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Abstract

Zusammenfassung Die Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung von Universitäten steht zunehmend im politischen Interesse, wenn es um die Rechtfertigung des öffentlichen Mitteleinsatzes für Forschung und Bildung geht. Während regionale Wirkungsanalysen bisher meist auf der lokalen Ebene und für einzelne Einrichtungen durchgeführt wurden, bewertet dieser Beitrag erstmalig den monetären Effekt einer ganzen Hochschullandschaft auf die Wertschöpfung und den Arbeitsmarkt eines großen Flächenlandes in Deutschland. Einige der methodischen Schwächen der Wirkungsanalyse werden hierbei verbessert. Aufgrund einer erweiterten Multiplikatoranalyse, die sowohl produktions- als auch einkommensseitige Effekte integriert, einer differenziellen Analyse der Überschusswirkung von Universitäten gegenüber alternativen Verwendungen der staatlichen Grundmittel sowie der Modellerweiterung um Ausgabenströme im System der Sozialversicherungen trägt diese Untersuchung zu einer Weiterentwicklung der ökonomischen Wirkungsanalyse von Bildungseinrichtungen auf Länderebene bei. Mithilfe einer präzise regionalisierten Primärerhebung der Ausgaben aller neun Landesuniversitäten in Baden-Württemberg zeigt die Analyse, dass die Universitäten in ihrer Gesamtwirkung einen Beitrag zu Wertschöpfung und Beschäftigung leisten, der die eingesetzten Mittel der Grundfinanzierung des Landes nahezu verdoppelt. Die differenzielle Analyse ergibt ferner, dass alternative Verwendungen der Grundmittel kaum vergleichbare Wirkungen erzielen. Schließlich diskutiert der Beitrag wesentliche Faktoren, die die Hebelwirkung universitärer Ausgaben bestimmen.
Wissenschaftlicher Beitrag
Eingegangen: 27. Februar 2015 / Angenommen: 3. September 2015 / Online publiziert: 17. September 2015
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015
Die wirtschaftliche Wirkung der Universitäten im Land Baden-
Württemberg
Johannes Glückler · Robert Panitz · Christian Wuttke
Raumforsch Raumordn (2015) 73:327–342
DOI 10.1007/s13147-015-0360-9
Wertschöpfung und Beschäftigung leisten, der die einge-
setzten Mittel der Grundnanzierung des Landes nahezu
verdoppelt. Die differenzielle Analyse ergibt ferner, dass
alternative Verwendungen der Grundmittel kaum vergleich-
bare Wirkungen erzielen. Schließlich diskutiert der Beitrag
wesentliche Faktoren, die die Hebelwirkung universitärer
Ausgaben bestimmen.
Schlüsselwörter Regionale Wirkungsanalyse ·
Universitäten · Baden-Württemberg · Differenzielle
Inzidenzanalyse · Regionale Multiplikatoranalyse
The Economic Impact of the Public Universities in the
Federal State of Baden-Württemberg
Abstract The assessment of the economic impact of uni-
versities has received increasing political attention when it
comes to the justication of public expenditure on research
and higher education. While regional impact analyses have
been realized mostly at the local level and for individual
higher education institutions, this article is the rst to as-
sess the monetary impact of an entire higher education
landscape at the geographical scale of a large federal state
in Germany. To increase the validity of the impact at such
a geographical scale, the assessment responds to a number
of methodological problems of impact studies: The ap-
proach used here deploys an extended multiplier analysis
accounting for production and income multipliers simulta-
neously, analyses the differential incidence of universities
vis-à-vis alternative uses of public funds, and extends the
model to include expenses for the social insurance system.
In addition, the validity of the impact analysis is based on
concisely regionalised public expenses for all nine state
universities in Baden-Württemberg. As a result, the univer-
Zusammenfassung Die Bewertung der wirtschaftlichen
Bedeutung von Universitäten steht zunehmend im politi-
schen Interesse, wenn es um die Rechtfertigung des öf-
fentlichen Mitteleinsatzes für Forschung und Bildung geht.
Während regionale Wirkungsanalysen bisher meist auf der
lokalen Ebene und für einzelne Einrichtungen durchgeführt
wurden, bewertet dieser Beitrag erstmalig den monetären
Effekt einer ganzen Hochschullandschaft auf die Wert-
schöpfung und den Arbeitsmarkt eines großen Flächenlan-
des in Deutschland. Einige der methodischen Schwächen
der Wirkungsanalyse werden hierbei verbessert. Aufgrund
einer erweiterten Multiplikatoranalyse, die sowohl pro-
duktions- als auch einkommensseitige Effekte integriert,
einer differenziellen Analyse der Überschusswirkung von
Universitäten gegenüber alternativen Verwendungen der
staatlichen Grundmittel sowie der Modellerweiterung um
Ausgabenströme im System der Sozialversicherungen trägt
diese Untersuchung zu einer Weiterentwicklung der öko-
nomischen Wirkungsanalyse von Bildungseinrichtungen
auf Länderebene bei. Mithilfe einer präzise regionalisier-
ten Primärerhebung der Ausgaben aller neun Landesuni-
versitäten in Baden-Württemberg zeigt die Analyse, dass
die Universitäten in ihrer Gesamtwirkung einen Beitrag zu
Prof. Dr. J. Glückler () · R. Panitz · C. Wuttke
Geographisches Institut, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg,
Berliner Straße 48,
69120 Heidelberg, Deutschland
E-Mail: glueckler@uni-heidelberg.de
R. Panitz
E-Mail: panitz@uni-heidelberg.de
C. Wuttke
E-Mail: wuttke@uni-heidelberg.de
328
J. Glückler et al.
sities in Baden-Württemberg account for an overall impact
of nearly twice the basic federal funding. The differential
analysis demonstrates that the allocation of public funds
to alternative uses hardly reaches comparable regional ef-
fects. This study contributes to the advancement of eco-
nomic impact analysis of higher education landscapes at
larger geographic scales rather than individual universities
in their local contexts.
Keywords Regional economic impact analysis · Higher
education · Baden-Württemberg · Differential incidence
analysis · Regional multiplier analysis
1 Problem
In den letzten Jahren ist sowohl das wissenschaftliche als
auch das öffentliche Interesse an der Bedeutung öffentli-
cher Forschungs- und Bildungseinrichtungen für die wirt-
schaftliche Entwicklung von Regionen in besonderer Weise
gestiegen. Dies liegt einerseits an einer zunehmenden Glo-
balisierung des weltwirtschaftlichen Wettbewerbs sowie an
der fortwährenden Intensivierung der Wissensökonomie.
Die zunehmende Abhängigkeit wirtschaftlicher Entwick-
lung von Kreativität, Innovation und hochqualizierter
Wissensarbeit begründet die Suche nach einem besseren
Verständnis der Rolle von Universitäten für das volkswirt-
schaftliche Wachstum, die sich in Ansätzen nationaler und
regionaler Innovationssysteme (Lundvall 1995; Cooke/
Heidenreich/Braczyk 2004), varieties of capitalism (Hall/
Soskice 2001) oder der triple helix (Etzkowitz/Leydesdorff
1997; Etzkowitz 2008) niedergeschlagen hat. Andererseits
beügeln begrenzte Haushalte die Konkurrenz um den
Einsatz öffentlicher Mittel und heben das öffentliche und
politische Interesse, die ökonomische und gesellschaftliche
Wirkung öffentlicher Ausgaben für Forschung und Lehre
genauer zu quantizieren und somit den Mitteleinsatz für
Politik und Wirtschaft auch gegenüber alternativen Verwen-
dungen zu rechtfertigen (z. B. Hamm/Wenke 2002).
Dieser Beitrag verfolgt das Ziel einer Wirkungsanalyse
zur wirtschaftlichen Bedeutung der Landesuniversitäten
in Baden-Württemberg. Analysen zur regionalwirtschaftli-
chen Bedeutung von Forschungs- und Bildungseinrichtun-
gen haben in Deutschland eine lange Tradition und wurden
zumeist auf der geographischen Maßstabsebene der loka-
len Einzugsgebiete einer Hochschulregion durchgeführt.
In Baden-Württemberg (BW) sind Untersuchungen für
Freiburg im Breisgau (Drude 1995), Heidelberg (Gormsen
1981; Glückler/König 2011), das Karlsruher Institut für
Technologie (Kowalski/Meyborg/Dziembowska-Kowalska
et al. 2012), Konstanz (Fürst 1979; Oser/Schröder 1995)
und Stuttgart (Becker/Heinemann-Knoch/Weeber 1976;
Bürgel/Binder/Schultheiß 1996) dokumentiert.
Die Wirkung einer ganzen Hochschullandschaft auf
ein Bundesland wurde in den letzten Jahren lediglich für
kleinere Länder wie Berlin (DIW econ 2013) und Rhein-
land-Pfalz (Spehl/Sauerborn/Sauer et al. 2005) untersucht.
Das Bundesland Baden-Württemberg hingegen würde als
Volkswirtschaft mit einem Bruttoinlandsprodukt von über
400 Mrd. Euro den 18. Rang der weltweit größten Ökono-
mien noch vor Belgien einnehmen (OECD 2014; Volkswirt-
schaftliche Gesamtrechnung der Länder 2013; Bezugsjahr
2012). Baden-Württemberg ist Standort von 80 Hochschu-
len und 55 außeruniversitären Forschungseinrichtungen,
von denen 49 in direkter Nachbarschaft zu den Universitä-
ten angesiedelt sind. Von den 80 Hochschulen bündeln neun
Landesuniversitäten ihre Interessen in der Landesrektoren-
konferenz (LRK), die das Interesse an einer unabhängigen
Analyse der wirtschaftlichen Wirkungen ihrer Universitäten
formulierte. Die vorliegende Untersuchung konzentriert sich
daher auf die Universitäten Freiburg, Heidelberg, Hohen-
heim, Konstanz, Mannheim, Stuttgart, Tübingen, Ulm
und das Karlsruher Institut für Technologie einschließlich
der medizinischen Fakultäten der Universitäten Freiburg,
Heidelberg, Tübingen und Ulm, jedoch ausschließlich der
Universitätskliniken. Die Bedeutung der Landesuniversitä-
ten in der baden-württembergischen Hochschullandschaft
ist bemerkenswert. Zwar stellen sie nur 10 %1 der höheren
Bildungseinrichtungen im Land, allerdings bilden sie mit
163.427 Studierenden im Wintersemester 2011/2012 mehr
als die Hälfte aller Nachwuchsakademiker im Land aus
(Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2012). Fer-
ner warben dieselben zehn Prozent der Bildungseinrichtun-
gen insgesamt über 90 % aller Drittmittel für Forschung und
Lehre des Landes Baden-Württembergs ein (Statistisches
Landesamt Baden-Württemberg 2013a), was auf die über-
proportionale Bedeutung der Landesuniversitäten hinweist.
Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht nicht nur die Frage,
wie groß die wirtschaftliche Wirkung der Universitäten in
einem Bundesland an sich ist. Aufgrund der Diskussion
um die Knappheit öffentlicher Mittel und Szenarien der
Umwidmung des öffentlichen Mitteleinsatzes stellt sich
vielmehr die Frage, welche relative Wirkung Universitäten
im Verhältnis zu alternativen Verwendungen generieren und
welche Faktoren diese Wirkung besonders fördern. Das Ziel
des Beitrags liegt daher neben der Ermittlung vor allem in
der vergleichenden Bewertung der monetären Wirkung von
Universitäten für die Wirtschaft. Da die Analyse auf der
Ebene eines so großen Flächenlandes erfolgt, greift die vor-
liegende Studie auf eine Reihe von methodischen Anpas-
sungen zurück, die zugleich die Güte der Wirkungsmessung
deutlich anheben. Die Validität der Methode beruht ers-
tens auf einem detailliert regionalisierten Primärdatensatz
1 Bezugsgrundlage ist die Anzahl der staatlichen Hochschulen in
Baden-Württemberg.
1 3
329Die wirtschaftliche Wirkung der Universitäten im Land Baden-Württemberg
Innovationskraft beügeln können (Breschi/Lissoni 2009);
3) der Wissenstransfer, z. B. durch Auftragsforschung, in
die regionale, aber auch überregionale Wirtschaft (Ponds/
van Oort/Frenken 2010); 4) technische Innovationen, die
durch Patente oder Ausgründungen positive wirtschaftliche
Effekte hervorrufen (Vincett 2010); 5) die Bildung regio-
naler Wissensinfrastrukturen, die insbesondere durch die
Durchlässigkeit öffentlicher Bildungseinrichtungen und
positive Agglomerationswirkungen unterstützt wird (Owen-
Smith/Powell 2004); 6) die Mitwirkung in politischen und
zivilgesellschaftlichen Entscheidungs- und Gestaltungspro-
zessen (Glückler/Ries 2012; Glückler/Suarsana 2014: 7) der
Einuss auf das regionale Milieu bzw. die Stimulation eines
dynamischen gesellschaftlichen Lebens aufgrund intellektu-
eller, kultureller, künstlerischer oder moralischer Impulse.3
Diese Systematik bietet jedoch lediglich einen generellen
Überblick über verschiedenste regionalwirtschaftliche Wir-
kungen von Hochschulen. Jüngere Arbeiten versuchen die-
sen Ansatz zu erweitern. Hierbei verweisen sie auf weitere
angebots- sowie nachfrageseitige Effekte und bemessen
ihre Bedeutung (Dinse/Hamm/Jäger et al. 2014).
