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Pferd und Wolf - Wege zur Koexistenz

Authors:

Abstract and Figures

Since the year 2000, people and wolves have again been sharing the same habitat in Germany. The return of the wolves poses new challenges especially for animal keepers. In Lower Saxony, the “Land of the Horse”, horse keepers in particular are finding themselves in a new situation. While there are clear-cut regulations for the protection of sheep, information on the interaction between horses and wolves has not been available. To fill this gap, experts from the Nature and Biodiversity Conservation Union (NABU), Pferdeland Niedersachsen GmbH and the Trakehner Association have joined hands with mammalian biologists and scientists from the University of Hildes-heim to offer a contribution towards a low-conflict coexistence of horses and wolves. The goal has been to create a manual that both summarizes the current state of re-search and offers horse keepers practical recommendations on how to deal with the presence of wolves in their specific region.
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Pferd und Wolf
Wege zur Koexistenz
Impressum
© 2015, NABU-Bundesverband

Naturschutzbund Deutschland (NABU) e. V.
Charitéstr. 3
10117 Berlin


NABU@NABU.de
www.NABU.de
Tex t
Arbeitskreis Pferd und Wolf:
Markus Bathen, NABU-Bundesverband
Olaf Buschmann, AG Herdenschutzhunde e.V., Cuxhaven
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Universität Hildesheim
Theo Grüntjens, Leiter der Rheinmetall-Forstverwaltung in Unterlüß
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Moritz Klose, NABU-Bundesverband
Hannelore Martin, Züchterin, Trakehnerzuchtverband Niedersachsen
Dr. Torsten Richter, Wiss. Mitarbeiter am Institut für Biologie und Chemie,
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
Dr. Ernst-Hermann Solmsen, Diplom-Biologe mit Schwerpunkt Säugetierbiologie
Redaktion

