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Universitätsspital Zürich
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Direktor: Prof. Dr. med. Ulrich Schnyder
Arbeit unter Leitung von Prof. Dr. med. Urs Hepp und
Dr. phil. Niklaus Stulz
Tageskliniken
– was ist, was wirkt und was wird gebraucht?
INAUGURAL-DISSERTATION
zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät
der Universität Zürich
vorgelegt von
Axel Weiß
Genehmigt auf Antrag von Prof. Dr. med. Ulrich Schnyder
Zürich 2015
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Inhaltsverzeichnis
1!Zusammenfassung ................................................................................................ 5!
2!Einleitung ................................................................................................................ 7!
2.1!Aufbau der Arbeit ............................................................................................. 7!
2.2!Geschichte tagesklinischer Behandlung .......................................................... 8!
2.3!Forschungsstand zu Tageskliniken ................................................................ 16!
2.3.1!Wirksamkeit von Tageskliniken in der Allgemeinpsychiatrie ................... 16!
2.3.2!Wirkfaktoren tagesklinischer Behandlung ............................................... 27!
2.3.3!Strukturen von Tageskliniken .................................................................. 38!
2.3.4!Zusammenfassung des Forschungsstandes ........................................... 39!
3!Fragestellung ........................................................................................................ 42!
4!Methode ................................................................................................................ 44!
4.1!Umfrage unter den Tageskliniken der deutschsprachigen Schweiz .............. 44!
4.2!Patientenbefragung ........................................................................................ 45!
5!Resultate ............................................................................................................... 48!
5.1!Umfrage unter den Tageskliniken der deutschsprachigen Schweiz .............. 48!
5.1.1!Rücklauf .................................................................................................. 48!
5.1.2!Finanzierung ............................................................................................ 49!
5.1.3!Versorgungsregionen .............................................................................. 50!
5.1.4!Angaben zu Patienten: Diagnoseverteilung, Ausschlusskriterien,
Zuweisung, Behandlungsdauer und Fallzahlen ...................................... 51!
5.1.5!Aufgabenstellung, therapeutische Konzepte und Angebote ................... 55!
5.1.6!Diagnostik ................................................................................................ 57!
5.1.7!Infrastruktur und Ausstattungen .............................................................. 58!
5.1.8!Personelle Ressourcen ........................................................................... 62!
5.2!Patientenbefragung ........................................................................................ 63!
5.2.1!Rücklauf .................................................................................................. 63!
3
5.2.2!Bewertung konkret erfragter Elemente tagesklinischer Behandlung
durch die Patienten ................................................................................. 64!
5.2.3!Freitextantworten der Patienten .............................................................. 68!
5.2.4!Zuordnung zu den Faktoren nach Hoge et al. (1988) ............................. 69!
6!Diskussion ............................................................................................................ 71!
6.1!Umfrage unter den Tageskliniken der deutschsprachigen Schweiz .............. 71!
6.1.1!Versorgungsregion .................................................................................. 71!
6.1.2!Angaben zu Patienten ............................................................................. 73!
6.1.3!Aufgabenstellung, therapeutische Konzepte und Angebote ................... 83!
6.1.4!Infrastruktur und Ausstattungen .............................................................. 88!
6.1.5!Personelle Ressourcen ........................................................................... 91!
6.2!Patientenbefragung ....................................................................................... 94!
6.2.1!Wirksamkeit der Elemente tagesklinischer Behandlung aus Sicht von
Patienten ................................................................................................. 95!
6.3!Limitationen ................................................................................................. 112!
6.3.1!Erhebung unter Tageskliniken .............................................................. 112!
6.3.2!Patientenbefragung ............................................................................... 114!
6.4!Schlussfolgerungen und Ausblick ................................................................ 115!
7!Literaturverzeichnis ............................................................................................. 120!
8!Anhang ............................................................................................................... 139!
8.1!Abbildungsverzeichnis ................................................................................. 139!
8.2!Tabellenverzeichnis ..................................................................................... 140!
8.3!Fragebogen je Institution ............................................................................. 141!
8.4!Fragebogen je Tagesklinik ........................................................................... 143!
8.5!Fragebogen für Patienten ............................................................................ 147!
8.6!Liste der angefragten Institutionen .............................................................. 149!
8.7!Liste der Tageskliniken der Patientenbefragung ......................................... 150!
8.8!Freitextantworten der Patienten ................................................................... 150!
4
8.8.1!Hilfreiche Aspekte ................................................................................. 150!
8.8.2!Hinderliche Aspekte .............................................................................. 154!
8.9!Matrix der Korrelationen zwischen den einzelnen Fragen der
Patientenbefragung .................................................................................... 157!
9!Verdankungen ..................................................................................................... 160!
10!Curriculum Vitae .................................................................................................. 161!
5
1 Zusammenfassung
Der erste Teil der vorliegenden Arbeit zeigt die historische Entwicklung der tagesklini-
schen psychiatrischen Behandlung weltweit, im deutschsprachigen Raum und speziell
in der Schweiz. Die Wirksamkeit tagesklinischer Behandlung ist belegt. Gemessen
daran, wie viele derzeit stationär behandelte Patienten auch teilstationär behandelt
werden könnten, ist tagesklinische Behandlung auch in der Schweiz noch nicht in dem
Masse ausgebaut, wie es möglich und sinnvoll wäre. Speziell in der Schweiz steht
dem Ausbau tagesklinischer Behandlung die strikte Trennung im Finanzierungssystem
zwischen ambulanter und stationärer Behandlung entgegen.
Die Erklärungen, warum tagesklinische Behandlung wirkt, beziehen sich überwiegend
auf die Wirkfaktoren, die von Hoge et al. (1988) formuliert worden waren, sowie auf die
Wirkfaktoren gruppenpsychotherapeutischer Behandlung nach Yalom (1995) und de-
ren Weiterentwicklung. Zudem wird zur Erklärung der Wirksamkeit tagesklinischer Be-
handlung auf spezifische Unterschiede zu vollstationärer Behandlung Bezug genom-
men. Teilstationäre Behandlung kann unter diesem Blickwinkel die Vorteile intensiver
stationärer Behandlung (z.B. Struktur) mit den Vorteilen ambulanter Behandlung (z.B.
Förderung der Autonomie und Eigenverantwortlichkeit) vereinen.
Im zweiten Teil dieser Arbeit wird eine Erhebung zum Stand tagesklinischer Behand-
lung in der Schweiz berichtet. Der hierzu verwendete Fragebogen lehnte sich an den
Fragebogen einer multizentrischen Studie aus fünf europäischen Ländern („European
Day Hospital Evaluation“, EDEN-Study) an. Damit wurde ein Vergleich der Situation in
der Schweiz mit jener in fünf europäischen Staaten ermöglicht.
Die Schweizer Tageskliniken behandeln am häufigsten Patienten mit affektiven Stö-
rungen (ICD-10: F3), gefolgt den Diagnosegruppen F4 und F6 sowie von schizophre-
nen und schizoaffektiven Störungen (F2). Das unterscheidet Schweizer Tageskliniken
6
wesentlich von den Tageskliniken in anderen europäischen Ländern, in denen schizo-
phrene und schizoaffektive Störungen die häufigsten Diagnosen ausmachen. Zusam-
men mit den von Schweizer Tageskliniken häufiger genannten Ausschlusskriterien legt
dieser Unterschied nahe, dass sie andere Aufgaben in der psychiatrischen Versorgung
übernehmen als die Tageskliniken in anderen europäischen Ländern.
Im dritten Teil dieser Arbeit wurden n = 115 Patienten von 8 Tageskliniken mit einem
eigens für diese Untersuchung entwickelten Fragebogen anonym dazu befragt, was an
der Behandlung in einer Tagesklinik aus ihrer Sicht hilfreich oder hinderlich ist. Als
besonders hilfreich nannten die Patienten den täglichen Wechsel zwischen Tagesklinik
und dem eigenen Zuhause, Gesprächsmöglichkeiten mit den Mitarbeitenden sowie die
leichte und niederschwellige Zugänglichkeit. In Bezug auf Informationen zu Medika-
menten, Gespräche mit Mitpatienten, Gespräche mit Angehörigen und Fragen zu Sui-
zidalität wurden von den Patienten überwiegend positive, jedoch auch kritische Aspek-
te benannt.
Die Quote tagesklinischer Behandlung (bezogen auf stationäre Behandlungen) in der
Schweiz liegt unter der anderer europäischer Länder; zudem gibt es diesbezüglich
erhebliche Unterschiede innerhalb der Schweiz. Um der stetigen Zunahme kostenin-
tensiver stationärer Behandlungen zu begegnen, bietet sich ein Ausbau tagesklini-
scher Behandlungsmöglichkeiten an, um deren nicht ausgeschöpftes Potenzial künftig
konsequenter zu nutzen.
Dass die Patienten den niederschwelligen Zugang zu tagesklinischen Behandlungen
und Gespräche mit Mitarbeitern als besonders hilfreich bewerten, weist ebenfalls da-
rauf hin, dass in Tageskliniken ausreichende Behandlungskapazitäten sowie ausrei-
chende Personal- und Reaktionskapazitäten vorgehalten werden sollten.
7
2 Einleitung
2.1 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit gibt in einem ersten Teil einen Überblick über die Geschichte
tagesklinischer Behandlung und geht der Frage nach, in wie weit die therapeutische
Wirksamkeit von psychiatrischer tagesklinischer Behandlung belegt ist. Sie zeigt auf,
welche Evidenz es für die Wirksamkeit einzelner Aspekte tagesklinischer Behandlung
gibt.
Der zweite, empirische Teil der Arbeit stellt die Ergebnisse einer Erhebung dar, die
den aktuellen Stand der heute in der Schweiz praktizierten tagesklinischen Behand-
lungen aufzeigt. Diese Erhebung ist begrenzt auf allgemeinpsychiatrische, psychothe-
rapeutische und Akut-Tageskliniken in der Deutschschweiz. In der Arbeit wird der Kür-
ze halber zumeist von der „Schweiz“ berichtet; gemeint ist aber streng genommen
jeweils nur die Deutschschweiz.
Tagesklinische Behandlungsmodelle der Suchtbehandlung, der gerontopsychiatri-
schen Versorgung sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie wurden von der Erhebung
ausgeklammert, da es sich dabei in der Regel um fachlich klar unterschiedene Be-
handlungsbereiche mit eigenen, von den untersuchten Bereichen wesentlich abwei-
chenden therapeutischen Konzepten handelt. Untersucht wurden die Personalausstat-
tungen, die gegebenen Infrastrukturen, die Diagnoseverteilungen und die Aufenthalts-
dauern in den genannten Tageskliniken, sowie die therapeutischen Schwerpunkte. Da
die Erhebung mit einem Fragebogen durchgeführt wurde, der mit kleinen Modifikatio-
nen dem deutschen Fragebogen der multinationalen „European Day Hospital Evalua-
tion“ (EDEN-Study) entspricht (Kallert, 2012a, 2012b), konnten Bezüge zwischen der
Situation der Tageskliniken in der Schweiz und der in anderen europäischen Ländern
hergestellt werden.
8
Der dritte Teil der Arbeit untersuchte, was an tagesklinischer Behandlung aus Sicht
von Patienten wirksam ist. Dazu wurden 115 freiwillige Patienten aus 8 Tageskliniken
aus 3 psychiatrischen Diensten anonym mittels eines eigens für diese Arbeit entwi-
ckelten Fragebogens befragt.
Abschliessend werden die Ergebnisse aus den beiden empirischen Erhebungen disku-
tiert und integriert.
2.2 Geschichte tagesklinischer Behandlung
Eine Darstellung der Geschichte tagesklinischer Behandlung findet sich bei Garlipp
(2008): In den 1930-er Jahren gab es in Moskau erste Ansätze tagesklinischer Be-
handlung durch den Psychiater Dzhagarow. 1946 wurde die erste Tagesklinik in Ca-
nada, 1948 in England gegründet. Bis 1959 waren in Grossbritannien 38 Tages-
kliniken eröffnet worden. Die ersten Tageskliniken in Deutschland wurden in den 1960-
er Jahren eröffnet (Garlipp, 2008). Die Entwicklung der Literatur zu Tageskliniken zeigt
die Entwicklung der Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und Grenzen dieser Be-
handlungsform:
Möglichkeiten der tagesklinischen Behandlung als „Erweiterung und Ergänzung“
(Cameron, 1947, S. 61) der stationären Behandlung und Überlegungen zur Organisa-
tion und der Bedeutung des Milieus wurden Ende der 1940-er bzw. Anfang der 1950-
er Jahre zum Gegenstand erster Veröffentlichungen.
Ab Mitte der 1950-er Jahre wurden in den USA die ersten Erfahrungen ausgewertet.
Diese Auswertungen beinhalteten Beschreibungen der Behandlungsmodalitäten, je-
doch noch keine explizite Evaluation der Wirksamkeit, wobei jedoch bereits Rond
(1953) darauf verwies, dass eine Tagesklinik ökonomischer als eine reguläre psychiat-
rische Krankenhausstation betrieben werden kann (s. auch Cosin, 1956).
9
Gillis (1958) berichtete über die Erfahrungen der ersten vier Jahre der Tagesklinik des
Tara Hospitals in Johannesburg. Er benannte Ausschlussfaktoren, die nicht in der
psychischen Verfassung der Patienten begründet lagen, wie zu grosse Entfernung des
Wohnortes, körperliche Einschränkungen und finanzielle oder häusliche Beschränkun-
gen, die eine Teilnahme an der Behandlung behindern. Als in der psychischen Verfas-
sung der Patienten liegende Hinderungsgründe tagesklinischer Behandlung nannte
Gillis ein ernsthaft störendes oder gefährliches Verhalten, das die normale Gemein-
schaft in den Zeiten ausserhalb der Behandlung nicht kontrollieren kann, starke und
unkontrollierbare Suizidgedanken oder –impulse, Unverantwortlichkeit oder fehlende
Verhaltenskontrolle und Eigenheiten der Symptomatik, die zu Hause in der Nacht eine
unzulässige Störung verursachen. Gillis verwies darauf, dass nicht die Diagnose, aber
die Art und Ausprägung der Störung limitierende Faktoren der Aufnahme waren.
Die Literatur zu Tageskliniken war in den 1960-er Jahren von der Beschreibung von
Konzepten tagesklinischer Behandlungsmöglichkeiten, auch der Notfallbehandlung,
bestimmt (Butts, 1964; Roper, 1962).
Marshall et al. (2011) verwiesen darauf, dass die ersten tagesklinischen Einrichtungen
als Resultat von Bettenverknappung und auch später mit dem Ziel begründet wurden,
die Erforderlichkeit für stationäre Behandlungsplätze zu reduzieren. Sie führten dies
für die USA und Grossbritannien für die 1960-er und für Deutschland für die 1970-er
Jahre an. Gleichwohl zeigte eine Forschungskommission der American Psychiatric
Association (APA) für die 1980-er Jahre eine weitgehende Schliessung teilstationärer
Behandlungsprogramme (Krizay 1989 zit. nach Marshall et al., 2011).
Im deutschsprachigen Raum begann die Entwicklung teilstationärer Behandlung 1959
in Frankfurt mit der Einrichtung zunächst einer Nacht- und dann einer Tagesklinik
durch Kulenkampff und Bosch (Wiethölter, 1975). Gleichwohl setzte sich diese Be-
handlungsform bis Mitte der 1970er Jahre nicht durch. Wiethölter (1975) vermutete als
10
Ursache versicherungsrechtliche und standespolitische Schwierigkeiten. Ein erster
Versuch möglichst umfassend über vorhandene tagesklinische Einrichtungen zu be-
richten und das Material zusammenzutragen wurde 1974 (Psychiatrische Praxis,
1974) unternommen.
In zwei Tageskliniken, über die berichtet wurde, spielte Arbeitstherapie eine wichtige
Rolle. So berichtete F. Reimer über „flankierende Einrichtungen“ (F. Reimer, 1974, S.
63) des Landeskrankenhauses Weinsberg, zu denen auch das „Therapeutikum“ in
Heilbronn gehörte, in dessen Rahmen eine arbeitstherapeutische, von einem Werk-
meister geleitete Tagklinik betrieben wurde. Über die 1967 eröffnete Heidelberger Ta-
gesklinik berichtete Rave-Schwank (1974), dass in ihr die Arbeitstherapie ein zentrales
Element darstellte. In ihr konnten Patienten die Rollen als Mitarbeiter, dass Arrangie-
ren mit Arbeitskollegen sowie die Erledigung der Arbeiten selbst (wieder) erlernen.
Rave-Schwank verwies darauf, dass damit verbundene Erfolgserlebnisse den Patien-
ten halfen ein realistisches Selbstbewusstsein aufzubauen und damit ein wesentlicher
Faktor der Rehabilitationschancen waren.
Den bis dahin gegebenen Fokus auf die Arbeit erweiterten Uchtenhagen und Pfäfflin
(1974) um Aspekte von Gruppentherapien und Freizeitmassnahmen. Sie berichteten
über die Tagesklinik Zürich, die zu diesem Zeitpunkt seit drei Jahren bestand. Nahm
diese Tagesklinik anfangs fast ausschliesslich Patienten der psychiatrischen Klinik auf,
die Schwierigkeiten hatten, sich wieder an einer Arbeitsstelle einzuleben, entwickelten
sich parallel zur Arbeitstherapie verschiedene Arten von Gruppentherapien. Zu Beginn
der Behandlung standen die Arbeitsschwierigkeiten oft als Symptom im Vordergrund,
während die verkümmerten Sozialkontakte erst im Laufe der Behandlung in ihrem
ganzen Umfang sichtbar wurden. Da dies auf einer Ferienreise für Patienten, die nor-
malerweise keine Ferien machen konnten, besonders sichtbar wurde, ergab sich für
Uchtenhagen und Pfäfflin nicht nur die Überzeugung häufiger mit kleinen Gruppen
Ferienaufenthalte zu machen; es führte auch zur Konzeption themenzentrierter Ferien,
11
bei denen die Intensivierung des Sozialkontakts mit einer Arbeitssituation Hand in
Hand ging. In diesem Sinne arbeiteten sie 1973 zwei Mal mit einer Patientengruppe in
einem in der Nähe von Zürich gelegenen Bauernhaus jeweils 10 bis 14 Tage an der
Erstellung eines Trickfilms über die Tagesklinik.
In seinem Bericht über 7 Jahre Erfahrungen der Tagesklinik Winnenden berichtete
zwar auch Längle (1974), dass die Tagesklinik vorwiegend für Rehabilitationsversuche
bei Langzeitkranken geeignet war, er stellte mit Rückblick auf mehrere Hundert be-
handelte Patienten aber auch fest, dass die Tagesklinik sich auch für „akute Psychoti-
ker“ in Einzelfällen „hervorragend bewährt“ (Längle, 1974, S. 70) hatte. Er hinterfragte
jedoch auch kritisch, ob akut Kranke eine Tagesklinik benötigen und verwies darauf,
dass sie das Psychiatrische Krankenhaus nach erfolgreicher Behandlung genauso
verlassen wie nach körperlicher Erkrankung ein anderes Krankenhaus. Nach seiner
Auffassung waren Rehabiliationsprobleme bei akut Kranken seltener vorhanden und
auf anderem Weg zu lösen. Er fasste die kritische Sicht auf tagesklinische Akutbe-
handlung mit den Worten zusammen: „Dahinter steht die Gefahr, dass man Patienten
einer bestimmten Einrichtung zuliebe schafft und nicht umgekehrt“ (Längle, 1974, S.
70).
Roth und Veltin (1974) berichteten über die Tagesklinik Rheydt, die zusammen mit
einer Nachtklinik eröffnet worden war. Bei ihrer Gründung 1969 war sie noch der ca.
11 km entfernt gelegenen Landesklinik Viersen zugeordnet; auf dem Gelände der Ta-
gesklinik wurde jedoch 1972 eine eigene stationäre Klinik eröffnet. Roth und Veltin
beobachteten, dass die Erfahrungen der Tagesklinik auch in die aufzubauende statio-
näre Behandlung eine neue Qualität einbrachten:
„Hervorzuheben sind zunächst die außerordentlich positiven Impulse, die von
der teilstationären Einrichtung in der Aufbauphase des stationären Bereichs
ausgingen. Die therapeutischen Aktivitäten und das dichte Kommunikations-
12
gefüge zwischen Tages- und Nachtklinikpatienten, Angehörigen des Freizeit-
clubs und den Mitarbeitern erwiesen sich als eine solide und fruchtbare Basis
für die Erweiterung des therapeutischen Rahmens“ (Roth & Veltin, 1974, S.
55).
Die Schnittstelle zwischen der Tagesklinik und anderen Versorgungseinrichtungen
wurde auch von Huttanus, Kurz und Reddemann (1974) reflektiert. Am Beispiel der
Tagesklinik des Landeskrankenhauses Düren hatte sich als hinderlich herausgestellt,
dass man ohne Ambulanz auskommen musste. Huttanus et al. kamen zu der Schluss-
folgerung, dass eine Vorschaltambulanz, die mit der Tagesklinik vom Konzept her eng
kooperieren würde, anzustreben wäre. Zur räumlichen Verknüpfung der Tagesklinik
mit der stationären Einrichtung stellten sie fest, dass das Aufsuchen eines Landes-
krankenhauses für alle ihre Patienten noch eine Belastung wegen der Sorge um die
daraus resultierende Diskriminierung darstellte.
Uchtenhagen (1974) legte für das Schweizerische Krankenhausinstitut eine Übersicht
über psychiatrische Institutionen, deren Bestandsaufnahme und diesbezügliche Pla-
nungen in der Schweiz vor, in der er auch über Tageskliniken berichtete. Die Übersicht
über 1974 bereits bestehende, projektierte und geplante Tageskliniken ist in wieder-
gegeben. In dieser Bestandsaufnahme führte Uchtenhagen 5 selbstständige Tageskli-
niken für die berufliche und soziale Eingliederung mit einer Gesamtzahl von 80 Plätzen
auf, während 5 Kliniken ein ähnliches Regime mit insgesamt 63 Plätzen für ambulante
Patienten einführten. Nach seiner Aufstellung waren geschützte Werkstätten für die
langfristige Beschäftigung häufiger anzutreffen als Tageskliniken. Er unterschied
Werkstätten, die nur oder vorwiegend psychisch Kranke aufnahmen (11 Werkstätten
mit 254 Plätzen) und solche, in denen überwiegend körperlich Behinderte, gemischt
mit psychisch Kranken Platz fanden (16 Werkstätten mit etwa 860 Plätzen). Uchten-
hagen berichtete über die Planung von neuen Kliniken in 2 Kantonen und der Erweite-
rung von bereits bestehenden Klinken in 8 Kantonen. Die Schaffung von Tageskliniken
13
und geschützten Werkstätten sollte zum Teil ebenfalls im Rahmen bestehender Kran-
kenhäuser verwirklicht werden. Uchtenhagen berichtete, dass für die gezielte berufli-
che Rehabilitation weitere 7 Tageskliniken, davon 4 an psychiatrischen Spitälern vor-
gesehen waren.
Abbildung 1: Übersicht über 1974 bestehende, projektierte und geplante Tageskliniken
in der Schweiz (modifiziert nach: Uchtenhagen, 1974, S. 10)
Zu diesen Planungen stellte Uchtenhagen (1974) kritisch fest, dass die Tendenz auf-
fallend war, neue Einrichtungen zur Rehabilitation dort zu schaffen, wo solche bereits
vorhanden waren, sodass sich statt einer besseren Streuung solcher Institutionen eher
das Gegenteil abzeichnete. Zu den Leitbildern der psychiatrischen Versorgung postu-
lierte er, dass es eine breite Streuung der Institutionen erfordern würde, wenn das Ziel
psychiatrischer Versorgung darin liege, psychisch Kranke möglichst rasch zu behan-
deln und möglichst bald wieder einem normalen Lebens- und Arbeitsmilieu zuführen
14
zu können. Daraus ergab sich für ihn die Forderung nach überblickbaren Versorgungs-
regionen, der im Kanton Waadt durch eine Gebiets-aufteilung in 4 Sektoren bis dahin
am konsequentesten Rechnung getragen wurde. Uchtenhagen wies auf diesbezügli-
che Planungen in den Kantonen Bern und Zürich hin, aber auch darauf, dass Tenden-
zen zur Zentralisierung und zur schlechteren Streuung der Versorgung unverkennbar
waren.
Eine Übersicht zur Entwicklung tagesklinischer Behandlungsangebote in der Schweiz
ist aus der Literatur kaum zu gewinnen, was auch Stahl (1999) betonte. Eikelmann
(2010) bemerkte zwar, dass die Schweiz bei guter Versorgungsqualität mit deutlich
weniger Tageskliniken auskam als Deutschland, nannte dazu aber auch keine Zahlen
oder Quellen.
Die methodischen Schwierigkeiten verlässliche Angaben zum Umfang tagesklinischer
Versorgung in der Schweiz zu erhalten beschrieben auch Rüesch, Bänziger und Juval-
ta (2013) in der Untersuchung des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums
(Obsan) zur psychiatrischen Inanspruchnahme und zum Versorgungsbedarf: Die Ein-
schätzung der Inanspruchnahme stützte sich auf das Obsan-Inventar der ambulanten
psychiatrischen Institutionen (AmbulaPsy), bei dem die Antwortquote der Institutionen
in Bezug auf die Fallzahlen bei 68% lag (Rüesch et al., 2013). Dieser Datensatz er-
laubte keine Trennung in Ambulatorien und Tageskliniken. Die letzten Daten stammten
aus dem Jahr 2006, wobei nach den Angaben des Amts für Gesundheitsversorgung
des Kantons St. Gallen alleine in diesem Kanton zwischen 2006-2012 vier Tagesklini-
ken eröffneten (Rüesch et al., 2013).
Brenner, Rössler und Fromm (2003) stellten in der Schweizerischen Ärztezeitung die
Frage, welchen Weg die institutionelle Schweizer Psychiatrie nimmt. Sie wiesen einlei-
tend darauf hin, dass die Weiterentwicklung der institutionellen psychiatrischen Ver-
sorgung in den neunziger Jahren in den meisten westlichen Industrieländern durch
15
eine Fortführung der Schwerpunktverlagerung der Behandlung und Betreuung weg
von den stationären hin zu ambulanten und teilstationären Hilfsangeboten geprägt war
und dass Prinzipien der Patientenzentrierung statt Institutionszentrierung, Ambulanti-
sierung und integrierte Behandlung zunehmendes Gewicht gewannen, sodass man in
diesem Sinne von einer eigentlichen zweiten Runde der Psychiatriereform sprechen
konnte. Dem hielten sie entgegen, dass man in der Schweiz dieser Entwicklung nur
zaghaft folgte. Als einen wichtigen Grund dafür führten sie die Tarifstruktur an, die in
den meisten Bereichen der Schweizer psychiatrischen Versorgungslandschaft zu Un-
gunsten nichtstationärer Versorgungsbereiche ausgestaltet war und eine Umverlage-
rung von Ressourcen aus dem stationären in den ambulanten und teilstationären Ver-
sorgungsbereich oft verunmöglichte.
Die „Beratergruppe für Verbands-Management“ (B'VM, 2010) führte 2009 im Auftrag
Vorstand der Vereinigung der Psychiatrischen Kliniken und Dienste der Schweiz
(VDPS) bei deren Mitgliedern eine anonymisierte Umfrage betreffend Ausgestaltung,
Angebot und Finanzierung von Tageskliniken durch. Diese Umfrage bezog sich auf
Tageskliniken des gesamten psychiatrischen Spektrums umfasste auch die Bereiche
Kinder- und Jugendpsychiatrie, Gerontopsychiatrie und Suchterkrankungen. In der
Deutschschweiz wurden Angaben zu 24 allgemeinpsychiatrischen Tageskliniken mit
insgesamt 292 Plätzen, 9 psychotherapeutischen Tageskliniken mit 120 Plätzen und
8 Akut-Tageskliniken mit zusammen 86 Plätzen erhoben. Es sei an dieser Stelle be-
reits darauf verwiesen, dass die Zahlen der B’VM-Erhebung von den aktuell erhobe-
nen erheblich abweichen, in dem Sinne, dass die Tageskliniken der B’VM-Erhebung
im Schnitt erheblich kleiner waren und dass bei gleicher Gesamtzahl an Tageskliniken
die Zahl der vorgehaltenen Plätze erheblich tiefer als die aktuell ermittelten waren. Die
Angaben dieses Berichts sind in sich jedoch auch nicht kohärent: So wird dort an einer
Stelle (Abb. 2 der Quelle) die Zahl der Tageskliniken in der Deutschschweiz mit 33 an
anderem Ort (Abb. 3 der Quelle) mit 68 angegeben (B'VM, 2010).
16
Wolfersdorf und Kukla (2004) gaben die Zahl der Tageskliniken in Deutschland mit
358 mit einer Platzzahl von 8978 an.
2.3 Forschungsstand zu Tageskliniken
2.3.1 Wirksamkeit von Tageskliniken in der Allgemeinpsychiatrie
Bereits frühe Befunde wiesen darauf hin, dass vollstationäre Behandlungen auch bei
schwer kranken Patienten mit Halluzinationen oder Suizidgedanken erfolgreich durch
teilstationäre Behandlungen substituiert werden können. So beschrieb schon Cameron
(1947), dass in der Tagesklinik des Allan Memorial Institute of Psychiatry, Montreal,
auch Patienten mit Halluzinationen und Suizidgedanken behandelt wurden. Er wies
darauf hin, dass Patienten mit psychoneurotischen Reaktionen mindestens ebenso
schwierig zu behandeln waren wie psychotische Individuen. Als Angabe zu den Be-
handlungsergebnissen berichtete er, dass die meisten der in den ersten 12 Monaten in
der Tagesklinik behandelten Patienten (164 von 219 Patienten) wieder nach Hause
entlassen werden konnten; nur bei 34 Patienten war eine Verlegung in die vollstationä-
re Behandlung erforderlich. Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug 5 Wochen.
Wilder, Levin und Zwerling (1966) berichteten über einen 2-Jahres-Follow-Up von Pa-
tienten, die in einer Tagesklinik behandelt worden waren im Vergleich zu einer Kon-
trollgruppe, die in der gleichen Institution stationär behandelt worden war. Es gab kei-
nen signifikanten Unterschied in der Rehospitalisationsrate, jedoch war der Median der
Dauer bis zur ersten Wiederaufnahme bei tagesklinischer Behandlung signifikant län-
ger: 271 Tage gegenüber 162 Tagen bei vollstationärer Behandlung. Jedoch war auch
der Median der Dauer der tagesklinischen Behandlung signifikant länger als der Medi-
an der stationären Behandlung: 8 Wochen gegenüber 3 Wochen.
Im deutschsprachigen Raum führte Wiethölter (1975) eine Evaluation tagesklinischer
Behandlung durch, indem er die ersten 110 Patienten der Tübinger Tagesklinik unter-
17
suchte. Entlassungen aus der Tagesklinik erfolgten zu 79.0% direkt nach Hause. Eine
der Hauptbestrebungen der Tagesklinik war eine „Entlassung in eine zugesicherte
Arbeitsstelle“. 63.9% der Entlassungen erfolgten „in den Beruf“. Der Anteil der Patien-
ten, die nach der Entlassung nachweislich „nicht in irgend einem Arbeitsverhältnis
standen“ betrug lediglich 3.6%. Eine vergleichende Aussage zur Wirksamkeit der ta-
gesklinischen Behandlung im Vergleich zur Behandlung in der Universitätsnervenklinik
Tübingen und den zuständigen Landeskrankenhäusern kann aus dieser Untersuchung
jedoch nicht abgeleitet werden, da die Zahlen zu den entsprechenden Ergebnissen der
anderen Einrichtungen von Wiethölter nicht angegeben wurden.