2.2 Kurzfristige, periodische Wirkungen der universitären
Nachfrage
Während die sieben bisher genannten Aktionen zumeist
mittel- und langfristige und darüber hinaus kaum mone-
tär bewertbare Wirkungen erzielen, ist der achte Effekt als
periodische, kurzfristige und pekuniäre Wirkung durchaus
messbar. Die regionalen Ausgaben der Universität und
ihrer Angehörigen für Sach- und Dienstleistungen erhöhen
die autonome Nachfrage und bewirken zusätzliche Mehr-
produktion und Mehrbeschäftigung in der Region, sodass
Wirkungen auf die Wertschöpfung und den Arbeitsmarkt
der Regionalwirtschaft messbar werden. Allerdings leidet
die Wirkungsanalyse unter dem Nachteil, dass sie lediglich
die bestehenden Verechtungen mit vorgelagerten Wirt-
schaftszweigen in Betracht zieht und somit nur die stati-
schen Effekte bestehender regionaler Wirtschaftssysteme
und ihrer Arbeitsteilung berücksichtigt (Drucker/Goldstein
2007). Der entscheidende Charakter universitärer Aktivität
besteht aber gerade in den langfristigen und dynamischen
Veränderungen dieser wirtschaftlichen Verechtungen
(z. B. neue Technologien und Wirtschaftszweige) und der
Produktionsbedingungen (z. B. Produktivitätssteigerungen)
durch die universitäre Wissensproduktion und Innovativität.
Die Erfahrung zeigt, dass öffentliche Forschungsförderung
maßgeblich die Entstehung neuer Querschnittstechnologien
begünstigt. Es wird folglich deutlich, dass die Bewertung
allein der kurzfristigen wirtschaftlichen Wirkungen die
langfristigen wirtschaftlichen Gesamteffekte von Univer-
3 Zur achten Aktivität vgl. Abschn. 2.2.
der Ausgaben aller neun Universitäten, zweitens auf einer
sorgfältigen Abschätzung der regionalen Multiplikatorwir-
kungen durch die simultane Berücksichtigung von Produk-
tions- und Beschäftigungsanstiegen sowie drittens einer
differenziellen Inzidenzanalyse des relativen Wirkungs-
überschusses der Universitäten gegenüber alternativen
Mittelverwendungen.
Ausgehend von den konzeptionellen Überlegungen zum
methodischen Ansatz der Wirkungsanalyse (Abschn. 2)
sowie der Darstellung der Datengrundlage und der aus-
gewählten Methodik (Abschn. 3) zeigt dieser Beitrag die
Wirkung der Landesuniversitäten hinsichtlich einer Reihe
volkswirtschaftlicher Wirkungsgrößen (Abschn. 4). Die
Diskussion des differenziellen Wirkungsgrades univer-
sitärer Ausgaben2 gegenüber alternativen Verwendungen
(Abschn. 5) weist schließlich darauf hin, dass die in die-
ser Studie ermittelten Effekte erstens kaum von alternati-
ven Verwendungen zu kompensieren sind und zweitens die
wahren Wirkungen der regionalen Ausgaben von Universi-
täten und ihren Angehörigen in Baden-Württemberg immer
noch unterschätzen.
2 Wirtschaftliche Wirkungen universitärer Forschung
und Lehre
2.1 Langfristige Wirkungen von Universitäten für die
Regionalentwicklung
Das Ziel einer exakten Quantizierung und Monetarisie-
rung der wirtschaftlichen Wirkung von Universitäten ist nur
schwer zu erreichen. Zu vielfältig sind ihre Aktionen und
zu unterschiedlich sind die Effekte, als dass sie in einem
einzigen Modell präzise erfasst werden könnten. Zwar
lassen sich universitäre Outputs unterscheiden, allerdings
sind die dafür zu leistenden Maßnahmen nur schwer zu
trennen oder überlappen sich. So trägt eine Forschungs-
aktivität gleichermaßen zur Wissensproduktion und zur
Qualizierung von Fachkräften bei, während sie später
beispielsweise Ausgründungen oder Lizenzeinnahmen aus
Patentverträgen generieren kann. Diese Outputs universitä-
rer Aktivität erzielen vielfältige wirtschaftliche Wirkungen
in der Region. Acht Bereiche universitärer Aktivitäten sind
hierbei wirtschaftlich und auch gesellschaftlich bedeutsam
(Goldstein/Maier/Luger 1995; Salter/Martin 2001; Bathelt/
Schamp 2002; Goldstein/Renault 2004; Drucker/Goldstein
2007: 1) die Generierung von Wissen; 2) die Qualizierung
von Fachkräften, die durch ihre Mobilität die regionale
2 Universitäre Ausgaben umfassen in dieser Studie die Ausgaben der
Universitäten und ihrer Angehörigen, das heißt Beschäftigte und Stu-
dierende. Sie beziehen sich nicht auf die Aufwendungen des Staates
für Universitäten.
330
J. Glückler et al.
Wirtschaftszweigen. Eine Bewertung dieser Multiplika-
torwirkung setzt theoretisch eine detaillierte Kenntnis der
intersektoralen Arbeitsteilung der regionalen Wirtschafts-
struktur sowie der einkommensabhängigen Konsummuster
der regionalen Bevölkerung voraus. Da diese Informationen
auf regionaler Ebene jedoch kaum vorliegen, müssen die
Multiplikatoren mithilfe von Annahmen geschätzt werden.
Wie Stoetzer/Krähmer (2007) belegen, ermittelt das Gros
der konventionellen Wirkungsanalysen den regionalwirt-
schaftlichen Effekt entweder über die regionalen Zuliefer-
verechtungen (Giarratani 1976) oder über eine Schätzung
der regionalen Einkommenssteigerung (Bathelt/Schamp
2002; Glückler/König 2011). Beide Ansätze unterschätzen
jedoch die regionale Gesamtwirkung, sodass hier ein Ver-
fahren verfolgt wird, das beide Multiplikatorwirkungen
kombiniert und die Güte der Ergebnisse erhöht (vgl. Pisch-
ner/Stäglin 1976).
Die dritte Herausforderung besteht in der kontrafakti-
schen Annahme, dass die erzielten regionalen Effekte ohne
die Existenz der untersuchten Einrichtung auch nicht entste-
hen würden (Blume/Fromm 1999). Während diese Annahme
in kleinräumigen Gebietsabgrenzungen noch vertretbar
erscheint, ist sie in großen Regionen kaum haltbar (Stoetzer/
Krähmer 2007). Denn gerade in Flächenländern ist davon
auszugehen, dass die an einer Stelle eingesparten Mittel im
Rahmen des öffentlichen Haushalts an anderen Stellen ver-
ausgabt werden (können). Die wenigen Wirkungsanalysen
auf der Ebene eines Bundeslandes (vgl. Spehl/Sauerborn/
Sauer et al. 2005; DIW econ 2013) haben bisher stets nur
sitäten für Region und Land massiv unterschätzt. Da sich
jedoch die langfristigen Wirkungen kaum hinreichend quan-
tizieren lassen, beschränkt sich die vorliegende Arbeit auf
die Bestimmung der kurzfristigen, periodischen Wirkungen
regionaler Ausgaben und Investitionen.
2.3 Untersuchungsstrategie
Die quantitativ-pekuniäre Bewertung der wirtschaftlichen
Wirkung universitärer Ausgaben ist grundsätzlich drei Qua-
litätsrisiken ausgesetzt, die in der vorliegenden Untersu-
chung mit besonders validen Primärdaten und einer Reihe
methodischer Anpassungen bewältigt werden. Die erste
Herausforderung besteht darin, die Zahlungsströme uni-
versitärer Ausgaben insbesondere hinsichtlich ihrer Regio-
nalisierung valide zu erfassen. Denn der Anteil regionaler
Ausgaben ist entscheidend für die spätere Berechnung der
regionalen Gesamtwirkung. Die vorliegende Studie basiert
auf einer einzigartigen Datenbasis mit einer raumscharfen
Trennung der universitären Ausgaben auf der Ebene des
Bundeslandes. Die sachliche Dimension wird hingegen
über personengruppenspezische Warenkörbe sowie über
den branchenspezischen Ausgabevektor innerhalb der
Input-Output-Tabelle operationalisiert (vgl. Tab. 1).
Die zweite Herausforderung besteht darin, die Multiplika-
torwirkungen der direkten regionalen Nachfrage zu bewer-
ten. Denn die zusätzliche Nachfrage nach Gütern in der
Region führt zur gleichzeitigen Anhebung von Produktion
und Beschäftigung in den übrigen vor- und nachgelagerten
Tab. 1 Mittel der Kernuniversitäten (ohne medizinische Fakultäten) nach Herkunft und Verwendung in Euro (2012)
Bruttoausgaben Grundmittel Drittmittel
(inkl. MwSt.) ErstmittelaZweitmittelbAus Baden-Würt-
tembergc
Von außerhalbdUnbekannte
Sach- und Investi-
tionsausgaben
In BWf254.250.743 42.761.298 15.433.086 102.051.219 18.840.726
Unbekanntg8.860.949 27.795.166 3.055.067 22.883.612 1.326.544
Gesamt 369.626.362 103.705.117 35.447.063 235.439.801 9.824.777
Personalausgaben
Beamte
In BWf269.759.715 6.308.788 245.121 4.085.617 1.427.669
Unbekanntg70.209 11.732 15.997 45.914 0
Gesamt 307.986.282 7.884.146 279.535 4.547.629 1.569.857
Personalausgaben
Beschäftigte
In BWf540.402.225 71.882.158 25.627.738 320.778.087 43.712.054
Unbekanntg266.917 141.943 37.018 1.023.309 197.664
Gesamt 597.178.804 81.525.826 29.673.708 361.961.145 48.855.292
Ausgaben für
studentische
Hilfskräfte
Gesamt 29.860.603 14.667.178 1.813.971 22.344.918 3.598.241
aGrundmittel des Landes für die Universitäten
bSonderzuweisungen des Landes (z. B. für Studienplätze)
cFinanzierungsquelle liegt in Baden-Württemberg (BW)
dFinanzierungsquelle liegt außerhalb Baden-Württembergs (z. B. DFG-Projekte)
ekeine klare Zuordnung des Finanzierungsursprungs möglich
fVerausgabung in Baden-Württemberg
gVerausgabungsort unbekannt
1 3
331Die wirtschaftliche Wirkung der Universitäten im Land Baden-Württemberg
sum zur Verfügung stehen. Ferner wird durch Multiplika-
tion mit der durchschnittlichen Sparquote der Bevölkerung
im Land Baden-Württemberg das letztlich nachfragewirk-
same Einkommen aus universitären Gehältern ermittelt. Da
Studierende in der Regel geringe Einkommen besitzen, wird
hier eine Konsumquote von 100 % angenommen, abzüglich
allerdings der Verwaltungsbeiträge, die vollständig der Lan-
desverwaltung zugeführt werden (vgl. Abb. 1).
Zweitens ist durch Regionalisierung derjenige Teil der
nachfragewirksamen Ausgaben zu bestimmen, der inner-
halb der abgegrenzten Untersuchungsregion verausgabt
wird. Üblicherweise treffen Studien mangels detaillierter
Datenverfügbarkeit zahlreiche Annahmen, um die regionale
Verteilung der Ausgaben zu schätzen (Kowalski/Meyborg/
Dziembowska-Kowalska et al. 2012; Friedrich/Rahmig
2013). Doch gerade die geographische Differenzierung der
Ausgabenströme hat die stärkste Wirkung auf die Berech-
nung des regionalen Gesamteffekts. Nachgelagerte Spezi-
kationen des Wirkungsmodells hängen erheblich von der
Güte dieser primären Ausgabenströme ab. Ende Januar
2013 stellte eine Arbeitsgruppe bestehend aus den Autoren
dieser Studie sowie den Controlling-Experten der neun Lan-
desuniversitäten Baden-Württembergs in einem gemeinsa-
men Workshop die Verfügbarkeit der erforderlichen Daten
sicher und erarbeitete einen für alle Universitäten einheit-
lichen Anforderungskatalog, um die jeweiligen Ausgaben
nach Art und Herkunft der Mittel sowie der geographischen
Verteilung der Zahlungsüsse differenziert zu erfassen (vgl.