Gestaltung

Druck
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
BenatzkyMünstermann GmbH & Co. KG, Hannover
www.b-plus-m.de
Bezug
Diese Broschüre erhalten Sie kostenlos beim NABU-Natur-Shop,
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Art.-Nr. 4253
Bildnachweis
Titel: Links Karin Haas (Pferd u. Pferdespuren), rechts Klaus Tamme (Wolf), S. Scze-
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Rainer Sturm, Rückseite: Links Karin Haas, rechts Sebastian Sczepanski
Alle in dieser Broschüre abgedruckten Wolfbilder zeigen frei lebende Wölfe
Deutschlands. Solche Aufnahmen sind sehr selten und daher bedanken wir
uns ganz besonders bei den Bildautoren!
Das Wolfsprojekt des NABU wird unterstützt durch:
Weitere Informationen zur Kooperation der Volkswagen AG
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Inhalt
Einleitung ........................................................................................................................... 4
Vorgehensweise ..................................................................................................................4
Biologie des Europäischen Wolfes ......................................................................................5
Lebensweise .....................................................................................................................5
 ...................................................................................................................5
 .............................................................................................
Reproduktion und Populationsdynamik .............................................................................
Regulierung durch Bejagung ..............................................................................................7
Die Sonderstellung des Pferdes ..........................................................................................
Ergebnisse ..........................................................................................................................
Literaturrecherche zum Thema „Pferd und Wolf international“ ............................................
Schlussfolgerungen für Deutschland und Niedersachsen ................................................... 11
Ergebnisse der Befragung niedersächsischer Pferdehalter ................................................. 11
Erfahrungen aus Sachsen ................................................................................................ 13
Einschätzungen des Kontaktbüros „Wolfsregion Lausitz“ .................................................. 13
Einschätzungen sächsischer Pferdehalter ......................................................................... 13
Ausreiten in Wolfsgebieten ..............................................................................................13
Wie nehmen Wölfe Pferd und Reiter wahr? ........................................................................ 13
Verhalten von Pferden bei Wolfswahrnehmung ................................................................. 14
Sichere Zäune für Pferdeweiden....................................................................................... 15
Alternative Herdenschutzmaßnahmen ............................................................................. 
Ausblick ........................................................................................................................... 17
Quellenangaben ............................................................................................................... 
Anhang ............................................................................................................................. 20
Der Arbeitskreis Pferd und Wolf ........................................................................................ 23
4
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Einleitung
Mensch und Wolf teilen sich seit dem Jahr 2000 wieder
einen gemeinsamen Lebensraum in Deutschland. Die
Rückkehr der Wölfe stellt insbesondere Tierhalter vor neue
Herausforderungen. In Niedersachsen, dem „Pferdeland“,
sehen sich Pferdehalter in einer neuen Situation. Während
es klare Regelungen zum Schutz von Schafen gibt, sucht
man Informationen zum Verhältnis von Pferd und Wolf
vergeblich. Im Arbeitskreis „Pferd und Wolf“ haben sich
daher Experten aus NABU (Naturschutzbund Deutschland
e.V.), AG Herdenschutzhunde e.V., Pferdeland Niedersach-
sen GmbH und dem Trakehner Verband mit Biologen und
Wissenschaftlern der Universität Hildesheim zusammen-
getan, um gemeinsam einen Beitrag für ein koniktarmes
Miteinander von Pferd und Wolf zu leisten.
Ziel war es, einen Leitfaden herauszugeben, der den aktu-
ellen Stand der Wissenschaft dokumentiert und Pferdehal-
tern praktische Tipps zum Umgang mit dem Wolf in ihrer
jeweiligen Region gibt.
Vorgehensweise
Im Arbeitskreis Pferd und Wolf wurden Daten und Er-
kenntnisse gesammelt zu:
Konzeption und Durchführung einer Halterbefragung
zur Problemeinschätzung in Zusammenarbeit mit der
Uni Hildesheim (Masterarbeit Carolin Grönemann)
Erkundigungen vor Ort bei Pferdehaltern in Sachsen,
die bereits längerfristig mit Wölfen zurechtkommen
(müssen)
Erfahrungsaustausch zum Thema mit Ilka Reinhardt
vom LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -for-
schung in Deutschland
Information über gelungene Kommunikationsarbeit
im Kontaktbüro Wolf in der Lausitz (Vanessa Ludwig)
Gespräch mit Frau Dr. Bohnet, Pferdeverhaltensforsche-
rin an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, über
die fachlichen Einschätzungen zu den von Haltern und
Reitern vermuteten Reaktionen von Pferden auf Wölfe
bzw. deren Geruch
Kontakt und intensiver Austausch über Feldversuche
zum Reaktionsverhalten von Pferden auf Wolfswahr-
nehmung in Dänemark mit Dr. Janne Christiansen,
Universität Aarhus
Informationen zum Zaunschutz, zusammengetragen
von Olaf Buschmann, AG Herdenschutzhunde e.V.
Sichtung der wissenschaftlichen Literatur zum Thema
Die gesammelten Erkenntnisse wurden von den Vertretern
im Arbeitskreis aus Naturschutzbund Deutschland (NABU),
Pferdeland Niedersachsen und Trakehner Verband mit
Biologen und anderen Wissenschaftlern der Universität Hil-
desheim auf fachlich-wissenschaftlicher Ebene diskutiert.
5
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Biologie des Europäischen Wolfes
Obwohl der Wolf (Canis lupus, Linné 1758) zweifelsohne in
Deutschland das bekannteste Raubtier ist, gibt es noch im-
mer viele Vorstellungen zu seiner Lebensweise, die von der
aktuellen Forschung klar widerlegt werden. Deshalb sollen
im Rahmen dieses Merkblatts einige Aspekte pointiert
dargestellt werden.
Lebensweise
Wölfe leben einzeln oder im Familienverband (Rudel) aus
etwa acht Tieren. Dieser besteht aus dem Elternpaar und
den noch nicht geschlechtsreifen Jährlingen und Welpen.
Die älteren Nachkommen bleiben bis zum zweiten Lebens-
jahr bei den Eltern und unterstützen diese ggf. bei der Auf-
zucht ihrer nachgeborenen Geschwister. Spätestens zum
Ende des zweiten Lebensjahres verlassen die Jungwölfe das
Rudel und ziehen als „Wanderwölfe“ einzeln (manchmal in
der ersten Zeit auch noch mit Geschwistern) umher, wobei
sie teilweise weite Strecken von mehreren hundert Kilome-
tern zurücklegen, um ein eigenes Territorium zu besetzen.
Entgegen früheren Vorstellungen, die aus der intensiven
Beobachtung künstlich zusammengesetzter Wolfsge-
meinschaften in Gehegen resultierten, herrscht im Fa-
milienverband keine Konkurrenz um die Vorherrschaft
im Rudel. Die Eltern führen das Rudel an, es gibt keine
Auseinandersetzungen um eine Rangordnung. Die Jagd auf
Beutetiere ist zumeist Sache der Eltern, diese jagen in der
Regel allein oder zu zweit, die Jungtiere begleiten sie dann
nach und nach und lernen die eigenständige Jagd auf das
erlernte Beutespektrum. So sind lediglich im Spätsommer
und Herbst, wenn die herangewachsenen Jungtiere von der
Größe her kaum mehr von den Eltern zu unterscheiden
sind, Rudel mit mehreren augenscheinlich gleich großen
Tieren zu beobachten. Tatsächlich handelt es sich aber um
die Eltern mit ihren Kindern.
Wölfe sind territorial, d.h., sie dulden außer den Mitglie-
dern des eigenen Rudels keine fremden Artgenossen im
eigenen Revier. Dieses wird durch Kot und Urin an expo-
nierten Stellen für benachbarte oder wandernde Artge-
nossen markiert. Die Größe eines Territoriums hängt vom
Nahrungsangebot ab und beträgt in Deutschland zwischen
200 und 350 Quadratkilometern. Das Territorium wird
regelmäßig durchstreift, sodass das Rudel in einem be-
stimmten Abschnitt oft nur in langen zeitlichen Abständen
anwesend ist. Lediglich die „Rendezvous-Plätze“, an denen
sich Welpen in ihrem ersten Sommer aufhalten, werden
häuger besucht.
Jagdverhalten
Die Auffassung, dass Wölfe nur im Rudel jagen, um große
Beutetiere zu überwältigen, ist weit verbreitet. Tatsächlich
aber jagen die bei uns in Deutschland vorkommenden Tiere
überwiegend allein oder als Paar. Dabei stellen Huftiere wie
Reh, Rothirsch und Wildschwein den weitaus größten An-
teil der Nahrung dar, aber auch Dam- und Muffelwild wer-
den erbeutet (Wagner 2011). Bei der Auswahl spielt neben
der Verfügbarkeit der Beute ebenfalls deren körperlicher
Zustand eine entscheidende Rolle: Schwache, junge oder
kranke Tiere entkommen dem Wolf in der Regel schlechter.
Wölfe sind grundsätzlich auch in der Lage, große Tiere in
der Gewichtsklasse von Pferden zu erlegen. Mit der Größe
des Beutetieres steigt auch dessen Wehrhaftigkeit und
damit die Gefahr von lebensgefährlichen Verletzungen
für den Wolf. Ein ausgewachsener Rothirsch kann einen
Wolf durch Ausschlagen mit seinen Vorderhufen massiv
verletzen. Da Wölfe lernfähig sind, taktieren sie gegenüber
großen Tieren vorsichtig, um die eigene Gesundheit nicht
zu gefährden.
Von den bei uns gehaltenen Nutztieren sind vor allem Scha-
fe und Ziegen – die in Größe und Gewicht dem Rehwild
ähneln – für Wölfe attraktiv. Trotz vereinzelter Berichte
über Wolfsangriffe auf Kälber und Fohlen sind Rinder und
Pferde keine permanente Beute unserer mitteleuropäi-
schen Wölfe. Pferde sind aufgrund ihrer Wehrhaftigkeit
bei gleichzeitig hoher Verfügbarkeit von Schalenwild wenig
attraktiv. Da aber Wölfe sehr lernfähig sind, ist es wichtig,
die Haltungsbedingungen so zu gestalten, dass Pferde wei-
terhin unattraktiv bleiben.
Freilebender Wolf in Niedersachsen, Sommer 2013.
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Wölfe in der Kulturlandscha
Wölfe brauchen keine Wildnis und können in einer
bewohnten und bewirtschafteten Kulturlandschaft leben.
Daher ist eine Sichtung von Wölfen in der Nähe von Sied-
lungen und menschlicher Infrastruktur zunächst einmal
nichts Ungewöhnliches. Insbesondere Jungtiere sind
neugieriger und unbedarfter als die erwachsenen Wölfe
und können auch einmal mehr in die Nähe des Menschen
kommen. Es gilt: Von gesunden Wölfen geht in der Regel
keine Gefahr aus. Jedoch kann es vorkommen, dass sich
das Verhalten eines Wolfes infolge der Gewöhnung an den
Menschen (Habituation) oder aufgrund von Erkrankungen
so verändert, dass er die Distanz gegenüber Menschen
verringert und somit ein Koniktpotenzial gegeben sein
kann. ReinhaRdt & KLuth (2007: 114 ff.) haben im Auftrag
des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) hierzu konkrete
Kriterien entwickelt, über die das Wolfsverhalten hinsicht-
lich des Risikos für die menschliche Sicherheit bewertet
werden kann, und daraus resultierende abgestufte Hand-
lungsempfehlungen abgeleitet – von der Vergrämung bis
zum Abschuss. Auch dem Verhalten des Wolfes sind in
Deutschland also verbindliche Grenzen gesetzt, die er nicht
folgenlos überschreiten kann.
Reproduktion und
Populationsdynamik
Eine vielfach geäußerte Annahme ist, dass sich Wölfe,
wenn sie weiter unter strengem Schutz stehen, unge-
hemmt vermehren und in beängstigender Zahl Wälder und
dann auch Siedlungsgebiete bevölkern. Hintergrund ist das
derzeit beobachtete starke Anwachsen der (populations-
biologisch gesehen noch extrem individuenarmen) Grün-
dungspopulation bei uns. Dabei wird außer Acht gelassen,
dass Wölfe – wie einige andere karnivore Säugetiere auch –
