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Steffen Höd e r, Hamburg
Das Lautsystem des Altenwerder Platt
Eine phonetisch-phonologische Bestandsaufnahme
1. Hintergrund
Ziel dieses Artikels ist eine phonetisch-phonologische Beschreibung der Mundart
von Altenwerder. Dieser Dialekt kann heute als praktisch ausgestorben gelten, auch
wenn noch einige Sprecher leben, deren gegenwärtiger Sprachgebrauch zurzeit im
Rahmen eines Forschungsprojekts untersucht wird (vgl. B
IEBERSTEDT
/
R
UGE
/
S
CHRÖDER
2008). Altenwerder, heute Teil des Hamburger Hafens, war bis in die
zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein ein auf einer Elbinsel südwestlich des
Stadtgebiets gelegenes Dorf, das hauptsächlich von Landwirtschaft und Fischerei
geprägt und durch Geschichte und Kultur eng mit dem westlich gelegenen Alten
Land verbunden war. Seit dem Groß-Hamburg-Gesetz 1937/38 gehörte es zum
Hamburger Staatsgebiet. Durch die seit 1961 geplante und in den 1970er Jahren ge-
gen den Widerstand der Einwohner begonnene Erweiterung des Hafens auf Alten-
werder Gebiet existiert der Ort heute nicht mehr; die etwa 2.000 Einwohner haben
ihren Wohnsitz in andere Dörfer oder Stadtteile verlegt, viele davon nach Finken-
werder. Bevor der Ort 1979 endgültig aufgegeben wurde, sind am Germanischen
Seminar der Universität Hamburg Tonbandaufnahmen erstellt worden, die den
Altenwerder Dialekt dokumentieren. Es handelt sich um relativ unsystematische
Aufzeichnungen, teilweise um Mitschnitte von Gesprächen einzelner Sprecher
untereinander und mit einem Interviewer, teilweise auch um leicht standardisierte
Abfragen bestimmter Wörter und Ausdrücke im Altenwerder Dialekt, hier vor allem
der Wenker-Sätze. Alle Sprecher haben längere Zeit, die meisten von Geburt an und
bis zur Erstellung der Aufnahmen, in Altenwerder gelebt. Auf diesen Aufnahmen
basiert die vorliegende Analyse.
Untersuchungen zur lautlichen Ebene haben in der deutschen Dialektologie eine
lange Tradition und liegen den gängigen dialektgeographischen Einteilungen des
Sprachraums zugrunde, die heute zum Grundwissen der germanistischen Linguistik
gehören. Besonders seit den 1970er Jahren ist die Zahl der Arbeiten auf diesem Ge-
biet jedoch stark zurückgegangen, während soziolinguistische und kommunikativ-
pragmatische Fragestellungen in den Vordergrund gerückt sind, daneben zunehmend
auch Arbeiten zum hochdeutsch-niederdeutschen Sprachkontakt und seinen Auswir-
kungen.
1
Tatsächlich liegt den meisten Beschreibungen traditioneller Ortsdialekte
1 Für einen Überblick über die Geschichte der phonetisch-phonologischen Forschung in der Dialek-
tologie vgl. NIEBAUM / MACHA (2006) und besonders WIESINGER (1994, 3ff.).
H
ÖDER
2
eine willkürliche, manchmal auch naive Idealisierung der sprachlichen Situation
zugrunde, die Sprach- und Dialektkontakt, die daraus resultierende Mehrsprachig-
keit der Sprecher, soziale Faktoren des Dialektgebrauchs und schließlich die Varia-
tion innerhalb der einzelnen Dialekte ausklammert. Diese Aspekte sind jedoch ge-
rade auch für die Situation der niederdeutschen Dialekte prägend. Die nieder-
deutschen Dialekte werden heute von einer hochdeutschen Standardsprache über-
dacht. Zusätzlich konkurriert das Niederdeutsche in immer mehr Bereichen mit dem
Hochdeutschen. Außerdem besteht die starke Tendenz, dass der Gebrauch der Orts-
dialekte zugunsten einer regiolektalen Varietät zurückgeht. Anders als in anderen
Regionen des deutschen Sprachraums hat sich dabei im niederdeutschen Raum nicht
eine Ausgleichsform zwischen den Ortsdialekten als Regiolekt herausgebildet, son-
dern eine auf dem hochdeutschen Standard basierende Varietät, die allerdings zahl-
reiche sprachliche Merkmale des Niederdeutschen integriert hat.
2
Diese Situation hat wiederum Rückwirkungen auf die Ortsdialekte: Neben der
weiteren Einschränkung des Dialektgebrauchs zugunsten von Regiolekt und Stan-
dard sind durch den immer intensiveren Kontakt zu diesen Sprachformen auch ein-
schneidende Veränderungen im Sprachsystem der Ortsdialekte zu erwarten, wenn
nicht überhaupt ihr Bestand bedroht ist (vgl. F
ÖLLNER
2004; M
ÖLLER
2008; H
ÖDER
i. Vorb. b). In Anbetracht dieser Lage gewinnt die Dokumentation von Ortsdialekten
eine neue Aktualität. Dabei ist gerade die Analyse der lautlichen Merkmale auf-
schlussreich, weil hier – anders als etwa in der Syntax oder Pragmatik – relativ
kleinräumige Unterschiede zwischen den einzelnen Dialekten zu beobachten sind.
Zum nordniedersächsischen Dialektraum und hier besonders zu den Dialekten
Hamburgs und des Hamburger Umlands ist die Anzahl aktueller phonetisch-phono-
logischer Arbeiten bislang gering. Zahlreiche Arbeiten sind bereits Anfang des
20. Jahrhunderts entstanden und betonen – in der Tradition der historisch-ver-
gleichenden Sprachwissenschaft – vor allem den diachronen Aspekt, beschreiben
also hauptsächlich die Lautentwicklung mit Bezug auf ältere Sprachstufen. Viele
Arbeiten entsprechen zudem nicht den Anforderungen und Möglichkeiten moderner
Phonetik und Phonologie, sondern weisen – teils bedingt durch ihr Alter, teils auf-
grund der Entwicklung einer eigenen dialektologischen Tradition der Lautbeschrei-
bung – methodische oder inhaltliche Mängel auf, die eine Vergleichbarkeit mit ande-
ren phonetisch-phonologischen Arbeiten erschweren. Über den rein dokumentieren-
den Aspekt hinaus ist die vorliegende Bestandsaufnahme des Altenwerder Laut-
systems deshalb auch als exemplarische phonologische Analyse eines nordnieder-
sächsischen Dialekts zu verstehen.
Recht umfangreiche und trotz ihres Alters phonetisch präzise Beschreibungen
liefern etwa K
LOEKE
(1913) zur Mundart von Finkenwerder und L
ARSSON
(1917)
zum Dialekt von Altengamme in den Hamburger Vierlanden sowie allgemeiner
L
ASCH
(1918) zur Entwicklung des Niederdeutschen in Hamburg. Dagegen ist
2 Zur Form des norddeutschen Hochdeutschen in Hamburg vgl. etwa AUER (1998, 179f.), MÖHN
(2003) und HÖDER (i. Vorb. b).
L
AUTSYSTEM DES
A
LTENWERDER
P
LATT
3
F
URCHTS
(1934) Arbeit zum Niederdeutschen im Alten Land relativ inkonsistent und
weist erhebliche Lücken in der Beschreibung zentraler Merkmale auf. M
ARTENS
(2001) bietet ebenfalls nur ungenaue Beschreibungen des Niederdeutschen im Ham-
burger Gebiet, die in der geographischen Differenzierung über einen Unterschied
zwischen „Geest-Dialekt“ und „Marsch-Dialekt“ (vgl. etwa M
ARTENS
2001, 488ff.)
nicht hinausgehen. B
ELLAMYS
(1968) Arbeit zur Phonologie des Hamburger Nieder-
deutschen ist zwar in der Methode und den Ergebnissen recht schlüssig, es fehlt aber
eine klare Festlegung, auf welche Varietät des Niederdeutschen sie sich bezieht; zu-
dem verwenden B
ELLAMY
s Informanten so stark voneinander abweichende Formen,
dass man kaum von einer einheitlichen Sprachform als Untersuchungsgegenstand
sprechen kann.
3
Methodisch konsistent und vergleichsweise zeitgemäß sind
VON
E
SSENS
(1958;
1964) Veröffentlichungen zum Kirchwerder Dialekt (in den Vierlanden). Der Vorteil
dieser Arbeiten liegt unter anderem in einer sehr differenzierten Beschreibung eini-
ger phonetischer Phänomene, die auch für zahlreiche andere Dialekte beobachtet
werden können, dennoch aber in der Literatur nur selten oder nicht systematisch
erwähnt werden. Teilweise ist auch die Arbeit von K
ÄHLER
-S
CHNOOR
(1997) zum
Hamburger Platt recht aufschlussreich. Zum Lautsystem des Altenwerder Dialekts
finden sich in der Forschungsliteratur bislang lediglich unzusammenhängende ver-
gleichende Anmerkungen zu einzelnen Erscheinungen (vgl. etwa K
LOEKE
1913,
11f.).
Entscheidend für eine konsistente synchrone Darstellung des Altenwerder Laut-
systems ist dabei eine unvoreingenommene Betrachtung des sprachlichen Materials,
die auf diachrone oder interdialektale Zusammenhänge (wenigstens im ersten
Schritt) keine Rücksicht nimmt. Dadurch wird die Gefahr minimiert, dass Voran-
nahmen über die Beschaffenheit niederdeutscher Dialekte den Blick auf die tatsäch-
lichen Charakteristika verstellen. Eine differenzierte Analyse intradialektaler Varia-
tion etwa durch die Unterscheidung situativer oder sozialer Varianten oder durch die
Berücksichtigung von Interferenzerscheinungen ist allerdings aufgrund des begrenz-
ten Datenmaterials nicht realisierbar.
Der Hauptteil dieses Artikels umfasst eine präzise Beschreibung der vokalischen,
konsonantischen und suprasegmentalen Systeme sowie der allophonischen Variation
im Altenwerder Platt (Abschnitte 2 bis 4).
4
Bei der Beschreibung der suprasegmen-
talen Eigenschaften bilden die prosodemischen Eigenschaften des Dialekts einen
Schwerpunkt (Abschnitt 4). Weitere Ergebnisse der Analyse betreffen phonotak-
tische Merkmale (Abschnitt 5). Um die Ergebnisse auch mit – etwa den oben ange-
3 Häufig ist hier von „Hamburg L[ow] G[erman]“ die Rede (etwa BELLAMY 1968, 20ff.), was sich auf
verschiedene Dialekte oder Varietäten beziehen kann, gelegentlich auch von „Hafenplatt“ (BELLAMY
1968, 21); zum Problem der starken Variation in dieser Arbeit vgl. BELLAMY (1968, 70ff.).