Guy, Gross, Hogarty und Dennis (1969) stellten eine erste kontrollierte Evaluation der
Effektivität tagesklinischer im Vergleich zu ambulanter Behandlung vor. Da ein dop-
pelblinder Ansatz nicht möglich war, wurde angestrebt, den Therapeuten-Bias durch
ein unabhängiges Assessment-Team zu reduzieren. In den Skalen des globalen
Schweregrades der Erkrankung und dem Grad der Verbesserung fanden sie signifi-
kante Unterschiede zugunsten tagesklinischer Behandlung. Für schizophrene Patien-
ten in der tagesklinischen Behandlung konnten Guy et al. signifikant ausgeprägtere
Verbesserungen in den Symptombereichen Misstrauen, ungewöhnliche Denkinhalte
und Feindseligkeit belegen. Während sich die Hospitalisierungsrate zwischen den
Gruppen nicht signifikant unterschied, brauchten tagesklinisch behandelte Patienten
signifikant kürzere Behandlungsdauern als allein mit Medikamenten ambulant behan-
delte Patienten. Im Vergleich mit ambulant behandelten Patienten erbrachte tageskli-
nische Behandlung in dieser Untersuchung nicht für alle Patienten Vorteile: Die Er-
gebnisse für das ambulante Setting zeigten eine raschere und wirksamere Behand-
lung für neurotisch ängstliche und depressive, nicht-schizophrene Patienten.
Hertz, Endicott et al. (1975, 1976, 1977; 1971) verglichen in mehreren Untersuchun-
gen vollstationäre Behandlung, kurze vollstationäre Behandlung mit anschliessender
teilstationärer Behandlung und kurze vollstationäre Behandlung ohne anschliessende
18
teilstationäre Behandlung unter verschiedenen Aspekten, wie zum Beispiel der Bedeu-
tung für die Familien, den initialen Ergebnissen in Bezug auf Psychopathologie und
sozialer Rollenerfüllung der Patienten und den verschiedenen Kosten (vgl. auch En-
dicott, Cohen, Nee, Fleiss, & Herz, 1979; Endicott, Herz, & Gibbon, 1978).
Es wurde in den beiden Settings mit kurzer vollstationärer Behandlung eine Entlas-
sung in der ersten Woche angestrebt. Wo dies nicht möglich war, mussten die Gründe
dokumentiert und mit dem Supervisor diskutiert werden. Wo sich Unterschiede zeig-
ten, war die vollstationäre Behandlung beiden Kurzinterventionen unterlegen (Herz et
al., 1975).
Endicott et al. (1979) untersuchten, ob die Patientencharakteristika und Outcomevari-
ablen Aussagen zu einer je nach Patientencharakeristikum verschiedenen Effektivität
der Behandlung zuliessen. Daraus leiteten sie Kriterien für eine Differenzialindikation
ab.
So war zum Beispiel ein hoher Wert im „overt anger score“ der Psychiatric Status
Schedule (PSS) (Spitzer, Endicott, Fleiss, & Cohen, 1970), der Verhalten wie Wut-
anfälle, Drohungen oder Gewalttätigkeiten erfasst, eine besondere Kontraindikation für
Kurzbehandlungen ohne tagesklinische Weiterbehandlung, jedoch eine relative Indika-
tion für Kurzbehandlungen mit tagesklinischer Nachbehandlung, die bei diesen Patien-
ten den beiden anderen Interventionen überlegen war (Endicott et al., 1979).
Zahlreiche Voraufnahmen stellten eine besondere Kontraindikation für die stationäre
Standardbehandlung dar: Die Tage vor einer Wiederaufnahme korrelierten negativ mit
der Zahl der Vorbehandlungen. Dies galt für alle Behandlungsformen, für die Stan-
dardbehandlung jedoch weit ausgeprägter als für die Kombination von kurzer stationä-
rer Behandlung mit anschliessender tagesklinischer Behandlung („brief-day“). Bei der
Standardbehandlung sagte jede Voraufnahme eine um 26 Tage frühere Wiederauf-
nahme voraus, in der Gruppe „brief-day“ waren dies nur 2 Tage (Endicott et al., 1979).
19
Herz et al. (1975, 1976, 1977) verglichen die Langzeiteffekte auf die Familien, zum
Beispiel psychiatrische Symptomatik bei Familienmitgliedern wie Ängstlichkeit und
Schlafstörungen und Probleme in den Familien, die den Patienten zugeschrieben wur-
den, zwischen diesen drei Behandlungssettings mittels eines 2-jährigen Follow-Ups.
Für beide Kurzinterventionen betrug die mittlere Dauer der initialen kurzen stationären
Hospitalisation 11 Tage, für die Standardgruppe 60 Tage. Die Langzeitergebnisse
zeigten kleine Effektdifferenzen. Es gab nur wenige signifikante Unterschiede; die Un-
terschiede, die sich zeigten, fielen zugunsten der Tagesklinik aus. Herz et al. nannten
hier zum Beispiel, dass die Patienten früher wieder ihre berufliche Rolle aufnahmen
und die finanzielle Belastung der Familien geringer war.
Untersuchungen zur Kosteneffizienz von Tageskliniken finden sich seit Mitte der 1980-
er Jahre.
J. K. Bateman (1985) untersuchte die Effizienz und Kosteneffektivität tagesklinischer
Behandlung, indem er das „goal attainment scaling “, zu dessen Erfassung er keine
näheren Angaben machte, von 12 Patienten über eine 1-Jahres-Peridode verfolgte
und eine Verbesserung belegte. 8 der 12 Patienten nahmen in dieser Periode ein
Training- oder Anstellungsverhältnis auf. Die Kosteneffizienz tagesklinischer Behand-
lung untersuchte er, indem er die Zahl und die Tage der Hospitalisationen für einen
vergleichbaren Zeitraum vor und nach der tagesklinischen Behandlung verglich. Die
Zahl der Hospitalisationen war um das 2.2-fache (35 vs. 16) und die Zahl der Hospita-
lisationstage um das 4.4-fache (1562 vs. 354) kleiner als vor der tagesklinischen Be-
handlung. Damit fand Bateman einen Hinweis darauf, dass tagesklinische Behandlung
wirkt, der jedoch aufgrund der kleinen Zahl der Patienten nur eine begrenzte Aussage-
kraft besass. Die Frage, ob tagesklinische Behandlung gleich, mehr oder weniger
wirksam ist wie es eine vollstationäre Behandlung zum Interventionszeitpunkt gewe-
sen wäre, konnte durch diese Untersuchung nicht beantwortet werden. Bateman gab
auch nicht an, wie lange die jeweilige tagesklinische Behandlung dauerte.
20
A. Bateman und Fonagy (1999) stellen die Ergebnisse einer randomisierten kontrollier-
ten Studie zur psychoanalytisch orientierten teilstationären Behandlung bei Borderline-
Persönlichkeitsstörung vor. Die Behandlung schloss Einzel- und Gruppen-therapie ein
und dauerte maximal 18 Monate. Die Patienten der teilstationären Behandlungsgruppe
zeigten eine statistisch signifikante Verbesserung in allen Ergebnisskalen, während die
Patienten der Kontrollgruppe, die in allgemeinen psychiatrischen Diensten psychiatri-
sche Standardbehandlung erhielten, im gleichen Zeitraum nur begrenzte Veränderun-
gen oder sogar Verschlechterungen aufwiesen. Die Verbesserung depressiver Symp-
tome, die Abnahme suizidalen und selbstverletzenden Verhaltens, die Abnahme stati-
onärer Behandlungstage und das bessere soziale und interpersonelle Funktionieren
begannen nach 6 Monaten und hielten bis zum Ende der Behandlung nach 18 Mona-
ten an.
A. Bateman und Fonagy (2001) zeigten 36 Monate nach Beginn der Behandlung im
18-Monats-Follow-Up der Patienten, die das 18-monatige Behandlungsprogramm ab-
geschlossen hatten, dass diese Patienten nicht nur ihre substanziellen Fortschritte
erhalten konnten, sondern darüber hinaus eine statistisch signifikante weiter fortschrei-
tende Verbesserung in den meisten Skalen zeigten im Vergleich zu den Patienten mit
psychiatrischer Standardbehandlung, die im gleichen Zeitraum nur begrenzte Verän-
derungen aufwiesen. Im Vergleich der Behandlungskosten wurden die Kosten der 18-
monatigen teilstationären Behandlung dadurch kompensiert, dass die Patienten der
Behandlungsgruppe weniger Tage stationär behandelt wurden und weniger häufig
Notfallbehandlungen in Anspruch nahmen. A. Bateman und Fonagy stellten fest, dass
die spezialisierte teilstationäre Behandlung nicht teurer als „treatment as usual“ war,
jedoch beträchtliche Einsparungen nach der Behandlung zur Folge hatte.
Auch im 8-Jahres-Follow-Up (A. Bateman & Fonagy, 2008), fünf Jahre nach der Ent-
lassung aus der Behandlung, zeigten diese Patienten anhaltende Verbesserungen
gegenüber der Kontrollgruppe: Suizidalität: 23% vs. 74%, globales Funktionsniveau
21
über 60, gemessen mit der Global Assessment of Functioning Scale (GAF) (zit. nach
A. Bateman & Fonagy, 2008): 45% vs. 10%, mittlere Anzahl Jahre in Arbeit oder Aus-
bildung: M = 3.2 Jahre vs. M = 1.2 Jahre. Nach 5 Jahren erfüllten 13% der im Pro-
gramm behandelten Patienten die diagnostischen Kriterien der Borderline-
Persönlichkeits-störung gegenüber 87% der Patienten der Kontrollgruppe (A. Bateman
& Fonagy, 2008).
Ab 2001 wurden die bis dahin vorliegenden Untersuchungen in Metaanalysen zusam-
menfassend bewertet. Eine erste Metaanalyse wurde von Marshall, Crowther, Alma-
raz-Serrano und Tyrer (2001) vorgelegt. Sie verglichen die Ergebnisse tagesklinischer
mit ambulanter Behandlung für drei von ihnen unterschiedene tagesklinische Behand-
lungsformen: „day treatment programs“, „day care centres“ und „transitional day hospi-
tals”.
Als „day treatment programs“ definierten sie intensivierte Behandlungsprogramme für
Patienten mit nicht-psychotischen Störungen (Marshall et al., 2001, S. 3). Sie fanden
zwei Studien, die Hinweise gaben, dass „day treatment programs“ die Symptome von
Patienten bessern können, die auf ambulante Behandlung nicht ansprachen, stellten
jedoch fest, dass die Daten dieser beiden Untersuchungen nicht kombiniert werden
konnten, da Dick, Sweeney und Crombie (1991) von ihrer Untersuchung die Mediane
berichtet hatten, sodass keine definitiven Schlussfolgerungen gezogen werden konn-
ten. Marshall et al. (2001) empfahlen abzuwägen, ob der Aufwand für „day treatment
programs“ durch die schwache Evidenz ihres Nutzens aufgewogen wird und ob die
Ressourcen nicht besser für ambulante Behandlungen mit belegter Wirksamkeit wie
kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt werden sollten. Sie empfahlen weitere For-
schung zu den Fragen, wie therapierefraktäre ambulante Patienten zu definieren sind,
was zu einem „day treatment program“ gehören sollte, zum Vergleich von „day treat-
ment programs“ mit aktiven Alternativen zur üblichen ambulanten Behandlung und zu
einer sorgfältigen Analyse der Kosteneffektivität.
22
„Day care centres“ definierten Marshall et al. (2001) als strukturierte Unterstützung für
Patienten mit anhaltenden ernsten psychischen Störungen, vor allem für schizophrene
Patienten. Dazu stellten sie fest, dass „day care centres“ durch gemeindeorientiertere
Behandlungsformen überholt sind und dass es keine Evidenz gab, die eine Wiederbe-
lebung rechtfertigen würde.
Einrichtungen, die zeitlich begrenzte Behandlung für Patienten nach der Entlassung
aus stationärer Behandlung boten, fassten Marshall et al. (2001) unter dem Begriff
„transitional day hospital“. Dazu stellten sie fest, dass es keine Evidenz gab, um Emp-
fehlungen auszusprechen.
Die oben angeführte Untersuchung von Guy et al. (1969) wurde in die Metaanalyse
von Marshall et al. (2001) nicht einbezogen, da ihre Ergebnisse nicht einem der drei
Modelle zugeordnet werden konnten, die in dieser Metaanalyse unterschieden wur-
den.
Shek et al. (2009) verglichen in einer Metaanalyse „day treatment programs“, „day
care centres“ und „transitional day care“, die sie gleich wie Marshall et al. (2001) defi-
nierten, mit ambulanter Behandlung von Patienten mit Schizophrenie oder einer ähn-
lich schweren psychischen Erkrankung. Sie fassten zusammen, dass tagesklinische
Behandlung, die weniger restriktiv als stationäre Behandlung ist, für Patienten, die sich
auf ambulante Behandlung nicht hinreichend bessern eine intensivere Behandlung
bieten kann. Sie stellten jedoch auch fest, dass es insgesamt unzureichende Evidenz
dafür gab, dass eine der drei Formen tagesklinischer Behandlung substanzielle Vor-
teile gegenüber ambulanter Behandlung hatte.
In den bis hier berichteten Metaanalysen wurde tagesklinische mit ambulanter Be-
handlung verglichen. In einer weiteren, mehrfach aktualisierten Metaanalyse vergli-
chen Marshall et al. (2003; 2010; 2011) die Ergebnisse tagesklinischer und stationärer
23
Behandlung. Demnach könnten zwischen 23% und 37% der stationär aufgenomme-
nen Patienten tagesklinisch behandelt werden (Marshall et al., 2011).
In einer Tagesklinik behandelte Patienten verbesserten sich schneller im psychopatho-
logischen Befund unpd waren zufriedener mit der Behandlung. Tageskliniken reduzier-
ten jedoch weder die Wiederaufnahmerate, noch die Belastung von Bezugspersonen;
sie verbesserten auch nicht das soziale Funktionsniveau der Patienten (Marshall et al.,
2003). Marshall et al. (2011) kamen zu dem Schluss, dass tagesklinische Behandlung
die Aufnahmeraten in stationäre Behandlung nicht so effektiv senkt wie radikale Kri-
senintervention und verwiesen dabei auf Joy, Adams und Rice (2000), die in ihrer Me-
taanalyse zur Krisenintervention bei schweren psychischen Störungen eine Reduktion
der stationären Aufnahmen um 55% fanden .
Marshall et al. (2011) schlossen, dass tagesklinische und stationäre Behandlung
gleich effektiv sind, dass jedoch weitere Daten zur Kosteneffektivität von Tageskliniken
benötigt werden. Sie fassten zusammen, dass Tageskliniken die weniger restriktive
Alternative zu stationärer Behandlung sind, dass mindestens jeder fünfte aktuell sta-
tionär behandelte Patient für tagesklinische Behandlung geeignet sei, dass in Tages-
kliniken behandelte Patienten das gleiche Mass an Behandlungszufriedenheit und
Lebensqualität wie stationär behandelte Patienten erreichen und dass sie auch kein
höheres Risiko haben am Ende der Behandlung arbeitslos zu sein.
International gab es für die Wirksamkeit tagesklinischer Behandlung damit bis Ende
der 1990-er Jahre viele Belege, die in den oben genannten Metaanalysen zusammen-
gefasst wurden (Endicott et al., 1979; Endicott et al., 1978; Herz, Endicott, & Gibbon,
1979; Herz et al., 1975, 1977; Herz et al., 1971; Longabaugh et al., 1983; McCrady,
1986; Moscowitz, 1980; Schene, van Wijngaarden, Poelijoe, & Gersons, 1993; Sledge
et al., 1996a; Sledge, Tebes, Wolff, & Helminiak, 1996b).
24
Gleichwohl ist zu bedenken, dass die Wirksamkeit und Effektivität eines Behandlungs-
settings sehr stark von den anderen in einem Gesundheitssystem vorhandenen Be-
handlungsmöglichkeiten bestimmt ist, mit denen es zu vergleichen ist. Die Übertrag-
barkeit der bis anhin vorwiegend aus den USA, Canada und England stammenden,
hier vorgestellten Untersuchungen auf den deutschen Sprachraum war daher nicht
zwingend gegeben. Kallert et al. (2004b) belegten erstmals für den deutschen Sprach-
raum die Effektivität der tagesklinischen Akutbehandlung im Vergleich mit der vollstati-
onären Regelbehandlung. Sie zogen die Schlussfolgerung, dass nach ihren Auswahl-
kriterien 30% der allgemeinpsychiatrischen Klientel einer psychiatrischen Klinik teilsta-
tionär behandelt werden könnten.
Kallert et al. (2004a) verwiesen auch auf die bis dahin geltenden Grenzen der For-
schung zu Tageskliniken: Signifikante Evidenz aus einer ausreichenden Zahl randomi-
sierter Studien konnte bis dahin nur für das Modell der Akutbehandlung erbracht wer-
den. Neun Studien an einzelnen Orten gab es aus drei Ländern (USA, NL, UK), mit
jeweils sehr unterschiedlichen Behandlungskonzepten. Die Übertragbarkeit dieser
Ergebnisse auf die nationale Ebene war daher unklar, die internationale Übertragbar-
keit auf die Ebene der Routineversorgung umso mehr.
In den beiden Jahrzehnten vor der Untersuchung hatte sich eine breite Vielfalt von
Konzepten in den modernen europäischen Versorgungssystemen entwickelt. Diese
Konzepte reichten von der Krisenintervention über rehabilitative Dienste mit Langzeit-
aufgaben, niederschwellige Angebote zur Tagesstruktur bis hin zu hochspezialisierten
Zentren mit differenzierten psychotherapeutischen Behandlungselementen. Die For-
schung hatte bis dahin weder bestimmt, was alles unter „Tagesklinik“ verstanden wer-
den sollte noch welche Modelle tagesklinischer Behandlung am effektivsten in moder-
ne gemeindebasierte psychiatrische Dienste integriert werden könnten (Kallert et al.,
2004a). Kallert et al. hielten fest, dass das Fehlen von Grundlagenforschung unter
Verwendung von standardisierten, über Ländergrenzen hinweg vergleichbaren Erhe-
25
bungsinstrumenten zu dieser Lücke in der Forschung geführt hatte. Diese Lücke be-
einträchtigte die externe Validität und den Einfluss der bis dahin vorhandenen kontrol-
lierten Studien auf die Gesundheitspolitik (Kallert et al., 2004a).
Als Antwort darauf entwickelte die European Day Hospital Evaluation (EDEN) Stu-
diengruppe das Studienprotokoll, nach dem in fünf Ländern eine multizentrische Stu-
die durchgeführt wurde. Zudem wurde für die nationalen Erhebungen in diesen Län-
dern jeweils die gleichen standardisierten Instrumente verwendet. Die multizentrische
EDEN-Study in Deutschland, England, Polen, Tschechien und der Slowakei umfasste
1117 Patienten. Diese Studie vergrösserte die bis dahin existierende Evidenzbasis auf
mehr als das Doppelte und belegte, dass tagesklinische Behandlung im Vergleich zu
vollstationärer Behandlung im Hinblick auf den klinischen Outcome ebenbürtig und im
Hinblick auf den sozialen Outcome überlegen ist (Kallert et al., 2004a; Kallert et al.,
2007).
Speziell für eine psychotherapeutische Tagesklinik mit psychodynamischem Grund-
konzept untersuchten Agarwalla und Küchenhoff (2004) alle Patienten der Psychothe-
rapeutischen Tagesklinik Basel, die zwischen 1996 und 2002 zur Behandlung ein-
traten. Ihre Ergebnisse zeigten, dass im Verlauf der Behandlung auf Symptomebene
und im Bereich der sozialkommunikativen Kompetenzen signifikante Verbesserungen
erzielt wurden, die auch bei einer Katamnese nach 3 Monaten aufrechterhalten blie-
ben. Die Ergebnisse des teilstationären Settings waren denen vollstationärer Behand-
lung mindestens vergleichbar.
Gleichwohl stellte Garlipp noch 2008 die Frage:
„Der historische Rückblick hat gezeigt, dass die Tagesklinik als genuine sozi-
alpsychiatrische Behandlungsinstitution gesehen werden kann und es ist un-
strittig, dass sie sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland etabliert hat.
Aber wird sie in Zeiten schwieriger gesundheitsökonomischer Bedingungen
26
wirklich ausreichend genutzt?“ (S. 42).
Bis zu diesem Zeitpunkt wurden pauschal die Ergebnisse der Behandlung in Tageskli-
niken untersucht. Erste Ansätze für Untersuchungen zur Differenzialindikation tages-
klinischer Behandlung finden sich zum Beispiel bei Bartak et al. (2011a; 2011b; 2010).
Sie untersuchten die Differenzialindikation nicht nur tagesklinischer Behandlung, in-
dem sie die Wirksamkeit der psychotherapeutischen Behandlung in verschiedenen
Settings (stationär, teilstationär und ambulant) für Persönlichkeitsstörungen der Clus-
ter A, B und C jeweils in einer Studie verglichen.
Für Persönlichkeitsstörungen des Cluster A leiteten sie aus ihrer Untersuchung ab,
dass eine solche Persönlichkeitsstörung nicht dagegen spricht, dass Patienten von
einer Psychotherapie profitieren können. Das gelte besonders für intensivere Behand-
lungsformen wie stationäre und teilstationäre Behandlung (Bartak et al., 2011a). Pati-
enten mit Persönlichkeitsstörungen des Cluster B profitieren von Psychotherapie in
allen Settings, mehr jedoch im stationären als ambulanten Rahmen, wobei die Resul-
tate teilstationärer Behandlung zwischen diesen beiden Polen lagen (Bartak et al.,
2011b). In der Untersuchung der psychotherapeutischen Behandlungen von Patienten
mit Persönlichkeitsstörungen des Cluster C untersuchten sie die Settings differenzier-
ter. Sie unterschieden langfristige ambulante Psychotherapie (> 6 Monate), kurze teil-
stationäre Psychotherapie (< 6 Monate), lange teilstationäre Psychotherapie (> 6 Mo-
nate) sowie kurze und lange stationäre Psychotherapie. In dieser Studie profitieren alle
Patienten von Psychotherapie, besonders jedoch die Patienten in kurzer stationärer
Psychotherapie (Bartak et al., 2010).
Richter, Heinemann, Kehn und Steinacher (2013) belegten die Wirksamkeit dialek-
tisch-behavioraler Therapie im tagesklinischen Setting bei Patienten mit einer Border-
line-Persönlichkeitsstörung. Sie beobachteten bei den untersuchten Patienten eine
Verbesserung um etwa die Hälfte anhand des Beck-Depressions-Inventars (BDI)
27
(Hautzinger, Bailer, Worall, & Keller, 1996) und der Borderline-Symptomliste 95 (BSL-
95) (ZI Mannheim, 2009) innerhalb von 12 Wochen.
Boeker (2009) beschrieb eine zunehmende Spezialisierung von Tageskliniken und
wies auf Befunde hin, nach denen bei depressiven Patienten in einer Tagesklinik Be-
handlungsergebnisse besser und Abbruchquoten tiefer waren als bei Patienten mit
einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis.
2.3.2 Wirkfaktoren tagesklinischer Behandlung
Auch wenn die Wirksamkeit der Behandlung in Tageskliniken in Bezug auf das Be-
handlungsergebnis als gesichert gilt, finden sich in der Literatur wenige Arbeiten spe-
ziell zu den Wirkfaktoren tagesklinischer Behandlung, dies obwohl schon frühe Auto-
ren wie zum Beispiel Cameron (1947) und Rond (1953) dazu Aussagen trafen.
Bereits Cameron (1947) geht auf die Bedeutung des engen Bezugs tagesklinischer
Behandlung zum konkreten Lebensfeld des Patienten ein. Er stellte als einen der
grössten Vorteile dieser Behandlungsform heraus, dass in der Tagesklinik Therapeut,
Patient und das Zuhause viel näher beieinander bleiben, sodass Therapeut und Pati-
ent in einem Setting arbeiten können, das demjenigen, an das der Patient angepasst
werden müsse, viel ähnlicher ist.
Ausdrücklich verwies Rond (1953) darauf, dass das Programm der von ihm dargestell-
ten Tagesklinik recht intensiv und daraufhin entwickelt war, regressiven Entwicklungen
in der Persönlichkeit der Patienten entgegenzuwirken. Er stellte dar, dass Patienten in
die Entscheidungsfindung einbezogen waren, dass eine Selbstorganisation unter den
Patienten stattfand und dass die Interaktion in der Gruppe so therapeutisch wie mög-
lich genutzt wurde. Rond stellte heraus, dass die Patienten in tagesklinischer Behand-
lung jeden Abend nach Hause zurückkehrten und damit die Möglichkeit hatten, neue
Verhaltensmuster unmittelbar anzuwenden und auftretende Probleme wieder zur Dis-
28
kussion in die Tagesklinik mitzubringen. Die korrektive emotionale Erfahrung sah Rond
als das wichtigste Wirkelement.
Hoge, Farrell, Munchel und Strauss (1988) stellten fest, dass sowohl Patienten als
auch Therapeuten in qualitativen Interviews die Wirksamkeit tagesklinischer Behand-
lung selten Komponenten des Behandlungsprogramms wie Gruppen- oder Familien-
therapie als vielmehr abstrakten Elementen, den in ihrer Untersuchung beschriebenen
therapeutischen Faktoren, zuschrieben. Sie identifizierten in ihrer qualitativen Untersu-
chung 14 Faktoren, die sie für die Wirksamkeit tagesklinischer Behandlung verantwort-
lich machten: Struktur, interpersoneller Kontakt, Medikation, Altruismus, Katharsis,
Lernen, Mobilisierung familiärer Unterstützung, Verbindung zur Gemeinde, Allgemein-
heit, Patientenautonomie, erfolgreicher Abschluss, Sicherheit, Rückmeldung zu Ver-
halten und Übung zu Hause (absteigende Häufigkeit der Nennungen).
Struktur wurde von fast allen Patienten (95%) als wichtiger Wirkfaktor benannt. Dabei
berichteten Hoge et al. (1988), dass Patienten und Kliniker auf verschiedene Art und
Weise von Struktur sprachen, was die Annahme von vier voneinander abhängigen
Elementen dieses Faktor nahelegte: Routine, Anleitung, Aktivität und Zie-
le/Sinngebung („sense of purpose“). Der Begriff „sense of purpose“ lässt sich schwer
fassen und wurde von Hoge et al. (1988) wie folgt umschrieben:
„A less concrete element of structure was the sense of purpose that involve-
ment in the partial hospital program provided for many patients. Many of the
patients in the study were not working and were isolated from others, being
estranged from their families and having no lasting friendships. To some ex-
tent attending the program seemed to fill those voids by giving the patient a
purpose or a role in life“ (S. 203).
29
Interpersoneller Kontakt wurde ebenso wie Struktur von 95% der Patienten als wichtig
benannt. Akzeptanz, Dazugehören, Gemeinschaft, Beteiligung und Unterstützung sind
Aspekte, die unter diesem Begriff zusammengefasst wurden (Hoge et al., 1988).
Die Besonderheit teilstationärer Behandlung sahen Hoge et al. (1988) darin, dass sie
sowohl Sicherheit und Struktur geben (wie eine stationäre Behandlung) als auch die
Autonomie des Patienten fördern kann (wie eine ambulante Behandlung). Diese Be-
sonderheit teilstationärer Behandlung ist unter dieser Perspektive kein eigenständiger
Wirkfaktor, ermöglicht aber, dass die beiden Wirkfaktoren Struktur und Patientenauto-
nomie, die in stationärer Behandlung eher im Gegensatz stehen können, in Tageskli-
niken besser in Einklang gebracht werden und damit beide zum Behandlungserfolg
beitragen können.
Auf die zentrale Bedeutung der Vermittlung von Sicherheit wie in der stationären Be-
handlung, bei gleichzeitigem Erhalt der Autonomie wie in der ambulanten Behandlung,
wies auch Küchenhoff (2009) hin, vor allem unter dem Aspekt der Verringerung der
durch Regression entstehenden Risiken, auf die schon Rond (1953) hingewiesen hat-
te.
A. Bateman und Fonagy (1999) formulieren in ihrer bereits genannten Arbeit zur Wirk-
samkeit mentalisierungs-basierter tagesklinischer Psychotherapie Hypothesen zu den
Vorteilen der teilstationären Behandlung: Patienten, die fehlten, wurden aktiv telefo-
nisch kontaktiert, angeschrieben oder, wenn nötig, auch zu Hause aufgesucht. Die
Gründe für ein Fehlen von Therapien wurden in der Einzeltherapie angesprochen und
mit dem aktuellen emotionalen Zustand des Patienten in Beziehung gesetzt. Das
strukturierte Programm stellte sicher, dass den Patienten stets bewusst war, wann und
wo sie ihre Probleme vorbringen konnten. Es wurde kein formaler Vertrag geschlos-
sen, da Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung die Behandlung häufig sabo-
tieren. Eine Entlassung wegen Verstosses gegen den Vertrag hätte traumatisch wie-
30
der eine Situation des Verlassenseins geschaffen, die Patienten mit Borderline-
Persönlichkeitsstörung fürchteten und provozierten. Nach Bateman und Fonagy (1999)
ermöglichte die teilstationäre Behandlung ein Gleichgewicht zwischen Behandlung und
Unterstützung auf der einen und individueller Verantwortung auf der anderen Seite:
„The programm ist neither too much nor too little“ (S. 1568).
Kallert und Schützwohl (2002) knüpften an die von Hoge et al. formulierten Wirkfakto-
ren an und trafen Überlegungen zu Wirkfaktoren aus Patientensicht und daraus abzu-
leitenden Behandlungsmodalitäten. Sie stellten fest, dass nicht mehr ausschliesslich
aus fachlich-professioneller Sicht beurteilt werden kann, welchen Anforderungen im
Einzelnen Rechnung getragen werden muss. Die initiale globale Bewertung einer Ta-
gesklinik durch Patienten wurde als wesentlicher verlaufsbestimmender Faktor identifi-
ziert. Patienten seien offenbar sehr klar in der Lage, ihre Therapieerwartungen zu arti-
kulieren. Dabei bezogen sich Kallert und Schützwohl auf Priebe und Gruyters (1994)
und auf Noble (1999).
Kallert und Schützwohl (2002) ordneten den Wirkfaktoren nach Hoge et al. (1988)
spezifische Elemente tagesklinischer Behandlung auf der Grundlage theoretischer
Überlegungen und vorhandener Literatur zu. Da dies der bislang konkreteste Rückbe-
zug der abstrakten Faktoren nach Hoge et al. auf konkrete Elemente tagesklinischer
Behandlung ist und da der dritte Teil dieser Arbeit eine Befragung von Patienten dar-
stellt, die erhebt, welchen Nutzen Patienten selbst einzelnen, konkreten Elementen der
Behandlung zuschreiben, wird im Folgenden diese Zuordnung detaillierter dargestellt;
die folgenden Ausführungen stellen diesen Rückbezug von Kallert und Schützwohl
(2002) auf Hoge et al. (1988) dar:
Struktur: Hierunter fallen alle Regeln, Strukturvorgaben, aber auch Ergotherapie mit
dem Ziel der Arbeitsintegration und vorgängige sozialarbeiterische Abklärung, um ab-
31
zuschätzen zu können, ob die Problemstellung des Patienten den Möglichkeiten der
Tagesklinik entspricht.
Interpersoneller Kontakt: Den Unteraspekten von interpersonellem Kontakt (Akzep-
tanz, Dazugehören, Kameradschaft und Probleme mit anderen zu teilen und Unter-
stützung zu erfahren) stellten Kallert und Schützwohl vier Aspekte fachlichen Handelns
gegenüber: Die Förderung des informellen Kontaktes zwischen den Patienten, eine
Palette an therapeutischen Angeboten, die Umsetzung von Prinzipien der therapeuti-
schen Gemeinschaft und Basiselemente der Akzeptanz und Empathie eines klienten-
oder patientenzentrierten Ansatzes.