nicht ungehemmt in ihrer Anzahl zunehmen. Ein Wolfs-
paar widmet sich nur im eigenen Territorium der Jungen-
aufzucht; die Jungtiere werden spätestens mit zwei Jahren
nicht mehr geduldet und wandern aus dem Revier ab. Diese
Abwanderung führt nicht in jedem Fall zur Neugründung
eines eigenen Familienverbandes an anderer Stelle: Nicht
wenige Tiere kommen ums Leben, bevor es ihnen gelingt,
einen Fortpanzungspartner und ein geeignetes Territo-
rium zur Familiengründung zu nden. Die Ursachen sind
vielfältig – Parasiten, Krankheiten, aber auch Verletzungen
durch Territorialkämpfe sorgen schon von Geburt an für
ständige Verluste, auch der Straßenverkehr ist ein nicht zu
unterschätzender „Regulator“. Alle diese Faktoren führen
letztlich dazu, dass der Wolfsbestand in seiner Ausgangs-
region auf natürliche Weise stabil bleibt. Der Nachkom-
menszuwachs führt hingegen langfristig zur Erschließung
weiterer Territorien und damit einem weiteren Verbrei-
tungsgebiet. Somit wird bei steigender Population zwar die
Anzahl der Rudel zunehmen, bis die ökologische Tragfähig-
keit der Landschaft erreicht ist – die Zahl der Einzeltiere im
jeweiligen Gebiet wird sich aber nicht über die Rudelstärke
(ca. 8 Tiere auf 250 qkm) hinaus vermehren.
Spuren von Wölfen des Daubaner Rudels in der Lausitz.
7
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Pyrenäen-Berghund in der Lausitz
Regulierung durch Bejagung
Immer wieder wird die Aufnahme des Wolfes in das
Jagdrecht und damit letztlich auch die Bejagung der
Tiere gefordert. Damit wird die Erwartung verbunden,
durch eine kleinere Zahl von Wölfen würden keine Kon-
ikte mit Nutztieren entstehen. Aktuelle Studien zeigen
allerdings, dass dieser einfache Schluss in der Realität
nicht zutrifft.
Herdenschutz:
Auch wenn einzelne Wölfe aus einem Rudel erlegt
werden, sind Herdenschutzmaßnahmen dadurch
nicht überüssig. Durch die Entnahme einzelner
Tiere eines Rudels wird dessen Struktur womöglich
geschwächt. Das Rudel durchläuft nun eine neue
Lernphase und versucht mitunter, neue Nahrungs-
quellen zu nutzen. In solchen Phasen können
vermehrt auch wieder Nutztierbestände als Beute
„getestet“ werden. Somit ist die Jagd auf Wölfe
keine Maßnahme, um Nutztiere vor Übergriffen zu
schützen (vgl. WieLgus & PeebLes 2014).
Schutzjagd:
Von gesunden Wölfen geht in der Regel keine
Gefahr für den Menschen aus. In Europa hat es in
den letzten 50 Jahren nur sehr wenige Angriffe
auf Menschen gegeben, sie sind aber prinzipi-
ell möglich (Ursachen siehe oben: Habituation
oder Krankheiten) (nina 2002). Dass Wölfe den
Menschen dabei als Beute ansehen, ist allerdings
nicht bekannt. Die Notwendigkeit einer Schutz-
jagd zur Sicherheit des Menschen lässt sich daher
nicht ableiten. Auch in Staaten ohne Wolfsjagd,
wie beispielsweise Italien, wurde bisher niemals
beobachtet, dass sich Wölfe für Menschen als Beute
interessieren würden.
Wildbestände:
Die Dichte von Reh-, Rot- und Schwarzwild etc.
richtet sich insbesondere nach dem zur Verfügung
stehenden Nahrungsangebot. Seit den 1930er
Jahren hat sich dieses offenkundig sehr positiv
für die Wildbestände entwickelt; das zeigt sich in
ständig steigenden Jahresstrecken1 (DJV 2015). Der
Wolf nutzt in der Lausitz pro 100 Hektar und Jahr
je Rudel Wild von der Masse zweier Rehe (Wotschi-
KoWsKy 2006). In allen deutschen Wolfsrevieren
wird ununterbrochen durch Menschen die Jagd aus-
geübt. Wölfe nutzen also nur einen Bruchteil des
vorhandenen Wildbestandes. Die Angst, dass Wölfe
die Wildbestände übermäßig dezimieren würden,
ist daher unbegründet.
1 Strecke: Anzahl durch Jagd erlegter Tiere
Wolfsfreie Gebiete
Die Forderung nach fest denierten Gebieten, die wolfs-
frei bleiben sollen, lässt sich rein rechtlich aufgrund
der hohen Hürden, die die europäische Fauna-Flora-
Habitat-Richtlinie aufstellt, derzeit in Deutschland
nicht umsetzen. Sie hätte auch keine praktische Wir-
kung zum Schutz von Nutztieren: Durch den großen
Aktionsradius könnten ständig Wölfe aus benachbarten
Wolfsgebieten alle Weiden in wolfsfreien Gebieten er-
reichen. Die Notwendigkeit des Herdenschutzes bliebe
ächendeckend bestehen. Auch zufällige Wolfsbegeg-
nungen beim Ausreiten könnten nicht ausgeschlossen
werden.
Rechtliche Situation –
Schutzstatus des Wolfes
Der Wolf ist durch internationale und nationale
Gesetze streng geschützt. In der Europäischen Union
unterliegt er den Anhängen II, IV und V der Fauna-
Flora-Habitat-Richtlinie sowie der Berner Konvention.
Auf Bundesebene ist der Wolf durch das Bundesna-
turschutzgesetz streng geschützt. Er hat damit den
höchstmöglichen Schutzstatus. Nicht nur das Töten,
auch das Beunruhigen und Nachstellen von Wölfen ist
deshalb gesetzeswidrig. Eine Entnahme einzelner Tiere
ist nur in Einzelfällen durch Anordnung der zuständi-
gen Naturschutzbehörde im Rahmen einer Ausnahme-
genehmigung möglich.
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Die Sonderstellung des Pferdes
Unter den Nutztierhaltern gibt es zahlreiche parallele
Interessen und Betroffenheiten. So haben sich Vertreter
der jeweiligen Verbände zu einer Arbeitsgemeinschaft zu-
sammengefunden, um ihren Anliegen durch gemeinsame
Vorgehensweise mehr Gehör zu verschaffen.
Aus allen Gesprächen und Informationen geht hervor, dass
Pferde in der Entwicklung der Wolfsdebatte und den damit
verbundenen Diskussionen eine Sonderstellung einneh-
men. Sie haben eine andere wirtschaftliche und gesell-
schaftliche Bedeutung und ihr Verhältnis zum Wolf birgt
noch jede Menge unbeantworteter Fragen.
Gerade auch in den sogenannten Förderrichtlinien Wolf,
die Billigkeitsleistungen bei Nutztierrissen und Schutzmaß-
nahmen in den einzelnen Bundesländern denieren, wird
deutlich, dass die Sorgen der Pferdehalter mit denen der
Schaf-, Ziegen-, Rinder- und Gatterwildhalter nicht direkt
vergleichbar sind. So sind bei den Billigkeitsleistungen
Schadensbewertungen und Schutzmaßnahmen für Pferde
nicht ausdrücklich festgelegt. Das liegt an fehlenden Er-
fahrungswerten und an den Besonderheiten der Weidehal-
tung, wo „pferdegerecht“ und „wolfssicher“ bislang nicht
in Einklang gebracht werden konnten. Darauf wird im
Folgenden noch näher eingegangen. Die vom Niedersäch-
sischen Umweltministerium geäußerte Hoffnung, dass es
nicht zu den befürchteten Schadensszenarien kommt, soll
nicht von der Notwendigkeit ablenken, für Eventualfälle
gerüstet zu sein und gewisse Absicherungsmöglichkeiten
zu kennen.
Stand 2015 ist also weiterhin: Schäden an Pferden sind bis-
her nicht gesichert oder amtlich bestätigt, dem Niedersäch-
sischen Umweltministerium gegenüber wurde eine Anpas-
sung der Förderrichtlinie hinsichtlich Schutzmaßnahmen
angemahnt und die Einbeziehung von Pferdewissen in die
Schulung der Wolfsberater dringend empfohlen.
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Ergebnisse
Literaturrecherche zum Thema
„Pferd und Wolf international“
Eine Übersicht über die recherchierten Literaturangaben ndet
sich im Anhang (Tab. 1)
Die Literaturrecherche zu dokumentierten Rissen von
Pferden durch Wölfe in anderen Ländern zeigt, dass die
Datengrundlage, die für eine solide Bewertung der Situati-
on nötig wäre, nur unvollständig vorliegt. Nicht alle Länder
dokumentieren Nutztierrisse überhaupt und wenn doch, so
werden prioritär die häuger vorkommenden Schäden an
Schafen und Ziegen erfasst. Pferde stellen auf internationa-
ler Ebene im Beutespektrum vieler Wölfe eine Ausnahme
dar und kommen deshalb nur sporadisch in den Statistiken
vor und sind ebenso selten Gegenstand wissenschaftlicher
Untersuchungen.
Die Dokumentation von Nutztierrissen und im Speziel-
len von Pferderissen ist dabei sowohl räumlich als auch
zeitlich oft lückenhaft. Eine Vergleichbarkeit der Länder
und der Studien untereinander ist nur bedingt vorhanden,
da einmal ein ganzes Land, ein anderes Mal nur ein kleines
Gebiet im Fokus der Betrachtung steht. Ebenso werden ent-
weder Einzelfälle beschrieben oder aber lange Zeitspannen
mit mehreren Ereignissen zusammengefasst. Die vorliegen-
den Zahlen wurden teilweise durch Befragung der lokalen
Bevölkerung sowie durch Analyse von Kotproben generiert
oder aber es handelt sich um Zahlen, die im Rahmen
nationaler Entschädigungsprogramme oder Rissstatistiken
erfasst wurden, weshalb es häug Diskrepanzen zwischen
den Daten aus verschiedenen Quellen gibt (Vos 2000).
Entsprechend unterschiedlich sollte auch deren Validität
bewertet werden.
Die vorhandenen Werte sind häug aggregiert. So wird in
verschiedenen Untersuchungen für Pferde, Esel und Maul-
tiere sowie für Pferde und Rinder nur ein gemeinsamer
Wert angegeben, weshalb eine genauere Differenzierung
häug nicht mehr möglich ist. Aggregierte Werte ndet
man zudem, wenn Risse, die durch andere Prädatoren ver-
ursacht wurden, zu den Wolfsrissen addiert werden.
In der Recherche wurden nur jene wissenschaftlichen
Artikel berücksichtigt, in denen im Kontext von Nutztier-
rissen in einem Gebiet auch explizit auf die Anwesenheit
von Pferden hingewiesen wurde, auch wenn diese selbst
keine Beute der Wölfe waren. Die Dunkelziffer an Fällen, in
denen Pferde im gleichen Gebiet wie von Wölfen gerissene
Nutztiere vorkommen, aber selbst nicht erbeutet werden,
wird sehr groß sein, da anzunehmen ist, dass die Autoren
prioritär über die zu Schaden gekommenen Tiere berichten
statt über nicht involvierte Tiere im Untersuchungsgebiet.
Die Anzahl der Fälle, in denen Pferde in der jeweiligen Re-
gion gehalten, aber nicht erbeutet wurden, wird durch die
gewählte Herangehensweise mit hoher Wahrscheinlichkeit
unterschätzt.
Aus den als verlässlich zu bewertenden Quellen (z. B. aus
Italien, Portugal, Polen und Spanien) lassen sich trotz aller
erwähnten Einschränkungen dennoch folgende Trends und
Schlussfolgerungen ableiten:
In Ländern, in denen Pferde und Wölfe sich einen
Lebensraum teilen, gehören Pferde in unterschiedlicher
Ausprägung durchaus auch zur Beute des Wolfes.
Der Anteil von Pferden an der Wolfsbeute bzw. die
Häugkeit von Rissen variiert zwischen den einzelnen
Ländern und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.
Auch wenn in einem Gebiet Schafe und Ziegen erbeutet
werden, reißen Wölfe nicht zwangsläufig auch die dort
gehaltenen Pferde (vgl. u. a. PouLLe et al. 1997).
Einzelne Wolfsrudel haben sich auf Pferde als Beutetie-
re spezialisiert und ihre Jagdweise an diese angepasst.
So berichten genoV & KostaVa (1993: 221) von bulgari-
schen Wölfen, die „bestrebt sind, die [Pferde] von der
Hauptherde zu trennen und zu eventuell vorhandenen
Felsen zu treiben. Beim Absturz […] fallen sie dann
leicht den Wölfen zum Opfer.“ Die Etablierung solcher
Verhaltensmuster sollte durch den frühzeitigen Einsatz
geeigneter Präventionsmaßnahmen verhindert werden.
Neben Pferden werden auch Esel und Maultiere, insbe-
sondere in südeuropäischen Ländern wie Griechenland,
Italien und Kroatien, von Wölfen erbeutet (Fico et al.
1993; hubeR 2012; iLioPouLos 2012). In der aktuellen Dis-
kussion über den potenziellen Einsatz und die Eignung
dieser Tiere als Schutz für Schafe oder Pferde sollte
dieser Umstand Beachtung nden.
Besonders in Gebieten im mediterranen Raum mit
niedriger Wolfsdichte kommen häug auch wildernde
Hunde als Verursacher von Rissen an Nutz- und Haustie-
ren in Frage (gonzaLez et al. 2012). Die Unterscheidung
zwischen Wolfs- und Hunderiss ist besonders dann nur
schwer möglich, wenn die anschließende genetische
Analyse einer DNA-Probe unter Laborbedingungen nicht
möglich ist. Es ist davon auszugehen, dass im Rahmen
von Entschädigungszahlungen als Wolfsrisse deklarierte
Schäden in einem im Nachhinein schwer abzuschätzen-
den Maße durch wildernde Hunde verursacht worden
sind.
10
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Die Unterscheidung von Riss und Fraß (z. B. von Totge-
burten/Kadavern) gestaltet sich besonders bei extensiver
Tierhaltung schwierig, weshalb auch hier der Anteil an
Rissen, vor allem im Rahmen von Entschädigungspro-
grammen, oft überschätzt wird.
Es zeigten sich unterschiedliche Haltungsformen und ande-
re Faktoren, die für die Häugkeit von Rissen mit verant-
wortlich sind.
Haltungsform der Pferde: Je „wilder“ und naturnaher