Tab. 1).
Damit zeichnet sich diese Studie durch eine besonders
hohe Güte der räumlich differenzierten Ausgabenströme
aus.6 Dennoch ist eine Reihe von Annahmen auf dem Wege
der Wirkungsrechnung unvermeidlich (vgl. Tab. 2). Um
der Mobilität des Personals Rechnung zu tragen, wurde in
Anlehnung an Blume/Fromm (1999) korrigierend angenom-
men, dass das Personal mit Wohnsitz in Baden-Württemberg
80 % der kurzfristigen Ausgaben am Wohnort und 10 % am
Arbeitsplatz tätigt. Dies ergibt in der Summe eine Regio-
nalquote von 90 %. Umgekehrt wird angenommen, dass das
Universitätspersonal mit Wohnsitz außerhalb Baden-Würt-
tembergs 10 % der kurzfristigen Ausgaben am Arbeitsort
tätigt. Die Regionalisierung der Ausgaben der Studierenden
innerhalb und außerhalb Baden-Württembergs erfolgt ana-
log zu den Personalausgaben. Somit besitzen Studierende
mit Wohnsitz in Baden-Württemberg eine Regionalquote
von 90 % und Studierende mit Wohnsitz außerhalb Baden-
Württembergs eine Regionalquote von 10 % (vgl. Blume/
Fromm 1999). Die so berechneten nachfragewirksamen und
6 Die primäranalytische Untersuchung der universitären Ausgaben
bezieht sich einheitlich auf das Geschäftsjahr 2012, während sekun-
därstatistische Auswertungen aus der amtlichen Hochschulstatistik
und andere, auch nicht-amtliche Quellen mangels Verfügbarkeit auf
das Jahr 2011 bzw. das zuletzt verfügbare Jahr zurückgreifen.
die absolute Inzidenz ermittelt. Die Besonderheit der vorlie-
genden Studie besteht folglich unter anderem darin, die dif-
ferenzielle Wirkung einer ganzen Hochschullandschaft im
Verhältnis zu alternativen Verwendungen zu qualizieren.
3 Methodik: Das gewählte Verfahren der
Wirkungsanalyse
3.1 Berechnung des direkten Effekts
Der Gesamteffekt der regionalwirtschaftlichen Wirkungs-
analyse besteht aus der Summe von drei Teileffekten: dem
direkten, indirekten und induzierten Effekt. Ausgangspunkt
der Analyse sind zunächst die Bruttoausgaben der Univer-
sitäten und ihrer Angehörigen: Diese Nachfrage setzt sich
aus drei Ausgabenströmen zusammen: 1) den universitären
Ausgaben für Investitionen sowie Sach- und Dienstleistun-
gen, 2) den universitären Ausgaben für Löhne und Gehälter
an die Beschäftigten und 3) den Ausgaben der Studierenden
für ihre Lebenshaltung (Blume/Fromm 1999)4. Ausgehend
von diesen Bruttoausgaben ist zunächst derjenige Anteil
zu bestimmen, der in der Region nachfragewirksam wird.
Zur Berechnung dieses direkten Effekts sind zwei Prozesse
erforderlich: die Berechnung der Konsumwirksamkeit und
der Regionalwirksamkeit des Konsums.
Als erstes ist die Nachfragewirksamkeit, das heißt
die direkt konsumrelevante Nachfrage der universitären
Gesamtausgaben für Personal, Investitionen und Sachmittel
sowie der Studierendenausgaben durch Abzug von Steuern,
Sozialversicherungen und Abgaben zu ermitteln. Im Falle
der Investitionen und Sachausgaben ist dies einfach, da
sie als Zahlungen an Lieferanten direkt wirksam werden.
Schwieriger ist die Bestimmung der Konsumwirksamkeit
von Löhnen, Gehältern und den Budgets der Studierenden.
In Übereinstimmung mit bisherigen Studien (z. B. Blume/
Fromm 1999; Spehl/Sauerborn/Sauer et al. 2005) werden
Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge von Löhnen
und Gehältern subtrahiert,5 da diese nicht direkt für den Kon-
4 Die Einordnung von Studierendenausgaben als eine universitäre Wir-
kung kann hierbei durchaus kritisch diskutiert werden (vgl. Blume/
Fromm 1999). Schließlich können Studierende bei Abwesenheit von
Hochschuleinrichtungen anderweitigen Beschäftigungen nachgehen,
welche weitere regionalökonomische Wirkungen (Einkommen, Steu-
ererträge etc.) hervorbringen. Aufgrund des hohen Anteils an Studie-
renden aus anderen Bundesländern und dem Ausland (zirka 40 % an
den betrachteten Universitäten) sowie einer generell festzustellenden
hohen Bildungsmigration zwischen den Bundesländern (Destatis
2013c) wird die kontrafaktische Annahme getroffen, dass Studie-
rende bei Abwesenheit der Landesuniversitäten Baden-Württemberg
verlassen würden.
5 Die Beamtenbeihilfe wird im Zuge der volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung als Ausgabe der privaten Haushalte deklariert und
wird folglich in der Berechnung vernachlässigt.
332
J. Glückler et al.
Leistungsverechtungen zwischen den einzelnen Wirt-
schaftssektoren sind in der Input-Output-Rechnung als Teil
des Systems der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
abgebildet. Da für das Land Baden-Württemberg nur bis
zum Jahr 1993 in regelmäßigen Abständen Input-Output-
Tabellen durch das Statistische Landesamt erstellt wurden
(Vogt 2011), war es notwendig, eigens eine Input-Output-
Matrix für Baden-Württemberg zu erstellen. Als Grundlage
für die Modellierung der regionalen Input-Output-Tabelle
diente die nationale Matrix der Leistungsverechtungen,
die in Anlehnung an das FLQ-Verfahren (Flegg’s location
quotient, eine Variante des CILQ = Cross-Industry Location
Quotient) (vgl. Flegg/Webber/Elliott 1995; Lindberg 2011)
auf die regionalen, branchenspezischen Gegebenheiten
skaliert wurde.
Der indirekt angestoßene Produktionsanstieg bedingt
zugleich einen Beschäftigungsanstieg in den vorleistenden
Sektoren, der wiederum zu zusätzlichen Einkommen führt.
Diese zusätzlichen Arbeitnehmerentgelte erhöhen abermals
die Nachfrage nach Gütern und wirken als induzierter Effekt
auf den regionalen Gesamteffekt der Nachfrage (Pischner/
Stäglin 1976). Der Keynessche Einkommensmultiplikator
in der Region verausgabten Mittel denieren den direkten
Effekt der universitären Nachfrage (vgl. Abb. 1).
3.2 Berechnung der indirekten und induzierten Effekte
Die direkten Ausgaben repräsentieren einen autonomen
Nachfrageanstieg in der Region, zu dessen Befriedigung
ein entsprechender Anstieg der Produktion und der damit
verbundenen Vorleistungen in verwandten Wirtschaftszwei-
gen erforderlich wird. Dieser Produktionsanstieg bezeich-
net den indirekten Effekt der universitären Nachfrage und
wird im Verfahren der produktionsseitigen Multiplikator-
analyse bestimmt (Leontief 1936). Die Grundüberlegung
besteht darin, dass die Nachfrage nach einem Gut innerhalb
einer Region gleichzeitig die Erbringung von Vorleistungen
innerhalb oder außerhalb einer bestimmten Region erfor-
dert. Die Nachfrage nach Vorleistungen bedingt wiederum
den Bezug von Vorleistungen in weiteren vorgelagerten
Wirtschaftszweigen etc. Dies führt zu einem rekursiven
Prozess der Nachfrage, welcher sich aufgrund von „Absi-
ckerverlusten“ (durch Importe, Sparen und Steuern) mit
jeder Schleife abschwächt (Stoetzer/Krähmer 2007). Die
Tab. 2 Berechnungsgrundlagen der regionalwirtschaftlichen Wirkungsanalyse (2012)6
Variablen Angenommener Wert Quelle
Arbeitgeberanteile
Pichtversicherung 19,575 % Telefonische Anfrage bei der Deutschen
Rentenversicherung
davon: Krankenversicherung 7,3 %
davon: Pegeversicherung 0,975 %
davon: Rentenversicherung 9,80 %
davon: Arbeitslosenversicherung 1,50 %
Arbeitnehmeranteile
Pichtversicherung 20,475 % Telefonische Anfrage bei der Deutschen
Rentenversicherung
davon: Krankenversicherung 8,2 %
davon: Pegeversicherung 0,975 %
davon: Rentenversicherung 9,80 %
davon: Arbeitslosenversicherung 1,50 %
Regionalisierung der Ausgaben
Studierende 10 % am Studienort
80 % am Wohnort
Blume/Fromm 1999
Universitätspersonal 10 % am Arbeitsplatz
8 0 % am Wohnort
Blume/Fromm 1999
Beschäftigte in Baden-Württemberg 90 % in BW
Mittlerer Einkommenssteuersatz 20,7 % Vöhringer 2012
Umsatzsteuersatz
Sach- und Investitionsausgaben 12 % (Universitäten ohne medizini-
sche Fakultäten)
12,4 % (Medizinische Fakultäten)
Eigene Berechnung aus Angaben der
Landesuniversitäten
Personal 15,6 % Eigene Berechnungen nach typischen Warenkör-
ben und mittlere Umsatzsteueranteile je Branche
(Destatis 2013b; Statistisches Landesamt Baden-
Württemberg 2013c)
Studierende 15,9 %
Baden-Württemberg-Durchschnitt 15,5 %
Konsumquote
Universitätspersonal 79,6 % Eigene Berechnung auf Basis typischer Waren-
körbe (Destatis 2010)
Studierende 100 %
Einwohner in Baden-Württemberg 75,7 %
1 3
333Die wirtschaftliche Wirkung der Universitäten im Land Baden-Württemberg
ergibt schließlich den Gesamteffekt der regionalen Nach-
frage zu Herstellungspreisen. Addiert man die Umsatzsteuer
aus dem direkten und induzierten Effekt hinzu, so erhält man
den Gesamtnachfrageeffekt zu Marktpreisen (vgl. Abb. 1).
4 Die regionalwirtschaftliche Wirkung der
Universitäten
4.1 Nachfragewirkung
Ausgangspunkt der Wirkungsanalyse sind Bruttoausgaben
der Universitäten im Jahr 2012 von 3.049 Mio. Euro für
Investitionen, Sachausgaben und Personal sowie der Kon-
sum der Studierenden in Höhe von 1.568 Mio. Euro. Die
Einkommen, die durch die direkte und indirekte Nachfrage in der
Regionalwirtschaft gesichert werden. Diese Einkommen abzüglich
Sozialversicherungsbeiträge, Sparquote sowie Umsatzsteuer indu-
zieren die zusätzliche Nachfrage. Diese zusätzliche Nachfrage wird
analog zum dargestellten Verfahren über mehrere Runden additiv
bestimmt. Der skalische Effekt wird additiv aus der anfallenden
Einkommens- und Umsatzsteuer des direkten, indirekten und indu-
zierten Nachfrage- und Einkommenseffektes errechnet. Zusätzliche
kurzfristige Nachfrageeffekte werden in dieser Studie insbesondere
in Form der Krankenversicherung einbezogen. Ihre regionale Wirk-
samkeit wird analog zum dargestellten Verfahren ermittelt.
beschreibt über den zugrunde liegenden Einkommenskreis-
lauf, das heißt der Verausgabung zusätzlich erzielter Ein-
kommen, diesen induzierten Anstieg der Güternachfrage
und hängt maßgeblich von der Konsumbereitschaft der
Haushalte ab. Sowohl der produktionsseitige Multiplika-
tor als auch der Einkommensmultiplikator vernachlässigen
jedoch die jeweils andere Folgewirkung. Daher verwen-
det diese Studie einen integrativen Ansatz und erweitert
das Input-Output-Modell um ein Keynessches Element
durch Berechnung eines kombinierten Multiplikators (vgl.
Pischner/Stäglin 1976; Kowalski/Meyborg/Dziembowska-
Kowalska et al. 2012). Das Produkt aus dem direkten Effekt
der Nachfrage zu Herstellungspreisen7 und dem kombinier-
ten Multiplikator8 der indirekten und induzierten Wirkung
7 Der jeweilige Umsatzsteueranteil wurde anhand der angenommenen
Warenkörbe des Personals, der Studierenden und der Ausgaben des
Bildungssektors ermittelt und von der Nachfrage zu Marktpreisen in
Abzug gebracht.