4 Dieser Artikel folgt bei der Ermittlung des Lautsystems einem traditionell-strukturalistischen Ansatz
(vgl. TERNES 1999, 45ff. sowie ausführlicher RAMERS 2001, 43ff.) und verwendet das Internationale
Phonetische Alphabet (IPA) in einer – von begründeten Ausnahmen abgesehen – möglichst engen
Transkription.
H
ÖDER
4
führten – älteren oder methodisch abweichenden Beschreibungen benachbarter Dia-
lekte oder Dialekträume vergleichbar zu halten, ist schließlich ein Abgleich mit
ausgewählten anderen Darstellungen notwendig und sinnvoll (Abschnitt 6).
2. Konsonanten
2.1. Phonemsystem
Die konsonantischen Phoneme des Altenwerder Platt können mit Hilfe derselben
drei artikulatorischen Kriterien beschrieben werden, die auch für das Standard-
deutsche angenommen werden, nämlich Artikulationsstelle, Artikulationsmodus und
Stimmhaftigkeit:
labial
dental palatal velar glottal
stimmlose Plosive
p
t
k
stimmhafte Plosive
b
d
stimmlose Frikative
f
s
x
h
stimmhafte Frikative
v
z
j
Nasale (stimmhaft)
m
n
ŋ
Lateral (stimmhaft)
l
Vibrant (stimmhaft)
r
Tabelle 1: Konsonantensystem
2.2. Anmerkungen zur phonologischen Analyse
Beschreibungsökonomie: Das Konsonantensystem unterscheidet sich nur wenig von
den Darstellungen, die für niederdeutsche Dialekte im Allgemeinen oder auch für
das Hochdeutsche in der Regel gegeben werden.
5
Die Einordnung von /f v/ in die
Spalte ‚labial‘ sowie von // in die Spalte ‚palatal‘ ist zwar phonetisch nicht exakt,
vermeidet aber – wie auch in den gängigen Beschreibungen des Hochdeutschen –
die Redundanz, die etwa durch ein zusätzliches Merkmal ‚labiodental‘ für /f v/ ent-
stünde. Auffällig ist hier im Vergleich zu anderen Darstellungen vor allem die
Einordnung des Phonems /j/ unter die stimmhaften Frikative; für /j/ wird sonst zu-
meist eine Zeile ‚Approximant‘ angesetzt. Tatsächlich wird das Phonem im Alten-
werder Dialekt jedoch überwiegend als Frikativ realisiert (das häufigste Allophon ist
5 Zum Nordniedersächsischen vgl. etwa STELLMACHER (1983, bes. 255f.) sowie GOLTZ / WALKER
(1990, 42), speziell zum Hamburgischen vgl. KÄHLER-SCHNOOR (1997, 41). Für einen Überblick mit
Erläuterungen zum Standarddeutschen vgl. TERNES (1999, 104ff.).
L
AUTSYSTEM DES
A
LTENWERDER
P
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5
[]), so dass die Annahme eines zusätzlichen phonologisch distinktiven Arti-
kulationsmodus überflüssig ist.
Silbische Konsonanten: Wie im Standarddeutschen (außer in traditionellen Be-
schreibungen) können im Altenwerder Platt bestimmte Konsonanten auch silbisch
vorkommen, nämlich die Nasale (/m n ŋ/) sowie /l/ und /r/ (zur vokalischen Rea-
lisierung vgl. 2.3.): leben /lebm/ ‘leben’, sitten /ztn/ ‘sitzen’, seggen /zŋ/
‘sagen’, Zibbel /tsbl/ ‘Zwiebel’, Water /votr/ ‘Wasser’.
6
Status von [s] und [z]: Der phonologische Status von [s] und [z] ist nicht eindeu-
tig zu klären. Die Laute [s] und [z] sind nahezu komplementär verteilt (nach Junktur
oder langem Vokal steht silbeninitial [z], wenn im Onset kein weiterer Konsonant
folgt, sonst steht [s]), so dass beide Laute als Allophone eines Phonems gewertet
werden könnten.
7
Es gibt jedoch eine Anzahl von Wörtern und Wortformen, bei
denen [s] nach langem Vokal auftritt, etwa spaßig [sposç] ‘lustig’, boßeln [beosln]
‘boßeln (ein Spiel)’ oder Soßen [zeosn] ‘Soßen’. Solche Fälle sind in den ausge-
werteten Aufnahmen nicht belegt, dürfen aber für das Altenwerder Platt als wahr-
scheinlich angenommen werden, so dass es angemessen erscheint, von zwei distink-
ten Phonemen /s/ und /z/ auszugehen.
Status von [ts]: Die Affrikate [ts], die in Lehnwörtern aus dem Hochdeutschen
auch initial vorkommt (etwa in Zucker [tsk] ‘Zucker’), kann biphonematisch als
eine Folge von /t/ und /s/ interpretiert werden (vgl. T
ERNES
1999, 106).
Status von [s
]: Möglicherweise existiert ein konsonantischer Quantitätsunter-
schied bei /s/, wenn in Wörtern wie Westen [vsn] ‘Westen’ kein zugrunde liegen-
des /t/ mehr angenommen wird (vgl.
VON
E
SSEN
1964, 19). Es ergeben sich bei einer
solchen Interpretation Minimalpaare wie Bessen /bsn/ ‘Besen’ und besten /bsn/
‘besten’.
Postpalatale Obstruenten: Schwierigkeiten bereitet die Abgrenzung des Pho-
nems /x/ gegenüber /j/, // und /h/. Einige Arbeiten fassen (für andere Dialekte oder
Dialektregionen) /x/ und /j/ zu einem Phonem mit den stellungsbedingten Allo-
phonen [] (oder []), [ç] und [x] zusammen, andere Arbeiten verfahren entsprechend
mit /x/ und // (etwa S
TELLMACHER
1983, 256; A
PPEL
1999, 291). Tatsächlich sind
/x/ auf der einen und /j/ auf der anderen Seite komplementär verteilt (/x/ kommt
nicht am Wortanfang vor, /j/ nur dort). Das gleiche gilt im Prinzip auch für /x/ und
/h/. Es ist jedoch nicht eindeutig zu entscheiden, zu welchem Phonem [ç x] als Vari-
anten gestellt werden müssen. Ungeklärt ist außerdem das Problem von Entlehnun-
gen und Namen, bei denen /x/ doch wortinitial vorkommt (falls es nicht als // ent-
lehnt wird). So kann etwa Chinees /xins/ ‘Chinese’ nur so transkribiert werden,
6 Zum Verständnis der phonologischen und phonetischen Transkription einzelner Laute vgl. die
entsprechenden Abschnitte; prosodemische Erscheinungen werden in Abschnitt 4.3.
thematisiert.
7 Zur terminologischen Unterscheidung von kurzen und langen Vokalen vgl. 3.1.2. – Die Begriffe
Onset/initial, $ukleus und Koda/final verweisen hier auf die Position der Phoneme im Verhältnis zum
Silbengipfel und sind nicht auf ein spezielles Silbenstrukturmodell bezogen (vgl. RAMERS 2001,
98ff.). Für die Frage, ob nicht insgesamt eine wortbezogene Beschreibung der Altenwerder Phono-
logie adäquater wäre, vgl. HÖDER (i. Vorb. a).
H
ÖDER
6
Darstellungen wie /jins/ oder /hins/ würden hier andere Realisierungen
implizieren. Gegen die Zuordnung von [ç x] zu // sprechen minimale Stellungen
(vgl. T
ERNES
1999, 67) wie lachen [laxn] ‘lachen’ – Flaggen [flaŋ] ‘Flaggen’. Die
Darstellung hier folgt deshalb weiter der Annahme von /x/ als eigenem Phonem.
2.3. Realisierung
Bei der phonetischen Realisierung der Konsonanten gilt generell, dass die jeweiligen
Laute dem in der phonologischen Transkription verwendeten Symbol entsprechen
(/n/ wird als [n] gesprochen usw.), soweit nichts anderes angegeben ist.
Aspiration: Die stimmlosen Plosive /p t k/ werden initial – besonders vor beton-
tem Vokal – aspiriert gesprochen ([p t k]), etwa in Pann /pan/ [pãn] ‘Pfanne’, to
/teo/ [teo] ‘zu’ und kann /kan/ [kãn] ‘kann’. Intervokalisch
8
ist die Aspiration
schwächer bis nicht vorhanden (aber s. u. zu den stimmhaften Varianten): Wecker
/vkr/ [vk] ‘Wecker’. Unmittelbar vor und nach stimmlosen Frikativen sind /p t
k/ nicht aspiriert ([p t k]): Straat /strot/ [strot] ‘Straße’, achter /axtr/ [axt] ‘hin-
ter’, düüster /dystr/ [dyst] ‘dunkel’, Zibbel /tsbl/ [ts bl] ‘Zwiebel’, tschüüß /tys/
[tys] ‘tschüs’. Silbenfinal sind die stimmlosen Plosive in der Regel ebenfalls nicht
aspiriert ([p t k]), häufig sogar überhaupt nicht explodiert (enger transkribiert [p t
k]): hett /ht/ [ht] ‘hat’, op /p/ [p] ‘auf’, ik /k/ [k] ‘ich’.
Glottalverschluss bei pränasalen Plosiven: Vor silbischen Nasalen werden die
stimmlosen Plosive /p t k/ zusätzlich durch einen Glottalverschluss realisiert ([p t
k]; aber s. u. zu den stimmhaften Varianten): lopen /leopm/ [leopm] ‘laufen’,
sitten /ztn/ [ztn] ‘sitzen’, snacken /snakŋ/ [snakŋ] ‘sprechen’.
9
Entsonorisierung bei stimmhaften Plosiven: Die stimmhaften Plosive /b d / sind
initial häufig wie im Standarddeutschen entsonorisiert (in einer engeren Trans-
kription [b d ]), können aber auch voll stimmhaft sein ([b d ]): Bahn /bon/ [bõn]
neben [bõn] ‘Bahn’, denn /dn/ [dn] neben [dn] ‘dann’, goot /eot/ [eot] neben
[eot] ‘gut’.
Flap: Intervokalisch wird /d/ häufig als Flap (einschlägiger Vibrant, [])
realisiert. Dies geschieht nach kurzem Vokal immer, oft aber auch nach langem
Vokal oder vokalisiertem /r/: Zeddel /tsdl/ [tsl] ‘Zettel’, wedder /vdr/ [v]
‘wieder’, Oolwarder /eolvadr/ [eol va] ‘Altenwerder’. Ob [] als Allophon zu
/d/ oder zu /r/ gestellt werden muss, ist streng genommen nicht entscheidbar; sowohl
zu [d] als auch zu [r] steht [] in komplementärer Distribution. Allenfalls vereinzelte
bewusst langsam und deutlich artikulierte Varianten (wedder [vd]) legen eine
Zuordnung zu /d/ nahe.