die Tiere gehalten werden, desto größer ist die Wahr-
scheinlichkeit eines Risses. Dies zeigt sich vor allem bei
den Galizischen Ponys in Spanien und den Przewalski-
pferden in der Mongolei. Erstere werden zur Land-
schaftspege eingesetzt und grasen und fohlen ganz-
jährig frei auf den Weiden ohne jeglichen Schutz. Sie
machen einen Anteil von bis zu 93 % an der Wolfs-
nahrung aus und sind damit die bedeutendste Nah-
rungsquelle für die Rudel im Untersuchungsgebiet im
Nordwesten von Spanien (LoPez-bao et al. 2013). Die
Przewalskipferde stammen aus einem Wiederansiede-
lungsprojekt, leben gemeinsam mit Hauspferden frei
und ungeschützt im Gebiet und ziehen ihre Jungtiere
groß, die entsprechend häug (siehe Tab. 1) von Wölfen
erbeutet werden (V. duyne et al. 2009).
Prävention durch den Halter: Je ungeschützter die
Tiere gehalten werden (ohne Zäune, Schutzhunde, Be-
wachung durch Menschen), desto größer ist die Gefähr-
dung der Tiere durch Wölfe. Pferde werden beispielswei-
se in China, Indien und Italien häug überproportional
zu ihrem Vorkommen erbeutet, da sie, anders als Schafe
und Ziegen, die gehütet oder nachts eingepfercht
werden, oft ungeschützt auf den Weiden grasen und
deshalb leicht zu erbeuten sind. Die Prädation ist hier
nicht abhängig vom zahlenmäßigen Vorkommen einer
Tierart, sondern von den Haltungsbedingungen und
den (nicht vorhandenen) Schutzmaßnahmen (Fico et al.
1993; namgaiL et al. 2007; Li et al. 2013). PataLano & LoVaRi
(1993) stellten in den Abruzzen (Italien) fest, dass die
dort übliche Praxis des Zusammenbindens der Gliedma-
ßen der Tiere durch den Halter die Präferenz der dort
lebenden Wölfe für diese Pferde erklärt. Die Maßnah-
me soll es dem Halter ermöglichen, die Pferde leichter
räumlich einzugrenzen, sie schränkt diese jedoch in ih-
rem Flucht- und Abwehrverhalten erheblich ein, sodass
sie eine leichte Beute für Wölfe darstellen.
Alter der Tiere: Fohlen und Jungtiere werden häuger
erbeutet als Alttiere. Fico et al. (1993) verzeichneten
einen Höhepunkt der Prädation im Mai, dem Monat, in
dem in ihrem Untersuchungsgebiet in Italien die meis-
ten Fohlen geboren wurden. 91,3 % der durch Wölfe
getöteten Equiden (inkl. Eseln und Maultieren) waren
Jungtiere. Auch in Litauen wurde Anfang des 20. Jahr-
hunderts dokumentiert, dass Jungtiere viel häuger als
Adulte gerissen wurden (eLisonas 1929; JaceVicius 1930).
Van duyne et al. (2009) geben an, dass in der Mongolei
5–15 der 30–40 insgesamt pro Jahr im Gebiet gebore-
nen Przewalskifohlen von Wölfen gerissen werden.
Aber auch junge Hengste, die von ihrer Familiengruppe
getrennt sind und deshalb unter einem hohen sozialen
Stress stehen, sind leichte Beute für die Wölfe (RobeRt et
al. 2005).
(Abwehr-)Verhalten der Pferde: RobeRt et al. (2005)
berichten, dass in der Mongolei wiederangesiedelte
Przewalskipferde zunächst häug von Wölfen gerissen
wurden, sie jedoch ihr Verhalten schnell an die Wolfsan-
griffe angepasst haben und sich verteidigen konnten.
Eine aktive Verteidigung gegenüber Prädatoren zeigen
auch Pferde im südöstlichen Frankreich, weshalb die
dort während der Weidesaison grasenden Tiere, anders
als die dort gehaltenen Schafe, nicht von Wölfen erbeu-
tet werden (PouLLe et al. 1997).
Verfügbarkeit wilder Beutetiere: Je offener die Land-
schaft ist und je weniger wilde Huftiere im Gebiet
vorhanden sind, desto höher ist der Anteil an Haus- und
Nutztieren an der Wolfsnahrung. Dies trifft gerade für
die südeuropäischen Länder wie Griechenland und Spa-
nien zu. Die Biotope weisen dort nur ein unzureichen-
des Nahrungsspektrum vor allem an wilden Huftieren
auf, sodass die Wölfe zu einem großen Anteil Nutztiere
erbeuten (iLioPouLos 2012; LoPez-bao et al. 2013). Im
Gegensatz dazu werden z.B. aus Polen, wo der Bestand
an wilder Wolfsbeute als hoch eingeschätzt wird, nur
wenige Risse an Pferden gemeldet (smietana & KLimeK
1993; JedRzeJeWsKi et al. 2000; noWaK & mystaJeK 2012);
weniger als die Hälfte der polnischen Wolfsrudel prädie-
ren überhaupt Haus- und Nutztiere (noWaK & mystaJeK
2012). Vor diesem Hintergrund empfehlen sidoRoVich et
al. (2003) zur Verhinderung solcher Mensch-Wolf-Kon-
ikte die Zahl wildlebender Huftiere in Wolfsgebieten
zu erhöhen.
Sonstige Umweltfaktoren: Eine hohe Mortalität der
Tiere durch Prädation kann durch das Wetter und
Krankheiten begünstigt werden (RobeRt et al. 2005).
Strenge Winter beispielsweise erleichtern den Wölfen
die Jagd, da eine dichte Schneedecke Pferde und andere
potenzielle Beutetiere an einer schnellen Flucht hindert,
während Beutegreifer durch diese Bedingungen bei der
Jagd weniger beeinträchtigt sind. Ebenso werden durch
Krankheiten oder Verletzungen bereits geschwächte
Tiere mit einer größeren Wahrscheinlichkeit von Raub-
tieren prädiert als gesunde Individuen.
11
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Schlussfolgerungen für
Deutschland und
Niedersachsen
Trotz einer kontinuierlichen Wolfsanwesenheit seit 2000 in
Deutschland und seit 2006 in Niedersachsen gab es bislang
(Stand August 2015) noch keinen verizierten Übergriff von
Wölfen auf Pferde (LJN 2015). Auch der mutmaßliche Riss
eines Isländerfohlens in Bispingen (Landkreis Heidekreis)
im Mai 2015 konnte durch eine DNA-Analyse nicht bestä-
tigt werden (MU 2015). Laut Angaben des LUPUS Instituts
in Sachsen gab es bislang noch keine Anfragen von Tierhal-
tern bezüglich einer befürchteten Gefährdung ihrer Pferde
durch die dort lebenden Wölfe (V. LudWig, pers. Mitteilung
v. 03.03.2015).
Die internationale Recherche hat ergeben, dass Pferde eine
potenzielle Beute für Wölfe darstellen können. Die Pfer-
dehaltung in Deutschland und speziell in Niedersachsen
ist mit der Haltungspraxis im Ausland jedoch nur einge-
schränkt vergleichbar. So werden Pferde in Niedersachsen
oft durch Zäune geschützt, ebenso stehen sie im Gegensatz
zu ihren freilebenden Artgenossen in Spanien oder der
Mongolei unter menschlicher Aufsicht und werden, wenn
nötig, medizinisch versorgt. Außerdem ist die Dichte an
wilder Beute in Form von Huftieren in Niedersachsen als
deutlich höher einzuschätzen, als dies im mediterranen
Raum der Fall ist. Alle diese Faktoren vermindern das
Risiko einer Prädation durch Wölfe. Ein Angriff, speziell
auf Fohlen und Jungtiere, kann, auch wenn die Wahr-
scheinlichkeit dafür als äußerst gering einzuschätzen ist,
dennoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Ergebnisse der Befragung
niedersächsischer Pferdehalter
Um einen umfassenden Überblick über die Einstellungen,
Erfahrungen und Ängste der Pferdehalter und -züchter vor
dem Hintergrund der Rückkehr der Wölfe nach Niedersach-
sen zu erhalten, wurden zunächst moderierte Gruppendis-
kussionen durchgeführt. Basierend auf diesen Ergebnissen
fand eine Online-Befragung statt.
Gruppendiskussionen
Für die Gruppendiskussionen im Winter 2014 wurde eine
gemischte und repräsentative Personengruppe, bestehend
aus Reitern, Pferdehaltern, -züchtern und -sportlern sowie
Betreibern von Reittourismusbetrieben, eingeladen und
zum Thema „Pferd und Wolf“ befragt.
Hierbei wurden unterschiedliche Einstellungen zum Wolf
deutlich, welche sich zwischen einer neutralen Haltung
und einer generellen Ablehnung einordnen lassen.
Die Mehrheit der Befragten akzeptierte die Anwesenheit
des Wolfes in Niedersachsen, sah jedoch auch ein mögli-
ches Koniktpotenzial bezüglich ihrer Tierhaltung und
befürchtete zukünftige Vorfälle. Andere bezweifelten die
Vereinbarkeit der heute dicht besiedelten Kulturlandschaft
in Niedersachsen mit den Lebensraumansprüchen der
Wölfe. Eine Minderheit lehnte die Anwesenheit der Wölfe
in Niedersachsen kategorisch ab.
Es gab große Vorbehalte und Misstrauen gegenüber politi-
schen Entscheidungsträgern, den Naturschutzverbänden
und dem derzeitigen Wolfsmanagement, insbesondere
gegenüber der Entschädigungspraxis. Unter vielen Pferde-
haltern herrschte ein Gefühl der Ohnmacht, resultierend
aus einer fehlenden Lobby und Mitsprache bei politischen
Entscheidungsprozessen. Manche sahen in der Befürwor-
tung der natürlichen Rückkehr der Wölfe gar ein politi-
sches Kalkül zur weiteren Auösung strukturschwacher
Landgebiete.
Zur Gefährdung ihrer Tiere befragt, äußerten die Pfer-
dehalter vielfältige Befürchtungen und betonten neben
dem nanziellen auch den ideellen Wert ihrer Tiere. Die
Verunsicherung war besonders bei den Themen Weidehal-
tung bei Wolfsanwesenheit und Ausritt im Gelände stark
ausgeprägt. Neben Problemen in der Ausbildung und im
alltäglichen Handling befürchteten die Pferdehalter, mehr
noch als direkte Angriffe durch Wölfe, Panikreaktionen
auf der Weide und bei Ausritten sowie Unfälle infolge eines
Ausbrechens der Tiere.
Potenzielle Schutzmaßnahmen wie eine wolfssichere
Zäunung, Herdenschutzhunde, Esel, Duftmarken und die
Vergrämung wurden von den Teilnehmern entweder als zu
zeit- oder zu kostenintensiv bewertet und daher abgelehnt.
12
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Die Gründung von Reservaten und wolfsfreien Zonen sowie
eine Änderung des Schutzstatus mit einer Aufnahme ins
Jagdrecht wurden hingegen von vielen Personen befürwor-
tet.
Online-Befragung
Basierend auf den Ergebnissen der Gruppendiskussionen,
wurde ein Online-Fragebogen entwickelt, um dessen Beant-
wortung während eines 17-tägigen Befragungszeitraums
im März und April 2015 gebeten wurde. Insgesamt wur-
den von etwa 1.700 begonnenen Befragungen rund 1.400
Fragebögen komplett beantwortet. Das große Interesse
am Thema spiegelt sich nicht nur in der hohen Quote der
beendeten Fragebögen, sondern auch in der großen Zahl an
Freitextkommentaren wider.
Der Fragebogen beinhaltete neben Fragen zur persönlichen
Situation der Befragten, zu ihrer Pferdehaltung, ihrem
Reitverhalten, ihrer Einstellung zu Präventionsmaßnah-
men und zur potenziellen Gefährdung sowie zu ihrer
Einstellung zum Wolf, auch Fragen zur eigenen Person wie
beispielsweise zum Alter, Geschlecht und Wohnsituation.
Zusätzlich wurden die Befragten gebeten, eine Selbstein-
schätzung ihres Wissensstands zum Wolf abzugeben.
Mit 73,2 % der Befragten beantworteten deutlich mehr
Frauen den Fragebogen als Männer, welche nur einen
Anteil von 25,2 % ausmachten. Das durchschnittliche Alter
der Befragten betrug 42 Jahre, die Spannbreite der angege-
benen Geburtsjahre reichte von 1935 bis 2005. Ein Großteil
der Pferdehalter lebte in einem Dorf, nur wenige kamen
aus dem städtischen Bereich. Im Durchschnitt gaben die
Pferdehalter an, ein mittelgroßes Wissen über Wölfe zu
besitzen und sich weitere Informationen zu Vorkommen,
Prävention und Ansprechpartnern zu wünschen.
Die Auswertung der Befragungsergebnisse ergab, dass
ein Großteil der Befragten Warmblüter oder Ponys als
Hobby zuhause hält. Die Gruppenhaltung auf der Weide
in Stallnähe stellte die häugste Haltungsform dar. Die
meisten Befragten gaben an, dass sie fünfmal in der Woche
reiten und einmal in der Woche allein oder in der Gruppe
im Gelände ausreiten. Ein Schutz der Pferde vor Wölfen
wurde von den meisten Befragten als notwendig bewertet,
jedoch gaben die meisten an, keine Maßnahmen zu ergrei-
fen. Das Risiko von Verletzungen auf der Weide wird höher
eingeschätzt als das auf Ausritten. Die Befragten sehen
besonders für Fohlen, kleine Ponyrassen und Gnadenbrot-
pferde eine Gefahr durch Wölfe.
Ein Großteil stimmte dem Abschuss nach dem Erreichen
einer gewissen Bestandsdichte zu und hielt die Einrichtung
von Reservaten bzw. wolfsfreien Zonen für eine sinnvolle
Maßnahme. Im Fragebogen wurden die Befragten gebeten,
fünf potenzielle Präventionsmaßnahmen bezüglich ihrer
Effektivität und Durchführbarkeit zu beurteilen. Die
Effektivität von Elektrozäunen als Schutz für Pferde wurde
als mittelmäßig gut bewertet, die Durchführbarkeit dieser
Maßnahme jedoch als sehr gut. Bei Herdenschutzhunden
zeigte sich ein gegenteiliges Bild. Hier wurde die Effektivi-
tät zwar als sehr groß eingeschätzt, die Befragten sahen die
Durchführbarkeit aber sehr kritisch. Bei den Maßnahmen
Vergrämung, Anbringen von Duftmarken oder Einsatz von
Herdenschutzeseln zeigte sich eine starke Verunsicherung
bei den Teilnehmern, und viele gaben an, die Effektivität
und Durchführbarkeit nicht bewerten zu können. Die