Allgemeinheit und Altruismus: Als Gefäss, das in besonderer Weise zu beiden Wirk-
faktoren Allgemeinheit und Altruismus beiträgt, wurde die Gruppenvisite gesehen.
Medikation: Zur Medikation stellten Kallert und Schützwohl fest, dass bei der Verord-
nung im Rahmen der Behandlung in der Tagesklinik das Nebenwirkungsmonitoring
besonders beachtet werden muss und dass auf die Compliance des Patienten zu fo-
kussieren ist, was nur begrenzt mittels restriktiver Überwachungsmöglichkeiten erfol-
gen kann.
Katharsis: Die Bedeutung des Faktors Katharsis kann als Aufforderung verstanden
werden, Psychotherapie in das Gesamtbehandlungskonzept der Tagesklinik zu integ-
rieren, auch wenn Kallert und Schützwohl darauf verwiesen, dass die Patienten von
Hoge et al. darunter vor allem verstanden, Gefühlen Luft zu machen.
Verbindung mit der Gemeinschaft: Den Begriff der Verbindung mit der Gemeinde nach
Hoge et al. erweiterten Kallert und Schützwohl um den Aspekt des Sich-zu-Hause-
Ausprobierens. Sie verwiesen auf die Wichtigkeit von Therapieaufträgen, die auf Ver-
änderungen von Aktivitäten im sozialen Aussenraum zielen und darauf, dass es wich-
tig ist eine Art Informationsbörse vorzuhalten, die über Teilnahmemöglichkeiten an
32
Freizeitangeboten, arbeitstherapeutischen Programmen, beruflichen Wiedereingliede-
rungsangeboten etc. informiert.
Lernen: Kallert und Schützwohl fassten wie Hoge et al. unter den Begriff Lernen Ele-
mente der Psychoedukation, das Erlernen von Coping-Techniken und das Erkennen
von Prodromalsymptomen.
Rückmeldung über Verhalten: Hierunter verstanden Kallert und Schützwohl (2002)
eine „offene und gelegentlich auch grenzziehende Mitteilung von Verhaltens-
auffälligkeiten an den betreffenden Patienten, zu der auch Mitpatienten ermutigt wer-
den sollten“ (S. 50) ordneten ihm aber kein konkretes Element tagesklinischer Be-
handlung zu.
Üben zu Hause: Hierzu gehören auch Therapieaufträge, die auf Veränderungen von
Aktivitäten im sozialen Aussenraum zielen und Belastungserprobungen als wichtige
Elemente tagesklinischer Behandlung, die diesem Wirkprinzip entsprechen.
Mobilisieren familiärer Unterstützung: Der Einbezug der Angehörigen in die Behand-
lung muss in einer Tagesklinik besonders definiert werden, da Therapeuten aufgrund
meist nicht vorgesehener Besuchszeiten die direkte Kontaktmöglichkeit zu Angehöri-
gen fehlt und da andererseits die Patienten jeden Tag Geschehnisse aus der Therapie
nach Hause tragen. Dort sind Veränderungen sofort sichtbar und wirken auf eingerich-
tete Verhaltensmuster ein, was zu Beunruhigung, Verunsicherung und Ängsten führen
kann.
Autonomie: Zur Förderung der Autonomie führten Kallert und Schützwohl verschiede-
ne Wege an: Zum einen durch die Übergabe von Verantwortlichkeiten, die wichtig
sind, damit die tagesklinische Gemeinschaft gut funktioniert, zum anderen indem
Therapeuten nicht Dinge übernehmen, die Patienten selbst besorgen können. Sie wie-
33
sen auch auf die Bedeutsamkeit der Stationsatmosphäre und kongruenten Therapeu-
tenverhaltens hin.
Sicherheit: Hierunter fassten die Autoren den Schutz durch andere vor feindseliger
Haltung, aber auch den Schutz der Patienten gegenüber sich selbst und den Umgang
mit Suizidalität. Sie befürworteten unter diesem Aspekt die Organisationsform der ver-
bundenen Tagesklinik, da diese sie ständige Bereitschaft zur Krisenintervention und
stationäre Aufnahmemöglichkeiten impliziert. Kallert und Schützwohl verwiesen da-
rauf, dass der Umgang mit Suizidalität hohe Anforderungen an die Fachkompetenz
stellt.
Erfolgreiche Bewältigung des Therapieprogramms: Dieses therapeutische Element
zielt darauf, Patienten zu befähigen, Vorsätze auszuführen und zu Ende zu bringen.
Kallert und Schützwohl verwiesen darauf, dass es wichtig ist, initial den genauen Be-
handlungsbedarf eine Patienten zu ermitteln und Programm und Behandlungsdauer
daran zu orientieren. Sie erachteten es als wichtig, initial eine möglichst passgenaue
Planung zu machen, damit der Patient bessere Chancen hat, die so geplante Behand-
lung erfolgreich abzuschliessen.
Knab (2007) untersuchte spezifische Wirkfaktoren psychosomatischer tagesklinischer
Behandlung. Sie führte als Spezifika teilstationärer Behandlung ebenfalls die intensive
Verbindung von Therapie und Alltag, weniger regressive Rückzugsmöglichkeiten und
die Betonung der Eigenverantwortung an. Darüber hinaus nannte sie den intensiveren
Gruppenprozess durch geringere Rückzugsmöglichkeiten und den Aspekt, dass Kon-
flikte und Probleme im sozialen Umfeld auf die Mitpatientengruppe und das Team
übertragen werden.
Mörtl (2008) beschrieb hilfreiche Faktoren in der psychosomatischen Tagesklinik aus
Patientensicht. In den Interviews mit den Patienten zeigten sich bereits bekannte Fak-
toren wie Unterstützung und Akzeptanz, aber auch tagesklinikspezifische Faktoren. In
34
der Untersuchung zeigte sich, dass Patienten die Tagesklinik von Anfang der Behand-
lung an entweder als Schutzraum oder als Konfrontationsraum wahrnahmen; dabei
konnten Patienten, die von Anfang an das Erlebte in der Klinik mit dem Erlebten zu
Hause verbanden im Therapieprozess bessere Erfolge erzielen, als jene Patienten, die
bis zum Ende der Therapie die Klinik vom Zuhause abgespalten und getrennt hielten.
Mörtl leitete daraus ab, dass ein Fokus auf die Verbindung der beiden therapeutischen
Wirkräume zu richten ist; wenn keine Verbindung zwischen Tagesklinik und dem Zu-
hause besteht, sollte dies von den Therapeuten thematisiert werden.
Die in den aufgeführten Arbeiten vorgestellten Theorien zu Wirkfaktoren tagesklini-
scher Behandlung bezogen sich zumeist auf Modelle zu gruppenpsychotherapeuti-
scher Behandlung wie dem Modell der Wirkfaktoren von Gruppentherapie nach Yalom
(1995). Die genannten Autoren betonten zudem bei der Darstellung der Wirkfaktoren
tagesklinischer Behandlung die Bedeutung der Patientengruppe und stellten Verbin-
dungen zwischen den Überlegungen zu Wirkfaktoren tagesklinischer Behandlung auf
der einen und gruppenpsychotherapeutischer Behandlung auf der anderen Seite her
(Knab, 2007; Mörtl, 2008). Diese Parallelen legen es nahe, die aktuellen Ergebnisse
zu den Wirkfaktoren gruppenpsychotherapeutischer Behandlung auch dort mit zu be-
rücksichtigen, wo sie keinen ausdrücklichen Bezug auf tagesklinische Behandlung
nehmen.
Zur Forschung zu den Wirkfaktoren von Gruppentherapie betonten Bormann und
Strauß (2012), dass die Messung der therapeutischen Beziehung viele Jahrzehnte
lang mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden war, da die vorliegenden Instrumente
heterogen und die Konzepte unscharf waren. Daher wurde versucht, diese Komplexi-
tät zu reduzieren und geeignete Instrumente zu entwickeln, mit denen wichtige Pro-
zess- und Beziehungsfaktoren erfasst werden können.
35
Johnson, Burlingame, Olsen, Davies und Gleave (2005) entwickelten dazu ein Drei-
Faktoren-Modell therapeutischer Beziehungen und untersuchten die Wirkfaktoren auf
den drei Beziehungsebenen zwischen Mitglied und Leiter, zwischen einzelnen Mitglie-
dern und zwischen dem einzelnen Mitglied und der Gesamtgruppe. Sie identifizierten
drei Faktoren höherer Ordnung, die das therapeutische Geschehen in einer Gruppe
widerspiegelten: Positive Verbundenheit, positive Arbeitsbeziehung und negative Be-
ziehung (Abbildung 2).
Abbildung 2: Therapeutische Beziehungen in Gruppen (modifiziert nach: Bormann, 2010,
S. 57)
‚Positive Verbundenheit’ bildete die Kohäsion und das Engagement auf der Ebene der
gesamten Gruppe ab, sowohl zwischen den Mitgliedern als auch zwischen Mitglied
und Leiter. ‚Positive Arbeitsbeziehung’ bezog sich auf die Aspekte der Arbeit, der Ver-
ständigung über zu erreichende Ziele und über zu bewältigende Aufgaben, ebenfalls
36
sowohl zwischen den Mitgliedern als auch zwischen Mitglied und Leiter. ‚Negative Be-
ziehung’ gab an, wie grosse Konflikte es in der Gesamtgruppe gab; sie bezeichnete
auch einen Mangel an Empathie, sowohl auf der Seite des Gruppenleiters als auch bei
anderen Gruppenmitgliedern. Dabei war es weniger wichtig, mit wem man innerhalb
der Gruppe eine Beziehung einging; vielmehr entschied die Qualität der Beziehung
(Bormann & Strauß, 2012).
Das Drei-Faktoren-Modell wurde von Johnson et al. (2005) in den USA entwickelt.
Bormann, Burlingame und Strauß (2011) untersuchten die Übertragbarkeit dieses
Konzepts auf den deutschen Sprachraum. Sie bestätigten in einer Untersuchung an
453 Personen in 67 Gruppen an 15 verschiedenen Kliniken in Deutschland und der
Schweiz, dass auch in der deutschsprachigen Stichprobe die Konstrukte Gruppenkli-
ma, Kohäsion, Allianz und Empathie gemeinsame Anteile hatten und dass die thera-
peutische Beziehung in Gruppen durch die Variablen ‚positive Beziehungsgestaltung’,
‚positive Arbeitsbeziehung’ und ‚negative Beziehung’ charakterisiert werden konnte.
Sie wiesen nach, dass das von Johnson et al. (2005) entwickelte Instrument zur Mes-
sung der therapeutischen Beziehungen in Gruppen, das Group Questionnaire, auch in
der deutschen Version valide, reliabel und objektiv war.
Küchenhoff (2009) verwies zu therapeutischen Vorteilen tagesklinischer gegenüber
vollstationärer Psychotherapie darauf, dass die dichten Kontaktangebote der Station
für Menschen mit schweren Persönlichkeitsstörungen, die unter Nähe-Distanz-
Konflikten leiden, zu gross werden können. In der Tagesklinik ist dieser Druck, von
Küchenhoff als „Binnendruck“ bezeichnet, geringer; die Patienten können sich abends
wieder distanzieren und aus den dynamischen Beziehungsangeboten zurückziehen.
Er wies auch auf den Umstand hin, dass die Struktur der Tagesklinik Menschen dazu
zwingt sozial verantwortlich zu bleiben, womit eine unerwünschte, weil zu starke Re-
gression vermieden werden kann:
37
„Nur wenn sie sich im Rahmen eines definierten Therapiesettings begrenzen
lassen, können regressive Prozesse bearbeitet werden. Andernfalls verlieren
Patient und Therapeut den gemeinsamen Außenstandpunkt, von dem aus sie
die ablaufenden regressiven Prozesse gemeinsam reflektieren können. Die
Begrenzung der Regression ist also eine wesentliche Voraussetzung für ihre
Bearbeitung, sie wird in der psychotherapeutischen Tagesklinik durch das
Setting gefördert.“ (Küchenhoff, 2009, S. 407).
Der Umstand, dass jeden Abend eine Trennungserfahrung durchlaufen wird, wurde
von Küchenhoff (2009) ebenfalls als Vorteil der teilstationären Psychotherapie be-
nannt. Da Menschen mit schweren psychischen Störungen in der Regel besonders
schmerzhafte oder harte Verluste oder Abschiede zu ertragen hatten, sah er darin die
Chance, dass diese täglichen Trennungserfahrungen bereits in der Therapie in kleinen
Schritten bearbeitet werden können und nicht erst nach der Entlassung erlitten wer-
den. Als weitere Vorteile der tagesklinischen Psychotherapie benannte Küchenhoff,
dass die Containing-Funktion der Psychotherapie von einer Tagesklinik besonders gut
wahrgenommen werden kann, dass eine bessere Verknüpfung der Psychotherapie mit
sozialer Rehabilitation möglich ist, dass der Behandlungsrahmen nicht über Häuser
gegeben ist, sondern über intensive Beziehungsarbeit erhalten werden muss und dass
Autonomie und Rücksicht gefördert werden.
Haas, Agarwalla und Küchenhoff (2010) verglichen teil- und vollstationäre Behandlung
von Patienten mit einer affektiven Störung einerseits und Patienten mit kombinierter
affektiver und Borderline-Persönlichkeitsstörung andererseits. Sie untersuchten die
Zusammenhänge zwischen der Qualität der therapeutischen Arbeitsbeziehung und
dem Behandlungsverlauf in Abhängigkeit von der Diagnose und dem Behandlungsset-
ting.
38
Sie stellten einleitend fest, dass es kaum gesicherte empirische Belege der differenzi-
ellen Indikation zur teilstationären Psychotherapie gibt. Haas et al. (2010) postulierten,
dass das Erkennen der strukturellen Möglichkeiten der Patienten seitens der Thera-
peuten und die daraus resultierende therapeutische Haltung und Nutzung eines be-
stimmten therapeutischen Repertoires zentraler für die Behandlung zu sein scheint als
das Strukturniveau der Patienten selbst oder das Setting der Behandlung. Sie stellten
jedoch die Frage, ob bestimmte strukturelle Möglichkeiten und Beeinträchtigungen je
nach Setting leichter oder schneller erkannt werden können. In der von ihnen unter-
suchten Gruppe verlief der Veränderungsprozess in stationärer Behandlung eher
langsamer oder oszillierend; produktive Beziehungsepisoden traten gehäuft erst später
auf als im tagesklinischen Setting.
Diesen Befund interpretierten sie dahingehend, dass strukturelle Defizite der Patienten
durch die unterschiedlichen Anforderungen teil- und ganzstationärer Behandlung kli-
nisch schneller imponieren. Gerade im praktischen Alltag wird das Ausmass an Des-
organisation deutlich, was eine frühzeitige Änderung der diagnostischen Einschätzung
von Struktur und Konflikt begünstigt und zu einer Veränderung des psychotherapeuti-
schen Vorgehens führen kann. Daraus leiteten sie weiteren Forschungsbedarf zur
spezifischen Analyse der Indikationskriterien und den Zusammenhängen zwischen
positivem Behandlungsverlauf und Settingbesonderheiten ab (Haas et al., 2010).
2.3.3 Strukturen von Tageskliniken
In der EDEN-Study wurden Tageskliniken in 5 europäischen Ländern (Deutschland,
England, Polen, Slowakei und Tschechien) verglichen, deren Charakteristika mit ei-
nem für diese Studie entwickelten Fragebogen erhoben wurden. Kallert, et al. (2004a)
zeigten auf, dass Tageskliniken kein konsistentes Profil strukturaler oder prozeduraler
Eigenschaften aufwiesen und diskutierten die Bedeutung der Verschiedenartigkeit von
Tageskliniken für die Forschung.
39
Ausgehend von den selbst berichteten Konzepten der Tageskliniken und erweitert um
die Daten aus den individuellen Krankenhausstatistiken zum Klientel im Jahr 2000
ordneten sie die Dienste drei Clustern mit begrenzter Trennschärfe zu: Eine Kategorie
(Cluster I) fokussierte hauptsächlich auf rehabilitative Aufgaben. Zwei Kategorien wa-
ren darauf ausgerichtet, Akutbehandlung als Alternative zur stationären Behandlung
anzubieten, kombinierten diese aber entweder mit gleichen Funktionen um stationäre
Behandlungen zu verkürzen und Psychotherapie anzubieten (Cluster II) oder aber mit
rehabilitativen Aufgaben (Cluster III). Kallert et al. (2004a) verwiesen darauf, dass sich
die Verteilung der Dienste auf diese drei Cluster zwischen den fünf europäischen Län-
dern signifikant unterschied. Sie schlossen daraus, dass künftige Studien zu Tageskli-
niken immer klarstellen sollten, auf welche Art von Dienst sie sich beziehen und dass
sie die jeweils aktuelle nationale und internationale Umgebung der Dienste berücksich-
tigen sollten.
Der Forschungsstand zu den Strukturen von Tageskliniken wird nicht an dieser Stelle
eingehend dargestellt, sondern in dem Kapitel zu den Ergebnissen der Befragung un-
ter den Schweizer Tageskliniken jeweils unmittelbar in Bezug zu diesen Ergebnissen
aus der Schweiz gesetzt.
2.3.4 Zusammenfassung des Forschungsstandes
Nachdem sich Arbeiten zu Tageskliniken in den 1940-er und 1950-er Jahren überwie-
gend mit Behandlungsmodalitäten tagesklinischer Behandlung befassten, gab es ab
den 1960-er Jahren erste Ansätze der Evaluation dieser Behandlungsform (Cameron,
1947; Cosin, 1956; Gillis, 1958; Guy et al., 1969; Herz et al., 1971; Rond, 1953; Wilder
et al., 1966; Zwerlingi & Wilder, 1964). In den 1990-er Jahren wurden vermehrt kon-
trollierte Studien durchgeführt. Seit Ende der 1990-er Jahre kann die Wirksamkeit ta-
gesklinischer Behandlung im Vergleich zu stationärer Akutbehandlung als belegt gel-
40
ten (Creed et al., 1990; Dick et al., 1991; Marshall et al., 2003; Marshall et al., 2010;
Marshall et al., 2011; Schene et al., 1993).
Ab den späten 1990-er Jahren wurde die Wirksamkeit spezieller tagesklinischer Be-
handlungen, zum Beispiel psychotherapeutischer Tageskliniken und die Wirksamkeit
tagesklinischer Behandlung bei speziellen Störungsbildern wie Persönlichkeits-
störungen vermehrt untersucht und belegt (Agarwalla & Küchenhoff, 2004; Bartak et
al., 2011a; Bartak et al., 2011b; Bartak et al., 2010; A. Bateman & Fonagy, 1999,
2001, 2003, 2008).
Bei sehr vielfältigen Ausgestaltungsmöglichkeiten tagesklinischer Behandlung gab die
EDEN-Study für den europäischen Raum erstmals einen Überblick über die bis dahin
aufgebauten Strukturen tagesklinischer Behandlung, sowie über Konzeptionen, Ange-
bote, Konzepte, Diagnoseverteilung, Ausschlusskriterien und infrastrukturelle und per-
sonelle Ausstattung (Kallert et al., 2004a; Kallert et al., 2004b; Kallert et al., 2007). Für
die Schweiz war bislang zu diesen Fragen nur wenig bekannt. Eine Erhebung im Auf-
trag der Vereinigung der Psychiatrischen Kliniken und Dienste der Schweiz hatte 2010
nur einen kleinen Teil dieser Informationen erhoben (B'VM, 2010). Eine letzte umfas-
sende Bestandsaufnahme (auch) tagesklinischer psychiatrischer Institutionen in der
Schweiz war von Uchtenhagen (1974) erfolgt.
Für die Schweiz war bis zu dieser Erhebung nur wenig über die Aspekte bekannt, die
in der EDEN-Study für fünf europäische Länder untersucht wurden. Die vorliegende
Umfrage unter den Schweizerischen Tageskliniken schliesst diese Lücke und zeigt
auf, wo die Praxis tagesklinischer Behandlung in der Schweiz im Vergleich zu den
anderen untersuchten europäischen Ländern steht.
Zur Erklärung der Frage, warum tagesklinische Behandlung wirkt, spielen nach wie vor
die von Hoge et al. (1988) formulierten Wirkfaktoren eine wichtige Rolle. Des Weiteren
bezogen sich Autoren (Knab, 2007; Mörtl, 2008) auf das Modell der Wirk-faktoren
41
gruppenpsycho-therapeutischer Behandlung nach Yalom (1995). Die Besonderheit
tagesklinischer Behandlung, der tägliche Wechsel zwischen dem Ort der Behandlung
und dem eigenen Zuhause wurde durchgängig eine besondere Bedeutung zuge-
schrieben (Agarwalla & Küchenhoff, 2004; Haas et al., 2010; Knab, 2007; Mörtl, 2008).
Die von Hoge et al. (1988) formulierten Wirkfaktoren waren nicht einzelne Kompo-
nenten der Behandlung, sondern eher abstrakte Elemente. Kallert und Schützwohl
(2002) nahmen den theoretischen Versuch einer theoretischen Zuordnung konkreter
Elemente tagesklinischer Behandlung zu diesen Faktoren vor, allerdings ohne Pati-
enten dazu zu befragen.
Die vorliegende Befragung von Patienten soll klären, wie hilfreich oder hinderlich Pati-
enten selbst konkrete Elemente tagesklinischer Behandlung einschätzen und setzt ihre
Antworten in Bezug zu den aufgeführten bisherigen Kenntnissen.
42
3 Fragestellung
Ziel der Erhebung war die Beantwortung der Frage, welche Struktur- und Leistungs-
daten die in der Deutschschweiz betriebenen allgemeinpsychiatrischen Tageskliniken
aufweisen:
• Welche Formen tagesklinischer Behandlung werden aktuell in der Schweiz
praktiziert?
• Wie sind die Tageskliniken räumlich und personell ausgestattet?
In welchem Spektrum bewegen sich diese Ausstattungen?
Was sind die aktuell gegebenen minimalen und maximalen Ausstattungen?
• Mit welchen Diagnosen werden Patienten tagesklinisch behandelt?
Wie ist die Verteilung dieser Diagnosen?
Welche Unterschiede zeigen sich in dieser Hinsicht zwischen den einzelnen
Tageskliniken?
• Wie ist die Aufenthaltsdauer in tagesklinischer Behandlung?
Welche Unterschiede im Hinblick auf die Aufenthaltsdauer finden sich zwi-
schen den einzelnen Tageskliniken?
• Wie sind Tageskliniken in der Schweiz finanziert?
• Welche Ausschlusskriterien haben Tageskliniken in der Schweiz?
Über diese Daten ist in der Schweiz bislang wenig bekannt, obwohl sie eine wichtige
Grundlage für die gesundheitspolitische Planung darstellen.
Die Umfrage sollte zudem die Frage beantworten, ob es Unterschiede in den Struktur-
und Leistungsdaten der Schweizerischen Tageskliniken gegenüber Tageskliniken in
anderen europäischen Ländern gibt und welche Unterschiede dies gegebenenfalls
43
sind. Dies wurde ermöglicht, weil für die Erhebung der geringfügig an die schweizeri-
schen Verhältnisse angepasste Fragebogen der internationalen multizentrischen
EDEN-Studie (Kallert, 2012a, 2012b) verwendet wurde, sodass die Ergebnisse dieser
Erhebung mit veröffentlichten Ergebnissen der EDEN-Study verglichen werden konn-
ten.
Eine zusätzliche Befragung von Patienten von Tageskliniken sollte klären, welche Be-
deutung einzelne Elemente und Aspekte tagesklinischer Behandlung aus deren Sicht
haben. Die Antworten wurden in Bezug dazu gesetzt, was bislang über die Wirkungs-
weise und Wirkfaktoren tagesklinischer Behandlung bekannt ist.
44
4 Methode
4.1 Umfrage unter den Tageskliniken der deutschsprachigen
Schweiz
Da gemäss der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrische und Psychotherapeu-
tische Tageskliniken (SGPPT) kein vollständiges Verzeichnis der Tageskliniken in der
Schweiz existiert (Gamper, persönliche Mitteilung), wurde im Frühjahr 2012 eine Inter-
netrecherche mit dem Suchbegriff „Tagesklinik“ und der Eingrenzung auf Internetsei-
ten aus der Schweiz durchgeführt. Aus den Internetseiten der gefundenen Institutionen
wurden die Anschrift und Leitung einer allenfalls vorhandenen Tagesklinik entnom-
men. Auf diese Weise wurden in der Deutschschweiz 50 Tageskliniken identifiziert.
Diese sind im Anhang aufgeführt (s. 8.6). Der Kürze halber wird im Folgenden häufig
von Tageskliniken der Schweiz berichtet – gemeint ist dabei jedoch jeweils nur die
deutschsprachige Schweiz.
Die identifizierten Tageskliniken wurden im Rahmen der Umfrage angeschrieben. Das
Anschreiben richtete sich an den nach Homepage der Institution identifizierten zustän-
digen Chefarzt. Wenn dieser dort nicht genannt war, wurde nachrangig der zuständige
leitende Arzt angeschrieben, wenn dieser nicht erkennbar war, der genannte Leiter der
jeweiligen Tagesklinik. Im Anschreiben wurden die Tageskliniken, die für die Institution
gefunden worden waren, genannt. Die Adressaten wurden um Rückmeldung für den
Fall gebeten, dass es in ihrer Institution weitere Tageskliniken gibt, die im Anschreiben
nicht genannt waren, um diesen weitere Fragebögen zukommen zu lassen. Die Um-
frage wurde aus den einleitend genannten Gründen auf allgemeinpsychiatrische Ta-
geskliniken eingegrenzt.
Die vorliegende Arbeit verwendete 2 Fragebögen: Ein erster Bogen umfasste die
Rahmenbedingungen der Finanzierung, die für alle Tageskliniken einer Institution gal-
45
ten und entsprach in den Fragen zur Finanzierung weitgehend den Fragen der Erhe-
bung der Beratergruppe für Verbands-Management von 2009 (B'VM, 2010). Der Fra-
gebogen der Erhebung für diese Arbeit findet sich im Anhang 8.3, ab Seite 141.
Ein zweiter Fragebogen, der für jede einzelne Tagesklinik auszufüllen war, war an den
Fragebogen der EDEN-Study (Kallert, 2012a, 2012b) angelehnt. Er traf eine Auswahl
von 20 der 57 Fragen der Langfassung dieses Fragebogens, wobei die Frage nach
der Versorgungsregion geringfügig an Schweizer Verhältnisse angepasst wurde. Die
Auswahl und die Begrenzung der Zahl der Fragen wurde vorgenommen, um auf die
für diese Erhebung wesentlichen Punkte zu fokussieren und eine höhere Rücklaufquo-
te zu erreichen. Erfragt wurden die Versorgungsregionen, die Lage der Tageskliniken,
konzeptionelle und diagnostische Schwerpunkte, personelle, räumliche und formale
Ausstattung, die Diagnoseverteilungen und die Aufenthaltsdauern in den genannten
Tageskliniken (Anhang 8.4, Seite 143).
Diese Arbeit nimmt auf der Basis der Rückmeldungen der Befragung eine deskriptiv-
statistische Beschreibung der vorhandenen Strukturen vor.
4.2 Patientenbefragung
In dieser Untersuchung wurden Patienten anonym dazu befragt, wie hilfreich sie konk-
ret benannte Elemente tagesklinischer Behandlung finden. Diese strukturierten Fragen
wurden durch Möglichkeiten für Freitextantworten ergänzt. Dazu wurde ein eigens für
diese Befragung entwickelter Fragebogen (Anhang 8.5, Seite 147) eingesetzt.
Die Teilnahme an der Patientenumfrage war freiwillig, die Fragebögen wurden un-
mittelbar anonym erhoben und es wurden keine gesundheitsbezogenen Daten erfragt
(s. Anhang). In dem Fragebogen ging es im Hinblick auf die Qualitätssicherung ledig-
lich darum herauszufinden, welche Aspekte der psychiatrischen Tagesklinik die Pati-
enten als besonders hilfreich oder als besonders hinderlich erleben. Diese Umfrage
46
wurde vor dem Inkrafttreten des neuen Humanforschungsgesetzes (HFG) am
01.01.2014 durchgeführt, und sie würde selbst bei dessen Anwendung nicht in den
Zuständigkeitsbereich des HFG fallen, da in der Befragung keine gesundheits-
bezogenen Daten (entsprechend Art. 2 Abs. 1 (e) HFG) erhoben wurden und da die
Befragung unmittelbar anonym (entsprechend Art. 2 Abs. 2 (c) HFG) durchgeführt
wurde. Da gemäss der mündlichen Auskunft der vormaligen Kantonalen Ethikkommis-
sion für derartige Qualitätssicherungsmassnahmen kein Votum der Ethikkommission
notwendig ist, wurde auf dessen Einholung verzichtet.
Es wurden Patienten von 8 Tageskliniken (Tagesklinik Steffisburg, Tagesklinik Thun,
Tagesklinik Königsfelden, Tagesklinik Aarau, Tagesklinik Baden, Tagesklinik Watt-wil,
Tagesklinik Rorschach und Psychiatrische Tagesklinik St. Gallen) befragt. In jeder der
Tageskliniken wurden jeweils alle anwesenden Patienten an einem Stichtag angefragt.
Die Mitarbeitenden der Tageskliniken wurden gebeten jedem anwesenden Patienten
einen anonym auszufüllenden Fragebogen abzugeben und diesen an das Studien-
zentrum zu retournieren. Waren Patienten nicht in der Lage oder nicht bereit, einen
Fragebogen auszufüllen, so war der jeweilige Fragebogen von den Mitarbeitenden der
Tagesklinik ebenfalls, auch hier ohne Namensnennung, zurückzusenden, aber mit
Angabe eines Grundes für die Nicht-Teilnahme. Mögliche Gründe waren, dass ein
Patient den Fragebogen nicht ausfüllen wollte, dass er dafür zu krank war oder dass
seine Sprachkenntnisse eine Bearbeitung nicht zuliessen.
Da sich die Fragen auf Erfahrungen der Patienten mit der Behandlung in der Tages-
klinik bezogen, wurden nur Patienten in die Auswertung einbezogen, die schon auf
Erfahrungen in der Behandlung zurückblicken und den Nutzen einzelner Elemente der
Behandlung einschätzen konnten. Hierzu wurde eine mindestens 3-wöchige Behand-
lungsdauer als ausreichend angenommen und die Auswertung auf die Patienten be-
schränkt, die schon mindestens drei Wochen in Behandlung waren. Auf den Frage-
bögen war daher von den Mitarbeitenden der Tageskliniken anzugeben, an welchem
47
Tag die Befragung in der Tagesklinik durchgeführt wurde und wann der betreffende
Patient in die Behandlung eingetreten war, sodass aus der Differenz die Behand-
lungsdauer errechnet werden konnte.
Fragen nach Elementen, bei denen sowohl eine positive als auch eine negative Be-
wertung durch die Patienten sinnvoll möglich war (zum Beispiel die Frage danach, ob
es hilfreich oder hinderlich erlebt wird, dass Aufgaben übernommen werden müssen),
wurden mit einer bipolaren Antwortskala versehen (von -3 = „sehr hinderlich“ bis +3 =
„sehr hilfreich“). Fragen, die sinnvollerweise keine negative Bewertung zuliessen (zum
Beispiel die Frage nach der Bedeutung einer einfachen Kontaktaufnahme), wurden
unipolar formuliert (0 = „nicht wichtig“ bis +3 = „sehr wichtig“), um die Patienten nicht
durch Vorgabe inhaltlich sinnloser negativer Antwortmöglichkeiten zu verwirren.