8 Intervokalisch bedeutet hier und im Folgenden genauer: silbeninitial unmittelbar nach betontem
Vokal, wenn // oder silbisches /l r/ folgt.
9 Diese Erscheinung wird manchmal auch als Glottalisierung bezeichnet, so etwa von PÉTURSSON /
NEPPERT (1996, 75); dieser Terminus ist jedoch missverständlich. Für eine nähere Beschreibung vgl.
LADEFOGED / MADDIESON (1996, 73).
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7
Intervokalische stimmlose Plosive: Die stimmlosen Plosive /p t k/ werden
intervokalisch sowie vor silbischem Nasal häufig stimmhaft realisiert: rieten /ritn/
[ritn] neben [ridn] ‘reißen’, drücken /drkŋ/ [drkŋ] neben [drŋ] ‘drücken’.
Bei /p/ ist diese Erscheinung jedoch nur nach kurzem Vokal zu beobachten; man
findet etwa kloppen /klpm/ [klbm] ‘klopfen’, aber nicht *[leobm] für lopen
/leopm/ ‘laufen’.
10
Labialisierung bei /
/: Der Frikativ // kommt wie im Standarddeutschen
labialisiert vor ([]), wird aber zumeist ohne zusätzliche Modifikation ([])
gesprochen.
Allophonie bei /x/: Das Phonem /x/ besitzt wie im Standarddeutschen ein
palatales und ein velares Allophon in komplementärer Verteilung. Nach zumeist
hinteren Vokalen (/u o () a/) gilt [x], sonst wird [ç] gesprochen. Einige Sprecher
realisieren statt [ç] auch einen Frikativ, der eher prävelar [x] artikuliert wird: nich
/nx/ [nç] oder [nx] ‘nicht’, Dag /dax/ [dax] ‘Tag’.
Allophonie bei /j/: Zu /j/ existieren neben dem häufigsten Allophon [] die freien
Varianten [ j ]: ju /ju/ [u] ‘euch’ neben [u], [ju] oder [u].
Allophonie bei /r/: Das Phonem /r/ wird nur silbeninitial als konsonantischer
Laut realisiert. Das häufigste Allophon ist dabei ein alveolarer Vibrant ([r]), aber
auch ein alveolarer Frikativ ([]) kommt vor, und zwar besonders in den initialen
Verbindungen /tr/ und /dr/ ([t d]): trocken /trkŋ/ [tkŋ] ‘gezogen’, drinken
/drŋkŋ/ [dŋkŋ] ‘trinken’. Uvulare und (post-)velare Varianten ([ ]) sind
selten. Silbisches /r/ wird stets vokalisiert und erscheint dann als [] (oder [ a]):
achtern /axtrn/ [axtn] ‘hinten’, hunnert /hnrt/ [hnt] ‘hundert’. Dasselbe gilt
für postvokalisches /r/, so dass phonetische Diphthonge und Triphthonge entstehen:
hier /hir/ [hi] ‘hier’, Beer /ber/ [be] ‘Beere’, Eer / r/ [ ] ‘Erde’, Boord /beort/
[beot] ‘Bord’. Zur Nasalierung von vokalisiertem /r/ vgl. 3.1.3.
Postvokalisches /l/: Sehr häufig wird das Phonem /l/ postvokalisch als
Approximant realisiert, also ohne Berührung der Artikulatoren; es entsteht ein Laut,
der auditiv einem Schwa ([]) ähnelt und hier als [l ] transkribiert wird; Geld /lt/
[lt] ‘Geld’, will /vl/ [vl] ‘will’. Es handelt sich hier um die Vorstufe einer
10 Dieses Phänomen kann im Rahmen einer streng strukturalistischen Beschreibung nicht zufrieden-
stellend erklärt werden. Grundsätzlich gilt: Wenn zwei Laute in einem Kontext als Realisierungen
unterschiedlicher Phoneme betrachtet werden müssen, können sie nicht in einem anderen Kontext als
Realisierungen desselben Phonems analysiert werden. Stimmhafte und stimmlose Plosive sind durch
entsprechende Minimalpaare als Phoneme nachgewiesen, so dass bei wechselnden Aussprachen wie
[ridn] oder [ritn] theoretisch zwangsläufig eine Phonemalternation angenommen werden müsste;
die Folge wäre, dass die Wörter rieden [ridn] und rieten in der Form [ridn] sich nur noch durch die
Vokallänge unterschieden, die dadurch phonologisiert würde. Diese Konsequenz ist – angesichts der
identischen Bedeutung der beiden Aussprachevarianten [ritn] und [ridn] – jedoch offensichtlich un-
sinnig; sie offenbart eine Schwäche des Beschreibungsmodells. Es ist am ökonomischsten, die Inkon-
sequenz der Beschreibung in Kauf zu nehmen und stimmhafte Plosive als Allophone stimmloser Plo-
sive zu behandeln, wo sie mit solchen ohne Bedeutungsveränderung austauschbar sind. – Zu
vergleichbaren Problemen und Lösungen unter unterschiedlichen Gesichtspunkten vgl. RAMERS
(2001, 68ff.).
H
ÖDER
8
l-Vokalisierung (vgl. H
AAS
1983, 1111ff.). Zur Nasalierung von postvokalischem /l/
vgl. 3.1.3.
3. Vokale
Zu den Vokalphonemen des Altenwerder Platt gehören sowohl Monophthonge als
auch Diphthonge; die beiden Gruppen werden hier zunächst getrennt behandelt. Die
Unterscheidung richtet sich nach der phonetischen Qualität der Vokale und nicht
nach der historischen Entwicklung oder der Graphie. Der Laut [ ] wird demnach
auch phonologisch als Diphthong // interpretiert und nicht etwa, wie in anderen
Arbeiten (vgl. etwa S
TELLMACHER
1983, 254; B
ELLAMY
1968, 95f.), monophthon-
gisch als */e/.
3.1. Monophthonge
3.1.1. Phonemsystem
Die Monophthonge lassen sich durch drei Parameter beschreiben, nämlich anhand
der Artikulationsstelle, des Öffnungsgrades und der Lippenrundung; dieselben
Kriterien gelten auch in Beschreibungen des Standarddeutschen. Es ergibt sich ein
dreiklassiges und fünfstufiges Vokalsystem. Ob dieses System drei- oder viereckig
ist, hängt vom Status des Phonems // ab (s. 3.1.2.). Für die Phoneme in der dritten
Spalte ist die Lippenrundung nicht distinktiv, alle hinteren Vokale sind gerundet.
vorn,
ungerundet
vorn, gerundet
hinten
(gerundet)
geschlossen
i
y
u
abgesenkt
11
halbgeschlossen
e
ø
o
±
/
/
für
/a
/
halboffen
œ
offen
a
(
)
Tabelle 2: System der Monophthonge
11 Für die Vokale dieses Öffnungsgrades existiert keine allgemein akzeptierte Bezeichnung.
L
AUTSYSTEM DES
A
LTENWERDER
P
LATT
9
3.1.2. Anmerkungen zur phonologischen Interpretation
Quantität und Qualität: Die Darstellung hier weicht von den üblichen Angaben für
niederdeutsche oder hochdeutsche Vokalsysteme ab. Auffällig sind vor allem die
hohe Anzahl distinktiver Öffnungsgrade und die Angaben zur Quantitätsopposition:
Zahlreiche Beschreibungen setzen nur drei Stufen an (geschlossen, halbgeschlossen,
offen) und gehen zusätzlich von einem Quantitätsunterschied bei allen angegebenen
Monophthongen aus; es ergeben sich so die Vokalphoneme /i y u ø o a/ ± // (vgl.
etwa S
TELLMACHER
1983, 238ff.; ebenso K
ÄHLER
-S
CHNOOR
1997, 33f.).
Dass gleiche oder wenigstens ähnliche phonetische Gegebenheiten zu so unter-
schiedlichen phonologischen Interpretationen führen können, hat seine Ursache
darin, dass wie im Hochdeutschen ein systematischer Zusammenhang von Vokal-
qualität und Vokalquantität besteht. Im Hochdeutschen lassen sich die Vokale fast
ausnahmslos in Paaren von langen und kurzen Vokalen anordnen, wobei der lange
Vokal phonetisch geschlossener ist als der kurze. Deshalb können dort jeweils zwei
qualitativ verschiedene Vokale als quantitätsabhängige Allophone desselben Pho-
nems aufgefasst werden: Die Phoneme /i y u/ werden als [i y u] realisiert, die
Phoneme /i y u/ dagegen als [ ] (vgl. hd. Miete /mit/ [mit] vs. Mitte /mit/
[mt]). Für eine solche Interpretation sprechen neben der Ökonomie der Beschrei-
bung insbesondere auch die zusätzlichen Paare [ ] und [ä ä] (die zentrale a-
Qualität), bei denen sich zwei Vokale tatsächlich nur durch die Quantität unter-
scheiden (T
ERNES
1999, 90ff.).
Diese Analyse kann für das Niederdeutsche – zumindest für das Altenwerder
Platt – nicht einfach adaptiert werden, wie es gelegentlich geschieht.
12
Zwar besteht
ebenfalls ein Zusammenhang zwischen Qualität und Quantität der Vokale, deutlich
etwa bei dem Wortpaar kriegen [kriŋ] ‘bekommen’ und liggen [lŋ] ‘liegen’ oder
bei schruben [rubm] ‘schrauben’ und schrubben [rbm] ‘schrubben’, es gibt je-
doch entscheidende Unterschiede zur hochdeutschen Situation:
a. Es bestehen deutlichere qualitative Unterschiede zwischen ‚langen‘ und
‚kurzen‘ Vokalen. Die Vokale [ ] sind im Öffnungsgrad den Vokalen
[e ø o] ähnlicher als den Vokalen [i y u], würden aber mit diesen
Lauten gemeinsam zu je einem Phonem zugeordnet (vgl. hierzu 3.1.3).
b. Nicht alle Vokale lassen sich in Paaren anordnen. Unklar wäre etwa die
Zuordnung von [a], [], [] und [o], und es wäre zu entscheiden, ob
Diphthonge (besonders [ i eo]) ebenfalls als ‚lange‘ Allophone
monophthongischer Phoneme gewertet werden können.
c. Vokallänge ist nicht nur an bestimmte Qualitäten, sondern auch an eine
bestimmte lautliche Umgebung gebunden (vgl. 3.1.3.). Der geschlossene
Vokal in Diek [dik] ‘Deich’ ist nicht länger als der offenere in dick [d k]
‘dick’, andererseits besteht ein deutlicher Quantitätsunterschied zwischen
12 Das hochdeutsche Modell dürfte wohl für keine nordniedersächsische Mundart zutreffen; die fol-
gende Argumentation lässt sich jedenfalls auf weitere Dialekte übertragen.