8 Die Multiplikation der direkten sektorspezischen Nachfrage
mit den entsprechenden Leontief-Inversen des betreffenden Wirt-
schaftszweiegs ergibt den direkten und indirekten Nachfrageef-
fekt zu Herstellungspreisen. Durch Abzug der Vorleistungsbezüge
ergibt sich die indirekte Bruttowertschöpfung, deren Multiplikation
mit sektorspezischen Arbeitsplatzkoefzienten den indirekten
Beschäftigungseffekt ergibt. Mittels eines Einkommenskoefzienten
(Quotient: Arbeitskosten zu Bruttowertschöpfung) ergeben sich die
Kombinierter
Multiplikator
Nachfragewirksamkeit
Regionalwirksamkeit
Gesamteffekt inkl. USt.
Sach- und Investitionsausgaben
1.049 Mill. EUR
595 Mill. EUR
(USt.: 12 % bzw. 12,5 %)
d
4.617 Mill. EUR
86 Mill. EUR stud. Hilfskfte
20,7 % a Einkommenssteuer
79,6 % b Konsumquote
10 % c
Regionalquote
90 % c
Regionalquote
-
×
Personalausgaben
2.000 Mill. EUR
Studierendenausgaben
1.568 Mill. EUR
-
××
100 % b Konsumquote
×
10 % c
Regionalquote
90 % c
Regionalquote
××
außerhalb BW
454 Mill. EUR
innerhalb BW
595 Mill. EUR
630 Mill. EUR
(USt.: 15,6%)
e
1.229 Mill. EUR
(USt.: 15,9 %)
e
b Destatis 2010; Einkommens- und Verbrauchsstichprobe Haushaltsklasse 2600-3600; Berechnung: Privater Konsum / Ausgabefähiges Einkommen = 2.486 EUR / 3.121 EUR = 79,6 %;
Haushaltsklassen Nettoeinkommen <1300; Privater Konsum > Ausgabefähiges Einkommen somit Konsumquote = 100 %
a Vöhringer 2012
c Blume/Fromm 1999
d Es wurden unterschiedliche Mehrwertsteuersätze für die Medizinischen Fakultäten (12,5 %) und die Landesuniversitäten exkl. dieser Fakultäten (12 %) ermittelt.
e Berechnung anhand von Statistisches Landesamt Baden-rttemberg 2013c und Destatis 2013b.
673 Mill. EUR Sozialversicherung
-
1,42 f
×
3.364 Mill. EUR
9,5 Mill. EUR
Verwaltungsbeiträge
-
Direkter Effekt inkl. USt.
Bruttoeffekt
f
Der Multiplikator wird mit dem direkten Effekt ohne Umsatzsteuer multipliziert. Zu dem daraus resultierenden Gesamteffekt wird anschließend die Umsatzsteuer des direkten und indirekten
Effekts addiert.
außerhalb BW
42 Mill. EUR
innerhalb BW
695 Mill. EUR
außerhalb BW
216 Mill. EUR
innerhalb BW
1.342 Mill. EUR
0 %
Regionalquote
×100 %
Regionalquote
×
Bruttoausgaben
Abb. 1 Bestimmung des Gesamteffektes der Nachfrage baden-württembergischer Landesuniversitäten 2012
334
J. Glückler et al.
durch die universitäre Nachfrage in den übrigen Sektoren
ausgelösten Erhöhung der Bruttowertschöpfung. In der
volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung entspricht die Brut-
towertschöpfung dem Produktionswert eines Wirtschafts-
zweiges abzüglich der Vorleistungen, die von anderen
Wirtschaftszweigen bezogen werden. Die Wertschöpfung
bezieht sich folglich nur auf den Teil des Güterwerts,
der innerhalb des jeweiligen Wirtschaftszweiges (in der
Region) hinzugefügt wird. Da Universitäten als Einrichtun-
gen des öffentlichen Rechts keine Gewinne erwirtschaften
dürfen, entsprechen die Personalausgaben von insgesamt
2.000 Mio. Euro der direkten Wertschöpfungswirkung, die
wiederum Ausdruck der in den Universitäten geleisteten
Wissensarbeit ist (Spehl/Sauerborn/Sauer et al. 2005). Dar-
über hinaus schufen die Sach- und Investitionsausgaben der
Landesuniversitäten 315 Mio. Euro und die Konsumausga-
ben des Personals und der Studierenden weitere 886 Mio.
Euro an Bruttowertschöpfung in der baden-württembergi-
schen Wirtschaft. Der direkte Nachfrageeffekt führt somit
zu einer indirekten Bruttowertschöpfung von 1.201 Mio.
Euro. Aufgrund zusätzlicher Einkommen, die durch die
direkte Nachfrage induziert werden, erhöht sich die Brut-
towertschöpfung um weitere 472 Mio. Euro. Der Gesamt-
effekt der Landesuniversitäten auf die Bruttowertschöpfung
in Baden-Württemberg beträgt somit 3.673 Mio. Euro (vgl.
Tab. 4). Dies entspricht etwa einem Prozent der Bruttowert-
schöpfung des Landes Baden-Württemberg im Jahr 2012.
4.3 Einkommenswirkung
Die Einkommenswirkung ist die Summe der direkten Brut-
toeinkommen des Universitätspersonals und der durch die
Nachfrage der Universitäten zusätzlich entstehenden Brut-
toeinkommen der Arbeitskräfte in den übrigen Wirtschafts-
zweigen (Rosner/Weimann 2003). Volkswirtschaftlich
müssten auch die Gewinne der Unternehmen hinzugerech-
net werden, die aufgrund des Nachfrageeffekts entstehen.9
Da diese allerdings kaum verlässlich zu quantizieren
sind, stützt sich der Einkommenseffekt allein auf die uni-
versitären und regional induzierten Bruttoeinkommen aus
unselbstständiger Arbeit. Der Gesamteffekt setzt sich folg-
lich aus drei Faktoren zusammen: Die direkten Einkommen
(2.762 Mio. Euro) entsprechen den von den Landesuniver-
sitäten ausgezahlten Bruttogehältern von 1.412 Mio. Euro
sowie dem Einkommen der 140.667 Studierenden mit einer
Semesteranschrift in Baden-Württemberg (1.350 Mio.
Euro). Durch die Nachfrage der Universität und ihrer Ange-
hörigen nach Sach- und Dienstleistungen in Baden-Würt-
temberg werden wiederum Arbeitsplätze geschaffen oder
gesichert, die indirekte Einkommen in Höhe von 506 Mio.
9 https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUm-
welt/VGR/Glossar/Volkseinkommen.html (13.08.2015).
Summe dieser Bruttonachfrage von 4,6 Mrd. Euro bildet
den Ausgangspunkt der Berechnung der direkten, indirek-
ten und induzierten Effekte. Die Landesuniversitäten ver-
ausgabten ohne medizinische Fakultäten 754 Mio. Euro für
Sach- und Investitionsausgaben. Davon wurden 470 Mio.
Euro im Land nachfragewirksam. Von den Bruttoperso-
nalausgaben von 1.441 Mio. Euro wurden 451 Mio. Euro
regional nachfragewirksam. Ferner erhöhte der Konsum
von 163.427 immatrikulierten Studierenden im Jahr 2012
die Nachfrage nach Sach- und Dienstleistungen im Land
Baden-Württemberg. Bei durchschnittlichen jährlichen
Einnahmen von 799,50 Euro pro Monat und Studierendem
(HIS 2010) entspricht dies einem Gesamtbudget aller Stu-
dierenden in Höhe von 1.568 Mio. Euro, das abzüglich der
Verwaltungsgebühren und in Abhängigkeit der Semeste-
ranschrift der Studierenden mit 1.229 Mio. Euro direkt in
Baden-Württemberg nachfragewirksam wurde. Dies ent-
spricht einem direkten Effekt der Gesamtnachfrage von
insgesamt 2.150 Mio. Euro. Zusätzlich gaben die medizini-
schen Fakultäten im Jahr 2012 insgesamt 295 Mio. Euro für
Sachmittel und Investitionen aus, von denen 125 Mio. Euro
in Baden-Württemberg nachfragewirksam wurden. Die Per-
sonalausgaben in Höhe von 559 Mio. Euro verteilten sich zu
514 Mio. Euro auf Personal mit Wohnsitz innerhalb und zu
45 Mio. Euro auf Personal mit Wohnsitz außerhalb Baden-
Württembergs. Die Ausgaben der medizinischen Fakultäten
bilden einen direkten Effekt der Nachfrage in Baden-Würt-
temberg von 304 Mio. Euro. In der Summe ergeben sich für
die Kernuniversitäten inklusive der medizinischen Fakultä-
ten Sach- und Investitionsausgaben in Höhe von 1.049 Mio.
Euro, Personalausgaben von 2.000 Mio. Euro sowie Studie-
rendenausgaben von 1.568 Mio. Euro. Die daraus resultie-
rende regionale Nachfragewirkung ergibt schließlich einen
direkten Effekt für Sach- und Investitionsausgaben in Höhe
von 595 Mio. Euro, für Personalausgaben von 630 Mio.
Euro sowie für die Studierendenausgaben von 1.229 Mio.
Euro. Die kumulierte Wirkung der oben angeführten direk-
ten regionalen Nachfrage beträgt 2.454 Mio. Euro (vgl.
Abb. 1). Aufgrund der Vorleistungsverechtungen der Wirt-
schaftszweige, an die sich diese Nachfrage richtet, ergeben
sich darüber hinaus indirekte und induzierte Effekte, die
über einen kombinierten Multiplikator berechnet werden
und einen moderat geschätzten Gesamteffekt der Nachfrage
zu Marktpreisen von 3.364 Mio. Euro bilden (vgl. Abb. 1).
Der Gesamteffekt der universitären Ausgaben auf die Wirt-
schaft Baden-Württembergs lässt sich neben dem Nachfra-
geeffekt für vier weitere Wirkungsgrößen ermitteln (vgl.
Tab. 3).
4.2 Wertschöpfungswirkung
Die Wertschöpfungswirkung ergibt sich aus der Summe
der Personalausgaben der Landesuniversitäten sowie der
1 3
335Die wirtschaftliche Wirkung der Universitäten im Land Baden-Württemberg
4.4 Beschäftigungswirkung
Alternativ zur monetären Darstellung der Einkommenswir-
kung kann über eine proportionale Verhältnisrechnung auch
die Beschäftigungswirkung der universitären Nachfrage
ermittelt werden. Von den 40.836 Beschäftigten (32.918
Vollzeitäquivalente) an den Landesuniversitäten besaßen
Euro darstellen. Schließlich werden auch die indirekten Ein-
kommen zusätzlich nachfragewirksam und generieren auf-
grund der Produktionsverechtungen zwischen den übrigen
Sektoren weitere 52 Mio. Euro an induzierten Einkommen.
Der Gesamteffekt direkter, indirekter und induzierter Ein-
kommen betrug 3.320 Mio. Euro (vgl. Tab. 4).
Tab. 4 Regionalwirtschaftliche Wirkungen der Landesuniversitäten 2012 (in Mio. Euro)
Nachfrage Wertschöpfung Einkommen BeschäftigungaSteuernb
Bruttoeffekt 4.617 2.000 3.127 40.836c849
Regionale Effekte
Direkter Effekt 2.454 2.000 2.762 36.191 364 (156)
Indirekter Effekt 630 1.201 506 19.558 399 (174)
Induzierter Effekt 280 472 52 7.564 46 (20)
Gesamteffekt 3.364 3.673 3.320 63.313 809 (350)
aDer Beschäftigungseffekt bezieht sich auf die Zahl der Arbeitsplätze. Die Berechnung des Beschäftigungsmultiplikators erfolgt anhand
branchenspezischer Beschäftigungsprole
bAngaben in Klammern beziffern den Anteil der Steuereinnahmen, die dem Land Baden-Württemberg zuießen
cbzw. 32.918 Vollzeitarbeitsplätze (siehe Abschn. 4.4)
Bruttoeffekt
Nachfrage Wertschöpfung Einkommen
Regionale Effekte
BeschäftigungSteuern
Direkter Effekt
Indirekter Effekt
Induzierter Effekt
Steuereinnahmen in
BW durch induzierte
Nachfrage- und
Einkommenseffekte
(Landesanteil)
Beschäftigtenanstieg
durch Nachfrage
der zusätzlichen
Einkommen in
anderen Sektoren
Einkommensanstieg
durch Nachfrage
der zusätzlichen
Einkommen in
anderen Sektoren
Wertschöpfungs-
anstieg
durch Nachfrage
der zusätzlichen
Einkommen in
anderen Sektoren
Nachfrageanstieg
durch zusätzliche
Einkommen in
anderen Sektoren
Steuereinnahmen in
BW durch indirekte
Nachfrage- und
Einkommenseffekte
(Landesanteil)
Beschäftigtenanstieg
durch Vorleistungen
in anderen Sektoren
Einkommensanstieg
durch Vorleistungen
in anderen Sektoren
Wertschöpfungs-
anstieg
durch Vorleistungen
in anderen Sektoren
Nachfrageanstieg
durch Vorleistungen
in anderen Sektoren
Steuereinnahmen in
BW durch direkte
Nachfrage- und
Einkommenseffekte
(Landesanteil)
Zahl der in BW
ansässigen
Beschäftigten
Bruttogehälter
und studentische
Einkommen
in BW
Personalausgaben
der Universitäten
Konsumwirksame
Ausgaben
in BW
Bruttoaufkommen
von Gemeinschafts-
steuern durch
Universität und
Angehörige
Zahl der
Universitäts-
arbeitsplätze
Bruttogehälter
und studentische
Einkommen
Personalausgaben
der Universitäten
Bruttogesamt-
ausgaben
Gesamteffekt = Summe direkter + indirekter + induzierter Effekte
Tab. 3 Regionalökonomische Wirkungsbegriffe und deren Zusammensetzung
336
J. Glückler et al.
Baden-Württemberg, welche um weitere 9 Mio. Euro aus
studentischen Verwaltungsbeiträgen ergänzt werden. Dies
ergibt Landeseinnahmen in Höhe von 359 Mio. Euro.