Die Antworten zur Bedeutung verschiedener tagesklinischer Behandlungselemente
wurden ebenfalls deskriptiv-statistisch ausgewertet. Es wurde zudem geprüft, ob und
gegebenenfalls wie weit die von Patienten als hilfreich angegebenen Elemente sich
inhaltlich den Faktoren nach Hoge et al. (1988) zuordnen lassen.
48
5 Resultate
5.1 Umfrage unter den Tageskliniken der deutschsprachigen
Schweiz
5.1.1 Rücklauf
Im August 2012 wurden mit einer Internetrecherche 27 Institutionen mit insgesamt
50 Tageskliniken ermittelt und angeschrieben. Die Institutionen wurden gebeten mitzu-
teilen, wenn sie noch weitere, in Anschreiben nicht aufgeführte Tageskliniken hätten.
Von zwei Institution wurde jeweils eine weitere Tagesklinik gemeldet, sodass die Zahl
der erfassten Tageskliniken insgesamt 52 betrug.
12 (44%) der 27 angeschriebenen Institutionen sandten die Fragebögen unmittelbar
und vollständig mit Fragebögen zu allen bekannten Tageskliniken zurück. 15 Instituti-
onen, von denen im ersten Anlauf keine Antwort eingegangen war, wurden im Februar
2013 noch einmal angeschrieben.
Die Leiter von 2 kleineren Institutionen gaben an, keine Angaben machen zu wollen.
Auf die Nachfrage gingen noch Angaben von 7 weiteren Institutionen ein, teils als voll-
ständige Angaben zur Institution und den einzelnen Tageskliniken, teils als Ergänzung
zuvor unvollständiger Angaben.
Damit liegen von 20 der 27 angefragten Institutionen (74%) Angaben vor. Einige Insti-
tutionen machten im Fragenbogen zur Gesamtinstitution, der sich auf spezifisch
schweizerische Verhältnisse bezog und nicht an die Fragebögen der EDEN-Study
angelehnt war, zu einzelnen Fragen keine Angaben. Eine Institution machte zwar An-
gaben zu einzelnen Tageskliniken, jedoch nicht zur Gesamtinstitution.
Die 20 Institutionen, die antworteten, retournierten den modifizierten EDEN-
Fragebogen zu 42 einzelnen Tageskliniken (81% von 52 Tageskliniken). Von den Insti-
49
tutionen, die mehrere Tageskliniken betrieben, antwortete eine Institution nicht; aus
einer Institution mit mehreren Tageskliniken, die dezentral organisiert ist, gingen Fra-
gebögen von einzelnen Tageskliniken ein, von anderen Tageskliniken nicht. Konkret
begründete Weigerungen an der Befragung teilzunehmen gab es nicht.
5.1.2 Finanzierung
Wie in Tabelle 1 ersichtlich, erhielten 18 (94%) der 19 antwortenden Tageskliniken von
den Krankenkassen einen Beitrag an die Tagespauschale. Dessen Höhe wurde im
Durchschnitt mit M = 200 (SD = 59) CHF angegeben. Ausschliesslich über TARMED
rechnete lediglich eine Institution ab. Dagegen erhielt ebenfalls ein Grossteil der ant-
wortenden Institutionen einen Kantonsbeitrag an die Tagespauschale (84%). Die im
Folgenden genannten Prozentsätze beziehen sich jeweils auf die Institutionen, die zu
der jeweiligen Frage Antwort gegeben hatten.
Tabelle 1: Finanzierung der Tageskliniken
Finanzierungsart
n (%)1
Mittel
CHF
SD
CHF
min
CHF
max
CHF
Tagespauschalen
Tagespauschale durch KV
18 (94%)
200
59
146
380
Tagespauschale durch IV
4(22%)
284
113
200
441
Tagespauschale durch SUVA, MV,
etc.
3 (17%)
322
168
204
441
Kantonsbeitrag zur Tagespauschale
16 (84%)
183
50
84
298
Andere Beiträge
Sozialbehörde
1 (6%)
-
-
-
-
Selbstkostenanteil Patienten
3 (20%)
8
3
6
10
Defizitbeitrag Kanton
3 (16%)
234
-2
Defizitbeitrag Andere
1 (10%)
-
-
-
-
Andere Finanzierungsarten (z.B. Tar-
Med)
18 (42%)
-
-
-
-
1Die Prozentwerte beziehen sich auf die Zahl der verwertbaren Angaben zu der
jeweiligen Frage.
2Nur eine Institution gab die Höhe des Betrages an.
50
Acht Institutionen (42%) nannten noch andere Finanzierungsquellen, überwiegend
Verrechnungen über TARMED oder in einem Fall die Abgabe der Medikamente über
den Hausarzt.
Sechs Institutionen (35%) berichteten, dass eine Veränderung der Finanzierung ge-
plant war. Eine Institution berichtete, dass die Umstellung auf TARMED geplant war,
was auf politischer Ebene entschieden werde. Eine Institution berichtete von einem
hängigen Rechtsverfahren zwischen Kanton und Krankenversicherung bezüglich der
Tagespauschale. Eine andere gab an, dass der Kanton erwog, den Beitrag zur Tages-
pauschale zu reduzieren. Eine Institution nannte eine geplante Veränderung des Fi-
nanzierungssystems in der Art, dass in Analogie zur stationären Finanzierung Versi-
cherer und Kanton eine gleich hohe Tagespauschale mit einer Gesamtpauschale in
Höhe von CHF 350 zahlen.
Eine Leistungserfassung betrieben zum Erhebungszeitpunkt 15 (84%) der Institutio-
nen.
5.1.3 Versorgungsregionen
Angaben zur Grösse der Versorgungsregion der einzelnen Tageskliniken lagen von 27
(64%) der 42 Tageskliniken vor. Von ihnen hatte die kleinste Region 6'000 Einwohner,
die grösste Region 1'390'000 Einwohner. Der Mittelwert lag bei M = 312’293 Einwoh-
nern (SD = 292’735).
Antworten zum Charakter ihrer Region gaben 39 Tageskliniken (93%). Sie nannten
dabei zum Teil für eine Tagesklinik mehrere Arten von Regionen. Eine ländliche Ver-
sorgungsregion führten, bei möglichen Mehrfachnennungen, 18 (43%) der Tagesklini-
ken der Schweiz an. Eine kleine bis mittlere Stadt (10'000 - 100’000 Einwohner) wurde
von 23 (55%) der Tageskliniken genannt, eine Grossstadt von 8 Tageskliniken (19%).
51
Die Anzahl tagesklinischer Plätze in der Versorgungsregion nannten 27 Tageskliniken
(64%) mit durchschnittlich 40.4 Plätzen (6 - 120; SD = 27.4). 26 Tageskliniken (62%)
gaben die Zahl der stationären Betten in der Region mit durchschnittlich 260.7 Betten
(25 - 420; SD = 108.7) an. Eine durchschnittliche Quote über die gesamte Deutsch-
schweiz (40.4 tagesklinische Plätze / 260.7 Betten, dies wären 15%) kann aus den
Angaben nur mit Einschränkungen errechnet werden, da einige Tageskliniken anga-
ben, wie viele tagesklinische Plätze es in der Region gibt, jedoch keine Angaben zu
den Klinikbetten in der Region machten und umgekehrt.
21 Tageskliniken (50%) bezifferten sowohl Zahl der Tagesklinik-Plätze als auch die
Zahl der stationären Betten in der Region. Diese Tageskliniken gaben die Zahl tages-
klinischer Plätze in ihrer Versorgungsregion im Mittel mit M = 36.4 (6 - 89; SD = 21.2)
und die Zahl stationärer Betten im Mittel mit M = 221.0 (25 - 436; SD = 95.8) an.
Zusammen nannten die Tageskliniken, die beide Angaben machten, für ihre Versor-
gungsregion 765 Tagesklinikplätze und 4640 stationäre Betten. Daraus errechnet sich
eine Quote von 14.2% Tagesklinikplätzen an der gesamten (stationären und teilstatio-
nären) Behandlungskapazität (5.3% - 28.6%; SD = 7.5%). Die Spannweite zwischen
den Regionen ist gross.
5.1.4 Angaben zu Patienten: Diagnoseverteilung, Ausschlusskriterien,
Zuweisung, Behandlungsdauer und Fallzahlen
5.1.4.1 Diagnoseverteilung
Deutlich am häufigsten waren in den Tageskliniken affektive Störungen(ICD-10: F3),
gefolgt von Störungen der Diagnosegruppen F4/F5 und Persönlichkeitsstörungen
(Abbildung 3). Ess- und Schlafstörungen (F5) wurden im Mittel nur zu 2.6% genannt,
machen in einer Tagesklinik allerdings auch 20% der Diagnosen aus.
52
Bis auf Persönlichkeitsstörungen, die in allen Tageskliniken behandelt wurden, kamen
alle anderen Diagnosen in gewissen Tageskliniken überhaupt nicht vor. Die Häufigkeit
der einzelnen Diagnosen in den Tageskliniken streute zwischen 0% (bzw. 2% bei den
Persönlichkeitsstörungen) und den in Abbildung 3 gezeigten maximalen Häufigkeiten.
Abbildung 3: Relative Häufigkeit einzelner Diagnosen
5.1.4.2 Ausschusskriterien
Besonders häufige Gründe dafür Patienten nicht aufzunehmen waren akute Suizidali-
tät (86%), geistige Behinderung (78%) und fehlende Motivation (76%). Eine fehlende
eigene Wohnung war für weniger als die Hälfte der Tageskliniken (48%) ein Aus-
schlusskriterium, ein zu langer Anfahrtsweg (33%) und Anfallsleiden (19%) spielten
eine eher untergeordnete Rolle (Abbildung 4).
53
Abbildung 4: Ausschlusskriterien (Anteil der Tageskliniken, die das Kriterium nannten)
5.1.4.3 Zuweisungswege
Hinsichtlich der Zuweisungswege zu den Tageskliniken bestand eine grosse Hetero-
genität. Alle Zuweisungswege wurden jeweils von einzelnen Tageskliniken als nicht
vorhanden angegeben, spielten jedoch bei anderen Tageskliniken eine wichtige Rolle
(Abbildung 5).
Bemerkenswert war, dass Selbstzuweisungen zwar insgesamt eine untergeordnete
Rolle spielten, in einer Tagesklinik jedoch auch 59% der Zuweisungen ausmachten.
„Andere“ Zuweisungswege wurden mit einem Durchschnitt von 5.8% genannt, in einer
Tagesklinik machte diese Patientengruppe jedoch 47.9% der Patienten aus; hier han-
delte es sich um Zuweisungen durch ein somatisches Spital. 49% der Tages-kliniken
stützten sich bei diesen Angaben auf ihre Dokumentation, die anderen hatten die Wer-
te geschätzt.
54
Abbildung 5: Zuweisungswege
5.1.4.4 Behandlungsdauer
Die durchschnittliche Behandlungsdauer wurde von den Tageskliniken mit M = 73.9
Tagen (SD = 54.4; 18.0 - 242.0). Der Median betrug 60 Tage. Der höchste Wert wurde
von einer Tagesklinik genannt, die als ihre Aufgabe als „ambulante psychiatrische Re-
habilitation“ beschrieb. Insgesamt gaben insgesamt 3 Tageskliniken (6%) eine durch-
schnittliche Behandlungsdauer von mehr als 200 Tagen an.
Einschränkend ist zu den Behandlungsdauern anzumerken, dass mit dem modifizier-
ten Fragebogen der EDEN-Study (Kallert, 2012a, 2012b) nach der Dauer der „durch-
schnittlichen Gesamtbehandlung“ gefragt wurde. Dabei ging aus den Antworten häufig
nicht hervor, ob die Dauer des kalendarischen Zeitraums oder die Anzahl der effekti-
ven Behandlungstage genannt wurde.
55
5.1.4.5 Fallzahlen
Die Fallzahlen für das Jahr 2011 differierten zwischen den einzelnen Tageskliniken
erheblich mit einem Mittelwert von M = 94.2 Fällen (SD = 57.1; 18 - 328). Der Median
lag bei 70 Fällen. Die Tagesklinik, die als Aufgabe „ambulante psychiatrische Rehabili-
tation“ angab, nannte eine Fallzahl von 328, die nächstkleinere genannte Fallzahl lag
bei 180 Fällen. Wenn man diese Tagesklinik von den Analysen ausschliesst, liegt die
Fallzahl im Mittel bei M = 87.7 (SD = 41.8). Hohe Fallzahlen wurden insbesondere von
rehabilitativ arbeitenden Tageskliniken mit hoher Platzzahl und von Akut-Tageskliniken
angegeben, was sich aus der Namensgebung dieser Tageskliniken erschloss. Die
Antworten zu den Fallzahlen stützten sich bei 30 (77%%) der Tageskliniken auf doku-
mentierte Fallzahlen, der Rest berichtete Schätzungen.
5.1.5 Aufgabenstellung, therapeutische Konzepte und Angebote
5.1.5.1 Öffnungszeiten und erwartete Anwesenheit
Die Tageskliniken in der Schweiz öffneten zwischen 08:00 und 10:00 Uhr, im Schnitt
um 08:27 Uhr und schlossen zwischen 16:00 und 19:00 Uhr, im Schnitt um 16:41 Uhr.
Im Mittel waren die Tageskliniken M = 8.1 Stunden (SD = 0:59; 7 - 11) geöffnet. Von
dieser Berechnung wurde eine Tagesklinik ausgenommen, die einer Station der psy-
chiatrischen Klinik angeschlossen war und als Öffnungszeit 00:00 bis 24:00 Uhr an-
gab.
Ein tägliches Erscheinen der Patienten erwarteten 20 (47%) der Tageskliniken.
16 Tageskliniken (38%) standen den Patienten je nach individuellem Bedarf offen.
6 Tageskliniken (14%) gaben beides an. Eine Mindestdauer der Anwesenheit wurde
von 32 Tageskliniken (76.2%) berichtet, im Schnitt betrug diese M = 4.8 Stunden
(SD = 1.5; 2 - 8).
56
5.1.5.2 Aufgaben in der Selbstbeschreibung
Abbildung 6 zeigt die durchschnittlichen Wertigkeiten, die die einzelnen Tageskliniken
den unterschiedlichen Aufgaben auf einer Skala von 1 („keine Bedeutung“) bis
5 („grösste Bedeutung“) zuordneten.
Abbildung 6: Durchschnittliche Bedeutung der Aufgaben von Tageskliniken in der
Selbstbeschreibung (1 = „keine Bedeutung“; 5 = „grösste Bedeutung“) Die Fehlerbalken
kennzeichnen die Standardabweichung
Bis auf die Frage nach „andere Aufgaben“ gaben alle Tageskliniken Bewertungen zu
allen Aufgaben ab. Für „andere Aufgaben“ gaben nur 22 Tageskliniken (52%) eine
Bewertung ab. Die angegebenen Werte für „andere Aufgaben“ und deren Varianz be-
ruht entsprechend nur auf 22 Antworten.
5.1.5.3 Angebote
Wie in Abbildung 7 ersichtlich, wurden die meisten der abgefragten Angebote von den
meisten Tageskliniken als vorhanden angegeben. Von den therapeutischen Angebo-
57
ten wurden lediglich Musiktherapie (17 Tageskliniken, 40%) und Tanztherapie (13 Ta-
geskliniken, 31%) von jeweils weniger als der Hälfte der Tageskliniken vorgehalten.
Nur 12 Tageskliniken (29%) gaben an aufsuchend aktiv zu werden, wenn zum Bei-
spiel ein Patient nicht mehr erschien und gar nur 3 Tageskliniken (7%) gaben an, bei
Bedarf somatische Fachärzte beizuziehen. Hier war allerdings nicht sicher, ob dies
von den meisten Tageskliniken nicht angegeben wurde, weil sie es nicht als eigenes
Angebot verstanden.
Abbildung 7: Therapeutische Angebote der Tageskliniken (Anteil der Tageskliniken)
5.1.6 Diagnostik
Zu der routinemässig durchgeführten Diagnostik gaben 24 Tageskliniken (57%) eine
Angehörigenbefragung (Fremdanamnese) an und ebenfalls 24 (57%) nannten eine
psychologische Diagnostik/Testung (Abbildung 8). Die weiteren diagnostischen Ver-
fahren kommen in weniger als der Hälfte der Tageskliniken zum Einsatz.
58
Abbildung 8: Routinediagnostik (Anteil der Tageskliniken)
5.1.7 Infrastruktur und Ausstattungen
5.1.7.1 Platzzahl
Mit fester Platzzahl wurden 31 (74%) der Tageskliniken dieser Erhebung geführt, im
Mittel mit M = 16.4 Plätzen (8 – 35; SD = 6.6) mit einem Median von 14 Plätzen. Die
häufigsten Grössen waren 11 - 12 Plätze bzw. 19 - 20 Plätze (Abbildung 9).
Bei Tageskliniken mit variabler Platzzahl war die Streuung grösser. Die kleinste Ta-
gesklinik gab 0 - 8 Plätze an, die grösste 120 - 160 Plätze. Im Mittel je Tagesklinik
wurden M = 30.9 Plätze (SD = 42.0; 4 - 140) mit einem Median von 17.5 Plätzen ge-
nannt. Die Verteilung der Grössen der Tageskliniken mit variabler Platzzahl zeigt Ab-
bildung 10.
Bei der kleinsten Tagesklinik mit einer Platzzahl von 0 - 8 handelte es sich um das
tagesklinische Angebot einer Station einer psychiatrischen Klinik, sodass auch eine
59
Mindestbelegung von „0“ möglich war; bei der grössten Tagesklinik mit 120 - 160 Plät-
zen um ein rehabilitatives ambulantes Angebot. Beides waren Sonderfälle.
Abbildung 9: Grösse der Tageskliniken mit fixer Platzzahl
Abbildung 10: Grösse der Tageskliniken mit variabler Platzzahl
60
Wenn man diese beiden Einheiten von den Berechnungen ausschliesst, hatten die
Tageskliniken ohne feste Platzzahl im Mittel M = 18.6 Plätze (SD = 8.6; 14 - 37.5).
Tageskliniken mit variabler Platzzahl waren damit im Schnitt um 13.5% grösser als
Tageskliniken mit fester Platzzahl. Unter Einbezug auch der beiden Sonderfälle sind
Tageskliniken mit variabler Platzzahl um 88.4% grösser als Tageskliniken mit fester
Platzzahl.
Insgesamt hatten alle Tageskliniken zusammengefasst eine durchschnittliche Grösse
von 19.5 Plätzen (SD = 20.8; 4 - 140) und, wenn man die jeweils grösste und kleinste
Tagesklinik mit variabler Platzzahl aus den oben genannten Gründen ausnimmt, von
18.6 Plätzen (SD = 6.9; 5 - 37.5). Abbildung 11 zeigt die Verteilung der Grössen aller
Tageskliniken.
Abbildung 11: Grösse aller Tageskliniken
61
5.1.7.2 Lage der Tageskliniken
Im gleichen Gebäude wie die Klinik waren 8 (19%) der Tageskliniken untergebracht,
12 (29%) lagen auf dem Krankenhausgelände, und 2 (5%) Tageskliniken befanden
sich direkt angrenzend an das Krankenhaus. 7 (17%) Tageskliniken waren vom Kran-
kenhaus binnen 15 Minuten mit dem ÖV erreichbar und 12 (29%) Tageskliniken lagen
weiter als 15 Minuten mit dem ÖV vom Krankenhaus entfernt, im Durchschnitt
M = 41.5 Minuten (SD = 30.6; 17.5 - 120.0;).
5.1.7.3 Raumangebot
Die Angaben zum Raumangebot trugen viele freitextliche Ergänzungen, weil zum Bei-
spiel Tagesklinik und andere Einheiten im selben Gebäude untergebracht waren und
Räumlichkeiten gemeinsam genutzt wurden, sodass sie nicht allein der Tagesklinik
zugeordnet werden konnten. Andere Angaben nahmen Büros oder andere Räume von
der genannten Fläche ausdrücklich aus oder stellen fest, dass für bestimmte Thera-
pien auch externe Räume genutzt werden, sodass ein Vergleich der Angaben der Ta-
geskliniken zum Raumangebot nur begrenzt möglich war.
Die zur Verfügung stehende Fläche wurde im Mittel mit M = 356 m2 (SD = 277.4;
50 - 1'400) und mit einem Median von 300 m2 angegeben. Die kleinste Tagesklinik
merkte jedoch zur Angabe von nur 50 m2 an: „Nur Aufenthalts- und Therapieräume
ohne Ateliers.“ Je vorgesehenen Behandlungsplatz standen bei 100% Belegung im
Mittel M = 21.4 m2 (2 SD = 12.1; 2.0 - 51.4) mit einem Median von 20.0 m2 zur Verfü-
gung. Je tatsächlich belegtem Behandlungsplatz standen im Mittel M = 22.4 m2
(SD = 12.5; 1.7 - 52.2) mit einem Median von 22.2 m2 zur Verfügung.
5.1.7.4 Leitung
30 Tageskliniken (71%) gaben u.a. einen Psychiater als Leiter an, 13 Tageskliniken
(31%) u.a. einen Psychologen und 11 Tageskliniken (26%) nannten als Leiter u.a. ei-
62
nen Vertreter aus einer anderen Berufsgruppe. Unter „Sonstige“ wurde sechs Mal
Pflege, einmal Sozialtherapie und einmal Ergotherapie genannt; in drei Fällen gab es
keine nähere Angabe.
Eine alleinige Leitung erfolgte in 19 Tageskliniken (45%) durch einen Psychiater, in
10 Tageskliniken (24%) durch Psychologen und in 2 Tageskliniken (5%) durch einen
Vertreter aus einer anderen Berufsgruppe.
Eine duale Leitung wurde in 10 Tageskliniken (24%) praktiziert, davon 2 Tages-
kliniken (5%) durch Arzt und Psychologen und in 8 Tageskliniken (19%) durch einen
Arzt und einen Vertreter einer anderen Berufsgruppe. Eine Tagesklinik (2%) gab eine
Leitung durch einen Arzt, einen Psychologen oder eine Pflegefachperson an.
5.1.8 Personelle Ressourcen
5.1.8.1 Berufsgruppen
Der Fragebogen gab die Möglichkeiten vor, die Angaben zum Beschäftigungsgrad der
Mitarbeitenden der jeweiligen Berufsgruppe in Stellen oder aber in Stunden/Woche zu
machen. 6 Tageskliniken gaben beides an, jedoch in einer Weise, in der Stellen und
Stunden/Woche einander nicht zugeordnet werden konnten. Sie machten zur Zahl der
Stellen jeweils ganzzahlige Angaben und nannten dabei Stundenzahlen, die nicht zu
dieser Stellenzahl passten, zum Beispiel „1 Stelle = 2 Stunden/Woche“, sodass davon
auszugehen war, dass in den Antworten nicht Stellen, sondern Personen gemeint wa-
ren. Eine valide Auswertung der quantitativen Personal-Ressourcen der Tageskliniken
war daher nicht möglich. Die angegebenen Stellenzahlen wurden folglich in der Aus-
wertung nicht berücksichtigt. Abbildung 12 zeigt den Anteil der Schweizerischen Ta-
geskliniken, in denen die jeweils genannte Berufsgruppe vertreten ist.
63
Abbildung 12: Vertretene Berufsgruppen (Anteil der Tageskliniken)
5.1.8.2 Teamzeiten
Die angegebenen Teamzeiten der Tageskliniken wiesen eine grosse Streuung auf.
Extrempole waren eine Tagesklinik, die angab, dass sie Teambesprechungen abge-
schafft hatte, und eine andere Tagesklinik, die 350.8 Minuten pro Woche als Teamzeit
nannte. Im Mittel wurden M = 157.4 (SD = 109.6; 0.0 - 350.8; Md = 140.0) angegeben.
Die Teamzeiten je durchschnittlich belegtem Behandlungsplatz betrugen im Mittel M =
11.4 Minuten/Woche (SD 9.6; 0.2 - 41.1).
5.2 Patientenbefragung
5.2.1 Rücklauf
In 8 Tageskliniken wurden an einem Stichtag je Tagesklinik alle Patienten befragt und
115 Fragebögen retourniert. Von diesen 115 befragten Patienten erfüllten 88 (77%).
Patienten das Zeitkriterium einer aktuellen Behandlung von mindestens 3 Wochen.
87 (76%) der befragten 115 Patienten waren bereit und in der Lage den Fragebogen
64
auszufüllen. Von den 88 Patienten, die mindestens drei Wochen in der aktuellen Be-
handlung standen, füllten 69 Patienten (78%) den Fragebogen aus. Auf die Frage-
bögen dieser 69 Patienten stützten sich die folgenden Auswertungen.
5.2.2 Bewertung konkret erfragter Elemente tagesklinischer Behandlung
durch die Patienten
Jene Elemente der tagesklinischen Behandlung, die auf einer bipolaren Skala von
-3 = „sehr hinderlich“ bis +3 = „sehr hilfreich“ erfasst wurden, wurden von den Patien-
ten im Mittel mit M = 2.08 (SD = 0.29; 1.60 - 2.71) bewertet (s. Tabelle 2). Innerhalb
der einzelnen Items war die Streuung unterschiedlich; die Standardabweichungen der
einzelnen Items lagen zwischen 0.64 und 1.61.
Tabelle 2: Bewertung verschiedener Aspekte der tagesklinischen Behandlung durch
Patienten (bipolare Fragen in absteigender Reihenfolge)
Bewertung
Element der tagesklinischen Behandlung
M
SD
Jeden Abend wieder nach Hause zu gehen …
2.71
0.64
Dass es in der Tagesklinik Gespräche mit dem Arzt oder
Psychologen gibt, ...
2.62
0.65
Dass ich über Nebenwirkungen von Medikamenten informiert
werde, ...
2.53
1.13
Gespräche mit Pflegepersonen zu führen ...
2.50
1.13
Gespräche mit dem Arzt oder Psychologen zu führen ...
2.41
0.83
Dass man von mir erwartet Absprachen einzuhalten, ...
2.38
0.99
Jeden Morgen von Zuhause in die Tagesklinik zu kommen ...
2.36
0.93
Dass ich lernen muss, abends und am Wochenende allein
zurecht zu kommen, ...
2.32
0.97
Darüber zu sprechen, was mich belastet, ...
2.27
0.99
Zu sehen, dass andere Patienten ähnliche Probleme wie ich
haben, ...
2.23
1.31
Dass von mir erwartet wird aktiver zu sein, ...
2.20
1.14
Dass konkrete Ziele gesetzt werden, ...
2.18
0.90
Dass erwartet wird pünktlich zu sein, ...
2.18
0.74
In der Gruppe zu hören, wie andere ihre Probleme lösen, ...
2.18
1.15
Dass die Abläufe in der Tagesklinik anders als Zuhause sind,
...
2.14
1.15
65
Dass ich Aufgaben übernehmen muss, ...
2.14
0.88
Dass ich Dinge Zuhause weiter üben muss, ...
2.10
0.94
Dass die regelmässige Teilnahme an Therapien erwartet wird,
...
2.09
0.93
Dass Gespräche auch mit meiner Familie geführt werden, ...
2.06
1.60
Dass mir ein Mitpatient, der schon länger dabei ist, zur Seite
gestellt wird, ...
2.00
1.48
Dass mir andere etwas dazu sagen, wie ich mich verhalte, ...
1.95
1.08
Unternehmungen ausserhalb der Tagesklinik zu machen ...
1.95
1.38
Dass mir andere sagen, was ich gut und was ich nicht so gut
mache, ...
1.90
1.28
Kunsttherapie zu machen ...
1.89
1.10
Aktivitäten ausserhalb der Tagesklinik (z.B. Arbeitserprobung)
zu machen ...
1.80
1.18
Dass ich Medikamente bekomme, ...
1.80
1.22
Neues zu Hause auszuprobieren ...
1.80
1.15
Dass in der Tagesklinik Alltägliches (Einkaufen, Kochen usw. )
gemacht wird, ...
1.77
1.19
Sorgen und Erfolge mit anderen Patienten zu teilen ...
1.77
1.56
Dass ich auch ausserhalb der Therapiezeit mit anderen Zeit
verbringe, ...
1.75
1.20
Dass ich mit einem Ämtli etwas für andere mache, ...
1.73
1.03
Gemeinsam zu kochen und zu backen ...
1.71
1.33
Dass ich Medikamente selbst einnehme, ...
1.67
1.29
Dass nach Suizidalität gefragt wird, ...
1.60
1.61
Der Umstand jeden Abend wieder nach Hause zu gehen wurde unter den bipolaren
Fragen von den Patienten im Mittel als am hilfreichsten gewertet und wies zudem die
geringste Streuung auf (M = 2.71, SD = 0.64), was auf eine vergleichsweise hohe Ei-
nigkeit unter den befragten Patienten hinweist. Auch andere Fragen, die den Wechsel
zwischen Tagesklinik und eigener Wohnung zum Thema hatten („Jeden Morgen von
zu Hause in die Tagesklinik zu kommen…“ und „Lernen zu müssen, abends und am
Wochenende allein zurecht zu kommen…“) rangierten ebenfalls im oberen Viertel der
34 bipolar erfragten Behandlungselemente (Rang 7 und 8).
Elemente der tagesklinischen Behandlung, die sich auf den Aspekt des Kontaktes zu
Mitpatienten bezogen (Fragen 1, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26), wurden von den Patienten
als tendenziell hilfreicher bewertet als andere bipolar bewertete Aspekte (M = 1.91 vs.
M = 2.13; t(32) = -1.983, p = 0.056). Die Streuung lag bei diesen Fragen über dem
66
Durchschnitt (SD = 1.29 gegenüber SD = 1.08 für die anderen Fragen). Aus dieser
Kategorie wurden bei den bipolaren Fragen lediglich die Fragen danach, wie hilfreich
es ist, „Zu sehen, dass andere Patienten ähnliche Probleme wie ich haben, …“ (M =
2.23, SD = 1.31) und „In der Gruppe zu hören, wie andere ihre Probleme lösen, ...“
(M = 2.18, SD = 1.15) als verglichen mit der Gesamtheit der erfragten tagesklinischen
Elemente (M = 2.08) überdurchschnittlich hilfreich bewertet.
Der Umstand, dass nach Suizidalität gefragt wird, wurde hingegen von den Patienten
am kritischsten bewertet (M = 1.60; SD = 1.61), wobei es aber die grösste Streuung
aller Fragen gab. Von 69 Patienten, die den Fragebogen ausgefüllt hatten, äusserten
sich nur 56 Patienten (81%) zu dieser Frage. Nur 18 Patienten (26%) fanden das
Nachfragen nach Suizidalität „sehr hilfreich“ (+3). Bei den übrigen bipolar formulierten
Fragen vergaben in Durchschnitt 25 Patienten (36%) diese maximale Bewertung. Kri-
tisch wurde das Fragen nach Suizidalität von 5 Patienten (7%) bewertet; 4 Patienten
(6%) bewerteten Fragen nach Suizidalität als „sehr hinderlich“; diese Bewertung wurde
bei den übrigen bipolaren Fragen im Schnitt 0.8 Mal, d.h. von 1% der Patienten verge-
ben. Damit äusserten sich von den Patienten, die diese Frage beantworteten,
91% positiv und 9% negativ. Bezogen auf die Gesamtheit der retournierten Fragebö-
gen wurde der Umstand, dass nach Suizidalität gefragt wird, von 74%, d.h. ca. drei
Viertel der Patienten als hilfreich und von 7% als hinderlich bewertet; 13 Patienten
(19%) gaben dazu keine Antwort.
Nahezu eine ebenso grosse Streuung wie zu den Fragen nach Suizidalität wurde bei
der Frage nach der Bedeutung von Gesprächen mit der Familie beobachtet (SD =
1.60); hier scheinen die Einschätzungen der Patienten vergleichsweise stark ausei-
nanderzugehen, während der Mittelwert der Antworten nahe am Mittelwert aller bipola-
ren Fragen lag.