H
ÖDER
10
den qualitativ identischen Vokalen in rieten [ritn] ‘reißen’ und rieden
[ridn] ‘reiten’.
Insbesondere aufgrund des letzten Arguments scheint es sinnvoller, den Qualitäts-
unterschied als distinktiv anzunehmen und die Quantität in diesen Fällen als ein
Ergebnis stellungsbedingter Variation zu interpretieren. Statt von ‚kurzen‘ und
‚langen‘ Vokalen müsste demnach von den ‚immer kurzen‘ Vokalen / œ a/
und den ‚potentiell langen‘ Vokalen /i y u e ø o ()/ die Rede sein.
Vokalquantität spielt im Altenwerder Platt zusätzlich bei den Vokalen /a/ und //
eine Rolle. Hier ist eine Opposition zwischen langen und kurzen Vokalen dadurch
entstanden, dass ein ursprünglich folgendes /r/ eine Dehnung des Vokals verursacht
hat; weil aber segmental kein /r/ mehr vorhanden ist, ist nun die Vokallänge das
distinktive Merkmal. Das Wort hart ‘hart’ muss also in einer synchronen Darstellung
als /hat/ transkribiert werden, entsprechend morgen ‘morgen’ als /mŋ/.
Als technischer Terminus bezieht sich ‚lange Vokale‘ daher in dieser Arbeit –
obwohl phonetisch nicht ganz korrekt – vereinfachend auf die potentiell langen
Vokale (/i y u e ø o ()/), schließt aber auch die tatsächlich langen Vokale (/a /)
und die Diphthonge (vgl. 3.2.) mit ein.
Status von [
]: Der Vokal [] kommt im zentralen Wortschatz nicht vor (a, aa,
ah entspricht /o/, etwa in maal /mol/ ‚mal‘), ist aber in Namen und Lehnwörtern
recht häufig (Firma [f m] ‘Firma’). Für einen erweiterten Wortschatz muss man
deshalb ein eigenes Phonem // annehmen.
Status von [ə]: Ein Zentralvokal [] hat im Altenwerder Platt keinen
Phonemstatus. Es ist nicht möglich, durch Minimalpaare ein Phonem *// im
Kontrast zu // nachzuweisen.
13
Ebenso wenig besteht ein hörbarer qualitativer
Unterschied zwischen den beiden Vokalen in dicke [dk] ‘dicke’; zu erwarten wäre
etwa *[dk].
14
3.1.3. Realisierung
Öffnungsgrad: Die Phoneme / / werden deutlich offener realisiert, als die IPA-
Symbole andeuten; der Öffnungsgrad ist eher halbgeschlossen als geschlossen ([
]):
15
mit /mt/ [m t] ‘mit’, lütt /lt/ [lt] ‘klein’, un /n/ [n] ‘und’. Auch die halb-
geschlossenen Vokale /e ø o/ sind offener als die Kardinalvokale, die Abweichung
ist allerdings weniger deutlich (in einer engeren Transkription [e ø o]). Der Vokal /a/
13 Dieses Problem besteht tendenziell auch für die Standardlautung des Deutschen (vgl. TERNES 1999,
100f.).
14 KÄHLER-SCHNOOR (1997, 34) bemerkt, dass im Hamburger Platt der Zentralvokal oft weiter vorn als
in der Standardlautung artikuliert werde ([]). Berücksichtigt man die genaue Qualität des [ ], ist der
Zusammenfall beider Laute im Altenwerder Platt artikulatorisch geradezu zwangsläufig.
15 Dieses Phänomen ist auch sonst für die niederdeutschen Dialekte und die norddeutsche Aussprache
des Hochdeutschen charakteristisch (vgl. KOHLER 1986, 11f.; 2001, 394f.; außerdem NEPPERT 1999,
148f.).
L
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11
ist etwas geschlossener ([a]; denkbar wäre auch die Wiedergabe durch [æ]):
16
af /af/
[af] ‘ab’.
Glottalisierung: Der Vokal /a/ ist häufig leicht glottalisiert (in einer engeren
Transkription [a]), etwa in harr /ha/ [ha] ‘hatte’ oder Arbeit /abit/ [abit]
‘Arbeit’.
17
Diese Erscheinung ist für deutsche Dialekte bisher nicht beschrieben
worden. Es lässt sich jedoch auch bei Sprechern anderer niederdeutscher Mundarten
feststellen, dass etwa zwischen den Vokalen in hart /hat/ ‘hart’ und hatt /hat/
‘gehabt’ über die Vokaldauer hinaus ein Unterschied in der Stimmqualität besteht,
den man isolieren kann, wenn die Sprecher beide Wörter mit einer festgelegten
(gleichen) Dauer sprechen (oder singen).
$asalierung: Unmittelbar vor Nasalkonsonanten werden alle Vokale leicht
nasaliert. Die Nasalierung betrifft auch vokalisiertes /r/ und postvokalisches /l/ so-
wie die jeweils vorangehenden Vokale: Hamborg /hambx/ [hãmbx] ‘Hamburg’,
Herrn /hrn/ [hn] ‘Herrn’, allens /alns/ [al ns] ‘alles’.
18
Allophonische Länge: Die potentiell langen Vokale /i y u e ø o ()/ werden nur
in betonter Stellung vor stimmhaften Konsonanten oder Junktur tatsächlich lang
realisiert ([i y u e ø o ()]); sonst sind sie kurz ([i y u e ø o ()]). Deutlich wird
dies an laten /lotn/ [lotn] ‘lassen’, Laden /lodn/ [lodn] ‘Laden’, Tiet /tit/ [tit]
‘Zeit’, Tieden /tidn/ [tidn] ‘Zeiten’.
19
Die langen Allophone gelten außerdem in
Verbindung mit Prosodem 2 (vgl. 4.3.).
Silbeninitiales [
]: Silbeninitial vor betonten Vokalen wird ein glottaler Plosiv
artikuliert (vgl. zu Junktur und Silbengrenze 4.1.): Oog /eox/ [eox] ‘Auge’, soziaal
/zeotsiol/ [zeotsiol] ‘sozial’, Theater /totr/ [tot] ‘Theater’.
3.2. Diphthonge
3.2.1. Phonemsystem
Die Altenwerder Diphthonge lassen sich nach den gleichen artikulatorischen Merk-
malen beschreiben wie Monophthonge. In der folgenden Tabelle sind sie anhand der
Artikulation der ersten, silbischen Komponente klassifiziert:
16 KÄHLER-SCHNOOR (1997, 34) transkribiert hier [a]. Ein solcher Vokal ist artikulatorisch jedoch
unmöglich. Es handelt sich vermutlich um ein Versehen; auch hier dürfte ein geschlossenerer Vokal
gemeint sein.
17 Zur Glottalisierung vgl. allgemein PÉTURSSON / NEPPERT (1996, 75, unter dem Stichwort Laryngali-
sierung) sowie LADEFOGED / MADDIESON (1996, 53ff. und 315ff., hier als creaky voice und laryn-
gealization bezeichnet).
18 TERNES (2001, 174) erwähnt die Nasalierung als Merkmal zur typologischen Einordnung deutscher
(auch niederdeutscher) Dialekte. Es ist zu betonen, dass das Altenwerder Platt mit der allophonischen
Nasalierung nur phonetisch-typologisch zu den nasalierenden Mundarten gehört, phonologisch-typo-
logisch jedoch nicht.
19 Es gibt Hinweise dafür, dass vor stimmhaften Folgekonsonanten + silbischem /l/ wiederum die kur-
zen Allophone auftreten, etwa in tüdeln /tydln/ [tyln] ‘flunkern’ (nicht *[tyln]). Dies müsste ge-
nauer untersucht werden.
H
ÖDER
12
vorn hinten
halbgeschlossen
eo
halboffen
i
offen
au
i
Tab. 3: System der Diphthonge
3.2.2. Anmerkungen zur phonologischen Interpretation
Diese Darstellung weicht von anderen im Wesentlichen dadurch ab, dass sie nicht
zwischen ‚eigentlichen‘ Diphthongen (/au i i /) und diphthongierten Langvokalen
(mit */o/ für /eo/, */e/ für //, teilweise */ø/ für /i/) unterscheidet. Eine derartige
Analyse ist synchron nicht gerechtfertigt und insbesondere bei /i /, das zu beiden
Gruppen gezählt werden könnte, problematisch.
Hier nicht aufgeführt sind die phonetischen Diphthonge und Triphthonge, die
sich aus der Kombination von Vokalen und vokalisiertem /r/ ergeben; es ist möglich
und sinnvoll, sie biphonematisch zu interpretieren (vgl. 2.3. sowie T
ERNES
1999,
101f.).
3.2.3. Realisierung
Die unterschiedlichen a-Qualitäten in /au/ und /i / sind deutlich zu hören, ebenso die
unterschiedlichen e-Qualitäten in / / und /eo/; gerade der Diphthong /eo/ ist auditiv
sehr auffällig und charakteristisch für den Altenwerder Dialekt. Dagegen ist der
Unterschied im Öffnungsgrad des unsilbischen Bestandteils in // sowie /i i/
schwächer ausgeprägt.
Im Hinblick auf Nasalierung und allophonische Länge gilt für die Diphthonge
dasselbe wie für die Monophthonge (vgl. 3.1.3.).
4. Suprasegmentalia
4.1. Junktur
Die Beschreibung der segmentalen Phoneme und ihrer Allophone bietet nicht für
alle segmentalen phonetischen Erscheinungen eine ausreichende Erklärung. So
bleibt der durchaus häufige glottale Plosiv ([]) vor Vokalen außen vor, der nicht
einem Phonem *// zugeordnet wird, obgleich er mitunter bedeutungsdifferenzierend
ist (etwa bei kaam an [komãn] ‚komme an‘ und kaam ran [komrãn] ‘komme
her’). Ebenso ist das Fehlen der Aspiration bei dem [t] in bi’t Waschen [bitvan]
L
AUTSYSTEM DES
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13
‘beim Waschen’ gegenüber [t] in bi twee [Lüüd] [bitv ] ‘bei zwei [Leuten]’ nicht
ohne Weiteres erklärbar.
Versuche, derartige Erscheinungen auf Morphem- oder Wortgrenzen zurück-
zuführen, sind nur begrenzt erfolgreich: Flektierte Formen (etwa der Adjektive: lütte
[lt] ‘kleine’) weisen trotz einer Morphemgrenze keinen glottalen Plosiv auf,
ebenso fehlt ein Glottalverschluss an der Wortgrenze bei Verbindungen nach dem
Muster von geev ik [ebk] ‘gebe ich’ oder mag ik [maxk] ‘mag ich’. Sinnvoller ist
die Annahme eines Junkturphonems (transkribiert als /+/), das solchen Erscheinun-
gen zugrunde liegt.