4.6 Modellerweiterung: Wirkung der gesetzlichen
Krankenversicherung
Jenseits der üblicherweise berücksichtigten universitären
Ausgaben bestehen noch weitere kurzfristige Effekte, die
zumindest theoretisch in Geldwerten messbar wären, für
die allerdings empirisch kaum genaue Daten auf regionaler
Basis verfügbar sind. So konnten bei der Bemessung der
indirekten und induzierten Effekte der Nachfrage die aus
der Mehrproduktion entstehenden Unternehmensgewinne,
bzw. genauer Bruttobetriebsüberschüsse, und die daraus
resultierenden zusätzlichen Einkommenswirkungen man-
gels verfügbarer Daten nicht in das Modell einbezogen
werden. Ebenso unberücksichtigt bleibt die sogenannte Bil-
dungsrendite, die den Wirkungszusammenhang zwischen
höherem Bildungsabschluss und dem daraus resultierenden
Anstieg der regionalen Einkommen sowie der damit ver-
bundenen Folgewirkungen, wie beispielsweise veränderte
Konsumgewohnheiten, ausdrückt (Schubert/Baier/Hufnagl
et al. 2012).
Ferner lassen bisherige Wirkungsstudien auch die Nach-
fragewirkung der Pichtbeiträge für das System der gesetz-
lichen Sozialversicherungen außer Acht. Die gesetzlichen
Sozialversicherungen bestehen aus der Kranken-, Pege-,
Renten- und Arbeitslosenversicherung. Vereinfacht dar-
gestellt handelt es sich bei diesen Versicherungen um ein
kostendeckendes Umlagesystem, bei dem die geleisteten
Beiträge der Versicherungsgemeinschaft auch jährlich für
Versicherungsleistungen verausgabt werden. Im Falle der
Renten-, Pege- und Arbeitslosenversicherungen werden
die Beiträge jedoch kaum von denselben Arbeitnehmern
verausgabt, die die Versicherungsbeiträge leisten. Demge-
genüber sind die Leistungen der gesetzlichen Krankenversi-
cherung durchaus regional zu modellieren, da die geleisteten
Beiträge aufgrund des Umlageverfahrens jeweils auch in
der gleichen Periode im Gesundheitswesen nachfragewirk-
sam werden.
Für die Modellierung der regionalökonomischen Wir-
kung der Krankenversicherungsbeiträge werden hier nur
die sozialversicherungspichtig Beschäftigten der Uni-
versitäten mit Wohnsitz in Baden-Württemberg berück-
sichtigt. Ihre Krankenversicherungsbeiträge einschließlich
der Arbeitgeberanteile betrugen im Jahr 2012 insgesamt
189 Mio. Euro (eigene Berechnung). Diese Beiträge ossen
nach dem Solidaritätsprinzip in den bundesweiten Gesund-
heitsfond und zum Teil an überregionale Krankenkassen.
Aufgrund des Solidaritätsprinzips gleicher, gesetzlich
geregelter Beitragssätze einerseits und unterschiedlicher
regionaler Lohnniveaus in Deutschland andererseits fallen
36.191 Beschäftigte (27.965 Vollzeitäquivalente) einen
Wohnsitz in Baden-Württemberg. Die indirekte Beschäfti-
gungswirkung resultiert aus der Erhöhung des regionalen
Produktionswertes10 durch die universitären Ausgaben und
die Konsumnachfrage des Personals und der Studierenden.
Durch die Multiplikation der sektoralen Nachfrageerhöhung
mit branchenspezischen Arbeitsplatzkoefzienten lässt
sich die Zahl indirekt geschaffener Arbeitsplätze ermitteln.
Somit sichern die Ausgaben der Landesuniversitäten zusätz-
lich 19.558 Arbeitsplätze im Land Baden-Württemberg.
Aufgrund der durch die indirekten Arbeitsplätze induzier-
ten zusätzlichen Nachfrage werden weitere 7.564 Arbeits-
plätze geschaffen. Damit ergibt sich ein Gesamteffekt der
Beschäftigungswirkung von mindestens 63.313 Arbeitsplät-
zen allein im Bundesland. Dies entspricht einem Anteil von
etwa 1,2 % aller Erwerbstätigen in Baden-Württemberg. Die
Rechnung schließt die vielen beschäftigten Wissenschaftler,
Verwaltungskräfte und Techniker in den übrigen Hoch-
schulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen,
die sich zumeist aufgrund der Universitäten in deren Nähe
angesiedelt haben, noch nicht ein. Was diese Arbeitsplätze
für das Land besonders wertvoll macht, ist ihre relativ große
Krisensicherheit bzw. ihre geringe Konjunkturanfälligkeit.
4.5 Steuerliche Wirkung
Das Land Baden-Württemberg erzielt Steuereinnahmen aus
den Ausgaben der Universitäten (Umsatzsteuer) und den
dadurch generierten Einkommen (Lohn- bzw. Einkommen-
steuer). Diese beiden Steuerarten machen allein 86 % des
gesamten Steueraufkommens aus (Statistisches Landesamt
Baden-Württemberg 2013b). Insgesamt lässt sich ein abso-
lutes Steueraufkommen von etwa 809 Mio. Euro innerhalb
Baden-Württembergs auf die Nachfrage der Landesuniver-
sitäten und ihrer Angehörigen zurückführen: Lohnsteuer in
Höhe von etwa 408 Mio. Euro und Umsatzsteuer in Höhe
von 401 Mio. Euro. Die übrigen Steuern werden hierbei auf-
grund ihrer geringen Bedeutung vernachlässigt. Da Umsatz-
und Einkommensteuer Gemeinschaftssteuern sind, werden
diese zwischen dem Bund, den Ländern und den Gemein-
den aufgeteilt. Ohne Berücksichtigung der Ausgleichszah-
lungen zwischen den Ländern und dem Bund liegen gemäß
der vertikalen Steuerverteilung die Umsatzsteuereinnahmen
des Landes Baden-Württemberg bei 177 Mio. Euro und
die Lohnsteuereinnahmen bei 173 Mio. Euro (Bundesmi-
nisterium der Finanzen 2013). Dies ergibt in der Summe
350 Mio. Euro an steuerlichen Einnahmen für das Land
10 Der regionale Produktionswert entspricht dem volkswirtschaftli-
chen Konzept des Bruttoproduktionswerts mit dem Unterschied, dass
er sich auf eine subnationale geographische Teilregion bezieht: hier
Baden-Württemberg. Er repräsentiert die Summe aller veräußerten
Güter zu Marktpreisen und der Bestandsveränderungen von Halb- und
Fertigerzeugnissen zu Herstellungskosten.
1 3
337Die wirtschaftliche Wirkung der Universitäten im Land Baden-Württemberg
5.1 Wirkungsgrad im Verhältnis zu den eingesetzten
Grundmitteln
Das Land Baden-Württemberg stellte den neun Univer-
sitäten im Jahr 2012 eine Grundnanzierung in Höhe von
2.045 Mio. Euro zur Verfügung. Darüber hinaus warben die
Universitäten zusätzliche Fördermittel ein und attrahierten
die Konsumausgaben der immatrikulierten Studierenden,
um eine Wertschöpfungswirkung von insgesamt 3.673 Mio.
Euro zu erzielen. Dies entspricht einer 1,8-fachen Wir-
kung der Landesuniversitäten gegenüber ihrer laufenden
Grundnanzierung. Unter zusätzlicher Berücksichtigung
der gleichzeitigen jährlichen Steuereinnahmen des Landes,
die sich aus der Nachfrage- und Einkommenswirkung der
Landesuniversitäten ergibt, reduziert sich der tatsächliche
Nettomitteleinsatz des Landes auf 1.686 Mio. Euro. Der
Gesamteffekt der universitären Wertschöpfungswirkung
im Land Baden-Württemberg entspricht dann etwa dem
2,2-fachen dieses Nettomitteleinsatzes.
5.2 Differenzielle Inzidenz
Eine weitere Möglichkeit der Beurteilung des Wirkungsgra-
des besteht im Vergleich zu alternativen Verwendungen, das
heißt zu einem alternativen Einsatz der Grundnanzierung
für andere Maßnahmen der öffentlichen Hand. Die Diffe-
renz zwischen den absoluten Inzidenzen der ursprünglichen
und alternativen Verwendungen ergibt die differenzielle
Inzidenz (Stoetzer/Krähmer 2007) der Landesuniversitä-
ten auf die Wirtschaft Baden-Württembergs. Empirische
Bewertungen der differenziellen Inzidenz liegen bislang nur
für kleinräumige Wirkungsanalysen vor (Assenmacher/Leß-
mann/Wehrt et al. 2004; DIW econ 2008). Da die denkbaren
Optionen zahlreich sind und die Analysen konkreter Alter-
nativen erheblichen Aufwand mit sich bringen, erweist sich
ein Verfahren als hilfreich, das drei grundsätzliche alterna-
tive Verwendungen unterscheidet (vgl. DIW econ 2008: 1)
der Effekt der Grundmittel, das heißt der Grundnanzierung
der Universitäten aus dem Landeshaushalt, ohne zusätzliche
Effekte von Drittmitteln und studentischen Ausgaben; 2) die
Umwidmung der Grundmittel ausschließlich in Personal-
mittel und 3) die Umwidmung ausschließlich in Sach- und
Investitionsmittel ohne zusätzliche Mitteleinwerbungen.
Erzielten die Landesuniversitäten eine höhere abso-
lute Wirkung als die aufgeführten Alternativen, so würde
dies einen regionalwirtschaftlichen Wirkungsüberschuss
der öffentlichen Bildungs- und Forschungsnanzierung
demonstrieren, stets unter der Voraussetzung, dass diese
alternativen öffentlichen Verwendungen (z. B. Verwal-
tungseinrichtungen oder Museen) weder zusätzliche
Mitteleinwerbungen (Drittmittel) noch die Attraktion
zusätzlicher Anspruchsgruppen (Studierende) im Wege
eines dauerhaften Wohnortwechsels bewirken. Folglich
Ausgleichszahlungen zwischen den Ländern an. Da Baden-
Württemberg als Nettozahler bis zu 5 % der im Land geleis-
teten Beiträge im Länderausgleich an andere Länder verliert
(Wasem/Buchner/Lux et al. 2007), werden folglich 95 %
der im Land erhobenen Krankenversicherungsbeiträge auch
tatsächlich für die Versicherten in Baden-Württemberg auf-
gewendet und im Wirtschaftszweig des Gesundheitswesens
nachfragewirksam (Destatis 2011). Da ein Teil der Nach-
frage auch an Versorger außerhalb Baden-Württembergs
gerichtet wird, ist ferner eine Regionalquote zu bestimmen.
Im Jahr 2011 wurden etwa 4,6 % aller Krankenhauspatien-
ten mit Wohnsitz in Baden-Württemberg in Krankenhäu-
sern anderer Bundesländer behandelt.11 Mangels besserer
Datenverfügbarkeit liegt dem vorliegenden Modell daher
die Annahme zugrunde, dass 95 % aller gesundheitlichen
Leistungen der Universitätsbeschäftigten auch in Baden-
Württemberg nachfragewirksam werden.
Somit errechnet sich ein direkter Effekt der Nachfrage-
wirkung im Gesundheitswesen des Landes Baden-Würt-
temberg von 171 Mio. Euro, der allein auf die Ausgaben
der Landesuniversitäten für die gesetzliche Krankenversi-
cherung zurückzuführen ist. Dieser direkte Effekt stößt eine
Multiplikatorwirkung über indirekte und induzierte Produk-
tions- und Einkommensanstiege in anderen Sektoren an, die
sich zu einem Gesamteffekt der Nachfrage von 248 Mio.
