Conference PaperPDF Available

Was unterscheidet xMOOCs von der Aufzeichnung von Vorlesungen?

Authors:

Abstract

Obwohl die o.g. Fragestellung simpel erscheint, ist sie dies nur bei der ersten Betrachtung. Ein adäquater Einsatz vorhandener Ressourcen im Hinblick auf die anzusprechende Zielgruppe und die gewünschten Ergebnisse ist an Hochschulen unerlässlich. Somit stellen Antworten auf die Frage, was xMOOCs von Vorlesungsaufzeichnungen unterscheidet, eine wesentliche Entscheidungsbasis für die Auswahl der am besten geeigneten Methode im jeweiligen Kontext dar.
© Waxmann Verlag GmbH, CC-BY-NC-ND 4.0
312
Ortrun Gröblinger, Michael Kopp, Martin Ebner
Was unterscheidet xMOOCs von der Aufzeichnung von
Vorlesungen?
1 Einleitung
Obwohl die o.g. Fragestellung simpel erscheint, ist sie dies nur bei der ersten
Betrachtung. Ein adäquater Einsatz vorhandener Ressourcen im Hinblick auf die
anzusprechende Zielgruppe und die gewünschten Ergebnisse ist an Hochschulen
unerlässlich. Somit stellen Antworten auf die Frage, was xMOOCs von
Vorlesungsaufzeichnungen unterscheidet, eine wesentliche Entscheidungsbasis
für die Auswahl der am besten geeigneten Methode im jeweiligen Kontext dar.
2 Datenbasis und Vergleichsebenen
Für den Beitrag werden sechs Lehrveranstaltungen und 14 Antrittsvorlesungen,
die an der Universität Innsbruck aufgezeichnet wurden, sowie acht von der
Universität Graz und der Technischen Universität Graz produzierte xMOOCs in
die vergleichende Analyse mit einbezogen. Alle Angebote waren zumindest zwi-
schen März 2014 und Februar 2015 online verfügbar. Anhand dieses Settings
erfolgt eine exemplarische Gegenüberstellung von Lehr veranstaltungs auf-
zeichnungen und xMOOCs mit deren Hilfe der Frage nachgegangen wird, was
die beiden A/V-Formate unterscheidet bzw. wo ihre jeweiligen Vor- und Nach-
teile liegen.
Der Vergleich zwischen den Vorlesungsaufzeichnungen und den xMOOCs
erfolgt auf folgenden Ebenen: Motivationsfaktoren für die Erstellung, Ziel-
gruppen, didaktische Aufbereitung, notwendige Ressourcen, rechtliche Aspekte
und eingesetzte Technologien.
Unterschiede lassen sich vor allem im Hinblick auf die Motivationsfaktoren,
die Zielgruppen und die didaktische Aufbereitung feststellen. Die recht lichen
Aspekte hingegen unterscheiden sich aufgrund der Tatsache, dass es sich in
beiden Fällen um Veröffentlichungen im Internet handelt, kaum. Die Frage
der eingesetzten Ressourcen und Technologien wiederum ist weniger an der
Unterscheidung zwischen Vorlesungsaufzeichnungen und xMOOCs, sondern
vielmehr an dem Professionalisierungsgrad der produzierten Videos und dem
damit verbundenen Aufwand festzumachen.
Der durchgeführte Vergleich lässt folgende Schlussfolgerungen zu:
Publiziert in: Digitale Medien und Interdisziplinarität, Herausforderungen, Erfahrungen, Perspektiven. Nistor, N. &
Schirlitz, S (Hrsg.). Waxmann Verlag. Medien in Wissenschaft. Band 68
© Waxmann Verlag GmbH, CC-BY-NC-ND 4.0
313
Was unterscheidet xMOOCs von der Aufzeichnung von Vorlesungen?
Die Motivationsfaktoren für die Erstellung beider Online-Bildungsangebote
unterscheiden sich deutlich. Lehrveranstaltungsaufzeichnungen werden pri-
mär zur Prüfungsvorbereitung und als zeit- und ortsunabhängige Alter-
native zu Präsenz-Lehrveranstaltungen genutzt. Der Servicegedanke gegen-
über Studierenden steht im Vordergrund. Bei xMOOCs spielen die Neu-
verteilungen vorhandener Ressourcen ebenso eine Rolle wie Marketing-
überlegungen und die Erfüllung der Verantwortung von Hoch schulen im
Bereich Life Long Learning.