67
Die Fragen, die kaum sinnvoll negativ beantwortet werden konnten und deren Bewer-
tung daher unipolar zwischen 0 = „nicht wichtig“ und 3 = „sehr wichtig“ erfragt wurde,
wurden von den Patienten im Mittel mit M = 2.51 (SD = 0.22; 1.95 - 2.82) bewertet
(s. Tabelle 3). Innerhalb der einzelnen Items war die Streuung unterschiedlich; die
Standardabweichungen der einzelnen Items lagen zwischen 0.54 und 0.92.
Am wichtigsten der unipolar erfragten Elemente werteten die Patienten die Möglichkeit
rasch in die Behandlung eintreten zu können (M = 2.82; SD = 0.58). Weitere Fragen
nach der Bedeutung von Niederschwelligkeit der Behandlung (Rasch einen ersten
Termin zu bekommen, einfache Kontaktaufnahme und Anmeldung) wurden ebenfalls
als wichtig eingestuft.
Die Frage nach der Wichtigkeit der Information über die Wirkung von Medikamenten
beantworteten 9 Patienten (13%) nicht. Nur 2 Patienten (3%) fanden diese Information
unwichtig („0“). 58 Patienten (84%) massen dieser Information eine Wichtigkeit bei. In
der Reihenfolge der unipolaren Fragen lag diese Frage im oberen Drittel (M = 2.65; SD
= 0.61; Rang 6).
Tabelle 3: Bewertung verschiedener Aspekte der tagesklinischen Behandlung durch
Patienten (unipolare Fragen in absteigender Reihenfolge)
Bewertung
Element der tagesklinischen Behandlung
M
SD
Rasch in die Behandlung eintreten zu können ...
2.82
0.58
Dass meine Familie mich unterstützt, ...
2.80
0.63
Rasch einen ersten Termin für ein Gespräch zu bekommen ...
2.76
0.65
Dass ich weiss, an wen ich mich in einer Krise wenden kann,
....
2.73
0.57
Die einfache Kontaktaufnahme und Anmeldung zur Behand-
lung ist ...
2.67
0.62
Dass ich über Medikamente und ihre Wirkungen gut informiert
werde, ...
2.65
0.61
Dass ich Techniken lerne, mit denen ich mir selbst helfen
kann (skills), ist ...
2.59
0.56
In der Tagesklinik Dinge zu lernen, die ich in meinem Alltag
anwenden kann ...
2.59
0.60
68
Die Behandlung wie geplant abzuschliessen ...
2.55
0.61
Dass Absprachen vom Team eingehalten werden, ...
2.55
0.69
Dass ich in den Aktivitäten der Tagesklinik einen Sinn erlebe,
...
2.55
0.54
Dass das Behandlungsprogramm gut erklärt wird, ...
2.55
0.59
Dass ich lerne, auf andere Menschen zuzugehen, ...
2.50
0.70
Dass im ersten Gespräch Zuversicht und Hoffnung vermittelt
wird, ...
2.50
0.82
Anderen helfen zu können ...
2.50
0.80
Über Arbeitsmöglichkeiten informiert zu werden ist ...
2.45
0.67
Dass ich für jeden Zeitpunkt weiss, was auf dem Programm
steht, ...
2.36
0.76
Zu wissen wer welche Aufgabe hat ...
2.36
0.80
Dass ich lerne meine Medikamente eigenständig einzuneh-
men, ...
2.33
0.92
Zu wissen welche Aufgabe ich habe ...
2.32
0.86
Zu verstehen was in anderen vorgeht ...
2.05
0.88
Über Freizeitangebote informiert zu werden ...
1.95
0.91
Verschiedene Aspekte des Kontakts zu Mitpatienten wurden von den befragten Pati-
enten als sehr unterschiedlich hilfreich bewertet.
5.2.3 Freitextantworten der Patienten
47 von 69 Patienten (68%) machten von der Möglichkeit Gebrauch mit eigenen Wor-
ten anzugeben, was sie in der Behandlung besonders hilfreich fanden; 30 Patienten
(43%) formulierten selbst, was sie hinderlich empfanden. 28 Patienten (41%) gaben
sowohl positive als auch negative Freitextantworten; nur 20 Patienten (29%) äusserten
sich im Freitext nicht.
Bei den positiven Antworten machten 22 Patienten (46% der Patienten, die eine positi-
ve Freitextantwort gaben) Angaben, die sich auf Gespräche mit Mitarbeitenden der
Tagesklinik bezogen. 20 Patienten (43% der Patienten, die Freitextantworten gaben)
führten positiv Kontakte mit Mitpatienten bzw. mit der Patientengruppe an. Von
4 weiteren Patienten (9%) wurden Gespräche allgemein genannt, ohne dass die An-
gabe Mitarbeitern oder Mitpatienten zuzuordnen wäre. 33 der 47 Patienten, die positi-
69
ve Freitextantworten gaben (70%) nannten in irgendeiner Form Gespräche oder Kon-
takt zu Mitarbeitenden oder zu Mitpatienten als hilfreich.
19 Patienten (40% der Patienten, die eine positive Freitextantwort gaben) nannten
Therapien oder einzelne konkrete Aktivitäten. Konkrete Aspekte, die sich unter dem
Faktor Struktur zusammenfassen lassen (wie zum Beispiel „Struktur, soziales Um-
feld“, „Tagesplanung“, „Struktur jeden Tag“), wurden von 14 Patienten (30% dieser
Gruppe) aktiv genannt. Weitere 9 Patienten (19% der Patienten, die Hilfreiches mit
eigenen Worten wiedergaben) nannten verschiedene Aspekte (wie zum Beispiel „Mich
kennen zu lernen (Körper)“, „Dass ich anfangs kein Druck hatte, zur Ruhe kam“), die
sich keiner der bislang genannten Themen zuordnen liessen.
Von den 30 Patienten, die sich mit eigenen Worten dazu äusserten, was sie in der
Behandlung als hinderlich empfanden, nannten 9 Patienten (30%) eine Belastung
durch Mitpatienten. 6 Patienten (20% dieser Gruppe) beklagten ein zu geringes Ange-
bot. 4 Patienten (13% dieser Gruppe) beklagten sich über das Verhalten der Mitarbei-
tenden wie Respektlosigkeit, Unpünktlichkeit oder Abwesenheit. 9 Patienten (30% der
Patienten, die Hinderliches mit eigenen Worten wiedergaben) nannten verschiedene
Aspekte, die sich keiner der bislang genannten Themen zuordnen liessen.
Alle Freitextantworten der Patienten sind im Anhang 8.7, Seite 150 wiedergegeben.
5.2.4 Zuordnung zu den Faktoren nach Hoge et al. (1988)
Von den insgesamt 69 Fragebögen waren lediglich 22 (32%) vollständig ausgefüllt
worden. Nach Ausschluss sämtlicher Fragebögen mit fehlenden Antworten bei einzel-
nen Items war die Anzahl der vollständigen Datensätze (22) deutlich geringer als jene
der Fragebogenitems (56). Daher wurde an dieser Stelle auf eine faktorenanalytische
Überprüfung der von Hoge et al. (1988) theoretisch postulierten Wirkfaktoren verzich-
tet. Allerdings waren die bivariaten Korrelationen zwischen den einzelnen Items des
70
Patientenfragebogens, wie in der Korrelationsmatrix (Anhang „Matrix der Korrelationen
zwischen den einzelnen Fragen“, S. 157) ersichtlich, sowieso grösstenteils nur gering.
Stärkere Korrelationen (r > .5; vgl. Cohen, 1988) fanden sich nur zwischen relativ we-
nigen Items. Die vorliegenden Daten waren also auch insofern für eine Faktorenanaly-
se ungeeignet und scheinen die von Hoge et al. (1988) postulierte Wirkfaktorenstruktur
empirisch nicht zu stützen.
Die Analyse und Diskussion der Ergebnisse der Patientenbefragung wurde daher aus-
schliesslich auf Basis der einzelnen Items (d.h. der einzelnen Elemente tages-
klinischer Behandlung) vorgenommen; von einer numerischen Aggregation dieser
Elemente zu übergeordneten Wirkfaktoren wurde abgesehen.
Die in Fortführung der theoretischen Ableitung von Kallert und Schützwohl (2002) vor-
genommene hypothetische Zuordnung der einzelnen erfragten Elemente zu Wirkfakto-
ren tagesklinischer Behandlung nach Hoge et al. (1988) konnte durch die vorliegende
Befragung von Patienten nicht gestützt werden. Es zeigten sich keine Korrelationen
zwischen den einzelnen Elementen, die jeweils einem Faktor zugeordnet wurden. Die
Diskussion der Ergebnisse der Patientenbefragung wurde daher auf Basis der einzel-
nen Elemente tagesklinischer Behandlung vorgenommen.
71
6 Diskussion
Für diese Arbeit wurden zwei Erhebungen durchgeführt, einerseits eine Umfrage unter
den Tageskliniken der Deutschschweiz zu Fragen der Finanzierung und zu strukturel-
len und inhaltlichen Merkmalen und andererseits eine Erhebung unter Patienten von
ausgewählten Tageskliniken zu der Frage, wie hilfreich sie einzelne Aspekte tageskli-
nischer Behandlung beurteilen.
6.1 Umfrage unter den Tageskliniken der deutschsprachigen
Schweiz
6.1.1 Versorgungsregion
Die Versorgungsregionen der Deutschschweizer Tageskliniken unterschieden sich
wesentlich von denen, die in der EDEN-Study (Kallert et al., 2004a) in vier europäi-
schen Ländern (Deutschland, Polen, Tschechien und der Slowakei) erhoben wurden.
Aus England, das als fünftes Land an der EDEN-Study teilnahm, liegen keine Anga-
ben vor. In Deutschland gaben nur 9% der Tageskliniken an in einer ländlichen Region
zu liegen, in Polen 2% und in Tschechien und der Slowakei keine. 43% der Tageskli-
niken der Schweiz (18 Tageskliniken) führen, bei möglichen Mehrfachnennungen, eine
ländliche Versorgungsregion an. Eine Grossstadt nannten in Deutschland 37%, in Po-
len 60%, in Tschechien 71% und in der Slowakei 40% der Tageskliniken als Versor-
gungsregion gegenüber 19% (8 Tageskliniken) in der Schweiz (Kallert et al., 2004a).
Die Nennungen für kleine bzw. mittlere Städte waren vergleichbarer: In Deutschland
gaben 53%, in Polen, 38%, in Tschechien 29% und in der Slowakei 60% der Tages-
kliniken eine kleine Stadt an (Kallert et al., 2004a), gegenüber 55% in der Schweiz
(23 Tageskliniken). Kallert et al. bezeichneten diese Kategorie zwar als „in a small
town“ (Kallert et al., 2004a, S. 780); die vorliegende Erhebung formulierte diese Frage
72
jedoch gleich wie der Kurzfragebogen, der auch in der EDEN-Study angewendet wur-
de (Kallert, 2012a), sodass dieselbe Ausprägung des Items, „kleine und mittlere Stadt“
erfragt wurde.
Das weist darauf hin, dass die Versorgungsregionen der Tageskliniken in der Schweiz
in wesentlich höherem Masse ländlich bzw. tendenziell mehr durch kleine und mittlere
Städte geprägt zu sein schienen, während in den anderen europäischen Ländern
grossstädtische Regionen deutlich stärker als in der Schweiz vertreten waren. Diese
Einschätzung muss jedoch mit Vorsicht betrachtet werden, weil die Zahlen der EDEN-
Study sich auf jeweils maximal 100% je Land summierten, während in der vorliegen-
den Erhebung trotz gleich gestellter Frage Mehrfachnennungen vorgenommen wur-
den, sodass sie Summe von 100% überschritten wurde. Das schränkt die Vergleich-
barkeit der Zahlen ein.
Im internationalen Vergleich des Anteils tagesklinischer Behandlungsplätze im Ver-
hältnis zur Gesamtzahl der Behandlungsplätze (teilstationär und stationär) lag die
Schweiz mit 14.2% leicht unter dem gewichteten Durchschnitt der EDEN-Study mit
15.6% (SD = 10.7%). Dort reichte die Spanne des Anteils tagesklinischer Behand-
lungsplätze im Verhältnis zu den gesamten Behandlungsplätzen von 13.2% in
Deutschland bis zu 40.0% in England. Andererseits ist der zeitliche Abstand zwischen
den Erhebungen zu berücksichtigen. Die Daten der EDEN-Study wurden vor 2004
erhoben. Die Zahl der Tageskliniken der Schweiz war 2004 deutlich kleiner als aktuell
erhoben; allein im Kanton St. Gallen wurden seit 2006 vier Tageskliniken eröffnet (Rü-
esch et al., 2013). Wenn man annimmt, dass auch nach 2004 in den in der EDEN-
Study verglichenen Ländern noch Tageskliniken eröffnet wurden, ist der Abstand zwi-
schen den Schweiz und den anderen Ländern grösser, als die Zahlen dieser Erhebung
nahe legen.
73
Marshall et al. (2011) schätzten, dass zwischen 23% und 37% der stationär aufge-
nommenen Patienten auch tagesklinisch behandelt werden könnten. Sich daran zu
orientieren würde bedeuten, dass eine konsequente Umsetzung des Prinzips tages-
klinisch zu behandeln, wo dies möglich ist, tagesklinische Kapazitäten in der Grössen-
ordnung von 30% (0.23/0.77) bis zu 59% (0.37/0.63) der stationären Betten erfordern
würde. Wie schon bei den Resultaten erwähnt, war die Spannweite zwischen den ver-
schiedenen Regionen der Schweiz gross. Der Anteil tagesklinischer an der Gesamt-
zahl der Behandlungsplätze lag zwischen 5.3 und 28.6%. Damit gab es Versorgungs-
regionen in der Schweiz, die das von Marshall et al. geschätzte Potenzial schon weit-
gehend ausschöpften, während andere Versorgungsregionen weiterhin nur einen sehr
kleinen Anteil tagesklinischer Plätze vorhielten.
Auch wenn man berücksichtigt, dass sich die ermittelte Quote tagesklinischer Behand-
lung von 14.2% auf eine relativ schmale Datenbasis stützte, nämlich die Auskunft von
21 Tageskliniken, die Angaben zu teilstationären und stationären Kapazitäten in ihrer
Versorgungsregion machten, so belegen diese Zahlen doch, dass Tageskliniken in der
Schweiz bei weitem nicht so intensiv zum Ersatz stationärer Behandlung genutzt wur-
den, wie es möglich wäre.
6.1.2 Angaben zu Patienten
6.1.2.1 Diagnosen
Organische Störungen spielten in den befragten Tageskliniken erwartungsgemäss
kaum und Suchterkrankungen nur eine geringe Rolle, da gerontopsychiatrische und
suchttherapeutische Tageskliniken in diese Untersuchung nicht einbezogen wurden.
Der diagnostische Schwerpunkt der untersuchen allgemeinpsychiatrischen Tages-
kliniken lag bei affektiven Störungen, Störungen der Diagnosegruppen F4/F5 (Angst-
und Anpassungsstörungen, somatoforme und Schmerzstörungen), Persönlichkeits-
störungen und schizophrenen bzw. schizoaffektiven Störungen.
74
Ess- und Schlafstörungen wurden explizit nur im Mittel zu M = 2.7% genannt, sie
machten in einer Tagesklinik allerdings auch 20% der Diagnosen aus. Die Heterogeni-
tät der Tageskliniken zeigte sich auch darin, dass die wichtigsten Diagnosegruppen
(F20+F25, F3, F4+F5 sowie F6) eine erhebliche Streuung aufwiesen und darin, dass
jede Diagnose, auch wenn sie im Mittelwert tief lag, in einzelnen Tageskliniken die
häufigste Diagnose stellen konnte (s. auch Abbildung 3: Relative Häufigkeit einzelner
Diagnosen, Seite 52).
Im Vergleich zu den Ergebnissen der EDEN-Study (Kallert et al., 2004a) stellten in der
Schweiz Patienten mit einer F20/F25-Diagnose einen sehr viel kleineren Teil und Pati-
enten mit einer affektiven Erkrankung einen grösseren Teil des Klientels der Tageskli-
niken (s. Abbildung 13). Patienten mit Schizophrenie oder einer schizoaffektiven Stö-
rung waren in Schweizer Tageskliniken 2 - 3 Mal seltener als in den Tageskliniken der
verglichenen europäischen Länder. 4 Tageskliniken gaben an, dass sie keine Patien-
ten mit diesen Diagnosen behandelten, nur 3 Tageskliniken gaben mit 30%, 40% und
60% einen Anteil von Patienten mit F20/F25- Diagnosen an, die Anteile in den ande-
ren europäischen Länder erreichten. Davon war die Tagesklinik, die einen Anteil von
60% angab, nicht im eigentlichen Sinne eine Tagesklinik, sondern das tagesklinische
Angebot einer mittelfristigen Station einer psychiatrischen Versorgungsklinik. Damit
blieben nur zwei Schweizer Tageskliniken, die eine Häufigkeit von F20/25-Diagnosen
angaben, die im europäischen Vergleich lag (Kallert et al., 2004a).
75
Abbildung 13: Diagnoseverteilung im internationalen Vergleich (aktuelle Erhebung ver-
glichen mit Kallert et al., 2004a)
!
Die Behandlung und Rehabilitation von Patienten mit einer psychotischen Erkrankung
scheint für die Schweizer Tageskliniken im Vergleich mit anderen europäischen Län-
dern eine untergeordnete Bedeutung zu haben. Die Aufgaben, die Tageskliniken nach
der multinationalen EDEN-Studie in anderen europäischen Ländern in der Versorgung
von Patienten mit F2-Diagnosen übernahmen, werden in der Schweiz von Tagesklini-
ken offenbar nur in wesentlich geringerem Umfang wahrgenommen (aktuelle Erhe-
bung verglichen mit Kallert et al., 2004a). Zu berücksichtigen ist allerdings auch der
zeitliche Abstand zwischen den beiden Untersuchungen, da Beine, Engfer und Bauer
(2005) darauf verwiesen, dass der Anteil der Menschen mit psychotischen Störungen
in deutschen Tageskliniken auf unter 20% zurückgegangen war. Engfer griff dies mit
Kallert in einer kontroversen Diskussion zu der Frage auf, ob Tageskliniken Schizo-
phreniekranke vernachlässigen (Engfer & Kallert, 2008).
Die vorliegende Untersuchung kann daher die Frage nicht beantworten, ob damit in
der Schweiz wesentliche Rehabilitationspotenziale für Patienten mit psychotischen
76
Störungen ungenutzt blieben. Der relativ geringe Anteil an F2-Patienten in Schweizer
Tageskliniken könnte auch abbilden, dass rehabilitative Aufgaben für diese Patienten-
gruppe in anderen Angeboten, wie zum Beispiel der ausdifferenzierten gemeinde-
psychiatrischen Angeboten wahrgenommen wurden, eine Möglichkeit, auf die auch
Kallert in der Kontroverse mit Engfer hinwies (Engfer & Kallert, 2008).
Abbildung 14: Diagnosegruppe F3 im internationalen Vergleich (aktuelle Erhebung
verglichen mit Kallert et al., 2004a)
Bei Patienten mit affektiven Störungen zeigte sich ein spiegelbildliches Phänomen zu
den Diagnosen F20/F25: Affektive Störungen stellen in Schweizer Tageskliniken einen
deutlich höheren Anteil als in den anderen europäischen Ländern (vgl. Abbildung 14,
S. 76). Sie machten hier 38%, in den anderen Ländern zwischen 9 und 24% aus. Mit
24% affektiven Erkrankungen hatte Deutschland den höchsten Wert im europäischen
Vergleich. Dieser Wert wurde von 30 (71%) Schweizer Tageskliniken übertroffen. Nur
6 Schweizer Tageskliniken (14%) lagen darunter. (aktuelle Erhebung verglichen mit
Kallert et al., 2004a).
77
Möglicherweise können diese Zahlen auch durch die zeitliche Entwicklung und den
Abstand zwischen den Befragungen erklärt werden. So verwiesen schon Kallert,
Schützwohl und Matthes (2003) darauf, dass auch in deutschen Tageskliniken der
Anteil affektiver Störungen gegenüber einer Voruntersuchung von 1982 zugenommen
hatte, sodass affektive Störungen in deutschen Tageskliniken den zuvor noch dominie-
renden schizophrenen Störungen fast gleichauf standen.
Die Zunahme des Anteils der Patienten mit affektiven Störungen in Tageskliniken er-
klärte Kallert (Engfer & Kallert, 2008) positiv im Sinne einer angemessenen Beachtung
eines wichtigen Krankheitsbildes auch damit, dass in den Jahren zuvor die individuell
biographische und volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Störung ins Licht der (Fach-
)Öffentlichkeit gestellt worden war und dass Therapien depressiver und Persönlich-
keitsstörungen eine höhere Innovation und auch Inanspruchnahme verglichen mit
schizophrenen Störungen aufwiesen. Er wies auch darauf hin dass die gleiche Ver-
schiebung im stationären Bereich zu beobachten war. Diese Verschiebung wurde je-
doch von anderen Autoren (Beine et al., 2005; Engfer & Kallert, 2008) auch als Res-
sourcenallokation hin zu weniger schwer erkrankten Personen kritisiert.
Die Verschiebung von psychotischen Störungen hin zur vermehrten Behandlung affek-
tiver Störungen wurde auch für die Schweiz durch den Klinikmonitor von H+ (2014),
dem Branchenverband der Schweizer Spitäler, aufgezeigt. Hospitalisierungen wegen
affektiven Störungen nahmen demnach von 2001 bis 2011 um 27% oder durchschnitt-
lich 2.4% jährlich zu, wohingegen Hospitalisierungen wegen einer Schizophrenie in
gleichen Zeitraum bei Männern um 11% und bei Frauen um 14% abnahmen
(Abbildung 15). Insgesamt nahmen Behandlungen unter 1 Jahr Dauer in dieser Zeit
deutlich zu: Die Zahl der Hospitalisierungen von 47'457 auf 69’438
(+ 46%) und die Zahl der Pflegetage von 1'814'460 auf 2'374'053 (+ 31%), s. Abbil-
dung 16 (H+, 2014).
78
Abbildung 15: Hospitalisierungen bei affektiven Störungen und Schizophrenie von 2001
bis 2011 (H+, 2014)
Die Bedeutung psychischer Erkrankungen, die in der Zunahme der Behandlungszah-
len zum Ausdruck kommt, findet sich auch in der Invalidenversicherung wieder. Der
Anteil psychischer Erkrankungen unter den Neuberentungen stieg von 36.5% im Jahr
2000 auf 43.0% in 2010 (Schuler & Burla, 2012). Bei 65% der aus psychischen Grün-
den berenteten Personen wurde eine depressive Erkrankung diagnostiziert, bei jeweils
fast 50% auch Persönlichkeitsstörungen oder neurotische Störungen (Baer, Frick, &
Fasel, 2009).
Bei stetig steigenden stationären Behandlungszahlen, vor allem auf Grund affektiver
Störungen, wäre die intensivere Nutzung teilstationärer Behandlung eine Option. Ihre
Wirksamkeit ist belegt; die Kosteneffizienz tagesklinischer gegenüber stationärer Be-
handlung ist noch nicht ausreichend belegt und bedarf weiterer Forschung (Marshall et
al., 2011).
79
Abbildung 16: Entwicklung von Pflegetagen und Hospitalisierungen von Behandlungen
unter 1 Jahr Dauer (H+, 2014)
Der Anteil von Patienten mit Diagnosen aus der Gruppe F4/F5 war in der vorliegenden
Untersuchung mit den anderen Ländern vergleichbar. Persönlichkeitsstörungen wur-
den von den Schweizer Tageskliniken um die Hälfte häufiger als in Deutschland und
um ein 3- bis 9-faches häufiger als in Polen, Tschechien oder der Slowakei genannt
(Kallert et al, 2004). Die Frage, ob dieser Unterschied tatsächlich auf eine andere Zu-
sammensetzung der Patientenpopulation hinweist, konnte mit den vorliegenden Infor-
mationen nicht beantwortet werden. Der Unterschied kann auch aus einer anderen
‚Diagnose-Kultur’ resultieren. Eine Persönlichkeitsstörung (Achse-II-Diagnose) ist per
se kein Anlass psychiatrische Behandlung aufzusuchen. Patienten suchen in der Re-
gel eine Behandlung, wenn sie unter einer Symptomatik leiden, die einer Achse-I-
Störung entspricht. Die Entscheidung, ob die Achse-I-Störung oder die ‚zu Grunde
liegende’ Persönlichkeitsstörung als Hauptdiagnose codiert wird, ist oft mehr durch die
‚diagnostische Kultur’ der Behandler als durch die Erkrankung des Patienten bestimmt.
Die Achse-I-Diagnose bildet sich zumeist in den Diagnosegruppen F1, F3, F4 oder F5
ab.
80
6.1.2.2 Ausschlusskriterien
Schon in der EDEN-Study zeigten sich zwischen den einzelnen Ländern bei den meis-
ten Ausschlusskriterien erhebliche Unterschiede. Im Vergleich zu den anderen europä-
ischen Ländern nennen die Schweizer Tageskliniken fehlende Motivation, geistige
Behinderung, Anfallsleiden und nicht ausreichende Sprachkenntnisse häufiger als
Ausschlusskriterium (s. Tabelle 4 und Abbildung 17).
Abbildung 17: Ausschlusskriterien CH relativ zur EDEN-Study, Differenz der %-Punkte
absolut (aktuelle Erhebung verglichen mit Kallert et al., 2004a)
Die Erhebung fragte nicht danach, wie gross der Anteil der Patienten war, die aus ei-
nem genannten Grund nicht aufgenommen werden konnten, was auf Unterschiede der
zu versorgenden Population zurückzuführen sein könnte, sondern danach, ob das
Vorliegen dieser Eigenschaft ein Ausschlusskriterium darstellte, was grundsätzlich von
der Häufigkeit dieses Merkmals unabhängig war. Damit verwiesen diese unterschiedli-
chen Zahlen möglicherweise auf Unterschiede in der Behandlungskultur, denen nach-
zugehen sich lohnen würde (aktuelle Erhebung verglichen mit Kallert et al, 2004).
81
Tabelle 4: Ausschlusskriterien im internationalen Vergleich (aktuelle Erhebung vergli-
chen mit Kallert et al., 2004a)
Land
Ausschlusskriterium
D1
E2
PL3
SL4
CZ5
CH6
Akute Suizidalität
81%
26%
95%
50%
54%
86%
Geistige Behinderung
43
50
45
40
67
78
Fehlende Motivation
55
17
47
20
71
76
Drogenabhängigkeit
66
36
43
50
83
64
Akute psychotische Dekompensation
38
18
86
90
71
61
Hirnorganische Störungen
25
46
7
40
54
60
Nicht ausreichende Sprachkenntnisse
28
12
7
0
25
52
Fehlende eigene Wohnung
40
15
31
50
0
48
Alkohol- und Medikamentenabhängig-
keit bzw. –missbrauch
41
35
55
50
50
36
Zu langer Anfahrtsweg
48
22
50
60
33
33
Anfallsleiden
7
5
7
10
13
19
Überlastung der Familie, wenn der
Patient abends nach Hause kommt
7
10
2
0
0
19
1Deutschland 2England 3Polen 4Slowakei 5Tschechien 6Schweiz
Bemerkenswert ist, dass die Überlastung der Familie, wenn der Patient abends nach
Hause kommt, die in frühen Arbeiten zu Tageskliniken als Ausschlussgrund erwähnt
wurde (Gillis, 1958), von den Tageskliniken der aktuellen Erhebung mit 19% am sel-
tensten und in den anderen europäischen Ländern noch seltener als Ausschlusskrite-
rium genannt wurde (aktuelle Erhebung verglichen mit Kallert et al, 2004). Das könnte
eine positive Folge davon sein, dass das Umfeld und Angehörige in die Therapie dezi-
dierter mit eingebunden wurden, wie dies auch Kallert, Schützwohl und Matthes (2002)
82
in der Untersuchung zu den sächsischen Tageskliniken vermuteten und auch andere
Autoren explizit beschrieben (Butts, 1964; Guy et al., 1969; Herz et al., 1975, 1976).
Schweizer Tageskliniken bezeichneten Ausschlusskriterien häufiger als Tageskliniken
der anderen europäischen Länder als relevant. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Aus-
schlusskriterium in von einer Schweizer Tagesklinik als relevant genannt wurde, be-
trug im Mittel M = 50.4% vs. M = 36.6% in den anderen europäischen Ländern (aktuel-
le Erhebung verglichen mit Kallert et al., 2004a). Das legt den Schuss nahe, dass die
Aufnahmen von Schweizer Tageskliniken defensiver als in anderen europäischen
Ländern gehandhabt werden.
6.1.2.3 Zuweisungswege
Eine beträchtliche Heterogenität zwischen den Schweizerischen Tageskliniken zeigte
sich auch bezüglich der Zuweisungswege. Während gewissen Tageskliniken primär
Patienten aus dem stationären Setting zugewiesen werden, treten in anderen Tages-
kliniken die meisten Patienten aus dem ambulanten Bereich ein. Eine einzelne Tages-
klinik erhielt fast die Hälfte ihrer Zuweisungen aus einem somatischen Spital, was in
der Summe der Tageskliniken kaum eine Rolle spielte. Dass jeder Zuweisungsweg für
einzelne Tageskliniken eine quantitativ wichtige Rolle spielen konnte, für andere Ta-
geskliniken aber kaum relevant war, zeigt, dass das Potenzial möglicher Zuweisungen
von keiner Tagesklinik ausgeschöpft wurde.
6.1.2.4 Behandlungsdauer
Die durchschnittliche Behandlungsdauer wurde von den Schweizer Tageskliniken mit
einem Mittelwert von M = 73.9 Tagen angegeben. In der EDEN-Study wurde die
durchschnittliche Behandlungsdauer mit 43 Tagen in Deutschland angegeben, in Po-
len mit 61, in der Slowakei mit 34, in Tschechien mit 63 und in England mit 128 Tagen
(aktuelle Erhebung verglichen mit Kallert et al, 2004). Die Schweizer Tageskliniken
83
haben im Vergleich lange Behandlungsdauern, die wiederum zwischen England und
den anderen untersuchten europäischen Ländern liegen.
Einschränkend muss festgehalten werden, dass aus den jeweiligen Antworten nicht
hervorgeht, ob jeweils der kalendarische Zeitraum oder die Behandlungstage angege-
ben wurden. Diese Einschränkung gilt aber auch für die anderen europäischen Län-
der, da in der EDEN-Study die Behandlungsdauer dort mit derselben Frage erhoben
wurde.
6.1.3 Aufgabenstellung, therapeutische Konzepte und Angebote
6.1.3.1 Öffnungszeiten und erwartete Anwesenheit
Im internationalen Vergleich gab es in der erwarteten Mindestanwesenheit der Patien-
ten grosse Unterschiede. Tägliche Anwesenheit der Patienten erwarteten in Tschechi-
en fast 80% und in Deutschland, Polen und der Slowakei über 90% der Tageskliniken,
hingegen nur 15.2% in England. Zugleich gaben aber in der Slowakei 60% und in
Tschechien 41.7% der Tageskliniken an, dass sie auch einen flexibleren Zugang zu
ihrem Programm ermöglichen können (Kallert et al., 2004a). Von den Schweizer Ta-
geskliniken nannten 62% die Erwartung eines täglichen Erscheinens, von denen aber
dann 14% zusätzlich auch eine offene Erwartung, je nach Bedarf des Patienten anga-
ben. Nur 47% erwarteten ausschliesslich tägliches Erscheinen.