20
In phonologischer Transkription ergäbe sich dann für die
angeführten Beispiele kaam an /kôm+an/, bi’t Waschen /bit+van/, aber mag ik
/maxk/.
Das Junkturphonem entspricht in Distribution und Realisierung weitgehend der
Junktur im Standarddeutschen. Es kennzeichnet häufig, aber nicht immer Wort- und
Morphemgrenzen. Dagegen entspricht ihm zwingend eine Silbengrenze: In binah
/bino/ ‘beinahe’ liegt die Silbengrenze vor /n/,
21
in bienanner /bin+anr/ ‘beiein-
ander’ dagegen vor dem Vokal. Phonetisch beeinflusst das Junkturphonem deshalb
die Realisierung von Vokalen und Konsonanten, die silbenstrukturabhängige Allo-
phone aufweisen (etwa silbeninitiale Vokale mit vorangehendem Glottalverschluss
oder /p t k/ mit den aspirierten und nicht aspirierten Varianten).
4.2. Wortakzent
Anders als bei der Junktur ist der Phonemstatus des Wortakzents (transkribiert als []
bzw. //) für das Altenwerder Platt genau wie für das Standarddeutsche unmittelbar
einleuchtend. Es gilt auch hier die Regel, dass die meisten Wörter einen Wortakzent
auf der ersten Silbe tragen. Bestimmte Affixe können keinen Akzent tragen (wie be-
/b-/ ‘be-’, ver- /fr-/ ‘ver-’), während andere immer betont sind (wie -ee /-/, etwa in
Fischeree ‘Fischerei’). Außerdem gibt es einige Wörter mit abweichendem Akzent;
hierunter fallen besonders Lehnwörter und Eigennamen (etwa Oolwarder /eolvadr/
‘Altenwerder’). Minimalpaare sind wie im Standarddeutschen möglich: August
/aust/ ‘August (Vorname)’, August /aust/ ‘August (Monat)’. Der Wortakzent
liegt nie auf einer Silbe mit konsonantischem Nukleus.
20 Der präzisere Terminus lautet offene Junktur (vgl. TERNES 1999, 200ff.). Die Zuordnung der Junktur
zu den Suprasegmentalia ist üblich, aber umstritten (TERNES 1999, 195, Anm. 152); eine Klassifi-
zierung als nicht segmentale Erscheinung wäre treffender.
21 Dies entspricht dem Prinzip der Onsetmaximierung: Die Silbengrenze liegt so, dass der Onset der
folgenden Silbe möglichst komplex, die Koda der vorangehenden Silbe möglichst einfach ist.
Entsprechend ergibt sich hier, dass /n/ zur zweiten Silbe zählt.
H
ÖDER
14
4.3. Prosodemische Merkmale
Das Lautsystem des Altenwerder Platt weist wie andere nordniedersächsische Dia-
lekte auch eine Besonderheit auf, die schon früh erkannt und in der Forschungs-
literatur beschrieben worden ist, nämlich ein suprasegmentales Merkmal, das etwa
die Wörter ried (mit diesem Merkmal) ‘reite’ und riet (ohne Merkmal) ‘reiße’
unterscheidet, die segmental gleich sind (/rit/). Das Merkmal findet sich auch in
Wörtern wie Daag /dôx/ ‘Tage’, Lüüd /lŷt/ ‘Leute’ oder Hüüs /hŷs/ ‘Häuser’.
4.3.1. Forschungsstand
Die Existenz dieses suprasegmentalen Merkmals – wenigstens auf der phonetischen
Ebene – ist im Wesentlichen unumstritten. Auch über die diachrone Erklärung des
Phänomens herrscht weitgehend Einigkeit; als Ursache gilt vorrangig die e-Apokope
(vgl. etwa S
TELLMACHER
2000, 130), durch die ursprünglich zweisilbige Wörter und
Formen einsilbig geworden sind und ein Gegensatz zwischen stimmhaften und
stimmlosen Lauten durch Auslautverhärtung neutralisiert worden ist (Daag < Dage,
Lüüd < Lüde usw.). Die phonetische Gestalt und vor allem die phonologische
Bedeutung dieses Merkmals werden in der Literatur jedoch kontrovers diskutiert.
22
Dabei gibt es drei vertretene Ansätze:
Binäre Quantitätsopposition + tonale Distinktion: Dieser Ansatz setzt für die
niederdeutschen Mundarten ein Vokalsystem an, das im Wesentlichen dem standard-
deutschen Modell entspricht (/i y u e ø o a/). Für alle Vokale gilt eine Quantitäts-
opposition (‚lang‘ – ‚kurz‘), wobei lange Vokale jeweils geschlossener realisiert
werden als kurze. Zusätzlich gilt ein tonaler Gegensatz für die langen Vokale, die
entweder einen unmarkierten oder einen markierten Tonhöhenverlauf (‚Schleifton‘,
hier transkribiert als /˜/) aufweisen. Es ergeben sich minimale Tripel: ritt */rit/
‘reißt’, riet */rit/ ‘reiße’, ried */˜rit/ ‘reite’; entsprechend witt */vit/ ‘weiß’, wiet
*/vit/ ‘weit’, Wied */˜vit/ ‘Weide (Baum)’. Diesen Ansatz vertritt zuerst B
REMER
(1927), der ein vergleichbares Phänomen auch für das norddeutsche Hochdeutsch
beschreibt.
23
Ihm folgt etwa J
AKOBSON
(1931, 235) in einer Darstellung arealer
Zusammenhänge für Sprachen mit distinktivem Tonhöhenverlauf. In der neueren
Literatur vertreten T
ERNES
(2001, 180; 2006) sowie P
REHN
(2007) eine entspre-
chende Position.
24
22 Mit dem übergesetzten Zirkumflex wird deshalb hier ein Transkriptionszeichen gewählt, das zwar
den suprasegmentalen Charakter dieser Erscheinung deutlich werden lässt, aber nach IPA keine
vordefinierte Bedeutung (Quantität vs. Ton) aufweist. Eine eindeutig tonale Interpretation ließe sich
nach IPA etwa durch die Verwendung eines Gravisakzents (Daag /dòx/ etc.) markieren.
23 Für einen (kritischen) Abriss der Forschungsgeschichte vgl. KOHLER (2001, 385ff.), für eine mess-
phonetische Untersuchung zum (behaupteten) Schleifton im Hochdeutschen vgl. WODARZ (1979).
24 PREHNS (2007) Interpretation, die an erste Ergebnisse meiner Analysen von 2003 anknüpft, basiert
auf einer messphonetischen Untersuchung eigens erhobener Sprachdaten von Altenwerder und Kirch-
werder Informanten. Neuere messphonetische Ergebnisse (vgl. PREHN i. Vorb. b) können die phono-
L
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15
Ternäre Quantitätsopposition: Der in der Forschungsliteratur mittlerweile am
häufigsten vertretene Ansatz geht von demselben Vokalinventar aus, setzt aber statt
einer tonalen Distinktion bei den langen Vokalen eine dritte Quantitätsstufe an
(‚überlang‘; hier transkribiert als //), die in der Distribution dem ‚Schleifton‘
entspricht. Das oben angeführte Tripel erscheint dann in dieser Form: ritt */rit/, riet
*/rit/, ried */rit/. Dieser Ansatz erscheint schon bei K
LOEKE
(1913) und L
ARSSON
(1917),
25
stützt sich zum Teil aber auch auf B
REMER
(1927, 3), der auf einen
Zusammenhang zwischen Vokaldauer und ‚Schleifton‘ hinweist. Zahlreiche weitere
Autoren legen in ihren Arbeiten diesen Ansatz zugrunde (vgl. etwa
VON
E
SSEN
1958,
110ff.; 1964, 10f.; T
ERNES
1981, 379ff.; W
IESINGER
1983a, 1989f.; vgl. außerdem
G
OLTZ
/
W
ALKER
1990, 43; A
UER
1991, 24f.; C
HAPMAN
1993; K
ÄHLER
-S
CHNOOR
1997, 31 und 36f.), so dass man tatsächlich von einer entstandenen „Lehrmeinung
von der ‚Überlänge‘“ (K
OHLER
2001, 397) sprechen kann.
Qualitätsopposition + binäre Quantitätsopposition: Der dritte Ansatz bestreitet,
dass für den Unterschied zwischen ‚kurzen‘ und ‚langen‘ Vokalen die Quantität
entscheidend sei; distinktiv sei hier die Qualität. Der Gegensatz zwischen ‚langen‘
und ‚überlangen‘ (‚schleiftonigen‘) Vokalen wird dagegen weiterhin durch einen
Quantitätsunterschied erklärt. Es ergibt sich folgendes Tripel: ritt */rt/, riet */rit/,
ried */rit/. Diese Position vertritt besonders K
OHLER
(1986, 8ff.; 2001, 393ff.), der
für einige schleswig-holsteinische Mundarten messphonetische Belege anführt.
26
4.3.2.Eigene Analyse
Für das Altenwerder Platt trifft keiner der skizzierten Ansätze völlig zu. Es erscheint
nach der Diskussion in Abschnitt 3.1.2. schlüssig, dass zwischen ‚kurzen‘ und
‚langen‘ Vokalen in erster Linie ein qualitativer Gegensatz besteht, die Vokaldauer
ist allophonisch. Die Annahme einer ternären Quantitätsopposition erübrigt sich
damit von selbst. Insofern folgt die Analyse hier dem dritten Ansatz.
Daraus folgt jedoch keineswegs, dass für den Unterschied zwischen ‚langen‘ und
‚überlangen‘ Vokalen zwangsläufig die Quantität entscheidend ist, wie der dritte
Ansatz annimmt. Sofern unterschiedliche Tonhöhenverläufe bei ‚langen‘ und
logische Relevanz von Tonhöhenverläufen für verschiedene nordniedersächsische Dialekte dagegen
nicht eindeutig bestätigen. Es bleibt allerdings unklar, inwieweit diese Ergebnisse auch interdialektale
Unterschiede oder einen möglichen rezenten Schwund der prosodemischen Unterscheidung wider-
spiegeln.
25 KLOEKE (1913, 30f.) und LARSSON (1917, 19) unterscheiden nicht zwischen phonetischer (allopho-
nischer) und phonologisch distinktiver Quantität und kommen deshalb auf mehr als drei Stufen; ent-
scheidend ist, dass sie das hier behandelte suprasegmentale Merkmal eindeutig als quantitative, nicht
als tonale Eigenschaft auffassen.