Euro addieren. Dies entspricht einer Bruttowertschöpfung
von 124 Mio. Euro, einer Beschäftigungswirkung von 1.753
Arbeitsplätzen und einem Bruttoeinkommen von 36 Mio.
Euro. Steuerlich resultieren hieraus staatliche Umsatz-
steuereinnahmen von 9 Mio. Euro. Die Einkommensteu-
ereinnahmen belaufen sich auf 8 Mio. Euro. Für das Land
Baden-Württemberg ergeben sich gemäß dem Verteilungs-
schlüssel der Gemeinschaftssteuern zwischen Land, Bund
und Kommunen zusätzliche Einnahmen in Höhe von 7 Mio.
Euro.
5 Beurteilung der regionalwirtschaftlichen Wirkung
Im Ergebnis der absoluten Inzidenzanalyse sichern die neun
Landesuniversitäten über 63.000 Arbeitsplätze, 3,7 Mrd.
Euro bzw. 1,2 % der Wertschöpfung und jährliche Steu-
ereinnahmen von 350 Mio. Euro allein im Land Baden-
Württemberg. Wie sind diese Wirkungen zu beurteilen? Der
folgende Abschnitt eröffnet zwei komparative Perspektiven
zur Beurteilung der Effekte: den regionalwirtschaftlichen
Gesamteffekt der Wertschöpfungswirkung im Verhältnis
zu den eingesetzten Landesmitteln und den differenziellen
Vergleich mit alternativen Verwendungen der Landesmittel.
11 https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/
Krankenhaeuser/Krankenhaeuser.html (13.08.2015).
338
J. Glückler et al.
mungen der bisherigen Mittel, die für das Land selbst keine
Einsparungen erbrächten, zeigt das Szenario eine Nettodif-
ferenz von mindestens 1.173 Mio. Euro an Wertschöpfung.
6 Drei Hebel des komparativen Wirkungsüberschusses
von Universitäten
Die Höhe des regionalwirtschaftlichen Wirkungsgrades
universitärer Ausgaben hängt von drei Parametern ab: der
Attraktion zusätzlicher Einkommen durch Zuwanderung
von Studierenden, der Einwerbung von Drittmitteln und der
spezischen Produktions- und Konsummuster einer Region.
Die differenzielle Wirkungsanalyse hat gezeigt, dass Lan-
desuniversitäten gerade aufgrund dieser Faktoren mit einem
größeren Hebel die regionale Nachfrage verstärken als
andere öffentliche Einrichtungen.
Die Attraktivität der Universitäten für Studierende ist ein
erster wichtiger Hebel der regionalen Multiplikatorwirkung.
59 % aller Studierenden an den Universitäten Baden-Würt-
tembergs erwarben ihre Hochschulzugangsberechtigung in
Baden-Württemberg. Demnach zogen 41 % aller Studieren-
den aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland zum
Studium nach Baden-Württemberg. Die Differenz zwischen
den laut Semesteranschrift in Baden-Württemberg wohnen-
den Studierenden und denjenigen, die in Baden-Württem-
berg ihre Hochschulzugangsberechtigung erhalten hatten,
ergibt einen Nettozuzug von 27 % aller Studierenden im
Rahmen ihres Studiums an den Landesuniversitäten. Dies
ist der wirtschaftlichen Wirkung der Landesuniversitäten
die Multiplikatorwirkung einer alternativen Verwendung
gegenüberzustellen, bei der nur die regional nachfragewirk-
samen Landesmittel in den regionalen Wirtschaftskreislauf
eingehen und dort über intersektorale Vorleistungsverech-
tungen zusätzliche Nachfrage induzieren. Somit lassen sich
auch Szenarien für die baden-württembergische Wirtschaft
infolge einer Anhebung oder Absenkung der Landesmittel
für die Landesuniversitäten darstellen und zugleich mit den
Effekten bilanzieren, die durch mögliche Umwidmungen
von Landesmitteln in andere Bereiche entstehen können
(vgl. Abb. 2).
Der Einsatz von einem Euro an Landesmitteln entspricht
im Jahr 2012 einer direkten Wertschöpfungswirkung im
Land Baden-Württemberg von 1,80 Euro. Eventuelle Mit-
telkürzungen würden entsprechende Wertschöpfungs- und
Arbeitsplatzverluste bewirken, die auch durch alternative
Verwendungen öffentlicher Landesmittel nicht in gleicher
Höhe aufgefangen würden. Die Höhe der differenziellen
Wirkung der Landesuniversitäten ist abhängig davon, wie
die Mittel eingesetzt werden: Die alleinige Verwendung
der Grundmittel der Landesuniversitäten ohne zusätzliche
Einwerbung von Drittmitteln resultiert in einem Wertschöp-
fungseffekt von 1.937 Mio. Euro (Abb. 2, Szenario 1). Eine
ausschließliche Verwendung für Personal (Abb. 2, Szenario
2) impliziert zwar eine größere regionale Wertschöpfungs-
wirkung als eine ausschließliche Verwendung für Sachaus-
gaben (Abb. 2, Szenario 3), läge aber immer noch unter der
Wirkung der Universitäten. Selbst im Falle dieser Umwid-
4.000
Mill. EUR
3.500
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.673
1.937
2.500
920
2.044
Szenario 2
Umwidmung der
Grundmittel in
Personal
Grundmittel Gesamteffekt
univ. Nachfrage
Szenario 1
Alleinige
Multiplikatorwirkung
der Grundmittel
Szenario 3
Umwidmung der
Grundmittel
in Sachausgaben
-1.173
-2.753
Abb. 2 Differenzielle Inzidenz
der Wertschöpfungswirkung der
Universitäten in Baden-Württem-
berg (2012)
1 3
339Die wirtschaftliche Wirkung der Universitäten im Land Baden-Württemberg
fragewirksamkeit des Einkommens. Gerade in Baden-Würt-
temberg zeigt sich, dass die durchschnittliche Sparquote
der Bevölkerung mit 12,6 % höher ist als im Bundesdurch-
schnitt, ja sogar die zweithöchste in ganz Deutschland ist
(Destatis 2010). Mit dem Anstieg der Konsumbereitschaft
könnte die direkte Nachfrage angehoben und somit die
regionale Wirkung von Löhnen und Gehältern noch erhöht
werden. Ein weiterer Faktor ist die intersektorale Arbeits-
teilung der regionalen Produktionsstruktur. Der Multiplika-
tor der direkten Nachfrageeffekte steigt mit der Höhe der
regionalen Vorleistungsquote an. Je größer demnach die int-
raregionale Leistungsverechtung der Wirtschaftszweige,
desto größer sind auch die Multiplikatorwirkungen eines
autonomen Nachfrageanstiegs. Der Grad der regionalen
Vorleistungsquote variiert unter anderem mit der Größe der
Region. Handelt es sich nur um den lokalen Einzugsbereich
einer einzelnen Hochschule, ist die Importquote deutlich
höher als etwa in einem Flächenland der Größe Baden-
Württembergs, in dem nahezu das gesamte volkswirtschaft-
liche Portfolio der Güterproduktion vertreten ist. Aufgrund
der fortschreitenden globalen Arbeitsteilung in vielen Wirt-
schaftszweigen, des stetigen Anstiegs der Außenhandels-
quote und der damit verbundenen Zunahme des Handels mit
Zwischengütern (OECD 1999; OECD 2010) ist allerdings
davon auszugehen, dass die regionalen Vorleistungsquoten
langfristig eher geringer werden. Im Unterschied zur Attrak-
tion von Studierenden und der Einwerbung von Drittmitteln
können Universitäten diese regionalen Produktions- und
Konsummuster ohnehin kaum selbst beeinussen.
7 Fazit
Die vorliegende Studie ermittelt erstmalig die kurzfristige,
periodische wirtschaftliche Wirkung einer ganzen Hoch-
schullandschaft auf eines der bedeutendsten Flächenländer
in Deutschland. Aufgrund der besonderen Herausforderung
der Wirkungsanalyse von neun Universitäten in einer so
großen Region wie Baden-Württemberg, die im globalen
Maßstab den 18. Platz der größten Ökonomien noch vor
Belgien belegen würde, hat diese Studie eine Reihe metho-
discher Anpassungen vorgestellt, die die Validität der Wir-
kungsrechnung im Vergleich zu früheren Verfahren erhöhen
und zugleich die differenzielle Überschusswirkung von Uni-
versitäten gegenüber alternativen Verwendungen der staat-
lichen Grundmittel aufdeckt. Für jeden eingesetzten Euro
an Landesmitteln lösen die Universitäten einen Anstieg der
Bruttowertschöpfung von mindestens 1,80 Euro allein im
Bundesland aus. Zugleich sichern sie über 63.000 Arbeits-
plätze im Land Baden-Württemberg und bewirken direkte
periodische Steuereinnahmen von 350 Mio. Euro allein für
die Landesverwaltung. Unter Hinzurechnung der Ausga-
ben im Gesundheitswesen ist der Gesamteffekt der Wert-
entspricht 44.437 Studierenden. Da jeder Studierende im
Landesdurchschnitt über 9.594 Euro jährliches Einkommen
verfügt (HIS 2010), bewirkt allein der Nettozuzug an Stu-
dierenden einen Bruttoeffekt von 426 Mio. Euro jährlicher
Konsumnachfrage.
Ein zweiter Hebel des großen Wirkungsgrades der Uni-
versitäten in Baden-Württemberg ist in der Einwerbung von
Drittmitteln zu sehen. Empirisch existiert für alle Bundes-
länder in Deutschland ein linearer Zusammenhang zwischen
der Menge eingesetzter Landesmittel und der Menge von im
Wettbewerb eingeworbenen Drittmitteln. Im Bundesdurch-
schnitt werben Hochschulen aller Art auf einen Euro Lan-
desmittel weitere 0,29 Euro ein. Abweichungen oberhalb der
Geraden der Erwartungswerte zeugen von überdurchschnitt-
lichen Drittmitteleinwerbungen, wie in Berlin, Sachsen und
Baden-Württemberg (vgl. Abb. 3). Auch im Vergleich der
großen Flächenländer Nordrhein-Westfalen und Bayern
sind die Einwerbungen von Baden-Württemberg mit ins-
gesamt 1.066 Mio. Euro im Jahr 2011 überdurchschnittlich
hoch und liegen um etwa 10 % (116 Mio. Euro) über dem
empirischen Erwartungswert. Die Stärke der Drittmittelein-
werbung ist hierbei ein Erfolg, der sich seit 1999 kontinu-
ierlich fortgesetzt hat (vgl. Destatis 2013a) und maßgeblich
auf die Landesuniversitäten zurückzuführen ist. Sie warben
2012 zusätzliche Mittel in Höhe von 1.005 Mio. Euro (etwa
die Hälfte der Grundmittel) ein.
Ein dritter Hebel der regionalen Multiplikatorwirkung
ist schließlich in der spezischen Produktions- und Kons-
umstruktur der Referenzregion zu sehen. Zunächst variiert
der Anteil verfügbaren Einkommens, der als direkter Effekt
nachfragewirksam wird, mit der Konsumneigung. Je höher
die Sparquote einer Bevölkerung, desto geringer die Nach-
SL MV
BB
HB
TH RP
HH
HE
SN
NI
BE
BY
BW
NW
ST
SH
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
0500 1.0001.500 2.0002.500 3.0003.500 4.0004.500 5.000
Drittmittel in Mill. EUR
Grundmittel in Mill. EUR
Deutschlandweites
Verhältnis
Dritt- zu Grundmitteln
Abb. 3 Das Verhältnis von Grund- zu Drittmitteln nach Bundeslän-
dern 2011. (Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Destatis 2013a)
340
J. Glückler et al.
einer regionalen Ökonomie erzielen können. Auch alterna-
tive staatliche Ausgaben, wie z. B. für öffentliche Museen,
bewirken über die Attraktion einer Vielzahl an Tages-
besuchern, ähnlich wie Universitäten bei Studierenden,
zusätzliche Nachfrage-, Beschäftigungs- und Wertschöp-
fungswirkungen. Dennoch legt die vorliegende Analyse
nahe, dass Hochschulen einen besonders hohen Wirkungs-
grad im Vergleich zu anderen öffentlichen Einrichtungen
für die regionale Ökonomie erzielen. Da die Multiplika-
torwirkung der Universitäten aber erst in Kombination mit
der regionalen Wirtschaftsstruktur und anderen Leistungen
zum Tragen kommt, wären drastische Einsparungen ebenso
wenig zielführend wie eine ausgreifende Intensivierung
der staatlichen Ausgaben hin zu einer monostrukturellen
Ausrichtung auf das Bildungswesen. Auch wenn die vor-
liegende Analyse im Auftrag der Landesrektorenkonferenz
Baden-Württemberg durchgeführt wurde, so soufiert sie
keine politische Agenda. Letztlich liegt es in der Hand der
demokratischen Willensbildung, Normen über die Förde-
rung des Hochschulwesens zu bilden. Aufgrund einer ein-
zigartigen Datenbasis und einer differenziellen Analyse der
regionalwirtschaftlichen Wirkung von Bildungseinrichtun-
gen auf Länderebene trägt diese Untersuchung in erster
Linie zur Erhöhung der Transparenz und Validität mone-
tär abschätzbarer Wirkungen der Hochschullandschaft auf
regionale Ökonomien größerer Maßstabsebenen wie die der
Bundesländer bei.