Personen, die eine Bewertung abgegeben haben, beurteilten
beide Kriterien bei allen drei Maßnahmen ähnlich schlecht.
Das Thema „Wolf und Pferd“ polarisiert und wurde daher
innerhalb der Gruppe der Pferdehalter, -züchter und Reiter
sehr kontrovers diskutiert. Während etwa die Hälfte der
Befragten dem Wolf gegenüber positiv eingestellt war, ihn
als Bereicherung für die heimische Tierwelt empfand und
ihm eine wichtige Rolle im Ökosystem zuschrieb, sah die
andere Hälfte in der Rückkehr der Wölfe nach Niedersach-
sen keinen Zugewinn, sondern eine Bedrohung für die
Pferdehaltung und auch eine potenzielle Gefahr für den
Menschen.
In einigen Punkten waren sich die Befragten jedoch
unabhängig von ihrer Einstellung zum Wolf einig: Ihrer
Meinung nach fehlt es den Politikern an Wissen über die
landwirtschaftliche Praxis, und die Menschen aus der Stadt
hätten den Bezug zum Landleben verloren. Den Aussagen,
dass das Land Niedersachsen Entschädigungszahlungen
leisten müsse und das derzeitige Wolfsmanagement in Nie-
dersachsen nicht ausreichend sei, wurde ebenfalls größten-
teils zugestimmt.
Wölfe durchstreifen früh morgens das Teichgebiet bei Niederspree
südlich der Muskauer Heide in der sächsischen Lausitz.
13
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Erfahrungen aus Sachsen
Einschätzungen des Kontaktbüros „Wolfsregion
Lausitz“
Vanessa Ludwig, die seit fünf Jahren das Kontaktbüro
Wolfsregion Lausitz“ in Sachsen leitet, ist mit der Proble-
matik Pferd und Wolf bisher nicht konfrontiert gewesen.
Obwohl Sachsen das am längsten besiedelte und das größte
zusammenhängende Wolfsgebiet beherbergt (2000 das
erste Rudel, 2014: zehn Wolfsfamilien auf etwa 4.500 Qua-
dratkilometern), spielt der Wolf für die Pferdehaltung in
der alltäglichen Beratungspraxis keine Rolle. Das Kontakt-
büro ist von Seiten der Landesbehörden als ofzielle Infor-
mationsstelle zum Thema Wolf für Bevölkerung, Medien
und Behörden geschaffen worden und ist somit auch die
erste Anlaufstelle für Betroffene und besorgte Bürger. In
der Beratungspraxis geht es meist um Schafe, auch Ziegen
und Gatterwild, gelegentlich auch Kälber, aber nicht um
Pferde. Obwohl in Sachsen deutlich weniger Pferde leben
als in Niedersachsen, sind es seit der Rückkehr der Wölfe
im Schnitt doch über 12.000 Tiere, darunter ein großer Teil
Ponys und Kleinpferde.
Einschätzungen sächsischer Pferdehalter
Den Wolf kennt Mario Stenske schon lange. Stenske
betreibt mitten im Wolfsgebiet auf 1.000 ha ehemaliger Ta-
gebauächen mit der Landschafts-, Nutz- und Wildtierpe-
ge GmbH sowohl Nutztierhaltung (150 Mutterschafe und
Rinderhaltung) als auch den Reiterhof mit dem passenden
Namen „Terra Nova“, auf dem über 40 eigene und Pensions-
pferde untergebracht sind und der Reitunterricht für Jung
und Alt anbietet. Seinen ersten Wolf hat er 1999 gesehen,
als er ihn dabei überraschte, wie der Wolf in einer Gruppe
Schafe gerade ein Lamm gerissen hatte. Das kam immer
wieder einmal vor, bis der Betrieb sich auf den Wolf einge-
stellt hatte. Seitdem kam es zu keinen Verlusten mehr, wie
sein Schäfermeister erzählt: „Der Wolf kontrolliert mich
jede Nacht, ob ich meine Arbeit gut gemacht habe.“ Mit
den Pferden gab es noch nie Probleme, obwohl der Wolf
schon auf der Weide beobachtet wurde. Die Pferdewirtin
und Reitlehrerin Anke Meyer erinnert sich: „Das Kuriose
ist, dass der Wolf getrabt ist und die Pferde nicht aus den
Augen gelassen hat. Der ist schief gelaufen, nur damit er
die Pferde nicht aus den Augen lassen musste. Die Pferde
haben sich nicht einmal bewegt. Die haben geguckt und
der ist dann wieder durch den Zaun durch und weg war
er“. Die gemischte Pferdegruppe verbleibt in Robusthaltung
das ganze Jahr auf der Weide, die Ponys fohlen auch drau-
ßen. Auch direkt am Hof war der Wolf schon. Anke Meyer:
„Den Wolf hätte ich nicht gesehen, wenn die Pferde den
nicht gewittert hätten.“ Keine Panik, kein Stress, stattdes-
sen „haben die den einfach nicht aus den Augen gelassen
und sind relativ still verharrt. Und nach zehn Minuten ist
der Wolf ganz tiefenentspannt der Länge nach den Damm
langgetrabt und dann haben ihn alle beobachtet, wie er da
langgetrabt ist, und dann sind die Pferde fressen gegan-
gen.“ Und wie ist es mit den Eltern, die ihre Kinder zum
Ferienreiten anmelden? Da gibt es schon mal Nachfragen,
aber keine Angst. Das Angebot für den Sommer 2015 war
ausgebucht.
Ausreiten in Wolfsgebieten
Ob Pro- oder Freizeitreiter: Eines liegt den meisten pferde-
begeisterten Menschen besonders am Herzen – das Ausrei-
ten in freier Natur.
Seit der Rückkehr des Wolfes nach Deutschland fragen sich
viele Reiter, ob eben diese Ritte durch Wald und Wiesen
auch in Zukunft möglich sind. Gerade in Gebieten wie der
Lüneburger Heide ist die Geländereiterei ein wichtiger
Bestandteil des Tourismus. Und dass das auch so bleiben
kann, zeigt ein Blick in den Osten Deutschlands. Laut
Auskunft des Kontaktbüros Wolfsregion Lausitz hat der
Tourismus dort durch die Rückkehr des Wolfes sogar einen
Aufschwung genommen. Außer Wolfswanderwegen gibt es
dort auch Reitwege, die durch die Wolfsterritorien führen.
Wie nehmen Wölfe Pferd und Reiter wahr?
Zunächst überdeckt für Wildtiere das Erscheinungsbild
des Pferdes den Reiter. Erst wenn menschliche Witte-
rung aufgenommen wird, nehmen somit Wölfe auch den
Menschen war. Daher hat man beim Ausreiten viel eher
die Gelegenheit, Wildtiere zu beobachten, ohne dass diese
gleich üchten.
Wölfe reagieren auf Pferde unaufgeregt, solange sie den
Reiter nicht wittern. Steigt ihnen der Geruch von Men-
schen in die Nase, ziehen sie sich im Allgemeinen zurück.
Die allgemeine Vorstellung, dass Pferde, sobald sie den Ge-
ruch von Wölfen wahrnehmen, in Panik geraten und üch-
ten, ist nirgendwo wissenschaftlich bestätigt. Jeder Reiter
hat schon die Erfahrung gemacht, dass sein Pferd plötzlich
scheut, wenn in der Umgebung etwas raschelt oder sich
bewegt. Für Pferde ist es sehr wichtig, dass sie Geräusche
visuell einordnen können, d.h., wenn sie etwas hören, was
sie nicht sehen können, werden sie eher unruhig (siehe
auch Verhalten von Pferden bei Wolfswahrnehmung).
Reiter und Kutschenfahrer haben auch die Befürchtungen,
Wölfe könnten sich im Gebüsch an Pferde heranschleichen
und damit eine Panik auslösen. Solche Fälle konnten in der
Recherche nicht bestätigt werden. Natürlich kann nie aus-
geschlossen werden, dass z.B.: ein schlafender Wolf durch
ein Pferd aufgeschreckt wird – eine solche Gefahr besteht
jedoch auch bei jedem anderen frei lebenden Wildtier.
In Deutschland gibt es derzeit (2015) ein einziges Rudel,
in dem sich einige Tiere anders verhalten, sodass es häu-
ger zu Nahbegegnungen gekommen ist. Die Tiere dieser
Wolfsfamilie werden als habituiert angesehen. D.h., durch
einen äußeren Reiz hat sich das Verhalten verändert. Der-
zeit (Stand August 2015) wird eine künstliche Futterquelle
14
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Verhalten von Pferden bei
Wolfswahrnehmung
Viele Pferdekenner befürchten eine panikartige Reaktion
ihrer Tiere, wenn diese auf einen oder mehrere Wölfe
treffen. Dabei wird gerade dem Geruch viel Bedeutung
beigemessen: Die Annahme ist, dass Pferde bei Wolfsge-
ruch scheuen und ausbrechen bzw. durchgehen könnten.
Hierzu gibt es bereits klärende Fakten, eine weitere genaue
Untersuchung ist aber wünschenswert und von unserem
Arbeitskreis auch vorgesehen. In Dänemark vorgenomme-
ne Versuche (chRistensen et aL. 2008) haben gezeigt, dass
Pferde auf den Geruch von Wolfsurin oder -haaren hin kei-
ne Panik zeigen, sie nehmen den Geruch wahr, aber selbst
physiologische Reaktionen wie Herzfrequenz und Blut-
druck verändern sich nicht signikant. Ähnliche Einschät-
zungen geben auch Pferdespezialisten unter den Verhal-
tensforschern der Tierärztlichen Hochschule Hannover ab
(bohnet 2015, pers. comm.). Sie weisen aber ausdrücklich
auf die Bedeutung der Weidebegrenzung als Ausbruchssi-
cherung hin (vgl. Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehal-
tung unter Tierschutzgesichtspunkten des BMELV).
Sollten sich Wölfe dennoch einer Reiter-
gruppe nähern, empehlt der Arbeitskreis
Pferd und Wolf Folgendes zu beachten:
Keinesfalls uchtartig davongaloppieren, sondern
Ruhe bewahren.
Die Pferde nebeneinander (als Einzelreiter auch
allein) den Wölfen zugewandt aufstellen, damit die
Pferde die Wölfe sehen können.
Um die Pferde nicht zu beunruhigen, keinesfalls in
die Hände klatschen oder mit den Armen fuchteln,
sondern darauf achten, dass die Pferde ruhig an den
Hilfen2 stehen. Natürlich kann man laut rufen.
Sollten die Wölfe sich nicht gleich entfernen, sollte
man im Schritt langsam auf die Wölfe zu- oder an
ihnen vorbeireiten. Dabei muss natürlich Platz vor-
handen sein, damit die Wölfe ausweichen können.
Wenn man bemerkt, dass die Wölfe den Reitern
folgen, sollte man sich sofort in oben beschriebener
Weise den Tieren wieder entschlossen zuwenden.
Dabei ist es wichtig, auf die Situation angemessen zu
reagieren, d.h. durch entschlossenes Vorwärtsreiten
auf die Wölfe zu zum Ausdruck zu bringen, dass
man nicht bereit ist, diese Nähe zu tolerieren. Aber
es ist ebenso wichtig, sofort durchzuparieren und
anzuhalten, wenn die Wölfe zurückweichen.
Auf keinen Fall sollte man den Wölfen folgen oder
hinterherreiten, um z.B. Fotos der Tiere zu machen.
Wölfe sind wie alle Wildtiere, wenn sie in die Enge
gedrängt werden, zur Verteidigung bereit. Außer-
dem stehen Wölfe in Europa unter strengem Schutz
und es ist verboten, den Tieren nachzustellen.
Nimmt man seinen Hund mit auf den Ausritt, gilt
es zu beachten, dass Wölfe Hunde als Konkurrenten
in ihrem Territorium betrachten. Hunde sollten des-
halb in Wolfsgebieten angeleint sein und am Pferd
und am Menschen bleiben.
2 Hilfen: Befehle des Reiters durch Schenkel-, Gewichts-
und Zügelbewegungen
Fazit:
Die Reitwege in der Lausitz werden seit Jahren häufig und
ohne Zwischenfälle genutzt. Auch in Niedersachsen sind
bei Ausritten in der Lüneburger Heide auf Reitwegen neben
Huf- und Hundespuren auch Wolfsspuren zu nden. Trotz-
dem ist die Anwesenheit des Wolfes kein Grund, auf die
geliebten Ausritte zu verzichten.
als eine mögliche Ursache betrachtet. Das entsprechende
Wolfsrudel wird im Rahmen des Wolfsmanagements inten-
siver überwacht.
15
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Sichere Zäune für Pferde-
weiden
Die Rückkehr der großen Beutegreifer stellt alle Weide-
tierhalter vor große Herausforderungen beim Schutz ihrer
Tiere. Deshalb ist ein nach guter fachlicher Praxis erbauter
hütesicherer Zaun die unabdingbare Grundlage zur Verhin-
derung von Übergriffen auf Pferde.
Wolfssichere Zäunung:
Weidezäune haben die Funktion, Nutztiere am Ausbrechen
zu hindern. Für den Herdenschutz müssen Zäune nun eine
zweite Funktion übernehmen: Sie sollen auch nach außen
wirken, also ein Eindringen verhindern. In den meisten
Fällen ist es nicht notwendig, vollständig neue Zäune anzu-
schaffen, sondern es reicht, die bestehenden Zaunsysteme
sinnvoll anzupassen.
Die Basis eines wirkungsvollen Herdenschutzes ist ein
sorgfältig ausgeführter Zaunbau. Er stellt nicht nur die
vorgeschriebene Hütesicherheit her, sondern erleichtert die
Ausführung von technischen Herdenschutzmaßnahmen.
Pferdeweiden sind meist mit stationären, festen Zäunen
gesichert, da die Rahmenbedingungen wie Zufahrt zur
Fläche, Bodenrelief und -beschaffenheit über einen langen
Zeitraum gleich bleiben. Der Pferdehalter muss sich im
Allgemeinen nicht, anders als z.B. ein Schäfer in der Land-
schaftspege, ständig neuen Herausforderungen stellen.
Der Wolf versucht jede Art von Zaun in erster Linie durch
Untergraben, sehr selten durch Überspringen oder Über-
klettern zu überwinden. Deshalb ist es wichtig, die Lücke
zwischen der untersten Querverbindung des Zaunes und
dem Boden zu schließen, indem ein Unterwühlschutz ange-
bracht wird. Dabei ist es unerheblich, welches Material ver-
baut wurde oder ob es sich bereits um einen Elektrozaun
Die Glattdrahtlitzen schließen die Lücke zum Boden
(nach: aid – Sichere Weidezäune, 2013)
120 – 140 cm
70 – 100 cm
45 – 60 cm
Pferde fressen auch direkt am Zaun, daher sollte der Unterwühlschutz wann immer möglich außen angebracht werden.

PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
handelt oder nicht. Die einfachste, schnellste und sicherste
Variante ist das Anbringen von ein oder zwei von außen
an den Pfählen mit Isolatoren gehalterten, 2 mm starken
Glattdrahtlitzen. Die Isolatoren sollten zum Pfahl einen
Abstand von 15 cm haben, die unterste Glattdrahtlitze
einen Abstand zum Boden von höchstens 20 cm. Kurz über
der ersten Litze kann optional noch eine weitere in gleicher
Ausführung angebracht werden. Der von außen angebrach-
te Schutz hat den Vorteil, dass der Wolf auf Abstand zum
eigentlichen Zaun gehalten und so eine Nahbegegnung
zwischen Pferd und Wolf vermieden wird.
Sollten die Litzen aufgrund von Eigentumsverhältnissen
oder der Bewuchssituation, z.B. starker Verbuschung, am
Zaun nicht außen angebracht werden können, so gibt es
auch die Möglichkeit, diese innen zu montieren, aller-
dings ohne Abstandshalter, um nicht die Hufe und Beine
der Pferde zu gefährden. Hier kommt ein herkömmlicher
Drahtisolator zum Einsatz. Wichtig ist in jedem Fall, die
Lücke zwischen der ersten Querverbindung und dem
Boden nachhaltig zu schließen. Die Glattdrahtlitze muss
an einer eigenen Spannungsquelle angeschlossen sein, die
eine Stromversorgung von 2.500 V auf der gesamten Länge
garantiert. Wichtig auch hier: gute Erdung der Spannungs-
quelle bei mobilen Geräten sowie die Niedrighaltung des
Bewuchses.
Bei Elektrozäunen wird die Lücke durch das Leitermaterial,
welches sowieso bereits verwendet wird, geschlossen.
Eine tägliche Kontrolle der Spannung und der Unversehrt-
heit der verbauten Komponenten sowie eine Protokollie-
rung in einem Zaunbuch sind für den verantwortungsvol-
len Pferdehalter eine Selbstverständlichkeit.
Herdenschutzhunde im Schutzdiensteinsatz
Alternative Herdenschutz-
maßnahmen
Herdenschutzhunde:
Um den Herdenschutz noch weiter zu erhöhen, greifen
immer mehr Schäfer in Wolfsgebieten mit großem Erfolg
auf sogenannte Herdenschutzhunde zurück.
Diese Hunde haben, im Gegensatz zu den Hütehunden,
einzig die Aufgabe, die ihnen anvertrauten Schafe gegen
Übergriffe von Beutegreifern zu schützen. Der Einsatz
solcher Hunde ist bei Pferdehaltern in Deutschland nahezu
unbekannt. Somit lassen sich zurzeit noch keine belastba-
ren Aussagen über Praktikabilität und Effektivität ihres
Einsatzes bei Pferden treffen.
Esel:
Einige Schafhalter in Deutschland, für die aus den verschie-
densten Gründen der Einsatz von Herdenschutzhunden
nicht infrage kommt, setzen versuchsweise Esel in ihren
Herden ein. Damit betreten sie Neuland, denn in Ländern
mit traditioneller Schafhaltung in Nachbarschaft zu Wöl-
fen werden Esel generell nicht als Schutztiere eingesetzt.
Wer sich mit dem Gedanken trägt, Esel zum Schutz seiner
Pferde einzusetzen, sollte alle relevanten tierschutzrechtli-
chen Aspekte beachten.
Erfahrungen mit Eseln als Schutztieren für Pferdehal-
tungen gibt es, ähnlich wie mit Herdenschutzhunden, bis-
lang kaum. Wissenschaftlich begleitete Projekte beziehen
sich ausschließlich auf Schafe während der Sömmerung in
den Schweizer Alpen, mit mäßigem Erfolg.
Esel eignen sich nur zum Schutz kleiner Herden und auf
übersichtlichem Gelände. Gegen Angriffe mehrerer Wölfe
sind auch sie machtlos. Eselrufe sind sehr laut, sodass sie
in der Nähe menschlicher Behausungen als sehr störend
empfunden werden können. Auf Standweiden wird die
Grasnarbe durch die Eselhufe schneller zerstört und
feuchte Wiesen verursachen Huffäule. Bedingt durch die
hohe Lebenserwartung von bis zu 40 Jahren, bindet sich
der Pferdehalter sehr langfristig an das Tier und auch an
die entstehenden Kosten. Die Entscheidung für einen Esel
muss also sehr sorgfältig und verantwortungsbewusst
getroffen werden, im Zweifelsfall sollte auf seine Anschaf-
fung verzichtet werden.
17
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Ausblick
Da wir uns in Deutschland mitten in einem dynamischen
Prozess benden, wird der hier behandelte Teilaspekt
intensiv weiter verfolgt, damit Schlussfolgerungen gezogen
werden können. Es ist bekannt, dass noch zahlreiche Fra-
gen zu klären sind. Grundsätzlich soll eine sachlich geführ-
te Diskussion zu einem koniktfreien Miteinander führen.
Der Arbeitskreis wird sich z.B. an der Diskussion um die
Denition eines „auffälligen“ Wolfes beteiligen, wird
möglichst ausgedehnte Wildkamerabeobachtung betreiben,
weitere Studien zur Erlangung belastbarer Erkenntnisse
auf den Weg bringen und sich intensiv um Verbreitung von
Sachinformationen kümmern.
Der Arbeitskreis Pferd und Wolf hat sich zum Ziel gesetzt,
die aktuelle Entwicklung der Wolfsausbreitung genau zu
erfassen, zu begleiten und Perspektiven zu erarbeiten.
Hierzu gehören Erfahrungen, wissenschaftliche Studien
und deren Auswertungen sowie der intensive Dialog mit
Einzelpersonen und Institutionen oder Gruppierungen.
In der gesamten Auseinandersetzung ist der Arbeitskreis
spezialisiert auf das Thema „Pferd und Wolf“ und berück-
sichtigt dabei sowohl allgemeine Erkenntnisse des Wildtier-
managements als auch die Erfahrungen aller Nutztierhal-
ter.

PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Quellenangaben
Alvares, F.; Pereira, E. & Petrucci-Fonseca, F. (2000): O Lobo no Parque internacional Gerês-Xurés. Situação populacional,
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20
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Anhang
Tab. 1: Zusammenstellung der Ergebnisse der Literaturrecherche zum Themenfeld Pferd und Wolf auf internationaler Ebene in alpha-
betischer Reihenfolge.

erwähnt wurden. Artikel, in denen zwar Nutztierrisse im Untersuchungsgebiet beschrieben wurden, jedoch Pferde unerwähnt bleiben, wurden nicht
mit einbezogen.
Art der Datenerhebung: A = Daten aus Rissstatistiken, B = Befragung der Bevölkerung, CD = Sonstiges
Land
Anzahl
Pferderisse/
Nahrungs-
anteil [%]
Zeitraum/
Tageszeit/
Jahreszeit Rasse
Alter/
Geschlecht Haltung Schutz
Wildtier-
dichte
Art der Datenerhebung
/ Quelle
Albanien 40  k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. B
et al.
Bulgarien
  k. A. k. A. Weide k. A. k. A. A

14

tagsüber
Sommer und
Herbst
k. A. k. A.
Herbst–Früh-
ling am Ort,
Winter im
Stall, Som-
mer u. Herbst
auf Weide
k. A. niedrig B + C

123  k. A. Adult und
Fohlen k. A. k. A. k. A.
D

(2014)
China 31 2010–2011 k. A.
3 Hengste,
21 Stuten,
7 Fohlen
frei im Wald
und auf
Weide
keiner k. A. A
 et al. (2013)
Finnland 
(inkl. Rinder) 2007–2011 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. A

Frankreich keine  k. A. k. A. als Herde auf
Bergweide
keiner, adulte
Tiere vertei-
digen Fohlen
gegenüber
Prädatoren
hoch C

Griechenland
2000 (inkl.
Esel und
Maultiere)
 k. A. k. A. k. A. k. A. niedrig A
 (2012)
Indien
21 2001–2003 k. A. k. A. frei auf Weide keiner niedrig B
 et al. (2007)
2 k. A. k. A. frei auf Weide k. A. k. A.
B
et al.
(2013)
Italien

Esel und
Maultiere)

höchste
Prädation im
Mai
k. A.

geborene,

frei auf
Weiden in
Gebirgsregi-
on von April
bis Oktober
vorgeschrie-
ben, wird
aus ökonom.
Gründen
meist nicht
praktiziert
hoch A

3 k. A. Fohlen
ca. 200 Tiere
frei auf Berg-
weiden
keiner hoch B + C

0,4 % (inkl.
Rinder) in
Ges.-Probe
 k. A. k. A. k. A.
Schutzhunde
und nächtl.
Aufstallen
hoch C

Kirgisistan k. A.

Winter und
Frühling
nachts
k. A. k. A. auf der Weide im Winter
kein Schutz
im Winter
niedrig
C
et al.
(2013)
21
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Land
Anzahl
Pferderisse/
Nahrungs-
anteil [%]
Zeitraum/
Tageszeit/
Jahreszeit Rasse
Alter/
Geschlecht Haltung Schutz
Wildtier-
dichte
Art der Datenerhebung
/ Quelle
Kroatien  2011 k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. A
 (2012)
Litauen
  k. A. 17 Adulte
 k. A. k. A. k. A. B

50  k. A. 12 Adulte
 k. A. k. A. k. A. B

Mazedonien 77  k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. B

Mongolei

nachts Przewalski k. A. frei in Gruppe keiner k. A. C
 et al. (2005)
32 % Haus-,
1 % Przewal-
ski-pferde
(davon 5–15
der 30–40

2003–2005
Haus- und
Przewal-
ski-pferde
Adult und
bevorzugt
Fohlen

Unters.-zeit-
raum)
frei in Gruppe keiner niedrig C

Nepal
10 (inkl. Risse
d. andere
Prädatoren)
 k. A. k. A. frei keiner niedrig B + C

Polen
0,5 % der
Biomasse  k. A. k. A. k. A. k. A. hoch
C
i et al.
(2000)
Herbst 12 %,
Winter 13 %
d. Biomasse
(inkl. Rinder)


Winter u.a.
als Fleisch-
köder
k. A. k. A. im Winter im
Stall k. A. hoch
C


11 2011 k. A. k. A. k. A. k. A. hoch
A

(2012)
Portugal
  Garrano k. A. ganzjährig
frei keiner k. A. C
et al.
41,3 % 
v. a. nachts Garrano Adult und
Fohlen
ganzjährig
frei in den
Bergen
gering niedrig A + B + C
 (2000)
k. A. 2005–2007 k. A. k. A. frei in den
Bergen keiner k. A. C
 et al. (2010)
Rumänien 4 k. A. k. A. k. A. k. A. hoch A