26 In KOHLERs Transkription erscheint für einige Mundarten – bedingt durch den qualitativen
Zusammenfall der abgesenkten Vokale ([ ]) mit den halbgeschlossenen Vokalen ([e ø o]) – wie-
derum ein ternärer quantitativer Gegensatz nur für die halbgeschlossenen Vokale; für ein ähnliches
Tripel wie oben ergäbe sich ritt */ret/ ‘reißt’, reet */ret/ ‘riss’, Reed */ret/ ‘Rede’. Das hat mit dem
hier diskutierten Phänomen jedoch nur indirekt zu tun.
H
ÖDER
16
‚überlangen‘ Vokalen phonetisch nachweisbar sind, müsste – genau wie bei den
aneinander gekoppelten Kategorien Quantität und Qualität – entschieden werden, ob
der quantitative oder der tonale Gegensatz als distinktiv gewertet wird; das jeweils
andere Merkmal wäre dann allophonisch.
Die Argumentation gegen einen tonalen Kontrast stützt sich vor allem auf zwei
Punkte (vgl. auch im Folgenden K
OHLER
2001, 397ff.): Erstens sind in untersuchten
Mundarten bei Wortpaaren wie riet – ried keine ausgeprägten phonetischen Unter-
schiede im Tonhöhenverlauf festgestellt worden. Zweitens wird die Entstehung der
‚Überlänge‘ stets im Zusammenhang mit der Entwicklung gesehen, dass infolge der
e-Apokope stimmhafte Obstruenten in den Auslaut getreten und durch Auslautver-
härtung stimmlos geworden sind; die ursprünglich allophonische Längung von
Vokalen vor stimmhaften Konsonanten ist so als einziges Unterscheidungsmerkmal
etwa in Paaren wie riet – ried erhalten geblieben und damit heute phonologisch
distinktiv.
Diese Argumentation leuchtet für das Altenwerder Platt nicht unbedingt ein.
Erstens lassen sich hier bei Wörtern mit ‚Länge‘ und ‚Überlänge‘ auditiv durchaus
phonetisch unterschiedliche Tonbewegungen erkennen; es kontrastieren ein ein-
facher (in der Regel fallender) und ein komplexer (zunächst ebener, dann fallender)
Ton. Zweitens, und dies scheint entscheidender, sind diese Unterschiede auch in
lautlichen Umgebungen erkennbar, die von der Neutralisierung der Opposition
zwischen stimmlosen und stimmhaften Obstruenten nicht betroffen sind, etwa vor
Nasalen wie bei Kraam (‚lang‘) ‘Kram’ und kaam (‚überlang‘) ‘komme’. Zwar
beruhen diese Funde nur auf einer auditiven Analyse des Materials und sind zurzeit
nicht messphonetisch überprüfbar, sie entsprechen aber dem, was sich bei Sprechern
anderer Mundarten bereits messphonetisch ermitteln ließ.
27
Ohne damit die Ergebnisse anderer Untersuchungen in Frage zu stellen, scheint
aus den genannten Gründen für das Altenwerder Platt eine phonologische Analyse
angemessen, die nicht von einem lediglich quantitativen Unterschied ausgeht,
sondern eine phonetisch komplexe Opposition zwischen zwei suprasegmentalen
Phonemen zugrunde legt, bei der auch der Tonhöhenverlauf eine Rolle spielt. Die
unterschiedliche Vokaldauer wird entsprechend als eine in bestimmten Kontexten
auftretende allophonische Realisierung dieser Opposition interpretiert. ‚Länge‘ und
‚Überlänge‘ repräsentieren demnach zwei Prosodeme: Prosodem 1 (in der
Transkription nicht eigens markiert) entspricht dabei einem einfachen, Prosodem 2
(mit Zirkumflex notiert) entspricht einem komplexen Tonhöhenverlauf mit poten-
tieller Längung des Vokals. Es ergibt sich folgendes Tripel: ritt /rt/, riet /rit/, ried
/rît/. Weitere Minimalpaare (oder minimale Stellungen) sind: Moot /meot/ ‘Mut’,
Mood /mêot/ ‘Mode’; freit /frit/ ‘freut’, Freid /fri t/ ‘Freude’; sien /zin/ ‘sein’,
Marien /marîn/ ‘Marine’; Fööt /fit/ ‘Füße’, mööd /mit/ ‘müde’.
27 Die Messungen im Jahre 2002 wurden mit Unterstützung von Magnús PÉTURSSON (Universität Ham-
burg, Institut für Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft, Abteilung Phonetik, Allgemeine
Sprachwissenschaft und Indogermanistik) an Sprechern anderer Dialekte aus Hamburg und Umge-
bung durchgeführt.
L
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17
Damit gehört das Altenwerder Platt zu den gemäßigten Tonsprachen (T
ERNES
1999, 140ff.) wie etwa auch die festlandskandinavischen Sprachen.
28
4.3.3. Distribution
Prosodem 2 kommt – der Entstehungsgeschichte der prosodemischen Distinktion
entsprechend – nur bei langen Vokalen in der letzten Silbe eines Wortes vor. Bei
kurzen Vokalen ist der prosodemische Kontrast damit generell nicht distinktiv. Ob
Prosodem 2 auch bei Kombinationen von beliebigen Vokalen mit nachfolgendem
vokalisiertem /r/ oder /l/ auftreten kann, lässt sich anhand des vorhandenen Materials
nicht endgültig klären, ebenso wenig die Frage nach dem Vorkommen in offenen
Silben. Potentielle Minimalpaare (oder minimale Stellungen) bilden etwa Dreih
/dri/ ‘Dreh’ und dreih
?
/dri/ ‘drehe’; Fier /fir/ ‘Feier’ und fier
?
/fîr/ ‘feiere’; al /al/
‘schon’ und all
?
/âl/ ‘alle’. Am deutlichsten scheint Prosodem 2 bei Kombinationen
von Vokalen + /l/ nachweisbar, eindeutig etwa für das Wort Elv ‘Elbe’ (/lf/). Unklar
ist außerdem, ob eine prosodemische Distinktion nur in betonten Silben möglich ist;
potentielle Gegenbeispiele wären etwa Arbeit /abi t/ ‘Arbeit’ und arbeid
?
/abit/
‘arbeite’ sowie Heiraat /hirot/ ‘Heirat’ und heiraad
?
/hirôt/ ‘heirate’, ein nicht
flektiertes Wort mit Prosodem 2 in unbetonter Silbe wäre Harbarg
?
/habâx/
‘Herberge’.
Das Auffinden prosodemischer Minimalpaare und die Identifizierung des Pro-
sodems 2 überhaupt werden durch drei verschiedene Faktoren erschwert:
a. Unabhängig von Prosodem 2 tritt Vokallänge vor allen stimmhaften Kon-
sonanten und vor Junktur auf (vgl. 3.1.3.). Deshalb ist Vokallänge nur vor
stimmlosen Obstruenten für das Erkennen des Prosodems 2 hilfreich (riet
[rit] – ried [rît]), in allen anderen Kontexten scheint allein der Ton-
höhenverlauf distinktiv (sien [zn] – Marien [marn]).
b. Je nach Öffnungsgrad haben Vokale eine unterschiedliche inhärente
Dauer; offenere Vokale sind im gleichen lautlichen Kontext in der Regel
länger als geschlossenere (N
EPPERT
1999, 181f.; L
EHISTE
1979, 18f.).
Deshalb ist die Vokallänge als Indiz für Prosodem 2 bei geschlosseneren
Vokalen (riet – ried) deutlicher hörbar als bei offeneren (laat /lot/ ‘lasse’ –
laad /lôt/ ‘lade’).
c. Satzphonetisch werden prosodische Unterschiede auf Wortebene häufig
durch andere Intonationsmuster überlagert und dann neutralisiert: Unbe-
tonte Wörter mit Prosodem 2 werden im Satz häufig ohne die charakte-
ristische Tonbewegung realisiert, dagegen ist etwa am Ende von Aussage-
28 Für die Regionalsprache Südjütlands, das Sønderjysk, wird sogar ein Phänomen beschrieben, das in
Entstehung und Realisierung den beiden Prosodemen des Altenwerder Platt recht genau entspricht;
hier bilden etwa lys /lys/ ‘Licht’ und lys (< lyse) /lŷs/ ‘leuchten’ ein Minimalpaar (GRØNNUM 1998,
164; vgl. auch RINGGAARD 1973, 25).
H
ÖDER
18
sätzen häufig zu beobachten, dass die Satzintonation dem für das
Prosodem 2 typischen Tonhöhenverlauf gleicht.
In dieser Darstellung kann auf verschiedene andere Aspekte der prosodemischen
Distinktion, auch aufgrund des begrenzten Datenmaterials, nicht weiter eingegangen
werden. Interessant wäre vor allem die Frage, ob auch andere Faktoren als bloße
e-Apokope die Entstehung des Prosodems 2 verursacht haben. Diesen Schluss legen
Beispiele wie Peer (< Peerde) /pr/ ‘Pferde’, Wöör (< Wöörder) /vir/ ‘Wörter’ und
franzöösch (< französisch) /frants / ‘französisch’ nahe, die sämtlich Prosodem 2
aufweisen; hier kommen anstelle der Apokope nur wortinterne Prozesse von Syn-
kope und Kontraktion als Auslöser in Frage. Im Hinblick auf die Genese der
prosodemischen Distinktion könnten außerdem die Rolle der Isochronie
29
und das
Verhalten von Lehnwörtern aufschlussreich sein.
4.3.4. Lange $asale
Erwähnenswert ist hier auch die Frage der phonetisch langen finalen Nasale ([m n
ŋ]),
30
die als Folge der e-Synkope etwa in den Formen kamen [kõm] ‘kommen’,
finnen [fn] ‘finden’ und hangen [hãŋ] ‘hängen’ zu beobachten sind (dagegen sind
in apokopierten Formen wie Kann ‘Kanne’ im Altenwerder Platt die Nasale kurz:
[kãn], nicht *[kãn]; vgl. etwa C
HAPMAN
1993, 134). Die Länge dieser Nasale wird
in der Literatur entstehungsgeschichtlich und in der phonologischen Analyse
teilweise mit der ‚Überlänge‘ der Vokale gleichgesetzt (vgl.
VON
E
SSEN
1958, 111),
und es ist in Anbetracht der Tonhöhenverläufe in Wörtern mit langen Nasalen
durchaus denkbar, hier entsprechend einen prosodemischen Gegensatz anzunehmen
(finn /fn/ ‘finde’ mit Prosodem 1, finnen /fn/ ‘finden’ mit Prosodem 2). Das
Prosodem wäre dann nicht mehr an die ganze Silbe, sondern vielmehr an ein
Segment innerhalb der Silbe gekoppelt; es ergäbe sich etwa dieses Tripel: mien /min/
‘mein’, Mien
?