Danksagung Die Forschungsarbeiten wurden durch die Landesrek-
torenkonferenz Baden-Württemberg (LRK) nanziert. Wir danken
Katharina Kadel, Geschäftsführerin der LRK, für die vorzügliche
Unterstützung in der Koordination des Forschungsvorhabens sowie
den Ansprechpartnern der neun Landesuniversitäten für die aufge-
schlossene und unkomplizierte Unterstützung bei der Zusammen-
stellung der erbetenen Universitätsstatistiken. Ferner danken wir den
studentischen Hilfskräften Helen Dorn, Johannes Schulz-Knappe und
Hanna Wilbrand für ihre Unterstützung. Schließlich gilt unser Dank
den anonymen Gutachtern für die konstruktiven Hinweise zur Verbes-
serung des Manuskripts.
Disclaimer Der vorliegende Artikel basiert auf einer von der Lan-
desrektorenkonferenz Baden-Württemberg in Auftrag gegebenen
unabhängigen Studie, welche die Autoren nach bestem Wissen und
Gewissen den Regeln guter wissenschaftlicher Praxis entsprechend
umgesetzt haben.
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schöpfungswirkung der Landesuniversitäten inklusive der
Nachfrage im Gesundheitssystem zirka 1,9-mal größer als
die eingesetzten Landesmittel in Höhe von 2.045 Mio. Euro
bzw. 2,3-mal größer als der Nettomitteleinsatz des Landes
(vgl. Abb. 4).
Demnach leisten die neun Landesuniversitäten – Frei-
burg, Heidelberg, Hohenheim, Konstanz, Mannheim,
Stuttgart, Tübingen, Ulm und das Karlsruher Institut für
Technologie – in ihrer Gesamtwirkung einen Beitrag zu
Produktion, Wertschöpfung und Beschäftigung, der die ein-
gesetzten Mittel der Grundnanzierung des Landes nahezu
verdoppelt. Die Universitäten erbringen wie kaum eine
alternative Verwendung öffentlicher Mittel besonders hohe
regionale Multiplikatorwirkungen, weil sie die Grundmittel
zur Attraktion von Studierenden und deren Kaufkraft in das
Land Baden-Württemberg sowie zur Einwerbung von Dritt-
mitteln einsetzen, die im Land nachfragewirksam werden.
Da jede Wirkungsrechnung neben den Schwierigkeiten
der empirischen Ermittlung der primären Ausgabenüsse
ferner von zahlreichen Annahmen abhängt, ist die Aussa-
gekraft stets im Rahmen der gewählten Methode limitiert.
Zum einen kann die Betrachtung der intersektoralen Ver-
echtungen der Wirtschaftszweige nur aus einer statischen
Perspektive erfolgen. Dies ist insbesondere in Anbetracht
langfristiger Wirkungsanalysen als problematisch anzuse-
hen. Zum anderen ist die Vielzahl an Annahmen, welche für
eine Inzidenzanalyse notwendig ist, als kritisch zu erachten.
Hierzu zählen beispielsweise Schätzungen über die Größe
und Zusammensetzung von Warenkörben und Konsumquo-
ten, die zwar bundesweit repräsentativ sind, jedoch Teil-
ausschnitten einer Volkswirtschaft nicht notwendigerweise
gerecht werden.
Hochschulen sind nicht die einzigen öffentlichen Ein-
richtungen, welche multiplikative Wirkungen innerhalb
827
908
1.937
124
Gesamteffekt der Wertschöpfungswirkung in
Baden-rttemberg 2012
3.797
2.045
direkt
indirekt
induziert
1.679
Netto-
mittel-
einsatz
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
Studierende
DrittmittelLandesmitteleingesetzte
Landesmittel
3.000
3.500
4.000
KV-Pflicht-
beiträge
Gesamt-
effekt
Mill. EUR
Abb. 4 Der Gesamteffekt der Wertschöpfung inklusive der gesetzli-
chen Krankenversicherung
1 3
341Die wirtschaftliche Wirkung der Universitäten im Land Baden-Württemberg
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... This study uses regional multiplier analysis to determine a detailed model of the economic impact of the cultural work of the Mannheim Philharmonic Orchestra and to evaluate it in terms of the subsidies used by the city. The methodological basis for the analysis is a regional economic impact model, which the authors have further developed to assess the regional impact of universities as public research and educational institutions [26,27,[34][35][36]. ...
... The regional multiplier analysis is used to model the periodic economic effect of the expenditures associated with a facility on increasing demand, value-added, income, and jobs and tax revenues. The total effect is the sum of three individual effects [34]: ...
... This analysis is based on a detailed primary survey by the Orchestra [32], supplementary analysis of official statistics, and a proven methodology for determining regional economic effects of educational institutions [26,27,34]. It therefore enjoys high validity. ...
Article
Full-text available
During the COVID-19 pandemic, many governments enforced epidemic policies of social distancing, restrictions of professional practice, and the prohibition of cultural live performances. Because such policies dried up important sources of income in the cultural and tourism industries, this paper examines how cultural institutions coped with this crisis. Drawing on the case of the Mannheim Philharmonic Orchestra in Germany, we collected original data and employed a regional economic impact analysis to determine both the financial resilience of the Orchestra and its impact on the urban economy. Because the Orchestra could not reduce costs during the COVID-19 pandemic, public subsidies were crucial to fill the income gap of missed live concerts. In turn, the regional impact analysis suggests that the Orchestra maintained its positive effect on the economic demand for goods and services in the urban economy. When balancing the city’s subsidies with the rental (city concert halls) and tax incomes generated by the Orchestra’s local impact, the Orchestra managed to induce surplus revenue for the city’s treasury.
... So steht neben dem politischen Ringen zunehmend die Frage im Mittelpunkt, welche wirtschaftliche Wirkung mithilfe der eingesetzten Mittel erzielt werden kann. Um diese unmittelbaren ökonomischen Effekte öffentlicher Förderung für einen bestimmten geographischen Wirkungskreis zu ermessen, sind regionale Wirkungsanalysen besonders geeignet (Blume & Fromm, 1999;Glückler et al., 2015;Kowalski et al., 2012). ...
... Die vorliegende Studie nutzt das Instrument der regionalen Multiplikatoranalyse, um ein detailliertes Modell der wirtschaftlichen Wirkung der kulturellen Arbeit der Mannheimer Philharmoniker zu bestimmen und in Hinblick auf die durch die Stadt eingesetzten Fördermittel zu bewerten. Methodische Grundlage der Analyse ist ein regionalökonomisches Wirkungsmodell , das die Autoren zur Bewertung der regionalökonomischen Wirkung von Universitäten als öffentliche Forschungs-und Bildungseinrichtungen weiterentwickelt haben (Glückler et al., 2015(Glückler et al., , 2018Janzen et al., 2022). ...
... Die regionale Multiplikatoranalyse dient zur Modellierung der periodischen wirtschaftlichen Wirkung der mit einer Einrichtung verbundenen Ausgaben auf die Erhöhung von Nachfrage, Wertschöpfung, Einkommen, Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen. Der Gesamteffekt ist die Summe dreier Einzeleffekte (Glückler et al., 2015 (Scherer et al., 2002). ...
Technical Report
Full-text available
Die Mannheimer Philharmoniker leisten einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Angebot der Stadt Mannheim, zur musikalischen Bildung von Kindern und Jugendlichen und zur Förderung exzellenten Nachwuchses von Orchestermusiker:innen. Über die Erfüllung ihrer Kultur- und Bildungsfunktion hinaus erhöht die Arbeit des Orchesters auch die wirtschaftliche Güternachfrage, die sich periodisch, in jedem Jahr, positiv auf die städtische Wirtschaft auswirkt. Die jährlichen Gesamtausgaben der Orchestergesellschaft für den laufenden Betrieb und für die Stipendien der Musiker:innen sowie die Konsumausgaben auswärtiger Konzertgäste in Gastronomie, Einzelhandel und Hotellerie in Höhe von 2,063 Mio. Euro erzielten in der Spielzeit 2021/20221 einen Gesamteffekt der Bruttowertschöpfung von 1,473 Mio. Euro allein in der kreisfreien Stadt Mannheim. Diese Gesamtwirkung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Ausgaben des Orchesters. Das Orchester der Mannheimer Philharmoniker verausgabte 1,598 Mio. Euro an Betriebskosten und 184 Tsd. EUR für Stipendien der Musiker:innen. Davon wurden 1,345 Mio. Euro allein in der Stadt Mannheim nachfragewirksam und führten zu einem Gesamteffekt der Bruttowertschöpfung von insgesamt 1,326 Mio. Euro. Ausgaben der Gäste. Darüber hinaus verausgabten die auswärtigen Konzertgäste für den mit Konzertbesuchen verbundenen Konsum in Gastronomie, Einzelhandel und Hotellerie mindestens weitere 281 Tsd. Euro, die gänzlich in der Stadt Mannheim nachfragewirksam wurden und die Bruttowertschöpfung um weitere 147 Tsd. Euro erhöhten. Die wirtschaftliche Wirkung der Orchestertätigkeit erzeugt nicht nur zusätzlichen Nutzen für den Arbeitsmarkt und die gewerbliche Wirtschaft, sondern generiert zugleich ein höheres Steueraufkommen für die öffentliche Hand. Unter Anrechnung der Gemeindeanteile an den Einkommens- und Umsatzsteuern konnte die Stadt Mannheim aufgrund der Mannheimer Philharmoniker direkte Mehreinnahmen in Höhe von 28 Tsd. Euro verbuchen. Zudem flossen 253 Tsd. Euro an Mieteinnahmen für die Nutzung städtischer Infrastruktur in die Kassen städtischer Betriebe. Die durch das Orchester angestoßenen Steuer- und Mieteinnahmen überkompensieren die kommunale Kulturförderung in Höhe von 50 Tsd. EUR, welche die Stadt im Jahr 2021 aus öffentlichen Mitteln den Philharmonikern bereitstellte, hierbei deutlich. Jeder Euro, den die Stadt Mannheim im Zuge ihrer Kulturförderung dem Orchester bereitstellte, steht somit einer regionalen Wertschöpfung von 29 Euro durch die Mannheimer Philharmoniker gegenüber. Zugleich generiert der Orchesterbetrieb Mehreinnahmen für die Stadt Mannheim und ihre Betriebe in Höhe des 5,6-fachen der von der Stadt eingesetzten Fördermittel.
... Meeting both direct and indirect demands requires additional labor and additional income, some of which is spent regionally, resulting in an induced demand effect. The total regional effect is the sum of the direct, indirect, and induced effects (Glückler et al., 2015;Knödler and Tivig, 1996;Steinacker, 2005; see appendix for details on methodology). ...
... 7 The direct effects of university spending and the regional expenditures of their employees and students together amount to a direct demand effect of €2,891 million. According to Glückler, Panitz, and Wuttke (2015), the contributions paid by universities and staff to the statutory health insurance system also have regional economic effects. The analysis yields a direct demand effect of statutory health insurance contributions of €205 million in the regional economic sector of the health care system for 2018, so that together with the effects calculated above, the total direct demand effect amounts to €3,096 million. ...
... The direct effect can be determined as the regionally demandeffective part of the respective gross expenditures of the three expenditure flows (Glückler et al., 2015). The demand effect takes into account which part of the expenditures is actually used for consumption purposes. ...
Article
Although the positive impact of higher education on regional economies is widely recognized, empirical assessment of the magnitude of its periodic financial impact remains a puzzle. Conventional impact studies have focused on the regional effects of periodic university spending, neglecting the core functions of higher education institutions. To overcome these shortcomings, we develop the concept of a differential regional education premium and implement it in an extended regional multiplier model. The new model integrates university expenditures and education into a compound effect on regional gross value added. Empirically, we find that the education premium increases the traditional effects of state universities in Baden-Württemberg by 68 percent. Generally, the model can be applied to other regions internationally by adapting to regional factors, such as graduate retention, tuition fees, wage levels and occupational qualifications in regional labor markets.