In der Veröffentlichung zur EDEN-Study (Kallert et al., 2004a) addieren sich die Anga-
ben zu den einzelnen Kategorien der erwarteten Anwesenheit auf 100%, in der
Schweizer Umfrage kamen aber Mehrfachnennungen vor, sodass die Summe der An-
gaben 100% überstieg (124%). Da die Frage in der aktuellen Erhebung aber gleich der
Frage an die Tageskliniken in der EDEN-Study waren, kann vermutet werden, dass
auch dort Mehrfachnennungen vorkamen, diese aber in der Veröffentlichung der er-
warteten täglichen Anwesenheit zugerechnet und bei den Tageskliniken aufgeführt
84
wurden, die bei erwarteter täglicher Anwesenheit auch einen flexibleren Zugang er-
möglichen.
Mit der Einschränkung, dass diese Interpretation der Veröffentlichung der EDEN-Study
nicht sicher ist, könnte dies aber darauf hinweisen, dass der Anteil der Tages-kliniken,
die ein tägliches Erscheinen ausdrücklich erwarteten, in der Schweiz deutlich tiefer als
in Deutschland, Polen, Tschechien und er Slowakei war.
In Polen definierten 98% der Tageskliniken eine Mindeststundenzahl, in der Slowakei
90%, in Deutschland 84%, in Tschechien 67% und in England nur 33% (CH 76%). Von
den Tageskliniken, die eine Mindeststundenzahl pro Tag festlegten, erwarteten 90%
der polnischen, 85% der deutschen, 78% der slowakischen, 69% der tschechischen
und 31% der englischen Tageskliniken eine Anwesenheit von mindestens 6 Stunden.
In der Schweiz waren dies nur 35%.
Die Schweizer Tageskliniken entsprachen in der Flexibilität ihres Angebots den engli-
schen Tageskliniken, anders als die deutschen Tageskliniken, die zu hohem Prozent-
satz eine tägliche Anwesenheit von mindestens 6 Stunden forderten. Die englischen
Tageskliniken nannten nach der Veröffentlichung der EDEN-Study zwar grundsätzlich
seltener eine Mindeststundenzahl (33%), diese lag dann aber fast durchweg (31%) bei
6 Stunden. Die Schweizer Tageskliniken nannten weit häufiger als die englischen eine
Mindeststundenzahl (76%), gaben aber dafür sehr viel häufiger auch kleinere erwarte-
te Mindeststunden an (2-4 Stunden) (aktuelle Erhebung verglichen mit Kallert et al.,
2004a).
9.1% der Tageskliniken der Schweiz waren optional auch am Wochenende geöffnet.
In den anderen europäischen Ländern boten nur in Deutschland (4.1%), England
(11.4%) und Polen (2.4%) Tageskliniken dieses Angebot. Auch in diesem Punkt war
das Angebot der Schweizer Tageskliniken nicht ganz, aber annähernd so flexibel wie
85
das der englischen Tageskliniken (aktuelle Erhebung verglichen mit Kallert et al.,
2004a).
Insgesamt zeigte die EDEN-Study grosse Unterschiede in der Flexibilität des Ange-
bots zwischen England und den anderen verglichenen europäischen Ländern. Der
Anteil der Tageskliniken, die tägliche Anwesenheit erwarteten, die eine tägliche Min-
deststundenzahl definierten und die so definierte Mindeststundenzahl waren in Eng-
land erheblich tiefer, der Teil der Tageskliniken, die optional auch am Wochenende ein
Angebot machten, ist deutlich höher. In zwei der europäischen Ländern gab es diese
Möglichkeit gar nicht (Kallert et al., 2004a). Die Schweizer Tageskliniken lagen in fast
allen diesen Kennzahlen im internationalen Vergleich zwischen England auf der einen
und Deutschland, Polen, Tschechien und der Slowakei auf der anderen Seite, jedoch
deutlich näher bei den englischen Angaben. Die Tageskliniken in der Schweiz hielten
damit im europäischen Vergleich ein flexibles Angebot vor, das nur von Tageskliniken
in England übertroffen wurde, wo tagesklinische Behandlung eine wesentlich längere
Tradition hat (Creed et al., 1990; Gillis, 1958; Horvitz-Lennon, Normand, Gaccione, &
Frank, 2001).
6.1.3.2 Aufgaben in der Selbstbeschreibung
In der Erklärung, warum die Tageskliniken ihre Aufgaben verschieden benannten,
schrieben Kallert et al. (2004a) unterschiedlichen Konzeptionen die wichtigste Rolle
zu. In Deutschland und England hatte demzufolge die Rolle der Tageskliniken als „Al-
ternative zur stationären Behandlung“ die höchste Bedeutung, während in Polen und
der Slowakei „Soziale Rehabilitation und Unterstützung“ als die wichtigste Aufgabe
von Tageskliniken gesehen wurden.
Die Selbstbeschreibung der Tageskliniken der Schweiz zu ihren Aufgaben ähnelte
sehr den Angaben aus Deutschland und England, wobei in England die Aufgabe der
86
Krisenintervention höher und die der Psychotherapie tiefer gewichtet wurden (s. Abbil-
dung 18).
Abbildung 18: Bedeutung der tagesklinischen Aufgaben in der Schweiz, in Deutschland
und in England (Skala: 1 = „keine Bedeutung“ bis 5 = „grösste Bedeutung“) (aktuelle
Erhebung verglichen mit Kallert et al., 2004a)
!
6.1.3.3 Angebote
Die Tageskliniken in der Schweiz halten ein breites therapeutisches Angebot vor.
22 der 26 ausdrücklich erfragten Angebote wurden von mehr als der Hälfte der Tages-
kliniken als vorhanden benannt.
Aufsuchende Hilfen wurden von Schweizer Tageskliniken weitaus seltener als in den
anderen europäischen Tageskliniken angeboten. Von den Schweizer Tageskliniken
gaben nur 29% an Patienten bei Bedarf auch aufzusuchen, während dies bei 67% der
deutschen, englischen, polnischen, slowakischen und tschechischen Tageskliniken im
gewichteten Mittel der EDEN-Study (Kallert et al., 2004a) der Fall war.
87
6.1.3.4 Diagnostik
Die Vergleichbarkeit der diagnostischen Massnahmen zwischen der aktuellen Erhe-
bung und der EDEN-Study (s. Tabelle 5) ist eingeschränkt, da die Veröffentlichung zur
EDEN-Study die Verfügbarkeit („availability“) anführte, während in dem Fragebogen,
mit dem nach Kallert (Kallert, 2012a) der deutsche Teil der Erhebung zur Eden-Study
durchgeführt wurde, nach der „routinemässig durchgeführten Diagnostik“ gefragt wur-
de. Eine Fremdanamnese wurde in allen Ländern in weniger als 100% der Tagesklini-
ken, in Tschechien sogar mit nur in 42% der Tagesklinik durchgeführt. Das ist nicht
nachvollziehbar, wenn tatsächlich die Verfügbarkeit erfragt wurde, da es sich bei der
Fremdanamnese um eine Informationserhebung handelt, die eigentlich nicht „nicht
verfügbar“ sein kann. Das spricht dafür, dass auch in den anderen Ländern, vergleich-
bar wie in Deutschland, danach gefragt wurde, was tatsächlich routinemässig durchge-
führt wurde.
Tabelle 5: Routinemässige Untersuchungen im internationalen Vergleich (aktuelle Erhe-
bung verglichen mit Kallert et al., 2004a)
Land
Routinemässige Untersuchung
D1
E2
PL3
SL4
CZ5
CH6
Psychologische Diagnostik/Testung
63%
63%
98%
80%
46%
58%
Blutchemie und Blutbild
94
63
93
70
13
44
Harnuntersuchung
80
43
93
50
13
32
EEG
57
25
91
20
4
10
cCT
30
15
76
20
4
10
Röntgen
20
20
83
30
4
10
Andere Diagnostik somat. Fachgebie-
te
34
18
69
50
4
13
Körperliche Untersuchung
93
53
95
70
21
32
Neurologischer Status
93
25
91
60
8
29
Fremdanamnese
71
63
98
80
46
64
Andere
23
35
48
30
42
7
1Deutschland 2England 3Polen 4Slowakei 5Tschechien 6Schweiz
88
6.1.4 Infrastruktur und Ausstattungen
6.1.4.1 Platzzahl
Die Schweizer Tageskliniken hatten überwiegend eine fixe Platzzahl (74%), jedoch
nicht in der Ausschliesslichkeit wie in Deutschland oder Polen. Die EDEN-Study (Kal-
lert et al., 2004a) zeigte zwischen den dort verglichenen Ländern sehr unterschiedliche
Gegebenheiten. In Deutschland und in Polen gaben je 98% der Tageskliniken eine fixe
Platzzahl an, in der Slowakei 70%, in England 27% und in Tschechien 33%. Die
durchschnittliche Grösse der Tageskliniken wurde in dieser Veröffentlichung nicht an-
gegeben.
In Deutschland lag die durchschnittliche Grösse einer Tagesklinik bei 19.8 (SD = 7.2)
Plätzen; diese Zahl differierte je nach Bundesland zwischen 11.5 (SD = 5.0) in Meck-
lenburg-Vorpommern und 26.0 (SD = 11.5) Plätzen im Saarland (Kallert et al., 2003).
Damit waren die Schweizer Tageskliniken etwa so gross wie die deutschen Tageskli-
niken, wenn man den die beiden Sonderfälle (eine grosse Tagesklinik mit ambulantem
rehabilitativen Programm und das tagesklinische Angebot einer psychiatrischen Stati-
on, vergleiche S. 60) herausnimmt, waren die Tageskliniken hierzulande im Mittel um
etwa einen Platz kleiner als in Deutschland. Sowohl in Deutschland als auch in der
Schweiz gibt es in den Erhebungen sehr kleine Tageskliniken. In beiden Ländern hat-
ten die kleinste genannte Tagesklinik jeweils 5 Plätze, was für beide Länder zeigt,
dass durchaus auch sehr kleine Tageskliniken betrieben werden konnten.
6.1.4.2 Lage der Tageskliniken
Die Schweizer Tageskliniken befanden sich seltener als die Tageskliniken in den an-
deren europäischen Ländern im Krankenhaus oder unmittelbar benachbart (53% vs.
63%). Dafür waren in der Schweiz Tageskliniken, die binnen 15 Minuten oder länger
89
mit dem ÖV vom Krankenhaus entfernt lagen, etwas häufiger vertreten (aktuelle Erhe-
bung verglichen mit Kallert et al., 2004a).
Die Unterschiede könnten darauf hinweisen, dass Tageskliniken in der Schweiz eher
als von der Klinik unabhängige Einrichtungen der Behandlung konzipiert waren. Die
Bedeutung der organisatorischen, räumlichen und personellen Unabhängigkeit der
Tagesklinik vom psychiatrischen Krankenhaus wurde schon früh betont, wie von En-
gelke (1983), der darauf verwies und feststellte, dass die fest in die Klinikstruktur ein-
gebundenen Tageskliniken lange Zeit eine weniger bedeutende Funktion hatten und
mehr ein Alibi darstellten.
Abbildung 19: Lage der Tageskliniken im internationalen Vergleich (aktuelle Erhebung
verglichen mit Kallert et al., 2004a)
Diese Angaben zur Lage der Tageskliniken erfolgten relativ zum Krankenhaus, beant-
worten aber nicht die Frage der Erreichbarkeit für Patienten, da auch eine Tagesklinik,
die von der Klinik weit entfernt liegt, für Patienten durchaus gut oder gar besser er-
90
reichbar sein kann, zum Beispiel wenn eine Tagesklinik gemeindeintegriert platziert ist,
während psychiatrische Kliniken dies oft gerade nicht sind.
6.1.4.3 Raumangebot
Tageskliniken in Deutschland hatten im Mittel M = 20.7 m2 je Behandlungsplatz
(4 - 67; SD = 9.9) (Kallert et al., 2003). Die Tageskliniken in Sachsen waren kleiner
(M = 14.1 m2; 3.5 - 30.0) (Kallert et al., 2002). Je Behandlungsplatz standen in der
Schweiz 21.4 m2 (2 - 51.4; SD = 12.1) zur Verfügung.
Damit sind die räumlichen Verhältnisse Schweizerischer und gesamtdeutscher Tages-
kliniken vergleichbar, bei durchschnittlich geringfügig grösserer Fläche in der Schweiz,
jedoch auch grösserer Streuung. Wenn man berücksichtigt, dass die sächsischen Zah-
len auch in den gesamtdeutschen Zahlen enthalten sind und damit den Durchschnitt
der gesamtdeutschen Grössen senken, ist davon ausgehen, dass der Unterschied
zwischen den Schweizerischen Verhältnissen und denen in den anderen deutschen
Bundesländern nochmals kleiner, wenn überhaupt noch vorhanden ist.
Kallert et al. (2002) leiteten aus den von ihnen erhobenen Zahlen ab, dass es dringend
nötig ist, einen aktuellen Standard für das Raumprogramm einer Tagesklinik zu defi-
nieren. Diese Notwendigkeit kann auch auf die Schweiz, in der die Streuung der ver-
fügbaren Flächen nochmals grösser ist, übertragen werden.
6.1.4.4 Leitung
Die Veröffentlichungen zur Situation in Deutschland insgesamt und in den anderen
europäischen Ländern (Kallert et al., 2004a; Kallert et al., 2003) lassen keinen Rück-
schluss auf die Leitung der Tageskliniken zu. Zur Situation in Sachsen, deren Erhe-
bung auf den Angaben von 20 Tageskliniken beruhte, gaben Kallert et al. (2002) an:
„95 Prozent stehen unter der Leitung eines Facharztes für Psychiatrie / Psychothera-
91
pie, 15 Prozent unter der Leitung eines psychologischen Mitarbeiters, zwei Tagesklini-
ken halten eine diesbezügliche Doppelleitung für eine gute Lösung“ (S. 95).
Verglichen damit zeigte sich auch in der Schweiz, dass Tageskliniken mehrheitlich
durch Psychiater (mit) geleitet wurden, allerdings deutlich relativiert. Die alleinige Lei-
tung durch einen Psychiater erfolgte lediglich in 45% der Einrichtungen, in weiteren
26% wurden die Tageskliniken dual von Arzt und Psychologen bzw. von Arzt und Pfle-
gefachperson geleitet. Auch alleinige Leitungen durch Psychologen oder Mitarbeiter
anderer Profession waren mit 29% (12 Tageskliniken) wesentlich häufiger vertreten als
in der Stichprobe in Sachsen.
Damit war die Rolle des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie in der Schweiz
gegenüber der Situation in Sachsen, die als einzig verfügbarer Vergleich beigezogen
werden konnte, deutlich relativiert. Psychologen und Mitarbeiter anderer Professionen
spielten in der Schweiz in der Leitung von Tageskliniken eine gewichtigere Rolle.
6.1.5 Personelle Ressourcen
6.1.5.1 Berufsgruppen
Ein quantitativer Vergleich der Personalausstattung zwischen den Tageskliniken der
Schweiz und den anderen europäischen Ländern ist anhand der vorliegenden Informa-
tionen nicht direkt möglich, da die Veröffentlichungen keinen unmittelbaren Hinweis
auf die Gesamtzahl der Zeitkontingente der Mitarbeiter gaben. Daher gibt Tabelle 6
keine Stellenkontingente wieder, sondern führt auf in wie vielen der Tageskliniken des
jeweiligen Landes die Berufsgruppe tätig ist.
Kreativtherapeutische Angebote (Musik-, Kunst- und Tanztherapie) waren in Schwei-
zer Tageskliniken häufiger vertreten sind als in den anderen europäischen Ländern,
wobei die Häufigkeit von Musiktherapeuten in Schweizer Tageskliniken mit deutschen
Tageskliniken vergleichbar ist. Ergotherapie spielte in Schweizer Tageskliniken eine
92
wesentlich geringere Rolle als dies in deutschen oder englischen Tageskliniken der
Fall war (aktuelle Erhebung verglichen mit Kallert et al, 2004).
Tabelle 6: Berufsgruppen im internationalen Vergleich (aktuelle Erhebung verglichen mit
Kallert et al., 2004a)
Vorhandene Berufsgruppe (in %)
Land
Arzt
Pflege
Psychologe
Psychotherapeut
Ergotherapeut
Musiktherapeut
Tanztherapeut
Sporttherapeut
Kunsttherapeut
Physiotherapeut
Sozialarbeiter
Sekretärin
Andere
Schweiz
91
94
82
27
42
32
35
12
62
9
71
71
50
Deutschland
86
86
76
10
79
32
17
32
20
33
79
54
23
England
60
98
28
14
84
6
0
6
35
24
10
68
53
Polen
95
98
98
19
43
19
7
5
19
10
31
26
38
Slowakei
100
100
90
20
40
10
10
10
20
30
40
0
30
Tschechien
75
58
75
58
42
21
17
13
42
8
50
29
42
Die Unterschiede zwischen den europäischen Ländern waren unter anderem durch
unterschiedliche Aufgaben der Tageskliniken und Besonderheiten in den einzelnen
Ländern erklärt: Tageskliniken in Tschechien hatten eine deutliche psychotherapeuti-
sche Ausrichtung, sodass dort Psychologen und Psychotherapeuten häufiger als in
anderen Ländern eingesetzt wurden. In England waren Pflegefachleute ausgebildet,
sozialarbeiterische Aufgaben zu übernehmen, während Sozialarbeiter als Schlüssel-
personen in den „community health teams“ arbeiteten und bei Bedarf zu der Behand-
lung ihrer Klienten in die Tagesklinik kamen, jedoch nicht teil des Teams der Tages-
klinik waren. Daher wurden Sozialarbeiter als Mitarbeiter der Tageskliniken in England
nur von 10% der Tageskliniken angegeben (Kallert et al., 2004a).
In der Veröffentlichung der deutschen Studie beschränkten Kallert et al. (2003) die
Darstellung der personellen Ausstattung aufgrund einer Vielzahl nicht ausreichend
verwertbarer Angaben in den Fragebögen auf die Kernberufsgruppen. Die Kernbe-
93
rufsgruppen Arzt, Pflege, Psychologen, Ergotherapeuten und Sozialarbeiter waren in
deutschen Tageskliniken zusammen im Schnitt mit 7.1 Stellen besetzt; in dieser Erhe-
bung ergab sich für die Schweiz ein Durchschnitt von 7.0 Stellen. Die durchschnittliche
Platzzahl betrug in Deutschland 19.8 und in der Schweiz 19.5. Wenn man bei der Er-
mittlung der durchschnittlichen Platzzahl in der Schweiz die beiden Ausreisser aus-
schliesst (vgl. Seite 60), ergibt sich ein etwas kleinerer Mittelwert von M = 18.6 Plät-
zen, der darauf hinweisen könnte, dass die Stellenausstattung in der Schweiz etwas
besser als in Deutschland gewesen sein könnte. Da jedoch nicht bekannt ist, ob es
nicht auch in der deutschen Erhebung solche Ausreisser gab, die dort nicht ausge-
schlossen wurden, zeigt, dass Zahlen dieser Art vorsichtig zu interpretieren sind.
Wenn man berücksichtigt, dass die Arbeitszeit für Ärzte in der Schweiz höher als in
Deutschland ist, würde sich damit nochmals eine etwas grössere Personalzeit je Be-
handlungsplatz ergeben. Insgesamt waren die Unterschiede jedoch nicht gross und es
ist zu berücksichtigen, dass die Zahlen der deutschen Erhebung älter sind, sodass
zwischenzeitliche Veränderungen in Deutschland in diesen Vergleich keinen Einfluss
finden konnten.
6.1.5.2 Teamzeiten
Die Zeiten, die in den einzelnen Tageskliniken für Teambesprechungen aufgewandt
wurden, wiesen eine erhebliche Streuung auf. Da in dieser Erhebung nur quantitativ
nach Teamzeiten und nicht danach gefragt wurde, wie diese Teamzeiten gestaltet
wurden, können zu den Gründen für diese Unterschiede nur Hypothesen aufgestellt
werden, deren Überprüfung in einer weiteren Untersuchung lohnenswert wäre.
Der Vergleich mit anderen Ländern ist kaum möglich, da sich nur in der Publikation zur
Situation in Sachsen die knappe Angabe findet, dass die Teamzeit „etwas über
160 Minuten pro Woche liegt“ (Kallert et al., 2002, S. 92).
94
Die weit divergierenden Angaben könnten auf Unterschiede in der Behandlungskultur
in dem Sinne hinweisen, dass einige Tageskliniken eine intensive teaminterne Be-
sprechungskultur pflegten, während andere Tageskliniken nur kurze Teambespre-
chungen durchführten und mehr Zeit in Gesprächen gemeinsam mit den Patienten
verbrachten. Zu dieser Hypothese würde passen, dass eine Tagesklinik angab, Team-
besprechungen abgeschafft zu haben.
Die Frage, ob Teambesprechungen abgeschafft werden sollten, wurde auch von Kie-
ser und Kawohl Vergleichbares wurde zum Beispiel auch in der „Psychiatrischen Pra-
xis“ kontrovers diskutiert (2011) kontrovers diskutiert. Für knappe Teamzeiten mit
Schwerpunkt gemeinsamer Besprechungen mit Patienten spricht nach Kieser (Kieser
& Kawohl, 2011), dass mehr Zeit für das Gespräch mit dem Patienten zur Verfügung
steht und dass ein gemeinsamer Suchprozess in Gang kommt, Ressourcen zu mobili-
sieren und Lösungen zu finden. Nach Kawohl (Kieser & Kawohl, 2011) spricht für ein-
gehendere Teambesprechungen der Umstand, dass es so möglich ist, ein umfassen-
deres Gesamtbild zu gewinnen und dass Teambesprechungen auch dem gegen-
seitigen Lernen dienen. Zwei Aspekte sind bei diesen Überlegungen noch nicht ge-
nannt: Lernprozesse können auch in gemeinsam mit den Patienten geführten Gesprä-
chen erfolgen, in der Form des „Reflecting Team“ sogar besonders intensiv (Andersen,
1997; Kieser & Kawohl, 2011; Schlippe & Schweitzer, 1996, S. 39). Auf der anderen
Seite beinhaltet die Gestaltung tagesklinischer Arbeit auch Aufgaben, die nicht auf
einzelne Patienten bezogen sind, wie zum Beispiel Gestaltung des Milieus und das
Verständnis von Gruppenprozessen, was die Notwendigkeit eines Mindestmasses an
Teambesprechungen begründen kann.
6.2 Patientenbefragung
Eine empirische Überprüfung der von Hoge et al. (1988) postulierten Wirkfaktoren
durch die Zuordnung einzelner Elemente tagesklinischer Behandlung zu diesen Wirk-
95
faktoren wurde in der vorliegenden Befragung nicht geleistet. Die Zahl der vollständig
ausgefüllten Fragebögen war zu gering für eine Faktorenanalyse. Allerdings weisen
die vorliegenden Antworten der Patienten zu den erfragten Elementen der tagesklini-
schen Behandlung bzw. die oftmals geringen bivariaten Korrelationen zwischen jenen
Elementen, die von Hoge et al. theoretisch demselben Faktor zugeordnet wurden,
nicht darauf hin, dass die Patienten subjektiv jene übergeordneten Wirkfaktoren wahr-
nahmen, die Hoge et al. für tagesklinische Behandlung postulierten.
6.2.1 Wirksamkeit der Elemente tagesklinischer Behandlung aus Sicht
von Patienten
In dieser Befragung wurden von den Patienten vor allem vier Aspekte als hilfreich be-
nannt: Der regelmässige Wechsel zwischen Tagesklinik und Zuhause, Gesprächs-
möglichkeiten mit Mitarbeitern der Tagesklinik (Ärzten, Psychologen und Pflege-
personen), ein niederschwelliger, rascher und leichter Zugang zum tagesklinischen
Angebot und die Information über Medikamente. Die Fragen nach Suizidalität, der As-
pekt, dass Gespräche auch mit Angehörigen geführt werden und der Kontakt mit Mit-
patienten wurden von Patienten kontrovers beurteilt.
6.2.1.1 Regelmässiger Wechsel von der Tagesklinik in die eigene Wohnung
bzw. das eigene Zuhause
Ein Element, das eine zentrale Besonderheit tagesklinischer Behandlung ausmacht,
der tägliche Wechsel zwischen eigener Wohnung und Behandlung, wurde von Patien-
ten besonders hilfreich gewertet. So wurde der Umstand jeden Abend wieder nach
Hause zu gehen von den Patienten von allen Fragen mit bipolarer Antwortskala im
Durchschnitt als am hilfreichsten bewertet. Wie die geringste Streuung aller bipolaren
Fragen auf in diesem Item zeigt, schienen sich die Patienten bezüglich der grossen
Bedeutung des allabendlichen Nachhause Gehens auch weitgehend einig zu sein.
Dieses Element, das in zentraler Weise die tagesklinische von stationärer Behandlung
96
unterscheidet, wurde als noch hilfreicher bewertet als Gesprächsmöglichkeiten mit
dem Arzt oder Psychologen oder Gesprächsmöglichkeiten mit Pflegefachpersonen.
Auch andere Fragen, die den Wechsel zwischen Tagesklinik und Wohnung zum The-
ma hatten (jeden Morgen von zu Hause in die Tagesklinik zu kommen und lernen zu
müssen, abends und am Wochenende allein zurecht zu kommen) rangierten im obe-
ren Viertel der Bewertungen der insgesamt 34 Fragen mit bipolarer Antwortskala.
Dass diese Aspekte als besonders hilfreich erlebt wurden ist bemerkenswert, da sie
grundsätzlich durchaus auch als hinderlich im Sinne einer grösseren Belastung erlebt
werden könnten. Obwohl alle Antwortmöglichkeiten zu diesem Aspekt bipolar aus-
gelegt waren, um auch kritische Antworten zuzulassen, wurden dieser Aspekt der ta-
gesklinischen Behandlung kaum je negativ bewertet. Die Befragung der Patienten
zeigte also, dass das spezifischste Element tagesklinischer Behandlung, das diese
von vollstationärer Behandlung unterscheidet, von Patienten, die aktuell in einer Ta-
gesklinik behandelt wurden und schon Erfahrung mit dieser Behandlungsform ge-
sammelt hatten, als sehr hilfreich bewertet wurde, wenn konkret danach gefragt wur-
de.
Der Wechsel zwischen Tagesklinik und eigener Wohnung wurde jedoch von keinem
Patienten spontan als hilfreich in den Freitextantworten genannt, wenn man von einer
Äusserung absieht, dass es hilfreich sei, morgens aufstehen zu müssen, was diesem
Element tagesklinischer Behandlung möglicherweise, aber nicht sicher zugerechnet
werden kann. Das Nicht-Benennen dieses Aspekts in den Freitextantworten kann
möglicherweise dadurch erklärt sein, dass er im Fragebogen durch strukturierte Fra-
gen bereits erhoben worden war, sodass die Patienten nicht die Notwendigkeit sahen
ihn noch einmal durch eine frei formulierte Antwort hervorzuheben.
Viele Patienten nannten in ihren Freitextantworten „Struktur“ bzw. „Tagesstruktur“ als
hilfreich – in der Literatur zur Tageskliniken wird der tägliche Wechsel zwischen Ta-
97
gesklinik und eigener Wohnung meist dem Faktor „Struktur“ zugerechnet (Hoge et al.,
1988; Kallert & Schützwohl, 2002). Diesen Aspekt von Struktur veranschaulichten Ho-
ge et al. mit einem wörtlichen Zitat eines Patienten, das wiederum der zuvor ge-
nannten Freitextantwort nahe kommt: „It forces me to get up and out“ (Hoge et al.,
1988, S. 202). „Struktur“ wurde bei den von Hoge et al. (1988) untersuchten Patienten
gleichauf mit „interpersonellem Kontakt“ als wichtigster therapeutischer Faktor ge-
nannt. Das ist konkordant mit den Ergebnissen der vorliegenden Befragung.
Den Aspekt des täglichen Wechselns des Ortes hatten schon Rond (1953) und auch
Küchenhoff (2009) als besonders wichtig bei der tagesklinischen Behandlung hervor-
gehoben. Küchenhoff sah darin zum einen den Vorteil, dass der erwachsene Persön-
lichkeitsanteil nicht „vergessen“ und eine unerwünschte, d.h. zu starke Regression
vermieden werden könne; er betonte darin jedoch auch den Aspekt, dass von Men-
schen, die „in der Regel besonders schmerzhafte oder harte Verluste oder Abschiede
zu ertragen hatten“ (Küchenhoff, 2009, S. 407) täglich Trennungserfahrungen durch-
laufen werden; in dieser Hinsicht erscheint die sehr positive Bewertung dieses Ele-
ments tagesklinischer Behandlung durch die Patienten in der aktuellen Befragung um-
so bemerkenswerter, da es auch eine Belastung darstellen könnte, von den Patienten
aber offenbar nicht so wahrgenommen wird.
Die vorliegende Untersuchung kann die Frage nicht beantworten, ob diese positive
Bewertung des Wechsels zwischen dem Ort der Behandlung und dem Zuhause auch
für andere Patientengruppen gelten würde, die aktuell vollstationär behandelt werden.
Das ist jedoch für einen Teil der jetzt vollstationär behandelten Patienten zu vermuten,
wenn man berücksichtigt, dass die aktuelle Quote tagesklinischer Behandlung mit
14.2% weit unter dem Anteil von 30% liegt, der nach der Literatur für möglich gehalten
wird (vgl. Marshall et al., 2011) und wenn man bedenkt, dass es in der Schweiz Ver-
sorgungsregionen gibt, in denen der Anteil tagesklinischer Behandlungsplätze noch
weit tiefer liegt. Dass Patienten den Wechsel zwischen dem Ort der Behandlung und
98
ihrem Zuhause in der aktuellen Befragung so hilfreich bewerteten, kann auch dafür
sprechen, dass die Zuordnung von Patienten zur tagesklinischen Behandlung in den
Tageskliniken, in denen Patienten befragt wurden, unter diesem Aspekt eine beson-
ders treffsichere war.
6.2.1.2 Gesprächsmöglichkeiten mit Mitarbeitern
Die Gespräche mit Ärzten, Psychologen und Pflegepersonen wurden von Tagesklinik-
patienten als hilfreich erachtet (Rang 2, 4 und 5 der Fragen mit bipolarer Antwort-
skala). Die relativ geringen Streuungen in diesen Fragen deuten zudem darauf hin,
dass sich die Patienten bezüglich der Einschätzung von Gesprächen relativ einig wa-
ren. Die Bedeutung Gespräche mit dem Arzt oder Psychologen zu führen wurde in
zwei Fragen erhoben. Eine Frage („Dass es in der Tagesklinik Gespräche mit dem
Arzt oder Psychologen gibt, ...“) wurde durchweg positiv beantwortet; bei der anderen
Frage („Gespräche mit dem Arzt oder Psychologen zu führen ...“) gab nur ein Patient
eine negative Antwort; alle anderen Antworten waren ebenfalls positiv.
Gespräche mit Pflegepersonen wurden von 3 Patienten (4%) als hinderlich bewertet,
von 66 Patienten (96%) als hilfreich. Damit zeigt die Befragung, dass es zwar verein-
zelte negative Bewertungen von Gesprächen mit Pflegepersonen gab, dass die weit
überwiegende Mehrheit der Patienten Gespräche mit dem Arzt, Psychologen und mit
Pflegepersonen als sehr hilfreich einschätzte und diesen in der Reihenfolge der ver-
schiedenen Elemente tagesklinischer Behandlung eine vorrangige Bedeutung zumass.
Auch die Freitextantworten spiegelten die Bedeutung der Gespräche mit Mitarbeitern
wieder. 22 Patienten (47% der Freitextantworten) benannten Gespräche mit Mit-
arbeitern oder dem Team aktiv ausdrücklich als hilfreich. Die von Küchenhoff (2009)
gegenüber vollstationärer Behandlung herausgestellte Bedeutung von Beziehungs-
arbeit durch Mitarbeitende der Tageskliniken, nach der der Halt ganz über die Verbind-
99
lichkeit von Beziehungen und nicht über den Schutz durch Räume oder Häuser vermit-
telt wird, wurde durch die Angaben der Patienten in dieser Befragung unterstrichen.