/mîn/ ‘Mine’, Minen
?
/min/ ‘Minen’ (vgl. auch P
REHN
i. Vorb. a).
Andererseits scheint auch eine biphonematische Analyse der langen Nasale (analog
zu Konsonantenfolgen wie /bm dn ŋ/) denkbar, aus der sich Interpretationen wie
kamen /komm/, finnen /fnn/, hangen /haŋŋ/ und mien /min/, Mien /mîn/, Minen
/minn/ ergäben. Schließlich ließe sich auch für die Nasale eine distinktive Quantität
annehmen; diese Analyse liefe auf die Darstellungen kamen /kom/, finnen /fn/,
hangen /haŋ/ und mien /min/, Mien /mîn/, Minen /min/ hinaus. Welche Darstellung
insgesamt angemessen ist, müsste weiter untersucht werden.
29 Zu diesem Phänomen vgl. NEPPERT (1999, 183f.), TERNES (1981, 384) sowie die Beschreibung bei
VON ESSEN (1958, 111f.), der allerdings den Begriff Isochronie noch nicht verwendet.
30 Die Transkription als [m n ŋ] anstelle der verbreiteten Notation mit doppelten Konsonantensym-
bolen ([mm nn ŋŋ]) soll hier verdeutlichen, dass phonetisch nur ein Segment vorliegt.
L
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LATT
19
5. Phonotaktik
In phonotaktischer Hinsicht sind die Unterschiede zwischen den niederdeutschen
Mundarten und dem Standarddeutschen gering und wenig charakteristisch. Die
folgende Darstellung berücksichtigt daher vor allem die Punkte, in denen das
Altenwerder Platt vom Standarddeutschen (vgl. T
ERNES
1999, 185ff.) abweicht.
Auslautverhärtung: Hier gilt für das Altenwerder Platt wie im Standard-
deutschen, dass der Gegensatz zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten
silbenfinal aufgehoben ist, so dass hier keine stimmhaften Obstruenten vorkommen.
Die sich daraus ergebenden morphophonologischen Alternationen beziehen sich
jedoch auf andere Konsonantenpaare als im Standarddeutschen. Dabei wechselt /t/
mit /d/ (goot /eot/ ‘gut’, gode /eod/ ‘gute’), /x/ mit // (segg /zx/ ‘sage’, seggen
/zŋ/ ‘sagen’) und /s/ mit /z/ (lees /lês/ ‘lese’, lesen /lezn/ ‘lesen’). Die Alternation
zwischen /f/ und /b/ tritt regelmäßig nur nach langen Vokalen auf (schruuv /rûf/
‘schraube’, schruben /rubm/ ‘schrauben’), nach kurzen Vokalen kommen Wechsel
sowohl zwischen /f/ und /b/ als auch zwischen /p/ und /b/ vor (vgl. schrubb /rp/
‘schrubbe’, schrubben /rbm/ ‘schrubben’, aber heff /hf/ ‘habe’, hebben /hbm/
‘haben’).
/ŋ/ und /ŋk/: Der paradigmatische Wechsel zwischen /ŋ/ und der Folge /ŋk/ weist
zwar gewisse Parallelen mit der Auslautverhärtung bei anderen Konsonanten auf,
hängt aber anders als bei diesen Lauten (synchron) nicht mit einer Distributions-
beschränkung zusammen: jung /jŋk/ ‘jung’, junge /jŋ/ ‘junge’, Jung /jŋ/
‘Junge’; vgl. auch den Unterschied zwischen lang /laŋk/ ‘lang’ und lang /laŋ/ ‘lange
(Zeit)’.
Silbenanlaut: Stärkere Abweichungen bestehen bei den silbeninitial zulässigen
Konsonantengruppen (vgl. T
ERNES
1999, 190f.; K
ÄHLER
-S
CHNOOR
1997, 48ff.).
Auffällig sind im Vergleich zum Standarddeutschen vor allem Kombinationen, an
denen die Laute /s v/ beteiligt sind. Die initialen Verbindungen /st sp sv sm sn sl/
sowie /spl spr str/
31
entsprechen dabei wie in zahlreichen anderen niederdeutschen
Mundarten den hochdeutschen Verbindungen mit //.
32
Der Anlaut /tv/ entspricht in
der Regel hochdeutschem /v/ (etwa in twee /tv/ ‘zwei’), /dv/ entspricht im
Hochdeutschen teils ebenfalls /v/ (dwing /dvŋ/ ‘zwinge’), teils aber auch /kv/
(dwars /dvas/ ‘quer’). Die Folge /vr/ ist ein typisches Merkmal niederdeutscher
Dialekte, kommt aber nicht sehr häufig vor (etwa in Wrack /vrak/ ‘Wrack’).
Anlautendes /ts/ entspricht der hochdeutschen Affrikate //.
Fraglich ist, wie die initiale Kombination /t/ zu werten ist. Es gibt nur wenige
Belege für anlautendes /t/, etwa die Interjektionen tschüüß /tys/ ‘tschüs’ und tja
31 Initiales /spl/ ist nicht belegt, kann aber für Wörter wie splieten /splitn/ ‘spleißen’ angenommen
werden.
32 Eine zum Zeitpunkt der Aufnahmen jüngere Sprecherin verwendet auch im Niederdeutschen die
Varianten mit //, etwa snacken /nakŋ/ ‘sprechen’. Möglicherweise ist dies ein Indiz für eine einset-
zende Veränderung in der Phonotaktik des Altenwerder Platt, wie sie auch in anderen Dialekten zu
beobachten ist.
H
ÖDER
20
/ta/ ‘tja’ sowie die Lehnwörter auf -tschoon (wie Konfirmatschoon /knfrmateon/
‘Konfirmation’), die zudem häufig Aussprachevarianten aufweisen (belegt ist etwa
/-tsieon/). Zumindest bei den beiden Interjektionen handelt es sich jedoch um
äußerst frequente Formen, so dass es gerechtfertigt scheint, /t/ als möglichen Anlaut
mit einzubeziehen.
Für die silbischen Nasale besteht die Distributionsbeschränkung, dass /m ŋ/ nur
nach homorganen Plosiven (/b p/ bzw. / k/) vorkommen, während /n/ nach labialen
und velaren Plosiven gerade nicht auftritt.
6. Vergleich
6.1. Mittelniederdeutsch
Um das Altenwerder Platt mit den Beschreibungen anderer Mundarten und Dialekt-
räume des Niederdeutschen vergleichen zu können, ist es sinnvoll, die bislang
dargestellten Ergebnisse einem überdialektalen Bezugssystem gegenüberzustellen.
Dafür wird in der Regel ein mittelniederdeutsches Phonemsystem als Vergleichs-
basis verwendet. Weil bei den Konsonanten die Abweichungen zwischen den nieder-
deutschen Dialekten relativ gering sind, scheint dieser Vergleich für das
Konsonantensystem nicht unbedingt notwendig; bei den Vokalen ist er dagegen
sinnvoll.
33
Das hier als Bezugssystem in Ausschnitten dargestellte Phoneminventar
ist dabei vereinfacht und berücksichtigt nicht mehr Varianten, als für den Abgleich
mit dem Altenwerder Platt benötigt werden.
Mittelniederdeutsch Altenwerder Platt
Kurzvokale
(geschlossene Silbe)
/i/
–
/y/
–
/u/
/
/
–
/
/
–
/
/
‚kurze‘ Vokale
/e/
–
/ø/
–
/o/
/
/
–
/œ/
–
/
/
/a/
/a/
ehem. Kurzvokale
(offene Silbe)
/e/
–
/ø/
–
/o/
/e/
–
/ø/
–
/o/
‚lange‘ Vokale
/a/
/o/
Langvokale
/i
/
–
/y
/
–
/u
/
/i/
–
/y/
–
/u/
‚lange Vokale‘,
Diphthonge
/e
/
–
/ø
/
–
/o
/
/
/
–
/
i
/
–
/
eo
/
/a
/
/o/
Diphthonge
/
ei
/
/
i
/
Diphthonge
/
au
/
/
au
/
Vokale + r
/ir/
,
/er/
,
/ar/
/a
/
Langvokale
34
/or/
/
/
Tabelle 4: Vokale des Altenwerder Platt und mittelniederdeutsches Bezugssystem
33 Vgl. hierzu etwa das Vorgehen bei KLOEKE (1913, 72f. und 54ff.), außerdem die Darstellungen bei
STELLMACHER (2000, 55f.), WIESINGER (1983b, 1062ff.) sowie TEEPE (1973).
34 Hier sind die Fälle nicht berücksichtigt, in denen auch im Altenwerder Platt das /r/ segmental erhalten
ist.
L
AUTSYSTEM DES
A
LTENWERDER
P
LATT
21
6.2. Finkenwerder
Das Lautsystem des Finkenwerder Dialekts ist ausführlich bei K
LOEKE
(1913) be-
schrieben. Obwohl seine Darstellung nicht konsequent zwischen phonetischen und
phonologischen Merkmalen unterscheidet, lassen sich aus seinen Beobachtungen
Rückschlüsse darauf ziehen, welche Erscheinungen dem Phonemsystem zuzurech-
nen und welche allophonisch sind. Entsprechend ist ein Vergleich zum Altenwerder
Platt gut möglich. Dabei sind die Phonemsysteme beider Dialekte im Wesentlichen
identisch. Im Folgenden werden sowohl auffällige Gemeinsamkeiten zwischen
beiden Mundarten als auch charakteristische Unterschiede aufgeführt.
Plosive: Für Aspiration und Entsonorisierung (K
LOEKE
transkribiert die
entsonorisierten Plosive als [ ], entsprechend hier [b d ]) gilt für den
Finkenwerder und den Altenwerder Dialekt dasselbe. Auch die Realisierung von /d/
als Flap ([], K
LOEKE
nennt diesen Laut einen „stimmhaften überlosen Verschluß-
laut“ und transkribiert [đ]) ist in beiden Mundarten zu beobachten. Einen stimm-
losen Flap ([], bei K
LOEKE
als [ŧ]), der für Finkenwerder als Realisierung von
postvokalischem /t/ beschrieben wird, gibt es dagegen im Altenwerder Dialekt nicht,
ebenso wenig mouillierte (d. h. palatalisierte) Konsonanten (K
LOEKE
1913, 24ff.).
Frikative: Für /v/ gibt K
LOEKE
(1913, 21f.) als Variante einen bilabialen Frikativ
([β]) an; dieser Laut ist im Altenwerder Platt nicht vorhanden. Dagegen besteht
offenbar auch im Finkenwerder Platt eine auffällige Tendenz, neben [ç] (bei K
LOEKE
als [χ] transkribiert) eine weiter hinten artikulierte Variante zu verwenden (K
LOEKE
schreibt [x]); dies entspricht der Beobachtung von prävelarem [x] im Altenwerder
Dialekt (K
LOEKE
1913, 23).