... Input-output related income and employment multipliers (or a combination of both kinds of multipliers) are only applied by Blume and Fromm (2000), Hamm and Wenke (2002), Spehl, Sauerborn, Sauer et al. (2005) and Glückler, Panitz and Wuttke (2015). The estimated values range between 1.0 (Spehl/Sauerborn/Sauer et al. 2005) and 1.5 (Blume/Fromm 2000). ...
... All studies indicated above have in common that they are either single case studies focusing on individual universities and the impact on their respective university locations (Blume/Fromm 2000;Hamm/Wenke 2002;Assenmacher/Leßmann/Wehrt 2004, Knappe 2006Leusing 2007;Pavel 2008;Mattes 2012;Hamm/Kopper 2016) or global studies considering the sum of universities in a federal state and the impact on the entire federal state in question (Glückler/Panitz/Wuttke 2015). ...
Article
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Universities are important economic actors and make a considerable impact on the demand and supply side of their local economies. The aim of this paper is to quantify, compare and classify the different economic demand-and supply-side contributions of the university locations within Lower Saxony (Germany) using a combination of multiplier analysis and spatial econometrics on a NUTS 3 level. In comparison to numerous other studies, this paper does not focus on the economic impact of individual cases or a selected university location but gives a complete picture of the importance and significance of all university locations within Lower Saxony. The income-induced direct and indirect demand effects are estimated using a rich data set of higher education statistics in combination with an income and employment multiplier derived from a regional input-output table. The supply-side effects, i.e. the impact of the education and research outcomes, are estimated with the help of spatial panel regressions, a model derived from human capital theory and knowledge spillover theory. The estimation results give a complete and reproducible impression of the importance and significance of the different university locations, offering the opportunity for comparisons and classifications.
... Das Verfahren der regionalen Multiplikatoranalyse dient zur Modellierung der periodischen wirtschaftlichen Effekte, die durch die Erhöhung eines Nachfrageimpulses durch einen Wirtschaftszweig oder wie hier durch die Landesuniversitäten im gesamtwirtschaftlichen Kreislauf entstehen. Der Gesamteffekt ist die Summe von drei Effekten (Glückler et al. 2015 (Pischner und Stäglin 1976;Kowalski et al. 2012;Glückler et al. 2018), dessen Höhe von den Leistungsverflechtungen der Input-Output-Tabelle abhängt. Die Summe von direktem, indirektem und induziertem Effekt bildet den Gesamteffekt der wirtschaftlichen Wirkung des primären Nachfrageimpulses der Universitäten. ...
Technical Report
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Die neun Landesuniversitäten nehmen unter den 80 baden-württembergischen Hochschulen eine herausragende Position ein. Etwa die Hälfte der fast 360.000 Studierenden des Landes war dort im Jahr 2018 immatrikuliert, wobei der Anteil der ausländischen Studierenden mit 58 Prozent noch größer ausfällt. Darüber hinaus warben diese neun Universitäten allein circa 90 Prozent aller Drittmittel der Hochschulen in Baden-Württemberg ein und sicherten somit 47.519 Arbeitsplätze. Jenseits ihrer Aufgaben in Forschung und Lehre geht von den Universitäten eine bedeutende wirtschaftliche Wirkung aus. Durch ihre Güternachfrage an die regionale Wirtschaft und qualifikationsbedingte Mehreinkommen ihrer Absolventen stoßen sie regionalökonomische Multiplikatoreffekte an. Insgesamt addieren sich die Effekte der universitären Güternachfrage (4,7 Mrd. Euro) und der Bildungsprämie (1,4 Mrd. Euro) im Jahr 2018 zu einem Gesamteffekt der Bruttowertschöpfung von etwa 6,1 Mrd. Euro. Jeder Euro, den das Land netto für die Grundfinanzierung der Universitäten investiert, erzeugt eine Wertschöpfung von 4,65 Euro in der regionalen Wirtschaft Baden-Württembergs.
... This chapter elaborates on an impact assessment of Baden-Württemberg's nine state universities(Glückler, Panitz, & Wuttke, 2015) and a study of Heidelberg University's impact on its local catchment area(Glückler & König, 2012). The analysis encompasses the universities of Freiburg, Heidelberg, Hohenheim, Constance, Mannheim, Stuttgart, Tübingen, Ulm, and the Karlsruhe Institute of Technology (including the medical schools of the universities of Freiburg, Heidelberg, Tübingen, and Ulm, but not their hospitals).15 ...
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This volume analyzes the history and character of the modern university from a variety of disciplinary perspectives, with particular emphasis on the constitutive significance of geography as a factor shaping the internal and external dynamics of universities and the national and international systems of higher education in which they have operated.
... This chapter elaborates on an impact assessment of Baden-Württemberg's nine state universities(Glückler, Panitz, & Wuttke, 2015) and a study of Heidelberg University's impact on its local catchment area(Glückler & König, 2012). The analysis encompasses the universities of Freiburg, Heidelberg, Hohenheim, Constance, Mannheim, Stuttgart, Tübingen, Ulm, and the Karlsruhe Institute of Technology (including the medical schools of the universities of Freiburg, Heidelberg, Tübingen, and Ulm, but not their hospitals).15 ...
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Through a study of universities within the territorial claims of the Danish monarchy, this chapter explores the political geography of university-founding and nation-building. Since the early Middle Ages, when the Danish monarchy was a composite state like other European states, the duchies Schleswig and Holstein have been surrendered to Prussia. Norway and Iceland have become independent nation-states, and the Faeroe Islands and Greenland have gained home-rule within the Kingdom of Denmark. The authors show how the founding of universities has been used in these processes toward independence. They first analyze the geopolitics of university founding in three selected and contested regions from the fourteenth to the twentieth century. The second part of the analysis is a study of the relationship between university-founding and nation-building. Taking a geohistorical perspective, the authors show how geography can contribute to the understanding of university history.
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This paper analyses the impact of universities on firm performance based on the universe of firms in Germany from 2013 to 2017. From a regional perspective, firms have 0.92 % more revenues per employee in counties with a university than in a county without a university. To address potential endogeneity concerns, I focus on a subsample of universities, founded for political reasons. Analysing different types of German universities indicates that the high-skilled regional labour supply is important for the positive impact of universities, while proximity to the knowledge spillovers of research-intensive universities is associated with weaker firm performance. The latter finding is at least partially explained by the networks of multinational firms.
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Kooperationen zwischen Stadtverwaltung und lokalen Wissenschaftseinrichtungen, die in der kooperativen Stadtentwicklung von zunehmender Wichtigkeit sind, haben in der bisherigen Forschung wenig Aufmerksamkeit erfahren. Insbesondere die Perspektive der kommunalen Verwaltung ist noch zu wenig beleuchtet. Der vorliegende Beitrag analysiert die Zusammenarbeit zwischen den beiden Akteuren aus Perspektive der Stadtverwaltung. Nach einführenden Überlegungen zur intersektoralen Zusammenarbeit von Stadt und Wissenschaft werden Ergebnisse aus einer Analyse von Städteleitbildern sowie aus der bundesweit ersten Umfrage von Wissenschaftsbeauftragten in deutschen Städten vorgestellt.
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Students, graduates and universities interact with their regional environment in a number of ways. Regions offer institutions of higher education a potential for strategic development, while these institutions, in turn, actively influence regional development. Different student groups differ in their regional mobility behaviour. Before summarising the state of research on the regional mobility of students and graduates, this introductory chapter presents research findings on the importance of universities for the regions and the structural development of university regions in Germany.
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Philanthropy is playing an increasingly important role in social and economic development at the level of regions. While philanthropy research has been focusing primarily on the sectorial analysis of specific types of actors such as individual generosity, patronage, foundations, service clubs or corporate philanthropy etc., this paper takes an explicit geographical perspective on financial philanthropy in the region of Heilbronn-Franconia in Southern Germany. The analysis draws on a multi-method explorative regional case study to develop an understanding of the specificity of benevolent giving by for-profit enterprises vis-à-vis foundations and other types of non-profit organizations. In addition, the paper proposes the concept of the philanthropic field to explore the potential interplay and successful events of cooperation between for-profit and not-for-profit organizations. A comparison of the financial donations between corporations and foundations demonstrates the potential complementarity between these groups of actors as well as the potential spaces of collaboration between them to the benefit of regional development.
Book
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The first edition of Regional Innovation Systems introduced a newly developed theoretical and empirical construct as a means of planning and analysing industrial development on a regional scale. Since 1995, when the first edition was commissioned, there has been a worldwide innovation-led boom and subsequent slump, meaning enormous change has occurred in regional economies. The new edition registers this change and provides an interesting test of the robustness of the original arguments in the book. Not least, more industrial policy making is influenced by the RIS analysis, and many national and regional governments have adopted RIS approaches, along with related instruments like promotion of industry clusters, academic entrepreneurship, regional venture capital and science-led development strategies. Set within a broadly evolutionary economics perspective, accounts are given of the system interactions occurring between firms and the innovation support infrastructure. Cases are drawnworldwide from Asia, North America and Europe and include a new case study on Slovenia.
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The development of academic research capacities carries within itself the seeds of future economic and social development in the form of human capital, tacit knowledge and intellectual property. Channelling knowledge flows into new sources of technological innovation has become an academic task, changing the structure and function of the university. Realizing the benefits of this potential resource occurs through organizational innovations such as technology transfer offices, incubator facilities and research centers with industrial participation. The change in emphasis from a sole concentration on the production and dissemination of knowledge to technology transfer and firm-formation places the university in a new alignment with the productive sector. The new social contract between the university and the larger society is being negotiated in much more specific terms than the old one. The former contract was based on a linear model of innovation, presuming only long term contributions of academic knowledge to the economy. Now both long and short term contributions are seen to be possible, based on examples of firm formation and research contracts in fields such as biotechnology and computer science.
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Innovation is increasingly based upon a “Triple Helix” of university-industry-government interactions. The increased importance of knowledge and the role of the university in incubation of technology-based firms has given it a more prominent place in the institutional firmament. The entrepreneurial university takes a proactive stance in putting knowledge to use and in broadening the input into the creation of academic knowledge. Thus it operates according to an interactive rather than a linear model of innovation. As firms raise their technological level, they move closer to an academic model, engaging in higher levels of training and in sharing of knowledge. Government acts as a public entrepreneur and venture capitalist in addition to its traditional regulatory role in setting the rules of the game. Moving beyond product development, innovation then becomes an endogenous process of “taking the role of the other”, encouraging hybridization among the institutional spheres.
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Regional input-output (IO) tables are constructed as either scaled down versions of national tables or by means of surveys. In the first type, location quotients (LQ) usually use employment structures to account for differences between nation and region. A LQ is designed to scale down national (input-output) coefficients to representative regional ones that are then used to derive regional multiplier effects. In this process there are two main approaches to define regional coefficients. The first one relies on national technological coefficients that show the use of inputs regardless of origin. In the second approach, regional coefficients are derived from national trade coefficients which allow distinguishing the source of origin of used intermediate inputs. Therefore, it is important to be aware of both the implicit effects of the design of LQ’s and the implications of applying a LQ to a specific coefficient. The question of relying on national technology or trade coefficients seems to have been a neglected topic in the area of regionalizing input-output tables (Hewings and Jensen, 1986). Jensen et al. (1979), in development of the GRIT regionalization method, favors reallocation of imports to create technological coefficients before applying LQ’s. Flegg and Webber (1997) on the other hand apply their quotient to the trade coefficients: “Whilst Hewings and Jensen’s analysis is certainly helpful […]. We are not convinced that it would be desirable to apply LQ’s to the national technological coefficients.” In this paper we show why traditional LQ’s are not designed to scale down tables of technological coefficients and how regional multipliers will generally be overestimated. Six regionalizations are conducted based on three LQ’s and both types of coefficients. It makes a great difference what coefficient the location quotients are applied to. If the target is a regional table of intra-regional flows, it is not possible to apply currently available LQ’s to a table of technological coefficients. Because of their design, location quotients are not able to capture the absolute imports necessary in the regional production processes. In many cases national technological coefficients will be accepted as regional trade coefficients and regional multipliers will be overestimated.
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Research universities in the United States have increasingly become involved in economic development since the mid-1980s. There has been a corresponding growth of interest in measuring the impacts of higher education on regional economies. This article reviews the approaches used to examine the influence of research universities on regional economic development outcomes. Considerable attention is paid to the methodological advantages and shortcomings of four major research designs evidenced in the literature: single-university impact studies, surveys, knowledge production functions, and cross-sectional and quasiexperimental designs. University activities, particularly knowledge-based activities such as teaching and basic research, have been found to have substantial positive effects on a variety of measures of regional economic progress.