6.2.1.3 Niederschwelligkeit des Angebots
Fragen nach Aspekten, die für Niederschwelligkeit des tagesklinischen Angebots ste-
hen, wurden von den Patienten durchweg als sehr wichtig gewertet. Mit den Fragen
nach der Wichtigkeit „rasch in de Behandlung eintreten zu können“ (Rang 1 von 22),
„rasch einen ersten Termin für ein Gespräch zu bekommen“ (Rang 3) und nach der
„einfachen Kontaktaufnahme und Anmeldung zur Behandlung“ (Rang 5) befinden sich
alle drei Fragen nach verschiedenen Aspekten von Niederschwelligkeit unter den fünf
unipolaren Fragen, die von Patienten am Wichtigsten beurteilt wurden. Interessanter-
weise lag die inhaltliche Frage zum Erstgespräch, die Frage danach wie wichtig es für
Patienten ist, dass im ersten Gespräch Zuversicht und Hoffnung vermittelt werden, mit
im Mittelfeld (Rang 14) und wies eine überdurchschnittlich hohe Streuung auf. 8 Pati-
enten (12%) werteten die Vermittlung von Zuversicht und Hoffnung als unwichtig oder
wenig wichtig („0“ und „1“). Die Leichtigkeit des Zugangs wurde damit von den Patien-
ten wichtiger bewertet als dieser Aspekt.
In den Freitextantworten nahmen Patienten zu dem Aspekt der Niederschwelligkeit so
gut wie nicht Stellung. Nur ein Patient klagte, dass er zu lange warten musste, bis er
„auf das erste Gespräch konnte“, wobei aus dieser Antwort nicht hervorgeht, ob sich
dies auf die Zugänglichkeit der Tagesklinik oder auf die Dauer zwischen dem Eintritt
und dem ersten Gespräch in der Behandlung bezieht.
Nach Hoge et al. (1988) sind Elemente, die Unterstützung darstellen, dem Faktor „in-
terpersoneller Kontakt“ zuzurechnen, der mit dem Faktor „Struktur“ von Patienten in
seiner Untersuchung gleichauf an erster Stelle genannt wurde. Niederschwellige Zu-
gangsmöglichkeit ist eine Form der Unterstützung und müssen diesem Faktor logi-
scherweise zugeordnet werden. Niederschwelligkeit ist in vielen Bereichen der psychi-
100
atrischen Versorgung ein wichtiges Thema, so zum Beispiel in der Suchthilfe (Abder-
halden & Rickenbacher, 2011), in der Behandlung von jungen Patienten mit Doppeldi-
agnosen (Meister et al., 2010), im Bereich der personenzentrierten Hilfen (Krucken-
berg & Kunze, 1997; Schmidt-Zadel & Pörksen, 2007; D. Richter, 2010) und im Be-
reich der Krisenintervention und des frühen Zugangs zu psychiatrischer Behandlung
(Hell et al., 1998; Krowatschek, Kromer, Stahl, Rössler & Kawohl, 2012; Reim Gautier,
Spycher, & Andreae, 2010).
Bemerkenswert ist, dass in der aufgeführten Literatur zu Tageskliniken der Aspekt der
Niederschwelligkeit, der in der aktuellen Befragung von den Patienten so heraus-
gehoben wurde, in keiner Arbeit ausdrücklich als wichtiges Element genannt wird. Hier
besteht vermutlich ein Potenzial an Hilfen, das noch wenig explizit bearbeitet ist. Mög-
licherweise wird dieses Potenzial schon genutzt, da es, abgesehen von einer Antwort,
die sich fraglich auf eine zu lange Wartezeit bezog, von Patienten keine Klagen über
einen hinderlich hochschwelligen Zugang gab. Es würde lohnen die Bedeutung des
niederschwelligen Zugangs zu tagesklinischer Behandlung weiter zu untersuchen,
zum Beispiel im Hinblick auf die Frage, welche konkreten Eigenschaften wichtig sind,
damit die Zugangsmöglichkeit als niederschwellig wahrgenommen wird.
6.2.1.4 Information über Medikamente
Die Information über Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten wurde von
den Patienten als wichtig erachtet. Der Aspekt der möglichen Verunsicherung durch
die Information über Nebenwirkungen bildete sich in der Befragung darin ab, dass die-
se Information über Medikamente im Durchschnitt zwar überdurchschnittlich hilfreich
bewertet wurde (Rang 3 der Fragen mit bipolarer Antwortmöglichkeit), dass sich aber
auch 4 Patienten (6%) explizit negativ äusserten, d.h. dass sie die Information über
mögliche Nebenwirkungen der Medikamente während der tagesklinischen Behandlung
als hinderlich empfanden. Gleichwohl fanden 54 Patienten (78%) die Information über
101
Nebenwirkungen von Medikamenten so hilfreich, dass diese Frage trotz der negativen
Bewertungen den hohen Rang erreichte. 11 Patienten (16%) machten zu dieser Frage
keine Angabe; möglicherweise wurden diese Patienten oder ein Teil von ihnen nicht
mit Medikamenten behandelt, sodass diese Frage für sie nicht konkret relevant war.
Medikation wurde in der Untersuchung von Hoge et al. (1988) von 85% der Patienten
als wichtiger Faktor der Behandlung angesehen und lag damit an dritter Stelle. Sie
verwiesen darauf, dass Patienten und Behandler dazu tendierten, der Medikation ei-
nen überwiegenden Anteil am Behandlungserfolg zuzuschreiben
Diese Gewichtung findet sich in der aktuellen Befragung von Patienten nicht wieder.
Der Umstand Medikamente zu bekommen wurde von Patienten in Relation zu den
anderen Elementen der Behandlung unterdurchschnittlich hilfreich bewertet. Hier
scheint sich eine Verschiebung dahingehend abzuzeichnen, dass weniger der Medika-
tion selbst ein hoher Stellenwert zugeschrieben wurde als der guten Information über
die Medikamente. Dies ist eine Verschiebung des Akzents von der Rolle als Empfän-
ger eines Medikaments, dem vergleichbar Hoge (1988) ein grosser Anteil am Behand-
lungserfolg zugeschrieben wird, hin zu der Rolle als Subjekt, das gut informiert über
die Zustimmung zu einer Medikation entscheiden möchte. Das kann auf die gestiege-
ne Bedeutung der Patientenautonomie hinwiesen, wie sie beispielsweise auch im
Memorandum der DGPPN aus dem Jahr 2012 Ausdruck findet (Steinert et al., 2012).
Die Wichtigkeit, die gute Information über Medikamente und ihre Nebenwirkung für
Patienten besitzt, gewinnt Bedeutung, wenn man die Erkenntnisse über Placebo- und
Nocebo-Effekte berücksichtigt. Positive und negative Erwartungen können die Wirk-
samkeit von Medikamenten erheblich beeinflussen (Klosterhalfen & Enck, 2005;
Schedlowski, Rief, & Enck, 2010; Scriba, 2012; Walach & Sadaghiani, 2002). Unter
diesem Aspekt sind die kritischen Äusserungen von Patienten, die sich durch Informa-
tionen über Nebenwirkungen verunsichert fühlten, von hoher therapeutischer Bedeu-
102
tung, da sich diese Verunsicherung durch eine verminderte Adhärenz und auch durch
Nocebo-Effekte geringere Wirkung regelmässig eingenommener Medikamente thera-
peutisch negativ auswirken kann. Dem Umstand, dass Information auch verunsichern
kann, sollte besondere Beachtung zuteil werden, im Sinne einer zielgenauen, an die
Bedürfnisse des jeweiligen Patienten angepasste Information.
Dies ist leicht postuliert, aber weniger leicht umgesetzt; die Literatur gibt dazu leider
wenig Hinweise. Schandorf (2008) ging der Frage nach, was psychiatrische Patienten
von ihrem Behandler erwarten und kam zu dem Ergebnis, dass der überwiegende Teil
der Patienten eine gute und genaue Aufklärung wünscht; auch sie führte jedoch kriti-
sche Äusserungen im Sinne eines zuviel an Aufklärung an.
Worüber mindestens informiert werden sollte, ergibt sich auch aus dem rechtlichen
Rahmen; dieser befindet sich jedoch oft in einem Spannungsfeld zu therapeutisch
sinnvollen Informationen (vgl. Benkert et al., 2012; Laux & Dietmaier, 2013; Lindemei-
er, 2011). Die S3-Leitlinie zur Psychosozialen Therapie bei schweren psychischen
Erkrankungen weist darauf hin, dass jeder Betroffene über die gesetzliche Aufklä-
rungspflicht hinaus ein Recht auf situationsangemessene Informationen hat (DGPPN,
2012). Was eine „situationsangemessene Information“ ist, lässt naturgemäss kaum
standardisieren. Krones und Richter (2008) wiesen beispielsweise darauf hin, dass
das Prinzip der optionalen Autonomie meint, dass die Fürsorge und Verantwortung
des Arztes darin bestehen, dem Patienten nur so viel Autonomie zuzumuten, wie er
sie selbst beanspruchen möchte.
6.2.1.5 Fragen nach Suizidalität
Am anderen Ende der Skala wurde der Umstand, dass nach Suizidalität gefragt wird,
von den Patienten mit einem Mittelwert von M = 1.60 am wenigsten hilfreich bewertet;
was nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass der Umstand, dass nach Suizidalität
103
gefragt wird, von 74% der Patienten als „hilfreich“ in unterschiedlicher Abstufung beur-
teilt wurde.
Es gab eine grosse Streuung der Antworten; dass die Standardabweichung in dieser
Frage mit 1.61 die grösste aller Fragen war, zeigt, dass die Frage nach Suizidalität von
Patienten sehr unterschiedlich bewertet wurde. Vier Patienten (5.8%) bezeichneten die
Frage nach Suizidalität ausdrücklich als „sehr hinderlich“; bei den Fragen mit bipolarer
Antwortmöglichkeit wurde „sehr hinderlich“ als Antwortausprägung im Mittel nur von
1.2% der Patienten genannt.
Der Anteil der Patienten, die Fragen nach Suizidalität zwar grundsätzlich als hilfreich
einschätzten, jedoch nicht die maximale Bewertung „sehr hilfreich“ gaben, war höher
als bei anderen Fragen. Im Durchschnitt beantworteten 25 Patienten (36.2%) eine
bipolare Frage mit „sehr hilfreich“; bei dieser Frage waren es nur 18 Patienten
(26.1%). Das bildet ab, dass das Nachfragen nach Suizidalität von vielen Patienten
nur eingeschränkt positiv bewertet wurde.
Natürlich ist die Abklärung von Suizidalität nicht nur bei tagesklinischer Behandlung
unter den Aspekt der Sicherheit sehr wichtig. Die Antworten der Patienten weisen je-
doch darauf hin, dass Nachfragen zu Suizidalität von einem nicht kleinen Anteil an-
ders, zum Teil explizit negativ gesehen werden.
Lehrmeinung zum Thema Suizidalität ist, dass „das offene Gespräch mit dem Patien-
ten (…) das wichtigste Instrument zur Erfassung des gegenwärtigen Suizidrisikos“
(Althaus & Hegerl, 2004, S. 1124) ist. Wolfersdorf (2010, S. 66) formulierte dezidiert,
welche Fragen zu jeder Einschätzung aktueller Suizidalität gehören bzw. dass das
Unterlassen direkten Nachfragens ein Fehler im Umgang mit suizidalen Depressiven
ist (2011, S. 140). Er betonte jedoch auch, dass diese Fragen sehr konkret, sehr di-
rekt, aber einfühlsam, nicht wie beim Abhaken einer Checkliste, zu stellen sind (2011,
S. 139).
104
Das Unterlassen der Frage nach Suizidalität kann als Behandlungsfehler gewertet
werden; so wird in der S3-Leitlinie zur unipolaren Depression ausdrücklich darauf ver-
wiesen, dass die Suizidalität im Rahmen der Erstdiagnostik zu explorieren ist und auch
im weiteren Verlauf regelmässig erfasst werden muss („S3-Leitlinie/Nationale Versor-
gungsLeitlinie - Unipolare Depression – Langfassung“, 2012). Die Antworten der Pati-
enten in dieser Befragung geben jedoch Anlass, dieses Thema eingehender zu be-
leuchten.
Zur Suizidalität gilt ebenso als gesichert, dass die tragende therapeutische Beziehung
einen wesentlichen Schutz darstellt (Etzersdorfer, 2012; Steffens, 2012; Wolfersdorf,
2010). Wenn jedoch das Nachfragen nach Suizidalität von einer nennenswerten Zahl
von Patienten negativ bewertet wird, kann vermutet werden, dass es für diese Patien-
ten aversiv sein und die therapeutische Beziehung belasten könnte. Daraus lässt sich
kaum der Schluss ableiten, das die Frage nach Suizidalität nicht gestellt werden sollte;
wichtig und einer weiteren Untersuchung wert wäre aber die Frage, ob die Art, wie
nach Suizidalität gefragt wird, einen Einfluss auf die Bewertung durch die Patienten
hat. Mit anderen Worten: Wie muss diese aus professioneller Sicht so wichtige Frage
gestellt werden, damit sie von Patienten positiver bewertet wird?
Zum Thema des Gesprächs mit suizidalen Patienten gibt es eine Vielzahl an Literatur
(z.B. Bronisch, 2012; Etzersdorfer, 2012; Fabian, Biskupek-Kräker & Zschörnig, 2012;
Pöldinger & Sonneck, 1980; C. Reimer, 1994; Wolfersdorf, 2011). Möglicherweise zei-
gen die Antworten der Patienten in der aktuellen Befragung eine Diskrepanz zwischen
dem prinzipiell als hilfreich erkannten und dem im Alltag umgesetzten Handeln. Auch
eine solche Diskrepanz würde sich weiter zu untersuchen lohnen.
Dass das Nachfragen nach Suizidalität von Patienten widersprüchlich bewertet wurde,
sagt nicht, dass sie „Sicherheit“ generell gering schätzten. „Sicherheit“ wurde von Pa-
tienten grundsätzlich durchaus als wichtig angesehen. Die Frage danach zu wissen,
105
an wen man sich in einer Krise wenden kann, ist ebenfalls dem Faktor „Sicherheit“
zuzuordnen. Sie wurde von den Patienten sehr viel einheitlicher hoch bewertet.
6.2.1.6 Gespräche mit Angehörigen
Dass Gespräche auch mit der Familie geführt werden, lag im Durchschnitt der Bewer-
tung durch die Patienten im Mittelfeld der bipolaren Fragen, wies aber mit die höchste
Streuung aller Fragen auf. Das weist darauf hin, dass dieses Element von Patienten
sehr verschieden und nicht nur positiv bewertet wird. Dass es trotz gegebener negati-
ver Bewertungen einen Platz im Mittelfeld erreichte, zeigt, dass es deutliche positive
Bewertungen gab. 10 Patienten (14%) werteten Gespräche mit der Familie jedoch als
hinderlich.
Zugleich wird jedoch die Unterstützung durch die Familie von den Patienten sehr
übereinstimmend als eines der hilfreichsten Elemente der tagesklinischen Behandlung
gesehen. Von den 10 Patienten, die Gespräche mit der Familie als hinderlich bewerte-
ten, schätzte die Hälfte die Unterstützung durch die Familie zugleich als sehr hilfreich
ein. Es gibt damit eine Gruppe von Patienten, die zwar Unterstützung durch die Fami-
lie als sehr wichtig erachten, Gespräche mit Angehörigen aber problematisch finden.
Als Erklärung wäre beispielsweise denkbar, dass diese Patienten fürchten, Angehörige
in Gesprächen zu belasten, dass sie fürchten, dass Konflikte angesprochen und ver-
stärkt werden könnten oder auch, dass sie schlechte Erfahrungen mit Angehörigenge-
sprächen gemacht haben.
Aus der Literatur ist bekannt, dass Patienten und ihre Angehörigen schlechte Erfah-
rungen mit Familiengesprächen machten, zum Beispiel weil den Angehörigen Schuld
für die Erkrankung zugeschrieben wurde, wie es den Konzept der „schizophrenogenen
Mutter“ (Burkhardt, 2010, S. 2; Simon, Clement, & Stierlin, 2004, S. 289; Tölle &
Windgassen, 2009, S. 218; Zitarosa, de Zwaan, Pfeffer, & Graap, 2012) entsprach
oder weil Familiengespräche, obwohl wichtig, selbst als Belastung für Patient und An-
106
gehörige erlebt wurden. Der Aspekt, dass Gespräche auch eine Belastung darstellen
können, wird in trialogischen Gesprächsformen oft berichtet und von Angehörigen
auch im Internet veröffentlicht wird (vgl. Heim, 1999; Meyer, 2014).
An diesem Punkt besteht Handlungsbedarf. Patienten selbst formulieren, dass die
Unterstützung durch ihre Angehörigen für sie sehr wichtig ist. Zugleich ist bekannt,
dass Angehörige selbst durch die psychische Erkrankung des Patienten sehr belastet
sind und selbst Unterstützung brauchen, um Unterstützung geben zu können (Fried-
rich et al., 2012; Rössler, 2008; Rössler, Salize, van Os, & Riecher-Rössler, 2005).
Die Frage, wie Angehörige und professionelle Helfer zusammenfinden können, ist
nicht neu. Rave-Schwank (2002) wies auf die Diskrepanz hin, dass Umgang mit An-
gehörigen zum psychiatrischen Ausbildungskatalog gehört, dass sich aber die Kluft
zwischen Angehörigen und Profis vergrössert habe. Auch Bäuml und Pitschel-Walz
(2012) berichteten, dass der Anteil der Angehörigen, die an psychoedukativen Grup-
pen teilnahmen weiterhin unter 5% lag. Der Umstand, dass Unterstützung durch die
Familie von den Patienten übereinstimmend als sehr wichtig eingeschätzt wird, Ge-
spräche mit der Familie aber nicht einhellig positiv gesehen werden, ist damit konkor-
dant mit den Angaben, die in der Literatur zum Thema Angehörigenarbeit gefunden
werden können. Das sollte Anlass zu weiteren Überlegungen sein, wie die professio-
nelle Unterstützung gestaltet sein muss, um die von Patienten als sehr wichtig bewer-
tete Ressource „familiäre Unterstützung“ besser zu mobilisieren. Die hohe Streuung in
den Antworten der Patienten zum Thema Familiengespräche könnte zudem darauf
hinweisen, dass die Bedürfnisse interindividuell sehr verschieden sind. Offenbar konn-
ten die Gespräche mit den Angehörigen die Bedürfnisse bei einem Teil der Patienten
gut erfüllen, wurden von einem anderen Teil aber negativ erlebt.
Familiäre Unterstützung war für nur 40% Patienten der Untersuchung von Hoge et al.
(1988) wichtig. Für diese Patienten waren fünf der von ihm postulierten Faktoren wich-
107
tiger und vier Faktoren gleich wichtig. Familiäre Unterstützung wurde von den Patien-
ten der aktuellen Befragung jedoch als sehr wichtig bewertet und erreichte Rang 2 der
unipolaren Fragen. Das kann darauf hinweisen, dass familiäre Unterstützung für die
aktuell befragten Patienten bedeutsamer war und würde noch einmal mehr zeigen wie
wichtig es ist, dass die entsprechenden Interventionen tatsächlich auch als hilfreich
wahrgenommen werden. Interventionen sollten dazu beitragen, die den Patienten so
wichtige familiäre Unterstützung als Ressource auch aktivieren zu können.
Trialogische Gesprächsformen, in denen Betroffene, Angehörige und professionelle
Helfer gleichberechtigt zusammenarbeiten, könnten hierzu Weg aufzeigen (DGPPN,
2012, S. 84). Sie ermöglichen wechselseitige Lernprozesse, und stellen für professio-
nelle Helfer eine Möglichkeit dar besser zu verstehen, welche Bedürfnisse Angehöri-
ger aufgenommen werden müssen, damit Hilfen auf diese Bedürfnisse passender an-
geboten und Angehörige besser von ihnen erreicht werden können (Bock & Priebe,
2005; Bock, Sielaff, Ruppelt, Nordmeyer, & Klapheck, 2012; DGPPN, 2012; Gielen,
Geissler, Giesler, & Bock, 2012).
6.2.1.7 Kontakt mit Mitpatienten
Der Kontakt zu Mitpatienten wird zwiespältig erlebt. Im Durchschnitt beurteilen Patien-
ten Aspekte des Kontakts zu Mitpatienten weniger hilfreich als andere Aspekte tages-
klinischer Behandlung. Auch die Streuung der Antworten war grösser als im Durch-
schnitt der Fragen; das spiegelte sich auch in den Freitextantworten, in denen der
Kontakt zu Mitpatienten zwar fast genauso oft wie Gespräche mit Mitarbeitern als hilf-
reich genannt wurde, die aber auch zeigten, dass einige Aspekte des Kontakts in der
Patientengruppe als problematisch erlebt wurden.
Der Kontakt und das Zusammenleben mit Mitpatienten wurde in den Freitextantworten
nicht nur als hilfreich beschrieben. 9 Patienten (30% der Freitextantworten) äusserten
Aspekte des Zusammenlebens mit Mitpatienten als hinderlich. Sie nannten Mitpatien-
108
ten, die die Aufmerksamkeit auf sich zogen, interpersonelle Konflikte, Wechsel in der
Patientengruppe, Probleme der anderen und das Ansehen von Leid, die Übernahme
von Aufgaben und Ämtern und die Schwierigkeit Kontakt zu bekommen. Dies beleuch-
tet, dass Kontakt und das Zusammenleben mit Mitpatienten zwar einerseits als beson-
ders wichtig gesehen wurde, andererseits die mit Kontakt verbundenen Probleme
auch in der Tagesklinik von Patienten durchaus auch als Belastung erlebt werden.
Das korrespondiert mit Küchenhoff (2009), der mit Verweis auf Heigl-Evers und Aupke
(1986) darauf verwies, dass dichte Kontaktangebote einer Station für Menschen, die
unter Nähe-Distanz-Konflikten leiden, zu gross werden könnten. Küchenhoff (2009)
bezog dies auf Patienten mit Persönlichkeitsstörungen und stellte es als Vorteil der
Tagesklinik heraus, dass Tageskliniken intensive Beziehungserfahrungen ermögli-
chen, dass solche Patienten sich aber auch, anders als bei vollstationärer Behandlung
am Abend wieder distanzieren und aus dynamischen Beziehungsangeboten zurück-
ziehen können.
Unter diesem Blickwinkel sind die von einigen Patienten kritisch angemerkten Aspekte
des Kontakts zu Mitpatienten kein spezifischer Nachteil tagesklinischer Behandlung,
sondern eine Belastung, die in vollstationärer Behandlung noch intensiver zum Tragen
kommen würde. Aus therapeutischer Sicht ist es auch nicht unbedingt negativ zu be-
werten, dass belastende Aspekte des Kontakts in der Patientengruppe erlebt werden,
da dies auch eine Problemaktualisierung darstellen kann, die ein wesentlicher Wirkfak-
tor von Psychotherapie ist (vgl. Grawe, 1994, 1995; Stenzel & Berking, 2012).
Auch Küchenhoff (2009) stellte diesen potenziell belastenden Aspekt bei stationären
und teilstationären Settings als positiv heraus, indem er darauf verwies, dass diese
Settings auf Patienten eingerichtet sind, die sich, vor allem in affektiv hochgespannten
Situationen, nicht immer sprachlich artikulieren können. Er prägte den Begriff „Hand-
lungsdialog“ (S. 406) dafür, dass solche Patienten auf Handlungs- und Verhaltenswei-
109
sen ausweichen, die ihnen Entlastung verschaffen oder die ihre seelische Not oder
den psychischen Konflikt anzeigen. Küchenhoff wies darauf hin, dass sich solche
„Handlungsdialoge“, vor allem wenn sie destruktiven Charakter haben, in stationären
und teilstationären Settings besser aufgefangen, beobachtet und entschlüsselt werden
können. „Handlungsdialoge“ bezeichnete er daher als positive Therapiefaktoren. Für
tagesklinische Behandlung bedeutet dies, dass es wichtig ist, die Bedeutung des Kon-
takts zwischen den Patienten zu erkennen und zu nutzen, dass aber zugleich ebenso
bewusst bleiben muss, dass dieser Kontakt auch Belastungen beinhaltet, die zu be-
obachten sind, die aber therapeutisch genutzt werden können.
6.2.1.8 Weitere Aspekte
Der von vielen Autoren hervorgehobene Aspekt der Struktur findet sich zum Teil in der
Bedeutung wieder, die Patienten dem regelmässigen Wechsel zwischen dem Ort der
Behandlung und ihrem Zuhause zuschrieben. Struktur geht jedoch über diesen Aspekt
hinaus. Fragen, die man dem Faktor Struktur zuordnen könnte (Einhalten von Abspra-
chen, Erwartung von Pünktlichkeit, regelmässige Teilnahme an Therapien), lagen in
der Rangfolge tendenziell im oberen Bereich (Rang 6, 12 und 18 von 34 bipolaren
Fragen). 14 Patienten (30% der Freitextantworten) nannten Struktur ausdrücklich als
positiv, was die hohe Bedeutung der Strukturierung, die tagesklinische Behandlung
bietet, unterstreicht.
Einige Freitextantworten spiegeln Aspekte von „Interpersonellem Kontakt“, gehen aber
darüber hinaus und geben unter anderem Aspekte von „Sicherheit“, „Unterstützung“
und „Zielerreichung“ wieder, wie zum Beispiel:
• Anfangs keinen Druck zu haben und zur Ruhe kommen zu können.
• Ansprechperson in Krisensituationen
• Motivation, kleine Ziele erreichen.
110
• Beharrlichkeit, Unterstützung dranzubleiben.
6 Patienten (20% der Freitextantworten) klagten über einen Mangel an Angeboten. Bei
den kritischen, frei formulierten Antworten klagten 4 Patienten (13% der Freitext-
antworten) über die Zuteilung einer Bezugsperson anderen Geschlechts oder über
Umgang von Mitarbeitern mit Patienten, konkret darüber,
• dass sie sich „wie ein Kind behandelt fühlen und nicht wie ein eigenständiger
Mensch, der ein eigenes Leben hat“,
• dass manchmal der Eindruck entstehe, „dass Patienten pauschalisiert werden.
Der Ton des Pflegepersonals ist manchmal respektlos“.
• und über „teilweise Verspätungen von Therapeuten“.
Wenn man auch Verspätungen von Therapeuten unter diesem Aspekt betrachtet, ist
diesen kritischen Antworten gemeinsam, dass Patienten mit eigenen Worten formulie-
ren, dass sie, zumindest teilweise, einen respektvollen, wertschätzenden Umgang und
eine Kommunikation auf Augenhöhe vermissten.
Darüber sprechen zu können, was sie belastet, wurde von den Patienten dieser Befra-
gung als überdurchschnittlich hilfreich bewertet, wobei die Antworten unterdurch-
schnittlich streuten. Das weist auf die Bedeutung der Möglichkeit hin, sich entlasten zu
können und stützt die von Hoge et al. (1988) postulierte Bedeutung des Faktors „Ka-
tharsis“. Kunsttherapie, der ebenfalls eine kathartische Wirkung zugeschrieben werden
könnte, wurde von Patienten allerdings als unterdurchschnittlich hilfreich bewertet.
Verschiedene Fragen, die ausdrücklich den Begriff „Lernen“ beinhalteten, wurden
sämtlich leicht über- oder unterdurchschnittlich eingeordnet, zeigten untereinander in
den Antworten der Patienten keine Korrelation, sodass diese Untersuchung keine
111
Aussage darüber zulässt, ob diese Fragen einem gemeinsamen, von Patienten wahr-
genommenen Faktor „Lernen“ zugeordnet werden können.
Fragen, die sich auf eine Verbindung mit der Gemeinde im Sinne der umgebenden
Gesellschaft bezogen wie Frage 29 („Unternehmungen ausserhalb der Tagesklinik zu
machen ...“), Frage 31 („Aktivitäten ausserhalb der Tagesklinik, z.B. Arbeitserprobung,
zu machen ...“), Frage 48 („Über Freizeitangebote informiert zu werden, ist ...“) und
Frage 45 („Über Arbeitsmöglichkeiten informiert zu werden, ist ...“) wurden von den
Patienten dieser Befragung sämtlich unterdurchschnittlich, d.h. weniger wichtig als
andere erfragte Elemente bewertet.
Die beiden Fragen, die dem Faktor „Universalität“ nach Hoge zugeordnet werden
könnten, Frage 23 („Zu sehen, dass andere Patienten ähnliche Probleme wie ich ha-
ben, ...“) und Frage 25 („In der Gruppe zu hören, wie andere ihre Probleme lösen ...“)
korrelierten hoch miteinander (r= .508). Sie wurden im Mittel der Antworten von den
Patienten überdurchschnittlich bewertet. Dies weist darauf hin, dass der Faktor „Uni-
versalität“ auch für die aktuell befragten Patienten Bedeutung besass.
Die Behandlung wie geplant abzuschliessen wurde von Patienten bei den unipolaren
Fragen leicht überdurchschnittlich bewertet. Es gab zwei freie Antworten, die sich
ebenfalls auf diesen Faktor beziehen können: „Motivation, kleine Ziele erreichen“ und
„Beharrlichkeit, Unterstützung dranzubleiben“. Beides weist darauf hin, dass der er-
folgreiche Abschluss der Behandlung auch für die Patienten der aktuellen Befragung
Bedeutung besass.
112
6.3 Limitationen
6.3.1 Erhebung unter Tageskliniken
Da es kein Verzeichnis der in der Schweiz betriebenen Tageskliniken gibt, kann keine
definitive Aussage dazu getroffen werden, ob alle bestehenden Tageskliniken ange-
schrieben wurden und ob die antwortenden Tageskliniken repräsentativ für die Ge-
samtheit der Tageskliniken sind. Es ist möglich, dass durch die durchgeführte Recher-
che bestehende Tageskliniken nicht ermittelt wurden. Es ist jedoch zu vermuten, dass
es sich hierbei allenfalls um eine kleine Zahl handeln dürfte, da die Erhebung der
B’VM (2010) eine kleinere Zahl von Tageskliniken ergab, obwohl sie im Auftrag des
Vorstandes der Vereinigung der Psychiatrischen Kliniken und Dienste der Schweiz
(VDPS) bei dessen Mitgliedern erfolgte und im Bericht angegeben ist, dass alle ange-
schriebenen Institutionen geantwortet hätten. Laut B’VM gab es 41 bzw. 44 Tageskli-
niken je nachdem, ob man die in der Aufstellung genannte Kategorie „andere“ (n = 3)
den Tageskliniken zurechnet, auf die sich die aktuelle Untersuchung bezieht. Da laut
B’VM alle angeschriebenen Institutionen geantwortet hatten, liegt die Zahl der für die-
se Arbeit ermittelten und angeschriebenen Tageskliniken mit 52 deutlich höher.