Spanien 
Biomasse  Galizische
Ponys k. A. ganzjährig
frei in Gruppe keiner niedrig C
et al. (2013)
Türkei 
Biomasse 2013 k. A. k. A. k. A. k. A. niedrig C
et al. (2015)
Ungarn keine 2000–2005 k. A. k. A. ganzjährig
frei in Gruppe keiner hoch C
et al.
22
PFERD UND WOLF – WEGE ZUR KOEXISTENZ
Der Arbeitskreis Pferd und Wolf
Arbeitsgemeinscha Herdenschutzhunde e.V.
(www.ag-herdenschutzhunde.de)
Die Arbeitsgemeinschaft Herdenschutzhunde e.V. hat es sich zur Aufgabe ge-
macht, dass Herdenschutzhundewesen und deren Erhaltung in Deutschland zu
fördern, die Zucht von Herdenschutzhunden zu koordinieren, sowie als Partner
zum Thema Herdenschutzhunde gegenüber Interessenverbänden, Ministerien
und Behörden aufzutreten. Die Arbeitsgemeinschaft wird von Schäfern getra-
gen, sie geben ihr Inhalt und Struktur. Betreut werden Herdenschutzhunde, die
bei Weidetierhaltern zum Schutz ihrer Herden gehalten werden.
NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.:
Bundesverband und Landesverband Niedersachsen
(www.NABU.de )
Vielfältige Lebensräume und Arten, gute Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden –
dafür setzt sich der NABU ein. Mit mehr als 560.000 Mitgliedern und Förderern
ist er Deutschlands mitgliederstärkster Umweltverband. Neben Naturschutz vor
Ort sind auch Forschung, politisches Engagement, Umweltbildung und Öffent-
lichkeitsarbeit Bestandteil der NABU-Arbeit. Die Rückkehr der Wölfe begleitet
der NABU seit dem Jahr 2005 mit einer intensiven Umweltbildungsarbeit.
Pferdeland Niedersachsen GmbH
(www.pferde-land-niedersachsen.com)
Die Pferdeland Niedersachsen GmbH ist eine Bündelungsstruktur mit der
Aufgabe und dem Ziel, komplexe Fachfragen zu behandeln, Netzwerkbildung
zu betreiben, als Bindeglied von der „Pferdewelt“ zur Politik zu fungieren und
bei Projektinitiativen mitzuwirken. Die Gesellschafter sind die wichtigsten
Pferde-Sport und -Zuchtverbände Niedersachsens: Hannoveraner Verband e.V.,
Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes e.V., Pferdesportverband Hanno-
ver e.V., Pferdesportverband Weser-Ems e.V., Verband der Pony- und Kleinpferde-
züchter Hannover e.V., Pferdestammbuch Weser-Ems e.V.
Trakehner Verband, Zuchtbezirk Niedersachsen
(www.trakehner-verband.de)
Der Trakehner Verband ist die nationale und internationale Organisation der
Züchter und Besitzer von Trakehner Pferden, der mit 285 Jahren ältesten
Reitpferdezucht weltweit. Im Zuchtbezirk Niedersachsen, der aus den Bezirken
Nord-West/Bremen und Hannover besteht, sind alle Trakehner Züchter des Bun-
deslandes organisiert. Jeder Einzelne verfügt über einen umfangreichen Erfah-
rungs- und Wissensschatz über die Bedürfnisse und das Verhalten von Pferden.
Universität Hildesheim
(www.uni-hildesheim.de)
Mit gut 7.000 Studierenden, 90 Professuren und fast 500 Wissenschaftlern und
Wissenschaftlerinnen in vier Fachbereichen ist die Universität Hildesheim eine
erfolgreiche Proluniversität in Niedersachsen. Die Universität in Trägerschaft
einer Stiftung hat einen hohen Grad an Autonomie und bietet mit dem Bachelor
„Umweltsicherung“ und dem Master „Umwelt, Naturschutz, Nachhaltigkeitsbil-
dung“ zwei stark nachgefragte naturschutzfachliche Studiengänge an.
Mensch und Wolf teilen sich seit dem Jahr 2000 wieder einen
gemeinsamen Lebensraum in Deutschland. Die Rückkehr der
Wölfe stellt insbesondere Tierhalter vor neue Herausforderun-
gen. In Niedersachsen, dem „Pferdeland“, sehen sich insbe-
sondere Pferdehalter in einer neuen Situation. Im Arbeitskreis
„Pferd und Wolf“ haben sich daher Experten aus NABU (Na-
turschutzbund Deutschland e.V.), AG Herdenschutzhunde e.V.,
Pferdeland Niedersachsen GmbH und dem Trakehner Verband
mit Biologen und Wissenschalern der Universität Hildesheim
zusammengetan, um gemeinsam einen Beitrag für ein konik-
tarmes Miteinander von Pferd und Wolf zu leisten.
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Technical Report
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The present guideline for dealing with wolves (Canis lupus) in Germany was elaborated in the project “Scientific concept for a wolf management in Germany” initiated by the Federal Agency for Nature Conservation. It is supposed to be the scientific basis on which to develop a management plan for wolves in Germany, that has to be coordinated among and agreed on by the authorities and the interest groups. The first part of the manual contains background information concerning the status of wolves in Germany and Europe, as well as management approaches already applied. The second part presents in detail the scientific basis and recommendations for a wolf management in Germany. Currently reproducing wolves are restricted to North-Eastern Saxony, bordering Bran-denburg and Poland. The nearest larger wolf population is found in Eastern Poland. In the course of the project a human dimensions study was conducted, showing that the majority of Germans has a positive attitude towards wolves. However, a minority is strongly against wolves. Analysis of all articles published since 2001 in daily or weekly newspapers revealed, that the clear majority of articles had a neutral or positive tenor. The distribution of areas in Germany that resemble those that are inhabited by wolves today concerning habitat, overdevelopment and population density was analysed in a GIS study. Especially in the Northeast, the low mountain areas and the Southeast of Germany similar areas are widespread. Furthermore it was analysed for the whole country on district level which potential for conflicts has to be expected if wolves estab-lish themselves. In this respect the number of livestock and the way they are kept (if known) as well as the relative abundance of ungulates were compared for each district. The occurrence of wolves in the border area and even more the expected expansion of the strictly protected species, needs a coordinated approach of the states and nations involved. The goal envisaged by law is a viable German-Western Polish wolf population. The guideline recommends for Germany a pragmatic approach to reach this goal. Interference with the development of the population should be kept to a minimum. The wolf population should constantly be closely monitored by scientific standards. Conflicts that occur should be identified early on and minimized as much as possible. Of overall importance are the implementation of a nationwide coordinated concept for prevention and compensation of livestock damages, an intensive engagement in public relations and a close co-operation with the relevant interest groups. The manual analyses the complex and problematic issue of hunters, wolves and game species and recommends ways to minimize the conflicts. The question of public safety is thoroughly dealt with, the problem of possible hybridisation between wolves and dogs is discussed and recommendations are given for the handling of injured and dead wolves. Also aspects of keeping wolves and wolf-dog-hybrids in captivity are addressed. Last but not least, the guideline deals with the problem of illegal actions against wolves and stresses the need to push though the legal requirements. Concrete suggestions are given for the long-term organisation of monitoring and management of wolves in Germany, for international co-operation and applied research.
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Wolf Canis lupus relationships with wild ungulates, domestic animals and humans were studied in an area of ca 800 km(2) at the head of the Lovat River in northeastern Belarus during 1990-2000. The region was dominated by natural habitats (78%) consisting mainly of forests and bogs, but also lakes and rivers. The abundance of wild ungulates, such as moose Alces alces, wild boar Sus scrofa, and roe deer Capreolus capreolus, as censused by snow tracking and assessed by game wardens, declined 5 to 6-fold between 1990 and 1996, most probably due to uncontrolled exploitation and poaching. During 1997-2000, the numbers of ungulates began to recover. Wolves responded to the shortage of wild ungulates by a strong shift in feeding habits. When wild ungulates were numerous, wolf diet as studied by scat analysis was composed of wild ungulates (80-88% of consumed biomass), with small additions of medium- and small-sized wild animals (7-13%), mainly beaver Castor fiber and hare Lepus sp., and domestic animals (4-6%), mainly cattle. In the years when the recorded numbers of wild ungulates were at their lowest, wolves preyed on domestic animals (38% of biomass consumed), wild ungulates (32%), and medium- and small-sized wild prey (29%). Wolf damage to domestic animals (28 head of cattle and 247 dogs killed) and wolf-human interaction (100 observations of wolves in and near villages, including one attack by a rabid wolf on I I people) were recorded in 14 villages. The rate of wolf predation on domestic animals and their appearances in villages increased exponentially with the declining biomass of wild ungulates and ceased again when wild ungulates began to recover; a one-year time lag in wolf response to changes in ungulate abundance was observed. The numbers of wolves as estimated by snow tracking and assessed by game wardens played a weaker role in shaping wolf-livestock and wolf-human interaction. The wolf population was strongly affected by hunting during the study. Wolves responded numerically with a 1 to 2-year time lag to the varying intensity of harvest by humans. Our study showed the role of the human factor in shaping wolf numbers and wolf-livestock interaction in eastern Europe. The three major components of this relationship were: 1) the manifold decline in wild ungulate abundance, which was most probably caused by uncontrolled exploitation by humans in the years of political transformation and economic regress, made wolves shift to predation on domestic animals; inevitably, wolves were frequently seen in the rural areas; 2) people interpreted the growing rates of wolf damage and appearances near the settlements as an effect of greatly increasing numbers of wolves, and demanded that authorities and hunters fight the 'wolf plague'; 3) hunting impact on wolves increased and led to a marked reduction in wolf numbers and a decline in wolf-human conflicts. This scenario was most probably repeated in many areas of eastern Europe during 19902000, which was a decade of political and economical transformation. From a management perspective, we suggested that predation levels and wolf-human conflicts could be reduced not only by increased wolf harvest but also by enhancing the density and diversity of wild ungulates.
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Habitat use and diet of wolves Canis lupus were examined in a mountainous area in the northern Apennines (northern Italy) from December 1987 to March 1989. Wolf signs were looked for along 22 transects representative of the different habitat types of the study area in order to define seasonal differences in habitat use. Scats were collected and analysed to identify the main food items used by wolves in each season. Changes in range surface area were recorded in different seasons in relation to food availability and territoriality of the wolves.
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We investigated wolf feeding ecology in Kars province, north-eastern Turkey, by analyzing 72 scat samples collected in spring 2013. Ongoing camera trap surveys suggest that large wild ungulates are exceptionally rare in the region. On the contrary, livestock is abundant. Accordingly, scats analysis revealed that livestock constituted most of the biomass intake for wolves, although small mammals were the most frequent prey items. Wild ungulates were occasional prey, and although wolves make use of the main village garbage dump as a food source, garbage remains were scarce in scat samples. Wolf dependence on anthropogenic resources, primarily livestock, generates human-wildlife conflicts in the study area. Uncontrolled carcass disposal seems to boost this wolf behaviour. Synanthropy enhances the probability of wolf-human encounters and thus increases the risk of direct persecution, vehicle collisions, and hybridisation with dogs. When livestock is not available, small mammals are an important alternative prey for wolves. This may increase interspecific competition, particularly with lynx, which is also lacking natural prey in the area. Our preliminary results contribute to wolf ecology and conservation in the Anatolian-Caucasian range, where further studies are urgently needed to generate baseline data.
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Predator control and sport hunting are often used to reduce predator populations and livestock depredations, – but the efficacy of lethal control has rarely been tested. We assessed the effects of wolf mortality on reducing livestock depredations in Idaho, Montana and Wyoming from 1987–2012 using a 25 year time series. The number of livestock depredated, livestock populations, wolf population estimates, number of breeding pairs, and wolves killed were calculated for the wolf-occupied area of each state for each year. The data were then analyzed using a negative binomial generalized linear model to test for the expected negative relationship between the number of livestock depredated in the current year and the number of wolves controlled the previous year. We found that the number of livestock depredated was positively associated with the number of livestock and the number of breeding pairs. However, we also found that the number of livestock depredated the following year was positively, not negatively, associated with the number of wolves killed the previous year. The odds of livestock depredations increased 4% for sheep and 5–6% for cattle with increased wolf control -up until wolf mortality exceeded the mean intrinsic growth rate of wolves at 25%. Possible reasons for the increased livestock depredations at #25% mortality may be compensatory increased breeding pairs and numbers of wolves following increased mortality. After mortality exceeded 25%, the total number of breeding pairs, wolves, and livestock depredations declined. However, mortality rates exceeding 25% are unsustainable over the long term. Lethal control of individual depredating wolves may sometimes necessary to stop depredations in the near-term, but we recommend that non-lethal alternatives also be considered. OPEN ACCESS
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In the cold and arid mountains of Central Asia, where the diversity and abundance of wild ungulates are generally low, resource partitioning among coexisting carnivores is probably less distinct than in prey-rich areas. Thus, similar-sized carnivores are likely to compete for food. We compared the summer diets of snow leopards Panthera uncia and wolves Canis lupus in Sarychat-Ertash Reserve in the Tien-Shan mountains of Kyrgyzstan, based on analysis of genetically confirmed scats. Abundances of the principal prey species, argali Ovis ammon and Siberian ibex Capra sibirica, were estimated from field surveys. The diets consisted of few species, with high interspecific overlap (Pianka's index 5 0.91). Argali was the predominant prey, with . 50% frequency of occurrence in both snow leopard and wolf scats. This was followed by Siberian ibex and marmots Marmota baibacina. Being largely unavailable, remains of livestock were not detected in any of the scats. In the snow leopard diet, proportions of argali and ibex were in line with the relative availabilities of these animals in the Reserve. This was in contrast to the diet of wolf, where argali occurred according to availability and ibex was significantly underrepresented. The high diet overlap indicates that the two predators might compete for food when the diversity of profitable, large prey is low. Competition may be more intense in winter, when marmots are not available. Hunting of argali and ibex outside the Reserve may be unsustainable and therefore reduce their abundances over time. This will affect both predators negatively and intensify competition for food. Reduction in ibex populations will directly affect the snow leopard, and the wolf is likely to be indirectly affected as a result of increased snow leopard predation of argali.
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For ten year period (1990–1998), were no evidences about wolf damages of domestic animals. According incomplete information from 1999 to 2009 wolfs killed domestic animals (1207 sheep's, 519 goats, 175 cows and calves, 123 horses and foals, 134 mules and donkeys and 110 dogs) and wild animals (62 red deers, 35 fallow deers, 183 roe deers, 85 wild boars, 31 mouflons and 9 wild goats). Based on this data looks that the wolf is serious pest for domestic and wild animals, but this is unavoidable, because it is predator. How much is its sanitary role in nature prey population in Bulgaria is unknown, because there are no investigations about age and physical condition of victims. On the other hand its damage on domestic animals is indisputability. It is necessary to make serious investigations on wolf ecology in Bulgaria and its interactions with local economy and society. The results from such investigations will supply the scientific data for compensation of owners of domestic animals, as the practice in other EU countries.
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In an area of the Abruzzo National Park, Italy, wolf preyed mainly upon wild and domestic ungulates. Occurrence of red deer Cervus elaphus in the diet exceeded that of the roe deer Capreolus capreolus, parallel to the relative local abundance of these species. Although consumption of reintroduced deer species increased during the study period, no corresponding decrease of predation on livestock could be assessed. Diet of the wolf did not show seasonal variations in the study area, whereas that of the fox did. Use of different trophic resources by these two carnivores was likely to generate such a difference, the former taking prey steadily available throughout the year, while the latter makes use of seasonally fluctuating food resources (eg rodents and fruits). The dependence on anthropogenic food resources was noticeable for the wolf, but mainly restricted to domestic ungulates, and was negligible for the fox. Food competition is unlikely in well preserved habitats, where they can fill different trophic niches. -from Authors
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In the early 1990s the wolf (Canis lupus) settled in the Mercantour's mountains, southeastern France. Its predation on domestic and game species prompted a strong opposition from part of the local residents. In this context, it appeared of prime importance to collect data on the occurrence of ungulates in the wolf's diet. The diet was determined through the analysis of 236 scats collected from April 1994 to March 1995 in a 280 km2 mountainous study area where a pack of 8 wolves was settled. The chamois (Rupicapra rupicapra) is abundant (about 1,000/100 km2) in this area and a population of 300 moufflons (Ovis gmelini) was present. There are also small populations of roe deer (Capreolus capreolus), red deer (Cervus elaphus), ibex (Capra ibex) and wild boar (Sus scrofa). Concerning livestock, 10,000 sheep (Ovis aries), some cows (Bos taurus), goats (Capra hircus) and horses (Equus caballus) graze from June to October in the study area. Ungulates (wild and domestic pooled) made up the bulk of the wolf's diet, occurring in 97% of the scats analysed. Their relative occurrence varied from 94% in winter and spring to 87% in summer and autumn. Wild ungulates remains, mainly those of moufflons and chamois, occurred in 80% of the scats analysed. In summer, the chamois occurrence relative to wild ungulates was more than twice that of the moufflon (71% vs 29%). Conversely, the relative occurrence of the moufflon was almost twice that of the chamois in spring (68% vs 32%), autumn (64% vs 33%) and winter (59% vs 26%) despite the fact that moufflons were ten times less abundant than chamois. The seasonal selectivity of moufflons by wolves was probably related to the fact that the moufflon i) cannot escape easily when the snow depth is important, ii) occurs in herds that are predictably associated with good habitat patches during winter, iii) tends to stay in lower altitude than the chamois from autumn to spring and iv) is the first ungulate species to breed in the Mercantour. Concerning domestic ungulates, free ranging sheep were the main target of wolf predation on livestock because of their local abundance and accessibility. The sheep's occurrence relative to the total ungulate's one was 50% in summer (main grazing period) and 22% in autumn. Wild ungulates were preferred to livestock. However, our data show that, when prevention methods are lacking, the predation on domestic ungulates is not necessarily rare in areas characterized by a rich and diverse wild ungulate guild.