xMOOCs sprechen mehr Zielgruppen an als Lehrveranstaltungs auf zeich-
nungen. Während letztere hauptsächlich Studierende adressieren, sind die-
se bei xMOOCs unterrepräsentiert. Weil xMOOCs vielfach zur individuel-
len Weiterbildung genutzt werden, stehen deren TeilnehmerInnen meist im
Berufsleben und sind vielfach akademisch vorgebildet. So ist zu erklären,
weshalb xMOOC-TeilnehmerInnen weniger Wert auf ein mit Credits verse-
henes Zeugnis legen und angebotene Kursinhalte häu g selektiv nutzen.
Während Lehrveranstaltungsaufzeichnungen meist kein eigenes didaktisches
Konzept beinhalten, müssen xMOOC-Videos in einen (medien-)didaktischen
Rahmen eingebettet werden. Ist dies der Fall, erlauben xMOOCs interaktive
und kollaborative Arbeitsformen, die zudem um Zusatzmaterialien sowie um
Elemente der Wissensüberprüfung angereichert werden.
Die Konzipierung und Umsetzung von xMOOCs ist aufgrund ihrer höhe-
ren Funktionalität ressourcenintensiver als reine Lehrveranstaltungs auf-
zeichnungen.
• Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind in beiden Fällen nahezu iden-
tisch. Dass die Videoinhalte für xMOOCs meist neu produziert werden müs-
sen erweist sich als Vorteil, da die urheberrechtlichen Bedenken, die mit
der Verwendung von in vielen Lehrveranstaltungen bereits bestehenden
Präsentationen einhergehen, nicht berücksichtigt werden müssen.
Die bei Lehrveranstaltungsaufzeichnungen und der Produktion von xMOOCs
eingesetzte Technologie unterscheidet sich kaum. Entsprechend der verschie-
denen Videoformaten wird unterschiedliche Hard- und Software verwendet,
wobei aber in den meisten Fällen handelsübliche Geräte ausreichen.
Wann soll eine Hochschule also auf xMOOCs, wann auf Vorlesungs auf zeich-
nungen setzen? Die Antwort hängt in erster Linie davon ab, was mit einem spe-
zi schen Angebot erreicht werden soll, wer die adressierte Zielgruppe ist und
welche Ressourcen zur Verfügung stehen. Orientiert man sich vorwiegend an
den benötigten Ressourcen und fokussiert den Servicegedanken gegenüber den
Studierenden, dann sind Lehrveranstaltungsaufzeichnungen zu bevorzugen. Stellt
man hingegen die didaktischen Aspekte und die Einbindung möglichst vieler
Zielgruppen unter Berücksichtigung der damit verbundenen Marketingeffekte in
den Mittelpunkt, dann ist den xMOOCs jedenfalls ein entsprechender Mehrwert
zu attestieren.
Book
Full-text available
Das Arbeitspapier fokussiert eine neue Form von Lehr- und Lernformaten an Hochschulen, bei denen sog. „analoge“, also herkömmliche Formen des Lernen und Lehren mit digitalen Formen verschmelzen und dabei das Internet sowie die mobilen Geräte der Studierenden genutzt werden. Die Entwicklung kann dabei in zwei Richtungen erfolgen: Bislang rein digitale Lernangebote erfahren Verankerung im Präsenzlehren und -lernen, z.B. wenn Online-Videos in Flipped-Classroom-Arrangements zur Vorbereitung für die Präsenzveran- staltung genutzt werden und die Wissensvertiefung dann in der Präsenzveranstaltung erfolgt. Umgekehrt werden Präsenzveranstaltungen mit digitalen Technologien, z.B. durch die Nutzung von Audience-Response-Systemen mit den Smartphones der Studierenden, zu einem neuartigen Lehrformat erweitert (vgl. Abbildung 1). Eine Reihe von Fragen werden dem Arbeitspapier vorangestellt, so u.a. nach Beispielen für Lehr- und Lernformate an Hochschulen die eine Vorreiterrolle einnehmen oder nach Angeboten zur Kompetenzentwicklung an Hochschulen.
ResearchGate has not been able to resolve any references for this publication.