Die Quote tagesklinischer Versorgung (14.2% der Gesamtkapazität) lässt sich aus den
Angaben in der aktuellen Erhebung nur mit eingeschränkter Aussagekraft errechnen,
da von den 42 Tageskliniken, die geantwortet haben nur 21 Tageskliniken (50%) An-
gaben zur Zahl tagesklinischer und stationärer Behandlungsplätze in der Region
machten. Die ermittelte Quote tagesklinischer Behandlung an den gesamten Behand-
lungsplätzen stützt sich damit auf Angaben von nur 40% der ermittelten
52 Tageskliniken und damit auf eine vergleichsweise schmale Datenbasis.
Auch auf anderem Weg war es nicht möglich die Quote tagesklinischer Behandlung zu
ermitteln. Aus der Erhebung kann man zwar auf die Zahl allgemeinpsychiatrischer und
113
psychotherapeutischer tagesklinischer Plätze in der Deutschschweiz hochrechnen,
wenn man davon ausgeht, dass die Tageskliniken, von denen keine Angaben vorlie-
gen, in ihrer Grösse mit den anderen Tageskliniken vergleichbar sind, deren Antworten
ausgewertet werden konnten. Es wären dann in der Deutschschweiz 1'016 allgemein-
psychiatrische oder psychotherapeutische tagesklinische Plätze. Nach H+ (2014) gibt
es in der Schweiz mindestens 5'900 stationäre psychiatrische Behandlungsplätze; es
gibt jedoch keine Datenquelle, die erschliesst, wie viele dieser Plätze auf die Deutsch-
schweiz entfallen und wie hoch der Anteil allgemeinpsychiatrischer und psychothera-
peutischer Plätze an der dieser Gesamtzahl ist. Daher ist es auch aus dieser Quelle
nicht möglich, auf die Quote tagesklinischer Behandlung zu schliessen.
Eine weitere Limitation der Arbeit liegt in dem zeitlichen Abstand zwischen der Erhe-
bung in der Schweiz und der Erhebung der EDEN-Study (Kallert et al., 2004a) be-
gründet. So können zwar Unterschiede der Ergebnisse beschrieben werden. Zugleich
weisen Veröffentlichungen darauf hin, dass es zumindest in Deutschland, das mit
grossem Gewicht in die Erhebung der EDEN-Study einging, in den Jahren nach der
Erhebung zur EDEN-Study ebenfalls zu einer Verschiebung der in Tageskliniken anzu-
treffenden Diagnosen mit einer Abnahme psychotischer Erkrankungen und einer Zu-
nahme affektiver Störungen gekommen ist (Engfer & Kallert, 2008), sodass die Unter-
schiede der aktuell in den verschiedenen Ländern anzutreffenden Praxis möglicher-
weise geringer sind, als es die Ergebnisse dieser Untersuchung nahe legen. Dieser zu
vermutende Effekt kann allerdings nicht konkret beziffert werden, da es aus den ande-
ren Ländern derzeit keine aktuelleren Zahlen als die Ergebnisse der EDEN-Study gibt.
Die antwortenden Tageskliniken haben nicht immer zu allen Fragen verwertbare An-
gaben gemacht. Bei einzelnen Fragen war dies so häufig, dass zu ihnen keine sinnvol-
le Auswertung möglich war; bei diesem Fragen ist es in der Darstellung auch benannt.
Die Antworten bei anderen Fragen erlaubten zwar eine sinnvolle Auswertung, aber
auch bei anderen Fragen war die Zahl der Antworten, die in die Auswertung eingingen
114
kleiner als die Zahl der Tageskliniken, die die Fragebögen retourniert haben, sodass
hier möglicherweise eine Verzerrung resultieren könnte.
6.3.2 Patientenbefragung
Die Befragung der Patienten wurde in 8 allgemeinpsychiatrischen Tageskliniken
durchgeführt (s. Liste der Tageskliniken der Patientenbefragung, Seite 150). Es kann
zwar nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, dass die Patienten dieser Tages-
kliniken repräsentativ für die Gesamtheit der Tageskliniken in der Deutschschweiz
sind. Da jedoch sowohl Tageskliniken grösserer psychiatrischer Dienste (Psychiatri-
sche Dienste Aargau und Kantonale Psychiatrische Dienste St. Gallen, Sektor Nord)
als auch Tageskliniken eines an einem Spital angegliederten psychiatrischen Dienstes
(Psychiatrische Dienste der Spital Simmental-Thun-Saanenland AG) beteiligt waren,
da die beteiligten Tageskliniken sowohl städtische als auch ländliche Versorgungsre-
gionen versorgten und da allgemeinpsychiatrische Tageskliniken beteiligt wurden, ist
von einer hinreichenden Repräsentativität auszugehen.
Nicht einmal die Hälfte der Fragebögen wurde von den Patienten vollständig aus-
gefüllt. Damit war die Zahl der komplett ausgefüllten Fragebögen gemessen an der
Anzahl Items zu gering für eine faktorenanalytische Überprüfung der von Hoge et al.
(1988) postulierten Wirkfaktoren tagesklinischer Behandlungen. Dies ist eine wichtige
Limitation der vorliegenden Studie. Allerdings wiesen die Antworten der Patienten zu
den erfragten Elementen der tagesklinischen Behandlung bzw. die oftmals geringen
Korrelationen zwischen Elementen, die theoretisch demselben Faktor zugeordnet
werden, nicht darauf hin, dass die Patienten jene Wirkfaktoren erlebten, die von Hoge
et al. für tagesklinische Behandlung postuliert wurden. Gewissheit würde allerdings
erst eine Studie mit einer deutlich grösseren Stichprobe (und mehr vollständigen Fra-
gebögen) liefern können. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Wirk-
faktoren in einem anderen (und grösseren) Sample tagesklinischer Patienten doch
115
noch finden liessen. Eine Überprüfung, ob die von Hoge et al. (1988) postulierten und
gewichteten Wirkfaktoren in der aktuellen Befragung in ihrer Gewichtung bestätigt
werden können, konnte durch diese Befragung quantitativ nicht geleistet werden.
In die Antwort eines Patienten auf eine Frage, wie hilfreich er ein konkretes Element
tagesklinischer Behandlung findet, fliesst naturgemäss seine konkrete Erfahrung mit
diesem Element, d.h. auch die Erfahrung mit dessen guter oder schlechter Durch-
führung ein. So kann es sein, dass ein Element als nicht hilfreich beurteilt wird, weil
der befragte Patient damit eine konkrete negative Erfahrung verbindet, die bei anderer
Durchführung auch anders hätte sein können. Hier könnten als Beispiel Gespräche mit
Angehörigen betroffen sein: Die Unterstützung durch Angehörige wurde von Patienten
als sehr wichtig angegeben; Gespräche mit Angehörigen wurden aber heterogener
und von einem Teil der Patienten als hinderlich bewertet. Das könnte daran liegen,
dass einige Patienten keine guten Erfahrungen mit Familiengesprächen gemacht ha-
ben, wie dies bereits diskutiert wurde.
6.4 Schlussfolgerungen und Ausblick
Die aktuelle Untersuchung ist die bislang umfassendste Erhebung des Standes tages-
klinischer Behandlung in der deutschsprachigen Schweiz. 42 von 52 erfassten Tages-
kliniken gaben Auskunft mittels eines Fragebogens, der an den deutschsprachigen
Fragebogen zur EDEN-Study (Kallert, 2012a, 2012b) angelehnt war. Damit war es
möglich, eine umfassende Erhebung der Situation in der deutschsprachigen Schweiz
durchzuführen und die Ergebnisse mit denen aus anderen europäischen Ländern zu
vergleichen.
Die Erhebung unter den Tageskliniken zeigt, dass die Quote tagesklinischer Behand-
lung insgesamt noch leicht unter den anderen europäischen Ländern liegt und dass es
innerhalb der Schweiz eine erhebliche Streuung gibt, sodass das Potenzial tagesklini-
scher Behandlung noch nicht ausgeschöpft ist. Die Zahlen des Branchenverbandes
116
der Schweizerischen Spitäler (H+, 2014) belegen für den Zeitraum zwischen 2001 und
2011 eine massive Zunahme kostenintensiver stationärer Behandlungen. Das fordert
geradezu heraus, das noch nicht ausgeschöpfte Potenzial tagesklinischer und anderer
Interventionen konsequenter zu nutzen.
Schweizer Tageskliniken versorgen ein anderes Klientel als die Tageskliniken, die im
Rahmen der EDEN-Study (Kallert et al., 2004a) verglichen wurden. Patienten mit einer
F2-Diagnose fanden sich in der Schweizer Tageskliniken wesentlich seltener, Patien-
ten mit einer affektiven Störung wesentlich häufiger. Diese Feststellung wird jedoch
durch den zeitlichen Abstand der Erhebungen relativiert, da auch in den anderen eu-
ropäischen Ländern eine Verschiebung des Diagnosespektrum hin zu affektiven und
neurotischen Störungen beschrieben wurde (Beine et al., 2005; Engfer & Kallert,
2008).
Auf eine defensivere Aufnahmepolitik der Schweizer Tageskliniken scheint hinzu-
wiesen, dass sie Ausschlusskriterien wesentlich häufiger nannten als die Tagesklini-
ken der multinationalen Erhebung. Andererseits zeigten die Schweizer Tageskliniken
im Hinblick auf die Öffnungszeiten und die erwartete Anwesenheit der Patienten ein
hohes Mass an Flexibilität. Die EDEN-Study (Kallert et al., 2004a) belegte einen gros-
sen Unterschied zwischen England und den anderen europäischen Ländern. Die Ta-
geskliniken in England, das eine lange Tradition tagesklinischer Behandlung hat, hat-
ten flexiblere Öffnungszeiten und Erwartungen an die Patienten als die Tageskliniken
in den anderen Ländern. Die Schweizerischen Tageskliniken lagen in ihren Erwartun-
gen deutlich näher an den englischen als an den anderen europäischen Tageskliniken.
In der Befragung der Patienten wurden von diesen vor allem vier Aspekte als hilfreich
an der tagesklinischen Behandlung hervorgehoben: Der regelmässige Wechsel zwi-
schen Tagesklinik und Zuhause, Gesprächsmöglichkeiten mit Mitarbeitern der Tages-
klinik, ein niederschwelliger, rascher und leichter Zugang und die Information über
117
Medikamente. Besonders bemerkenswert erscheint die Bewertung des täglichen
Ortswechsels durch die Patienten. Dieser Wechsel ist ein zentrales Unterscheidungs-
merkmal zwischen tagesklinischer und stationärer Behandlung. Er wurde zwar von
verschiedenen Autoren als wichtiges therapeutisches Element herausgestellt (Hoge et
al., 1988; Kallert & Schützwohl, 2002; Küchenhoff, 2009; Rond, 1953); aus Patienten-
sicht wäre es aber durchaus denkbar, dass er auch als Belastung erlebt werden könn-
te. Die Patienten dieser Befragung bewerteten diesen regelmässigen Wechsel zwi-
schen der Tagesklinik und ihrem Zuhause aber sehr einheitlich als hilfreichsten aller
erfragten Aspekte.
Gespräche mit Mitarbeitern wurden von den Patienten ebenfalls durchgängig als sehr
hilfreich bewertet. Der Kontakt mit Mitpatienten wurde hingegen zwiespältig erlebt. Das
korrespondiert mit Küchenhoff (2009), der es als Vorteil einer Tagesklinik herausstell-
te, dass Patienten sich am Abend wieder distanzieren und aus dynamischen Bezie-
hungsangeboten zurückziehen können. Damit hat tagesklinische Behandlung einen
spezifischen Vorteil gegenüber vollstationärer Behandlung – zugleich kann die belas-
tende Seite des Kontakts mit Mitpatienten im Sinne einer Problemaktualisierung (vgl.
Grawe, 1994) durchaus auch therapeutisch genutzt werden.
Medikation zu erhalten wurde als wirksamer Faktor tagesklinischer Behandlung ver-
schiedentlich hervorgehoben (Hoge et al., 1988; Kallert & Schützwohl, 2002). Die in
dieser Untersuchung befragten Patienten beurteilten weniger den Umstand Medika-
mente zu erhalten als die gute Information über Wirkungen und Nebenwirkungen von
Medikamenten als wichtig. Das zeigt eine Akzentverschiebung weg von der Rolle als
Empfänger hilfreicher Medikamente in Richtung auf die Rolle als autonom entschei-
dendes Subjekt, das gute Information erwartet. Diese Akzentverschiebung spiegelt die
gestiegene Bedeutung der Patientenautonomie.
118
Dass nach Suizidalität gefragt wird, wurde von den Patienten dieser Untersuchung
sehr zwiespältig und weniger hilfreich als andere Aspekte der tagesklinischen Behand-
lung beurteilt. Es ist unstrittig, dass die Erhebung von Suizidalität unverzichtbar ist und
dass dazu konkretes Nachfragen eines der wichtigsten Instrumente darstellt. Zugleich
gibt es in der Literatur zahlreiche Hinweise, wie ein solches Gespräch erfolgen und wie
solche Fragen gestellt werden sollten (z.B. Bronisch, 2012; Etzersdorfer, 2009, 2012;
Fabian et al., 2012; Pöldinger & Sonneck, 1980; C. Reimer, 1994; Wolfersdorf, 2011).
Die Antworten der Patienten in der aktuellen Befragung können auf eine Diskrepanz
zwischen dem prinzipiell als hilfreich erkannten und dem im Alltag umgesetzten Han-
deln hinweisen.
Ähnlich zwiespältig wurden von den Patienten Gespräche mit Angehörigen bewertet.
Obwohl der Unterstützung durch Angehörige von den Patienten grosses Gewicht zu-
geschrieben wurde, werden Gespräche mit der Familie von einer nennenswerten Zahl
von Patienten kritisch gesehen. Offenbar gelingt es professionellen Helfern nur teilwei-
se, ihre Patienten darin zu unterstützen, die von den Patienten selbst hoch bewertete
Ressource „familiäre Unterstützung“ zu mobilisieren.
Die Befragung der Patienten wirft damit wichtige Fragen für die Verbesserung der Ver-
sorgung auf. In Bezug auf die medikamentöse Behandlung unterstreicht sie die Be-
deutung, Patienten in ihrem wachsenden Selbstverständnis als autonom entscheiden-
de Subjekte mit der Erwartung guter Information anzusprechen. In Bezug auf das so
wichtige Erkennen von Suizidalität sollte der Frage weiter nachgegangen werden, wie
weit das im Alltag gelebte Handeln den Regeln der Kunst entspricht und wie Verbes-
serungen erreicht werden können. Die zwiespältige Bewertung von Gesprächen mit
Angehörigen weist auf die Herausforderung hin Patienten künftig besser darin zu un-
terstützen, familiäre Unterstützung nutzen zu können.
119
Die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte Umfrage und deren Auswertung wurden
über diese Arbeit hinausgehend in einem weiteren Schritt um die Tageskliniken der
französisch- und italienisch-sprachigen Schweiz erweitert. Dazu wurden die in dieser
Arbeit verwendeten Fragebögen ins Französische übersetzt. Die Rekrutierung der
psychiatrischen Institutionen und Tageskliniken in der französisch- und italienisch-
sprachigen Schweiz erfolgte über die „Plateforme Romande des Institutions Psychiat-
riques“. Anschliessend wurden die für diese Arbeit bereits vorgenommenen Auswer-
tung der Deutschschweizer Tageskliniken um die Daten der Tageskliniken der franzö-
sisch- und italienischsprachigen Schweiz erweitert und an H+, den Verband der Spitä-
ler der Schweiz, berichtet (Stulz, Weiss, & Hepp, 2013).
120
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139
8 Anhang
8.1 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Übersicht über 1974 bestehende, projektierte und geplante
Tageskliniken in der Schweiz (modifiziert nach: Uchtenhagen, 1974, S. 10) ..... 13!
Abbildung 2: Therapeutische Beziehungen in Gruppen (modifiziert nach:
Bormann, 2010, S. 57) ........................................................................................ 35!
Abbildung 3: Relative Häufigkeit einzelner Diagnosen ............................................... 52!
Abbildung 4: Ausschlusskriterien (Anteil der Tageskliniken, die das Kriterium
nannten) .............................................................................................................. 53!
Abbildung 5: Zuweisungswege ................................................................................... 54!
Abbildung 6: Durchschnittliche Bedeutung der Aufgaben von Tageskliniken in
der Selbstbeschreibung (1 = „keine Bedeutung“; 5 = „grösste Bedeutung“)
Die Fehlerbalken kennzeichnen die Standardabweichung ................................. 56!
Abbildung 7: Therapeutische Angebote der Tageskliniken (Anteil der
Tageskliniken) ..................................................................................................... 57!
Abbildung 8: Routinediagnostik (Anteil der Tageskliniken) ........................................ 58!
Abbildung 9: Grösse der Tageskliniken mit fixer Platzzahl ......................................... 59!
Abbildung 10: Grösse der Tageskliniken mit variabler Platzzahl ................................ 59!
Abbildung 11: Grösse aller Tageskliniken .................................................................. 60!
Abbildung 12: Vertretene Berufsgruppen (Anteil der Tageskliniken) .......................... 63!
Abbildung 13: Diagnoseverteilung im internationalen Vergleich (aktuelle
Erhebung verglichen mit Kallert et al., 2004a) .................................................... 75!
Abbildung 14: Diagnosegruppe F3 im internationalen Vergleich (aktuelle
Erhebung verglichen mit Kallert et al., 2004a) ................................................... 76!
Abbildung 15: Hospitalisierungen bei affektiven Störungen und Schizophrenie
von 2001 bis 2011 (H+, 2014) ............................................................................ 78!
Abbildung 16: Entwicklung von Pflegetagen und Hospitalisierungen von
Behandlungen unter 1 Jahr Dauer (H+, 2014) ................................................... 79!
Abbildung 17: Ausschlusskriterien CH relativ zur EDEN-Study, Differenz der %-
Punkte absolut (aktuelle Erhebung verglichen mit Kallert et al., 2004a) ............ 80!
Abbildung 18: Bedeutung der tagesklinischen Aufgaben in der Schweiz, in
Deutschland und in England (Skala: 1 = „keine Bedeutung“ bis 5 =
„grösste Bedeutung“) (aktuelle Erhebung verglichen mit Kallert et al.,
2004a) ................................................................................................................. 86!
140
Abbildung 19: Lage der Tageskliniken im internationalen Vergleich (aktuelle
Erhebung verglichen mit Kallert et al., 2004a) .................................................... 89!
Abbildung 20: Korrelationsmatrix Teil I ..................................................................... 157!
Abbildung 21:Korrelationsmatrix Teil II ..................................................................... 158!
Abbildung 22: Korrelationsmatrix Teil III ................................................................... 159!
8.2 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Finanzierung der Tageskliniken ................................................................. 49!
Tabelle 2: Bewertung verschiedener Aspekte der tagesklinischen Behandlung
durch Patienten (bipolare Fragen in absteigender Reihenfolge) ........................ 64!
Tabelle 3: Bewertung verschiedener Aspekte der tagesklinischen Behandlung
durch Patienten (unipolare Fragen in absteigender Reihenfolge) ...................... 67!
Tabelle 4: Ausschlusskriterien im internationalen Vergleich (aktuelle Erhebung
verglichen mit Kallert et al., 2004a) ..................................................................... 81!
Tabelle 5: Routinemässige Untersuchungen im internationalen Vergleich
(aktuelle Erhebung verglichen mit Kallert et al., 2004a) ..................................... 87!
Tabelle 6: Berufsgruppen im internationalen Vergleich (aktuelle Erhebung
verglichen mit Kallert et al., 2004a) ..................................................................... 92!
141
8.3 Fragebogen je Institution
142
143
8.4 Fragebogen je Tagesklinik
144
145
146
147
8.5 Fragebogen für Patienten
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149
8.6 Liste der angefragten Institutionen
Institution
Kanton
Externer Psychiatrischer Dienst Aargau
AG
Klinik Barmelweid AG
AG
Klinik Schützen Rheinfelden
AG
Privatklinik Wyss
BE
Psychiatrische Dienste SRO
BE
Spital STS AG Psychiatrische Dienste Thun
BE
Spitäler fmi ag spital interlaken
BE
Universitäre Psychiatrische Dienste Bern (UPB)
BE
Psychiatrie Baselland
BL
Klinik Sonnenhalde AG
BS
Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel
BS
Psychiatrische Dienste Graubünden
GR
Luzerner Psychiatrie
LU
Kantonsspital Obwalden
OW
Kantonale Psychiatrische Dienste - Sektor Nord
SG
Kantonale Psychiatrische Dienste - Sektor Süd
SG!
Spitäler Schaffhausen - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
SH
Psychiatrische Dienste der Solothurner Spitäler AG
SO
Clienia Schlössli AG, Privatklinik Littenheid
TG
Psychiatrische Dienste Thurgau - Externe Psychiatrische Dienste
TG
Clienia Psychiatriezentrum Männedorf
ZH
Clienia Schlössli AG, Psychiatriezentrum Wetzikon
ZH
Integrierte Psychiatrie Winterthur - Zürcher Unterland
ZH
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich,
Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie ZH Ost
ZH
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich,
Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie ZH West
ZH
Sanatorium Kilchberg
ZH
Stiftung Forhalde
ZH
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150
8.7 Liste der Tageskliniken der Patientenbefragung
Tagesklinik
Kanton
Tagesklinik Rorschach
SG
Psychiatrische Tagesklinik St. Gallen
SG
Tagesklinik Wattwil
SG
Tagesklinik 1 – Psychiatrische Dienste Thun
BE
Tagesklinik Steffisburg – Spital Thun
BE
Tagesklinik Königsfelden
AG
Tagesklinik Aarau
AG
Tagesklinik Baden
AG
8.8 Freitextantworten der Patienten
8.8.1 Hilfreiche Aspekte
Als hilfreich an der Behandlung wurde von Patienten im Freitext Folgendes benannt..
Rechtschreibfehler sind hier und in der Auflistung der hinderlichen Aspekte in der Wie-
dergabe korrigiert:
• Der Kontakt mit anderen Patienten u. die Gespräche mit dem Psychologen der
Vertrauensperson.
• Dass man verstanden wird, nicht alleine ist.
• Struktur, soziales Umfeld.
• Tagesstruktur zu erhalten, Ergotherapie / Kognitives Training.
• Tagestruktur - Am Morgen aufstehen zu müssen - Mit den Mitpatienten zu-
sammen zu sein.
151
• Struktur, Gespräche, Skillsgruppe, Einzeltherapie mit der Psychologin.
• Das ich anfangs kein Druck hatte und ich zur Ruhe kam! Und meine Ziele alle
mit Hilfe des Teams erreicht habe!
• Das hervorragende Team, die Therapien, die Mitpatienten
• Viele interessante Menschen können zu lernen, Therapien (Kunsttherapie),
Gespräche mit dem Arzt (Ärztin) und Pfleger.
• Die Mitpatienten, Bewegungstherapie, Einzeltherapie.
• Patientengruppe/Austausch, - Geregelter Tagesablauf - zuständige Pflegefach-
frau.
• Kochen, Ergo.
• Tagestruktur, Gespräche, Aktivitäten, unter Leute kommen.
• Gespräche.
• Mich kennen zu lernen (Körper).
• Tagesstruktur.
• Verhaltenstherapie, Tagesplanung.
• Gruppe und auch das Team.
• Struktur jeden Tag, Einzel-Gespräche.
• Gespräche und Therapien – Tagesstruktur.
• Tagesstruktur.
152
• Für mich ist die Tagesklinik sehr hilfreich und habe noch nie eine so gute Insti-
tution erlebt wie diese in Thun.
• Unterstützung, Sicherheit.
• Ablenkung.
• Einzelgespräche mit der Bezugsperson, Gespräche mit Mitpatienten.
• Die Gespräche mit diversen Fachpersonen. Nicht immer alleine daheim sein.
• Die Gespräche mit dem Fachpersonal und der Bezugsperson. Ich wurde ernst
genommen. Shiatsu tat mir sehr gut. Die Kunsttherapie, Kochen Entspannung.
• Mir hilft es in Krisenmomenten eine Ansprechperson zu haben, die Zeit für
mich hat. Vor allem die handwerklichen Aktivitäten und Gespräche tun mir gut.
• Gespräche mit Ärztin .., verschiedene Therapien ... .
• Gespräche unter Patienten, Einzelgespräche mit der Bezugsperson, miteinan-
der Kochen.
• Die Kunsttherapie, verschiedene Meinungen einholen zu können, eine Beurtei-
lung von sich selbst und anderen zu erhalten, die Offenheit und er gute Um-
gang der Gruppe / Mitpatienten.
• Das Zusammensein mit den anderen Patienten. Gespräche mit Psychologen.
• Tagestruktur, soziale Kontakte, über meine Probleme sprechen zu können, se-
hen das nicht nur ich dieses Probleme habe, hören wie andere mit diesen
Problemen umgehen.
• Nette Leute kennenzulernen, reden mit den Fachleuten.
153
• Die Kunsttherapie.
• Stressreduzierendes Programm, gemeinsames Beisammensein nach dem
Programm, gemeinsames Mittagessen, Therapiegruppen.
• Ich finde die Tagesklinik sehr gut. Ich hatte selber viel gelernt.
• Kochtherapie, Spaziergänge.
• Gespräch mit Frau W..
• Bis jetzt, alles gutes Klima, Leiter, Psychologe, Struktur, Organisation, Team
Stimmung, Motivation, kleine Ziele erreichen, alles bis jetzt.
• Beharrlichkeit, Unterstützung dranzubleiben.
• Das Verständnis und Zusammenleben mit Mitpatienten und Pflegepersonal wie
ach die sofortigen Hilfe von Therapeuten
• Gespräche, Kunsttherapie --> Kreativitätsmöglichkeiten
• Die Maltherapie, Spielen, Kontakt zu Menschen
• Gespräche - das Mitarbeiter auf mich zugekommen sind
• Das Team ist sehr nett und zuvorkommend. Man kann jederzeit mit einem
Problem etc. zu den Teammitgliedern gehen
• Fast alles, z.B. kochen etc.. Sprechen mit Pflegepersonen und Ärzten.
154
8.8.2 Hinderliche Aspekte
Als hinderlich an der Behandlung wurde von Patienten im Freitext Folgendes benannt:
• Das man von diversen Angestellten wie ein Kind behandelt wird und nicht wie
ein eigenständiger Mensch, der ein eigenes Leben hat.
• Ich musste für mich zu lange warten, bis ich an das erste Gespräch konnte -
Ich wurde über mein Medikament nicht gut aufgeklärt und mir wurden keine Al-
ternativen angeboten .. - Wenn man eine Krise hat und die Therapeutin in Feri-
en ist und die Bezugsperson nicht da ist, weiss man nicht auf wen zugehen
und wo sich Hilfe holen. Wurde über keine Freizeitangeboten informiert.
• Patienten, die die Aufmerksamkeit immer auf sich zogen und ihre Probleme
nicht mit dem Team, sondern mit den anderen Patienten besprechen!
• Hinderlich: Praktisch keine Arzttermine
• Keine Liegestühle
• Manchmal entsteht der Eindruck, dass Patienten pauschalisiert werden. Der
Ton des Pflegepersonals ist gelegentlich respektlos.
• Wechsel der Patienten.
• Beeinflusse Anwendung.
• Laufen.
• Mit so vielen Leuten den Tag verbringen.
• Bauch anspannen – entspannen.
155
• Zu wenig Programm, gemeinsam zusammen machen, zu wenig Hilfe wie kann
ich mit dem Alltag klarkommen.
• Die Probleme der anderen.
• Sozialkurs.
• Kann mich dazu nicht äussern.
• Am Anfang die Werkstatt und das Malen.
• Die langen Pausen bereiten mir Mühe, mich selbst untätig zu ertragen. Mir
scheint, das fördert meine Passivität.
• Von anderen Personen Aufgaben zu nehmen.
• Wenn sich Leute ärgern über andere und das hinter dem Rücken des anderen
weiter rum erzählen.
• Regelmässige Abwesenheit des Personals. Als Bezugsperson ein anderes
Geschlecht zu erhalten.
• Zu viele Ämtlis.
• Teilweise Verspätungen der Therapeuten.
• Ich habe viele Leute gesehen.
• Sich unterordnen.
• Anleitung zum Essen.
• Kleinigkeiten.
• Übertritt von Krisenintervention in Tagesklinik, Anpassungszeit.
156
• Bisher nichts was von aussen gegeben ist.
• Schwer Kontakt zu anderen Patienten zu kriegen.
• Möchte mehr über Medikamente aufgeklärt werden --> Langzeitbehandlung ->
Welche Auswirkungen auf die Zukunft?
157
8.9 Matrix der Korrelationen zwischen den einzelnen Fragen der
Patientenbefragung
Abbildung 20: Korrelationsmatrix Teil I
158
Abbildung 21:Korrelationsmatrix Teil II
159
Abbildung 22: Korrelationsmatrix Teil III
160
9 Verdankungen
In erster Linie gilt mein Dank Prof. Dr. Ulrich Schnyder für die Möglichkeit die vorlie-
gende Dissertation zu verfassen. Mein besonderer Dank gilt auch Prof. Dr. Urs Hepp
und Dr. Niklaus Stulz für die fachlich und persönlich hervorragende und engagierte
Betreuung dieser Arbeit. Sie standen jederzeit für Fragen zur Verfügung und haben
mit ihren konstruktiven, aber auch kritischen Feedbacks viel zum Entstehen dieser
Arbeit beigetragen.
Ich danke Prof. Dr. Ulrich Schnyder und Dr. Roland Weber für die sehr persönlichen
und nachdrücklichen Empfehlungen an die angeschriebenen Tageskliniken mit der
Bitte an dieser Umfrage teilzunehmen. Ohne diese Empfehlungen wäre die hohe Zahl
der Antworten kaum vorstellbar gewesen. Natürlich gilt mein Dank in diesem Zusam-
menhang den Leitern der teilnehmenden Tageskliniken, die mit ihrer Teilnahme an der
Befragung diese Arbeit überhaupt erst möglich machten.
Prof. Dr. Thomas Kallert danke ich dafür, dass er mir die Fragebögen zur Verfügung
stellte, mit denen die Erhebung zur EDEN-Study durchgeführt wurden. Damit wurde
der Vergleich zwischen den Tageskliniken der Deutschschweiz und denen der ande-
ren Länder möglich.
Ich danke auch Prof. Dr. Urs Hepp, Dr. Thomas Maier und Dr. Dieter Hofer die in den
Tageskliniken ihrer Institutionen die Befragung der Patienten initiiert und unterstützt
haben. Natürlich gilt mein Dank auch den Mitarbeitenden der Tageskliniken, die diese
Befragung ganz konkret neben ihren täglichen Aufgaben durchgeführt haben.
Nicht zuletzt gilt mein Dank meiner Familie, meiner Frau Dr. Claudia Carroll, die mich
in dieser Zeit oft motivierend und beratend begleitet hat und meinen Söhnen Timon
und Anton, die für diese Arbeit auf manch eine gemeinsame Aktivität verzichten muss-
ten.
161
10 Curriculum Vitae
Axel Weiß! !
30.09.1060
Geboren in Köln
1966 - 1970
Grundschule in Köln
1970 - 1979
Schiller-Gymnasium in Köln, Abschluss mit Abitur
1980 - 1981
Zivildienst in der ambulanten Altenbetreuung
1981 - 1989
Studium der Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät
der Universität zu Köln
1989
Ärztliche Prüfung (Staatsexamen) am 29.06.1989
1990 - 1991
Arzt im Praktikum und Assistenzarzt, Kreiskrankenhaus
Gummersbach, Allgemeinchirurgie
1991
Approbation als Arzt am 01.09.1991
1992 - 1993
Assistenzarzt Psychiatrie, Krankenhaus Langenberg
1993
Assistenzarzt Psychiatrie, Rheinische Kliniken Langenfeld
1996
Anerkennung als Facharzt für Psychiatrie
1996 - 1998
Facharzt für Psychiatrie, Rheinische Kliniken Langenfeld
1998 - 2008
Oberarzt, Rheinische Kliniken Langenfeld
2005
Anerkennung als Facharzt für Psychiatrie und
Psychotherapie
2007 - 2009
Masterstudium ‚Hospital Management‘ an der Medizinischen
Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
2008 - 2009
Oberarzt, Krisenintervention am Psychiatrischen Zentrum
St. Gallen
2010
Leitender Arzt, Sozialpsychiatrischer Dienst am
Psychiatrischen Zentrum Appenzell Ausserrhoden
Seit 2011
Chefarzt, Psychiatrisches Zentrum Appenzell Ausserrhoden
!