Monophthonge: K
LOEKE
hebt die artikulatorische und auditive Ähnlichkeit
zwischen den abgesenkten Vokalen (in seiner Transkription mit halbierten Vokal-
symbolen notiert) und den halbgeschlossenen Vokalen besonders hervor; dies
entspricht der hier verwendeten Transkription [ ] (vgl. auch im Folgenden
K
LOEKE
1913, 15ff.). Bei den vorderen halbgeschlossenen Vokalen findet sich für
das Finkenwerder Platt jedoch kein Hinweis auf eine von den Kardinalvokalen ab-
weichende Qualität wie in Altenwerder (in engerer Transkription [e ø]); K
LOEKE
identifiziert die Qualität von [e ø] mit der Qualität der entsprechenden hochdeut-
schen Vokale. Auch die Qualität von /a/ weicht im Finkenwerder Platt nach
K
LOEKES
Beschreibung nicht vom Kardinalvokal [a] ab, während der Vokal in
Altenwerder etwas geschlossener ist ([a]). Umgekehrt fehlt im Altenwerder Dialekt
eine diphthongische Aussprache des /u/; für Finkenwerder gibt K
LOEKE
eine
Variante an, die in IPA-Transkription etwa als [u] wiedergegeben werden könnte.
Ebenso entspricht der Vokal /o/ im Altenwerder Platt einem Diphthong im Finken-
werder Dialekt (K
LOEKES
Notation entspricht etwa [o]; vgl. K
LOEKE
1913: 27). Zu
einem Phonem // gibt es für Finkenwerder keine Hinweise; sie sind bei K
LOEKES
auf den diachronen Aspekt ausgerichteter Arbeit jedoch auch nicht zu erwarten, weil
// nicht auf einen Vokal in älteren Sprachstufen zurückgeht, sondern sekundär
entstanden ist.
H
ÖDER
22
Zentralvokale: K
LOEKE
(1913, 19) beschreibt für Finkenwerder zwei Zentral-
vokale, die er als [] und [ɑ] transkribiert. Auffällig ist die Bemerkung, dass []
artikulatorisch dem [] nahestehe und [ɑ] – zumindest als Bestandteil von Diphthon-
gen – fast wie [a] klinge. Dies weist in dieselbe Richtung wie die Beobachtung, dass
im Altenwerder Platt kein von // verschiedener Zentralvokal *// existiert und voka-
lisiertes /r/ neben [] auch als [] oder [a] realisiert werden kann.
Diphthonge: Den Altenwerder Diphthongen /eo au i i / entsprechen im
Finkenwerder Platt die phonetisch leicht abweichenden Diphthonge [æ a a ]
(notiert mit den entsprechenden Vokalsymbolen, K
LOEKE
1913, 27).
Diphthonge + /r/: Anstelle der Phonemfolgen / r/, /ir/ und /eor/, die im
Altenwerder Platt vorkommen und als Triphthonge realisiert werden, hat die
Finkenwerder Mundart /ir/, /yr/, /ur/, etwa in Peerd ‘Pferd’ ([pt] gegenüber
[pi]), höörn ‘hören’ ([hn], [hn]) und Boord ‘Bord’ ([beot], [bu]; vgl.
K
LOEKE
1913, 57ff.).
35
$asalierung: K
LOEKE
beobachtet für nahezu alle Vokale der Finkenwerder
Mundart das Vorkommen nasalierter Varianten (in seiner Transkription [į ę ą] usw.;
K
LOEKE
1913, 20f. und 28f.). Diese Nasalierung ist nicht nur – wie im Altenwerder
Platt – ein Assimilationsprodukt vor Nasalkonsonanten (K
LOEKE
1913, 53 notiert
etwa Been [ęįn] ‘Bein’, in Altenwerder entspricht dem die Form [bn]), sondern
bewirkt in bestimmten lautlichen Kontexten auch den Ausfall folgender
Nasalkonsonanten (etwa in Finster [fstɑ] ‘Fenster’, K
LOEKE
1913, 51). Dadurch
wird der Unterschied zwischen oralen und nasalierten Vokalen für das Finkenwerder
Platt phonologisch distinktiv, während er im Altenwerder Dialekt nur allophonisch
ist. Die Nasalierung gilt in beiden Dialekten auch für vokalisiertes /r/ (K
LOEKE
notiert [ɑ]) und für postvokalisches /l/ (K
LOEKE
1913, 21).
Quantität und Tonalität: Im Finkenwerder Dialekt scheint es eher eine distink-
tive Vokallänge zu geben als im Altenwerder Platt, weil ursprünglich stimmlose
Plosive hier in bestimmten Kontexten immer stimmhaft realisiert werden. K
LOEKE
(1913, 25, auch Anm. 2) belegt dies etwa an minimalen Stellungen wie blieben
[blibm] ‘bleiben’ und griepen [ribm] ‘greifen’; hier ist tatsächlich nur die Vokal-
länge distinktiv.
36
In Altenwerder entsprächen dem die Formen [blibm] und
[ripm]. Darüber hinaus existiert in beiden Mundarten das Phänomen, das hier als
Prosodem 2 beschrieben worden ist; K
LOEKE
interpretiert dies als Quantitäts-
merkmal (‚Überlänge‘).
35 KLOEKE transkribiert hier entsprechend [pīaŧ], [hyɑ n] und [ūɑŧ].
36 KLOEKE transkribiert hier [lībm] und [ribm].
L
AUTSYSTEM DES
A
LTENWERDER
P
LATT
23
6.3. Kirchwerder
Der Vergleich stützt sich auf die Darstellung bei
VON
E
SSEN
(1958; 1964).
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Phonemsysteme des Kirchwerder
und des Altenwerder Dialekts weitgehend deckungsgleich sind.
Plosive: Bei Aspiration und Entsonorisierung gibt es keine Unterschiede
zwischen dem Altenwerder und dem Kirchwerder Platt. Das gilt auch für die
Artikulation eines zusätzlichen Glottalverschlusses bei den stimmlosen Plosiven vor
silbischen Nasalen (
VON
E
SSEN
1958, 107 transkribiert etwa snacken [snak’ŋ]
‘sprechen’; dem entspricht für Altenwerder die Transkription [snakŋ]). Das Kirch-
werder Platt kennt offensichtlich nicht die Variante [] für intervokalisches /d/ (
VON
E
SSEN
1964, 14).
Frikative: Für Kirchwerder beschreibt
VON
E
SSEN
eine bilabiale Variante des
Konsonanten /v/ ([β];
VON
E
SSEN
transkribiert [w]); diese Form ist im Altenwerder
Dialekt nicht zu beobachten. Dagegen bemerkt
VON
E
SSEN
, dass [] im Kirchwerder
Platt schwächer labialisiert ist als im Hochdeutschen; diese Beobachtung gilt auch
für Altenwerder. Ebenso gilt für beide Mundarten, dass /j/ weiter vorn realisiert wird
als im Hochdeutschen (
VON
E
SSEN
transkribiert [], für Altenwerder gilt zumeist
eher [];
VON
E
SSEN
1964, 14).
Allophonie bei /l/: V
ON
E
SSEN
unterscheidet für Kirchwerder einen velarisierten
und einen nicht velarisierten Lateral ([] und [l]) als stellungsbedingte Allophone
von /l/; das Altenwerder kennt hier nur die Form [l]. Beiden Dialekten gemeinsam
ist dagegen die (Fast-)Vokalisierung von postvokalischem /l/. Im Kirchwerder
Dialekt kann in dieser Position ein velarer Approximant artikuliert werden (bei
VON
E
SSEN
als [
u
] notiert, in IPA entsprechend [w] oder []), für Altenwerder gilt hier ein
alveolarer Approximant (hier als [l] transkribiert;
VON
E
SSEN
1964, 14).
Vokale: Bei den Monophthongen existieren kaum Unterschiede zwischen beiden
Mundarten. Von Essen beschreibt für Kirchwerder sowohl ein e- als auch ein a-
Schwa (bei ihm transkribiert als [] und [
a
], in IPA [] und []). Dabei hat // in
Kirchwerder Phonemstatus, während für Altenwerder kein solches Phonem anzu-
nehmen ist (
VON
E
SSEN
1964, 13 und 18). Geringfügige Unterschiede bestehen bei
den Diphthongen: Den Altenwerder Diphthongen /eo au i i/ entsprechen im
Kirchwerder Platt die Diphthonge [o ao a] (bei
VON
E
SSEN
1964, 13 notiert
als [
o
i
ā
o
ü
ā
i
], in wiederum abweichender Notation vgl. auch
VON
E
SSEN
1958,
109). Anders als im Altenwerder Platt kommen nasalierte Vokale in Kirchwerder
offenbar nur selten vor (
VON
E
SSEN
1958, 109).
Allophonische Vokallänge, Quantität, Tonalität: Im Hinblick auf diese Erschei-
nungen gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen dem Altenwerder und
dem Kirchwerder Platt (abgesehen von der Behandlung der ‚Überlänge‘ als Quanti-
tätsmerkmal; vgl.
VON
E
SSEN
1958, 109ff.; 1964, 10f.).
H
ÖDER
24
7. Zusammenfassung
Der heute praktisch ausgestorbene niederdeutsche Dialekt von Altenwerder ist durch
Tonbandaufnahmen dokumentiert. Eine Auswertung dieser Aufnahmen ermöglicht
eine Analyse der phonetischen und phonologischen Merkmale des Altenwerder Platt.
Die Ergebnisse stimmen teils mit den Beschreibungen anderer (besonders benach-
barter) Dialekte überein, teils bestehen aber auch auffällige Unterschiede. Zu den
typischen Kennzeichen des Altenwerder Platt zählen demnach die Qualitäten einiger
Vokale, die Nasalierung, die Existenz phonetischer Triphthonge und die Variation
bei intervokalischen Plosiven. Außerdem gehört die Altenwerder Mundart zu den
Dialekten, die zwischen halbgeschlossenen Monophthongen und Diphthongen unter-
scheiden. Abweichungen von anderen Darstellungen ergeben sich insbesondere aus
der Interpretation des Verhältnisses von Vokalquantität und -qualität sowie der soge-
nannten ‚Überlänge‘, die hier als prosodemische, potentiell auch tonale Eigenschaft
aufgefasst wird. Für diese Analyse sprechen auch phonetische Befunde, die sich
möglicherweise auf andere nordniedersächsische Dialekte übertragen lassen, zum
Teil aber auch spezifische Merkmale des Altenwerder Platt sein können.
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