenverstärkteAktivitätenimBereichderHumanitären
Logistikbeobachtetwerden.EinigeUniversitäten,vorwiegendindenUSAundSkandinavien,bieten
ihrenLogistikStudentenbegleitendauchexpliziteLehrveranstaltungenzuhumanitärerLogistikan.
DerStandortDeutschlandstehtdiesenEntwicklungenkeineswegsnach,wieu.a.dasBeispielder
UniversitätMünsterzeigt.

1DiezentralenResultatewurdeninzwischenineinemgemeinsamenSammelband„HumanitäreLogistik
HerausforderungenundPotenzialederLogistikinderhumanitärenHilfe“inderSchriftenreiheWirtschaft&
LogistikderBVLveröffentlicht.
Infobox:
Insgesamtkannfestgehaltenwerden,dassdieaktuellenBestrebungenderWirtschaft,
HilfsorganisationenundWissenschaftdierichtigeunddringendnötigeAntwortaufdiesteigende
ZahlvonNaturkatastrophenunddurchMenschenverursachteKrisenundderenFolgendarstellen.
Dennochbleibtvielzutunund,wieindemArbeitskreisderBVLdeutlichwurde,esistinsbesondere
derLogistiksektor,derzueinernachhaltigenVerbesserungderEffektivitätundEffizienzinder
internationalenKatastrophenhilfebeitragenkann.MitderderFortführungdesArbeitskreises
HumanitäreLogistikderBVLwurdeeinentsprechendesZeichendesgrößtendeutschenLogistik
Netzwerksgesetzt.
Literatur
Beamon,B.M.(2004),“HumanitarianReliefChain:IssuesandChallenges”,paperpresentedatthe
34thInternationalConferenceonComputersandIndustrialEngineering,13.16.November2004,San
Franciso.
Blecken,A.(2010):HumanitarianLogistics:ModellingSupplyChainProcessesofHumanitarian
Organisations,BernStuttgartWien:HauptVerlag.
Charles,A;Lauras,M;Tomasini,R(2009):Learningfromprevioushumanitarianoperations,a
BusinessProcessReengineeringapproach.In:Proc.ofthe6thInt.ISCRAMConference.Gothenburg,
Sweden.
Hellingrath,B.;Widera,A.(2011):ProzessgestaltunginderhumanitärenLogistik.In:Humanitäre
Logistik‐HerausforderungenundPotenzialederLogistikinderhumanitärenHilfe.Editors:Helmut
Baumgarten,JenniferSchwarz,MartinKeßler.Hamburg:DVVMediaGroupGmbH.S.3444.
Thomas,A.S.;Kopczak,L.R.(2005):Fromlogisticstosupplychainmanagement:thepathforwardin
thehumanitariansector.FritzInstitute15(16thFebruary2010):S.115.
Infobox:
HumanitäreLogistikanderWestfälischenWilhelmsUniversitätMünster:MitdenSchwerpunkten
Prozessmodellierung,LeistungsmessungundITSystemederhumanitärenLogistikdesLehrstuhlsfür
WirtschaftsinformatikundLogistikzähltdieWWUMünsterzudenerstenHochschulenin
Deutschland,diesichexplizitdiesemjungenThemenfeldwidmen.SowurdenimRahmeneines
StudentenprojektesunterderLeitungvonProf.Dr.Ing.HellingrathdielogistischenProzessevon
Hilfsorganisationenuntersucht.InInterviewsmitdendeutschenHilfsorganisationenDeutsches
RotesKreuzundhumedicae.V.konntensodierelevantenAbläufeanalysiertunderste
Verbesserungsvorschlägeerarbeitetwerden.DarüberhinauswurdediehumanitäreLogistikauch
sinnvollindieGrundlagenveranstaltungendesLehrstuhls,bspw.„Logistikmanagement“,integriert,
umfrühzeitigdieSpezifikaunddieBedeutungvonLogistikinderKatastrophenhilfezuvermitteln.
StudierendederWirtschaftsinformatik,Betriebs‐undVolkswirtschaftslehreerhaltensodie
Möglichkeit,bereitsinihremBachelorStudiumdasThemenfeldkennenzulernen.„Esisterstaunlich,
wiegroßdasInteressederStudierendenandiesemThemaist.AlleineindemletztenHalbjahrhaben
wirsechsAbschlussarbeitenimBereichderhumanitärenLogistikvergeben.Unddas,ohnedafür
auchnureinbisschenWerbungzumachen!“,soHellingrathüberdieResonanzderStudierenden.
ZusammenmitseinemLehrstuhlteamhofftProf.HellingrathinnaherZukunftweitere
praxisorientierteProjekteaufdieBeinezustellen,umdieBewältigunglogistischerAufgabeninder
Katastrophenhilfenachhaltigzuverbessern.
ZurPerson:Prof.Dr.Ing.BerndHellingrathstudierteInformatikundMathematikander
TechnischenUniversitätDortmundandererauchseinePromotionimBereichMaschinenbau
abschloss.ErwarLeiterderHauptabteilung„Unternehmensmodellierung“sowiestellvertretender
Bereichsleiter„Unternehmenslogistik“amFraunhoferInstitutfürMaterialflussundLogistik,
Dortmund.Zwischen2005und2008vertratHerrHellingrathandemDepartment
WirtschaftsinformatikderUniversitätPaderbornalsProfessordasLehrgebiet„Planungund
ModellierungvonProduktions‐undLogistiknetzwerken“.Seit2008leiteterdenLehrstuhlfür
WirtschaftsinformatikundLogistikanderWestfälischenWilhelmsUniversitätMünsterundist
DirektordesEuropeanResearchCenterforInformationSystems.Hellingrathwidmetsichseit
nunmehrüberfünfJahrenderhumanitärenLogistik.Schwerpunktesindinsbesonderedie
ModellierunghumanitärerLogistikprozesse,derenKosten‐undLeistungsmessungsowierelevante
Informationssysteme.
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